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ALTNORDISCHES ETYMOLOGISCHES
WÖRTERBUCH
ALTNORDISCHES
ETYMOLOGISCHES
WÖRTERBUCH
VON
JAN DE VRIES
ZWEITE VERBESSERTE AUFLAGE
LEIDEN
E. J. BRILL
1977
1. Auflage 1957-60
2. verbesserte Auflage 1962
3. Auflage 1977
Copyright 1962 by E. J. Brxll, Leidcn, Nethcrlands.
All rights reserved. No part of this book may be reproduced or trans-
lated in any form, by print, photoprint, microfilm or any other meanx
without written permission from the publisher.
PRINTED IN THE NETHERLANDS
VORWORT
Die vorbereitende arbeit fur dieses wörterbuch wurde 1939 angefangen;
nachdem das zettelmaterial zusammengestellt und die einschlágige litera-
tur exzerpiert worden war, wurde mit der ausarbeitung der ersten rein-
schrift angefangen, die 1944 bis etwa ein drittel fertiggestellt war.
Dann geriet die arbeit durch die verháltnisse der nachkriegszeit ins
stocken, und erst um 1950 konnte ich, unter schwierigen verháltnissen, die
arbeit zu ende fiihren.
Die schwierigkeit, fur ein so umfangreiches buch einen verleger zu
finden, wurde auf eine iiberraschende weise behoben, als sich die Firma
Brill in Leiden bereit erklárte, die ausgabe zu untemehmen, falls ein
zuschuss in die kosten des druckes gefunden werden könnte. Zu meiner
besonderen freude war die niederlándische „Organisatie voor Zuiver
Wetenschappelijk Onderzoek” bereit, den zur ausgabe benötigten zuschuss
zu bewilligen; ich möchte deshalb dieser Organisation beim erscheinen des
Buches meinen wármsten dank aussprechen.
Mit hinsicht auf die einrichtung des wörterbuches sei folgendes be-
merkt:
Im allgemeinen sind diejenigen wörter, die auf eine leicht erkennbare
weise mittels prá- oder suffixe abgeleitet worden sind, nicht aufgenommen
worden; man wird die etymologie also unter dem gnmdwort finden. Nur
in solchen fállen ist von dieser regel abgewichen, in denen das kompositum
selbst zu besonderen bemerkungen anlasz gab.
Jedes lemma besteht aus den folgenden teilen:
a. Die entsprechungen in den anderen skandinavischen sprachen
b. Die beziehungen zu anderen sprachen, bes. entlehnungen.
c. Die verwandten wörter in den iibrigen germanischen sprachen.
d. Die indogermanischen entsprechungen.
e. Als fussnote: ubersicht der zweifelhaften etymologien, bemer-
kungen zur form oder bedeutung der indogermanischen wurzel und
deren weiterbildungen, schliesslich einiges zur frage der bedeutungs-
entwicklung.
ZUR ZWEITEN AUFLAGE
Weil diese auflage ein photomechanischer nachdruck ist, konnten in dem
text nur geringfugige ánderungen vorgenommen werden; ich muss deshalb
den leser bitten die ‘Berichtigungen und Zusátze’ auf S. XLII ff zu be-
rucksichtigen; sie sind wesentlich erweitert worden, besonders durch die
wertvollen bemerkungen, die in den besprechungen meines buches gemacht
worden sind.
EINLEITUNG
Wir kennen die altwestnordische sprache ausschliesslich aus literarischen
quellen; die folge ist, dass der uberlieferte wortschatz bedeutende
liicken aufweist. Denn, obgleich die sagas ein uberraschend wahrheits-
getreues bild der lebensverháltnisse auf Island und in Norwegen zu geben
versuchen, sie lassen trotzdem grosse gebiete des lebens ganz unberiick-
sichtigt. Schon der umstand, dass die ereignisse sich durchgángig in den
höheren gesellschaftsschichten vollziehen, lásst manches aus dem alltág-
lichen leben im schatten. Was wir z.B. iiber die pflanzen- und tierwelt
erfahren, ist nur ein ausschnitt aus der fiille des damaligen wortgebrauöhs.
Auch die affektiven bildungen, die im intimeren zusammeideben der
menschen eine so bedeutsame rolle spielen, sind in der mehr oder weniger
stilisierten sprache der sagas und besonders der dichtung nur sparsam
vertreten. Ein vergleich mit der islándischen sprache der gegenwart lásst
uns ahnen, was alles hier im dunkeln verborgen geblieben ist, auch wenn
wir dem umstand rechnung tragen, dass gerade in diesem sektor der sprache
neubildungen fortwáhrend in erscheinung treten und álteres sprachmate-
rial auf diese weise manchmal verdrángt wird. Der vergleich mit den ubrigeh
skandinavischen sprachen beweist of t unzweideutig, dass ein wort, wiewohl uns
nicht in den schriftlichen quellen iiberliefert, dennoch schon in der periode
der gemein-nordischen sprache vorhanden gewesen sein muss. Wir können
sogar aus entlehnungen in andere sprachen folgem, dass das betreffende
wort, auch wenn es in unseren texten fehlt, einst im gebrauch gewesen
sein muss.
Die sprache der Eddas und ganz besonders der Skalden enthált ntm
andererseits eine bedeutende zahl an wörtern und ausdrucken, die ganz
besonders zu der gehobenen sprechart der dichtung gehören. Dazu gehören
vor allem die archaismen, die, wenn sie nur einmal vorkommen, nicht
immer leicht zu erkláren sind; dazu gehören weiter auch zahlreiche poetische
umschreibungen, die fur die bildung der schwierigen kenningen das not-
wendige material liefem. Wir wissen nicht einmal immer mit sicherheit,
ob es sich nicht um augenblicksbildungen handelt, die nur der laune oder
der verlegenheit des dichters ihr ephemeres dasein verdanken. Besonders
verdáchtig sind die langen reihen poetischer wörter, die unter dem namen
þulur iiberliefert worden sind. Unter den etwa 170 bezeichnungen fur
„schwert” ist nur ein ganz bescheidener prozentsatz, der dem wirklichen
sprachgebrauch entnommen ist; im allgemeinen sind es entweder veraltete,
m der sprache der dichtung am leben erhaltene bezeichnungen oder neu-
schöpfungen, zu denen die schwierige form der dróttkvcett -strophe die skalden
nötigte. Man muss in diesem falle damit rechnen, dass die schriftliche uber-
Heferung nicht alles richtig aufbewahrt hat und es ist ein aussichtsloses
bemiihen, fur ein wort, das weiter nichts als eine verderbte lesart einer
handschrift ist, eine etjunologie zu ersinnen.
Diese art der uberlieferung des altwestnordischen erklárt, dass eine ziem-
lich grosse zahl von wörtem keine entsprechungen in den ubrigen ger-
manischen sprachen findet, ja dass sie manchmal auch in den skandinavi-
s ohen schwestersprachen fehlen. Diese nur ftir Island bezeugten wörter
VIII
EINLEITUNG
können naturlich kostbare relikte der gemeinsamen ursprache sein, die bei
den iibrigen germanischen stámmen verloren gegangen sind. Aber das wird
doch nur sehr selten der fall sein. Im allgemeinen erregen sie den verdacht,
au f Island neu geschaffen zu sein, besonders wenn sie nur in der dichtung
auftreten. Verbindungen mit nach ort und zeit weit entlegenen indoger-
manischen wörtern miissen deshalb wohl immer einer gewissen skepsis
begegnen.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass in mehreren fállen jede kunst
des sprachvergleichens scheitert. Eher könnte man sich daruber wundern,
dass bei einer solchen beschaffenheit des wortschatzes noch so vieles klar
und durchsichtig ist, dass uberhaupt die anknupfung an das sprachmaterial
der anderen indogermanischen sprachen möglich gewesen ist. Sehen wir
genauer zu, so bemerken wir, dass eine grosse zahl der versuchten etymo-
logien nur als erklárungshypothesen zu betrachten sind, die oft nur eine
sehr bedingte wahrscheinlichkeit beanspruchen können. Man kann gerade-
zu feststellen, dass die zahl der vollkommen gesicherten etymologien ziem-
Iich klein ist und dass die zahl derjenigen, die sowohl nach der lautform
wie nach der bedeutung keinerlei schwierigkeiten aufweisen, noch viel
beschránkter ist.
Man hat — nicht ohne eine gewisse úbertreibung — behauptet, dass
etwa 30 % des germanischen wortschatzes in den anderen indogermanischen
sprachen vollstándig fehlt. Dazu gehören so alltágliche bezeichnungen wie
,,hand, weib, schaf, tag, trinken, fliehen” usw. Diese wörter einer ursprache
zuzuweisen, die von der sprache der eingewanderten Indogermanen úber-
lagert und teilweise aufgesogen wurde, ist eine erklárungshypothese, die
mit dem schönen namen „Substrattheorie” eine zeitlang verfúhrerische
wirkung ausúbte, jetzt aber mit berechtigter skepsis begegnet wird. Schon
der umstand, dass sich die wörter formal reibungslos in das angestammte
germanische sprachmaterial einfúgen, macht die substrathypothese etwas
verdáchtig. Fúr die nur auf Island vorkommenden wörter kommt eine
substratsprache úberhaupt nicht in betracht, weil auf der menschenleerfen
insel die norwegischen einwanderer keine berúhrungen mit einer allogenen
sprache haben konnten. Cber die aus Norwegen mitgenommene sprache,
also úber die nordgermanische sprache selbst, lásst sich in dieser hinsicht
nicht einmal eine vermutung aufsteilen, weil wir von der möglichen vor-
germanischen bevölkering Skandinaviens so gut wie gar nichts wissen.
Niemand wird bezweifeln, dass das indogermanische urvolk eine be-
zeichnung fúr „hand” gehabt hat. Aber wáhrend in allen sprachen der
„fuss” gleichmássig benannt wird, heisst die hand im griechischen x e ^P>
im lateinischen manus, im altindischen hastas, im altslavischen raka und
im germanischen handus. Welches dieser wörter schon im indogermanischen
gebraucht wurde, lásst sich nicht entscheiden; es lásst sich fragen, ob uber-
haupt eines dieser wörter zur grundsprache gehört hat. Aber woher stammt
diese uberraschende vielfalt der bezeichnungen fúr „hand” ? Tabu-er-
scheinungen, die fúr das verschwinden alter wörter gerne angefúhrt werden—
man denke an die verschiedenen namen fúr „bár” — kommen hier schwer-
lich in betracht. Aber wie viel wertvoller, ich möchte fast sagen intimer,
ist dem menschen die hand als der fuss. Der speer, der den gegner treffen
soll; die axt, mit der ein baum gefállt wird; das ruder, mit dem das schiff
in bewegung gerát; sie alle bekommen erst ihre wirkung durch die ziel-
EINLEITUNG
IX
sicherheit der hand. Mit der hand flicht er die weidenzweige zu einem zaun,
bildet er einén lehmtopf, stellt er eine falle. In allen diesen fállen besteht
e in persönliches, oft sogar gefuhlsbetontes verháltnis zum körperteil, was
dazu fuhrt, seine aktive tátigkeit durch umschreibungen wie „greifer”
oder „sammler” auszudrucken. Man könnte fast sagen, dass die etymologie
nur in dem erstarrten teil des wortschatzes zu einigermassen sicheren
ergebnissen fuhren kann, aber uberall dort, wo im strom der lebendigen
sprache alte wörter verschwinden und neue namen ihre stelle einnahmen,
vergleichungen mit anderen sprachen selten gehngen werden.
Eine gesunde methode wird daher erst in der betreffenden sprache selbst
umschau halten. Nur selten entstehen neue wörter als afíektive lautbil-
dungen, die weiter unanalysierbar sind; meistens sind sie umbildungen,
weiterfiihrungen schon vorhandener wörter, wenn sie sogar nicht bloss
diese selbst in einem gewissermassen dichterischen sinne bildhaft verwenden.
Der hinweis bei einem nur islándisch belegten wort auf das Avestische oder
gar das Tocharische gibt anlass zu einem berechtigten zweifel, ob hier das
richtige getroffen ist. Falls aber in einem besonders giinstig gelagerten
fall die iibereinstimmung zwischen zwei in so weit von einander entfemten
sprachgebieten vorkommenden wörtem vollkommen evident ist, so muss
man fragen, wie sie zu erkláren ist. Denn die einfache erklárung, ein altes
erbwort sei an diesen beiden stellen bewahrt geblieben, iiberall sonst ver-
loren gegangen, befriedigt nicht ganz; sie kann uns nur iiberzeugen, wenn
besondere umstánde das wort vor dem untergang haben schutzen können.
Das Keltische und das Iranische zeigen eine auffallende úbereinstimmung in
einigen religiösen begriffen, wie das von Vendryes úberzeugend nachgewiesen
wurde l ); eben der umstand, dass es hier eine gruppe betrifft, die im sakralen
brauchtum verankert ist und deshalb zu den beharrlichsten teilen der
sprache gehört, macht die auffállige erscheinung begreiflich, umsómehr
wenn wir bedenken dass hier wie dort ein máchtiger rmd hochgebildeter
priesterstand der wahrer der alten traditionen gewesen ist.
Eine sprache ist etwas lebendiges, das in fortwáhrender wandlung be-
griffen ist. Die etjmaologie gibt uns aber den eindruck eines in urzeit ge-
schaffenen wortschatzes, der nur bruchstúckweise in den sondersprachen
erhalten geblieben ist. Wúrde man das sprachmaterial, das aus-den wörter-
bxichem der einzelsprachen erschlossen werden kann, zusammenstellen, so
hatte die ursprache einen höchst unwahrscheinlichen umfang gehabt und
sie wurde sich durch eine auffallend grosse zahl von synonyma hervortun *).
Das kann nicht richtig sein. Das gemeinsame der indogermanischen sprachen
ist viel weniger der wortbestand an sich, als vielmehr ihre struktur, ihre
methode der wortbildung und -ableitung, im allgemeinen die weise, wie sie
mit dem úberlieferten wortschatz schaltet und waltet. In vielen fállen ist
die úbereinstimmung vielmehr ein fall der konvergenz, als ein beweis ffir
getreue erhaltung urtúmlicher wortbildungsformen.
Das f úhrt auf die frage nach der bedeutung der indogermanischen wurzeln.
Welchen zweck hat es an. verja „verteidigen”, urð „haufen herabgestúrzter
steine”, ráði „mánnliches schwein”, svorbr „behaarte haut”, zusammen mit
l ) Les correspondances de vocabulaire entre l’Indo-Iranien en l’Italoceltique, MSL
20 . 1918, S. 265-285.
*) Vgl. G. Neckel, Germanen und Kelten, Heidelberg 1929, S. 55.
X
EINLEITUNG
gr. Ipojia „schutz” und air. fern „schild” auf eine indogermanische wurzel
*uer zuruckzufuhren ? Ein wort dieser form hat es in der ursprache nicht
gégeben; die wurzel ist eine abstraktion aus dem lebendigen wortmaterial
und sie bezweckt ledighch anzudeuten, dass in dieser lautgruppe *uer ein
gemeinsamer, ahen einzelsprachhchen sonderbildungen zugrundehegender
begriff ausgedrúckt ist. Undenkbar aber ist es, dass jemals, z.B. in der
ursprache selbst, die sprecher diese lautverbindimg *uer als etwas reelles
empfunden und gar sie im praktischen sprachgebrauch verwendet hátten.
Das ist schon deshalb unmöghch, weil ein indogermanisches wurzellexikon
zwölf wurzeln dieser art aufsteht, deren bedeutungen angegeben werden
als i. schnur, strick; 2. erhöhte steUe; 3. nass; 4. wolle, schaf; 5 drehen,
biegen; 6 verschhngen, bedecken usw. Eine solche reiche entwicklung an
homonymen soUte man einer ursprache nicht zumuten; offenbar ist hier
die abstraktion zu weit getrieben. Der moderne Deutsche ftihlt die ver-
wandtschaft zwischen wörtem wie band, binden, gebunden, btindel, bendel,
bande, ohne deshalb das bedtirfnis zu ftihlen, sie auf eine einzige, diesen
allen zugrandeliegende wurzel zurtickzuftihren.
Die weise, wie man das wortmaterial der indogermanischen sprachen
auf „wurzeln” reduziert, gibt zu mehreren einwánden anlass. Gerade weil
man als normale form dieser wurzeln eine silbe annimmt, die aus drei
elementen besteht, deren mittleres ein selbstlaut ist, gelangt man zu einer
úberraschenden anzahl von homonymen. Man bekommt fast den eindrack,
dass das urvolk zu der bildung seiner sprache nur eine beschránkte auswahl
aus der sich darbietenden möghchkeiten gemacht und mit einer gewissen
vorliebe dasselbe lautgebilde ftir die verschiedensten bedeutungen gewáhlt
hátte. J. Pokomy ftihrt in der neuen auflage des „Indogermanischen ety-
mologischen Wörterbuches” nicht weniger als sieben verschiedene wurzeln
*gher an, mit den soweit auseinandergehenden bedeutungen 1. begehren;
2 kratzen, ritzen; 3 strahlen, glánzen; 4 greifen, fassen, 5 darm; 6 kurz,
klein sein; 7 starren. Daneben gibt es noch drei verschiedene *gher, und
zwar 1. schallwort; 2. reiben; 3. hervorstechen. Diese beiden fáÖe stehen
nicht als ausnahmen; im gegenteil, die zahl solcher homonymen ist beun-
ruhigend gross.
Das bestreben der náchsten zeit soll darauf geiichtet sein, die zahl dieser
gleichlautenden wurzeln bedeutend zu verringem. Denn nicht nur hat
dasselbe lautgebilde sehr verschiedene bedeutungen, sondem dieselbe
bedeutung wird durch eine lange reihe von wurzeln ausgedrtickt. Ich ftihre
bloss aus der 4. und 5. lieferang von Pokomy’s wörterbuch beispielsweise
an:
ftir „schaben, reiben, kratzen, ritzen”: gelebh, gerebh, ghen, gher, §her, ghrebh,
ghréi, ghrem, ghren, ghréu
ftir „fassen, erfassen, erreichen”: goue, ghabh, ghend, §her, ghrebh, ghreibh
fúr „biegen": gei, §ers, géu, ghegh
ftir „stechen”: geid, gei§, gvel
ftir „strahlen”: erkv, gel, ghel, gher, gver
ftir „zusammenballén”: gag, gel, gen, geng, ger, greut, ghedh
fur „rufen, schreien”: gal, gar, ger, göu, §háu, ghel, §hlöd
Auch wenn mehrere dieser sogenannten wurzeln noch weiter zu einer gemein-
samen urwurzel zusammengefast werden können, so bleibt doch der eindruck,
dass hier eine fast chaotische verwirrang vorliegt; dabei ist zu beachten.
EINLEITUNG
XI
dass diese beispiele etwa 200 seiten, also nur einem bruchteil des ganzen
werkes entnommen sind.
Man bemerkt zugleicherzeit, dass die wurzeln uberwiegend verbaler art
sind. Um aber die in den einzelsprachen oft weit auseinandergehenden
bedeutungen auf einen gemeinsamen nenner zu bringen, muss die wurzel
selbst fast zu einem abstrakten begriff verfluchtigt werden; was steckt
nicht an realen dingen hinter solchen blassen umschreibungen wie „erfassen”
oder „zusammenballen” ? Man kann sich eine handlung úberhaupt nicht
denken ohne den gegenstand oder die person, auf die sie gerichtet ist; jede
handlung ist ja ein sich in beziehung setzen zu etwas ausserhalb des handeln-
den liegenden, ob nun zu etwas, das er erreichen, mit dem er etwas zustande-
bringen oder das er abwehren will. Man darf deshalb wohl davon ausgehen,
dass reine handlungswörter nicht zum urbestand der sprache gehört haben.
Eher soll man an bezeichnungen fúr ein menschliches verhalten zu den
gegebenheiten der umwelt denken und aus diesen geht die art der handlung.
und die einstellung zu ihr hervor. Mehr als es bis jetzt geschehen ist, sofí
von den dinglichen begriffen ausgegangen werden, denn diese bestimmen
ja in erster linie, auf welche weise der mensch sich zu ihnen in beziehung setzt.
Einen neuen weg zur bestimmung der urkeime, aus denen sich das viel-
gestaltige leben der sprache entwickelt hat, wurde schon von Jost Trier
gewiesen. Das verháltnis des menschen zum wald, die •mannigfache art wie
er sich das holz, dié zweige, die rinde und die blátter der báume zu benutzen
weiss, das flechten von záunen und hauswánden, das bestreichen mit lehm,
das bauen des hausgerústes, das alles wird nim gesehen von dem baum und
von dem daraus verwendeten material aus. Spalten und biegen, reissen und
schaben, bohren und flechten bekommen ihren sprachlichen ausdruck nicht
von der handlung selbst, sondem von dem material, mit dem der mensch
arbeiten muss. Aber so bald der mensch schöpferisch tátig ist, erweitert
sich der umkreis seiner tátigkeiten ins unermessliche; mit grossem geschick
hat Trier an einer ganzen reihe von „wurzeln” dargetan, wie sich aus dem
zaun eine welt von gemeinschaftsbeziehungen aufbaut. Wird der zaun zum
ring der mánner auf dem gehegten platz, so reihen sich die wörter fúr ding,
dorfgemeinschaft, familie und volk unmittelbar an, aber auch die fur tempeí
priester und opfer. Zum mannring gehört umgehung und umtanzen (was
zu allgemeineren begriffen wie springen, gehen, laufen fúhren kann), aber
auch das gesprochene wort (also kultrede, befehl, eid), das gemeinsame essen
und trinken, die verschiedenen formen der gemeinschaftlichen arbeit,
schliesslich die begriffe von sitte, gesetz, passendes benehmen, und noch
vieles mehr. Wenn abschálen und sprechen, arbeitsteilung und lied, trank
und tanz mit weiterbildungen einer und derselben „wurzel” bezeichnet
werden können, so schmelzen mehrere homonymen zusammen, indem sie
auf etwas durchaus gegenstándliches bezogen werden.
Triers betrachtung stelít uns fúr eine neue aufgabe. Das ganze wort-
uiaterial soll nach diesen gesichtspimkten durchgearbeitet werden, damit
wir zu einem organischen bild der sprachmittel gelangen, die aus einer reihe
' n sich geschlossener und auf die umwelt bezogener verhaltungsweisen zu
erkláren sind. Das wird die fortgesetzte arbeit einiger jahrzehnte erheischen.
^iewohl ich mich dariiber im klaren bin, dass Triers methode von mehreren
seiten beanstandet wird und er sicherlich manchmal zu weit gegangen ist,
habe ich an mehreren stellen solche deutungsversuche angefúhrt. Ich
erachte es vor allen dingen notwendig, dass die arbeit an den „begriffs-
XII
EINLEITUNG
feldem” kráftig weitergefuhrt wird. Das gewagte meiner andeutungen möge
zum widerspruch fiihren, wenn dieser nur nicht im negativen stecken bleibt,
sondem zu neuen untersuchungen anregt.
Ich habe es mir angelegen sein lassen, in den zahlreichen fállen, wo fiir
ein wort mehrere etymologien gegeben worden sind, diese, soweit sie mir
bekannt geworden sind, mitzuteilen. Es ist leicht, eine dem eigenen sprach-
gefiihl zusagende erklárang zu wáhlen, aber damit weckt man einen triige-
rischen schein, der eben die unsicherheit der deutung verschleiert. Der
sprachforscher hat das recht zu erfahren, welche meinungen geáussert
worden sind; der anfánger kann nicht friih genug lemen, wie unsicher der
boden ist, auf dem der etymologe baut. Ein etymologisches wörterbuch
soll m.e. nur darstellen, auf welche weise die herkunft der wörter aufgefasst
worden ist'und werden kann. Obrigens lehrt die erfahrang, dass etymologien,
die jahrzehntelang als unwahrscheinlich oder sogar unmöglich abgelehnt
worden sind, plötzlich wieder zu ehren gelangen, weil sie von inzwischen
erworbenen neueren einsichten glánzend bestátigt werden. Ich bin in dieser
beziehung weit gegangen, freilich nicht bis zum ende; zuweilen habe ich
das buch auch nicht mit offenbar unrichtigen deutungen belasten wollen.
Zum gebiet der rein formalen erklárung eines wortes gehört unbedingt
die klarstellung der bedeutungsentwicklung. Das zurúckfuhren auf wurzeln,
meistens rein verbaler natur, fuhrt zu unklaren, oft rein abstrakten be-
deutungen. Das altnordische háll bedeutet ,glatt, listig’ und wird zu einer
wurzel *kel gestellt, die man einerseits in an. héla ,reif’, aind. éiéira- ,kuhl,
kalt’ andererseits in hlé .schutz, leeseite’, hlær ,mild’ (vom wetter), hláka
.tauwetter’, lat. caleo „warrn sein, gluhen’ .wiedererkennt. Wenn man fúr
die indogermanische wurzel die bedeutungen teils .frieren, kalt’, teils ,warm’
ansetzt, so ist das nur eine einfache feststellung der úberlieferten bedeutun-
gen, die sich schlechthin nicht auf einen nenner zurúckfúhren lassen.
Man wird oft damit rechnen mússen, dass die bedeutung sich sprunghaft
entwickelt. Schon das bildhafte einer archaischen sprache fúhrt zu einer
zusammenschau von vorstellungen, die fúr den modemen betrachter rátsel-
haft erscheinen können. Das gilt besonders ftir die religiöse begriffsspháre:
das altindische wort arká- bedeutet sowohl .blitz’ wie .mánnhches glied’.
Es ist klar, dass in solchen fállen erst umstándliche untersuchungen zurlösung
des semantischen problems ftihren können. Aufsátze úber bedeutungs-
entwicklungen sind deshalb meistens sehr umfangreich. Will man die
theorie der .begriffsfelder’ berucksichtigen, dann muss man noch tiefer
greifen. Dazu bietet ein etymologisches wörterbuch keinen raum; man
verzeihe mir, dass ich mich auf diesem gebiet der grössten kurze beflissen
habe.
Eine sprachgemeinschaft steht fortwáhrend in beröhrang mit anderen
völkem. Das ist auch in den fruhesten zeiten der fall gewesen. Die Wikinger-
zeit bot den Nordleuten die gelegenheit mit mehreren völkem Europas
beziehungen, nicht nur feindlicher art, anzuknúpfen; die bekehrung fúhrte
eine grosse menge -neuer begriffe nach Skandinavien; im 13. jht fangen die
beziehungen zur ritterlichen kultur Westeuropas an und neue wörter
strömen ein. Neben dieser aufnahmefáhigkeit der nordischen völker steht
eine erstaunliche expansionskraft, die sich ganz besonders in den kolonial-
gebieten der Wikinger zeigt, aber z.b. mit hinsicht auf wörier der nautischen
sprache bis zu Frankreich und Spanien hin sich auswirkt.
EINLEITUNG
XIII
Dieses empfangen und geben vollzieht sich gleichermassen im westlichen,
wie im östlichen Skandinavien. Im Umkreis der Nordsee und der Atlantik
sind es vorwiegend Norweger und Islánder, aber auch Dánen, die den
zwischenvölkischen verkehr unterhalten, im Baltikum dagegen die Dánen
und Schweden. In einer behandlung des westnordischen sollte man also nur
die ersteren beriicksichtigen. Dem steht aber gegeniiber, dass die trennung
einer gemeinnordischen sprache in die spáteren sondersprachen erst ziemlich
spát einsetzt; man darf fiir die Wikingerzeit fur ganz Skandinavien eine
einheitliche sprache voraussetzen, wenn auch mit örtlichen unterschieden
in lautform und wortbestand. Finnische lehnwörter wie kuningas, rengas
reichen sogar in eine zeit hinauf, in der die gemeingermanische ursprache
sich noch nicht gespaltet hatte. Man kann auf diesem gebiet der lehn-
beziehungen noch schwierig eine trennungslinie ziehen. Ich habe deshalb
gemeint, dass ein zuviel weniger schaden wird als ein zuwenig;- ich habe
deshalb auch entlehnungen aufgenommen, die sicherlich erst in der zeit
der skandinavischen sondersprachen stattgefunden haben; so sind sie viel-
mehr ein spiegel des gesammten skandinavischen sprachlebens.
A. DIE KOLONIALSPRACHEN
Die inseln in der Atlantik, die Fáröer, die Shetlandsinseln, die Orkaden
sind von Norwegen aus besiedelt worden; dort wurde fast oder ganz aus-
schliesslich skandinavisch gesprochen. Auf den Fáröem blieb die nordische
sprache bis heute erhalten, weshaib ich das fáröische zusammen mit den
ubrigen skandinavischen sprachen behandelt habe. Auf den Shetlandsinseln
und den Orkaden ist die altnordische sprache, wenn auch in ziemlich spáter
zeit, ausgestorben und vom englischen verdrángt worden. Das ergebnis
war eine mischsprache, die noch zahlreiche nordische wörter enthált.
Im Shetlándischen finden sich die folgenden wörter:
agn
austr 1
belti
blástr
bóti
aka
ax
benda 2
bleðja
botn
akr i,
baðast
bendill
blegði
bragð
ala
baka 2
benja
bleikja 1 u 2
brandr 1 u 3
alka
bakki 1
bera 3
bleikr
braut
áll 3
bál
berill
blesóttr
bregöa
almúgi
baldr 1
berja
blíðr
breiðr
anddyri
band
bikkja 1
blindr -
brekka
anda
bang
bilbugr
blórar
brenna 1
andi
banga
binda
blœða
brestr
andœfa
banna
bingr
boð
brimi
ansa
bara 1
birta 2
boða
brimili
apr
barar
birti
boði 2
bringa
a ptann
barð 1
birtingr
bogi
brjósk
ár i
barmr 1
bismari
bógr
brjóst
arðr i
bam
bit
bokki 1
broddr
arfi i u 2
báss
bitill
ból
bróðir
argr
bassi
bjarg 1
bóla 1
brosma
arinn
bátr
bjarga
bolli
brot
armr 2
baugr
bjartr 1
bolr
brúk
arta
bein
bj<?rg
bólstaðr
brundr
áss 3
beit 1
blað
bolstr
brúnn 1
at 1
beita 1 u 2
blaka 2
boltr
bryggja
át
beizl
blakkr
bóndi
brynna
auga
bekkr 1 u 2
blámi
bora 3
brytja
ausa 1
belgr
blána
borð 1
bræða 3
ausker
bella 1
blanda 1
borg 1
bnjlta
XIV
EINLEITUNG
bú
dvelja
flana
gedda
grunr
búð
dýja
flátta
geifla
grýla
bugt
dyntr
fleipra
geitill 1
grýta 1
bukl
dýr
flekkr
geldingr
grœnn
búkr
dýrr
fles
gera
grpf
bulki
dœll
fletja
gerð 1
grQn 1
bumba
dggg
fleygja
gerði
gufa
buna
dgkk
flognir
geta
gustr
bungi
efni
flói
gígja
gýgr
bunki
egg 1 u 2
flóki 1 u 2
gil 1 u 2
gylta
burðr
eggja
flokkr
gildr 2
gymbr
busi
eið
floti
gim
gæfr
buskr
eign
flyðra
gjá
gQgull
bygg
eigna
ílýta
gjald
há 3
byggja 2
eimi
flýti
gjalfr
hadda
bylr
eimyrja
flytja
glámr
haf
byrðingr
eisa 2
flœð
glamra
háfr
byrðr
eitr
flœkja
glap
hagi
byrja 2
ekki 2
flgkra
glefsa
hagr 1 u 2
byrr
ekra
flgt
gleiðr
haki
býsn
elta
fóguti
gleipa
hákr
byxa
eng
fok
gleyma
halda
bceli
enni
frá
gleypa
hali
bœn
enta
fránn
glinga
hallr 2 u 3
bœxl
erkn
freista
glíra
hals
bgllr
erta
fremd
glis
haltr
bgrkr
ey 1
frest
glit
hamarr
dáð
eyrir
frétt
gljá
hatnla 1, 2
dái
eyrr
froða
gljúfr
hanga
dalr 1
fagna
frú
glóa
hanki
damm
fagr
frysa
glóð
happ
dámr
faldr
fræ
glóra
hár 1 u 2
deig
fang 1
frændi
glott
harðr
deigr
fara
fugl
glúmr
hark 1
deild
fastr
fulga
glupna
harski
depill
fat
fundr
giygg
háss
des
fattr
funi
glyrna
hata
deyfa 1
fax
fúrr
glóggr
háttr
digull
feigr
fúss
gnQtra
haugr
dik
fela
fyndr
gogli
hefla
djarfr
fell 1
f<?l
gol
hégeitill
djúpr
ferð
fgnn
gollorr
heill 2
dofinn
festa 2
gá 3
gómr
heilsa 2
dofna
festr 1
gaddr
gor
heimiligr
dorg
fetill
gafl
gráð
heimill
drag
fífl
galdr 1 u :
gráði 1
heimta
draga 2
fimr
galti
grafa
hekil-
drangr
firra
gamall
gramr
héla
dratta
físa
gana
grár
helgr
dregg
fiskr
gandr
grautr
hella 1
drengja
fit 2
ganga
greiði 2
hellir
drengr 1
fitja
gangr
greip
helma
dreyri
fitla
gapa
gremja
hepta
drif
fjúk
gapuxi
greptr
herað
drjúgr
ijxjðir
gam
grfma
hermast
drýgja
fj<?l 1
gat
grlmr
hermsl
dryn
fjQld
gata
grind
hespa 1
dúkr
fj<?r
gáta
grfss
hestr
dumba
fjgrðr
gátt
grjót
hey
dumbr
flag
gaukr
grotti
heykjast
dúnn 1
flagð
gaula
grúfa
hfma
dúsa 2
flaka
gaum
grunnr i
himbrin
dust 1
flaki
gaupn
grunnungr
himinn
DIE KOLONIALSPRACHEN
XV
himna
hinna
hixta
hjálmr i
hjalti
hjarri
hjarta
hlaða i
hlaðberg
hlaupa
hlemmr
hleypa
hlið 2
hlíð
hlíf
hlíta
hljóð
hlummr
hlunnr
hlý
hlýða 2
hlýr 2
hnakki
hnappr
hnefi i
hnekkja
hneppa
hnípa
hnipinn
hnísa
hníta
hnúfa
hnyfill
hnykill
hnykkr
hófr
hokinn
hokra
hol
hold
holkr i
hóll
hólmr
holt
hóp
horn
hósta
hóta
hoza
hrak
hrammr
hrapa
hraun
hrekja
hreyrr
hriflingr
hrína i
hringr
hripuðr
hrisla
hrista
hrjóða i
hroði 3
hrogn
impa
kleggi 2
kvaka
hrognkelsi
ísa
kleif
kveina
hrósa
jaðarr
kleima 2
kvelling
hrót
jafn
kleppr
kverk
hrúðr
jaga
klettr
kvem
hrufa
jalma
klif
kví
hrúga
japr
klína
kvíga
hrukka
jarða
klof
kvikna
hrunki
jarki
klofi
kvikr
hrýfi
jarma
klókr
kvisa 2
hryggr i
jata
klóra
kyrkja
hræ
jól
klubba
kyssa
hræddr
júgr
klungr
kœfa
hrokkva i
jgrfi
klútr
kgkkr
hugga
kaðall i
klyfberi
kgngull
húka
kafa
klýpa
kgs
húm i
kafii
klæða
kgstr
húma
kaggr
knapi
lá i
húnn
kaldr
knappr i
lafa
hurð
kalfr
kneppa 2
lag
húsfreyja
kalla
knykill
lagðr
hvalr
kambr
kngrr
laki
hvammr
kámr
kngttr
laminn
hvarfa 2
kani
koddi
lámr
hvekka
kanna
kol i
land
hvelfa 2
karl
kola i
langa l
hveljur
karmr
kolka
langvé
hvelpr
kassi
kolla i u 2
lát
hverfa 2
kasta
kolir
láta
hvessa
kaup
koma
lauðr
hvetja
kaupa
kona
laupr
hviða
kefja
koppr
lauss
hvika
kefla
kópr
lax
hvíld
kefli
korki
lega
hvimsi
keikja
kostr i
leif
hvirfill
keikr
krá
leir
hvítr
keila
krabbi
leiti
hvæsa
keipr i
kráka
lenda 2
hý i
kelda
kraki i
lengja 1
hylli
kengr
kranz
leppr
hylr
keppa
krapparúm
lest 2
hyrningr
keppr
krás
liðr 1
hæð
kerfi
krauna
lífemi
hœgr
kerling
kreista
lifr
hœkill
ketlingr
kriki
lffspund
hœkja i
kið
kríkr
limr
hœns
kilpr
kringja
lína 2
hgfði
kinn
kringla
líri
hpfuð
kinnungr
kró
lísing
hpgg
kipp>a i u 2
krof
lftill
h«?ggva
kippi
krókr
litr 1
hpmluband
kirkja
kroppinn
Ijá 1
hgmlungr
kirna
krumma
ljóðr 1
hgnk
kisi
krúna
ljóma
hgrkla
kista
krutr
ljómi
iða
kitla
kufl
ljóri
iðinn
kjalki
kúfr
ljós
if I
kjaptr
kul
ljótr
ifa
klaka
kúla
ló 2
fli
klakkr
kumbl
loða
illr
klappa
kunnr i
loðinn
illska
klauf
kúpa
lófi 2
im
klé
kussi
lokkr
XVI
lómr
muna 2
EINLEITUNG
pollr
roka
skelkja 1
lóni
mund 1 u 2
posi
rokkr 1
skella 2
lubba
munr
pottr
rúfinn
skellr
lúðr
mura
prettr
ruggr
skemma 3
luma
murtr
prjónn
rugla
skeppa
lund 2
mygla
prúðr
rúm
sker
lundi
myldr
púki
rúmr
skíð
lurkr
mynni
pundari
púss
run
skífa 1
lykkja
myrkna
runi 1
skiki
lyng
myrkr 1 u 2
pústr
runsa
skikka
lypta
mýrr
rá 1
ryðja
skipa 3
lyrgr
mælir
rabba
rykkja
skipti
lýrr
moenir
ráð
ryskja
skírr
lægð
mgl
ráða
rytta
skirra
lær
mgrk 1
rafr
ræna
skita
Iœkr i
mprueldr
ragr
ræsa
skjalla
lpðr
mQrulfr
rak 1
rœxn
skjár
Ipgmaðr
mpskvi
raka 2
rpð
skjarr
l«?gr
nabbi
raki 1
fQgg
skjól
lpn
naddr
rakki 1 u 2
r<?nd
skjótr
má 2
nafarr
rammr
rpng
skoða
magi
nagga
rangr
rQskr
skokkr 1
magn
naust
rannsaka
rQskvast
skoltr
magr
naut
raptr
rQst 2
skopa 2
maki
nebb
ras
sá 1
skor
mál 2
nef
rás
sáð
skór
mala
nei
rauðr
saklauss
skorða 1 u
malmr
nema 1
rauf
salt
skorpinn
máni
nibbr
raumska
sandr
skorpna
mara i
piðra
rauta
sanna
skot 1
margr 2
nón
refill 1
sát
skotta
marr 1
norðrœnn
reik 1
sáta
skrá 1
matr
nykr 1
reika 1
saumr
skrapa 1
maurr
nýra
reim
saup
skreið
megð
næfr 1
reip
segl
skrið
megin 1
n<?f 2
reipa
seiðr 2
skriða
mein
ngrtr
reisa 2
sekkr
skríða
meiss
óðal
reitr
setr
skriðr
meldr
oddr
rek
seyma
skrim
melr
ofsa
reka 2
sía 3
skrúf
melta 1
ofsi
reklingr 2
síðr 1
skrýfa
merki 1
ok 1
rekstr
s»gg
skrælingar
merr
olgr
rembast
sigla 2
skuggi
mið
óp
remja
síld
skúmr
miða
ormr
renna 2
sílungr
skunda
mikill
óss 1
repta 1
sími
skurmsl
milli
ostr
rétt
sina 2
skúta 1 u 3
minka
ótti
reyðr
sindr
skúti 1
missa 2
padda
reyrr 1
sjúkr
skutr
mjpU
pallr
riða 1
skafa
ský
mjQrkvi
panna
rif 2
skafl
skýla
mó-,
par
rifa 1
skál
skýli 1
moð
pengr
rffa 1
skalli
skynja
móð
plk
rim
skán
skœði 1
móðr 1
pikka 1
rimi
skara
skQUótr
moka
píll
rimma
skarð
slá I U 2
mold
pUtr
rispa 1
skarfr 1
slag 1
moli
pína 2
pinni
rist 1
skári
slakr
mór 1
rjúmi
skattr
slaxa
mót 1
pipra 1
ró 1
skauf
sleði
muðla
píagg
róa 1
skeíða
sleía
mugga 1
plógr 1
rof
skeifr
sleppa 2
múli
poki
rófa
skel
slétta 1
DIE KOLONIALSPRACHEN
XVII
siím
spgng
svá
trú
þgkk
s lóð
stabbi
svarf 1
trumba
pgngull
slóði
staða
svarfa
trygill
um
slókr
staðna
svárr
trylskr
umla
slý
staðr 1
svartr
trýni
undir 1
slekkva
stafr
sveifla
trýta
úr 2
slœða 2
stakkr 2
svelta 1
tún
urð
smár
stanga
svengjast
tunga
út
smeygja
stanka
svfða 1
tygill
vaðall
smiðja
stapi 1
svigna tymnn
vaðmál.
smjúga
stappa 2
svfmi tæpr
vaf
smjgr
stara
svimra
tœma
vafla
smokkr
stari
svín tgturr
vafra
smuga
staup
svipta 2
)ak
vaga
smyrja
staurr
svæfa
jang
vága
snafðr
steði
svæla 1 u 2
>ari
vagl
snagi
stef
svprðr
iáttr
vágr
snaka
steinn
sýldr
>ausk
vaka 3
snaldr
sterkr
S}hii 2
jeisti
vakna
snara 2
stertr
sýr 1
ækja 1 u 2
vakr
sneið
steyta
systkin
>enja 2
vála
sneiða
stigi
systrungr
terna 2
valka
snið
stígr
sæla 1
>íðna
váma
sníða 1
stikill
sær
úggja
vamm
sníkja
stilkr
sæti
>U
van-
snild
stinga
sætr 1
>ilja 1
ván
snipa
stirðna
seskkva 1
>ing
vana
snjallr
stjaka
sœtr
>jáka
vanda
snókr
stjaki
sgðull
>jokkr
vangr 1
snúðigr
stofn
tá 1
>jóta
vani 1
snúðr
stokkr
tað
>ofi
vanr 2
snýta 2
stóll 1
tág
>okki
vappa
snæða
storkna
tagl
x>la
vár 1
snoggr 2
stórr
tak
>opta
vara 2
snœri
strá 1 u 2
taka
>ra 1 u 4
varða 1
sngrgla
straumr
tálga 1
>ráðr
vargr
sofa
strengr
tandr
>rauka
vamagli
sókn
streyma
tangi 1
>refi
varp
sól
strind
taumr
>rekkr
varpa 2
sonr
strita
teigr
>rep 1
varr 1
sópa
strjúka
teikn
>riði
vatn
sótt
stropi
tíð
>rffa
veðr 2
spá 2
strý
tík
>'rifla
vefja
spað
stræti
til
>rjózkr
veftr
spaði
strpnd
tíma
>ró
veif
spann
stúfr
títa
>róttr
veikja
spánn
styfill
tíundi
>rymill
veikr
spengja
styggja
tjaldr
>rýsta
veit
sperra 1
stykki
tjgm
>ræll
veizla
spik
stýra
tó 2
>rgng
vélendi 1
spila
styrma
tog
>úfa
velja
spíla
styrr
toga
>urka
vella 2
spilla
StQðull
tómr
>urs
venda
spjgrr
stgng
topt
>veita 2
ver 1
spói
suðr
torðýfill
>vengr
veröa 1
sporðr
súga
torf
>verr
verga
spotti
sukk
traök
>verst
vergr
sprengja
súla
traf
>yrill
versna
spretta 1 u 2
sumr 1
traustr
sysja
við 1
springa
sund 1
treíill
?ytr
viðja 1
sproti
súra
troða
>œfa
viðr 1 u 2
spyrja
súrna 2
troli
>œfð
vigr
s Pýta 1 u 4
súrr
tros
>œri
vík
b
XVIII
EINLEITUNG
víka
virða
vitra 2
vQr 1
œmta
vikja
virði 2
vænH
vqit 1 u 2
œpa
vil 2
virtr
væta 1
vQttr
<?gn
villa 2
vfsa 1
VQÖVÍ
vQxtr
<?gr 1
villr
visk
vQlr
yir
<?nd 3
vindauga
visna
vqIsí
yrmla
Qrn
vinna 2
vitja
vQmb
orendi 1
<?rr
vQndr
ormul
Qxl
In der orknöischien Sprache:
alka
burðr
fló 1
grýla
hrukka
andœfa
byrðr
flói
gufa 1
hrunki
angi 2
bytta
flosa
gulr
hryggr 1
ansa
byxa
fnykr
gumpr
húka
arfi 2
bœla
fóa
gustr
húma
austr 1
bœn
forða
gýgr
húnn
baka 2
bœta
fors 1
gœla
hvima
band
dái
freista
gœzka
hvimsi
bára r
dámr
frétt
gQltr
hvæsa
barr 1
dasast
fræ
haf
hæð
bein
daufr
fúinn
háfr
hQmluband
beiskr
deig
ÍQnn
hákr
iða
beit 1
deili
galdr 2
hals
iðinn
beita 2
depill
galti
hamarr
ím
bendill
des
gana
hamla 2 u 3
jafn
bera 3
deyfa 1
gapuxi
hanki
jaga
berja
díli
gáta
harski
jalkr 1
beysta
djarfr
gaukr
hata
jarki
bifa 2
dofinn
gaula
haugr
jarma
bikkja 1
dorg
gaupn
hefla
jól
bingr
drag
geð
heill 2
jóh
bismari
drif
geiri 1
heimta
j<?rfi
bjarg 1
drumbr
gil 2
hella 1 u 2
kafii
blað
dryn
gildr 2
hellir
kambr
blástr
dúsa 2
gildra
helmingr
kámr
blautr 2
dust 1
ginhafri
herma 1
kárj 1
blesóttr
dvergr
gima
hespa 1
karl
blíðr
dyntr
gjá
himbrin
karmr
blístra
d<?gg
glaðr 1
hinna
kassi
blórar
eisa 2
glamra
hirðmaðr
kasta
boð
eitr
gleiðr
hixta
kati
boði 2
elta
glett
hjarri
kefja
bokki 1
enta
gleyma
hjarta
kefli
ból
erkn
gleypa
hjúpr
keila
bóla 1
eyrr
glis
hlaðberg
kerling
bolr
fagna
glóð
hlaupa
kið
bólstaðr
fall
glQggr
hlið 2
kippi
bóndi
fang 1
gneisti
hljóð
klafi
bót 1
fattr
gnúpr
hnekkja
klakkr
botn
fetill
gnyðja
hnykkr
klatr
bregða
fífill
gor
hold
klauf
brekka
fifla
gráði 1
hóp
kleggi 2
brjósk
ffsa
grandi
hrak
kleppr
brjóst
fjórði
grár
hriflingr
klettr
brúk
fjúk
grautr
hrína 1
klina
brundr
fjplkunnigr
greiða
hrís
klókr
brytja
fjQtra 2
greiði 2
hrjóða 1
klóra
bræða 3
flá 2
gren
hroði 3
klungr
bú
flag
grið
hrogn
klyf
búa 2
flaga 1
grind
hrosa
klyfberi
búkr
flaki
grjón
hrotgás
klakkva 2
bunaðr
flana
grunnr 1
hrúga
knapi
DIE KOLONIALSPRACHEN
XIX
knappr 1
mið
skáli
spá 2
knjúkr
morkna
skán
spann
kodd'
mosi
skarð
spik
kol 1
mugga 1
skarfr 1
spila
kola 1
muli 1
skári
spjQrr
kolfr
mynd
skarpr
sporðr
kollr
myrkr 1
skattr
sprek
koppr
mælir
skegg
spretta 1
krammr
mœnir
skeifr
sprgkla
kreista
mpl
skeika
spýta 1
kringla
mgrueldr
skel
spong
kró
mprulfr
skemma 3
stappa 2
krof
niðra
skeppa
staurr
krókr
norðrœnn
skffa 2
stokkr
krumma
nýra
skipti
stóll 1
kúfr
óðal
skirr
storkna
kul
olmr
skjarr 1
stórr
kúpa
óss 1
skjóta
strengr
kussi
padda
skjóldungr 2
stropi
kvára
piltr
skrá 1
strgnd
kveinka
pipra 1
skreið
stuðill
kveisa
poki
skrifa
stúka
kverk
posi
skrokkr
stuika 1
kvern
pundari
skrúð
stumra
kví
pústr
skrúf
stýfa
kvikr
rá 4
skuggi
stynja
kvinna
raki 1
skurmsl
stppull
kvisa 2
reika 1
skúta 3
súga
kpr
reitr
skutr
sukk
kgs
rek
skyggja
sund 1
kpstr
rif 2
skýla
súra
lag
rfm
skpr
svartr
laki
ristill 1
slag 1
sveifla
lámr
rúfinn
sloðra
sveigja
lauðr
rykkja
slókr
svelgr
laupr
(•yskja
slý
svelta 1
lest 2
rytr
slekkva
svfða 1
létta
rytta
slœgð
svipta 2
leysa
rœði 2
smjúgá
svprðr
lypta
rpskr
smuga
sæði
lýrr
rpst 2
snaka
sæðingr
l?ðr
sár 1
snaipr
tág
1( ?gg
seiðr 2
sneio
talga 1
lggmaðr
sfa 3
sneisa
tandr
magi
sigg
sneypa 1
tangi 1
magn
silungr
snfpa
teigr
már
sími
snúðr
teinn
megin i
sjaund
snýta 2
teppa
meiss
skaía
sneggr 1 u 2
tfár 2
meldr
skál
sókn
titlingr
tíundi
tjaldr
topt
traðk
troll
tún
tunga
tuska
tyrrinn
tœma
þá i
þang
þáttr
þekja 2
béttr
Piggja
þil
þola
þopta
þrap
þrifla
þrýsta
þrgmr
þúfa
þunnvangi
þvengr
þverr
pr 1
uggr
úr 2
vaö
vaða 2
vaðall
vaðmál
vafla
vágr
van-
ván
vappa
vár 1
varr 1
veizla
villa 2
visk
vist 1
vplr
vpmb
vqit 1
ormul
œrr
. B. DIE KELTISCHEN SPRACHEN GROSSBRITANNIENS
Auch dort, wo die sprache der einheimischen erhalten blieb, hat die
herúhrung der bevölkerung mit den Wikingem in der sprache spuren hinter-
lassen. An erster stelle das Irische, weil hier die nordleute jahrhunderte-
lang mit den eingeborenen zusammengelebt haben. Weil sich hier neben
Norwegem auch Dánen angesiedelt habeii, können einige der entlehnten
w örter ostnordischer herkunft sein; fur die zeit zwischen 800 und 1000
ntacht das aber in sprachlicher hinsicht kaum einen unterschied und wo
die form des irischen wortes ruckschlusse auf seine nordische gmndlage
XX
EINLEITUNG
gestattet, weist sie unzweideutig auf das westnordische hin. Die sprach-
Uchen beziehungen zwischen Iren und Nordleuten waren gegenseitig; auch
in die irische sprache sind mehrere skandinavische wörter eingedrungen,
zuweilen auch dauemd erhalten geblieben. — Neben Irland kommen noch
die keltischen gebiete Schottlands, Wales, die Hebriden und Man in be-
tracht; hier aber sind die einflusse bedeutend schwácher und sind spáter
wieder teilweise verwischt worden. Hátten wir uberliefemngen aus dem
friihen mittelalter, wie Irland sie besitzt, die spuren der Wikinger wiirden
auch hier wohl reichlicher zutage treten.
i. Die irische Sprache
a. aus dem nordischen entlehnt:
a die wörter:
akkeri
hábora
kostr 2
rauði
skúta 1
aktaumr
haf
kroppinn
rauðr
skyrta
alikarl
háfr
kvinna
reifnir
slagbrandr
ármaðr
halsa
langa 1
reip
slípa
barar
hefili
leiðangr
rosmhvalr
smjcjr
bátr
heill 2
lopt
rúm
sneiða
baun
hestr
lypting
r<?ng
soppr
berlingr
hjalt
lggmaðr
segl
sparri
bjórr i
hlunnr
iQgr
seiðr 2
sperna 1
blindr
hrosshvalr
máli 2
selr
stag
blæia
húsþing
mangari
sess
stál 1
bogi
hvítr
markaðr
sessi
staup
bóla 2
hgll 1
meiss
skáh
steik
brauð
hgttr
merki 1
skalli
steinn
bundin
iarl
mýrr
skalpr
stjórna
byrðingr
karfi 1
m<jrk 1 u 2
skarfr 1
stokkr
bplkr
kárr
mQrr
skaut
strengr
dorg
kerling
mpttull
skeggjar
stýra
draf 2
kjóll
nábúi
skeljungr
stýri
ey r
klofi
nes
sker
stgpla
fiskr
klubba
níðingr
skillingr
SQðull
fjgturr
knappr 1
norðmaðr
skinn
targa
floti
kngrr
okr
skinnari
þopta
gagarr
kolfr
ormr
skip
þorskr
garðr i
kolli
pengr
skipa 3
þræll
gedda
kona
portkona
skipari
þurs
griss
konungr
posi
skjQldr
víkingr
gunnfani
kostall
rannsaka
skor
víndauga
VQÖVÍ
p personennamen:
Amaldr
Eysteinn
Hgrðar
Sigmundr
Þorgeirr
Auðun
Hafliði
Ivarr
Sigroðr
Þorgestr
Auni
Hákon
Járnkné
Sigtryggr
Þorgísl
Baldr 2
Hámundr
Kári 2
Sigurðr
Þormundr
Bárðr
Hárekr
Ketill
Sigvaldr
Þorsteinn
Bjólfr
Helgi 1
Narfi
Smyrill
Þorvarðr
Bróðir
Herjólfr
Óláfr
Sveinn
Ubbi 1
Butraldi
Hloðvér
óttarr
Sverkir
Yngvarr
Boðvarr
Hróarr
Ragnhildr
Þórarr
Eiríkr
Hrómundr
Rggnvaldr
Þorfinnr
y zweifelhafte entlehnungen:
áss 2
borg
kaðall 1
máki
stræti
bolli
búr
kesja
púki
DIE KELTISCHEN SPRACHEN GROSSBRITANNIENS
XXI
b. irische lehnwörter im westnordischen:
oc die wörter:
bagall
dfar
ingjan
korki
skjaðak
biafall
erg
kaðall 2
kunnmið
súst
bjanak
feilan
kapall
lung
tarfr
bjólan
gjalt
kjafall
meldun
ærgin
brothvítill
gresjám
kjannauk
minþak
p personen-
und andere
eigennamen:
Bekan
Dungaðr
Kantaraborg 2
KormlQÖ
Rígr
Brián
Eðna
Kjallakr
Kváran
Santíri
Dufan
Gilli
Kjaran
Kýlan
Skotr
Dufgall
Hlymreksfari
Kjarfalr
Melkorka
Taökr
Ðufgus
Irar
Kjartan
Myrgjpl
Dufniall
Kaðlfn
Konall
Myrkjartan
Dufþakr
Kalman
Kormákr
Njáll
y zweifelhaft sind:
bj<?ð
hnokkan
kró
lurgr
þúst
des
kamban
kross
pápi
fjatan
Kjárr
lámr
sparða
boði 2
botn
brúk
díki
dorg
eið
gerði
haf
háfr
hjalmvQlr
hlið 2
hlíð
hlunnr
hrútr
fli
kaðall i
kassi
kippi
klettr
klýpa
krókr
langa i
langvé
laupr
lokarr
lygn
a. die
á i
akkeri
bátr
bekkr i
bjarg i
boði 2
bólstaðr
borg i
brekka
brók
brú
býr
byrðingr
dalr i
des
dorg
dr . a g
eið
wörter:
fles
floti
fýri i
garðr i
gautr
giid
gjá
gnfpa
grandi
greiði 2
grind
grœnn
grpf
hagi
hamarr
haugr
hliö
hóll
holmr
holt
hrafn
®yrr hraun
fjall i hreysi
Die hebridische sþrache:
lýrr
sess
lægð
sfmi
iQgr
skáli
meiss
skarfr i
mpl
skári
nábúi
skeppa
ÓSS 1
sker
pallr
skor
rakki 2
skorða i u 3
rétt
skúta 1
rytr
stafr
r <?ng
stakkr 2
seiðr 2
stallr 1
3. Das Manx:
hryggr i
hpfuð
mór 1
mosi
kalfr
nabbi
kambr
nes
keila
nykr 1
keppr
pengr
kjglr
p>oUr
kleppr
rá 4
klettr
rák
knappr i
renna 1
kolga
rim
kolli
sandr
koUr
saurr
kona
segl
kringla
selr
kvem
sessi
land
setr
lax
skarð
lón
skarfr 1 u 2
lopt
sker
log
skU
l<?gr
skip
markaðr
skín
stfgr
stýri
st<?ng
stgrr
súð
súla
topt
torf
troll
vaðall
skógr
skor
slakki
slok
snær
spretta i
stafr
stakkr 2
stallr i
stokkr
strgnd
stýri
svartr
3
topt
traðk
tún
þari
þollr i
vað
vágr
vík
vindauga
XXII
EINLEITUNG
(3 personennamen:
Ásmundr Ófeigr
Narfi Oláfr
Y unsicher sind:
ból heggr i
Rpgnvaldr
Steinarr
4. die schottische sprache:
a. aus dem westnordischen sind entlehnt:
anda
funi
kettlingr
rQng
andi
gagarr
kimbull
saumr
angr 2
gagl
kirkja
seið
apr
gaukr
kista
sigg
arinn
gera
kjalki
síl
báðir
gjá
kjalta
silungr
batna
gjorð 1
klgmbr
sími
beinn 2
glit
knappr 1
skaða
beita 2
gnípa
knQrr
skafa
bendill
gnúpr
kona
skál
bismari
greiði 2
krókr
skáli
blaðra 2
greiðr
kúga
skalkr 1
bólstaðr
greina
langvé
skalli
bolstr
greip
lát
skauð
brjósk
grið
laupr
skaut
brot
grunnr 1
leysa
skegg
bugt
gulr
liðr 1
skilja
byrðingr
háfr
ljómi
skillingr
býsn
halsa
loga 2
skírr
dasast
hamla 2
Iokarr
skjarr
dorg
heimill
lopt
skjóla
draf 2
heimsókn
meiss
skógr
draga 2
hesli
melr
skor
dregg
hlunnr
miða
skorða 1
eimyrja
hlymr
mót 2
skorpinn
erta
hóp
múli
skríða
espingr
hrak
mQl
skrúf
ey 1
hrókr 1
mQiT
skutill
eyrr
hrúga
nábúi
skutr
félagi
hrukka
neita
skýla
festa 2
hrutr
nýra
skynja
fjell 1
hvelpr
ÓSS I
sleikja
flatr
hpttr
pengr
slokkna
flengja 2
illr
poki
smiðja
floki 2
jarða
, rá 1
smjQr
flytja
járn
reip
snýta 2
fors 1
karfi 1
reýnir 2
soppr
frétt
karpa
ristill 1
spá 2
frændi
keila
rúni 1
spánn
fulmár
keppr
rQnd
spaíTÍ
die personennamen:
Þorketill
Þormóðr
Þormundr
b. aus
dem schottischen sind entlehnt:
bjafall
galpin
und vielleicht brothvítil, 1
5 -
die kymrische sprache:
eyrr
holmr
jarl
melr
fiskr
hóp
karfi 1
mútari
garðr
hrafn
kolli
síld
spenna 2
spema 1
sperra 1
sprækr
sprQkla
sppng
stag
stakkr 2
stál i
stallr 1
stanga
stappa
steði
steik
stjórn
strá 1
strákr
stríð
stræti
styggr
stýra
st<?ng
súð
súla
svarfa
sœkja
tak
tandri
titlingr
tíundi
týna
tæla
)éttr
x>pta
>rap
>refi
>ytr
urga 1
vaðall
galpin
die personennamen:
Gellir Sveinn
Þorketill
DIE ENGUSCHE SPRACHE
XXIU
C. DIE ENGLISCHE SPRACHE
Uer einfluss der skandinavischen sprachen ist in England besonders
gross gewesen. Das einbruchstor bildete Northumberland, wo in der Wiking-
erzeit ein Normannenstaat entstand. Der name Danelag bezeichnet schon,
dass sich hauptsáchlich Dánen in diesem gebiet angesiedelt haben; von dem
umfang dieser besiedlung legen noch heute zahlreiche ortsnamen ein beredtes
zeugnis ab. Aber auch Norweger haben sich an diesen Wikingerzugen
beteiligt; die wenn auch kurze herrschaft von Eiríkr blóðox beweist das
schon; von Irland aus haben sie hauptsáchlich diewestlichenteileNordeng-
lands iiberrannt. Die friihe zeit des dadurch veranlassten spracheinflusses
berechtigt uns, die lehnwörter als ein zeugnis fiir das Nordgermanische im
allgemeinen zu betrachten, wenn auch, namentlich in den personennamen,
deutliche ostskandinavische spracheigentumlichkeiten zutage treten. Von
der grossen menge der lehnwörter findet man heute nur noch ein bruchteil
in der englischen umgangssprache erhalten, aber eine grosse zahl davon
lebt noch in den mundarten Nordenglands fort. Daneben gibt es andere,
die nur in stark skandinavisch beeinflussten literarischen quellen (wie
Ormulum) vorkommen und deshalb fiir das sprachleben als ganzes kaum
einige bedeutung haben.
In der zeit der bekehrung ándert sich die lage in ihr gegenteil. Die mis-
sionierende arbeit der Angelsachsen war besonders in Norwegen tátig und
sie hat dort die christliche terminologie bekannt gemacht. Im súdöstlichen
Norwegen war aber der einfluss der deutschen prediger vorherrschend. Die
kreuzung der beiden strömungen in Norwegen macht es deshalb nicht
leicht, in jedem einzelfall zu entscheiden, ob ein wort von England oder
von Deutschland aus Norwegen erreicht hat. Auch mit hinsicht auf die
wörter, die spáter aus der mittelalterlich-ritterlichen kultur iibernommen
wurden, sind wir úber den weg der verbreitung in unsicherheit; die mehrzahl
wird wohl uber Deutschland und Dánemark gewandert sein.
a. Aus dem nordischen sind entlehnt:
á i
baðask
belja
ból
brún 1
afl i
báðir
berja
bolginn
bryggja
aflangr
bágr
beysta
bolgna
brynja
agi
baka 4
bingr
boli
bræði
akr i
bakki 1
birki
bolr
bú
alka
bál
birkinn
bolax
búask
almr
baldrsbrá
biti 2
bóndi
búð
alr
banga
bjarg 1
borg 1
bugt
ambátt
banna
bj óð
botn
búi
anda
bára 1
blaðra 3
brá 1
búinn
andi
barð 1
blár
bráðr
búkr
angr 2
barði 1
blástr
bragð
bulki
angra
barmr 2
blautr 1
brak
burðr
ár 5
barn
bleikja 2
bregða
buskr
askr
báss
bleikna
breiðr
búza
áss 2
batna
bleikr
brekka
bygg
at 3 u 4
baula
blesi
brenna 1
byggja 2
auðna
beiða 2
blikna
bresta 1
bylgja
auk
beinn 2
blómi
brigsl
býr
aumligr
beiskr
blotna
brjóta
byrr
aurr i
beit 1
blunda
broddr
býsn
ausa i
beita 2
blæingr
brók
bœjarlgg
ausker
beitiáss
boða
brot
bœn
austr 2
bekki 1 u 2
boði 2
brúðhlaup
bplkr
XXIV
EINLEITUNG
bgrkr
dagr 2
dalr i
dámr
dasast
dauði
daufr
daunn
deigja i
deili
dengja
des
deyfa i
deyja
djarfr
dolpr
dorg
drag
dregg
drengr i
drif i
drjúpa
drukkinn
dúkr
dúnn i
dylja
dggg
dpggva
dgkk
efna i
efni
egg i u 2
eggja
ei i
eið
eik
eimi
eimyrja
einn
elding
elri
elta
endr
erg
erta
eski
eyrir
eyrr
fága
fagr
fall
fanga
fár 2
fara
farangr
farkostr
farmaðr
farnask
faxi
feitr
fela
félagi
geil
fell i
geiri i
ferja i u 2
geit
festa 2
gelda 2
fikjast
geldr
fimr
gengi
fit 2
gera
íjall i
gerð 2
fj«?l i
gerði
fjprðr
gersemi
flá
gestr
flá t u 3
geta
flaðra
geymsla
ílaga i
gil I
flaki
gildi i
flatr
gildr 2
flaustr
gildra
fleinn
gíma
flengja 2
gipt
flensa
gjald
fley
gjglnar
flikki
glam
flói
glaumr
flyðra
glita
flytja
glutr
flQt
glQggr
fom
gnaga
fors i
gnípa
frá
gol
freista
golf
freknóttr
grár
frest
gras
froða
gráta
froskr
greiða
frýja
greiðr
fræ
grein 2
fuð
greina
fugl
greip
fýla
grið
fylja
grlss
fylkja
grúfa
fægja
gulr
fær
gustr
fœri
gýgr
fœrr
gyita
gá 3
gymbr
gaddr i
gæslingr
gagl
gátinn
gagn
gœla
galdr i
ggltr
gan
ggrr
gapa
háð
garðr i
háfr
gam
hafri
gata
hagi
gaukr
hagr 2
gaula
haki
gaum
hákr
gaupn
hals
gaurr
hamla i
geðlauss
handsal
gedda
happ
gegn i u 2
hár i
harski
hrakka
háseti
hryðja
haugr
hryggr 1
haukr
hræddr
hefna
hugga
heggr i
hundrað
hegna
húnn
heill 2
húsbóndi
heilsa 2
húskarl
heimiligr
húsþing
heimill
hvaðan
heimsókn
hváll
heldr
hvammr
hella 2
hvelfa 2
hellir
hvima
hemingr i u 2
hvimsi
heppinn
hvirfill
herbergi
hvæsa
herma i
hylja 1
hesli
hylr
hespa i
hæða
hestr
hætta 1
híma
hgfðingi
hirzla
hgfn 1
hitta
hgfuð
hjalmr i
hggg
hjami
hgggva
hlaða i u 2
hglðr
hlaupa
hgmulgrýti
hlekkr
hgnk
hlfð
hgrgr
hlíta
iða
hlummr
iðinn
hlutr
íkomi
hlýða 2
illr
hlýr i
ím
hnakkr
jafningi
hnefi i
jaga
hneisa 2
jalda
hnoggr 2
jaröa
hóf i
jól
hógligr
i úgr „
hokra
jQkuIl
holmr
jglstr
hósta
jptunn
hrapa
kafli
hrata
kaggr
hraun
kaka
hregg
kajdr
hreinn i u 2
karl
hreppr
karpa
hreyiT
kasta
hreysi
katla
hringja 3
kaup
hrip
kaupa
hris
kefja
hrogn
kefli
hroki
keikja
hrósa
kelda
hross
kengr
hrosshvalr
kenning
hrotgás
kerling
hrafa
ketill
DIE ENGLISCHE SPRACHE
keyra
leysa
náhvalr
saurr
skgkull
kið
leysingi
nauðsyn
sef
slá 2
kilpr
lið
naut
sekkr
slákki
kimbla
lilja
nefna
selja 2
slátr
kippa 2
lita
nei
sér
slattari
kirna
litr i
neiss
serða
sláttr
kjaptr
kjarr
ljóski
neita
serkr 1
sleikja
ljóstr
neyta
sfk
sletta
kjúklingr
ló i
níðingr
simi
slétta 1
kj<?t
lofi 2
níta i
skabb
slikr 2
klakkr
loga 2
norðrœnn
skaði 1
slóð
kleggi 2
logi I
nytja
skál
slóði
kleif
logn
oddi
skáld
slokna
klekja
lómr
oddr
skáli
slúta
kleppr
lopt
óðr 3
skalli
slokkva
klettr
losa
ok 2
skammt
slœgð
klígja 2
lúðr
okr
skarð
slœgr 2
smár
klippa
lund 2
olmr
skarfr 1
klippingr
lundr l
ormr
skam
smiðja
klof
lygn
oma
skata
sneið
klubba
lyng
orrosta
skauð
sneiða
knífr
lypta
óstr
skeið 1 u 3
snerpa
knútr i u 2
lœkr i
pampi
skeifr
sneypa 2
kngrr
lpðr
pati 2
skeina 2
snigill
kngttr
iQg
plógr i
skel
sóli
kollr
ÍQgg
plokka
skella 2
soppr
konungr
l<?gr
rá 2 u 4
skemta
sótt
kostr I
lQStr
ráð
skeppa
spá 2
krafla
maðkr
rák
sker
spakr
kringla
mágr
rammr
skera
spánn
krókr
maki
rán i
skffa 2
spenna 2
krubba
mál i
rangr
skil
spema 1
krækiber
már
rannsaka
skilja
sperra 2
kubbi
maralmr
raptr
skinn
spretta 1
kúga
maurr
ras
skipta
sprækr
kveina
meiss
rass
skírr
staðr i
kveisa
meldr
rauðr
skirra
stakkr 2
kvern
meir
raust i
skíta
stanga
kvíga
melta 2
rauta
skjálf 1
stappa 2
kvistr
mennska
reika i
skjalgr
staup
kýli
mergð
rein
skjóla
staurr
kynda
merki i
reipa
skjótr 2
steði
lafa
mey
reisa 2
skógr
steggi
lágr
mikill
renna 2
skopa 2
steik
lán
milli
reyðr
skor
steinn
lát
minni i
reynsla
skora 2
steypa
láta
mjúkr
reynir 2
skot 1
stífla 2
lauðr
morkna
rífa
skrá 1
stigi
laukr
morna 2
ró i
skratti
stlgr
laun 2
lauss
laut
lé
j e ggr
leiðr
leif
'eiga i
'eika 2
ieikr i
leir
leita
[engja 2
>eyna
mugga i
rokkr i
skreppa 1
stjórn
múli
munnr
róma 2
rót 1
skríða
skrækja
stolpi
storð 1
murtr
mygla
rotinn 1
rugga
skuggi
skúr 1
storkna
stórr
myki
rúm
skurfa
strá 1
mynni
ryðja
skúta 1 u 3
strfðr
myrkja
rypta
skúti 1 u 2
strúpi
myrkr i*
mýrr
r<?gg
skvala
stuldr
saklauss
ský
stýfa
m<?rk i
sanna
skylft
styggja
nabbi
sár 1
skynda
stynja
náð
sáttr
skyrta
st<?ng
nagga
saumr
skærr 1
st<?rr
XXV
U 2
XXVI
EINLEITUNG
súla
taka
)ekja 2
vaðmál
viðr 1
svagla
tangi i
serna i u 2
vág
vigr
svali
taparnx
jéttr
vaga
vígr
svangi
targa
ijónasta
vagleygr
vík
svarf i
taumr
)Ó
vagn 2
villr
svarfa
teitr
)órsdagr
val x
vimarr
svarri
telgja
)rá i
ván
vindauga
sveif
tíðendi
)rár
vandi i
visk
sveigja
tíðr 2
irefi
vandræði
vitring
sveigr i
tj<?rn
jrífast
vanr 2
væla
sveinn
tóm
jrift
vanta
vængr
svíða
tómr
irinnr
vápnatak
v ættvangr
svipr
topt
)rýsta
vár i
v<?k
svprðr
traust
)ræll
varða i
vgndr
systir
treysta
)veit
varðlokur
vQrðr 1
sýta
troll
)verr
varpa 2
ýmiss
sæng
tryggr
)ýfð
veggr 1
æ 2
sæti
týna
)yngsl
veiðr
æðr 2
sætr i
tœma
xjngull
veifa
ætla
sætt
jaðan
ugga
veikr
orr
sætta
)ang
um
velja
cepa
sœma
sarfna
úsæll
ver 2
Qðlast
tað
)áttr
útlagi
verja 5
Qgn
tág
seir
vað
verpa
Qnd 3
tak
íeisti
váði
verri
QXUll
P personennamen:
Aki
Eindriði
Helgi 1
Ófeigr
Þórgísl
Ámundr
Eiríkr
Hloðvér
Óláfr
Þórgrímr
ArnbjQrn
Erlingr
Hrafn
Ormarr
Þórir
Arngrímr
Eyjólfr
Hrafnhildr
Óspakr
Þórketill
Arni
Eymundr
Hrafnkell
Ragnhildr
Þórleikr
Arnkell
Eysteinn
Hrafnsvartr
RQgnvaldr
Þórmóðr
Arnórr
Fastúlfr
Hrani
Sigarr
Þórmundr
Ása
Finnr
Hreiðarr
Sigtryggr
Þórólfr
ÁsbjQrn
Flóki 1
Hrólfr
Skeggi
Þórr
Ásfríðr
Folki
Hrómundr
Skúli 1
Þórraðr
Ásgaurr
Forni
HQskuldr
Sóti
Þórsteinn
Ásgeirr
Geirfinnr
Ingjaldr
Styrkárr
Þórvaldr
Ásgrímr
Grímkell
Ivarr
Sveinn
Þórvarðr
Ási
Grímólfr
Jólfr
Sverkir
Þyri
Áskell
Grímr
Jórekr
Svertingr
Ulfarr
Áslákr
Guðþormr
Jórundr
SQrli
Ulfgrímr
Ásmundr
Gyða
Kári 2
Tófi
Ulfkell
Aun
Gyrðr
Hákon
Katla
Þólfr
Véseti
Bárðr
Ketill
ÞórbjQrn
Yngvarr
BjQrn 2
Blígr
Halfdan
Klaufi
Þórbrandr
Æsa
Hámundr
Knútr
Þórðr
Qnundr
BQðvar
Eileifr
Einarr
Haraldr
Hávarðr
Hávarr
Kolbeinn
KolbjQm
óðinkárr
Þórfastr
Þórfinnr
Þórgautr
Qzurr
Y Zwéifelhaft sind:
auðr 3
fró
kalla
plokka
band
glupna
karskr
skarkr
bókstafr
heiðr 2
kráka
sól
flQkra
hulfr
lerka
spíkr
frauki
Kalfi
nám
styggr
stytta 2
teigr
til
tgturr
víkingr
DIE ENGLISCHE SPKACHE
XXVII
b. Aus dem englischen sind ubernommen
* die wörter:
abbindi
íustan
krisma
pálstafr
sigli 1 u 2
abóti
gaflak
kristinn
pápa
skíri
almandr
gangari
kristna
parrak
skím
antefna
gimr
kristr
penta
skrúð
api
gingibráð
króg
pentari
skutill 2
ár 4
gráða
kvíga
pera
skvíari
baldrekr
guðsifjar
kvlna
pez
snáð
barlak
guðspjall
kyrtill
piliza
snæða
barún
guðvefr
láðmaðr
pín
sn æðing
bastarðr
harri
lafði
piparr
sokkr
belti
hirð
lávarðr
pistill
soli
bíliíi
hringa
léo
ploma
sparrhaukr
biskup
hrjóða 2
leóna
port
spíz
bjalla
hvítadagr
leóparðr
portkona
stallari
bjórr 1
imbrudagr
loddari
postoli
stívarðr
blakt
jarknasteinn
mátér
prestr
stóli 2
blek
kál
missari
prófasti
strjóna
bleza
kálekr
mjoðdrekka
prfmsigna
sunnudagr
burgeis
kanóki
mortit
prúðr
svinka
diskr
kantarakápa
munki
prýði
tasla
djákn
kápa
múir
puliza
tin
dreki
kapellánn
nón
pynda
turna
engill
kastali
nunna
reykelsi
týsdagr
erkibiskup
kirkja
næpa
ribbaldi
þrá 2
erkn
kista
offra
rokkr 2
úfr 2
eysill 2
klaustr
ofláta
rytta
umbogi
fasta 2
klerkr
ostra
ræðingr
url
flaska
klútr
pái
sál
vág
fiúr
koparr
páll 1 u 2
sálast
vimpill
fól
korporáll
palmari
salmr
vín
funtr
kredda
palmi
saltari
í$ eigennamen und zwar
personennamen:
Alfífa
Hallvarðr
Játmundr
Vilhjálmr
Frankar
Arnaldr
Háma
Játvarðr
Jórvfk
Bjár
Herþrúðr
Sunnifa
ortsnamen und
Kantarabo:
Goðin
Játgeirr
Vermundr
völkernamen:
Y Unsicher sind:
abbadís
balsamr
bátr
bóla 2
borg 2
brokkr
bytta
fiðla
fljóð
fox
frakki
glófi
greifi
klæða
klæði
kofi
kroppa
kross
krukka
kufl
kurteisi
kyllir
lilja
lokarr
lækna
læra
g*?tva lævirki,
búsl manga 2
kaupangr mangari
kempa míla
Wefi milska
mustari
mylna
mynstr
mynt
par 2
pell
penningr
píll
pína 2
pinnr
pípa
plaga
plástr
plokka
posi
prédika
prettr
prika
prfm
prjónn
púki
pund
pundari
punktr
pyttr
rigr
rokkr 2
rós
ræsir
sápa
sekkr
serkr 1
skarlat
skipari
skíriþórsdagr
skóli
skons
skript 1
stræti
sútari
tabarðr
tafl
tákn
tersél
tigl
tollr
trúðr
tunna
þórsdagr
vafrlogi
verQld
XXVIII
EINI.EITUNG
D. DAS FRIESISCH-NIEDERDEUTSCHE SPRACHGEBIET
Obgleich im friihen mittelalter die Friesen durch ihre bis nach Schweden
reichenden handelsverbindungen fiir die verbreitung von kulturgutem eine
bedeutende rolle gespielt haben mussen, wird der einfluss auf die skandinavi-
schen sprachen kaum greifbar. Ðie mittelstellung des friesischen zwischen
dem englischen einerseits, dem niederdeutschen andrerseits macht es oft
unmöglich zu entscheiden, ob ein wort gerade aus dem friesischen entlehnt
wurde. Der versuch E. Wadsteins den friesischen einfluss genauer zu be-
stimmen, hat nicht zu sicheren ergebnissen gefiihrt.
Die roUe der niederdeutschen sprache ist, besonders im 13. und 14. Jht.
besonders gross gewesen. Wir haben schon bemerkt. dass fur die bekehrungs-
zeit eine gewisse unsicherheit daruber herrscht, ob die christlichen begriffe
aus dem englischen oder dem niederdeutschen entlehnt worden sind. Spáter
aber, als die Hanse den handel auf Norwegen monopolisiert hatte und ihre
kontore in den wichtigsten hafenstádten an bedeutung gewonnen hatten,
folgte der strom der westeuropáischen kultur dem weg tiber die deutschen
seeháfen. In den meisten fállen wird der kultureinfluss erst Dánemark
erreicht haben, um dann allmáhlich bis nach Norwegen und Schweden
durchzudringen. Von Norwegen aus gesehen könnte man also manchmal
von einer úbemahme dánischer wörter reden. Aber auch der direkte weg
von Bremen und Hamburg nach Oslo und Bergen hatte fur die verbreitung
der mittelalterlichen ritterkultur eine nicht zu unterschátzende bedeutung;
davon legen die Þiðrekssaga und die Karlamagnússaga ein beredtes zeugnis ab.
Aus dem Norden ist umgekehrt nicht viel sprachgut nach Deutschland
gelangt. Namen von spezifisch nordischen waren, die nach Deutschland
ausgefúhrt wurden, gelangten dorthin. In den Hansekontoren hat man, wie
Brattegard nachgewiesen hat, mehrere norwegische wörter gebraucht, aber
sie sind von dorther nicht in breitere schichten gedrungen.
1. Friesisch
a. In das friesische gelangten vielleicht:
flytja stjóm víkingr
b. aus dem friesischen wurden vielleicht entlehnt:
akkeri
dúkr
gjaldkeri
kross
stræti
altari
íerma 3
kál
kuggr
tunna
bákn
frjádagr
kamarr
manneskja
þjóna
bátr
funtr
klæði
sekkr
þórsdagr
2. Niederdeutsch
a. aus dem nordischen sind entlehnt:
aurriði
geirfalki
klippingr
reklingr 2
titlingr
bóndi
gildr 2
kroppungr
rif 3
topt
borft 2
golf
leiðangr
rim
torg
bunki
gr<?n 2
leiga 1
sfld
þorskr
dúnn 1
hár 1
Ijóri
skógr
vaðall
einir
heraft
lómr
skrá 1
vaðmál
elda 1
hlemmr
Iubba
sperra 1
veggr 1
eyrir
hreinn 1
iQg
spýtingr
veita
fjándi
hrosshvalr
lQgmaðr
staurr
vík
fjQrðr
hrotgás
mungát
stefna 7
vika
flyftra
keyra
náhvalr
stofa
víkingr
fors 1
klefi
pallr
svalar
vindáss
fura
klettr
rafr
sýsla 1
æðr 2
DAS FRIESISCH-NIEDERDEUTSCHE SPRACHGEBIET
XXJX
Weiter:
Halfdan Hjaðningar
b. aus dem niederdeutschen stammen:
die wörter:
abbadfs
djpfuli
grfpr 1
klingja
lukka
akta
dokka
gyldinn
kloflaukr
lukt
aldrlag
doppa
hala
klokka
lumpr
altari
dreki
hanzki
klokkari
lykka
ama i
dróttseti
harka 3
klókr
lyst
ambátt
dubla
hastorðr
klót
má 3
ametta
dust 2
heimiiigr
knapi
mak
ampli
dyflissa
herjansson
kompánn
maka
angist
edik
herra
konstabli
makendi
appella
erfivprðr
hertogi
konstr
makt
arbyst
ermiti
hinka
konvent
mála 3
armbrist
ers
hirsi
koppablóð
margreifi
armœða
espingr
hóf 2
koppr
markaðr
áss 4
eygja
hóferan
kórr
mastr
aumhjartaðr
fallera
hofierð
kortr
mát 1 u 2
baka 3
fals
holkr 2
kosta 2
máti
baldikin
fantr
hop
kostr 2
meina 2
balsamr
feila
hopan
kovertúr
meistari
banel
feligr
hópr 2
kragi
mekt
barki 2
ferðugr
hortigr
kram
mekta
barma
ferskr
húðfat
krankr
mektugr
basún
fíka
humli
kranz
mengja
beja
ffnn
húsfrú
krenkja
merski
bik
fiskari
hýja
krummr
messa
bikarr
bilæti
fjallaðr
Flandr
hymni
hceverskr
krúna
krús
messing
mez
bismari
ílekka 1
imni
krydd
minta
bissus
floel
innsigli
kræja
mirra
bistr
flygill
innsteri
krpptr 2
múll
bisund
fóðr 2
iperst
kukl
muspellr
blíat
fóguti
jacinctus
kult
mustarðr
blíða 1
form
jaga
kunta
mútera
blik 2
formera
jung
kurell
muza
bófi
Frankar
jungfrú
kvarði
mpgulegr
bóglína
fró
jungherra
kvátra
mpttull
bóka 2
frouva
jungr
kvitta 2
náð
bókstafr
frú
jurt
kyndugr
náða
bóndi
fruktr
kabill
kynstr
náttúrligr
borð 2
frygð
kalka
lak
netti
borgari
frykta
kamell
lampi
okr
brák
fundera
kamfar
laskr
opinberr
bréf
fyrir-
kanceler
legill
organ
brynkolla
fyrmuna
kanifas
leikr 2
orlof
buðfa
fœgiligr
kapella
leisk
paðreimr
bugt
gáfa
karöi
lektari
páfi
búza
galeiö
karfasta
lektia
pakki
byrða 2
gammr
karfi 2
lén
pallaz
býta
gardian
katlari
léna 3
palmr
býti
garland
keisari
lenz
panna
byxa
gerö 4
kellari
lest 2
pantr
dammadúkr
gfgja
kerra
lesti
panzari
dans
gikkr
kerti 1
líða 3
par 1
dára
glafel *
kilja 1
lfk 2
paradís
dekur
glafja
gradal
klagan
iísing
parak
digull
klárr 2
lispund
parði
dikta
grein 3
klénn
lista
partr
XXX
EINLEITUNG
páskar
reik 3
skemill
spenna 4
tum
past i
reika 2
skenkja
spezskór
turnera
patriarki
reikna
skerfr
spinka
týgf
penni
reipari
skffa 1
spitali
tykt
persóni
reisa 1
skikka
spiza
tykta
píkisdagr
rfðari
skjaldari
spizari
tæra
pikka i u 2
riddari
skóli
spons
þéna
pila
rím 2
skóna
spraki
þénari
pílagrimr
rippa
skorbfldr
sprang
þénusta
pflarr
rís
skorsteinn
stoitr
þerna 1
pilz
rolla
skrá 2
stolz
þorpari
pfna
roti
skraddari
stoppa
vága
pinni
rýtingr
skrifa
stranda
vakta
pitenz
rœfa
skript 1 u 3
strax
valdari
plága
safal
skultr
strúz
valderir
plagg
safran
skuttingr
studera
vallari
plána
sálugr
skyrsill
stumpr
vankr
planka
salún
skytari
styfill
vaska
planta
sapol
skytta
synd
vatnkalfr
pláta
saxgent
skœzill
sælugr
vé 4
plaxa
sergent
skpr 2
tabúr
vegna 2
plaz
siklát
siagningr
taferni
vekt
plega
sikta
slangi
tapít
vers
ponta
silfar
siankr
tappa
vesk
portinherr
simili
slekt
teinæringr
vexla
prakt
sinna 2
slentr
templari
víll
prámr
sirop
slfpari
tempra
vín
prfsa
sister
smelt
teningr
vinzari
prfss
skák
sniddari
texti
visundr
prisund
skáka
snitt
teygjast
ynglingr 2
próf
skakkeran
sokkr
tigl
æra 1 u 4
prófa
skákmaðr
soldari
tjaldari
ævintýr
prófenda
skalda
sóli
tolla 2
orlygi
puntr
skalkr 1
soppa
tóni
orsaka
púta
skammfœra
spaði
tortfs
pldurmaðr
pæla
skarfr 2
spaldener
trehakl
plmosa
raufa
skari
sparlak
triza
raufari
skarlak
spazera
trumba
regla i u 2
skefill 2
spegill
tulkr
reiðr 1 u 2
skelmir 1
speja
tumba
Personennamen:
Bjarnharðr
Heinrekr
Juði
Þjóðrekr
Vilkin
Buðli
Hérmóðr
Osantrix
Valbjprg
Vilmundr
Halfdanr
Hrjóðbjartr
Þiðrekr
Viðga
Unsicher sind:
akkeri
feilr 1
jarteikn
kvittr
motr
alvára
ferma 3
kaðall 1
lilja
mylna
api
íiðla
kamarr
lína 2
mynstr
barða
flensa
kápa
list
mynt
barún
flúr
kapellán
læra
nunna
bflifi
fóra
kaprún
Iævirki
næra
bóla 2
fría
kastali
makr
olea
buðkr
gókr
kempa
manga 1 u 2
pápi
bulla
greifi
kostall
mangari
parlament
búri
grunda
krakleikr
mangr
paus
bytta
hameskja
krukka
manneskja
pell
dúkr
harri
kufl
meiðmar
penningr
fanga
herbergi
kuggi
míla
píll
fangelsi
hind
kuskr
mornaland
pinnr
fasta 2
hpnk
kvantr
morsel
pípa
DAS FRIESISCH-NIEDERDEUTSCHE SPRACHGEBIET
XXXI
plaga
planéta
plástr
plokka
plóma
plœgja
pors
pottr
prédika
prím
prinz
pund
pundari
punktr
reim
riða i
rif 2 u 3
rokkr 2
rós
skarlat
skipari
skons
skúta i
skylma
skyrbjúgr
skæla
slagfiðr
spekja i
spfla
strip
stripaðr
stúka
sútari
sæi 1
tabarðr
tafl
tappr
taska
tasla
tersél
tigl
tollr
treyja
tundr
tunna
þjóna
þjónasta
úfr 2
vili
3. Niederlándisch
a aus
dem nordischen sind entlehnt:
fura
geirfalki
gr<?n 2
hár i
hreinn i
hrosshvalr -
hrotgás
klippingr
kroppungr
iómr
titlingr
vaðmál
vfk
æðr 2 und
vielleicht rif 3
b aus
dem niederlandischen sind gekommen:
bóglfna
falki
Flandr
flæmingi
íperst
konvent
pikka 1
und vielleicht:
bóti
kaprún
olea
past 1
skóli
skons
tigl
E. DIE ROMANISCHEN SPRACHEN'
Die Wikingersiedlungen in der Normandie haben die gelegenheit ge-
schaííen fur den austausch von wörtem. t)ber die viel erörterte frage, ob
hier Dánen oder Norweger das hauptelement der einwanderer gebildet
haben, brauchen wir uns hier nicht auszusprechen, weil sie fur die lehn-
wörter der Wikingerzeit belanglos ist. Ubrigens sind altnordische wörter
nur in ortsnamen enthalten.
Das Französische stand naturgemáss nur selten in unmittelbarer ver-
bindung mit den Nordgermanen. In der Wikingerzeit waren die verháltnis-
se dazu noch am giinstigsten; besonders auf dem gebiet der schiffahrt, und
der fischerei haben die Franzosen mancherlei aufgenommen; nur lásst es
sich oft nicht entscheiden, ob nicht vielmehr die Niederlande die gebendc
rolle gespielt haben.
Frankreich war in der zeit des rittertums vorbildlich fur ganz Nordeuropa;
zahlreiche französische kulturwörter gelangten nach Norwegen und Island;
auch hier lásst sich nicht immer entscheiden, ob die entlehnung unmittelbar
stattfand oder durch vermittlung von Engíand oder Deutschland.
Was an altnordischen wörtem bis nach Spanien und Italien vordrang
braucht nicht besonders erwáhnt zu werden, weil hier Frankreich das
durchgangsland war.
i. Das Normandische
Entlehnt wurden die wörter:
beita 2
díki
garðr 1
holmr
stakkr 2
bekkr 2
djúpr
grunnr 1
húka
sund 1
bóndi
drangr
háfr
hpfn 1
tjóðr
botn
dúnn 1
haki
karl
topt
brúðrman
ey 1
hala
lúðr
'trog
búr
fleinn
haugr
lundr i
tún
býr
flikki
heggr 1
merki 1
þorp 1
dalr 1
fljót
hnot
sker
þveit
XXXII
EINLEITUNG
die personennamen:
Ásbjyrn
BI æingr
Ingólfr
Óspakr
Þórbjpm
Ásfríðr
Hróarr
Ivarr
Skeggi
Þórvaldr
Bárðr
Hrólfr
Kári 2
Skúli 1
Vplundr
Blakki
a. Aus dem
B. Das Französische
altnordischen wurden entlehnt:
die wörter:
barátta
floti
klútr
sigla 1 u 2
þollr 1
beita 2
garðr 1
kngrT
síld
veðrviti
beitiáss
geirfalki
krókr
skeið 1
vigr
biti 2
greiði 2
Iómr
stœðingr
vindáss
bóglina
háfr
náhvalr
tangi 1
virki 2
brað 3
hjalmr 2
nám
taug
vplt
brandr 3
hrosshvalr
nest 2
telgja
VQr 1
drengr 2
humarr
rás
tjald
dúnn r
húnn
rif 3
topt
festr 1
hofuðbenda
rispa 2
þang
flikki
kerling
r <?ng
pilja i
die personennamen:
Kveldúlfr Vglundr
b. aus dem französischen wurden entlehnt:
die wörter:
alemandel
fors 2
kreatýr
mát 2
reison
amalera
fundera
krfa
mella 1
roba
amendashnot
gammi 2
kurt
morel
safran
amía
gardekors
kurteisi
mortit
sifra
appellera
glósa
kveif
mærr 1
siment
asni
kamelet
kver
mpttull
sinjórr
blank
kapalein
kærr
námdúkr
síridúkr
bóla 3
katel
kpsungr
olifant
skarmandi
brokkati
kisill
laðrúnn
osterin
spáz
burt 1
klaret
latún
pái
spúsa 1 u 2
dauss
kofr
laz
palafrey
spúsi
drómundr
kofri
letr
pardún
surkot
dubba
kompáss
livori
púsi
trafali
duz
kordúnn
manér
PQstutjald
truff
formel
kothardi
marbri
rabita'
turniment
vargúlfr
die eigennamen:
Dulcifal
Jófreyr
Mundia
unsicher sind:
aiol
hoza
plpa
prúðr
sæi 1
arsalr
kati
parlament
rigr
taska
bóti
lfna 2
portari
r<feta
hallarr
morsel
prinz
rpsti
F. DIE BALTO-SLAVISGHEN SPRACHEN
Die benihrungen mit diesen sprachen haben natiirlich immittelbar nur
mit dem schwedischen und dánischen stattgefunden. Sie gehören aber
besonders der Wikingerzeit an und beziehen sich deshaib auf die zeit der
noch kaum differenzierten spracheinheit in Skandinavien. Ubrigens gab
DIE BALTO-SLAVISCHEN SPRACHEN
XXXIII
es auch zahlreiche Norweger, die in Osteuropa kurzere oder langere zeit
verblieben; die beiden Olafe und Haraldr der gestrenge sind dafiir bekannte
beispiele.
1. Die lettische sprache
Entlehnt wurden:
brynja sparri vielleicht
gata vaðmál auch ár i
2. Die litauische sprache
a. aus dieser sprache stammen:
sókr und vielleicht motr
b. sie entlehnte:
kippi segl síld stofa þóf
krókr serkr sparri þjónn
vieUeicht auch:
ár i brúnn i garðr i
3. Die slavischen sprachen
a. daraus wurden entlehnt:
Aldeigja
bjalkaland
drokkr
polútasvarf
stólkonungr
askraki
brakun
káza
serkr 2
taparox
bjalfi
buzar
leðja
silki
tjamaglófi
torg
und die personennamem:
Jarizleifr
Kœnugarðr
Minniskjgldr
Nepr 2
unsicher sind:
elli 1
fíll
Gullvarta
palata
stóll 2
b. aus dem skandinavischen sind ubemommen:
die wörter:
bátr
garðr 1
kjarf
mærr 2
sfmi
beita 2
grið
knútr
náhvalr
skata
biti 2
hákarl
kot
norðmaðr
sker
bjarg 1
hjalmr 1
krókr
rein
snekkja
bjprn 1
hús
laukr
Ruzar
stigr
brynja
hvatr
leggr
rpnd
stoð
búð
kaðall 1
leikr 1
seiör 2
tún
dýna 2
kenning
malt
serkr 1
þjónn
flosi
kippi
mækir
sfld
vQttr
die personennamen:
Ásketill
Hámundr
Ivarr
Snæbjom
Þórir
Einarr
Heiðrekr
Ragnheiðr
Styrr
Þórleifr
Eymundr
Helgi 1
Siggautr
Sveinn
Þórólfr
Guðleifr
Hrœrekr
Sigtryggr
Þórbjpm
Hákon
Ingjaidr
Sigvaldr
Þórgeirr
Kylfingar
unsicher sind:
garör 1
hlaiwa
laug 1
vaöall
Grani
holmr
naut
XXXIV
EINLEITUNG
G. DIE KLASSISCHEN SPRACHEN
Beriihrungen mit dem griechischen konnten durch die skandinavischen
söldner in Byzanz stattfinden; bekanntlich traten auch zahlreiche Norweger
und Islánder in den dienst des griechischen kaisers.
Das lateinische hatte so bald die bekehrung stattgefunden hatte als
kirchensprache einen bedeutenden einfluss. Zahlreiche christliche wörter
wurden den Skandinaviern durch Englánder und Deutsche vermittelt,
aber viele anderen gelangten auf schriftlichen wege auch unmittelbar nach
Norwegen und Island.
1. Die griechische sprache
a. aus Skandinavien sind ubernommen:
askr væringi
b. aus dieser sprache stammen:
djásn trapiza und die Gullvarta
skipt 2 eigennamen Kirjalax
2. Die lateinische sprache
a. eine skandinavische entlehnung kann askr sein.
b. dem lateinischen wurden entlehnt:
die wörter:
annáll
kapituli
legáti
past 2
sóna
biflia
kapp
lenz
pati 1
sónn
buzel
kardinali
Iepra
patfna
spá 1
dalmatika
karína
linja
péð
stfll
dekan
kastr
manna
pella
stóla 1
dispensera
kaupa
marmari
persóna
stóll 3
disponera
ketill
metr 1
petallum
súma 1
disputera
klausa
mitr
pikturr
Sýrland
divisera
klúss
momenta
planéta
tabla
emend(er)a
kolorr
muskat
portari
tesaurr
eximi
kómeta
múta
praefatio
titull
eyrir
kommún
mútari
prím
trakt
figúra
kompona
náttúra
processia
traktera
fitonsandi
konfirmera
nóna
pulkrokirkja
traktr
gafi
konkordera
notera
purpuri
turturi
gladel
koróna
nóti
regula
unian
hrókr 2
kredo
obláta
samvit
vínflaki
jacinctus
krúss
olífa
signa 1
ymni
justa
kaldel
kussari
orða 1
simfon
ortog
kvaterni
organ
skapular
grk
kantiki
latína
pakti
skript 2
kantilena leena
zweifelhaft sind:
palma
smaragdr
bulla
kjárr
pungr
sallaðr
serfr
karp
kgttr
purka
salselaðr
sikulgjgrð
H. DIE FINNISCH-UGRISCHEN SPRACHEN
Auch von diesen sprachen gilt, dass die beriihrungen nur mit den ost-
skandinavischen sprachen stattgefunden haben. Wir haben schon bemerkt,
dass die entlehnungen so weit zuruckreichen, dass die wörter zuweilen einen
urgermanischen lautstand wiederspiegeln. Diese sind fiir die kenntnis der
DIE FINNISCH-UGRISCHEN SPRACHEN
XXXV
westnordischen sprachen also nicht weniger wichtig. Manchmal zeigen diese
lehnwörter formen, die in der uberlieferten sprache nicht belegt sind. Die
trennung nach zeitstufen ist oft schwer durchzufuhren. Deshalb habe ich
im allhemeinen nur diejenigen wörter ausgeschlossen, die in ziemlich spáter
ze it aus dem schwedischen ubernommen worden sind.
I) é sprache der norwegischen Lappen ist dagegen in vollem umfang
fiir das westnordische von bedeutung; nur muss auch hier betont werden,
dass die wörter teilweise in ziemlich spáter zeit ubernommen worden sind.
Auf die fálle, wo urnordische lautverháltnisse durchschimmem ist besonders
aufmerksam gemacht worden.
Die weiter östlich gelegenen ugrischen sprachen haben die lehnwörter
naturlich von den Esten und Finnen kennen gelemt. Sie wurden hier aber
auch aufgenommen um die stosskraft der skandinavischen lehnwörter
darzutun.
i. Die estnische sprache
Entlehnt wurden:
ár i
arðr i
argr
armr 2
ausker
austr 1
band
barð 2
bátr
beðr
bikarr
borð 2
bræða 3
clauði
deig
dýna 2
e gg i
eínga
embætti
esja
fóðr 1
fold
geisl
gísl 1
gull
halda
hallr 3
hams
háni
hár 1
kjóll
portkona
tin
haukr
kjósa
pund
tjald
hegri
knefill
pungr
tollr
hella 1
koparr
rá 1
torf
herr 1
kverk
rauði
trpð
herra
kví
ríki
þjórr
hjálmr 1
kyndill
ríkr
þollr
hlaða 1
kps
rugr
þorskr
hleifr
iag
rpnd
þró
hóra 1
laugardagr
sáld 1
þurs
hosa
laukr
samr
þ<?rf
hrár
laut
sáta
vág
hraun
leið
saxar
vald 1
hringr
lín
segl
vangsni
hrúga
lof
selja 3
vara 1
hvalr
loka 1
serkr 1
vargr
hæll 2
magi
skaut
velja
if 1
merki 1
skúr 1
verðr 2
íli
met
snœri
vín
ja
mold
sokkr
vindr 2
jól
mór 1
spgng
virtr
kafli
mót 1
stofa
visk
kaka
mækir
stríð
víss
kamarr
mprk 1
strpnd
viti
kámr
nagli
stpng
orr
kanna
nál 1
sæng
9gn
ketill
nót
spðull
pndurr
kirkja
ngf 1
tá 3
kjálki
ostr
taska
(ín einigen fállen kann das wort auch von den deutschen nachbarn entlehnt
worden sein)
zweifeihaft sind:
báss
blástr
ílraugr i
elliga
farmr
fj<?l 2
flekkr
hrókr 1
lamb
ró 1
flóð
hræ
lengja 1
lífspund
strind
haugr
húfa
veggr 2
heimr
humli
mangr
<?1
hlummr
hlær
illr
kúfr
merðr
oddr
XXXVI
EINLEITUNG
2 . Die finnische sprache
a. Dem nordgermanischen sind entnommen:
á i
dregill
herðar
kjalki
mgrk 1 u 2
afr j
dreki
herr 1
kjarf
nábúi
akkeri
dróttinn
herra
kjóll
nafarr
alda
dvergr
hjálmr 1
kjósa
nagli
áll 2
dýna 1 u 2
h]Qlp
kiafi
nál 1
angr 2
dyngja
hlaða 1
knefill
naut
ár 1
dýrr
hland
konungr
nest 1
arðr 1
dœma
hlé
koparr
neyta
arfr 1
egg 1
hleifr
kosta 2
nót
argr
einga
hlunnr
kveisa
n<?f 1
arinn
einn
hnappr
kverk
ngrr
armr 2
embætti
hol
kvf
ofir
árr 1
enda 2
holkr 1
kvíða 3
ofr 1
aska
esja
hóra 1
kyn 1
ok 1
áss 2
eski
horskr
kyndill
ormr
auðigr 1
ey 1
hosa
kgnguiváía
ostr
auðr 3
eyrir
hrár
kgs
par 1
aurr 1
faldr
hraunn
lag
pUarr
ausker
fangi
hreyrr
lág
piltr
austr 1
fasta 1
hrim
lán
piparr
bakki 1
feigr
hringr
land
portkona
bali
flaki
hrjúfr
Laufey
posi
band
flet
hroki
laugardagr
pund
barð 2
flikki
hrufa
iaukr
pundari
barmr 1
flói
hrúga
laun 2
rá 1
barn
flugdreki
húka
iaupr
rauða
bátr
fóðr 1 u 2
hunang
lauss
rauði
baula
fold
hvalr
leið
reið
beðr
folk
hý 1
leikr 1
reifr
beita 2
frjádagr
hæU 2
iend
reip
belgr
frú
hœgr
lín
renna 1
beysti
gammi 1
hoekja 1
lof
réttr 3
bik
garðr 1
hgnk
lófi 1
reynir 2
bikarr
garpr
hgrgr
loka 1
rífa
biti 2
geirr
hgttr
lokarr
rifr
bjóð
geisl
if 1
lopt
rífr
blót
gil 2
ifa
lund 1
ríki
blý
gildr 2
illr
lýðr
rlkr
boðn
gisl 1
istr
lykja
rim
bogi
gjarn
já
ÍQg
róða
borð 2
gor
játta
maðra
rokkr 2
bót 2
gríma
jói
magi
rugr
brók
grjót
kafli
maltr
rún 1
brúnn 1
gull
kaka
markaðr
ryðja
bryti
hafr
kál
márr 2
rœkja
bræða 3
hagi'
kalfr
merki 1
rgnd
buðkr
halda
kamarr
merr
sáid 1
bukkr
hallr 3
kambr
met
samr
bglkr
haltr
kanna
meyrr
sandr
bgllr
hampr
kárr
minning
sápa
dagr
hams
karskr
mold
sár 1 u 2
dansa
hani
kaup
mór 1
sárr
dauði
hanki
kefli
morð 1
sáta
deig
hár 1
keikr
morginn
saumr
diskr
harðr
kelda
mót 1
saxar
dómr
haukr
keiiari
mylna
segl
dorg
hégómi
ketill
mynstr
seli
draf 2
hegri
kirkja
myrginn
selja 3
drafli 1
hella 1
kista
mækir
serkr 1
DIE FINNISCH-UGRISCHEN SPRACHEN
XXXVII
signa x
sfld
silki
sími
skál
skalli
skarn
skauð
skeið 3
skemma i
sker
skera
skíð
skinn
skipari
skírr
skjóða
skjóta
skrá i
skratti
skuggi
skúr i
skQkull
slím
slý
slangva i
snœri
sokkr
taska
sorg
taug
spánn
teikn
spQng
teinn
stakkr 1
tigl
stigi
til
stikka
tími 1
stofa
tin
stokkr
tfund
stóll 1
tjald
straumr
tog
stríð
tollr
strQnd
torf
stund 1
torg
stýri
tróða
stQng
troll
sunnudagr
trumba
sútari
trQð
sveinn
tulkr
svinnr
tún
sæng
Týr
sær
týsdagr
SQðull
þel 1
SQk
þilja 1
tá 3
þjokkr
tað
þjórr
tak
þófi
vamm
ván
vangsni
vara x
varða 3
vargr
vé 4
vegr 2
veipa
véla 2
velja
verðr 2
verja 2
við 1
vfgja
vika
vín
vindr 2
virtr
visk
vlss
viti
vpndr
vpttr
orr
ortog
<?gn
<?ndurr
<?ngr
Qngva
Qnn 2
Qrk
unsichere entlehnungen sind:
báss
elja
gaddr 1
jQtúnn
oddr
bekkr 1
elliga
gátt
karl
rán 1
blástr
ergi
Gefjon
kúfr
rann
bolli
erta
hamarr
lágr
ró 1
burst
farmr
haugr
lamb
skeið 2
dráttr
fjQl 2
heimr
laug 1
skór
draugr 1
fjQrgyn
híð
lengja
strind
efni
flaska
hlær
Iffspund
tafn
eiga 2
flekkr
hræ
maðkr
váð
eik
flóð
húfa
malt
veggr 2
einir
flæmingi
humli
mangr
Ql
ekja
frekr
hQrgr
merðr
b.
dem finnischen
wurden entlehnt:
Gandvík
Jómali
peita 2 píka.
sóta und vieUeicht jalda
a. aus dem
die wörter:
afi 2
afli
agn
akkeri
akr 1
aktaumr
alda
alin
alka
áll 1 u 3
almúgi
aptann
3. Die lappische sprache
norwegischen stammen
ár 1 u 5
auðr 3
bára 1
biðja
arfi 2
auka
barð 1 u 2
bik
arfr 1
aurr 2
barmr 2
bikkja 1
argr
ausa 2
barn
bismari
arinn
ausker
báss
bit
armr 2
austr 1 u 2
bati
biti 2
árr 1
ax
beiskr
bjóð
aska
baðast
beita 2
bjóða
askr
baggi
beizl
bjórr 1
áss 2 u 3
baka 4
bekri
bjQrg 1
áta
bakki 1
belti
bjorn 1
auðigr
band
bersi
blár
XXXVIII
EINLEITUNG
blautr 2
dyngja
flytja
heill 2
kjalki
blegði
dýr
flœða
heimr
kjósa
bleikr
dyrr
fóðr i u 2
hella i
kjplr
blóð
dýrr
fold
herðar
kleggi 2
blót
dæla
folk
herra
kló
blý
dœma
forkr
hey
klubba
bóð
efni
fors i
hlaða i u 2
klæði
boði 2
egg i
freista
hlass
knífr
bogi
eggja
frjádagr
hleifr
knúi
boli
egna
frú
hnappr
kola i
bolli
eið
fceri
hníta
kolla i
bolr
eiga 2
f<?r
hnjóskr
kona
bóndi
eik
gagl
hóp
konungr
bora 3
einga
gagn
hopa
koparr
borð iu 2
einn
gammi i
hóra i
koppr
bót x
eir 2
gandr
hrammr
kosta 2
botn
eira
garðr i
hringr
kostr 2
bráðr
eisa 2
gás
hrognkelsi
krammr
bragð
ekkja i
gaupa
hrókr i
kringla
brandr i
él
gedda
hross
krókr
bregða
elding
geit
hrotgás
kross
brestr
eljan
gelda 2
hryggr
krubba
bringa
elta
geldingr
huld
kussa
broddr
eng
geldr
hvalr
kvern
brók
erfa
gerð i
hvelpr
kvíða 3
brosma
ertr
gildra
hv<?nn
kvíga
brú
esja
gjprð i
hý i
kvinna
brúðr i
etja 3
glaðr i
hæða
lag
brúnn i
ey i
glymja
hæll 2
lamb
brunnr
eyða i
gói
hœgr
land
bryggja
eyði
golf
hœns
landi
brýni
eyra
gómr
h<?rr
langa i
bú
eyrir
gráði i
h<?rund
langvé
búð
faðmr
grafa
hpttr
lát
bukkr
fagr
gránn
if I
láta
bunki
falki
grár
já
laug i
búr
fang i
gras
jói
laugardagr
burst
fanga
grautr
j<?tunn
Iaukr
bygg.
fara
gref
kaðall
laupr
byggja 2
farmr
greiða
kaggr
lauss
bytta
fasta i u 2
greiði 2
kaka
lé
bœn
fat
greiðr
kál
leggr
bœta
fata 3
greina
kalfr
leið
bglkr
feigð
gríma
kamarr
leiða 2
b<?llr
feign
grind
kanna
ieiga i
bgrkr
feitr
grjón
karl
leikr i
dagr
festr i
grunnr i
kaup
leir
damm
fetill
grýla i
kefli
lemja
dansa
fit I
grœnn
keila
lenda 2
dauði
fjándi
grQf
keipr i
leppr
deig
fjara
guli
kelda
líða i
deigr
fjós I
g<?rn
kelling
liðr i
dengja
fjól I
g<?rr
kengr
lifr
diskr
fjgrðr
haf
kerling
lín
djarfr
flautir
hafr
kerti i
linr
dómr
flekkr
háfr
keyra
ljóðr i
dorg
fles
halda
kið
ljós
drag
flesk
hams
kilpr
ljóstr
dráttr
flet
hanki
kinn
lof
draugr i
fló 2
haukr
kippi
lófi I U 2
dregg
flóð
hauss
kirkja
loga 2
drjúgr
flói
heggr i
kirna
Iogi I
dúnn i
floti
heilagr
kista
lok i
DIE FINNISCH-UGRISCHEN SPRACHEN
XXXIX
loka, i
mglr
ró 4
sker
stampr
lokarr
mgrðr 1
roði
skerðingr
stappa 2
lómundr
lundi
lyng
lypta
K'tí 2
mgrk 1
roðra
skeyta
staup
mgrr
nafarr
nagli
rót 1
rugr
rúm
skinn
skip
skipa 3
staurr
steði
stefna 3
nál 1
rún 1
skipari
stengja
lægð
naut
rý
skjalgr
stigi
iæti
nefi
ryðja
skjár
stikka
lœgi
negla
rýgr
skjóða
stinga
lgð 2
nes
ræsa
skjóla
stirðr
l<?ðr
nest 2
rœða 2 u 3
skógr
stjórn
lpg
neyða
r<?nd
skoltr
stobbi
lpgg
neyta
r<?ng
skor
stofa
I<?n
nista 3
sá 1
skór
stokkr
maðkr
njóta
sáð 1
skrá 1
stóll 1
maðra
nót
safi
skreppa 1
stolpi
magi
nykr 1
salr
skriða
strá 1
mágr
ngf i u 2
salt
skunda
straumr
maki
ok 1
samr
skurfa
strengr
mal 2
ólpa
sandr
skyrta
stríð
mala
órar 1
sannr
skæri
strigi
malmr
orf
sápa
skœði i
strind
man
ormr
sár 1 u 2
skgkull
strý
mánaðr
orri
sárr
skgmm
strQnd
máni
ostr
sauðr
skgr 1
slá 2
stubbi
mara i
oxi
saumr
stubbr
markaðr
panna
seiðr 2
sleði
stund 1
meiðr
pengr
seigr
sleggja
stýra
mein
piparr
seinn
slóð
stýri
meiss
pollr
sekkr
slær
styrr
meitill
posi
selja 2 u 3
slœgr 2
stœðingr
melr
prjónn
senda
smali
stœðr
merðr
pund
serkr 1
smiðja
st<?ð
merki i
pungr
síða 1
smiðr
st<?ng
merr
rá 4
sifjungr
snara 1
súð
met
ráð
sigla 1
sneið
sufl
mið
ráða
signa 1
sneiða
sumr 2
minka
rafr
síl
snoeri
sund 1
missa 2
rakki 1 u 2
síld
sokkr
sunnudagr
mjolk
rás
silfr
sókn
súrr
mjúkr
rauði
silki
sómi
s'útari
mjgðr
reið
simi
sópa
svala 1
mjprkvi
reiðir 2
sina 2
soppr
svaldr
mola
reiðr 2
skaða
sorg
sveif
mold
reim
skaði 1
sót
sveinn
moti
reimast
skafi
sótt
sverfa
molna
reip
skalkr 1
spaði
svíða 1
morkna
rek
skalli
spann
svigi
mosi
reka 2
skán
spánn
svilar
mót i
renna 1
Skáney
spara
sparri
svln
mund i
réttr 1 u 3
skarfr 1
sýra
mundang
munr
murtr
mykr
reyðr
reyfi
reynir 2
reyrr 1
skári
skarpr
skata
skattr
sperra 1
spilda
spjaid
spýta 1
sæðingr
sæng
sær
sœma
mylna
rifr
skauð
spgng
scetr
mynstr
riki
skaut
stabbi
SQk
mynt
rikr
skegg
stafn
sqI 1
myrkr i
rim
skeið 3
stafr
tað
mysa
rím 1
skeina 2
stag
tág
mæla 2
rip
skel
stakkr 1 u 2
tagl
mpi
ript 1
skeppa
kistá 1
tamr
XL
EINLEITUNG
tangi x
týgi
unna
véli
v<?gn
taska
týna
urga 1
velja
vgk
teigr týrvi
urt
verða 1
vglr
teinn
týsdagr
vd 1
verja 1 u 2
vgmb
temja
þak
vað
verkr
vgndull
teppa
þang
váði
verpi
vpr 1
tík
þarfa
vaðr 1
verpill
vgttr
timbr
þarfr
vág
verri
ylr
tími
þari
vagga
vesa
ýmiss
tin
peisti
vagn
vestr
ýsa
tinna
þekja 1
vágr
við 1
ýskja
titlingr
þel 1
vald 1
víðr
ystast
tíund
þeli
valdi
vígja
æðr 2
tízka
þenja 2
valr 2
vika
æs
tjald
þerna 1
vandi 1
vili
artog
tjaldr
þéttr
vandr
villa 2
0 X
tog
þing
vani 1
villr
œpa
tollr
þjóð
vara 1
vln
9gu
tómr
bjónasta
varða 3
vindauga
torð
þó
vargr
vinna 1 u 2
gln
torf
þollr
vé 1
virða
Qngull
traustr
þopta
veðr 1
virkja 1
Qnundr
tróða
þórsdagr
vefr
vísi 1
gm
trog
porskr
veftr
víss 1
Qrr
troll
þróttr
vega 1
vist 1
Qsp
trumba
þurfa
veggr 1
vit 1
trylla
þœfa
veiða
viti
tulkr
þorf
veit
vitni
tunna und 2
vekt
vængr
zweifelhaft sind:
ekja erta hár i skeið 2 spxf>i
b. Aus dem lappischen sind entlehnt worden:
nakkaskinn semsveinn und wohl auch Bjarmar und Tyrfifinnar
4. Die livische sprache
Sie entlehnte
die wörter:
arðr 1
gull
kverk
pund
SQðull
argr
hafr
kyndill
pungr
tin
beði
hams
láil
rá 1
tollr
bikarr
hani
laukr
rauðr
torf
borð 2
herr 1
lln
ríkr
trQð
deig
hleifr
magi
rugr
þollr
dýna 2
hóra 1
merki 1
saxar
jþorskr
dýrr
hosa
mold
serkr 1
vald 1
egg 1
í a
mót 1
skera
vara 1
einga
kaka
mækir
sokkr
vín
fóðr 1
kamarr
nafarr
stofa
orr
garðr 1
ketill
nQÍ 1
stríð
9 g n
gisl 1 kjósa
zweifelhaft sind:
portkona
strQnd
Qndurr
flekkr
húfa
lamb
merðr
strind
flóð
humli
lengja
skeið 2
veggr 2
Ql
DIE FINNISCH-UGRISCHEN SPRACHEN
XLI
5. Die olonetzische sprache
entlehnt sind:
die wörter:
bræða 3
kyn 1
mækir
nót
skuggi
geirr
loka 1
nál 1
sáta
tá 3
unsicher ist
flekkr
6 . Die wepsische sprache
entlehnt sind
die wörter:
alda
fold
lend
skuggi
vald 1
ár 1
geirr
lín
snœri
vangsni
arðr 1
gísl 1
morginn
stríð
vargr
armr 2
gull
mót 1
strpnd
velja
barð 2
hani
nagli
spðull
verðr 2
belgr
haukr
nóf 1
tá 3
við 1
borð 2
hella 1
rauði
tin
vfn
bræða 3
herðar
rugr
torf
vindr 2
deig
hleifr
samr
þilja 1
vgndr
egg 1
kafli
sáta
þro
fóðr 2
ketill
skera
þurs
zweifelhaft sind:
draugr 1
flóð
humli
lengja
váð
flekkr
húfa
lamb
strind
Ol
7. Die wotische sprache
entlehnt sind
die wörter:
armr 2
herr 1
kverk
mækir
sokkr
barð 2
herra
kyndill
m<?rk 1
str<?nd
barmr i
hleifr
laugardagr
nagli
SQðull
belgr
hringr
laut
nót
tin
bræða 3
hæll 2
Hn
npf 1
vald 1
deig
ja
lof
rfkr
vangsni
einga
kaka
loka 1
rugr
vín
esja
kanna
magi
samr
visk
fold
ketill
mold
saxar
víss 1
halda
kirkja
morginn
simi
hani
konungr
mylna
skuggi
zweifelhaft sind:
fjpl 2
heimr
humli
merðr
Hekkr
húfa
lamb
<?1
BERICHTIGUNGEN UND ZUSATZE
S Sp z
1 a 56 Das wort steht unter einfluss von dis.
b 10 Hinzuzufiigen MM 1944, 225 und 1946, 161.
21 Die form dbóti ist volksetym. abgewandelt unter einfluss von bót 1.
35 Sieg, Schrader-Nehrung, Reallex * 1921, 466 verbindet damit noch
toch. A atal ‘mann'.
2 b 52 Vgl. V. Pisani, Paideia 13, 1958, 192.
3 b 12 So urteilt auch Magnússon, Skimir 1957, 237. Dagegen verbindet
Elgqvist ANF 72, 1957, 2 5 ff das wort mit elda.
4 a 47 Vielíeicht nicht assimihertes *ankari > russ. jdkori, vgl. Thömqvist
98 - 99 -
5 a 47 Vgl. noch Gutenbranner, DLZ 79, 1958, Sp. 772.
b 36 V. Pisani, Paideia 13, 1958, 192 möchte mit ahd. alilandi, nhd. elend
verbinden.
6 a 5 Magnússon, Skímir 1957, 239 verbindet damit nisl. rjá við e-n ‘hantieren,
kámpfen mit’ aus germ. grandform *rewon.
8 b 55 Einzufugen amra ‘schreien, heulen’, nisl. atnra, ambra ‘jammem’, vgl.
amur n. ‘gejammer’. — spátahd., mhd. ámer neben ohd. jamar m. und
das adj. jámar ‘traurig’, as. jámar, ae. glomor 'leidvoll’. Diese Wörter
sind wohl zu betrachten als verschiedene bildungen fur einen schmer-
zenslaut. — vgl. auch: emja, imp a und y mj a.
10 a 46 Hinzuzufugen toch A ánkar B ánkár ‘stosszahn’.
12 a 45 Sahlgren, Eddica et Scaldica 62 liest árhjalmr ‘adlerhelm’.
13 a 62 Fuge hinzu toch A erkát, B erkatte ‘veráchtlich’.
b 24 Krause, Gött. Gel. Anz. 212, 1958, 56 erwágt einen wechsel * azana:
* azina.
46 Vgl. aber F. R. Schröder, Streitberg-Festgabe 1924, 340 ff.
15 b 7 Vgl. auch toch AB ás ‘austrocknen’.
24 Möglich > rass . jaskú ‘buttergefász' vgl. Thöm qvis t 101 - 2, __
16 b 14 Vgl. auch toch Á Is B. ántse^ schulter ’.
17 a 36 nschw., fuge hinzu: dial.
18 a 14 Krause, Gött. gel. Anz. 212, 1958, 56 möchte gr. iu und tjúí; fernhalten.
b 9 V. Pisani, Paideia 13, 1958, 192 vergleicht lat. úber.
19 b 56 Vgl. auch toch B aume ‘elend’.
22 a 54 Vgl. noch Gutenbranner, DLZ 79, 1958, Sp. 774.
b 3 Fuge hinzu: V. Pisani, Paideia 13, 1958, 192 meint, dass das wortviel-
leicht fremder herkunft ist.
25 a 10 Magnússon, Skímir 1957, 240 verbindet dais wort mit nisl. balta 'steif
gehen. stolpern’, zur germ wurzel * belt 'schlagen’.
28 b 49 Vgl. auch Thömqvist 2J8-220.
29 a 9 Hinzuzufúgen: Wolf-Rottkay, Anglia 71, 1952, 140-147, der von beit(i)
ausgeht und es zu b e i t a 2 stellt, also ‘fahrzeug’ mit dem man gegen
den wind segelt, kreuzt’. Dagegen aber Wiist, Anglia 73, 1955, 262-275,
der zur alten etym. zuruckkehrt: ‘aus einem baumstamm gemachter
kahn'.
59 Vgl. aber noch V. Pisani, Paideia 13, 1958, 192.
b 63 V. Pisani, Paideia 13, 1958, 192-3 stútzt diese erklárung.
30 b 4 Wenig tiberzeugend aus einer kelt. grundform bnno (vgl. gall. banno
'hom’) Ten Cate-Silfwerbrand, Vlees, bloed en been 1958, 153-186.
31 a 27 Fúge hifizu: MM 1944, 226.
b 18 Vgl. auch nschw. bánka seg ‘sich setzen’.
32 b 4 Zu belti stellt Svennung, UUÁ 1953, 4 auch den namen Balticum mare:
dagegen aber Flasdieck, Anglia 72, 1955, 352 ff.
34 a 33 Vgl. noch MM 1946, 161.
38 b 5 Vgl. auch Thömqvist 24-25.
41 a 19 Vgl. auch Moberg, ANF 66, 1951, 38-51.
BERICHTIGUNGEN UND ZUSÁTZE
XLIII
s
Sp
z
4 1
b
20
35
44
a
4 2
45
a
22
47
a
4 2
48
a
19
5 i
a
5
53
a
20
49
55
a
ii
5 6
a
6 3
b
35
60
b
26
6 3
b
45
6 5
a
3 2
66
a
3 i
67
a
53
68
a
11
70
a
45
74
a
3 6
79
b
3 i
b
35
82
b
37
3 2
«4
a
13
87
b
62
88
a
13
9 i
a
6
5 °
94
a
5 2
97
b
19
100
a
33
6 3
102
a
8
104
a
3 6
!°5
b
47
106
b
5
54
ll 5
a
5 6
118
a
3
12 3
a
21
b
60
124
a
4 1
b
21
128 b' 2
Magnússon, Skírnir 1957, 2 4 ° denkt an das wort blár z.B. in Zss. blákaldur,
bládjúp.
Kylstra 78 erwágt die möglichkeit von-einer urgot. form mit i auszu-
gehen.
Zur bed. entw. vgl. auch glaör.
Vgl. auch toch A plac, B pláce ‘gesprách’.
Nach Ulvestad und Beeler, ANF 72, 1957, 211-222 bedeutet boði 2 eig.
‘flache, ziemlich kleine klippe’; sie verbinden es mit bjóðr.
Nachzutragen: Wissmann, Der Name der Buche, DAW Berlin, Vortráge
H. 50, 1952.
Nachzutragen: Bjerrum, Danmarks Stedsnavne 10, 1951.
Zu streichen den hinweis auf toch mrác.
Vgl. noch F. R. Schröder, GRM 39, 1958, 310.
Zur bed. entw. vgl. frz. route zu lat. ruptus.
Magnússon, Skímir 1957, 2 4 x setzt als grundform an * brautskiR.
Magnússon, Skímir 1957, 239 denkt an die illyr. VN Breoni und Breones;
der name wáre durch Heruler oder Goten in Skandinavien bekannt
geworden.
Magnússon, Skírnir 1957, 237, betrachtet brýni in der bed. ‘wiirze’ als entl.
< ae. bryne ‘salzwásser’.
Magnússon, Skímir 1957, 240 verbindet Buggi mit ne. big.
búr m. lies n.
vgl. noch nisl. busla ‘fleissig arbeiten’, aber auch ostfr. böseln, nndl.
beuzelen ‘mit nichtigen dingen bescháftigt sein’.
Fiige hinzu: Wadstein, ANF 11, 1895, 77 der bý- aus germ. * beu-jo
'sturm’ erklárt, vgl. nnl. bui ‘plötzlicher regenschauer’.
Auch in schw. ON, vgl. Sahlgren, Hallándsk bygdekultur 1925, 88 ff.
Reichardt, Festsch. Weigand 1957, geht von * Bolporinn 'der unheil
wagende’ aus.
Vgl. dazu Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 156.
Hinzuzufugen: > mss. doróga ‘kleine angelschnur, die man hinter dem
boote einherzieht’, vgl. Thömqvist 232.
Vgl. weiter Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 157.
Fuge hinzu: vgl. aber toch AB isuk (— got. tiuhan) wechselnd mit yok
‘hinken’ (Krause, Gött. gel. Anz. 212, 1958, 54).
fuge hinzu: nschw. snö-driva.
Vgl. noch Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 157.
Fúge hinzu: nnorw. dur.
Vgl. dazu Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 155.
Magnússon, Lingua isl 1, 1959, 154 verteidigt diese etymologie.
Zur bed. entw. vgl. hurö und veggr.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 157 betrachtet efna 1 als abl. von efni.
Krause, Gött. gel. Anz. 212, 1958, 54 vergleicht toch B aise ‘stárkung,
beistand’.
F. R. Schröder, GRM 39, 1958, 310 weist darauf hin, dass das wort
Alpes fraglos voridg. ist.
S. Nordal, Isl. Fomrit 2, 252 betrachtet Elgr als Odinsname.
Streiche: zu ai. ámras ‘mangobaum’.
Vgl. auch: A. H. Smith, English place name elements 2, 1956, 226.
Ftige hinzu: H. F. Rosénberg, Zsch. f. Mundartforschung 23, 1955,74-1 10.
Die vergl mit mn. schw. auiu wird jetzt aufgegeben.
F. R. Schröder, GRM 39, 1958, 31 I denkt an eine, wiewohl seltene, germ.
bildung.
Vgl. dazu de Tollenaere, Leuvense Bijdragen, Bijblad 1958, 60.
Vgl. aber F. R. Schröder, Streitberg-Festgabe 1924, 340 ff.
Fuge hinzu: nisl. fjálgur ‘andáchtig’.
Vgl de Tollenaere, Leuvense Bijdragen, Bijblad 1958, 60.
De Tollenaere, Leuvense Bijdragen, Bijblad 1958, 60 beanstandet die
verbindung mit nnl. vaars.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 158 denkt an zwei verschiedene wörter;
dagegen wieder De Tollenaere, Leuvense Bijdragen, Bijblad 1958, 61.
W. Krause, Nachr. AW Göttingen 1961 Nr. 9, 270 verbindet auch mit an.
XLIV
BERICHTIGUNGEN UND ZUSATZE
S Sp Z
130 a 55
60
b 47
133 a 14
134 b 63
136 b 25
137 a 42
141 a 9
142 b 10
144 a 10
21
144 b 54
146 a 26
147 a 56
153 a 48
158 a 6
159 a 32
165 a 51
167 b 11
177 b 16
181 a 60
182 a 50
b 14
188 b 23
192 b 37
194 a 45
196 a 19
197 b 34
198 a 32
201 a 19
25
b 40
203 a 41
204 a 3
208 a 15
209 a 28
210 a 1
flaga 2 und geht aus von einem schlag, den ein trollartiges wesen einem
menschen plötzlich gibt.
Vgl. aber auch E. öhmann, Nachr AW Göttingen 1954 Fhil. Hist. Kl.
Nr. 2 und H. Fromm, ZfdA 88, 1957-8, 81-100, 211-240, 299-324.
Ablehnend sind E. öhmann, Nachr. AW Göttingen 1954, 19 ff und
Kylstra 150.
Ten Cate-Silfwerbrand, vlees, bloed en been 1958, 35-50 möchte das
skand. wort, mit der bed. ‘speck' als eine entlehnung aus dem westgerm.
auffassen.
Die entlehnung dieses wortes fand schon statt, als die Finnen noch
im Nordbaltikum sassen, vgl. Kylstra 104.
Vgl. Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 165-166.
Vgl. noch Fromm, ZfdA 88, 1957, 2I 5 -
Vgl. aber F. R. Schröder, GRM 39, 1958, 310.
Fiige hinzu: toch A prak, B preh ‘fragen’.
Zu diesen PN vgl. Sahlgren NB 46, 1958, 194.
Streiche die toch. wörter.
F. R. Schröder, GRM 39, 1958, 310 bemerkt, dass fróðr 1 und 2 nicht
zu trennen sind und weist auf E. Rooth, UUÁ 1939, 54 ff hin.
Krause, Gött. gel. Anz. 212, 1958, 56 hált aber daran fest.
Krause, Gött. gel. Anz. 212, 1958, 56 möchte die abl. aus * fluglaz doch
eher annehmen.
Vgl. jetzt auch Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 158.
Vgl. dazu jetzt Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 159.
Streiche: vgl. nschw . . bis tun’.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 159 stellt norw. gorre usw. zur idg. wzl.
* gher ‘kurz’.
Hinzuzufugen: Wessén, UUÁ 1927, 44 «•
Krause, Gött. gel. Anz. 212, 1958, 57 nimmt hier auch das wort gtm
‘feuer’ an.
V. Pisani, Paideia 14, 1959, 291 möchte gná als eine unverschobene
entsprechung von idg. *gí* wá 'weib’ (vgl. kona) betrachten; das aus-
bleiben der verschiebung wáre durch einen sakralen gebrauch zu er-
kláren.
Vgl. noch F. R. Schröder, GRM 39, 1958, 310, der auch an voridg.
herkunft denkt.
Vgl. noch Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 159.
Hmzuzufúgen: > russ. golbec ‘ofenverschlag, ofenschrank’, eig. ‘ofisn-
bank’, vgl. Thörnqvist 32-45.
Hinzuzufúgen: Aus der Abl. griöi ‘mann der in einem hause als diener
wohnt' > russ. gridi ‘die zweite klasse der fúrstlichen gefolgschaft’,
vgl. S. Bugge ANF 2, 1885, 71 und Thömqvist 46-51.
Vgl. Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 160.
Vgl. hierzu V. Pisani, Paideia 14, 1959, 289.
V. Pisani, Paideia 14, 1959, 288 verbindet das wort mit g ýgr und geht
aus von einer bedeutung ‘machen dass einer sich verbirgt’.
Vgl. noch Specht, KZ 68, 1944, 201-205.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 159 möchte ger 1 und 2 nicht trennen.
V. Pisani, Paideia 14, 1959, 290 betrachtet idg. *kop als variante von
*ghebk, vgl. as. geban, ae. geofon 'meer’.
Die namen können auch mit hafr verbunden sein; vgl. Sahlgren, NB 46,
195», 194.
Hierzu viell. auch PN wie Hafgrimr, vgl. Sahlgren, NB 46, 1958, 194.
Vgl. aber Thömqvist 414-6.
Einfugen: > finn kallas (vgl. Fromm, ZfdA 88, 1957, 2I 3 )-.
Zu verbessem: alb. kancp kommt aus dem vulg. lat. Weiter bemerkt
V. Pisani, Paideia 14, 1959, 288-9, dass das germ. wort vielmehr úber
Gallien eingewandert sein wird.
V. Pisani, Paideia 14, 1959, 288 nimmt als gmndform an germ. *hlna-, •
das weiter stimmen wúrde zu gr. xclvoc, dorisch xrjvoc.
J. Sahlgren, Vad vára ortnamn berátta 1932, 38 denkt an ein tabuwort.
Der fisch bekam seinen namen daher, weil der rúckenflosse sich ober-
BERJCHTIGUNGEN UND ZUSATZE
XLV
S SpZ
213
b
2
215
a
40
226
a
30
55
227
a
34
233
b
27
239
b
59
245
a
12
250
a
13
252
a
45
262
a
55
265
b
8
266
b
34
267
a
17
270
a
H
55
271
b
13
272
a
59
280
a
43
283
b
33
289
a
7
290
a
23
292
a
55
296
a
1
3
11
60
299
b
7
301
b
&3
308
a
40
311
a
7
b
38
312
a
47
b
20
313
b
47
322
b
22
324
b
25
29
326 ’
a
21
halb des wassers erhebt wie das alte ruder oberhalb des bootes. —
Die erklárung von H. W. J. Kroes GRM 36, 1955, 78 aus *hanhaz, das er
verbindet mit dem worte hestr und deshalb als ‘springer’ erklárt, ist
verfehlt.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 166 verwirft abl. aus nd. und erklárt
hastr aus harstr, vgl. zu herstr.
Vgl. dazu besonders F. R. Schröder, Deutsche Vierteljahrsschrift 32,
1958, 44.
G. Must, JEGPh 56, 1957, 60-4 geht aus von einer bedeutung ‘pferd
das in einem pferch eingeschlossen ist', also eig. ‘gezahmtes plsrd’.
F. R. Schröder bemerkt GRM 41, 1960, 185 dass die grundform *havuia
lauten muss.
Fuge hinzu: nnl. hilde ‘heuboden’.
Diese entlehnung ist aber nicht sicher, vgl. Kylstra 107.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 160 stellt das wort zu der sippe von
hlcer und hlýr.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 167 möchte das wort zu hnoða stellen.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 154 weist auf die etymologie hin, die
mit horskr und hraðr verbindet.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, i6 7 iibersetzt hraumi als ‘lármende
person’ und verbindet es mit æ. hream, as. hröm.
Vgl. weiter Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 160.
Hinzufiigen: und aschw. ON Thorshughle.
Vgl. aber auch Sahlgren, Saga och sed 1935, 60 ff.
V. Pisani, Paideia 16, 1961, 220 denkt an germ. hund ‘hundert’, das als
verstarkendes práfix gebraucht sein sollte.
Thömqvist 205-6 verwirft diese entlehnung.
Das wort hveðna ist zu streichen.
Fiir eine andere behandlung vgl. Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 161.
Abweichend Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 155 -
Zu Hggni vgl. noch F. R. Schröder, GRM, 41, 1960, 121.
Zu Iðunn vgl. Kiil, ANF 74, 1959, 61.
Zu streichen das ai. wort.
V. Pisani, Paideia 16, 1961, 221 fragt zweifeind, ob das wort eine volks-
etymologische ánderang von *wáíka-, das in nhd. wallach vorliegt, sein
könnte.
Einzufiigen den PN Jófreyr < frz. oder engl. Geoffroi.
Vgl. auch Kylstra 131.
Vielleicht aus einer ungebrochenen form entlehnt der aruss. PN Eton,
vgl. Thömqvist 112 und 119.
F. R. Schröder, GRM 41, 1960, 121 gibt dieser erklárung den vorzug.
Fiir die entlehnung in russ. kodol, vgl. Roiniecki, Varægiske minder i
den russiske heltedigtning 1914, 51 und Thömqvist 56-58.
Vgl. iiber das -pp- des finnischen wortes noch Kylstra 144-5.
Die etymologie ist aber höchst unsicher, vgl. V. Pisani, Paideia 16, 1961,
220.
Krause, FF 34, 1960, 147 betrachtet keyra als kaus. zu kjósa, also:
'(den spora) schmecken lassen'.
Das finnische lehnwort ist aber jung, vgl. Fromm, ZfdA 88, 1957, 89.
Vgl. auch Thömqvist 53-56.
Die hier genannten wörter sind wahrscheinlich iiberhaupt keine ent-
lehnungen aus dem germanischen, vgl. Fromm, ZfdA 88, 1957, 86.
Hinzuzufiigen: oder doch vielleicht eher aus dem got. entlehnt, vgl.
Kylstra 73-74.
Hinzuzufiigen: Vielleicht auch > mss. kolok 'einzeln stehender hain;
nicht grosse gerundete sandbank’, vgl. Knutsson, Die gemeinslavischen
lehnwörter im slavischen vom typus Buky 1929, 48 Anm. 1 und Thöm-
qvist 237-9.
Vgl. Thömqvist 234-7.
Vgl. aber Sahlgren, Nysvenska studier 9, 4 ff.
Fur eine andere erklámng vgl. Magnússon, Luigua isl. 1, 1959, 162.
Vgl. noch R. Ekblom, Studia Neophil. 17, 1-24.
XLVI
BERICHTIGUNGEN UND ZUSATZE
S Sp Z
329 a 29
33 1 a 44
332 b 36
335 a 49
337 b 4 6
341 a 22
349 a 12
350 a 21
35 1 a 54
359 b 41
360 b 51
3 6 3 a 1
3i
54
3 6 8 b 55
371 b 13
372 a 18
373 a 31
380 a 4
382 a 2
385 b 19
386 b 2
4°4 a 25
409 b 54
421 a 22
427 b 4
429 a 34
430 a 29
434 a 42
446 a 13
Vgl. noch H. Stáhl, Kvill och tyll.
So auch Thömqvist 63-68.
Hiemach einzufiigen: kræfr adj. ‘stark, tapfer', nnorw. dial. krœv
‘tiichtig, stark’ aus grundform * krébia-, gehört zu der gruppe von
krefja. —> finn. reipas ‘hurtig, reich’, vgl. Wiklund MO 5, 19x1,
225.
De Tollenaere, Leuv. Bijdr. 49, 1960, 149 weist darauf hin, dass die
entlehnung aus dem franz. wohl wahrscheinlicher ist. Das wort kurteisi
kommt schon um 1220 vor.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 162 weist darauf hin, dass kvett aus
*kiveþþa mit kviðr zusammenhángen soll.
Fiir eine andere erklárung vgl. Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 162.
Vgl. jetzt besonders W. Krause, Zum Namen des Lachses, Nachr.
AW Göttingen 1961 Nr. 4, 84-98, der die erklárung als ‘springer’ als die
wahrscheinlichste betrachtet. Man darf also kaum an eine entlehnung
aus einer voridg. sprache denken.
Das finnische wort könnte auch aus dem baltischen iibemommen sein,
vgl. Fromm ZfdA 88, 1957, 93.
Hinzuzufiigen: finn. leikki ist eher aus dem nschw. entlehnt, vgl.
Kylstra 107 Fussn. 8.
Vgl. noch de Vries, Saeculum 7, 1956, 302.
Lidén IF 19, 1906, 369 fiihrt das wort zuriick auf germ. *llwiz~, léwaz-
in oe. léow, pl. léower ‘lende’. Aber Holthausen WS 2, 1910, 211 ver-
bindet mit gr. Xuyí^o ‘biege’ und weist hin auf das verháltnis von nhd.
weichen und an. vikja.
Hinzuzufiigen: Möglich > russ. luda ‘mantel, oberkleid’, vgl. Thörnqvist
240-1.
Zu loðrmenni vgl. Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 163.
F. R. Schröder, GRM 41, 1960, 185 bemerkt, dass Sahlgrens erklárung auf
das lange 0 in Lóðurr strandet. GRM 38, 1957, 2 °3 deutete er den namen
als entstanden aus *Loha-þuraz ‘feuerquiríer’ und dann identisch mit
Loki.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 162 verbindet lúra mit nisl. lúrast, denn
der fisch verbirgt sich auf dem boden des wassers.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 163 betrachtet lœða als nisl lctða, weib-
liches tier, bes. katze, unangenehme person.
Kemp Malone, Studies in heroic legend and in current speech 1959, 91
erklárt das wort als ‘beller’, also zu germ *lajan.
Magnússon, Lingua isl. 1, 1959, 168 möchte lcera mit ae. hlose ‘schweine-
koben’ verbinden, erklárt aber den verlust des h nicht.
Vgl. jetzt A. Nehmng, Festschr. Schröder 1959, 122-138, der das wort
aus einer voridg. sprache erklárt.
Vgl. auch Kiil, ANF 74, 1959, 20.
Zu beachten ist besonders finn. marhaminta ‘halfterstrick’, vgl. Kylstra
70-71.
Zu diesem wort s. besonders A. Nordling SNF 27, 1937, Nr. 3.
Vgl. auch Thömqvist 225-9.
Vor Grégoire schon G. Holz, Der Sagenkreis der Nibelungen 1914. 79 -
F. R. Schröder GRM 41, 1960, 185 erinnert an eine áltere erklárang aus
Asan rex, vgl. das bulgarische herrscherhaus der Asaniden.
H. Kuhn ZfdMa 28, 1961, 6 erinnert an die hellroten blumen im friihjahr
und verbindet deshalb mit gr. mippóc, Ttupcéi; ‘feuerrot’; er denkt an
eine entlehnung mit unverschobenem konsonanten aus einer unbe-
kannten idg. substratsprache; die regelmássige entwicklung zeigen oe.
fyrs, ne. furze ‘ginster’.
Hinzuzufiigen: vielleicht aschw. pund > rass. pud ‘gewichtseinheid’,
vgl. Thömqvist 74-77.
Hinzuzufugen: Uber entlehnung des nur in der ersten Novgoroder
Chronik vorkommenden Wortes raja i. Tahe’ vgl. Thömqvist 152-5.
Das nnl. wort besonders in namen fur priele und sandbánke an der
kuste wie Raas oder Ras, vgl. Schönfeld, Top. Med. 34, 1958, 97-8.
Vgl. dazu Sahlgren, Namn och Bygd, 47, 1960, 187-188, der denkt an
BERICHTIGUNGEN UND ZUSÁTZE
XLVII
S Sp z
462
b
45
474
a
20
475
a
22
b
2
45
486
a
9
32
493
a
8
494
b
4
512
b
39
523
b
39
530
b
24
540
a
15
569
b
15
584
a
27
587
b
53
589
a
1
603
a
35
6i 4
a
37
666
b
12
eine grundform jfrígr; dann bedeutet der name: 'geknimmte person';
mit hinsicht auf den regenbogen? Sehr unsichere deutung.
Das finnische wort ist iiber die sudwestkiiste der Ostsee aus dem siidgerm.
iibemommen worden; auch das nordgerm. wort wird wohl zugewandert
sein, vgl. H. F. Rosenfeld, Neuphil. Mitt. 51, 98-109 und zustimmend
Fromm, ZfdA 88, 1957, 86.
Hinzuzufiigen: Ober das aruss. wort súlga ‘mast’ in der ersten Novgo-
roder Chronik vgl. Thömqvist 90-93.
Hinzuzufiigen: Uber das vielleicht entlehnte mss. sig vgl. Thöraqvist
247-8.
Vgl. auch Thömqvist 77-80.
Hmzuzufiigen: Die möglichkeit einer umgekehrten entlehnung hat
Miklosich Etym. Wb. 338 erwogen, vgl. dariiber Thömqvist 264-8.
Vgl. auch Thömqvist 80-1.
Hinzuzufiigen: líber das ross. skotii vgl. besonders Thömqvist 252-7.
Fromm ZfdA 88, 1957, 93 verwirft die germ. herkunft von finn. kinnas,
denn man muss von einer grandform *kimdas ausgehen, die zu ver-
binden ist mit lett. clmds ‘handschuh’.
Hinzuzufiigen: skjá 1 f. ‘scheune, vorhaus’; zur etymologie vgl. s k dli.
— > rass. skéja, vgl. E. A. Meyer ZfslavPh. 5, 1929, 141-2 und Thöm-
qvist 1948, 81-3. skjá 2 f. 'durchsichtige kalbshaut’, vgl. skjdr.
Das lemma skjd zu ándem in skjá 3.
Fiige hinzu: > finn. laes ‘heuschwaden’ aus germ. grandform *slagez.
Vgl. auch Thömqvist 113.
Zu streichen: ne. swoop.
Finn. panka, panku ist wahrsch. kein germ. lehnwort, vgl. Fromm,
ZfdA 88, 1958, 324.
Der passus Zeile 15-24 ist zu streichen.
W. Krause, Nachr. AW Göttingen 1961, Nr. 9, 265 möchte von einer
verbindung ‘aneinanderfiigen' ausgehen, vgl. toch. tsu- ‘sich fiigen’;
er verbindet weiter mit der grappe von tún und geht von der her-
stellung des flechtzauns aus.
Hinzuzufiigen: finn. tiili ist wohl eher aus dem schw. entlehnt, vgl.
Kylstra 76.
Das finnische wort stammt aus nschw. time, vgl. Fromm, ZfdA 88,
1957 . 89 -
Das finnische wort Runkoteivas ist ganz anders zu beurteilen, vgl. Fromm
ZfdA 88, 1957, 86 und besonders die lichtvolle behandlung dieses
angeblichen göttemamens bei M. Haavio, Karjalan Jumalat 1962 S. 259 ff.
Vgl. besonders Thömqvist 87-88.
Diese zeile ist zu streichen; keltische entsprechungen sind die volks-
namen der Veneti und Venetulani von *uenetos 'geliebt' (IEW 1146).
VERZEICHNIS DER ABKORZUNGEN
i
abl.
ablautend
adá.
altdánisch
adj.
adjektiv
adv.
adverb
ae.
altenglisch
afr.
altfriesisch
afrz.
altfranzösisch
ahd.
althochdeutsch
ai.
altindisch
air.
altirisch
akk.
akkusativ
alat.
altlateinisch
alb.
albanesisch
alem.
alemannisch
anfrk.
altniederfránkisch
anl.
anlautend
anm.
anmerkung
áol.
áolisch
apr.
altpreussisch
arab.
arabisch
aram.
aramáisch
arm.
armenisch
as.
altsáchsisch
aschw.
altschwedisch
asl.
altslavisch
att.
attisch
av.
avestisch
bask.
baskisch
bed.
bedeutung
bes.
besonders
BN.
beiname
bornh.
bornholmisch
br.
brakteat
burg.
burgundisch
dá
dánisch
dat
dativ
dial.
dialektisch
ds.
dasselbe
edd.
eddisch
eig.
eigentlich
entl.
entlehnt
erul.
erulisch
erw.
erweiterung
estn.
estnisch
f.
femininum
fár.
fáröisch
finn.
finnisch
fr.
friesisch
frz.
französisch
gall.
gallisch
gen.
genitiv
gepid.
gepidisch
germ.
germanisch
got.
gotisch
gotl.
gotlándisch
gr-
griechisch
hebr.
hebráisch
hebrid.
hebridisch
heth.
hethitisch
hom.
homerisch
idg.
indogermanisch
illyr.
illyrisch
isl.
islándisch
it.
italisch
jht.
jahrhundert
komp.
komparativ
kong.
konjugation
kopt.
koptisch
kymr.
kymrisch
lang.
langobardisch
lat.
lateinisch
lett.
lettisch
lit.
litauisch
liv.
livisch
lpN.
lappisch (norwegisch)
lpS.
lappisch (schwedisch)
m.
maskulinum
mak.
makedonisch
me.
mittelenglisch
mir.
mittelirisch
mlat.
mittellateinisch
mnd.
mittelniederdeutsch
mnl.
mittelniederlándisch
mordw.
mordwinisch
mschw.
mittelschwediscli
n.
neutrum
ndá.
neudánisch
ne.
neuenglisch
nhd.
neuhochdeutsch
nisl.
neuislándisch
nnd.
neuniederdeutsch
nnl.
neuniederlándisch
nnorw.
neunorwegisch
nom.
nominativ
norm.
normannisch
nschw.
neuschwedisch
VERZEICHNIS DER ABKÚRZUNGEN
XLIX
0.
ost
olon.
olonetzisch
ON-
ortsname
orkn
orknöisch
osk.
oskisch
oss.
ossetisch
part.
partikel
partz
partizip
phryg.
phrygisch
pl.
plural
PN.
personenname
práp.
práposition
prát.
práteritum
run.
runisch
russ.
russisch
s.
sehe
schott.
schottisch
schw.
schwedisch
schw. V.
schwaches verbum
serb.
serbisch
sg-
singular
shetl.
shetlándisch
skand.
skandinavisch
skd.
skaldisch
sp.
spanisch
st. V.
starkes verbum
suff.
suffix
s. V.
sub voce
syr.
syrisch
syrj.
syrjánisch
thrak.
thrakisch
toch.
tocharisch
tsch.
tscheremissisch
tiirk.
tiirkisch
iiberl.
iiberliefert
umbr.
umbrisch
ung.
ungarisch
urn.
urnordiscb
urspr.
urspriinglich
verb.
verbum
vgl.
vergleich
viell.
vielleicht
VN.
volksname
2. Zeitschriften, Wörterbiicher usw.
AfdA: Anzeiger fiir deutsches Altertum
ANF: Arkiv för Nordisk Filologi
ANO: Aarboger for nordisk Oldkyndighed og Historie
APhS: Acta Philologica Scandinavica
ARW: Archiv fur Religionswissenschaft
AW: Akademie der Wissenschaften
BB: Bezzenbergers Beitráge zur Kunde der indogermanischen Sprachen
CM: Classica et Mediaevalia
DSt: Danske Studier
FT: Falk und Torp, Norwegisch-dánisches etymologisches Wörterbuch
FUF: Finnisch-ugrische Forschungen
FV: Fornvánnen
GHÁ: Göteborg Högskolas Ársskrift
GR: The Germanic Review
GRM: Germanisch-Romanische Monatsschrift
HArch: Herrigs Archiv fiir das Studium der neueren Sprachen
IEW: Pokorny, Indogermanisches Etymologisches Wörterbuch
IF: Indogermanische Forschungen
JEGPh: The Journal of English and German Philology
JSFOu: Journal de la Société finno-ougrienne
KZ: Kuhn’s Zeitschrift fiir vergleichende Sprachfoischung
Cang: Language, Journal of the Linguistic Society of America
LUA: Lund Universitets Ársskrift.
^ASO: Meyerbergs Arkiv för Svensk Ordforskning
MLN: Modern Language Notes
MM: Maal og Minne
MO: Le Monde Oriental
MPh: Modern Philology
MSFO: Mémoires de la Société finno-ougrienne
MSL: Mémoires de la Société de Linguistique
NB: Namn och Bygd
^G: Nomina Germanica, Festschrift Hesselman 1935
NK: Nordisk Kultur
L
VERZEICHNIS DER ABKURZUNGEN
NL: Norges gamle Love
NTS: Norsk tidskrift for Sprogvidenskap
NTU: Nordiska Texter och Undersökningar
NVA: Skrifter und Afhandlinger der Norske Videnskaps Akademi
PBB: Paul und Braunes Beitráge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur
PMLA: Publications of the Modem Language Association
RG: Revue Germanique
SBAW: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften
SBVC: Sagabook of the Viking Club
SNF: Studier i Nordisk Filologi
SNph: Studia Neophilologica
SSN: Scandinavian Studies and Notes
SSUF: Sprákvetenskapets Sállskaps i Uppsala Förhandlingar
SVS: Skrifter utgivna av kgl humanistiska Vetenskapssamfund
TNTL: Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde
UUÁ: Uppsala Universitets Ársskrift
WP: Walde-Pokomy, Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen
WS: Wörter und Sachen
ZdW: Zeitschrift fiir deutsche Wortforschung
ZfcPh: Zeitschrift fiir celtische Philologie
ZfdA: Zeitschrift fiir deutsches Altertum
ZfdPh: Zeitschrift fiir deutsche Philologie
ZfsPh: Zeitschrift fiir slavische Philologie
3. Gekiirzte Buchtitel
Aasen: I. Aasen, Norsk Ordbog (Christiania 1918).
Blendal: V. Blandal, Islandsk-dansk Ordbog (Reykjavlk 1920-1924)
Björkman: E. Björkman, Scandinavian loanwords in Middle-English (Studien zur
englischen Philologie, Heft 7, Halle 1900-1902)
A Bugge, Indf.: A. Bugge, Vesterlandenes IndflydelsepaaNordboernesydre Kultur
(Kristiania 1905)
Collinder, UL: Bj. Collinder, Die urgermanischen Lehnwörter im Finnischen (SVS
Uppsala 28, 1933, Nr 1)
Ekwall: Ekwall, -Studies on English Place-Names (Kgl. Vitterhets och Antikvitets
Akademi Afhandlingar 42 Nr. 1)
Fschr Baur: Album Frank Baur (Gent 1948)
Fschr Behaghel: Festschrift O. Behaghel, Germanische Bibliothek II, Nr 15 (Heidel-
berg 1924)
Fschr Bloomfield: Studies in honor of Maurice Bloomfield (New Haven 1920)
Fschr Broch: Festskrift O. Broch (NVA Avhandlinger Hist.-Filolog. Klasse 1947)
Fschr S. Bugge 1892: Uppsalastudier tillegnande Sophus Bugge (1892)
Fschr S. Bugge 1898: Akademiske Afhandlinger til Prof. S. Bugge ved hans
25-aars Jubileum (Kristiania 1898)
Fschr Collitz: Studies in honor of Hermann Collitz (Baltimore 1930)
Fschr Falk: Festskrift til Hj. Falk (Oslo 1927)
Fschr Feilberg: Danske Studier 1911
Fschr Fick: Tepaí, Abhandlungen zur Indogermanischen Sprachgeschichte August
Fick gewidmet (Göttingen 1903)
Fschr Flom: Scandinavian Studies presented to G. T. Flom (Urbana 1942)
Fschr Frings: Fragen und Forschungen im Bereich und Umkreis der germanischen
Philologie, Festgabe fiir Th. Frings (Berlin 1956).
Fschr Hesselman: Nomina Germanica (Uppsala 1935)
Fschr Hirt: Festschrift H. Hirt, Germanen und Indogermanen (Heidelberg 1936)
Fschr Jespersen: A Grammatical Miscellany offered to Otto Jespersen (Kopen-
hagen 1930)
Fschr Johansson: Sertum philologicum C. F. Johansson oblatum (Göteborg 1910)
Fschr Jónsson: Festskrift til Finnur Jónsson (Kopenhagen 1928)
Fschr A. Kock: Studier tillágnade Axel Kock (Lund 1929)
Fschr E. A. Kock: Studia Germanica tillágnade E. A Kock (Lund 1934)
Fschr Kretschmer: Festschrift fiir Paul Kretschmer, Beitráge zur griechischen und
lateinischen Sprachforschung (Berlin 1926)
VERZEICHNIS DER ABKURZUNGEN
LI
pschr Kristensen: Danmarks Folkeminder Nr 17 (Kopenhagen 1928)
pschr Lidén 1912: Xenia Lideniana (Stockholm 1912)
pschr Lidén 1932: Germanska Namnstudier tillágnade E. Lidén (Lund 1932)
pschr Noreen: Nordiska Studier tillágnade A. Noreen (Uppsala 1904)
pschr Olson: Bidrag till Nordisk Filologi tiliágnade E. Olson (Lund 1936)
Pschr Pedersen: Mélanges Pedersen (Acta Jutlandica IX, Kopenhagen 1937)
Pschr Pipping: Festskrift tillágnad H. Pipping (Helsingfors 1924)
pschr Qvigstad: Qvigstad Festskrift (Tromso Museums Skrifter Nr 2, 1928)
pschr Sahlgren: Festskrift till J. Sahlgren (Lund 1944)
pschr Schröder: Festschrift fiir Franz Rolf Schröder (Heidelberg 1959 ).
Fschr Sievers 1896: Philologische Studien, Festgabe fur E. Sievers (Halle 1896)
Fschr Sievers 1925: Germania, Festschrift E. Sievers (1925)
Fschr Streitberg: Stand und Aufgaben der Sprachwissenschaft, Festschrift fur
Wilhelm Streitberg (Heidelberg 1924)
Fschr Thomsen: Festschrift V. Tnomsen dargebracht (Leipzig 1912)
Fschr Torp: Festskrift til A. Torp (Christiania 1913)
Fschr Unger: Sproglig-historiske Studier tilegnede C. R. Unger (Kristiania 1896}
Fschr Windisch: Festschrift Ernst Windisch (Leipzig 1914)
Fschr v. d. Wijer: Feestbundel H. J. van de Wijer (Löwen 1944)
Fischer: Die Lehnwörter des Altwestnordischen (Palaestra 85, Berlin 1909)
Gamillscheg: EtymologischesWörterbuchderfranzösischenSprache(Heidelberg 1928)
Gering, Komm: H. Gering, Kommentar zu den Liedem der Edda (Halle 1927-1931).
Hægstad: Hægstad-Torp, Gamalnorsk Ordbok (Oslo 1909).
Henderson: G. Henderson, The Norse influence on celtic Scotland (Glasgow 1910).
Holthausen: F. Holthausen, Vergleichendes und Etymologisches Wörterbuch des
Altwestnordischen (Göttingen 1948).
Jacobsen-Moltke:. Lis Jacobsen og Erik Moltke, Danmarks Runeindskrifter (Kopen-
hagen 1941-1942).
Jakobsen: J. Jakobsen, Etymologisk Ordbog over det norrene Sprog pá Shetland
(Kopenhagen 1921).
Jóhannesson: A. Jóhannesson, Grammatik der urnordischen Runeninschriften
(Heidelberg 1928).
Jóhannesson, Sufi: A. Jóhannesson, Die Sufiixe im Islándischen (Reykjavík 1927).
Jöhannesson, Wb.: A. Jóhannesson, Islándisches etymologisches Wörterbuch
(Bem 1951-1956).
Johannisson: T. Johannisson, Verbal- och postverbal partikelkomposition i de ger-
maniska Spráken (Lund 1939).
Jónsson, Sprogforh.: F. Jónsson, Norsk-islandske Kultur- og Sprogforhold (Kopen-
hageni92i).
Jónsson LP: F. Jónsson, Lexicum Poeticum antiquae linguae septentrionalis
(Kopenhagen 1913-1916).
Kahle: B. Kahle, Die altnordische Sprache im Dienste des Christentums (Acta
Germanica LI, 4, Berlin 1890).
Karsten, Fragen: T. E. Karsten, Fragen aus dem Gebiete der germanisch-finniscben
Beriihrungen (Helsingfors 1922).
Karsten, GFL: T. E. Karsten, Germanisch-Finnische Lehnwortstudien (Helsing-
fors 1915).
L. A. Kock, NN: E. A. Kock, Notationes Norrœnæ (Lund 1923-1941).
Krause: W. Krause, Runeninschriften im álteren Futhark (Schriften der Königs-
berger Gelehrten Gesellschaft XIII 1937).
Kristensen: M. Kristensen, Fremmedordene i det ældste danske Skriftsprog (Kopen-
hagen 1906).
Kylstra: A. D. Kylstra, Geschichte der germanisch-finnischen Lehnwortforschung,
Assen 1961.
Lind: E. H. Lind, Norsk-islándska Dopnamn (Uppsala 1905-1915).
Lind, BN: E. H. Lind, Norsk-islándska personbinamn frán medeltiden (Uppsala
1921).
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*)i~ vo[ ~
^ / ^JA lo 0 X f T ,
_a vemeinende Part., dem Verbum an-
gehángt, ‘nicht’ (vgl. es-a 'ist nicht’)
< germ. *ain (in nebentoniger silbe),
vgl. got. ain, also eig. ‘(nicht) irgend
etwas’; fiir den verlust der negation
vgl. frz rien ‘nichts’. — Anders, aber
weniger wahrscheinlich als unbetonte
form von áj erldárt — vgl. at 5
(s. A. Kock, ZfdA 40, 1896, 194-6)
und einn.
á 1 f ‘fhiss’ < germ *ahu>e> (álter ó
< f *áu < *ahwu . neben ó. ntilibildunt;
zum pi. *áwar, vgl. Noreen § 77) —
> finn. -ava in flussnamen (Karsten
GFL 133) und Ahvenanmaa ‘Áland’
(Karsten, FMS 2, 1934, 69-70); >
manx -a, -ey, -aw (Marstrander NTS 6,
1932, 269); > ne. -S (neben -agh) in
flussnamen (Ekwall. NB 14, 1926,
145-61). — nisl. fár. á, nnorw. aa,
aschw. adá S, ndá aa. shetl. ó- neben
ór-, wór- ( — ár, vgl. Jakobsen 580) —
ае. éa, afr. S, é, as. ahd. aha, ‘fliessendes
wasser’, got. ahwa ‘fluss’ — lat. agua
‘ wasser'. (alsnomen nur germ.'un d latT'
bélecrt. sonst nu r in eige nnaméB~wie
r uss. Öka. nt. Akéle. Hlvr. Aouin^Ull i) « ■
vgl. ey, ógn 2 und Ægir.
— 2 f 'mutterschaf’. vgl. œr 1.
— 3 adv. 'immer’ < akk. sg. *aiw oder
gen. pl. *aiwa\ vgl. œ 2.
— 4 práp. ‘an, auf, in’; run. ana (Möje-
brö, '4.Jht > sTKrause tfr 66 iTml Rö,
с. 400, s. Krause Nr 56), an (Tjurkö
500-550, Krause Nr 86), a (Snoldelev
800-825, s - Jacobsen-Moltke Nr. 248)
— nisl. fár. á, nnorw. aa, aschw. adá.
S — ae. on, afr. ana, ðn, as. an, ahd.
got. ana — gr. &vg, ávA ‘auf’, lat. an-
heláre ‘aufatmen'. ai. a 'an, au f’,
asl . vú. air. an-dess ^siidlich’ ( WPI, 58-9)
— 5 als anfangssilbe in Personennamen
von verschiedener herkunft, und zwar
< *ana ‘verstárkendes práfix’ (wie in
ámáltigr ‘iibermáchtig’) in PN. wie
Amundi, Ávaldi ; oder < *anu ‘vor-
fahr’ wie in Óláfr, oder < *ag wie in
Amundr, Avaldi (wo also zwei práfixe
kontaminiert wurden; s. A. Janzén,
NK 7, 1947, 62).
abbadís f. auch abbatissa 'ábtissin’, nisl.
abbadis, fár abbadissa — < mnd.
abbadisse oder ae. abbudesse oder
unmittelbar < vulg. lat. abbadissa
<. lat. abbatissa (F. Fischer 56),
— v gl . ábóti. o ^ Wirv 4.j^K tr'
«5
abbast schw. v. ‘erzumt sein auf’, nisl. 1
abbast ds. — vgl. apr. aber auch ,
afr 2. Weniger wahrsch. verbindung ;
mit afl 1 (so Holthausen, PBB 66,
1942, 271 und Jóhannesson, Med.gem
1-2).
abbáti m‘abt’ — vgl. ábóti.
abbindl n ‘stuhlzwang, dysenterie’ (s.
Reichborn-Kjennerud, ANF 40, 1924,
106-7), n * s I- abbendi; nach Noreen
§ 269 < *af-bindi, aber eher < ae.
ebbind, ebind ‘verstopfung’, lehnuber-
setzung von lat. tenesmus, gr. tciv eopé; ,
ábóti m. ‘abt’, auch abbatí (die form '
ábóti ws. volksetym. umdeutung als í
‘sitten-verbesserer), nisl. ábóti, fár. !
abbati, nnorw. abbet, aschw. abot(e), •
abbot(e), ndá abbed — < ae. abbod,
abbot < lat. acc. sg. abbatem, vgl. gr •
Sppae aus syr. abbS ‘vater, mönch’ —
vgl. abbadis.
ábreiða f, auch ábreizl n. und ábreizla
f ‘bettdecke’, nisl. ábreiða, ábreiðsl,
ábreiðsla ds. fár. ábreiðsla ‘auf dem
acker ausgebreiteter dunger’ — vgi.
á4 und breida.
aðal n. ' art, begabungj hof, erbgut,
eigeHtuið' ; iií Zus.setz. 'vbrnehmster’,
nisl. fár aðal, nnorw. adel ‘adel;
kernholz’, aschw. aþal-, adá athal- —
f ot. aþal- (in PN wie Athalaricus, s.
chönfeld 33), ae. æðel, afr. ethel-, as.
aðal-, ahd. adal- ‘edel. vomehm’, vgl.
ae. cedele, as. ethili, ahd. edili ‘adelig,
edel’^— vgl. aðil-, aðili, Alfr 2,
ffiíTZr óðal, Qðlast und gðlingr.
jPii e gewöhnlich ff *rH 3 mng a.ns einer
'id g. enrundform *ató-, das ein iall-
jfwnrt fiir Vatpr' sejp soll. SCheitert
i árán. dass diese form im germ. immer
Ht- enthá lt (vgl. got. atta, und die
dirhin. form Attila (vgl. Atli), denn
asl. otíci ‘vater’ und ai tStas ‘vater’
haben keine entsprechungen im germ.
— Andere erklárungen sind abzulehnen
wie zu þel mit práfix ð- (v. Grienberger,
, Unters. 104). — Szemerényi, Word 8,
1952, 42-50 fuhrt das wort auf idg.
*at-alo zuriick, zu vergleichen mit lat.
indoles ‘natur, angeborene eigenschaft’
(< *endo-alés), proles ‘nachkommen-
schaft’ (< *þro-alés), also zu der wzi
*al ‘ernáhren’ (vgl. ala) und mit der
bed. ‘aus einem erwachsen, nach-
kommenschaft, familie’, lásst die abl.
form ððal unerklárt, denn nicht das
^ ^ ' «3 / Sc^ p 'NtT .w:
V rl oÍ A a m .4. /1 /Ti 4»
f
aðan
2
afr
práfix, sondern der stamm sollte den
hochstufe-vokal enthalten miissen.
áðan adv. 'fruher, vorher, ehemals',
nisl. fár áðan, nnorw. aadan, aschw.
aþans (vgl. nschw. ijáns, dial. i ans),
adá adens —- vgl. áðr.
aðil- im BN. aðilfari, nebenform zu
aðal.
aðili m ‘der fiihrer eines prozesses’, nisl.
aðili ‘beteiligter an einer gerichtssache’,
daneben auch aðild f 'recht oder
pflicht ein prozess zu fiihren' — vgl.
aðal.
Aðils oder Aðisl, m. PN. — run. manx
apisl (s. Marstrander, NTS 6, 1932,
285) —- < *Aþgils < germ. *AþagislaR
(fiir den schwund des g s. Noreen § 229)
vgl ae Eadgils (K. Helm, ZfdA 52,
1910, 99) — zus.setz aus aða- (vgl.
aðal) und gisl.
áðr adv. ‘vorher, friiher; ehe. bis (aus
.déi 1 álteren Ded." ‘fl'Uli’, vgl.'Sturtévant,
MPh- 25, 1927, 146-7) — nisl. fár
áður, nnorw. aader — ae. cedre, afr,
Sdre, as. ádro ‘sofort, ganzlich’, zu ahd.
átar ‘schnell, klug, scharf’ — iett
át rs ‘rasch, heftig', átri ‘schnell’. nd.lit.
átrus ‘neitig . . . ui fc h-TÍT! 5 £ 3 i hold ~ — vgl.
dðan.
af práp. ‘von, aus; fort, weg’, nisl af,
far. nnorw. av, asthw. adá. a/ — got.
af, ae. cef, of, afr. of, as. af, ahd. aba,
ab — ia-t ah [<r *ap)\ pn r, in 6, ai. ápa',
apokopiert idg. *-po In lat öo-situs
‘geiegen’, asl pö’zu', s. wp. 1, 47-50. —
vgl. afar, afr x, aptr, au-, efja,
efsa, eþtir und Qfugr.
áfa nur edd. schimpfwort, ws ‘hass,
feindschaft’, nisl áfá ‘wirkung be-
rauschender getránke’ — Nur unsichere
vermutungen. H. Pipping, SNF 18,
1927, Nr. 3, 34-35 liest áfá. und erklárt
als ‘angrifi’ (vgl. áfgng); S. Bugge,
Fkv. 421 zu oefr ‘wild, rasend’, B.M.
ólsen, ANF9, 1893, 232 zu váifa ‘ge-
spenst’.
áfangr m ‘ruhe, rast’ — vgl. áivangr.
afar- práf. ‘besonders, sehr’ (zb. afarkostr
‘schwere bedingung, strafe’, afarorð
‘iibermiitige Wörter’), nisl afar-. Am
besten als Komp. zu af aufzufassen;
got. afar ‘nach, nachher’, ahd. avar,
abur ‘wieder, abermals’ — ai. áparas,
av. apara- ‘hinterer, spáterer, folgen-
der’ — vgl. aurfalr, artnul.
Zu got. abrs ‘stark, heftig’, abraba
‘sehr’ K. F. Johansson, IF 3, 1894,
239-240; vgl. afr 2. Oder zu mir,
abor-, kymr. afr- sehr, IEW 2.
Afarr m PN. — vgl. Avarr.
afbrýðl f. n. neben afbrygði ‘eifersucht’,
nisl. afbrýði— vgl. af und bregða.
afi 1 m. ‘mann’ — got. aba ‘ehemann’;
wohl zu afl. 1 (weniger wahrsch. lall-
wort, vgl. gr. ámpá, dbtœa ‘vater; s.
WP I, 47).
— 2 m ‘grossvater’, nisl. afi, íár avi,
abbi ds. — vgl. got awð ‘grossmutter’
ae eam, afr. ém, nnl. oom, ahd oheim
(< *awn-haima) — lat. avus 'gross-
vater’, avia ‘grossmutter’, avunculus
‘miitterlicher oheim’, apr. awis ‘oheim’,
lit. avýnas ‘bruder der mutter’, asl. uji
(< *awjo) ds., air. áue ‘enkel’ (IEW 89)
—vgl.. ái.
afl 1 n‘kraft, ma.cht; stimmenmehrheit’,
nisl afl, fár. alv, alvi, nnorw. dial avl
‘kraft’, aschw. afl, nschw. avel ‘kraft’,
ndá avl ‘ertrag’ — > ae. afol, abal,
me. afell ‘kraft’ (Björkman 201) —
wgerm. dat. pl. A flims, A fliabus ‘bei-
name von muttergottheiten’, as. alal
‘kraít’, mhd. afel ‘arbeitender Eifer’ —
lat. opus ‘werk, arbeit’, Ops ‘göttin
des erntesegens’, gr. hom. 6Xy/)rsXéojv
‘schwach, kraftlos’ zu *ét7teXoq ‘kraft’
ai. apas 'werk’, ápas ‘werk, religiöse
handlung’, lit. ápstas ‘iiberfluss, vorrat’
vgl. illyr PN wie Apia, Aplus, Aplo
(s. Krahe, Sprache und Vorzeit s. 105)
— vgl. afla, efla, efli, efna 1,
6 fa 2, cefr, Qflgast und Qflugr.
Der bed. nach stimmt besser < idg
*apelo-, vgl. gr. 6Xi-p)-neXtfj ‘ohn-
macht’, ArtíXXtdv, AttóXXojv ‘name
eines gottes’, gall VN Di-ablintes
‘die kraftlosen’ (IEW 52).
— 2 m ‘feuerherd zum schmieden’, nisl.
afl, fár alvi, nnorw. avl — > lp
al've ds (Qvigstad 90) — afr. evel ‘herd’
eig. ‘werkstátte’, also ds. wie afl 1.
afla schw. v. ‘arbeiten, schafien, 'er-
werben’ — ahd avalðn ‘zuwege bringen,
sich riihren’ — vgl. afl 1.
aflangr adj. ‘elliptisch, íánglich’ — nisl.
aflangur, nnorw. avlang, aschw. af-
langer, nschw. avláng, ndá aflang —
> ne.dial avelong, eavelong, aveling
(Thorson 53). — lat. oblongus ‘lánglich’
— vgl. af und langr.
afli m. ‘macht, erwerb, verdienst’, selten
PN (Lind 5), nisl afli; vgl. aschw.
afling ’erwerb’ — > lp al'vo ‘fang,
beute’ (Qvigstad 90) — vgl. afl 1.
afr I m ‘Trank aus hafer; diinnbier,
nachgebráu’ (< germ. *abara-) —
> finn. aþaro, apara 'bierhefe’
(Karsten, GFL 120-1 und FMS 2, 1934,
80; iiber die Endvokale Wiklund,
IF 38, 1917, 101) — zu got. afar ‘hinter,
nach’, ahd. afar ‘wieder, aber’; vgl. ae.
eafora, as abaro, got. afara ‘nach-
komme’ — vgl. afar.
— 2 adj. ‘stark’ (nur Hym. 12, Konj. fiir
hs. áðr; vgl. aber afrhendr, afrendr
‘mit starker hand’). — got. abrs ‘stark.
/ Cve^-nck> &*\ V 4 u kaf 7
heftíg’ — ai. atnbhr-nd- ‘schrecklich,
zu ambhas- n. ‘schrecken erregende
kraft’; daneben mit idg. wechsel r:n
(s. Benveniste, Origines s. 12) gall.
PN Ex-obnus, kymr. ofn ‘furcht’. —
vgl. aber auch afl 1.
aga schw. v. ’drohen, gefahrlich aus-
sehen’ — nisl. aga ’drohen, strafen’,
fár. aga ’tadeln, ziichtigen’, nnorw. aga
‘erschrecken’, aschw. agha, nschw aga
’in zaum halten’ — got. unagands
’furchtlos’ — vgl. agi. ,
Agðir name eines gebietes in S.W. Nor-
wegen (viell. das lat.-germ. augandzi,
falls statt agadii bei Jordanes, s.
J.V. Svensson, NB 5, 1917, 141) —
wohl zu einem wort *agð- ‘scharfe
landspitze’, vgl. ae egeðe, ahd egida
‘egge’ (s. Hj. Bindroth, NB 6, 1918,
66-7); anders, aber weniger ws zu
d 1 (v. Grienberger, ZfdA 46, 1902,165).
— vgl. Egðir 2 und egg 1.
Aggi m. BN. — vgl. nisl. agg n. ‘streit,
zwist’, nnorw. agga ‘sich furchten’;
wohl intensivbildung zu aga.
agi m ‘schrecken, unfriede; furcht;
ziichtigung; seegang’, nisl. fár agi,
nnorw. age, aschw. aghi, nschw. aga,
ndá ave\ vgl. shetl agisom ‘furchter-
lich’," agos ‘schreckenerregender gegen-
stand’ (Jakobsen 7) — >me. aghe,
age, awe, ne. awe ‘schrecken’ (Björkman
199) — ae. ege m (es-stamm, vgl.
egisi-grima ‘larvula’); got. agis ‘furcht’,
ae. eg(e)sa, as. egiso, ahd. agiso m und
egisa f ‘schrecken’ (erweiterter es-
stamm), ahd egi f (n-staram) — gr. Sx°S
‘schmerz, leid’, áxvupai, &xo|xai ‘be-
triibt sein’, áxaxÍ3<o ‘betrtiben’, air.
ad-Sgor ‘fiirchten’ (ÍEW 7) — vgl.
aga, Agnarr, Agni, Egill, Qglir,
Qgmundr Qgurstund, Qgvaldr und
hochstufig óask, ógn 1, Oinn, ótti,
ýgr, aegir und cegja.
agn n. ‘lockspeise, köder’ — nisl. fár.
nnorw. nschw. ndá. agn\ vgl. shetl.
ondibit ‘kleines stuck köder’ (Jakobsen
589) — > lp. av’na ‘köder’ (Qvigstad
97) — wohl zur idg. wzl *ek ‘essen’
(vgl. œja)\ ai. afnáti ‘essen’, dfana
‘sp>eise’ — vgl. agnúi und egna 1.
Agnarr m. Pn. (< *agana-harjaR), vgl.
ahd. Eginheri und weiter alem. Agena-
richus, ae. Ægenwulf (s. Naumann 13)
— vgl. agi und herr.
Agni m Pn. (< *aganan), aschw. Agne —
ahd Aganus, nehen got. Agina (s.
H. Pipping, SNF 12, 1921, Nr 1, m) —
vgl. Agnarr.
agnúi m. ‘angelhaken’, nisl. auch ‘schwie-
rigkeit, abneigung’; nach Jóhannesson
49,< *agn-hnúi, vgl. die nisl. form hnúi
fiir an. knúi ‘knöchel’
STm ‘urgrossvater’, eig ‘stammvater*
(< germ *awé\ fiir die vokalentw.
s. H. Pipping. GHÁ 11, 1905. 10-12) —
nisl di ds. — vgl afi 2 und dnasótt.
ailti Runenwort in der Verbindung is
ailti stain þqnsi (Tryggevælde; áhnlich
auch Glavendrup, dá. runensteine der
wikingerzeit), 3 P.S. Konj eines zeit-
worts, das gew. mit an. elta (s.d.)
gleichgesetzt wird. Fraglich, weil elta
nicht von sachen gebraucht wird, und
weilmanhiernicht die bed. ‘forttreiben, -
wegfiihren’ erwartet (eine störende
tautologie mit dem folgenden hiþan
traki), sondern ‘brechen’ oder ‘um-
stiirzen’. Ðer lautform nach ist aber
diese erklárung die einfachste.
I. Lindquist, Religiösa runtexter 2,
1940, 128 konstruiert ein Zw
*aglitjan, zu ae. eglan ‘schmerz
leiden’, got. usagljan ‘bedrángen’
(vgl. agi); H. Andersen, ANF 61,
1946, 171-181 dagegen *ailatjan,
zu nnorw. dial. eil, eila, schw. dial.
ela zur idg. wzl. *ei ‘gehen’, das
aber etwa ‘brechen’ bedeutet ha-
ben soll. Beide wenig ansprechend.
aiol ‘eine harte Holzart’ (in Karlamag-
nússaga neben lesart niol) — vielleicht
aus afrz. alier, nfrz. alisier ‘elsbeer-
baum’ ?
áivangr m. ‘weideplatz fiir pferde’, nisl.
dfangi ‘die strecke zwischen zwei ruhe-
plátzen; vgl. norw. ON Evanger —
Zusammengesetzt aus di (vgl. cej a) und
vangr (s.d.)
aka st.V. ‘fahren’; nisl. fár. norw.
aschw. aka, ndá age\ daneben aschw.
áka, nschw. dka, shetl. ög (langer vokal
aus anderer abl. stufe oder durch an-
lautsverlángerung; s. Hellquist 1416)
— lat. ago, gr. Styo> ‘fiihren’, ai ajati.
av. azaiti ‘treiben’, air. ad-aig ‘treibt
zu’, arm. acem ‘bringe, fiihre’, toch.
AB ák- ‘reisen, fiihren’ (IEW 4). —
Neben der idg. wzl *ag noch die er-
weiterungen *agros (vgl. akr 1 aber
zweifelhaft) und *ages, *aMs (vgl. óst,
Qxl, oxull ; mit hinsicht auf diese
wörter war die bed. wohl ‘mit ge-
schwungenen armen treiben’, so H.
Reichelt, WS 12, 1929, 112-4). — vgl.
noch ekja und eski.
ákafr adj. ‘heftig, ungestiim’, ri'J.
dkafur ; wohl mit a < á < at in neben-
toniger silbe (s. Björkman, Fschr.
Noreen 168) — ae. cáf ‘schnell, ener-
gisch. — vgl. norw. dial keiv ‘schief,
gedreht, verkehrt’, keiva ‘linke hand',
keiv(a) ‘linkische person’, keiven ‘klot-
zig, unbeholfen’, schw.dial. keva ‘linke
hand’. (s. Persson, Beitr. 83-4). — vgl
d 4 und kifa.
akarn
4
ala
akam n ‘frucht wildwachsender báume’;
nisl. ákarn, norw. dial. aakorn, schw.
dial. akarn, dá. agern ‘eichel’ — ae.
eecern, œcren ‘nuss, eichel’. mnl. aker,
nnd. ecker, mhd. ackeran 'eichel’, aber
got. akran ‘frucht, ertrag' —gr. Sypio<;,
lat. agrestis 'wild'.
Verwandtschaft mit akr der bed.
wegen abzulehnen — Anders Li-
dén, IF 18, 1906, 503-6 zu asl.
jagoda ‘frucht’, Iit. úgis, úgys
‘jahreswuchs', uöga ‘beere, kirsche’,
lett.woga 'beere', airátrne (< *agri-
nja) ‘schlehe’.—Vgl.aberauch eik.
Ákl m. Pn. run. dá. qaki (Bjáresjö II,
c. 980; vgl. Jacobsen-Moltke Nr. 288);
nisl. Aki, aschw. Ake, nschw. Ake,
ndá Aage; ein urspr. ostskand. Name,
besonders in Siidskandinavien ver-
breitet; von daher auch nach England:
Aki, Achi; vgl. ON. Oakthorpe (in DB:
Achetorp; s. Ekwall 331). — ahd.
Anihho, Enihho, as. Enic — vgl. Ali 1.
akka f ‘pfeil’. Falls aus germ. *ankð, zu
ahd. enka ‘schenkel, beinröhre', mhd.
anke 'gelenk am fuss’ (Falk, Waff. 100;
also eig. ‘pfeil mit knochenspitze ?); vgl.
Qkla. Aber wohl besser, jedenfalls der
bedeutungnach, zuridg. wzl *ak ‘scharf.
spitz' (Holthausen, PBB 66, 1942, 267);
vgl. áll 4 und egg.
akkeri n. ‘anker’; nisl akkeri, fár. akker(i),
nnorw. anker, aschw. akkare, ankar(e),
nschw. ankare, ndá. anker. — < fris.
anl. ankor (vgl. Wadstein, SHSU 21, 3,
S. 7 und O. Höffer, ANF 47, 1931, 265),
weíches wort ebenfalls neutrum ist,
und deshalb eher als < ae. ancor,
ancra (s. Fischer 46), das nur als masc.
belegt ist. Das germ. wort < lat. an-
cora, gr. Syxupa (vgl. gngull). —
> manx aker (Marstrander, NTS 6 ,
1932. 49 ); > lp- atjrjkar, árjkar (Qvig-
stad 91); > fmn. ankkuri (Karsten,
IF 26, 1909, 248 und GRM 6, 1914,
76 u. 87); > air. accaire (A. Bugge,
r -._ Fschr. K. Meyer 292). r
! akr'l'm'^ckerjlcOTnTTrckferfrucht’; nisl.
| fár. akur, nnorw. aaker, aschw. dher,
i dker, akker, ndá. ager. — > shetl.
! aker ‘vom acker aufgelesene áhren’
(Jakobsen 7) und in Zss. okre-, okra-;
> ne ON. Stainsacre, Tarnacre (Ek-
wall 3); > lp. N. Skkar, Skar ’acker’
(Qvigstad 87). — got akrs, ae. escer,
alr. ekker, as. akhar, ahd. ackar, ahhar.
— lat. ager ‘feld, distrikt’, gr. áypé?
‘feld, land’, ai. ijra- ‘ebene, fláche’.
— vgl. akarn, akri und ekra
Die verbindung mit aka ist nicht
befriedigend, weil die bed. ttber-
haupt nicht stimmt. Vergleicht
man gr. áycípco ‘versammlen’.
áyopá ‘markt’, áy<iv ‘gehegter
kampfplatz’, so kann man akr als
das gehegte feld’ erkláren; J. Trier,
PBB 67, 1944, 126 weist darauf
hin, dass in der álteren zeit eben
die ackerstucke mit einem gehege
versehen wurden.
— 2 m. Pn, zu erschliessen aus run. schw.
akaR (Brakt. 96 von Ásum, c. 550; vgl.
Krause Nr. 32) — ae Aca, ahd. Aho,
got. Accila (s. Schönfeld s.v.).
akri m. ‘vogelart’ (nur in þula), wohl
‘der auf dem acker lebende’; vgí. akr 1
und fttr die bed. sœdingr.
akta schw. V. ‘auf etwas achten, sich
befleissigen’; nisl. fár. nschw. akta,
nnorw. agta, ndá. agte — < mnd.
achten ‘rechnen, schátzen, sorgen fiir
(Fischer 27); vgl. ae. eahtian, as. ahd.
ahtðn ‘schátzen, achten’ — vgl. cetla.
aktaumr m. ‘brasse’, eig. ’leitseil’, nisl.
aktaumur —- > lp N. i-tavvl, auch
aktan, aftan (Qvigstad 83; wohl kaum
urnord. entl., sondern erst in spáter
zeit ttbernommen nach Wiklund, SVS
Uppsala 24, 1927, Nr 16, 73); > air.
achtuaim (Marstrander, NVA 1915
Nr 5, 90). — vgl. aka und taumr.
al- práfix ‘all, ganz’, vgl. algerr ‘voll-
stándig’, alrauör ‘ganz rot’. Háufig
in Pn. wie Aldis, Algautr, Alrekr,
Alvaldi; schon run.dá. Alauiid und
Alawin (Skodborg-brakteat), die aber
als westgerm. entlehnungen betrachtet
werden (C. J. S. Marstrander, NTS 3,
1929,120) —got. Alatheus, urgerm. Ala-
ricus.Alawih (Naumann 16).—vgl. allr.
ál f auch 61 ‘riemen, band’ (< urgerm.
*anhulð); nisl öl, nnorw. dial. ðl, aal,
fár. ál, aschw. öl ‘riemen’, ndá. aal
‘weidenhaspe’ (s. H. Falk, ANF 6, 1890,
115). — ae Olþwang ‘strippe’. — lat.
ancus ‘mit gebogenem arm’, Snus
(< *ancnos) ‘kreis, ring, after’, Snulus
‘ring, after’, gr. Syxoc ‘tal, schlucht’,
áyxóXoc ‘krumm’, áyxúXTj ‘riemen’,
áyxáXi) ‘ellenbogen, bucht’, áyxoiv ‘bug,
ellenbogen’, ai aúcati ‘biegen, krttm-
men’, ankas ‘schlinge, schleife’, air
tcath ‘fischhaken’ (WP I, 60-62, IEW
45-47). — idg. Wzl. *ank > germ.
*anh (vgl. áll 2) und *ang (vgl. angi,
3 . e*g und Qngull), neben idg
*ang > germ *ank (vgl. akka, und
ekkja 2), vgl. auch egg 1.
ala st. U. ‘hervorbringen, zeugen, zttch-
ten, náhren’; nisl. nnorw. fár. aschw.
ala, adá alee, vgl. shetl. al, ali' —
ae. alan ‘náhren’,- got. alan ‘wach-
sen’. — lat. alo ‘emáhren’, gr. Sv-
oXtoc ■ ‘unersáttlich’, vcaXfjc ‘munter,
stark’, air. alim ‘náhren’. — vgl.
alað, aldin, aldinn, aldr, alstr.
ála
5
alfr
eldi i, ellri, elska, cell, gld und
glnir.
-ála ‘gestreift’, in den pferdenamen
bleikdla, kengdla; vgl. aúch dlóttr;
abgeleitet von dll 3.
alað n.' ‘unterhalt, speise’, und mit den-
talverlust in alidýr ‘haustier’, alibjorn
‘zahmer bár’ — vgl. ala und eldi 1.
Álarr m. Pn (< germ. *A öal-harjaz) —
zusammengesetzt aus aÖal und herr.
albogi, almbogi m ‘ellenbogen’, vgl.
plnbogi.
alda f 'welle’, auch ‘talsohle, durch welche
ein bach fliesst’, nisl. nnorw. fár.
aschw. alda, adá aldœ. Daneben aber
auch nnorw. dial. olda, nschw. dial.
dlla, ádá. aalde, olde ‘gefáss, trog’.
Als bedeutungsentwicklung nimmt
Lidén, GHÁ 10, 1904, Nr 1, 1-25 an:
‘grosses gefáss, wohl aus einem baum-
stamm angefertigt’ > ‘trogförmige
vertiefung im boden’ > ‘wellental’.
> ‘(grosse oder kleine) welle’ (nicht
recht uberzeugend). — > finn. aalto,
weps. ald ‘welle’ (Thomsen, SA 2, 168,
Setálá, FUF, 13, 1913, 353, Karsten,
FMS 2, 1934, 46); > lpN aldoh, dltuh
‘meereswellen’ (Qvigstad 88); daneben
> finn. allas ‘trog, wassergefáss’
(Lidén z.a. S. 9).—ae ealdoð, aldot, aldaht
‘trog, wasserrinne’; nhd. dial. alden
‘furche, vertiefung im ackerfelde’. —
asl. ladiji ‘kahn’, lit eldijd ‘flusskahn’
(WP I, 92). — Falls man alda ‘welle’
von alda ‘trog, topf’ trennt, kann man
das erste wort an lat. altus ‘hoch’, air.
alt ‘ufer’ ankniipfen. Vgl. aber dagegen
Lidén z.a.s., dessen eigene etymologie
(zu aschw. alda ‘fruchttragende eiche’
und weiter zu aldin) auch wenig
glaubhaft ist.
Aldeigja ON; entstellt aus russ. Ladogd,
vgl. finn Aaltoka zu aalto ‘woge’.
aldin, aldini n ‘baumfrucht’, nisl.
aldin, fár. aldin, aldan ‘baumfrucht’.
aschw. aldin, aldon, aallan, nschw,
ollon ‘eichel’, ndá. olden ‘frucht der
buche oder der eiche’; vgl. norw.
alda f. ‘baumfrucht’, aschw. alda
‘fruchttragende eiche’ — gr. ftXOu,
áXðaCvco ‘heilen’, SXOopai ‘wachsen,
heilen’, ai. rdknóti, fndddhi, fdhdti,
rdhyati ‘gedeihen, gelingen, gelingen
machen’ (C.C. Uhlenbeck, IF 25, 1909.
Í44). Dieser stamm ist eine dh- erw,
zu ala (s.d.); dieses sufiix deutet
die vollzogene handlung an (W; P,
Lehmann, Lang. 18, 1942, 126).
aldinn 1 m ‘frucht’, s. aldin.
—-2 adj. ‘gealtert, alt’ (urspr. Paxtz.
prát.); fiir gramm. wechsel mit elli,
ellri s. Noreen § 317. — nisl. aldinn
(s. C. C. Uhlenbeck, IF 25, I909, 144).
— ae. eald, afr. ald, old, as. ald, ahd.
alt, got. alþeis ‘alt’, usalþans ‘alters-
schwach’. — fraglich ob zu lat. altus
‘hoch’, air. alt ‘ufer’. — vgl. ala,
alda, und aldr.
aldr m ‘alter, leben, zeit’ (s. fiir die bed.
entw. W. H. Vogt, PBB 58,1934,11-18)
(< urn. *aldraR), nisl. fár. aldur,
nnorw. alder, nschw. dlder, ndi. alder.
— ae. ealdor, afr. alder-, as. aldar, nnl
ouder-, ahd. altar ‘alter’, got. framaldrs
‘bejahrt’. — air. altram ‘nahrung’,
altru ‘pflegevater’ — Mit ro- Aufiix
aus einem stamm *alþa- gebildet, vgl.
ala und weiter -aldra, aldri, elda 2,
eldi 3, eldri, elli, forellrar und gld.
-aldra in zss. wie jafnaldra ‘gleichaltrig’,
miðaldra ‘von mittlerem alter’ —
vgl. aldr.
aldri adv. neben aidrigi(n) ‘irgend
einmal, niemals’, nisl. aldregi, aldrei,
nnorw. aldri, fár. aldri{n), nschw.
aldrig, adá. aldrigh, aldree, ndá. aldrig
— Zusammengesetzt aus aldri (dat. sg.
von aldr) und part. -gi.
aldriag n. ‘tod’ eig ‘das niederlegen des
lebens’. Daneben aber die bed. ‘lebens-
gestaltung, leben’ in Sig.sk. 5, oðenbar
entl. aus as. aldrlagu ‘leben’ (W. Mohr
ZfdA 76, 1939 . 194 ).
Áleifr m. Pn. vgl. Oláfr.
alemandel, almandr m. ‘mandel’ (nur
anorw in NL.) < afrz. almande, vgl.
lat. amandula — vgl. auch amendas-
hnot.
alenda f ‘ungemach, miihe’ (< *al-
henda); zusammengesetzt aus al und
h gnd.
alf- 1. teil von Pn. wie Alfdis, Alfheiðr,
Alfhildr. Auch aussemordisch wie Al- I
farr neben ae. Ælfhere, -ahd. Albheri;!
Alfgeirr, adá Al{f)ger neben ae Ælfgdr.l
— auch wgerm. Albruna, Albofledis,\
Albwart. u.a. — vgl. alfr.
Alfheimr l ON.; der 1. teil alf bedeutet
‘kiesschicht unter der ackererde’, vgl.
nschw. alv, dá. dial. alben — lat. albus
‘weiss’ — vgl. alfr, elfr und glþt.
— 2 myth. name fiir die Albenwelt, vgl.
alfr und heimr.
Alfifa f Pn. < ae Ælgifu.
alfr m ‘albe, elf’; nisl. álfur, nnorw alv,
fár. alvur, elvur, aschw. alf, adá elv. —
ae. ielf, eelf (> nhd Elf, im i8,iht. iiber-
nommen), mnd. alf, nhd. alp ‘mare,|
alp’. — Am besten zur idg. Wal. *ctlbh
‘giánzen, weiss sein’ zu stellen (Wad-
stein, Fschr. Bugge 1892. 1526) und,
also ‘weisse nebelgestalt’; vgl. die
geogr. namen Albion und Alpes; ahd. \
alba ‘insektenlarve’, nnl. elften ‘enger- ’
linge’ neben nnorw. alma ‘engerlinge’.
Aber die schon von A. Kuhn, KZ 4, ]
a.
1855. iio aufgestellte verbindung mit
ai. fbhu- ‘kunstfertig, kiinstler’ ver-
dient im iichte neuester religionsgesch.
forschung noch immer ernstliche er-
wagunp. - — vgl. alpan, elfr und Qlpt.
Die zusammensetzung alfkarl m.
'mánnl. alb’ ist in der form alcaille
‘totengeist’ ins Irische iibemom-
men worden' (s. Marstrander, NVA
1927, Nr 4).
Alfr m Pn., vgl. run. schw. Aulfr (< urn
“AþawulfaR). — ae ÆOurulf (wahrend
die Form Aþulf nord. lehnwort ist, s.
Björkman 306), nhd. Adolf; schon got.
Athavulfus (Schönfeld 35) — zusam-
mengesetzt aus aOa- (vgí. aOal) und
ulfr; vgl. auch AOils und An 1.
Aiígðr m ‘AUvater’, Name fiir Odin
(daneben auch Alfaðir ); stimmt auf-
faUend zu air Oll-athair, beiname des
gottes Dagdae; nur tritt der i.teil in
der form al- (s.d.) auf.
Ali 1 oder ÓU, mPn. — aschw. Ale —•
ae Onela, ahd Analo, wgot. Anala
(stammvater der Goten, s. Schönfeld
19); gehört weiter zu mhd enel ‘gross-
vater, enkel’, abgeleitet von ahd. ano
‘grossvater’ (nhd ahn) und ana ‘gross-
mutter’. — lat. anna ‘saugende frau’,
anus ‘alte frau’, gr. ávti, áwtc ‘gross-
mutter’. lit. anýta ‘schwiegermutter’,
apr. ane ‘grossmutter’, arm. han ‘gross-
mutter’, lett. annai ‘mutter’ — vgl.
Aki und óláfr.
— 2 m Pn, Name eines Gottes, gewöhn-
lich als nebenform zu Váli (s.d.)
betrachtet.
álikr adj. ‘áhnlich, gleich’ — ae. onlic,
mnd. angelik, ahd. analih; zusammen-
gesetzt aus á und glikr. — Weniger
wahrscheinlich nach A. Kock, PBB 15,
1899, 253, á in schwachtoniger silbe
< ei < a ’immer’.
alin f ‘eUe', nisl. fár. alin — > lp N
állan ‘elle’ (Qvigstad 89). — vgl gln.
aljamarkiR. run.norw. K&rstad c. 400.
eig ‘der mann aus einem andern land,
fremdling’; (nach I. Lindquist, Fschr.
Pedersen 1937, 323-333 ein alter
i-stamm); vgl. gall. VN. Allobroges zu
*mrog ‘Iand’. — Zs. aus alja (vgl.
elliga) und mQrk 2.
alka f ‘meervogel, alca’, nisl. fár álka,
nnorw. alka (daraus entl. nschw. alka,
ndá. alke) — > shetl. wolki, wolkek
‘alca’; > orkn. ak ‘lomvia troUe’; >
IpN alkko ‘alca’ (Qvigstad 89; nach Bj.
CoUinder, APhS 7, 1932, 215 < alku);
> ne. auk. — ae. ealce ’alca’ — mit in
tiemamen gebráuchlichem k- Suffix
(vgl. haukr, kráka, máki, vákr und got.
ahaks) aus *ala- *alla-, vgl. aschw.
alle, alla, all, ala, al (daraus finn. alli
thirnn fí’VQ
‘fuligula glacialis’ Setálá, FUF 13,
1913, 356), nschw. atfigel, nisl. hávella
‘fuligula glacialis’ — kymr. alarch
‘schwan’ (mit á-sufiix, neben idg g in
alka\), weiter lat. olar ‘schwan’, gr. Dii
‘sumpfvogel’, éXúpio; ‘wandervogel,
mir. ela ‘schwan’, vgl. auch lat. alcedo,
gr. áXxóov ‘eisvogel’
Unter hinweis auf elptr, glpt
kann man auch diese vogelnamen
auf eine idg. wzl. *el, *ol ‘farbe-
bezeichnung’ (vgl. elgr) zuriick-
fiihren. — Man verbindet auch mit
einer homonymen wzl mit der bed.
‘schreien’, vgl. unter jalmr.
&U 1 m ’aal, muraena anguilla’, nisl. áll.
fár. álur, nnorw. aal, aschw. ö/, nschw.
il, ndá. aal. — > Ip. oalla ‘ds’ (Qvig-
stad 250). — ae. csl, afr. ll, as. ö/, nnl.
aal, ahd. ö/ ’aai’.
Etymologie unsicher: 1. dasselbe )
wort wie áll 3 (Uhlenbeck, PBB
35, 1909, 162). — 2. aus idg *ldlo-
‘fresser’, also zu eta 2 (E. Schröder,
ZfdA42,1898,63). — 3 zu ai. ilam
‘laich’, vgl. nnorw. dial. ulka ‘an-
haftender schleim’ (Loewenthal
WS 10, 1927, 144). i
— 2 m ‘sprössling, keim’, neben óll
(<germ. *anhla-) ; nnorw aal, nschw.
dial. il, gotl. ö/o; vgl. norw. dial ange
‘keim, spitze’. — > finn. aaluat
‘schösslinge von getreide’ (Karsten,
FMS 2, 1934, 57-8). — ai. ankuri
‘sprössling, keim’ — vgl. ál.
— 3 m ‘wasserrinne; streifen am rucken
eines tieres’, nisl. áll ‘ds’, fár álur
‘schmaler wasserlauf’, norw. aal, nschw.
il ‘schmaler streifen am rucken eines
tieres’. — > shetl. ol ‘feldstreifen,
furcheim meeresboden’ (Jakobsen 584);
> Ip. oalle ‘der tiefste teil eines fluss-
bettes’, oales ‘furche an der unterseite
des schneeschuhs’. (Qvigstad 250). —
ai. Sra ‘höhlung’, lit uoll ‘höhle’ (E.
Lidén, SHVS Uppsala 6, 1897, 82). —
vgl. œla.
— 4 m. nur in soöáll ‘fleischgabel’
(< germ. *ahxvála-; fiir die einsilbige
form s. E. Olson, ANF 31, 1915, 8 und
H. Pipping, SNF 12, 1921, Nr 1, 25). —
ae. ðwel ‘haken, gabel’, egle ‘áhrenspit-
zen’, ahd. ahil ’ds’. — lat. oculeus
‘stachel’, kymr. ebill ‘bohrer’. —
1 -Erw. der idg. wzl *aku-, diese selbst
wieder aus *aÉ vgl. akka, ax und egg.
— 5 m. nur in ON wie Ullaráll, Asarall,
vgl. aschw. pl. Alir, nschw. Ale (in
den meisten fállen wohl ds. wort wie
All 3 in der bedeutung aschw il ’lang-
ausgedehnter höheriicken’. s. M. Eriks-
son, NB 24, 1936, 139-150); in ver-
bindung mit göttemamen eher ‘heiliger
AUi
7
alvara
Ort'. — got. alhs, ae ealh, as. ahd. alah
‘tempel’; vgl. germ-lat Alcis ‘zwillings-
götter' (vgl. Johanssón, ANF 35, 1919,
1-22, der gr. ’AXxiSoti, 'AXxíwmj ver-
gleicht); daneben ae. ealgian ‘verteidi-
gen' — gr. áXx7) ‘wehr, kraft’, áX-aXx-civ
‘abwehren', áXxi|xo<; ‘stark, wehrbax',
áXi£u ‘abwehren’, ai rákSati ‘hiiten,
schiitzen’, lit. elkas, alkas ‘heiliger hain',
lett. elks ‘götze’. — vgl. alu und elgjar.
Alli m PN. — vgl. ogot. Alla, ahd. Allo —
Koseform zu einem namen mit ala-.
allr ‘all , ieder, nisl. fár. allur, nnorw. all
gotl. aldr, aschw. alder, nschw. all,
ndá. al. —- got. a lls, ae. eall, afr. as. ahd.
all (mit u < Ih wie in fullr, s.d.). In
zss. ala-, v gl. schon urgerm. Ala-eabiae.
Ala-teiyia ‘göttinnennamen . ygl. alj —
air! oll ‘gross, umfassend’, lat. allers
‘‘gelenrt '. — vgl. '<>llUHgtS. -
afmanar m ‘mandel’ < me. almande. —
vgl. alemandel.
almbogi m ‘eUenbogen’. — vgl. Qlnbogi.
almr m ‘ulme; bogen'; nisl. álmur, fár.
almur, nnorw. nschw. alm, ndá. elm
‘ulme’. — > ne ON Almholme (Ek-
waU 7) und wohl auch in ne. aum
(-tree ) (Thorsen 53). — ae. elm, ahd
elm (- boum); daneben abl. ae. ulm-treow,
mhd. ulmboum, nhd. ulme, mnd. nnl.
olm. — lat. ulmus, < *lomos, *lmos
mir. lem (< *lmo-; s. Stokes, BB 9,
1885, 90); beispiel der ital. germ. kelt.
spracheinheit vgl. Krahe, Sprache und
Vorzeit S. 80; gehört zur idg. wzl.
*el, ol ‘graugelb'. —vgl. elri, Embla.
Auch als i.Teil in PN. wie Alm-
geirr, Almsteinn, Almveig; hier
aber wohl in der abgeleiteten bed.
‘bogen’. Deshalb sehr fraglich ob
hierzu gehören langob. Almaricus,
ahd. Almisinth (so Naumann 79-80)
almúgi, almúgr m ‘das gemeine volk’,
nisl. fár. almúgi, nnorw. dial. aalmuge,
aschw. almöghe, almúghe, nschw. all-
moge, ádá. almuge, ndá. almue. — >
shetl. wolrne, wilme (Jakobsen 1019);
> lpN almug (Thomson, SA 2, 170).—-
vgl. allr and múgi.
almusa f. ‘almosen’ —vgl. Qlmusa.
úlóttr adj. ‘gestreift'. — vgl. áll 3.
alpan f ‘törichtes benehmen’, vgl. nisl.
alpast ‘sich wie ein narr benehmen' —
möglich zu der idg. wzl. *al- ‘planlos
umherschweifen’, vgl. gr. áXáopai,
áXáivu ‘umherschweifen’, -f)Xaívo) ‘wahn-
sinnig sein', lit. alpstu, alpti ‘in
ohnmacht fallen', lett. aluðt ‘umherir-
ren’ (A. Jóhannesson, KZ 67, 1942,
223); aber sonst keine germ. entspre-
chungen. VieUeicht eher intensivbU-
dung zu alfr und dann eig. ‘von einem
'alb betört’ ?
alpt f ‘schwan’. — vgl. Qlpt.
alr m. ‘ahle, pfriem’, nisl. alur; vgl.
nnorw. ale ‘kleine stange zum fisch-
trocknen' — > ae awul, awel, ne
awl ‘ahle’. — æ. eal und von germ.
*ala- abgeleitet: ahd. alasna, alansa,
nhd. alse, else, mnd. else(ne), nnl. els
(got. *alisna kann aus frz. alene, it.
lesina, sp. alesna erschlossen werden).
Daneben mit langem vokal: ae. eel,
ál, ahd. ála, mnd. ál, 'ahle’. — ai.
árá ‘ahle, pfriem’. — Die wörter finn.
ara, lp uairr, tsch. verei, ung. árr weisen
vieUeicht auf ein wanderwort aus einer
nicht-idg. sprache Klein-Asiens hin
(V. Brendal, APhS 3, 1928, 1-31).
Alrekr mPN.; aschw. Alrik — wgot.
Alaricus, afránk. Alrih (Schönfeld 9-
11), wohl hauptsáchlich aus d ;m
Siidgerm. entlehnt (A. Janzén NK 7,
* 947 » 134 )-
alrl n ‘erle’. — vgl. elri.
altarl m. n., auch alteri, altara 'altar',
nisl. altari, fár. nnorw. altar, aschw.
altar(e), nschw. altare, ndá. alter. —
< as. altari, oder afr. altare (vgl. Wad-
stein, Norden och Vást-Europa 151-2),
vgl. ae. alter, ahd. altári, alteri, mhd.
altar, alter, nnl. altaar, outer. Das germ.
wort < mlat. áltáre ‘erhebung, gewöhn-
lich mit altus ‘hoch’ verbunden, aber
nach HeUquist 15 eher zu ai. alátam
‘feuer'.
alu run. wort in zahlreichen inschriften
der völkerwanderungszeit (s. Krause
Nr 12). Vielleicht noch bewahrt in
Qlrúnar, etwa mit der bed. ‘tabu’ (s.
Krause, Schr. Gel. Ges. Königsberg 9,
1932, 69-70), wiewohl hier auch das
wort qI 'bier' möghch ist, und in PN
wie Qlmóðr, Qltirr, Qlver.
Die erklárung von alu als neben-
form zu *aluh-, das mit got. alhs
‘tempel’ verwandt sein soU (vgl.
áll 5) ist mit recht von Marstran-
der NTS 8, 1937, 496 abgewiesen.
— Wenig ansprechend mit Rooth,
Altgerm. Wortstudien 9-10 zu ala,
etwa in der bed. ‘fördem, stárken,
schiitzen’ (s. Jakobsen-Moltke sp.
629-630). — Polomé, La Nouv.
Clio 6, 1954, 40-55 vergleicht heth.
álwanzahh ‘bezaubern’, alwanzatar
‘zauber’, und weiter gr. áXóo>
‘ausser sich sein’, lett. aluót ‘hin
und her schweifen’. Damit dann
auch qI zu verbinden.
alúð, Qlúð f ‘giite, freundlichkeit', nisl.
alúð; aus alhugð (mit derselben entw.
wie ástúð ‘Uebe’, illúð ‘bosheit’. — vgl.
al- und hugða.
alvara f ‘emst, wohlwoUen’, nisl. alvara,
nnorw. aalvora, aschw. alvar(a), nschw.
alvitr
8
amstr
allvar, ndá. alvor; vgl. auch Qlvcerr ametta f 'leinenes kopftuch’ < mhd.
‘wohlwollend’. dessen langer vokal amitte < lat. amictus ‘umwurf’.
zu ahd. ala-w&ri 'ganz wahrhaft, amla f ‘gehebte, freundin' (spát bezeugt)
freundlich', got. alla-wlrei ‘redlich- < afrz. amie.
keit’ stimmt. — Vielleicht entl. aus Amlóöi m. ‘name der dánischen sagen-
mnd. alwár (Höfler, ANF 48, 1932; 18). figurHamlet ; adá latinisiert: Amlethus,
—- vgl. al- und vár 3. und glvarr. Ambletus, Anletus. — Der isl. name ist
alvitr f 'ubematurliches wesen, walkure, wohl an das wort nisl. amláði, nnorw.
schwanenmádchen’. —- ae. œlwihte. amlod ‘trottel’ angeglichen, das ztí
Wáhrend Siévers, PBB 12, 1887, 488 amla gehören wird (vgl. ama 2).
das wort als alvitr auðasst und aus Daher bleibt die deutung des namens
germ. *alja-wihtiz ‘wesen aus der ungewiss.
anderen welt’ ableitet, denkt S. Bugge Kemp Malone, RES 3, 1927,
an entl. aus ac. elfete ‘schwáne’ mit um- 257-271 (und 4, 1-10): aml-óði =
deutung, und E. Wessén, Fschr. Ðugge der wiitige Ali oder Anale, d.i.
175 erklárt das wort wieder aus *alfitr der Onela des Beowulf-epos! — R.
‘unsynkopierte form von elftr, elptr Meissner, IF 45,1927, 370-94:‘der
‘schwan’; B.M. ólsen, ANF 39, 1923, sichraschaufunniitzesachenwirft,
114-5 < *alf-vitr ‘weisses nebeíwesen’ also amla und óðr. — Nordfeldt,
(wenig wahrscheinlich). SSUF 1927, 55-94, entlehnt aus
Alvgr f PN. vgl. langob. Alwara und ae. Hamelod zumZw. hameltan ‘ver-
daneben wgot. Alvarus. — vgl. alvára. stiimmeln’. — E. Bergdal, SSN 10,
Álpf f. P.N. — vgl. ólgf. 1929, 159-75 aus am ‘asche’ und
ÁlQSt f ON. ‘Alsti'. Nach M. Olsen, MM lóði > loði, also eine art aschen-
1909, 92-3. zusammengesetzt aus áll 1 puttel; dagegen Kemp Malone,
und vQzt. ibid. 138-41. — A. E. Kock, NN
ama 1 f ‘grosse tunne’, nisl. áma, fár. § 3221 (1940) liest ámloði > ámr
amma, nnorw. ama, ndá ame; vgl. und loði ‘der einen dunklen pelz
nschw. ám. — < mnd. áme ‘mass’, hat’. — A Jóhannesson, Fschr.
das wieder < mlat. ama ‘weinfass’, E. Amórsson (1940): am und loði
gr. S(iT) ‘wasserfass’. zu nisl. lydda , also ‘untátiger
— 2 schw. v. ‘belástigen’, nisl. ama ‘ds’, mensch, der árger verweckt’.
nnorw. ama 'andringen', ama seg ‘sich amma f ‘grossmutter', nisl. amma, fár.
anstrengen’, amla ‘sich abmiihen’, fár. omma ‘ds', nnorw. aschw. amma, ndá
amasl ‘belástigen'; vgl. nisl. ami ‘qual, amme 'amme’. •— ahd. ammá ‘amme’.
verdruss', amstr ‘anstrengung’. — ahd. — Urspr. ein lallwort wie gr. áppác,
emiz, emaz ’bestándig’, emizzig ‘emsig’. áupla ’amme, mutter', vgl. lat. amita,
— gr. époiio? ‘plagend’, ai. amiti ‘dringt alb. ame ‘tante’ (WP I, 53). — vgl.
an, bedrángt’, ámati'btár'áxigt',amatras móna.
‘fest', — vgl. amstr und Jamti. ampli, ampulli, ampullr m. und am-
amalera scnw. V. 'emaillieren’ (spát. pulla f ’fláschen' (spát in christl.
bezeugt) < afrz. esmailler, das selbst schriften), nisl. ampli m. aschw. ampul
wieder aus fránk. *smalt zu smeltan m, ampla. í. — wohl aus mnd (s. Höfier,
‘schmelzen' entlehnt wurde. ANF 47, 1931, 263), vgl. nnl. ampel,
Amba f PN, Kosename von Arnbjorg. ae. ampeUe, ahd. ampla, ampulla, mhd
aniban f ‘Lohn’, vgl. Qmbun. 'ampel' < lat. ampulla ‘fláschchen’.
ambátt, ambótt f‘magd, kebsweib’, nisl. ámr ‘rostrot, dunkel', nur poet., auch
ambdtt, aschw. ambut, ambot, -ambat als fing. PN Ámr — ae öm ‘rost', ðme
‘leibeigene’. — > me. ammbohht ’dienst- ‘ausschlag, entziindung’, nhd. dial.
magd' (Björkman 26). —- ae. ambiht, ahm, ohm ‘kornbrand, rotlauf’. —
embiht, ymbiht m. 'diener', n. 'amt’, Zweifelhaft der nord. form wegen ist
as. ambahteo, ahd. am baht, got. andbahts die etym. von F. A. Wood, Lang. 8,
(umgebildet nach práp. and) ‘diener’; 1932, 213: <* ðzma zu ai. isas ‘asche,
das germ. wort < gall. -lat. ambactus staub’, lat. arlre ‘trocken sein’, Sridus
‘diener’. — vgl. embeetti. p^'trocken’. — vgl. ámusótt.
Ambhqfði m, erdichteter PN. 'der zwei- amstr, Qmstr m. in der Zs. kornamstr
köpfige’ (vgl. um und hQfuð); anders ‘heuschober’; viell. ds. wort wie nisl.
M.OlsenMM 1937, !52-3. ambi kose- amstur, nnorw. amster 'miihe, beschwer-
namen zu Qrn, also ‘der adlerköpfige’. de', vgl. ama 2 (also etwa ‘das zu-
Ambi mPN, kosename von ArnbjQrn. sammengepresste').
amendashnot f ‘mandel’ (nur Karlam. Wenig ansprechend Holthausen,
saga) < afrz . amande. —vgl . almandr IF 44, 1927, 192 zu gr. SpaXXa
un d kne t-. - _ I arm. auran 'schober’ und Worterb.
3(ArC^ ( ; a )jí N
. .. / l\ v *■ k ' _ r -
Ámundr
9
andvari
s.v. < *jamustaR zu ai. yamati
‘ zusammenhalten'.
Ámundr m PN., aschw. Amunder, ada
Amund — > ae Amund. — Nach Lind
sp. 24 < Agmundr, Qgmundr-, oder aus
urnord. *AnumundaR, vgl. Anarr.
ámunr nur edd., wohl ‘begehrlich, íeind-
lich’, eig. munr (d.i. 'begierde’) an sich
tragend, vgl. mhd. ane-minne, nnl.
aanminnig 'angenehm, lieblich’ (Sij-
mons in Edda-komm. II, 15). Aber
auch gedeutet ‘an etwas erinnernd,
áhnlich', vgl. muna 1 (so B. M. Ólsen,
ANF 9, 1893, 228 und H. Falk, Fschr.
F. Jónsson 347-8).
ámusótt f ‘rose’ (nur Sturl. saga; vgl.
Falk und Reichbom-Kjennerud, MM
1923, 86-96); nisl. ámusótt, nnorw.
aamesykja 'beule verursacht durch eine
insektenlarve’; vgl. schw. dial. ámblest,
ndá, dial. ommebleest ‘an der rose er-
krankt’, omme 'euterschwellung einer
kuh'. — vgl. ámr (s. Falk MM 1910,
105-6 und Torp. MM 1914, 86). Und
dann zu ama 2 (also eig. eine jucken-
erregende krankheit).
an Konj. nach komp. vgl. en 1.
Án 1 , auch ÁJfn, Ónn, mPN und Name
eines Zwerges (Lind 24-6); nom. sollte
heissen *Avinn (s. R.C. Boer, Hdb
§ 195), umgebildet nach gen. Anar <
*AwnaR < *aó(a)~ winaR; Zs. aus aða
(vgl. Alfr) und vinr (s.d.) s. A. Janzén,
NK 7,1947, 63; vgl. aber auch Anarr
und Auðunn.
— 2 práp, auch ón ‘ohne’ (und zwar
schwachtonig án neben ón < ( 5 « <
*&nu) ; nisl. án, nnorw. vón. — as.
ano, afr. áne, óni, ahd. áno, ánu, ána
‘ohne'; abl. got. inu. —ai. anu-, grSvcu
‘ohne’, oss. aná (<*m-eu), vgl. toch.
A ánu 'aufhören.
Anarr m. name eines zwerges; wohl
weiterbildung zu An 1, vgl. aber auch
Ónarr.
ánasótt f ‘altertumskrankheit’; falls
ána g.pl. von ái (s. Láffler, ANF 3,
1886, 188-9), vgl. ái. Aber nach Pip-
ping. Inl. 161 ist ána g.pl. von *án,
vgl. got aþn ‘jahr’ und dann zur idg.
wzl*a/ ’gehen’, vgl. ai átati 'wandert’,
lat. annus 'jahr’ (doch recht íweifel-
haft).
and- práf. 'entgegen’, nisl. fár. nnorw.
aschw. adá. and-\ vgl. z.B. anddyri
‘Túreingang’, nisl. anddyri, nnorw.
anddyr (> shetl. andar, ander, onder
'turöffnung’, brett oberhalb der tiir,
Jakobsen 12). — got. and ‘entlang,
iiber . . . hin’, ae. and-, ond-, as. and-,
ant-, ahd. ant-, ent-, int- ‘entgegen' —
lat: ante ‘vor’, gr. Svra, ávr£ 'gegen-
liber’, ai. anti ‘gegeniiber', lit. ailt ‘auf.
zu'. — vgl. Andaðr, enda 1, Endill,
endir, endr, enni, Qmbun, Qndóltr,
Qndugi, Qndverðr undschwundstufig:
und 3, undingi, unz.
andaschw. V 'atmen' (< germ. *anððn),
nisl. íár, norw. anda, ndá. aande. —
> shetl. ond, schott. end ‘atmen'
(Flom, Infl. 39); > me. onden, anden,
ne.dial. and, aynd, eynd (Björkman
200). — ae ððian (< *anþðjan) ‘stark
pusten’, éðian (< *anþjan) ‘atmen,
riechen’. — vgl. andi.
Andaðr, Anduðr, Qnduðr mPn; ahd.
Anthad. — < urn. *Anda-haðuR ‘geg-
ner’. — vgl. and- und hQðr.
Andakrístr m. Volksetym. umbildung
von Antichrist durch angleichung an
práf. and-.
andi m. ‘atem, wind, geist’, nisl. fár.
andi, nnorw. aschw. ande. nschw. ande,
anda, ndá. aande ‘atem’ — > shetl
and, end, andi ‘gestank’; > schott.
aynd (Flom. Infl. 26); > me. aand,
aynd, oonde (Björkman 200). — ae
oroð, oouð, orð (< *uz-anþ) ‘atem’,
und ohne dental-suffix got. uzanan
‘aushauchen’. — lat. anintus ‘seele,
geist', anima ‘luftzug, hauch’, gr.
Svspo? ‘wind’, ai ániti ‘atmet’, ánila-
‘wind, atem’, asl. qchati ‘duften’,
vonja ‘gesuch’, air. animm 'seele’, anál
‘atem’ (IEW 38-9). — vgl. anda,
angi 1, anna, Qnd 3 und Qnn 2.
andlangr, auch: endilangr 'in seiner
ganzen ausdehnung’, nisl. fár endi-
langur, nnorw endelangs, aschw. and-
langer — ae. ondlang, afr. ondleng, as.
antlang, ahd antlengen, nhd. entlang .;
daneben abl. afr. ondling. — wohl aus
and- und lengja 2, etwa ‘entgegen-
gewendet’ (s. E Sievers. Fschr. Böht-
lingk 1888, 110 ff. der zur bed. ‘geráu-
mig’ kommt). Anders G. Ehrismann,
PBB 18, 1894, 233-5, der lit aplirik
‘herum’, kurliHk ‘wohin’ (zu lihkti
‘sich biegen’) vergleicht; vgl. lengja 1.
andlit, annlit, n. ‘antlitz’, nisl. fár.
nnorw. andlit, aschw. an(d)lite, nschw.
anlete, ádá. andled(e), ndá. andlet. —
ae. and-wlita, ahd. ant-lulti, ant-luzzi,
ant-lizzi 'antíitz’; daneben got. anda-
wleizn. — vgl. and- und litr 1.
andr, andri m. 'schneeschuh’ — vgl.
Qndurr.
andrjá f ‘verwirrung’ (nur in Æv.); zu-
sammengesetzt aus and- und hrjá.
andsvar n. ‘antwort’; nisl. andsvar, fár.
an(d)svar, aschw. ndá. ansvar. — ae.
and-swaru, as. antswar. — vgl. and-
und svara.
andvari 1 m. ‘furcht, wachsamkeit’ —
nisl. andvari 'vorsicht, sanfter wind’ —
vgl. and- und varr.
andoefa
10
annkvista
— 2 m. name eiii.es zwerges und eines
fisches. Wenn nicht ds. wie i (nach
Gould, PMLA 44, .1929, 941 aus der
bed. ‘sanfter wind’; abíer doch wohl
eher ‘der vorsichtige') so mit Gering,
Komm. 2, 164 ‘lebensschiitzer’, also
aus gnd und verja.
andoefa schw. V. ‘gegen wind und strom
ein boot stillhalten’, nisl. andceva, far.
andeva, nnorw. andeva. nschw. andöva —
>■ orkn. andoo, shetl. dndú. — Neben
der alteren erklárung von Torp, Fschr.
Unger 1896, 171 aus *and-dœfa ‘das
wasser leise schlagen’ (vgl. and- und
dafla), steht die wohl richtigere von
T. Johannesson, MASO 7, 1947, 117-149
< *and-hoefa zu got. andhafjan ‘ent-
gegenarbeiten’; vgl. auch nisl. and-
hcefur ‘ungiinstig. schwierig’.
anga 'duften’, nisl. fár. anga — vgl.
angi 1.
angan f ‘wonne, lust’ (nur edd.); nisl.
angan ‘duft, arom’ — vgl. angi 1.
Angantýr mPN, entstellt aus *Anganþir
(unter einfluss des göttemamens Týr ?
s. Noreen, § 241, Anm. 2); ae. Ongen-
þlow, Angendeo, Incgenþéow, ahd. An-
gandeo, Engindeo (vgl. E. Wessén,
UUA 1927. Nr 3, 57-58).
Angeyja f ‘name eines trollweibes’, etwa
‘die der engen Insel ? — vgl. gngr und
ey 1 .
angi I m ‘duft, geruch’, nisl. fár. angi,
norw.dial. ange ‘duft’; aschw. ange,
nschw. dnga ‘dampf, dunst, luft’, ndá.
ange ‘feuchter dampf’ — Erweiterung
der idg. wzl. *an- ’atmen, hauchen’
(vgl. arm. anjn ‘seele, wesen’, Lidén,
Arm. Stud. 38-9). —• vgl. andi und
_angr 1.
— 2 m ‘spitze, zacken’, nisl. fár. angi
‘spitze’, nnorw. ange ‘zahn einer gabel’,
schw.dial. ang ‘wurzelfaser’ — > orkn.
ang, aan ‘spitzen an den áhren’. — ae.
onga ‘spitze, stachel’, ahd. ango ‘stachel,
fischhaken’, mhd. _anee~ 'iischhaken’, /
—.vgí. egg 1, eng, gngull.
angist f ‘angst’ (nur in Stjóm) < mnd.
angest. — vgl. angr 2.
angr 1 m ‘duft, geruch’ — vgl. angi 1.
— 2 m. n. ‘sorge, verdruss, zom; siinde’
(diese bed. nur poet.), nisl. fár. angur,
nnorw. aschw. anger, nschw. dnger,
ádá. anger. — > me. ne. anger ‘zom’
(Björkman 200), schott. anger ‘elend'
bedrángnis’ (Flom, Infl. 25); > finn.
ange ‘bedrángnis, schwierigkeit’ (Kar-
sten, GFL 100). — Alter M-stamm, vgl.
aschw. ángsla ‘ángstigen’, ahd. angust
‘angst’ (v. Unwerth PBB36, 1910, 7). —
lat. angor ‘angst’, ai. dthhas ‘not’. —
daneben w-stamm Qngr.; vgl. Angrbo-
ða (unter boða).
1
— 3 m ‘bucht, fjord’, vgl. ortsnamen wie
norw. Harðangr, Stafangr (s.o. Rygh,
Fschr. Unger 1896, 68-78); schw.
Harmdnger. — as. ahd. angar ‘anger,
ungepfliigtes grasland’; vgl. wgerm.
Volksname Angrivarii (Schönfeld 21).
— gr. áf* 0 ? ‘tal’; aber Siitterlin, IF 45,
1927, 307 zu gr váirrj, vánro? ‘waldtal’
— gramm. wechselform zu ál, vgl.
auch eng.
angra schw. v. ‘plagen, betriiben, be-
reuen’, nisl. nnorw. aschw. angra, ádá,
angre. —• > me. anngrenn, ne. anger
(Brate, PBB 10, 1885, 32). — vgl.
angr 2.
Ani m PN. aschw. adá. Ane — ae. öna. —
/iell. zu einem wort *ánn (< *aiwnaR)
‘alt’ (s. Schlagerström, ANF 3, 1886,
J 39)- vgl. tevin-; aber vgl. An.
áning f ‘weiderast’ — vgl. áivangr und
æja.
ankannafult adv. ‘voll klagen’ (nur
Kon.skuggsjá), gehört zu einem nicht
iiberlieferten zw. *and-kunnan ‘an-
klagen’
Die áltere erklárung aus norw.
anka ‘klagen’, das selbst aus mnd.
anken ‘stöhnen, seufzen’ entlehnt
ist (vgl. okka) ist abzulehnen.
Anki m PN. Kosename fiir Arnkell.
anna schw. V. ‘ausfiihren, fertig bringen’
und annast ‘sich bemiihen, versorgen’,
nisl. nnorw. anna, annast. — wóhl am
besten mit T. Johannisson, MASO 4,
1941, 27-9 aus einer grundform *anþön,
zu der in inna und gnn vorliegenden
wurzel. — vgl. ansa und enta.
ann&ll m ‘jahrbuch’ (spát bezeugt) <
lat. annáíis.
annarr ‘anderer’ (pl. aOrir < *annriR);
nisl. fár. annar; aber akk.form m
nnorw, nochw. annan, ndá anden. —
ae. öOer, afr. ðther, as. öðar, ahd. andar,
got. anþar. — ai. antara-, lit. aAtras
‘anderer’ — Komp. bildung mit suffix
-tero- zu der idg. pron. wurzel *ono-:
eno- (vgl. twn 1), kaum zur demonstra-
tivpartikel *an ' ‘dort, andererseits’
(IEW 37). — vgl. pðrwvts.
annkvista schwr. ‘versorgen’, (nurGrág),
nisl. annkvistast neben antvistast; unter
anlehnung an annast fiir ankvista <
*andkvista, denom zu *andkvist < ur-
germ. *andakwesti, eine síi-abl. zum
zw. *andakweþan, das nicht im nord.
belegt; vgl. aber got. andqiþan ‘spre-
chen mit’, ae. oncweOan ‘antworten;
widerhallen; protestieren’, as. antque-
ðan ‘widersprechen’, ahd intquedan
‘beantworten’. Die bed. entw. also .
antworten > verantwortlich sein >
sorgen fiir. (s. T. Johannisson, ANF 62,
1947, 196-199)-
annt
11
apynja
annt, ant (in der redensart: es mér ant
'es liegt mir daran’); neutr. zu einem
adj. *annr ‘naheliegend’; vgl. anna
und pnn 2 (s. T. Johannisson, MASO 4,
1941, 26-7).
ansa, anza schw. V. 'Sich kiimmem um'
(< germ. *andasðn), nisl. nnorw. far.
nschw. ansa, ndá. dial. anse. — > orkn.
anse, shetl. ans. — daneben schw. dial.
ansa, ndá cen(d)se , vgl. norw. dial.
enda ‘beobachten, fleissig arbeiten’. —
ae. andian 'eifersuchtig sein, beneiden’,
as. andðn, ahd. an(a)dön ‘ds’; vgl. auch
norw. dial. endig 'fleissig' und ae.
andig ‘neidisch', mhd. endec ‘eifrig,
rasch’; weiter zu ae. anda ‘groll, neid,
zorn’, as. ando ‘kránkung, árger', ahd.
anto ‘eifer'. — Diese gruppe gehört zu
anna, inna und gnn (s. Johannisson,
MASO 4, 1941, 29-32). — vgl. auch
enta und enza.
antefna f ‘wechselgesang, antiphon’. (nur
Heil. mannasaga) < ae. antefn m <
lat. antiphona < gr. ávriipwvT) ‘wechsel-
gesang’.
anza vgl. ansa.
apaldr m ‘apfelbaum', nisl. fár. apaldur,
norw. apall, aschw. apald, apuld,
nschw. apel, ndá. abild. — ae. apuldor,
œppuldre, as. apuldra (in ON; vgl. nnl.
Apeldoorn) ahd. apholtra, mhd. apfalter \
mit dem in baumnamen háufigen suffix
-dra zu germ. *apal 'apfel’ gebildet;
vgl. epli.
api m ‘affe, tor’, nisl. api, nnorw. ape,
ádá abe; daneben fem. norw. fár. nschw.
apa. — < ae apa oder as. apo (Fischer
12); vgl. and ape, ahd. affo. — Das
germ. wort stammt aus einer unbe-
kannten sprache, wohl durch kelt.
vermittelung (aber dann schon vor
der Lautverschiebung ?), vgl. die kelt.
glosse bei Hesych á^páva?, falls als
*ápáva? zu lesen (s. Schrader, BB 15,
1889, 287). — vgl. apynja.
apli m ‘stier, ochs' oder 'pferd' (nur in
þula); nisl. apli 'junges eines tiers’,
aplakálfr ‘unreifes kalb, kalbfoetus’.
Deshalb benennung nach der apfel-
grauen farbe (vgl. epli) recht fraglich.
appella, appellera schw. V. (spát be-
zeugt) ‘appellieren, klagen' < mnd.
appelléren oder afrz. apeller.
apr adj. ‘hart, böse; sorgvoll’ (< *appr
< *ampaR); nisl. fár apur, nnorw.
nschw. amper. — >shetl. dber ‘scharf,
begierig; zauberkráftig’, auch ampel,
amper ‘scharf, begierig’; > schott.
apert ‘tapfer’ (Flom Infl. 26). — nnl.
amper ‘scharf, unreif’, daneben ae.
ampre, nd. amper, ahd. ampfaro ‘amp-
fer; rumex’. — wohl zu lat. amarus
"bitter’, ai. amla- ‘sauer’, alb. émbl'é
'siiss’, arm. amok * ‘siiss' (WP 1 , 179). —
vgl. abbast und Qmurligr.
aptan adv. ‘hemach' zuriick, wieder’,
nisl. nnorw. aftan, aschw. aptan. — ae.
aftan, as. aftan, mhd. aften ‘spáter’;
vgl. got. aftana ‘von hinten' — Gebildet
zu einer nicht iiberlieferten germ. práp.
*afta ‘nach’; vgl. ept und aptr.
aptann, eptann m. ‘abend’ (nach Noreen,
IF 14, 1903, 40 ist eptann entstanden
aus lautges. *eptinn nach anal. des
dativs aptni, wáhrend aptann neubil-
dung ist); nisl. fár. nnorw. dial. aftan,
aschw. afton, aftan, aptan, nschw. afton,
ndá. aften. — > shetl. apta ‘abend vor
einem fest’ (Jakobsen 13); > lpN
aktð, apto, afto ‘abend’ (Qvigstad 88). —
Neben der skand. bildung *aftanþija-
steht (wohl mit dentaldissimilation
und dadurch bedingter vokaldehnung)
*afanþiia-, áfanðija- im wgerm.; vgl.
ae. afen (< *ában(ð)ia; neben angl.
œften, s. E. Schwarz 229), as. áband
(mit d statt 6 durch gramm. wechsel ?)
afr. ivend, ioun(d), mnd. ávent^ nnl.
avond, ahd. áband. — Die áltere er-
klárung betrachtete das wort als eine
(mit einem nicht náher bestimmten
suffix gebildete) ableitung von einem
germ. wort, das weiter zu lat. ob
‘gegen, hin', opácus ‘der sonne ab-
gewandt’, gr. tiA 'auf... zu, an, ðmoffc
‘hinter’, 6<þé 'spát’, ónv >pa ‘spátsom-
mer’, ai. apara, apáhc ‘ruckwárts,
westlich’, api 'zu, bei’, Iit. ap ‘um,
herum’, lett. ap- ‘um, uber’, air iar n-
'nach’, arm ev 'und, auch’ (IEW 324).
Befriedigender ist aber die von T. Jo-
hannisson, MASO 5, 1943, 50-75
gegebene erklárung: er betrachtet das
wort als eine zusammensetzung von
aft (vgl. aptan) und Qnn 2, also eig.
‘zeit nach der arbeit’, ganz wie nnorw.
dial. melonn ‘zeit zwischen pflúgen
und emte’, nschw. dial. mella-anna
‘zeit zwischen heumahd und ernte’
gebildet. — Davon wieder abgeleitet
aptna, schw. V. ‘abend werden,
dunkeín’.
aptr adv. ‘zurúck, wiederum', nisl. íár
aftur, nnorw. atter, att, aschw. apter,
after, atter, nschw. dter, ndá. atter. —
ae. eefter, as. ahd. aftar ‘hinten, nach’,
got. aftra ‘wiederum’, aftarð 'von
hiriten, rúckwárts’; wohí komp.bildung
zu af, vgl. gr. áíttúTÍpcú ‘weiter ent-
femt’, ai apataram ‘weiter weg’ (WP I,
49). — vgl. af, at 3. ept und eptir.
apynja, apinja f ‘áffin’, nisl. apynja,
aschw. apinia (daraus finn. apina,
apinja, s. Karsten, GFL 163). —
Weibl. bildung zu api (s.d.) und zwar
durch Zs. mit dem worte *winjðn
12
arfi
ár
'geliebte, gattin' (s. J. Lundahl. Fschr.
Sahlgren 1944, x 3 )- wáhrend Kluge,
Nom. Stammb. § 42 ein sufiix -unjön
annimmt. wie in isynja, vargynja.
ár 1 f, auch $r ‘ruder' (< germ. *airö),
nisl. fár. ár, nnorw. aar, aschw ar(a),
nschw. dra, dr, ndá. aare. — > shetl.
worlek 'stuck eines gebrochenen ruders’
(Jakobsen 1021); > finn. airo, weps.
air, estn. aer, lp. ajrro (Thomsen 2,
169; SetáláFUF 13, 19x3, 355; Karsten
GFL 129, FMS 2, 1934, 71-72);
vtelleicht > lett. airis, Jit. váiras
(Bezzenberger, BB 21, 1895, 305). —
ae. ðr ‘ruder’. — gr. otfjtov 'steuer-
ruder’, att. olai; (< *oisdk) ‘griff
des steuerruders’, hom. otrjxEi; ‘die
griffe zu beiden seiten des joches’
(IEW 298); dazu stellt E. Lidén,
SHSU 6, 1897, 60-65 auch ai. isa
deichsel’ (beweis fur idg. wagenbau,
wie auch hjól, ok, roðull und gxull). —
vgl. erði, œra 3, arðr -ceri 2 und
œrr 2.
— 2 n 'jahr; gutes jahr, fruchtbarkeit’,
eig. ‘friihling’ (<germ. *jira-)\ nisl.
fár. ár, nnorw. aar, aschw. ár, nschw.
dr, ndá, aar. — ae. gear, afr. jér, as.
ger, jár, ahd. j&r, got. jir ‘jahr’. — lat.
hðrnus ‘heurig’ (< *hðjörinus, 'in
diesem jahre’), gr. &po; ‘jahr’, 6pa
zeit, jahreszeit, friihling’, av. y&rs
‘jahr’, asl. jara ‘friihling’; wohl zur
idg. wzl. *ii ‘gehen’ (IEW 296-7); vgl.
eið und -weiter'hallari, misseri, eera
2, ceri 1 und cerr 1.
— 3 n ‘anfang’ (z.B. dr alda ‘vorzeit’);
vgl. dr 5.
— 4 n nur in árhjalmr ‘goldhelm, metall-
helm’, wohl < ae. ár ‘bronze, kupfer’
Die nord. form. des wortes ist eir
(entw. eir > ár in nebentoniger silbe
ist wenig wahrscheinlich; s. E. Noreen,
Studier i fomvástnordisk diktning x,
1921, 47 - 54 )- — vgl- «*»• 2.
— 5 adv. ‘friih’, nisl. dr, nnorw. aar. —
> lp. drrad ‘friih’ (Thomsen 2, 162;
Qvigstad 92); > me. &r, ör ‘friiher,
eher’ (Björkman 200). — got. air
(komp. airis), ae. cer, afr. as. ahd. ir. —
gr. Ijpi (Komp. < *ájeri) ‘friih’, Ýjépioi;
‘morgendlich’, áépiorov ‘friihstuck, av.
ayare ‘tag’. — vgl. drr 2 und cer 2.
árangr m ‘beschaffenheit des jahres,
jahresertrag’, nisl. drangur ‘frucht,
resultat’, nnorw. aaring. — Zs. aus ár 2
und gangr.
arbyst f ‘armbrust’ (spát bezeugt) <
mnd. armbost. — vgl. armbrist.
arðarleiga f ‘jáhriiche grundpacht’; Zs
aus Qrd 1 und leiga.
árdegis adv. ‘friih morgens’; adv. gen.
aus dr 5 und dagr; der umlaut ist.
wie in zss. wie umbhverfis oder samtýnis
durch ;'a-stamm zu erkláren (s. Sturte-
vant, MPh 25, 1927, 137.
arðr 1 m ‘pflug, hakenpflug’ (wohl
< germ. *ariþr s. H. Kuhn, KZ 71,
1954, 141); nisl. arður ‘pflug’, nnorw.
ard, aschw. arþer, nschw. drder ‘holz-
pflug’. — > shetí. artree (< *arðrtré),
erdros, orderus ‘pflugholz’ (Jakobsen 16,
140 und 592); > finn. atra, aatra,
aura, weps. adr. estn. adr. liv. adrs
(Thomsen 2, 172; Setálá FUF 13, 1913,
359; Karsten, GFL 147 und FMS 2,
1934, 86). — as. erida ‘pflug’. — mit
abw. bildung: lat. aratrum, gr. áporpov,
asl. ralo, oralo, lit. árklas (< *ar9-tlo-),
aer. arathar, arm. araur. — Bildung
zum verbalstamm *ar- ‘pfliigen’, vgl.
erja 2 (S. Meringer, IF 17, 1904, 121-2)
und weiter erði und Qrð 1.
Es ist afaer möglich, dass es im idg.
keine wzl. *ar ‘pflugen’ gegeben
hat, sondern dass der stamm *3^er
(die J. Trier auch in ai. arya-
‘freundlich, treu, vorhefflich’, eig.
‘der volksgemeinschaft der árya-
zugehörig wiederfindet) urspr.
‘gabelholz’ bedeutet, und deshalb
germ. *arjan eig ‘mit dem gabel-
holz den txxlen bearbeiten’ be-
deutet haben soll (s. PBB 67, ,
1944, 120-122).
— 2 Suffix in einarðr ‘aufrichtig, frei-
mútig’, zu verbinden mit mhd. art fm
‘angeborene art, natur’. mnd art,
mnl. aert ‘beschaffenheit, art’, ae. eard
n ‘lage; schicksal’; zum idg. stamm *art,
yt ‘zusammengefugt’; vgl. ai. fta-
‘passend, recht’, rtam ‘heilige ordnung’,
av. aia- ‘was recht oder wahr ist’, gr
fiprio^ ‘angemessen, gerade’, lat. artus
‘eng in raum und zeit’, ars ‘kunst,
art und weise’, artus ‘glied, gelenk’.
Der stamm *art- ist wieder eine t- erw.
zu *ar- vgl. ai. aram ‘passend, genug’,
gr. ápapfexco ‘zusammenfugen’, áp6pé<
‘verbindung, freundschaft’. Daneben
auch m- Erw, vgl. armr 1, wáhrend
zur schweren basis *ri- zu vergleichen
hundrað und rQð, mit dh- aw. ráð,
und reeða und endlich zur wzl *rli-,
ri- vgl. rim.
arfl 1 m ‘erbe’, nisl. árfi, fár. shetl, arvi,
aschw. adá. arve; vgl. run.norw. artija-
no (Tune c. 400 vgl. Krause Nr 55). —
got. arbja, ahd. arpeo, erbo ‘der erbe’,
vgl. ae. ierfe n ‘das erbe’, as. erbi, ahd.
arbi, erbi. — Nur kélt. vgl. air. orbe m.
‘der erbe’ n. 'das erbe’, com-arbe ‘der«
erbe’ (s. Krahe, Sprache und Verzeit
s. 136). — iat. orbus ‘beraubt’, gr.
ópipavói; ‘verwaist’, ai. arbha- ‘klein,
schwach; kind’, arm. arbaneak ‘diener’.
\ i w A d i-év
13
arfr (
arjosteR
asl. rabú ‘knecht', heth. ar-pa-an akk
sg. ‘ungliick’. — vgl. arfr i, erfi und
armr 2.
Das kelt. und germ. weisen zu-
sammen die merkwiirdige bed.
ánderung auf: verwaistes, recht-
loses kind > erbberechtigtes kind’,
eine folge einer grundsátzhchen
ánderung der rechtstellung des
waisenkindes. Deshalb glaubt Por-
zig, Ghed. d. idg. Spr. (1954) 12l >
dass das germ. wort mit der neuen
rechtsanschauung aus dem kelt.
entl. hat.
— 2 m ‘vogelgras, alsine media’, nisl.
arfi, fár. arvi, nnorw. schw. dá. arve. —
> shetl. arvi, orkn. arva 'stellaria
media’; > lp. arvak ‘ds’ (Qvigstad 93).
— ae. earfan pl., ostfr. arf, arve ‘wicke’.
.— lat. ervum ‘wicke’. — vgl. ertr.
arfr 1 m ‘das erbe’, nesl. arfur, fár. arvur,
aschw. arver, nnorw. schw.dá. arv. —
> finn orpo (-lapsi ) ‘waisenkind' (viell.
aus vorgerm. *orbho-, orbo-, s. Karsten,
Fragen 37-8); > lp. arbbe (Thomsen 2,
i7i,Qvigstad9i).—vgl. arfiiunderfi.
— 2 m ‘ochs’, daneben auch ar/uni V
Qrfuni (mit sufi. wie in lat. tribunus). —
ae ierfe, arf ‘vieh, hornvieh’, inorf
‘hausgerát’. — lit. arbonas ‘ochs’ (wenn
nicht germ. lehnwort). — vgl. erfiði
und fiir das suffix in arfuni vgl. -uni.
Mehrere erklárungen. 1. zu arfr 1
(Sievers, PBB 12, 1887, 176-7),
vgl. auch die bed. von ae. inorf;
dann also eig. ‘erbbesitz'. — 2. zu
der sippe von *ar ‘pflugen’ (Me-
ringer, I F 17, 1904, 128), also ‘der
pflugochs’, eine bed. die zum
suffix uni gutpassen wiirde; vgl.
erja 2. — 3. zu ai. arpayati 'an-
bringen, anlegen', also eig. ‘ge-
spann’ (Wood, MLN 21, 1906, 39).
— 4. zu iarpr 'braun’ (Peterson,
PBB 40, 1915, 97-101); wenig
ansprechend.
argr adj. ‘feige, unmánnlich; unsittlich
(zur bedeutungsentw. s. Weisweiler,
IF 41, 1923, 16-27); daneben mit
metathese ragr ; nisl. fár argur, nnorw.
arg, aschw. argher, nschw. ndá. arg
‘böse’ — > shetl. arg, erg ‘begierig’;
> finn. arka, estn. arg, Uv. árga, lp.
argge ‘feige' (Thomsen 2, 171; Setálá
FUF 13, 1913, 358; Karsten FMS 2,
1934, 82). —ae. earg ‘feige, tráge, böse’,
afr. erg, as. arug, ahd. arg, arag ‘geizig,
feige’, mnd. arch, arich 'schlecht’, lang.
arga 'nichtswiirdiger faulenzer’. —
gr. ipxéoi ‘erregen, bewegen’, ai. rghá-
yati ‘beben, zittern’, av. trsghant ‘böse’
Ut. arlús liisteriF (IEW. 31 Q).- Eine
•mögUché etymolögie, die jedenfaUs den
vorzug verdient vor J. Loewenthals
ankniipfing an gr. ðpybq, ‘after’ (PBB
54, 1930, 157). Siitterhn, IF 45, 1927,
307 vergleicht ai. yhánt- ‘schwach,
klein’; aazu noch toch AB erkát
‘geringschátzig’ ? —vgl. ergi, ergjast,
erta, Qgurr 2 und grgumleiði.
arl m. ‘adler’, auch PN; nisl. ari, nnorw.
are, aschw. ari. — got. ara, ahd. aro
‘adler’ — gr. 8pvi« ‘vogel’, asl. orilú^
lit. erílis, lett. érglis, air. irar ‘adler’,
arm. oror, urur ‘möwe’ (IEW 325-6). —
vgl. Qrn und vieUeicht jarl.
arinn m ‘eine zum opfer bestimmte j
feuerstátte, herd’, vgl. auch den PN ;
Arinbjorn; die form arinn statt *erinn
wird als analogie nach dat. arni erklárt
(Noreen IF 14, 1903, 401; aberweshalb
gerade nach dem 3. fa.ll ?); run. norw.
aRina' brandaltar ?' (By 550-600; Kram
se Nr 62), unsicher sowohl der bedeu-
tung nach, als auch wegen des R, denn
weshalb fehlt dann der R- uml aut p
(s. Hj. Lindroth, NB 3, 1915, 84);fnlsr
arinn, fár. árnur, árni, nnor wr-laare,
aschw. arin, œrin, nschw. aril (H. Pe-
dersen, KZ 32, 1893, 258), ndá.
arne. — > finn. arina ‘herdstein,
klippe’ (Thomsen 2, 171; Setálá FUF
13, 1913, 358; Karsten FMS 2, 1934,
81); > lp. áran 'feuerherd' (Qvigstad
91); > shetl. orn ‘herd, herdstein'
(Jakobsen 593); > schott airinn
(Henderson 113). — ahd. arin, erin
'fussboden, tenne’, mhd. ern ‘hausflur’
mnl eren ‘hausflur, tenne’ (diese wörter
werden auch, aber wenig wahrschein-
lich, als entlehnung aus lat. arend
betrachtet). — Falls man als grundform
*azina- ansetzt, kann man vergleichen
lat. área 'freier platz, dreschtenne’,
ára (alat. asá) 'aufbau zuin opfer, altar',
Ut aslá ‘steindiele’ (vgl. Reichelt,
KZ 46, 1914, 315-6 und fiir die bedeu-
tungsentwicklung Th. Frings, Fschr.
Behaghel 209). — vgl. aska und esja.
Anders wieder Holthausen, KZ 71,
1953. 55; der an gr. ápctpfoxu ‘zu-
sammenfugen’ ankniipft, und das
wort also zur Sippe von arðr 2
stellt; wenig iiberzeugend.
arjosteR npl. falls richtig gelesen in der
norw. runeninschrift von Tune (sJht),
und falls die deutung ‘vomehmsten'
(Krause, Schr. Gel. Ges. Königsberg 13,
1937. 539) das richtige tráfe, wáre
superl. zu *arjaR ‘vomehm’ oder viel-
mehr etwa ‘volksgenosse’ zu ai. arya-
'das volk der Arier’, árya- ‘Arier’ vgl.
ai. aryaman’ der gött der arischen
gemeinschaftsbunde’ (G. Dumézil, Le
troisiéme souverain); vgl. auch gall
PN Ario-mánus und JQrmunr.
arka
14
ars
arka 1 f ‘kiste', vgl. grk.
— 2 schw. V. langsam und beschwerlich
gehen' (edd.); nisl. arka. — Nach Stur-
tevant, SS. 17, 1943, 287-8 < * árnka,
weiterbildung zu árna (s.d.); sonst
,aber gestelt zu erja 1, ern und grr.
árla, árllga adv, 'friih’, vgl. ár 5.
ármaðr m ‘könighcher beamter, hof-
vogt’ — > mir armand 'beamter’
(A Bugge, Fschr. K. Meyer 301). —
zusammengesetzt aus árr 1 und maðr.
armbrist f ’armbrust’ (in fornaldarsaga);
< mnd. armbrust. — vgl. daneben
arbyst.
armingi m ‘armer, bettler’, < *arm-
gengi.
armr 1 m,‘arm’, nisl. far. armur, norw.
arm, aschw. armber, nschw. ndá. arm.
— got. arms, ae. earm, afr. erm, arm, as.
mnd. ahd. arm. — lat. armus ‘der obere
teil des oberarms, schulterblatt’, gr.
&p6pov ‘glied’, ai irmas ‘arm’, av.
arsma ‘arm’, asl. ramo, ramg ‘schulter’,
apr. irmo ‘arm’, arm. armukn ‘ellen-
bogen’; »i-erw. zur idg. wzl *ar- (vgl.
-arðr 2) — vgl. weiter ermr und
Qrmt.
— 2 adj. ‘arm’ (oft auch schimpfwort
fiir missetáter, s. fiir bedeutungsentw.
Weisweiler IF 41, 1923, 312-25: verein-
samt, verlassen > friedlos > fluch-
wiirdig und weiter > wgerm. bekla-
genswert > arm). nisl. fár armur,
norw. arm, aschw. armber, nschw. ndá.
arm. — > shetl. árm ‘arm’; > finn.
estn. weps. wot. armas (Thomsen 2,
171; SetáláFUF 13, 1913, 358; Karsten
FMS 2, 1934, 84); vgl. auch finn. armo
‘gunst, gnade’, armias ‘barmherzig’,
armaitsen ‘sich erbarmen’ (nach Kar-
sten GFL 125, wie auch > finn. arpo
‘verehrungswiirdig’; aber nicht ws.
nach Collinder UL 185-6); > lp. armes,
armos ‘elend, erbármlich’ (Qvigstad 92).
— got. arms ‘elend’, ae. earm, as. arm,
mnl. arm, ahd ar(a)m ‘arm, elend’. —
vgl. erma.
Etymologie umstritten. 1. aus
*arb-maz, oder m-erw neben bh-
(s. Specht, Idg. Dekl. s. 264),
und dann also zu arfr 1 (WP. I,
184), was der bed. nicht gut ent-
spricht. — 2. zu ai. arbhas ‘klein,
schwach, jung’ (Wood, MLN 21,
1906, 39). — 3 zu gr. Iprfííoi;
‘leer’, ai. armaka- ‘schmal, diinn’,
av. airima ‘einsamkeit’ (Fick 3, 24)
armoeöa f ‘armut’, (spát bezeugt), nisl.
armœða, fár. armóð, nnorw. nschw.ndá.
armod. — <mnd. armöd(e)-, wohl mit
ankniipfung an moeða ‘beschwerde’
(Fischer 27).
Arn- erstes glied in PN wie Arnfastr,
Arnfinnr, Arngeirr, Arngisl, Arnleif,
Arnljótr vgl. auch Arnaldr, Arn-
bjprg, ArnbjQrn, Arngrímr, Arn-
kell, Arnórr. — Fiir áhnliche namen
bei O. und S, Germanen s, Naumann
19-20. — vgl. Qrn (daneben auch
arinn, nach R. Nordenstreng NB 28,
1940, 30-42, aber unwahrscheinlich).
áma schw. V. (auch gekiirzt zu arna)
‘ausrichten, erreichen’, eig. 'bote sein’;
dann auch ‘fahren’ gehen’ (edd.). -—got.
airinön ‘gesandter sein’. — vgl. árr 1.
Araaldr mPN. > ir. Arnall, Ernall
(Marstrander NVA 1915 Nr 5, 48). —
der isl. name wohl <ae. Earnwald,
wáhrend der norw. name aus Deutsch-
land gekommen sein diirfte (Lind 35).
Ambjprg f PN. vgl. burg. Arenberga,
lang. Arniperga.
AmbjQra mPN. anorw, aschw. Arnbiarn,
Arnbiörn, adá Arnbiern. — > me.
Arnbeorn, Ernebernus (Björkman 6).
Arngrímr mPN. > me. Arngrim,
Erngrim (Björkman 7).
Amhgföi m. Odinsname, eig. ‘der mit dem
adlerkopf’.
Arai mPN; kurzform zu namen mit
arn- anfangend. — > me Arni, Erni
(Björkman 8).
araing f ‘das pfliigen’. — vgl. erja 2.
Arakell, Araketill mPN. aschw.run
Arkel, adá Arkil. ■ — > me. Arncetel,
Ar(n)cel (Björkman 8).
In einer þula bedeutet arnkell
‘adler’, zu betrachten als junge
entw. aus arn-kall (s. H. Lie,
ANF 65, 1950, 165).
Araórr mPN. aus Arnþórr, aschw. adá.
Arndor, vgl. Arnur im Reichenauer
Necrologium (Noreen § 275). — > me.
Arnðor, Arðor. usw. (Björkman 8-9),
árr 1 oder Qrr m. ‘bote, engel’. — > finn.
airut, IpN. arjas ‘bote’ (Thomsen 2,169;
Setálá FUF 13, 1913, 355; Karsten
FMS2, 1934,72). — got. airus, ae. Sr.
as. Sr ‘bote’ —- unbekannter herkunft,
vielleicht zur idg. wzl *ei- ‘gehen’ 1
(Wood.MLN 13, 1898, 82) vgl. eið;
unwahrsch. zu dem ebenso dunklen
irast ‘gesagt werden’ (so Holthausen,
PBB 66, 1942, 267). — vgl. árna und
erendi 1.
— 2 adj. ‘friihzeitig’. — vgl. ár 5.
ars auch mit metathesis durch tabuie-
rung: rass m 'arsch, after’, nisl. rass,
fár. arsur, nnorw. rass, aschw. ndá ars.
— ae. ears, ars, œrs, afr. ers, as. ahd.
mnd ars, mnl. ers, aers nnl. aars, naars
‘arsch’. — gr. íppo? (< * 6poo?)
‘steiszbein’, oúpá(<* épota) ‘schwanz’,
arm. or ‘arsch’; daneben air err
'schwanz, spitze* (IEW 340). Viell.
erw. zur idg. wzi *er-, vgl. ern.
arsali
15
Aslákr
arsali und arsalr m. 'bettumhang, bett-
zeug’, nisl. ársalur — wohl aus dem
ON, Arras z.B. adrevats-sagulum (A.
Bugge, Vest. Infl. 156); abzulehnen
< aírz. dorsal, dossale unter ankniip-
fung an salr (Falk, MM 1916, 22-31);
s. noch Mohr, ZfdA 75, 1938, 238-9.
arta f ‘krickente, anas crecca’ (in eifler
þula), nisl. arta, auch urt, ört, nschw.
árta, ndá. ort-and (Kristensen, DS 1931,
49). •— > shetl. atteal (M. Olsen,
MM 1932, 142). — ae. earte ‘bachstelze’.
— lat. ardea, gr. ipoSíoi;, ^oiSlo?
‘reiher’, serb. róda ’storch’. -— vgl.
ertla.
Asa fPN, aschw. adá. Asa. — > me.
Asa, Ase. — gebildet zu PN wie
Asfríðr. — vgl. áss 1 und Æsa.
ásauðr m ‘schaf’, nisl. ásauður., fár.
áseyður ‘schaf, das man iiberwintern
lásst', nnorw. eersaud 'schaf mit lám-
mern', vgl. ndá. aalam ‘mutterlamm'.
— zusammengesetzt aus eer 1 und
sauðr.
ÁsbjQra mPN,, aschw. Asbiorn, run.dá
Asbiurn, Asbiarn, adá. Æsbjorn. — >
norm. ON. Auberville; > ae. PN.
Asbeorn, Esbern (Björkman 10); ne.
ON. Osbournby, Osbaston (Ekwalí 335).
-— Zs von áss 1 und bjQrn.
Ásfríðr (PN. run schw. Asfriþ{r). —
norm. Ansfrid, > ae. Asfrið, Asferð
(Björkman 10-13) v gl' Astriðr.
Ásgautr mPN. asohw. Asgoter, Asguter,
Asgeter, dá.run. qskautr (Hállestad II,
985), adá. Asget. — > ae. Asgovt,
Asgot. usw. (Björkman 14-16), ne.
ON. Osgathorpe.Osgodby (Ekwalí 335).
— Zs von áss 1 und gautr.
Ásgeirr mPN. aschw. Asger, Asgar, adá
run. qskaiR (Aarhus 3 ± 1000), adá.
Asgair, Esger. — > ae. PN. Asgar,
Asger (Björkman 13-14), ne. ON.
Asgarby (Ekwall 13) und Garston
(Esgareston 1180, Ekwall 184). —
Zs. von áss 1 und geirr.
Ásgrímr mPN. aschw. Asgrim. — > ae.
Asegrim (Björkman. 16) — Zs. von
ass 1 und grimr.
Asi mPN. aschw. Asi.Ase, adán Ase. —
> ae. Asi. — Kurzform zu m. PN.
wie AsbjQrn.
a ska f 'asche’, nisl. asha. fár. eska,
nnorw. oska, nschw. aska, ndá. ask. —
> finn. ahku, aahku ‘asche’ (Setálá
FUF 13, 1913, 354; KarstenGFL 100 u.
148, FMS 2, 1934, 69); > lp. assko
‘material zur bereitung des feuer-
sehwamms’ (Qvigstad 94). — ae. asce,
cesce, cexe, mnd. asche. ahd. aska;
daneben got. azgo ‘asche’ (s. iiber
wechsel zg; zgh: Meillet. MSL 15, 1908,
' 357). — arm aíiun (< *asg-) ‘asche’;
wohl abgel. von idg. wzl. *as ‘trocken
oder heiss sein’, vgl. lat áreð ‘trocken
sein’, aridus ‘trocken, heiss’, arina
'sand’, ai. ása- ‘asche, staub’, arm.
azazem ‘ich trockne’; erw. zu *azd:
lat. ardeo 'brennen’, gr. íyx. ‘trocken-
hei t’. ‘trocknen*/ — vgl. arinn,
esjá, eskingr und Qsgrúi.
Áskell, Ásketill mPN. aschw. Æskel,
nschw. Axel, run.dá askil, eskil, iskil,
ndá Eskil. — > ae. Asketil AsjteT
Oscytel (Björkman 16-20), ne. ON.
Asselby (DB: Aschilebi ; Ekwall 16); >
poln. ON. Jaskotla in Schlesien ~(Vas-
mer NB 21, 1933, 134). — Zs. von áss 1
und ketill.
askr m ‘esche; spiess; schiff.’ nisl. askur,
nnorw. ask, aschw. asker, nschw. ndá.
ask. — > ne. ON. Aske, Askam
(Mawer 3); > lp. asske ‘milchgefáss’
(Qvigstad 94); in der bed. ‘fahrzeufci-
> mgr. ioy.bc,, mlat. ascus ‘kleines
schiff' (vgl. Ascomanni 'wikinger', an.
SLfj /pscmannYj .— lat Ascarii
j (Not. dign,) 'speerkámpfer' (R. Much,
í ZfdA 41, 1897, 94); wgerm. ON.
\ Askiburgium (heute vf sierg, s. R. Much,
WS 12, 1929, 349-54); ae. cssc ‘esche;
spiess; boot’; as. ahd. ask, mhd.
asch ‘ds’ auch ‘schiissel’. — Daneben
n-erw. in lat. ornus (< *osmo-)
jbergesche; spiess’, asl. jasenú ‘buche’,
fiir. uinnius, kymr. onn ‘esche’, und
f-stamm in lit. uosts, lett. uðsis. apr.
woasis ‘esche', weiter: alb. ah ‘buche’,
/arm. hafi ‘esche’ (die bed. ‘esche’ wohí
, idg. s. Hoops, Waldbáume 121);
: weitere verwandschaft. met tscher.
: oíko ‘pappel’, mordw. uks(o) ‘esche’
(s. Bj. Collinder, XJUA 1934, 67). —
vgl. eski und eskja.
apkrakl m ‘pelzware’; < russ. skorka
j'kleines fell’ (s. Hj. Falk, Skr. Vid.
Selsk Oslo 1919, 75) mit volksetym.
1 entstellung unter anlehnung an aska,
wáhrend der 2.Teil wohl mit den
worte fiir ‘fuchs’ rakki 1 kontaminiert
I ist (s. A. Holtsmark, MM. 1935, 62).
j Die von P. Naers, ANF 67, 1952,
176 versuchte erklárung aus *skra-
ha, vgl. skrá 1 ist durchaus aben-
teurlich. Das a am anfang bleibt
unerklárt, denn von einer prothese,
fiir die es iiberhaupt keine paralle-
len gibt, kann nicht die rede sein
und es liegt ebensowenig eine ver-
anlassung vor, an einen schreib-
fehler zu denken.
askran f ‘furcht'. — vgl gskra.
Áslákr mPN, aus ált. Asleikr — aschw.
adá Aslak — > ae. Aslac, Asloc, ne ON.
Aslakeby, Aslacton (Björkman 20) —
J ae. Oslác. — Zs. von áss 1 und leikr 1.
Ásli
16
at
Ásll mPN. aschw. Asle, adá Asle, Asil.
vgl. ae. Asli. Kurzform eines namens
anfángend mit As-, oder deminutiv-
bildung wie agerm. Ansila. — vgl.
áss i.
Ásmundr mPN, run. schw. asmu(n)t
(Sölvesborg 8. Jht), aschw. Asmunder,
adá. Asmund. — > manx ON. Asmun-
dartoftas (MarStrander, NTS 6, 1932,
J 93 ) I > ae - PN Asmund, ne. ON,
Aismundarby (Ekwall 4). — ae. Ós-
mund, urfránk. Ansemund, burg. An-
semundus. — vgl. <fss 1 und mundr.
asna f ‘eselin' (nur in Stjóm), nisl. asna.
— lat. asina. — vgl. asni.
asni m ‘esel’ (spát. bezeugt), nisl. asni,
fár. asni. asin, aschw. ásne (> finn.
aasi, s. Karsten, FMS 2, 1934, 66),
nschw. ásna, ndá, asen. — < afrz.
asne (vgl. sp. asno, it. asino) < lat.
asinus (Fischer 77).
Ásólfr mPN., vgl. wgot. Ansiulfus, ahd.
Ansulf. — Zs. aus áss 1 und úlfr.
áss 1 m ‘Gott, Ase’, auch runenname. Die
form áss aus gen. ásar neben < 5 ss < gss
< *ansu; vgl. westgerm. inschr. Vihan-
sa ‘kampfgöttin’ (v. Grienberger, ZfdA
36, 1892, 310); run.dá asu(-gisalas)
(Kragehul um 400, Krause Nr 39;
vgl. wgerm. PN. Ansigisel), run. norw.
asu (-gasðiR) (Myklebostad, 6 Jht.
Krause Nr 59); os in Abecedarium
Nordmannicum (10 Jht). — lat. got.
anses ‘halbgötter’ ae. ös 'gott’, as.
ás-, ás-, ahd. ansi-, ans- in PN; —•
wohl zu ai. ásu- ‘lebenshauch, welt’,
av. ahura (< nsura) ‘gottheit’, zur
idg.wzl *ans ‘atmen’ (s. de Vries, Altg,
Relgesch. II, 164); vgl. asl. qchati
(Fick 3, 18 und H. Giintert, Der arische
Weltkönig 102); weniger wahrsch.
dasselbe wort wie áss 2 (Meringer,
IF 17, 1904, 159-160; WS 9, 1926, 115).
— vgl. ásynja.
Polomé, fitudes Germ 8, 1953,
36-44 verbindet damit heth. hassus
'könig’, das er weiter zu gr. fjvía
‘zugel’ und an œs ‘öse’ stellt; also
eig. 'bindende götter’, wie bgnd
und hgpt.
— 2 m ‘pfahl, balken’ ( < agerm. *ansaz );
nisl. ás, fár. ásur, nnorw. ndá. aas,
nschw. ds ‘balken’. — > finn. ansas,
ansos ‘balken’ (Setálá, FUF 13, 1913,
357; Karsten GFL 118 und FMS 2,
1934, 79-80; iiber das verháltnis dieser
formen s. Collindér UL 41); > lp,
oassa ‘achse, dachfirst’ (Qvigstad 350);
> air as (nur einmal belegt, s. Mar-
strander NVA 1915 Nr 5, 13; wieder
abgelehnt ZfcPh 12, 1918, 3091!); > me.
ás in betás ‘rahe’ (Björkman 98). —
got. ans m ? ‘balken’ mhd. ansboum
‘bruckenbalken’ — viell. zu lat. onus
‘last’, ai anas ‘lastwagen’ (Hoffmann,
BB 25, 1899, 108; Uhlenbeck PBB 30,
1905, 260 und Meringer WS 9, 1936,
115), aber recht unsichere etym. (vgl.
Feist, Got. Wb. 52).
— 3 m ‘bergriicken’ (< agerm. *amsaz );
nisl. ás, nnorw. ndá. aas, nschw. is. —
> shetl us ‘grosse bank im meere’
(Jakobsen 963); > lp. oassa ‘kleiner
berg’ (Qvigstad 250). — got. amsa
‘schulter’. — lat. umerus, gr. <!>p.o<;. ai.
amsa-, arm. us ‘schulter’ (s. Johansson
KZ. 30, 1890, 419). Bezeichnungen
von körperteileu fiir asp ekté~ 7 !er land -
scháft Jcommcn öfters vor ÍF. T ewy ,
PBff~32, 1906, 136-8). l&.\
Es besteht eig. keine veranlassung
áss 3 von áss 2 zu trennen, weu
auch sonst der begriff des dach-
balkens auf den gebirgskamm
iibertragen wird, wie in dem nhd.
wort first.
— 4 m ‘einer im wiirfelspiel’, nisl. ás,
nnorw. ess, ndá. es. — < mnd. ás;
vgl. nnl. aas, nhd. as < afrz. as < lat.
as ‘einheit’.
Assar mPN. vgl. Qzurr.
ást f ‘gunst, liebe’, neben gst (< agerm.
*ansti-); nisl. fár. ást, nnorw aast —
got. ansts, ae. cest, ést, afr. enst, as.
ahd. anst 'freude, dank, gunst’. — vgl.
ástúð, unna, eesta und gfund.
ÁstráörmPN.; run dá. qsraþr (Tirsted
1025-50, vgl. Jacobsen-Moltke Nr 216).
— ae. Osred, ahd. Anseradus. — vgl.
áss 1 und ráða.
Astríðr f PN.; álter Asriðr vgl. run,
norw. dat S. qsriþi (Dynna ± 1000);
run. manx. asriþi (Marstrander, NTS 6,
1932, 285), nisl. Astriður, aschw.
Astriþ, nschw. Astrid, Astrid ndá.
Estrid. — Entweder aus áss 1 und
riða (S. Bugge, Tskr. f. Phil. 7, 226)
oder aus áss 1 und friðr (Hoffory,
ANF 1, 1883, 38-43).—vgl. Asfriðr.
ástúð f ‘liebe < *ásthugð.
Ásvaldi mPN. vgl. wgot. Ansvaldus,
ahd. Answald.
ásynja f ‘Asengöttin’; weibliche form
zu áss 1; fiirdie endung vgl. apynja.
at 1 n ‘hetze, kampf’ (vgl. hesta-at
'pferdekampf’); nisl. at. — > shetl
et ‘erregung’ (Jakobsen 150). — nach
Jóhannesson Wb zu at 2; vgl. ata und
etja 3.
— 2 práp. ‘bei, zu, gegen, nach’; nisl. að,
fár. at, nnorw. aal, nschw. dt, ndá. ad.
— got. at, ae. œt, afr. at, et, as. at, ahd.
az. — lat. ad, air. ad- ‘zu, bei, an’.
— 3 práp. temp. ‘nach’ (< germ. *aft);
nisl. að. — > ne. dial. at ‘nach'
(Thorson 53). — got. aftra ‘wiederum’.
át
17
au-
ae. esfi(er), as. ahd. aftar ‘nach’. —
vgl. aptan und aptr.
_4 Konj. ‘dass’, nisl. að, nnorw. ndá,
aschw. at, nschw. att. — > ae. und
n e. dial at (Flom Infl. 26). — wohl <
þat, mit ausfall von fi in unbetonter
stellung (A. Kock, ANF11, 1895, n 7 '
124); weniger wahrsch. zu ai. yad, also
zum anaphorischen Pron. idg. *je: jo.
__ 5 verneraende part, dem verb. an-
gehángt; nisl. at. — < *aitt vgl.
got. ainata (s. A. Kock, Om n&gra
atona 1879, 13-14). — vgl. -a und einn.
át n ‘speise, essen’ (< agerm *lta-)\
nisl. fár. át, nnorw aat, nschw. dial
ðt. — > shetl. et ‘essen, speise' (Jakobsen
142). — ae œt, afr. It, as it, ahd. St
‘essen’; vgl. got. uz-eta ‘krippe’, af-
etja ‘fresser’. — lat. in-ldia ‘fasten,
hungersnot’, ai. ödya- ‘geniessbar',
asl. jadi ‘speise’, ob-édú ‘mahl’, medvédi
‘bár’ (eig. 'honigfresser’), lit. idis m.
édrd i. ‘speise fiir tiere’, lett. édas
‘speise, frass’, apr. idis ‘essen’. —
Hochstufige Nommalform zu eta, vgl.
auch Ati und cetr.
ata 1 f. ‘streit, aufhetzung’, vgl. at 1.
— 2 schw. v. ‘anreizen’, vgl. at 1.
áta f ‘speise, essen', nisl. áta, nnorw. aata,
aschw. Sta, adá. átce. — > lpN hStto
‘aas’ (Qvigstad 190), neben oahtto ‘kö-
der fiir tiere’ (< norw. aata). —
vgl. át und eta.
atall adj. ‘streitsiichtig, verhasst, gTÍm-
mig’, msi. atall, ðtull, nnorw. atalí bose',
nschw. dial. atall ‘schrecklich’ — ae.
atol ‘hásslich’, krimgot. atochta, falls
fur *atugata, adv. zu *atugs ‘schlecht’.
— lat. ödi ‘hasse’, gr. iSúaoopai ‘ziirne’,
arm. ateam ‘hasse’, ateli ‘verhasst’ (A.
Fick, BB 1, 1877, 334). — vgl. Atli.
atgeirr m. ‘eine art speer’, nisl. atgeir. —
ae. œtgSr ‘grosse lanze’, afr. etgér, ahd
azigér, mhd atigér (aus germ. > afrz.
atgier, algier). — zusammengesetzt aus
at- (wohl dasselbe wie at 1) und geirr
(s. Falk, Skr. Vid. Ak. Oslo 1914 Nr 6,
. 82-3).
Ati m. Name eines seekönigs, wenn nicht
zu ahd PN Anzo, könnte es aus át
gebildet sein, etwa ‘speisegenosse’, vgl.
mgtunautr (B. Sigfússon MPh 32,
. ' 934 . 127).
a tjan achtzehn’; vgl. áttján.
®tla schw. V. ‘denken, streben’ (<
agerm *ahtalðn), vgl. daneben œtla.
AtU PN (bes. fiir helden, fiir einen see-
könig und fur Thor), aschw. adá Atli,
Asli; eig. schwache form zu atall
(s.d.), also ‘der grimmige, schreckliche’;
aber spáter identifiziert mit dem namen
des Hunnenkönigs Attila, vgl. got.
• Attila, ae. Ætla, Etla, ahd. Ezzilo, mhd.
Etxel, eigentlich dimin. zu got. atta
'vater’ — vgl. atti.
Atriðr m. Odinsname, eig ‘der in den
kampf reitet’, daneben das gleich-
bedeutende Atriði als BN fiir Freyr.
átt f ‘geschlecht, familie; windrichtung’,
vgl. œtt 1.
átta 1 ‘acht’, nisl. fár átta, nnorw. aatte,
aschw. Stta, nschw. dtta, adá. Stta, ndá.
otte. — got. ahtau, ae. eahta, afr.
achta, as. ahd. ahlo. — lat. octo, gr.
óxrcd, ae. aétau, air. ocht, alb. teté, arm.
ut', toch A. okat B. okt. — vgl. átti,
attján und att 2.
— 2 suffix wie in barátta ‘kampf, schlacht’,
forátta ‘grund’, kunnátta ‘kenntnis,
kunst’. Man hat an zusammensetzung
mit dem wort átt oder att 1 gedacht
(s. Sturtevant, MPh. 26, 1928, 156-8),
aber wohl besser aus *hátta < *hahtön,
vgl. hagr und háttr. (I. Lindquist,
MASO 3, 1941, 139).
áttandi ‘der achte’, nisl. áttundi, fár.
áttandi, nnorw. aattande, aschw. Sttun-
de, ádá atanda, ottende. —afr. achtunda.
— Die bildung auf -und nach analogie
von sjaundi, niundi, tiundi. Andere
formen des ordinale im idg. vgl. lat.
octavus, gr. 6 y 8 ooc und mit anlehnung
an das ord. ‘siebenter’: ai. aStama-
air. ochtmad, lit. SSmas, apr. asmann,
asl. osm. — vgl. átti.
atti I PN. eig. ‘vater’ — got. atta, afr.
aththa, ahd. atto. — lat. atta. gr. Stto
‘váterchen’, asl. otici (< *attikos), alb.
at ‘vater’, neben ai. atta, attikö ‘mutter,
áltere schwester’. Ein typisches laU-
wort der kindersprache wie auch ai.
tata, tðta ‘vater’, gr. TarS ‘váter-
chen’, lat. tata, alb. taté, kymr. tad
‘vater’. Auch in nicht-idg. sprachen wie
ung. atya, tiirk. ata, bask. aita. Deshalb
ist weitere verwandtschaft mit aðal
(WP I, 44) wenig wahrscheinlich.
— 2 m ‘schwert’ (in einer þula), wohl
< umord. *atiðan zum zw. etja 3
(s. Hellquist, ANF 7, 1891, 167).
— 3 adj. ‘streitlustig’, vgl. etja 3.
átti ‘der achte’ — ae. eahtoða, as. ahd.
ahtodo, got. ahtuda. — vgl. átta und
áttandi.
áttján, átján ‘achtzehn’; nisl. fár. átján,
nnorw. attan, atjan, aschw. attan,
atartan, nschw. aderton, ádá SttSn,
ndá. atten. — vgl. ae. eahtatýne, afr.
achtatine, as ahtotian, ahtetehan, ahd.
ahtozehan. — Zs. aus átta und tján
(dieses < agerm *tehand < idg.
*dehomt; vgl. tiu).
au- práfix in wörtem -wie aufúsa ‘lust,
dank’, aukvisi ‘stumper’, auvirða ‘ver-
unglimpfen’, auvisli ‘schaden’. Nach
Falk, Fschr. F. Jónsson 339-42 zu lat.
x
auö-
18
Auðun
au-, gr. ocö-, ai. av. ava-, asl. «-, lit.
lett. au- ‘fort’, wozu dann weiter zu
stellen auðr 2 und vestr. Nichtsicher;
Pokomy, IEW 55 < idg. *ap-u,
also zur Sippe von af (s.d.).
auð- 1 práfix, z.B. in auðkendr 'leicht
erkennbar’, auðmjúkr 'willig, demiitig';
nisl. auð-.iax. eyð-, nnorw. aud- ‘leicht,
schnell’. — ae eaðe, as. ððo, ahd. ðdo,
daneben auch ae. ieðe, as. ðthi, ödi,
ahd. ðdi ‘leicht, bequem’; viell. partiz.
bildung zum stamm *awi- in got.
awiliuþ ‘danksagung’, vgl. gall avi- in
PN wie Avicantus, gr. iu- ‘wohl’, ai.
avi- ‘giinstig’; weiter lat. avére ‘gesund
sein’, gr. íjút; 'gut’, ivrpjc; ‘wohl-
wollend’, ai. avati 'helfen, fördern’, air
con-ói ‘beschiitzt’. — vgl. auja,
aumr und ey 2.
— 2 práfix in PN. wie Auðbjgrn, Auð-
finnr, Auðgeirr, Auðgisl, Auðgunnr,
Auömundr, Auðólfr (Lind 95-106). —
vgl. auðr 1.
auðga schw. V. ‘bereichem’, nisl. auðga.
— ae. eadgian, ahd. giðtagðn — gebildet
zu auðigr.
Auðhumla, Auðumla, Auðhumbla
f. ‘name einer kuh in der myth; wohl
gebildet aus auðr 1 und humla, fem.
zu einem adj. *humala-, humula -; vgl.
ne. humble 'ohne hörner’, schott. dial.
homyll, nhd. tirol. humlet ‘ohne hömer,
mit stumpíen hörnern’, nhd. bayr.
hummelbock 'widder ohne hömer’, nhd.
hummel 'dröhne', preuss. hummel 'hom-
loses oder einhorniges rind’. Dann
bedeutet der name also 'die reiche
hornlose kuh’ (s. A. Noreen, NB 6,
1918, 169-72). — vgl. hind.
auðigr 1 auch auðugr ‘reich', nisl.
auðugur. — > finn. autuas, lp. audogas
‘selig’ (Thomsen 2, 173; Karsten
FMS 2, 1934, 88). — got. audags
'selig', ae. éadig, as. ðdag, ahd. ötac
‘reich, begliickt’. — vgl. auðr 1.
— 2 ‘öde’; — vgl. auðr 3.
auðinn ‘vom schicksal bestimmt’; nisl.
auðið, fár. eyðið, nnorw. auden, aschw.
öþin, nschw. dial. öen, ödd, agotl.
auþin. — ae. éaden ‘gestattet’, as.
ödan ‘zuerteilt’. — vgl. auðr 1, auðna
und jóð.
auðmjúkr ‘leicht zu bewegen, willig,
demiitig’ (nur in christl. schr.), nisl.
auðmjúkur, fár eyðmjúhur, nnorw.
audmjuk, aschw. öþmtúker, nschw.
ödmjuk, ádá ödmjug, ndá ydmyg. In
der christl. bed. beeinflusst vom west-
germ. vgl. ae. éaðmðd, -méde oder as.
ðdhmðdi, ahd. ðdmuoti. Zusammen-
gesetzt aus auð- und mjúkr.
auðn f ‘leerheit, öde; einöde; mangel’, als
n. 'ödland'; nisl. auðn, nnorw. audn;
daneben mit anderem sufi. aschw. öþkn,
ádá edk. — Wieder mit anderer bildung
got. auþida einöde’. — vgJ. auðr 3.
auðna f ‘schicksal; gliick, vorteil’ (<
agerm. *auðanön) ; nisl. auðna, fár.
eyðna, nnorw. audn, aschw. öþna. —
> ne. awned, aund ‘beschickt’ (Björk-
man 80). — vgl. auðr 2.
auðr 1 m ‘besitz, reichtum’, nisl. auður,
fár. eyður, nnorw. aud-,- aschw. öþer,
nschw. öd. — ae. éad ‘reichtum, gliick',
as. ðd ‘besitz', ahd. ðt- (in PN); mhd.
klein-ðt, nnl. klein-ood 'schmuckgegen-
stand'; vgl. got. audahafts 'begliickt’ —
Daneben PN an. Auði, aschw. öþe,
adá 0 þi; vgl. run.dá. weibl. PN auþa
(Br. 28. Overhornbæk, ö.Jht); ae.
Eada, ahd. Audo, Odo, Oto. — Zu
vergl. sind illyr PN Audata, Audarus,
Audenla (s. Krahe, Sprache und Vor-
zeit 105). — Wahrscheinlich gehörend
zur sippe von auð- (s. I. Lindquist,
Fschr. H. Pipping 354); dagegen er-
kláren andere das wort als semasiolo-
gische entwicklung aus auðr 2 (s Torp.
Fschr. Unger 172).
— 2 f ‘schicksal, tod; Norne; weib’
(nur poet.), bedeutet wohl eig. ‘gewebe’
(und zwar der schicksalsnornen), zur
idg. wzl *audh-; vgl. lit. áudíu, áusti
‘weben’, iidis ‘einmaliges gewebe’, údas
‘aalschnur’, lett. audi ‘gewebe’; die
selbst wieder erw. zur wzl *au- ‘flech-
ten, weben’, vgl. ai. útas 'gewebt’, ðtu-
‘einschlag des gewebes’, vánam ‘das
weben’; daneben steht die idg. wzl
*tfédh, vgl. váð (Torp, Fschr. Unger 172
und IEW 75-6). — vgl. auðigr,
auðinn, auðna und auðeefi. .
— 3 adj. ‘öde’, nisl. auður, fár. eyður,
nnorw. aud. — > finn. autia (Thomsen
2, 172; Setálá FUF 13, 1913, 360;
Karsten FMS 2, 1934, 8 7 ); > *pN.
avddem, avde, ávtas (Qvigstad 96), lpS
áuhtas (Collinder, APhS 7, 1932, 221);
vielleicht > me. authly ‘betrubt’
(Björkman 75). — got. auþs, ahd. aodi
'öde’ und ae. ieðe as. öði ahd. ödi
‘leicht’. — Gewöhnlich zu au- gestellt;
vgl. gr. aöxoj;, aö<no? ‘leer, eitel, ver-
geblich’ (WP I, 14). — vgl. auðn,
eyða, eyði und eyðsla.
Auðun mPN, auch Odinsname. Analo-
gische form statt *Auðynn (< agerm.
*Auðawiniz), entweder durch neu-
bildung nach gen. sg. Auðunar (s.
A. Noreen, NB 8, 1920, 2), oder nach
analogie von wörtern wie jgtunn, glunn
(A. Kock, ANF 42, 1926, 68-71). —
nisl. Auðun, aschw. öþin, adá 0 then. —
> ae. Oðen, Oðin, Oðan (Björkman
100-3) I > air. Odonn, Odond, Oduind
(Marstrander, NVA 1915, Nr 5, 71). —
auðœfi
19
Aumundr
ae, Eadwine, auch Eadhun, ahd. Aovin
(Einhard c. 800), Audowin, ostgot.
Odoin (Schönfeld 174), lang. Audoin —
Zs aus auðr 1 und vinr\ vgl. auch
Aun.
auðœfi, auðæfi n ‘reichtum' {< auð-
hœfi. s. Noreen § 170 Anm. 1); nisl.
auðœfi. — Zs. aus auðr 1 und hœfi.
aufúsa, Qfúsa f ‘lust, begehren; dank-
barkeit’, nisl. aufúsa, öfúsa. Zs aus au-
und fúss. Der ubergang au > q ist
durch dissimilation von au (< abu)
und ú in fúss zu erkláren (vgl. auch
aurvasi, aukvisi).
auga n. ‘auge’, nisl. norw: auga, fár.
eyga, aschw. ögha, nschw. öga, adá.
eghœ, ege, ndá. eie. — > shetl. jog(a)
(Jakobsen 368). — got. augo, ae. eage,
afr. age, as. öga, ahd. ouga. — lat.
oculus, gr. í(i(i.a (< *opma), dual 6ooe
(< *okje) ‘auge’, ‘luke’, ati. akíi-,
asl. oko, lit. akis, apr. ackis ‘auge’, air.
itgail ‘augen’, arm. akn ‘auge, luke’. —
Trotz des befremdenden vokals des
germ. wortes muss die verbindung mit
der idg. sippe von *oku- angenommen
werden; viell. ist ein germ. *agw- zu
*aug- unter einíluss von *ausö ‘ohr’
umgebildet worden (Hellquist 1455
weist auf arm. unhn ‘ohr’ neben
akn ‘auge' hin); dagegen versucht
Meillet die umbildung aus tabuierung
zu erkláren (vgl. das böse auge), was
weniger wahrscheinlich ist. (s. weiter
Feist. Got. Wb. 64-65) — vgl. eygðr,
eygja, eygla, eygr, teygjask und
Qgurstund.
augr, augurr n ‘fischart’. vgl. Qgr,
Qgurr.
auja “gliick”, vielleicht eig. ‘göttlicher
schutz’; nur in runeninschriften, wie
br. 57 Seeland c 550 (Krause Nr 36)
und br 67. Skodborg 5-Jht (Krause
Nr 35). — got. awiliuþ ‘dank’ (s.
S. Bugge ANO 1905, 284 und Mar-
strander NTS 3, 1929, 119-123). —
ai. avati ‘freut sich, fördert, hilft’,
avis 'giinstig’, air. con-ói ‘hilft’. wohí
auch toch A olar, B auláre ‘geselle,
freund’ — vgl. auð-, ey 2 und viel-
leicht freyr.
a uk 'auch', spáter ok, nisl. auk, nnorw. atf,
°g, aschw. och, ok, nschw. och, ock,
ndá, og. — > me. ök (Björkman 72). —
got. auk ‘denn, aber, auch’, ae. öac,
afr. ak, as. ðk, ahd. ouh. — lat. au-t
oder', au-tem ‘aber’ gr. aö-ye ‘wieder-
nm’, að-Tu;, ot 5 -n ’wieder’, ai u, utá ‘und,
aber, auch’, av. ava- ‘jéner’, asl. ovu
‘der eine’ (IEW. 74) vgí. toch A ok, B
lt k ‘noch’. — Der oft angenommene zu-
,sammenhang mit auka ist nicht wahr-
scheinlich, oder höchstens sekundár.
auka 1 red. V. ‘vermehren, vergrössern,
iibertrefíen, erzeugen’, nisl. agotl.
nnorw. auka, fár. eyka, aschw. öka,
ökia, nschw. öka, ádá ekce, egœ, ndá.
ege. — > lp. avgget ‘vermehren’
(Qvigstad 96). — got. aukan 'vermeh-
ren’, afr. áka, as. ökian, ahd. ouhhön,
‘vermehren’. — lat. augeo ‘vermehre’,
augustus ‘erhaben’, ai öjas ‘kraft,
stárke’, ugras ‘stark’, lit. áugu, áugti.
‘wachsen’, air. ög ‘unversehrt, heil’
(WP I, 22-24); zur idg. wzl. *ajteg: aug:
ug. — vgl. vaxa, okr und ýki.
— 2 schw. V. ‘vermehren’; vgl. ae eacian,
mnd ðken, ahd ouhhðn ‘vermehren’.
auki m. ‘vermehrung, zuwachs; nach-
kommen, kraft’; nisl. auki, aschw.
-öke. — ae. eaca, afr. áka, mnd. öke.
Daneben noch aukning f. vgl. ae.
eacnung zu einem abgeleiteten verb.
got. auknan, ae. eacnian, mhd. ökenen
‘zunehmen’. — vgl. auka 1.
aukvisa f und aukvisi, Qkvisi m
(die form mit Q durch dissimilation,
vgl. hQfuð), ‘armer schlucker’, nisl.
aukvisi, örkvisi. — Zs aus au- und
kvisa ; zu diesem wort vgl. nonv.dial.
kvisa seg ‘sich vor schmerzen kriim-
men’, kveisa ‘schlaffer mensch, kriippel,
(Hj. Falk, Fschr. F. Jónsson 341);
vgl. kveisa.
aumhjartaðr ‘barmherzig’; umbildung*
von hd. armherz (s. Frings, Germania
Romana 21).
aumingi m 'bettler’ < *aum-gengi;
vgl. aumr und gengi.
aumka schw. V. ‘jammern, klagen’, nisl.
aumka, fár. eymka, norw. aunka, ynka
beklagen’ aschw. ynka, nschw. ömka,
ynka, ádá önke, ynke, ndá. ynke ‘be-
mitleiden, bedauem’. — vgl. aumr.
aumligr adj. ‘mitleidenswert, elend’,
nisl. aumlegur, nnorw. aumleg, aschw.
ömbliker, ádá emlig. — > ne. dial.
oamly, otvmly ‘unangenehm’ (Björkman
80). — vgl. aumr.
aumradj. ‘arm, elend’, auch schimpfwort
(s. WeisweilerlF 41, 1923, 329-31 bed.
entw.: ‘verlassen > fluchwiirdig >
bedauemswerfr), nisl. aumur, fár. ey-
mur, gotl. aumbr, aschw. ömber, nschw.
öm, ndá. 0m ‘empfindlich, zártlich’. —
Entweder zu der wortgmppe von
auö-, oder zu ai. iina- ‘ermangelnd,
gr. eóvi; ‘beraubt’, arm. unain ‘leer’
(Holthausen IF 48, 1930, 262); die
íriihere ableitung aus *arbumJR (vgl.
erfi) ist aufzugeben. — vgl. aumka,
aumligr, eyma und eymd.
Aumundr mPN., <*Aun-mundr, vgl.
ae Eanmund, as. ahd. önmund (s.
Björkman, Eigennamen im Beowulf
i 4 fí).
Aun
20
Aurvandill
Aun, Aunn mPN 'könig des Ynglingen-
geschlechts’ < *Ai*wtnR (vgl. die form
Aovin bei Einhard) < *AuðwtnR. —
> ae. ON. Aunby, Aunsby (Ekwall 18).
— Daneben die schw. form Aunl, run.
norw. auni (Alstad c. 900). — > air.
Ona (Marstrander, NVA 1915 Nr. 5,
53). — vgl. ae. Eadwine, langob.
Audoin — vgl. Auðun.
aur- 1 als 1. glied von Zss wie aurborð
‘schiffsplanke vom kiel’, aurfalr, aur-
riði, aurvasa (s. zu diesen wörtern)
entstanden < *abur (F. Detter, ZfdA
42, 1898, 54) und mit der bed. ’unterer,
hinterer’ (wie in aurborð) oder ‘zuriick’
(wie in aurriði). vgl. afar und ««-.
— 2 práfix in Zss. wie Aurgelmir, Aur-
glasir, Aurnir. — vgl. aurr 1.
aurar mpl. gewicht, miinze’, vgl. eyrir.
Aurboöa f PN., name einer riesin (poet.).
Der 2.teil gehört zu bjóða, aber was
soll die frau bieten ? Bei dem namen
fiir eine riesin könnte man an aurr 2
denken; aber das trifft nicht zu fiir
FjQlsv. mál 38; deshalb denkt Sturte-
vant PMLA 67, 1952, 1158 an ein wort
aur < lat aureus (vgl. eyrir).
aurfalr m. ’untererohreamspeerschaft’,
nisl. aurfalur. — Nach Falk, NVA 1914
Nr 6, 86 Zs. aus aurr 1 und falr, also
eig ’beschlag mit dem man den speer
auf den sand aufstellt’; mit hinsicht
auf die stelle am unterende wáre als
i.teil auch wohl aur- 1 zu erwágen
sein.
Aurgelmir m. name fiir den urriesen
Ymir; vgl. aurr 1 und galmr.
aurglasir m. nur in kenning aurglasis
Eir fiir ’Frau’ (Fj. 28); weil man hier
den begriff ’gold’ erwarten darf und
glasir (s.d.) etwa ‘glanz’ bedeutet,
könnte der i.teil das wort aurr ‘wasser,
násse’ sein; etwa 'was das wasser
funkeln macht’ ? (Malone PMLA 67,
1952 . ”58); vgl. aurr 2.
Aurgrfmnir m. riesenname; vgl. aurr 1
und grimnir.
Aurair m. riesenname; kann zu aurr 1
gehoren, also ‘der im steinn hausende’
vgl. aber auch Qrnir.
aurr 1 m. 'mit stein untermischter sand’
nisl aur, fár. eyrur, nnorw. aur, aure,
nschw. ör, ndá.dial. er. — > ae. ðra
‘erz’ ( <aurr), wáhrend ne.dial air
’sandbank’ < norw. öyr (Björkman
67); > finn. aura . ‘steiniger meeres-
strand’, auch flussname Aurajoki (Setá-
lá FUF 13, 1913, 359; Karsten, FMS 2,
1934, 86). — ae. lar ‘erde’, ior ‘kies’;
vielleicht auch got. aurahjons gráber,
friedhof’, falls. eig. ‘kieshiigel’ (Hei-
nertz, IF 50, 1932, 109-117); abl.
daneben nnd úr, nnl oer ‘eisenhaltiger
sand’. — air. úr 'erde, lehm’ (Stokes,
Urkelt. Sprachschatz 1894, 55 zwei-
felnd) — vgl. eyrr, úr 1 und ýrr 1.
— 2 m. Vsp. 19; wáhrend H. Pipping
SNF 17 Nr 3, 51 das wort in der bed. 1.
annehmen wUI, befiirworten andere
eine bed ‘feuchtigkeit, násse* unterhin-
weis auf nisl. aur, fár. eyrur, nnorw.
aur, schw. dial. örja ‘sumpf’ und Aur als
Flussname und ÓN. Aurr 'name eines
sees’, Aura ‘nameeinesflusses’ (P. Pers-
son IF 35, 1915, 199). — > lp. Qúra
‘kot, schmutz’ (Qvigstad 251). — ae.
éar' woge, meer’.—gr. ávaupo? ’wasser-
los’, as. avata- ‘brunnen’, lit. jaura
‘sumpf’, júrios ‘meer’, lett avuðts
‘quelle’, apr. wurs 'sumpf, teich’,
júriay 'meer’ (s. A. Janzén, NB 24,
1936, 247-53). Von der wzl *av(a)
zahlreiche flusznamen in Europa (s.
Krahe, Sprache und Vorzeit 50).
Das wort wird auch gedeutet als
‘glanz' und in diesem fall entweder
aus urgerm. *auzom ‘glanz, glán-
zende fliissigkeit’, verwandt mit
lat. aurum 'gold’ (Gering, Edda-
Komm I 24; aber weshalb dann
kein f?-umlaut ? vgl. Palmér,
Fschr. A. Kock 112, der vergleicht
lat jubar ‘glanz’; vgl. weiter
A urvendill und austr), oderent-
lehnt aus lat. aurum (so Höckert,
Vqluspá och Vanakulten I, 74),
vgl. Aurboða.
aurriðl, qrriði, urriði m 'lachs', nisl.
aurriði, urriði, fár. eyrriði, eyrriða,
nnorw. erret, dial. auride, aurride,
aure, erje, nschw. dial. öradh, öred,
öring, ndá orred. — > mnd öre 'lachs'
(Brattegard NTS 7, 1934, 278). —•
Der 2. teil -riði bedeutet 'der sich
bewegt’(vgl. riða 5); der i.teil aur-
entweder ds. wie aurr 1 (also: ‘der
fisch, der sich iiber den sand hin
bewegt’), oder zu aur- (und dann: 'der
sich zuriick bewegende, also stromauf-
wárts; s. A. Noreen ANF 6, 1890, 312).
Aurvandill mPN. name einer halb-
mythol. figur; durch dissimilation da-
neben: Qrvandill (s. I. Lindquist,
Fschr. H. Pipping 348-9), ádá Horven-
dillus (Saxo). — ae. Earendel 'morgen-
stem’, ahd Orentil, mhd. Orendel ‘hel-
denname, lang. Auriwandalo PN.
Die deutungen gehen weit aus
einander. z.B. < * Auza-wandilaz
der glánzende Wandale’ so R.
Much, Mitt, schles. ges. fiir Volksk.
27, 1926, 2off; vgl. aurr 2 und
austr 2 (aber weshalb kein R-
umlaut ?); aber derselbe forscher
WS 4, 1912, 170-3 stellt -vandill
zu VQndr und deutet: ‘lichtstreif.
aurvasa
21
Azurr
lichtstrahl' (ae Earendel also erst
spáter als lichtheros auígefasst);
wieder anders F. R. Schröder,
GRM 26, 1938, 100 als ‘sumpf-
gerte’, also aus aurr 2 und vQndr.
Alles nur unsichere vermutungen.
aurvasa, prvasi, ervasi ‘abgelebt, hin-
fállig’, nisl. örvasa, nnorw. aurvœsa,
aarvcesa ‘stiimper'. — Ober den i.teil
besteht kein zweifel: vgl. aur- oder er;
der 2.teil wird verschieden gedeutet.
Falk, Fschr. F. Jónsson 343-5 ver-
bindet vasi mit mhd áwasel ‘totes
vieh, aas’ und vergleicht vesœll ;
P. Persson, Idg. Wortf. 640 weist
auf as. warðn < *wazön ‘wáhren’
hin (vgl. vera 3). Falls a im neben-
ton aus at geschwácht ist, könnte
man an visinn ‘verwelkt’ an-
kniipfen.
ausa 1 st. V. ‘schöpfen', nisl. ausa, fár
oysa, nnorw. ausa, aschw. ösa, ádá t-soe,
ndá. ese. — > shetl ous; > ne. dial.
howze, owze ‘ausschöpfen’ (Thorson 38).
— mhd. ðsen, cesen, mnd. ðsen 'schöp-
fen, ausschöpfen’ — gr. i^aúo ‘schöpfe
aus'; vgl. lat. haurio ‘schöpfe’ (s.
Giintert, IF 32 1913, 386-94). —vgl.
ausker und austr 1.
— 2 f ‘schöpfgefáss’; nisl. ausa. — > lp.
avsa ‘schöpfkelie’ (Qvigstad 98). — ae.
ease 'becher, sch^le', mnd. tese ‘schöpf-
gefáss’. — vgl. eysill 1.
ausker n ‘schöpfgefáss’, fár. eyshar
(daneben nisl. austurker). — > shetl.
ouskerri ; > ne. dial. ouskerry (Thorson
38); > finn. auskari, áyskári, estn.
hauskar, lp. auskari (junge entl. Thom-
sen 2, i72;Wiklund SUSA 10, 1892,
148; SetáláFUF 13, 1913, 359; Karsten
FMS 2, 1934, 86). — Zs. von ausa 1
und ker.
austan 'von osten her’, nisl. nnorw.
austan, fár. eystan, schw. östan, ndá
esten. — ae. eastan, as.ahd. ðstana. —
vgl. austr 2.
austr 1 m ‘das wasser am boden des
fahrzeuges’, eig. ‘das auszuschöpfende’,
nisl. austur, fár. eystur, nnorw. auster.
— > orkn. shetl. owse-room (aus
austrrúm) und shetl. uster ‘das ans-
schöpfen’ (Jakobsen 965); > finn.
austi, öysti, estn. hausti, heisti ‘der
auszuschöpfende raum’ (Thomsen 2,
172; Karsten FMS 2, 1934, 87); > lp.
ávstar (Qvigstad 98). — vgl. áusa 1.
2 ‘osten', nisl. austur, fár. eystur,
nnorw. aust(er), aschw. oster, nschw.
öster, ádá. ostcer, ndá. tst(er) . — > lp.
austa (Qvigstad 95); > ne. ÓN. Owston,
Austwick (Mawer 3). — ae. easter,
_ eastre (vgl. ne. Easter ‘ostem’), afr.
' áster, as. ahd. ðstar, vgl. got. Austro-
gothi, Ostrogothae 'Ostgoten’. — lat.
aurora ‘morgenröte’, auster ‘siidwind',
gr. aðpiov ‘morgen’, hom. ‘morgen-
röte’. ai. ufás ‘morgenröte’, ucchatt ‘es
tagt', lit. aúSta ‘es tagt’, auSrá f.
morgenröte', lett. austrs ‘ostwind’,
austrums m. ‘osten’ (IEW 86-7). —vgl.
austan, austrcenn, eystri und vir 1.
austrœnn adj. ‘von osten her kommend;
norwegisch', nisl. austrtsnn, nnorw.
austren. — ae. easterne, as. ahd.
ðstrðni. — Das sufiix ist dasselbe wie in
norörcenn, suðrann, vestrœnn, und ist
aus den namen der windrichtungen im
isl. produktiv geworden, wie aldrcenn
‘alt’ (s. P. Naert, ANF 57, 1943,
161-177). Das suðix ist zu vergleichen
mit lat. -áneus in extráneus (Kluge,
Stammb. § 217).
auvirOa schw. V. ‘entehren, beschimp-
fen’, nisl. auðvirða (mit volksetym.
umbildung). — Zs. aus au- und virða.
auvisli, ausli, usli m ‘schaden'. Falls
zu ae. afwierdelsa ‘schaden, verlust',
und ahd. wertisdl, wartisli, wartsala
‘verderbnis', wohl < umord. *abuerðsli
(s. Falk, ANF 5, 1889, 120) und weiter
zu ae. wierdan, afr. werda, as. a-wardian,
ahd irwerten, got. fra-wardjan ‘ver-
derben, zerstören’; vgl. asl. vratiti, lit.
vartyti ‘drehen’, ai. vartdyati ‘dreht';
vgl. verða I; falls aber zu mhd. awesel,
awasel ‘kadaver, aas’, Zs. aua au- und
vesall (soFalk, Fschr. F. Jónsson340).
Ávaldi mPN vgl. Qgvaldr.
ávalt adv. ‘immer, stets’, nisl. ivalt.
Entweder aus *áw-allt mit á > ai in
infortis-silbe (Noreen §54, 3) und dann
zu got. aiw allata (A. Kock, ANF 14,
1898, 258-61), oder zu einem ad].
*ávall < *aiwala, zusammengesetzt
aus *aiwa (vgl. a 2) und sufiix -ala-
(Falk. Fschr. F. Jónsson 350).
Ávarr m PN. ; mn. dá. quaiR (Helnæs
und Flemlase 750-900, Jakobsen-
Moltke Nrs 190 u. 192), agutn. Awair,
aschw. Aver; <um. *AnugaiRaR ; vgl.
ahd. Anaglr (s. Bugge, ANF 2, 1885,
224). — Zs. aus d 4 und geirr
ax n ‘áhre’, nisl. ax, fár. nnorw. aks,
nschw. ax, ndá. aks. — > shetl. oks-;
> lp N. aksa (Qvigstad 87). — got.
ahs, ae. ear (< *ahuz), north. ahher,
air. ár, as. ahar, mnd. ár, nnl. aar, ahd.
ahir, ehir (< *ahiz). — lat. acus
'getreidestachel’, gr. étxotrH) ‘gerste’,
towW)xt) 4 ‘mit langer spitze’.—Das wort
ist es/os -stamm zur idg. wzl *aM ‘scharf.
spitzig sein’ (IEW 22). — vgi. egg.
axla schw. V. 'auf den schultem auf-
heben’, nisl. axla, fár. nnorw. aksla,
ndá. aksle. — vgl. qxI.
Azurr m PN. vgl. Qzurr.
baO
22
bágr
Ð
bað n ‘bad' bes. ‘warmes bad’, nisl. fár.
bað, nnorw. bad, aschw. baþ, nschw.
ndá. bad. — ae. bceð, afr. beth, as. bað,
ahd. bad. — Zur idg. wzl *bhS 'wármen,
rösten’ vgl. ahd. bSjan, nhd. báhen
'wármen’. — vgl. baka 4 und beðr.
baðast Schw. V. ‘sich baden’; vgl. nisl.
fár baða, nnorw. nschw. bada, ndá
bade 'baden’. — > shetl. be ‘baden';
> ne. bask ‘sich sonnen’; > lpN
battet ‘am feuer erwármen’ (Qvigstad
103). — ae. baðian, ahd. badðn, mnd.
baden 'baden’. — vgl. bað.
báðir ‘beide’. Nom. Pl. ( -"’iTinrr 1 ibai
~ paíRj ; vgl. Akk. Pl, bdða (< *bans
' þans) ; vielleicht run. norw. baijoR
oder baijiR (Kárstad, 5 Jht) nach
Krause, ZfdA 66, 1929, 247 (aber von
M. Olsen BMÁ 1929, 31-34 ais ‘Bojer’
gedeutet; zu rom. germ. Baemi <
*Bai-haimðe); nisl. fár. baðir, nnorw.
baade, aschw. baþir, nschw. bdda, ndá.
baade. — > me. biþe, bðþe (Björkman
108) vgl. schott. baith, bath (Flom,
Infl. 26) ‘beide’. — ae. bigen þá, bá þá
(> ne. botk), afr. bithe, as. biðie,
biðea, biðe, ahd. bide, beide, got. bai. —
lat. ambo, g r, Supco, ai. u-bhau, asl.
o-ba. htt. a-bú 'beide '. D Íe idg. grund-
f orm ist *am-bhð(u). dessen 2. teil
‘ béide' herientet ■wa.hrptnri am- ver-
stárkendes Práfix sein soll (IEW 35). —
vgl. beggja, bceði und um.
baðmr 1 m ‘baum’, eine iiberraschende
form neben got. bagms, ae. beam, afr.
bám, as. bðm, ahd. boum (wozu auch
aschw. bagn ‘stock’) und bisjetzt nioht
befriedigend erklárt.
R. Meringer, IF 16, 1904, 158 ver-
bindet es mit der sippe von bað;
also eig. ‘holzscheit zum brennen’.
Wenig einleuchtend, weil die bed.
entw. von ‘holzscheit’ zu ‘(leben-
der) baum’ unerklárlich erscheint
und weil man das wort doch auch
nicht gerne von got. bagms trennen
möchte, dessen beziehung zu w-
germ. *bauma- iibrigens auch nicht
klar ist. Man hat auch versucht,
ein altes *bagma- unter einfluss
von *barwa- (vgl. bgrr) sich zu
barmr entwickeln zu lassen; daraus
wáre durch dissimilation baðmr ge-
worden (s. FT 92).—Dagegenver-
suchtSpecht, Iitd. dekl. s. 54 von
einer idg. grundform *bhaumn-o
auszugehen, die er zu gr. ipöfia
stellt; die náhe der drei labiale
soll dann zu verschiedenen dissi-
milationen gefiihrt haben; z'u den-
tal in baðmr, zu gutturat in got
bagms, aschw. bagn. (also zu der
sippe von búa).
— 2 m 'busen, schoss’, nisl. baðmur;
gewöhnlich erklárt als kontamination
von barmr und faðmr (s. Holthausen
GRM 18, 1930, 150; E. Lidén MASO x,
1937 . toi)-
Báfurr m ‘name eines zwerges’ (nur
Vsp. 11); wohl lautvariation neben
Bifurr (s.d.). Gutenbrunner, ANF 70,
Í955, 64 stellt den namen zu germ.
*batð = lat. faba ’bohne’; schon der
bedeutung wegen wenig ansprecheud.
baga 1 Bn, eig. ‘der schief, verkriippelt
ist’; nisí. baga ‘dummkopf’, bagur
‘klotzig’. — vgl. bjagleitr. und
baga 2
— 2 schw. V. ‘driicken, hindern’, nisl.
fár. baga, nnorw. bagga ‘plagen, hin-
dem’, dá. bag ‘hinderlich’. — vgl.
bágr.
bagall m ‘krummstab’, nisl. bagall —
< air bachall ‘bischofsstab’ < lat.
baculus ‘stock’ (s. A. Bugge, Indfl. 366).
Auch me. bag(h)el ‘krummstab’ ist aus
dem irischen entlehnt; das skand. wort
könnte mithin auch aus dem engl.
gekommen sein (Björkman 259). —
Hiervon abgeleitet baglar 'name einer
politischen partei in Norwegen im
i2.Jht. und baglaðr ’bucklig’.
baggi m ‘packen, biindel’, auch schimpf-
name fiir die Norweger; nisl. baggi
'packen’, fár. baggi ‘kosename fiir
bruder’, norw. dial. bagge 'packen,
biindel, dicke plumpe person’, bagg
’einjáhriges kalb 1 , nschw. bagge ‘widder,
hammel’ und in Zss auch ‘káfer’
P. Persson, Beitr. 75). — > lpN.
baggo ‘biindel’ (Qvigstad 99). — me
bagge ‘sack, beutel’ (ne. bag; viell.
entl. aus skand.), mnl. bagghe ‘ferkel’
(vgl. nnl. big). — Es gibt neben diesem
wort die form pakki (s.d.) und in den
roman, sprachen. afrz. bague ‘biindel’,
sp. baga ‘last’. mlat. baga ‘sack’, das
zu lat. bájulus (< *bagiolus) ‘lasttráger’
gestellt wird. Trotzdem ist entlehnung
aus dem roman. oder kelt. wenig wahr-
scheinlich; eher ist an eine lautvaria-
tion zu fakki zu denken. — vgl.
bQggr.
bágr m. ‘widerstand, kampf’, nisl.
bágur, fár. bágur, bági ‘widerstand,
hemmnis’; auch adj. bágr ‘schwierig,
verdriesslich’, nisl. bágur, nnorw. baag
‘unwillig, lástig’, schw. dial. bdg ‘miir-
risch’, ádá. bag ’ungunstig, hindernd’. —
> ne. dial. bauch, baugh ’lástig, steif’
23
Bálagarðssiða
bak
(Flom Infl. 27). — as. bág 'prahlerei’,
ahd. bága ‘zank, streit’, bágan 'streiten’,
mhd. bác ‘zank, hader’. —- air. bág
‘kampf’, bágaitn 'streiten, prahlen’, gall.
Bagaudae ‘gallische empörer’ (IEW.
115). — vgl. baga 2, báviss, begla,
btsgja und bgggr.
bak n 'riicken’, nisl. fár. nnorw. bak,
aschw. baker (m), nschw. bak, ndá. bag.
— ae. bœc, afr. bek, as. mnd. bak, ahd.
bah ‘rucken’, daneben mnd. mnl. bake,
ahd. bahho ‘speckseite, schinken’ und
afr. (kin-)bakka, as. ( kinni-)bako, ahd.
backo, bacho ‘kinnlade, wange’ —
wohl zu erkláren aus einer urspr. bed.
'runde erhöhung, wölbung' (P. Persson,
Wzl. erw. 190); vgl. bakki 1 und
weiter baka 1 bekill und bikkja.
baka 1 f in greybaka ‘hiindin, dime', wohl
eig. 'arschbacke, cunnus'; vgl. ai.
bhaga- ‘scham’. — vgl. bikkja.
— 2 f in sléttibaka ‘glattwal’, vgl. fár.
bakur, sheti. baki, bagi, orkn. bagi
als name f Ur eine möwe mit schwarzem
riicken (larus marinus). — vgl. bak.
— 3 f ‘speck' < mnd. bake ‘speckseite’. —
vgl. bak.
— 4 schw. V. ‘backen, braten, hánde und
fusse wármen’, nisl. fár. nnorw. nschw.
baka, ndá. bage 'backen’. — > lpN
bákkot (Qvigstad 99); vielleicht bakask
'sich wármen’ > me. basken. — Dever-
bative öM-bildung zum st. V. ae. bacan
ahd. bahhan neben: mnl. backen ahd. bac-
chan. — gr. cpojyeiv ‘rösten, braten’.
— vgl. bað, bakari und bakstr.
bakari m ‘bácker' (spát bezeugt in
christl. schr.), nisl. fár bakari, nnorw.
bakar, aschw. bagare, ndá. bager. —
ae. bcscere, as. bakkari, nnd. nnl.
bakker, nhd. backer. — Mit dem lat,
lehsufiix -árius gebildet zu baka 4.
(wohl unter wgerm. einfluss).
bakhjarl m (selten, auch bakjarl, bak-
hjall) 'stutze im rucken’, nisl. bakhjall.
Der 2.teil des wortes í-erw zu hjarri
(vgl. die dort angefuhrten orkn. und
shetl. wörter).
bakki 1 m ‘erhöhung, hugel, flussufer’,
nisl. fár. bakhi, nnorw. bakke, schw.
backe, ádá. bakke, banke (daraus wohl
me. banke 'abhang’). — > shetl. bakk
^sandbank, erhöhung’; > finn. pankko
‘ofenbank, herdstelle’ (Wiklund IF 38,
1917, 101; Collinder UL 1932, 223-4);
> lp. bákkð, bakko (Qvigstad 99); > ae.
bacca m, bacce f. ‘höhenrucken’. — ae.
banca ‘lager, bett’. — ai. bhanj ‘biegen,
brechen', bhanga ‘bruch, falte, weUe’,
lit. bangá ‘welle’, air. bongim ‘brechen’
(Wood, MLN 15, 1900, 95), — vgl.
bang und bekkr 1. Falls aber kk nicht
aus nk entstanden sein sollte, sondem
ein wechsel kk: k vorliege (v. Friesen,
Mediagerm. 100), kann man das wort
mit bak verbinden und weiter zur
ai. wzl bhaj ‘sich wohin begeben, flie-
hen’ (WPII148); wenig wahrscheinlich.
— 2 m ‘kleines fahrzeug' (nur in þula) —
vgl. and. bak, nnl. bak ‘schiissel, kiibel’
(hieraus afrz. bac ‘kiibel; fáhre’, spát.
lat. bacca ‘wassergefáss’; Falk, WS 4,
1912, 87). — vgl. bekkr 3.
bákn n ‘zeichen, bake’, auch poet.
‘schreckgestalt, troU’, nisl. fár. bákn,
nnorw. bokn (in mehreren ON, wo
friiher signalfeuer waren, s. Espeland
NB 17, 1929, 145-7); kdá bagn, nda.
baun. — < afr. báken (auch blken)
‘zeichen’ (Fischer Lw. 27); vgl. ae.
beacen, biecen ‘zeichen, banner’, as.
bðkan, ahd. bouhhan ‘zeichen’.
Die etymologie des wortes ist
umstritten. Nach IEW 105 wáre
*baukna-vie\\. zu gr. ^aéðcov 'glán-
zend', tpaclvco ‘glánze’, ai. vi-bháva-
‘strahlend, leuchtend’ zu steUen;
dann wiirde es weiter zu benda 1
und bók 2 gehören. Dagegen weist
Modéer NB 31, 1943,131-149, der
ausfiihrlich die bedeutungsniianzie-
mngen verzeichnet, auf die mög-
lichkeit hin, dass es aus der lat.
mUitárspr. entlehnt sein konnte
und zwar aus búcina ‘signalhom’,
búcinum ‘trompetensignál; das ist
aber nur eine unsichere vermutung.
bákna schw. V. ‘ein zeichen machen', fár.
bákna; vgl. ae. beacnian, as. böknian,
ahd. bouhnen ‘bezeichnen, bildUch
andeuten’. — vgl. bákn.
bakstr m 'backen, gebáck (spát. bezeugt)’
— mit stra-sufi. zu baka 4.
bál n 'feuer, scheiterháufen', nisl. fár.
bál, nnorw. baal, nschw. bdl, ndá. baal.
— > shetl. bðl, boul ‘feuer’; >" me.
bále ‘scheiterhaufen’, ne. dial. bale
'feuer, flamme' (Björkman 87). —
ae. besl 'feuer, flamme, scheiterhaufen'.
— ai. bhálam ‘Ucht, schein', asl. bilú
‘weiss’, daneben abl. gr. 90X6; 'glán-
zend’, lit. balú ‘weiss werden’, báltas,
bálnas 'weiss’; wohl auch gaíl. belo-
in PN wie Belenos, Belisama und air.
beltene (< *belo-tepniá) ‘der erste Mai’
(IEW. 118-20). vgl. Baldr und besla.
Die idg, wzl *bhel ‘weiss, glánzen’
hat mehrere erweiterungen:
mit gutt. vgl. blakkr, blakra
mit s vgl. blesi
mit j vgl. blý
mit vgl. ~blár.
Bálagarðssfða f ‘geographischer name
unbestimmter bedeutung’, viell. ist
Bálagarðr eine kenning fiir ‘meer', und
zwar mit hinsicht auf den hrauch, die
baldikiii
24
balsamr
toten anf einem schifi im meere zu
verbrennen (H. Pipping NB i. 1913,
21-27). Wahrscheinbcher wohl volks-
etym. umgestaltung aus einem wendi-
schen ON Belgrad. Anders wieder
H. Gering. NB. 12 1924, 121-6 'die un-
heilvolle kiiste’ zu nisl. bdl 'starker frost’.
baldikln n 'seidenzeug’, auch baldakin,
baldrkinn und volksetym. baldrskinn
(nur in spáten schr.); aschw. baldakin,
ádá boldekin. — < mnd. mhd. baldekxn
vgl. afrz. baldaquin, baudequin < mlat.
baldekinum, baldacinum, eig. 'stofí aus
Baldak oder Bagdad (s. Hj. Falk
NVA 1919, 70).
baldr 1, auch baldinn ‘trotzig, tapfer’,
fár. baldur. —- > shetl. bald ‘schnell,
behende, gut’. — germ. PN. Baldaredus
(Schönfeld 48). — Gramm. wechsel zu
ballr (s.d.) und vgl. beldi.
— 2 'name eines gottes’, auch ‘herr, fiirst’.
— > air. Balldar (Marstrander, MM
1915, 87). — ae. bealdor ‘herr, furst’,
aber Besldœg 'name eines gottes’, ahd.
Balder, Palter PN (úber deutsche ON
s. E. Schröder, NB 10, 1922, 13-19). —
Das Wort ist bis jetzt unerklart.
Verbindung mit lit. haltas ‘weiss’,
( v fj ?vich_d^p v olksnamen der
Balthi níiaX E. Sc.hröder, ZfdA 35,
1891, 241, schon Grimm, Myth I,
202, versucht (vgl. bál), ^sp name-
eines lichtgotte s; noch weriiger
ansprechend an bolr, also eig ‘be-
hauener holzklotz, idol’ (Meringer
IF 18, 1905-6, 282-5). Dem gegen-
úber betont H. Kuhn, Fschr.
K. Helm 1951, 37-45, dass die bed.
‘fúrst, herr’ íúr an. baldr, ae.
bealdor vollkommen aus der luft
gegrifíen sei, und aus dem sprach-
gebrauch eher eine bed. ‘húter,
wárter’ zu erschliessen sei. Wohi
ein sprachrelikt, dessen bedeutung
unklar bleibt. — Neuerdings kehrt
F. R. Schröder, GRM 34, 1953, 168
wieder zu der verb. mit baldr 1
zurúck, aber nimmt als grundfðrm
ein neutrales wurzelabstraktum
*bal-ðra-m ‘kraft’ an; spáter konn-
te^aSfOr - m. *bdd-ðra-z eintreten.
Seine aufíassung des wortes als
‘wachstumskraft’ beruht auf der
erklárung dieses gottes als frucht=—
barkeitsgoth er war aber vieTmehr
einé hyposlase Odins (s. de Vries
ÁNh' 70, I 955 „ 41 - 6 ( 5 J' npd rlpchalh
k ann man einfach von der bed.
‘ ínutig, wehrhaft' ausgehen . Viel-
leicht gar keine -tro- Bildung,
sondern -r- erw. zu dem adj. baldr
(wie in den göttemamen Þórr oder
ind. Rudra, Vrtra).
baldrast schw. V. 'sich tummeln', nnorw.
baldra. — mnd. balderen 'lármen,
rasseln'; daneben abl. nnorw. buldra,
mnd. mnl. bulderen 'lármen’. — lit.
bildíti ‘poltem, lármen'. — vgl.
belja.
baldrekr m 'gúrtel' (poet. I2.jht) <
me. baldrick, baudrick, balderich, vgl.
ahd. paldirich und afrz. baldrier, baudri
(wohl aus einem fránk, wort, das eine
weiterbildung zu *balti ‘gtirtel’ war
(s. Gamillscheg 91) und lat. balteus
‘schwertgehánge’ (Hj Faik NVA 1914
Nr. 6, 36). — vgl. belti.
Baldrsbrá f ‘unechte Kamille, pyre-
thrum inodorum' (in Sn E.), nisl. bal-
dursbrd, baldinbrd, fár. baldursbrá,
nnorw. balderbraa, rischw. dial. ballers-
brd, ballerbrd, baldersbrd ‘anthemis co-
tula’. — > ne. dial. Balder(s)brae
‘anthemis cotula' (Thorson 54). —
Eig. der weissen farbe wegen ‘wimp>er
des gottes Balder’; (Palmer ANF 34,
1918, 138-147) versucht zusammen-
hang mit bgllr (s.d.) wahrscheinlich
zu machen).
Báleygr m ‘beiname von Odin’ eig. ‘der
mit der flammenden augen’ — vgl.
bdl und eygr.
ball m ‘flacher strandhúgel’, nisl. bali,
nnorw. bale ; vgl. daneben den gotl. ON.
Bal (< *balii) ; aus diesem alten es/os-
stamm wurde wohl finn. pale 'húgel-
rticken’ entlehnt (s. Carlsson MO 12,
1918, 240-3).
Das wort gehört zur idg. wzi
*bhel-, bhli- ‘aufblasen, aufschwel-
len, spmdeln’ (IEW. 120-122). vgl.
bolr. Erweiterungen:
mit dental vgl. ballr, balti, boldi
mit n- vgl. bqllr
mit s- vgl. blása
mit guttural vgl. belgr
mit l- vgl. bolmr
mit j- vgl. blistra.
balkr m ‘scheidewand’ vgl. bglkr.
baila schw. V. 'zusammenpacken'; vgl.
daneben nisl. ballra ‘zwischen den
hánden rollen’, nnorw. balsa, baltra ‘zu-
sammenballen’, nschw. balta ‘zusam-
menrollen’ (Hellquist, ANF 14,1898,
6). —vgl. bQllr.
ballr adj. ‘kúhn’ (<urgerm. *balþax).
nisl. ballur, fár. baldur, nnorw. bald,
nschw. bdld, ádá bold. — got. balpaba
adv. ‘kúhn’, ae. beald, afr. as. bald, ahd.
balt ‘kúhn’; vgl. agerm. PN. Balloma-
rius (Schönfeld 43) und den volksnamen
Balthi. — Das wort steht im gramm.
wechsel neben baldr 1 (s.d.) und
gehört zu der in bali vorliegenden
idg.wzl. — vgl. b'ella 2.
baisamr m ‘balsam’ (nur Bisk. s.).
balti
25
barátta
nisl. nnorw. nschw. ndá balsam. —
< ae. oder mnd. balsam < lat. bal-
samum, das selber semit. herkunft ist
(vgl. arab. baSðm).
balti m ‘bár’, auch als BN; daneben
baltr. Entweder zur Sippe von bali
(s.d.) und auf die plumpe gestalt des
tieres deutend, oder zu einem zw
*balta ‘brullen’ neben belja (s.d.),
wie braelta neben bralla.
bana schw. V. 'töten’; nisl. fár. norw.
bana. — afr. bonia ‘töten’. — vgl.
bani.
band n ‘band, fessel; verpflichtung’; nisl.
fár. nnorw. schw. bana, ndá. baand. —
> orkn. shetl. band ; > finn. panta,
estn. pand, lpN. badde, padde (Thomsen
2, 205; Setálá FUF 13, 1913, 421); >
me. band, bond ‘fessel’ (wahrsch. entl.
Björkman 229). — as. band, ahd. bant,
neben got. bandi, ae. bend, afr. bend,
benda, bende, as. bendi ‘band, fessel’. —
ai. bandha- ‘bindung, band', bandhu-
‘verbindung, verwandtschaft’, lit. ban-
dd ‘vieh’, mir. buinne (< *bhondhjð)
‘band’. — vgl. binda und weiter benda
2, bendi, bendill.
banda schw. V. ‘winken’, vgl. benda 1.
bandingi m ‘gefangener’ < *band-
gengi.
banel, bonel n ‘banner, fahne’ (nur
Karlam, s.) <mhd. baner < afrz.
banniére.
bang n ‘lárm’, nisl. fár. aschw. bang,
nschw. bðng ‘lárm’. — > shetl. bang
‘lárm, krachen, klopfen’, bong ‘schlag’.
— vgl. banga.
banga schw. V. ‘schlagen, hámmem’,
fár. banga, aschw. banga ‘schlagen’,
nschw. bdngas ‘lármen’. — > shetl.
bong ‘klopfen’, ne. dial. bong 'schlagen’
(Flom. Infl. 27). — Daneben abl. fár.
bunga 'etwas kugeliges’, aschw. bunga
‘trommel' und mit k: nschw. banka,
ndá banke ‘schlagen, prtigeln’, vgl.
fár. bunki ‘schlag’. — ne. bang, nd.
bangen ‘klopfen, schlagen', abl. mhd.
bungen ‘trommeln’ und daneben nhd.
dial. banken, bunken, nnl. bonken
’schlagen’ (v. Friesen, Mediagem. 33,
aber auch Hellquist GUÁ 14, 1908,
Nr. 2, 12). — Verbindung mit der idg.
wortsippe *bheng ‘brechen’ (vgl. bakki
1) ist möglich, aber die reiche entw.
innerhalb des germ. weist wohl eher
auf ein schallwort hin (IEW 115). —
vgl. bangsi und bgngull.
bangsi m. BN. nisl. bangsi. Das nnorw.
bamsi ‘bár’, das gewöhnlich als jtingere
umbildung betrachtet wird, ist wohl
ein ursprtinglich verschiedenes wort
(s. Lidén GHÁ 40, 1934, Nr - 3 > 4 8 '59)-
Vgl. daneben nnorw. bangsa ‘schwer-
fállig gehen’. — vgl. bang und bingsi.
fc ani m, 'tod: mörder, btittel ', nisl. fár.
bani, nnorw nschw. ndá. bane. — ae.
bana ‘tðter’, afr. bona ‘mord’, as. bano
‘mörder’, ahd. bano 'tod, verderben’. —
air. bon ‘schlag ' (vgl. bo n-clust ‘ohr-
Teige ’) a v. fcflwfa- ‘erkranKt' (ÍEW. 126)
— vgl. bana und ben.
Unter hinweis auf dán. dial.
baane ‘eine sense aushámmem’, nnl.
banen ‘aushámmem’, und schw.
ban, dá. dial. bane, nhd. bahn
‘schlagfláche des hammers’ ver-
gleicht N. O. Heinertz SVS Lund
7, 1927, 145. diese gruppe mit
banga. Es ist wohl besser diese
wörter von an. bani zu trennen. —
P. Persson, UUÁ 1891, 73 ver-
bindet mit bgð, beide Erw. zu
einer idg. wzl *bhð-, bh»- ‘schlagen,
töten’.
bann n ‘verbot; bann, verbannung’, nisl.
fár. nnorw. nschw. bann, ndá. ban. —
ae. afr. as. bann ahd. ban ‘gebot, ver-
bot’, ae. gebann 'aufgebot’. — air. bann
‘gebot, gesetz’ (weder ist das germ.
wort aus dem irischen entl. noch,
wie Craigie ANF 10, 1894, 158 will,
ist das ir. wort aus dem an. entlehnt!),
weiter arm. ban ‘wort, rede’, ái. bhanati.
‘klingt, spricht’. — vgl. banna und
bœn.
banna schw. V. ‘verbieten; bannen, ver-
bannen’, nisl. fár. norw. schw. banna,
ndá. bande ‘fluchen’. — > shetl. ban(n),
ne.dial. ban ‘fluchen’ (Flom. JEGPh 5,
1903-5, 424). — vgl. bann.
b&ra 1 f ’woge’ auch ‘unebene oberfláche’
nisl. fár. bdra, nnorw. baara ‘welle’. —
> orkn. bore, shetl. borek ‘welle’; >
lpN bðrro.S.paro ‘welle’ (Thomsen 2,
205; Qvigstad 102); > me bdre ‘welle’,
ne.dial. bore ‘wellen am strande’ (Björk-
man 88). — mnd. bðre, nnl. baar ‘woge’.
— eig. ‘die tragende’ (IEW 131), vgl.
bera 3 und btsra.
— 2 schw. V. ‘wogen’, nisl. bdra, nnorw
baara. — vgl. bdra 1.
barar harir fnl ‘tragbahre totenbett’.
‘Tusl. börur, fár. bera ‘bahre’. — > shetT
bor(r)os ‘bahre’; > air. bara (Marstran-
der NVA 1915, Nr. 5, 59). — ae. bearwe,
ostfr. barwe, nnl. berrie ‘korb, bahre’;
daneben abl. nschw. bár, ndá. baare,
vgl. ae. beer, afr. bire as. ahd. bðra,
nnl. baar ‘bahre’ (aus urgerm. *birö
ist frz. biére ‘bahre’ entlehnt). — ai^
bhard- ‘tragend’, gr. <p6poc ‘ertrag,
steuer’, oopto 'trage', lat. fors ‘zufall'.
"— vgl . - trvra 3 und barmr, barn.
bar&tta f ‘streit’ (spát. bezeugt), nisl.
bardtta. — > afrz. barate 'kampf-
gettimmel' (Gamillscheg 78). — mit
barö
26
barma
dem suff. -átta gebildet zu berja.
barð 1 n ‘rand, kante; hiigel; steven’,
nisl. barð ‘ds', far. barð- 'vordersteven',
nnorw. bard 'rand, schiffsrand’. —
> shetl. bard 'vorgebirge, klippé’, bar
flossen eines fisches’; > lpN. bardde
‘krummung des kieles am steven’
(Qvigstad ioi) ; > ae. barþ 'leichtes
schifi’ (Björkman 162). — lit. bartá
’erhöhter rand eines gefasses'. — vgl.
barði 1, barmr 2 und borð 1.
Gewöhnlich zur idg.wzl. *bher
'hervorstechen’ gestelit, aber es
gibt daneben auch *bher ‘ritzen,
spalten’ und *bhereu ’sich heftig
bewegen'. Vielleicht handelt es
sich um eine wzl *bher, die ver-
schiedene aspekte und tátigkeiten
der niederwaldwirtschaft bezeich-
net (vgl. unter berja).
— 2 m 'bart’. — > finn. wot. parta, estn.
pard, weps. bard (Thomsen 2, 206;
Setalá FUF 13, 1913, 423); > lpN
parta (Qvigstad i03).Faíls nicht ent-
lehnt aus mnd. bard, zu ae. beard, afr.
berd, as. bard, ahd. bart. — lat. barba,
asl. brada, lit. barzdá, lett. bárda, apr.
bordus ‘bart’ (WP' II 135). — vgl.
bardi 2.
Es ist fraglich ob dieses wort von
barð 1 zu trennen ist. Wie skegg
gehört zu skógr, so kann die bed.
‘bart’, auf ‘den mit kurzen loden
bewachsenen wurzelstock’ zuriick-
gehen und dann gehören zu der
fiir die unterwaddwirtschaft be-
deutsame idg. wzl. *bher (vgl.
berja); s. dazu J.Trier, Holz 1952,
86-87; andere denken an benen-
nung nach den borsten, also zu
barr 1.
barða f ‘streitaxt’, nisl. barða ‘hammer
um stockfisch zu klopfen’. — viell.
< mnd. barde vgl. as. barda, ahd.
barta (Falk NVA 1914 Nr 6, 109-110),
falls nicht, ganz wie das nd. wort, aus
barð 2 gebildet.
Die bed. wáre also ‘mit einem bart
versehene axt’. Petersson, IF 24,
1909, 40 stellt es aber zur idg. wzl.
*bherdh ‘schneiden', vgl. gr. Ttépðc*
'verwiiste, vernichte'. — Das asl.
brady 'axt’ betrachtet Stender-
Petersen 222-4 als altgerm. lehn-
wort, dagegen K. Knutsson LUÁ
24, 1928, Nr 9, 47-51 aus nd. barda,
barde. Zu diesem worte sind auch
PN. gebildet; vgl. wfránk. Isen-
bardus, Sicbardus, und an. Barði,
Hábarðr, Hagbarðr.
bardagi m ‘schlag, kampf, strafe', nisl.
bardagi, fár. bardagi, bardagur. — mit
dem sufiix -dagi zu berja gebildet.
barði 1 m ‘schiffsart’, eig. 'mit einem
barð versehen’, auch ‘schild’ (þula),
nisl. barði. — > ae. barda, barða
‘navis rostrata’ (Björkman 230). —
vgl. barð 1.
— 2 m 'bartenwal’, auch barðhvalr. —
vgl. barð 2.
Bárðr mPN; áltere formen Báreðr,
Baroðr. — nisl. Bárður, nnorw. Baard,
aschw. Barþer, adá. Bardh. — > ae.
Barað, Bared (Björkman 24-5); > norm.
ON. Barville; > air. Barith, Barid,
Baraid (Marstrander NVA 1915, Nr 5,
90-1). — Zs. aus. bgð und freðr( soS;
Bugge, ANF 2, 1885, 244-6), oder
friðr (Magnússon ANF 65, 1950, 126);
dagegen trotz ahd. Badward kaum
aus bgd und vgrðr 1, wie A. Noreen,
ANF 6, 1890, 316 vermutet.
Bari mPN, neben var. Barri Zwergen-
name; viell. zu barr 3.
barki 1 m. ‘luftröhre, kehle’, nisl. fár,
barki, nnorw. barke. — gr. ^ápuyg
'luftröhre’ (Fick, BB 1, 1877, 62), lat.
frumen (< *frúgsmen oder *frúgmen )
‘schlund, kehlkopf'. Der bildung nach
steht das skand. wort náher zu gr.
ifápayí, ‘kluft, abgrund'. Fiir die bed.
entw. lassen sich die aus derselben idg.
wzl. *bher ‘schneiden, bohren' stam-
menden wörter lit. burná, arm. beran
‘mund’ vergleichen. (s. H. Petersson
IF 23, 1909, 403). — vgl. berja.
— 2 m ‘schiffsart’, nisl. barki, nschw.ndái
bark. -— < mnd. barke vgl. nndT nnl,
bark, mhd. barke, welche wðrter ihrer-
seits wieder aus mlat. barca ‘handels-
schiff' entlehnt sind (vgl. it. 'bareé
‘boot’, frz. barque ‘kleines boot), und
díeses wort ist wieder eine weiter-
bildung aus gr. þöpi? 'ágyptisches
fahrzeug’ (< kopt. bari).
barkliga ‘prahlerisch’, vgí. berkja.
barlak n ‘gerste’ (in þula). — < ae.
bœrlic (vgl. ne. barley ‘gerste', s. S. Bugge
Aarb. 1875, 229), selbst wieder eine abl.
von ae. bere ‘gerste' (vgl. barr 2).
barlast schw. V. ‘sich anstrengen’. —
vgl. berja.
barma schw. V. ‘sich erbarmen', nnorw.
barma seg, aschw. barma sik. —<mnd.
barmen ‘sich erbarmen’. Daneben
jiingere formen wie aschw. forbarma
sik, nschw. förbarma sig, ndá forbarnu
sig < mnd. sik vorbarmen. Das wort
*barmSn ist, mit hinsicht auf nnl. ont-
fermen, dial. ervarmen, mnd. ent-
varmen, entvermen wohl aus *af-
armén entstanden, wie ae. of-earmian
‘sich erbarmen’ (s. Franck-Van Wijk
34-5). Das grundwort ist got. arman, ae.
earmian ‘sich erbarmen’, eine lehn-
iibersetzung von lat. miseréri.
barnu
27
basmir
barmi m 'bruder’ (poet) (< um *ga-
barman), eig. der zum selben mutter-
schoss gehört, vgl. ai. sa-garbhya,
gr. á8eX<pó?. — vgl. barmr x.
barmr 1 m ‘busen, schoss’, nisl. fár.
barmur ‘schoss’, nnorw. barm ‘busen,
brust’, nschw. ndá. barm ‘busen,
brust'. — > shetl. barmskinn ‘gegerbte
schafshaut als brustbedeckung der
fischer (Jakobsen 27); > finn. parma,
parmas, paarmas,. wot parmát ‘schoss’
(Thomsen 2, 205; Setálá FUF 13, 1913,
422). — got. barms ‘brust’/ae. bearm,
as. ahd. barm ‘schoss’. — gr. <póp(j.o<;
‘tragkorb’ (H. Hirt, IF 32, 1913, 287),
<píppcx ‘ertrag, leibesfrucht’, ai. bharma-
‘biirde’, asl. brímf ‘last’ und also zum
zw. bera 3, vgl. auch barmi und
baðmr 2. Aber auch gedeutet als
dasselbe wort wie barmr 2 (Wood,
MPh 11, 1914, 326; Giintert WS n,
1928, 139)-
— 2 m ‘rand, saum’, nisl. barmur ‘rand,
kante’, nnorw. dial. barm ‘kante,
bráme'. — > lpN. parbmo, parbma
‘steiles flussufer’ und barmme 'rahmen'
(Qvigstad 101); > me. barme 'saum,
rand’ (Björkman 230). —- nnd barm,
berme, mnl. barm, nnl. berm ‘hoher
ackerrand, grasrand eines weges’.
Gewöhnlich zu der idg. wzl.
*bher ‘hervorstehen’ gestellt, aber
fraglich ob diese fiir sich ange-
nommen werden darf; vgl. dazu
barð 1 und berja.
— 3 in der kenning hvarma barmskúr
'tránen’; hier bedeutet es viell. 'gárung’
(E. A. Kock NN § 1271). — ae. on
beorme ‘siedend, gárend’ (ne. barm),
mnd. barm.berm ‘hefe’. — lat. fermen-
tum ‘gárungsstoff’ — vgl. auch brauð
und brugga.
— 4 fiir baðmr nur in den Zss hgfudbarmr
‘hauptsippe, vatersippe; familienglied
váterlicherseits’ (anorw. im Gulaþings-
gesetz), wohl durch dissimilation der
beiden auf einanderfolgenden ð zu
erkláren, und œttbarmr ‘sippenmit-
glied’ (nur einmal als v.l. zu -baðmr in
der SnE). Fiir diese ausnahmefálle
braucht man keine analogische form
nach bgrr anzunehmen (so Feist, Got.
Wb 73 b).*
fea m n 'kind ’, nisl. fár. norw. schw.dá.
barn. — > shetl. bjadni (aus barnit)
‘das kind; > me. barn, ne. dial. bairn
(Björkman 230); > finn. paarna
(Thomsen 2, 205), IpN bardne, pardne
(Qvigstad 101). — got. barn, ae. bearn,
afr. bern, as. ahd. barn. — alb. baré
' biirdft * und daneben abl. lit. bérnas
‘ltnaAt--iá ögImg''.'Iéir* oerns 'Kind' —
Das wort ist no- prát zu bera 3 (s.
Meillet, MSL 21, 1921, 47). — vgl.
barnaeska, -berni und bernskr.
barnœska f ‘kindheit’ (< urgerm.
*barnðhiskðn), nisl. barnœska, nnorw.
barnska. — got. unbarnahs ‘kinderlos’.
Das an. wort steht wohl unter einfluss
von ceska ‘jugendalter’ (E. Förstemann
KZ 23, 1877, 380).
barr 1 n. ‘nadelbaum; laub, baum’ (< ur-
germ. *barza-) ; nisl. barr, nnorw.
£ischw. bar, nschw. barr, ndá. bar
(> orkn. bar ‘grannen der áhre’);
daneben nschw. borre, ndá. burre
‘klette’ und nnorw. borren ‘stolz. —
ahd. barrðn ‘starr emporstehen’. —
lat. fastigium ‘spitze, gipfel’, fastus
(< *farstus) ‘stolz, hochmut’, air. barr
'haarschopf, spitze’, vgl. asl. ború
‘fichte’. — Zur idg.wzl *bhars-, bhors
‘emporstehen; spitze’, Erw. von *bher-
vgl. barmr 2, barri 1, borri, broddr^
burst, bgrkr und bgrr.
— 2 n ‘getreide’ (< urgerm. *bariza-);
uber das fehlen des uml. s. E. Neuman,
APhS 4, 1929, 238. Alter -es-stamm:
got. barizeins ‘von gerste’, ae. bere (ne.
bear, barley) ‘gerste’, afr. ber- 'gerste’.
— lat. osk. umbr. far ‘spelt, dinkel’,
farina ‘mehl’, (wichtige ital.-germ.
ubereinstimmung, vgl. Krahe, Sprache
und Vorzeit s. 76), asl. braSíno ‘roggen-
mehl, speise’, búrú ‘hirsenart’ (s.
Hoops, Waldb. 360-3). air. bairgen
(< *bharigenS) ‘brot’, eig. ‘das aus
gerste gemachte’. — gehört weiter
wohl zur sippe von barr 1.
— 3 adj. ‘rauh, scharf’ (P), vgl. mnd.
barsch ‘rauh’. — vgl. berja. oder zu
barr 1.
barri 1 m. PN., nisl. barri ‘tölpel’, norw.
scKw.dial. barre ‘widder’. — vgl. berr 1.
— 2 m Name eines myth. Ortes (Skm. 39);
falls zu barr 1 bedeutet es 'nadelwald’,
falls zu barr 2 ‘kornacker’ (M. Olsen,
MM 1909, 20-34).
barún, barrún m ‘baron’ < mhd. barun
oder me barun, beide < afrz. baroun,
baron.
bása f ‘in den stall setzen’, vgl. báss
und bœsa.
basinn m ‘baumart’ (þula; nach F. Jóns-
son ANF 33, 1917, 190 unrichtige les-
art.); vgl. nnorw. base ‘weidengestrupp’.
— vgl. ber und bgsl.
basmir f pl. (nur poet Herv. s.), wohl
‘schátze, ringe’. Ein dunkles wort, viell.
aus dem got. urlied ? Nicht wahrschein-
lich ist die deutung als lautsubstitution
fur *masmir und dann zu mgsmar
(Falk NTS 1, 1928, 8); wenig anspre-
chend der vergleich mit norw. basma,
basm ‘abteilung im gewebe auf 20 fá-
den’, schw. dial. bassm ‘kleines íáden-
báss
28
biindel’. Befriedigender mit E. A. Kock
NN § 2378 (auch Holthausen, PBB, 66
1942, 268) zu ae. baso ‘purpem’, ir. basc
'rot’, ai. bhás 'glanz, schein'; vgl. Bðsi 1.
bás8 m ‘stand im kuhstall' (< urgerm.
*bansaz); nisl. bás, fár. bdsúr, nnorw.
baas, nschw. bds, ndá. baas. — > shetl.
bis(s)i ‘stall’ (Jakobsen 41); > ne. ON.
wie BaysdaU (ált. Basdale-, Ekwall 30),
viell. auch ne. dial. beace ‘stall fur
{ >ferde oder kiihe’ (Björkman 99); >
p básse ‘stand yn kuhstall’ (Qvigstad
103); > finn. pahna, estn. pahn ‘stroh,
Iagerstelle’ (Thomsen 2, 203, aber sehr
fraglich s. SetáláFUF 13, 1913, 420). —
ae. bðsig ‘krippe (ne. boose ‘kuhstall’),
aír. bðs ‘kuhstalr, nd. banse ‘kornraum’,
mnd. bðs, nnl. boes 'teil des kuhstalls’,
got. bansts 'scheune’ (vgl. auch afr.
bðst 'eheverbindung’). — Grundformen
sind *band-sa oder *band-sti, zum Zw.
binda (s. K.F. Johansson IF 19, 1906,
116); also eig. nach der flechtwand
benannt. — gr. (pá-tvr), 7tá0vT) ‘stand,
krippe’, gall. benna ‘zweirádriger wagen
mit geflochtenem korb’, lit. bandd 'vieh’
(IEW. 127). — vgl. beesa und bessingr.
bassi m. ‘bár (vgl. valbassi ‘wilder eber’);
auch PN; fár bassi ‘starker mann' (vgl.
shetl. bas 'starker, dicker kerl r );
schw. dial. basse 'eber, ochse', aschw.
adá. basse ‘wildschwein’. Hier können
zwei wörter zusammengefallen sein
(s. E. Björkman, IF 30, 1912, 275)
und zwar in der bed. ‘bár’ eine kose-
form zu dem in bjgrn vorliegenden
stamm (vgl. bersi), und in der bed.
‘eber’ eine koseform zu ae. bár, btsr,
as. mnd. ahd. blr 'wildschwein’, langob.
pair ‘eber’; falls schliesslich nicht <
*barhsan zu bQrgr.
bast n ‘bast, bes. der linde; bastseil’,
nisl. fár. norw. schw. dá. bast. — ae.
beest, as. ahd. bast; daneben buost
'bastseil'. — vgl. besti, bestingr,
Bestla, bQsl und valbQSt.
Man nimmt gewöhnhch als grund-
form *bhadstu an (K.F. Johansson
IF 19, 1906, 121), vgl. lat. fascia
‘band', messap. pacrrá ‘schuhe’
(s. dazu Krahe, Sprache und Vor-
zeit 105), gr. qxíaxov ‘langes moos
an báumen’, mir. basc ‘halsband’.
Diese wörter fuhren aber auf *bhas
und nicht auf einer form mit den-
tal. — Eswurde vielfach versucht,
das wort mit binda zusammen-
zustellen, aber dann muss man
von einer entw. *bhifdh-t > *bast
ausgehen, die nicht germ. ist,
aber im illyrischen stattfindet;
Szemerenyi KZ 71, 1954, 2*1-213
möchte alle oben erwáhnten wörter
b&tr
aus dem illyr. ableiten. Mit hin-
sicht auf oss. bast, av. basta ‘ge-
bunden, biindel’ hatte J acobsohn,
ZfdA 66, 1929, 238-40 das wort,
weniger wahrscheinlich aus einer
skythischen sprache erkláren wol-
len. In beiden fállen muss man ahd.
buost als eine neu hinzugebildete
hochstufe-form betrachten. Eine
entlehnnng scheint auch deshalb
nicht recht glaubhaft, weil das
wort gerade in der an. sprache eine;
so reiche entw. zeigt.
bastarör m ‘bastard’ (spát. bezeugt),
nisl. bastarður, norw. schw. dá. bastard.
— wohl < me. bastard (Fischer Lw.
87), und dieses < afrz. bastard, abl.
von dem aus dem germ. entlehnten
mlat. bastum ‘saumsattel’.
basún n. und basúna f (nur Þiðr. s.)
posaune’, nisl. básúna, aschw. basu(r)n.
— < mnd. basune (Fischer Lw 83),
und dieses < frz. basson oder bosine,
buisine (vgl. lat. bucina).
batl m 'besserung, nutzen’ nisl. fár.
bati, nnorw. bate. — > lpN. patto
'nutzen’ (Qvigstad 103). — afr. bata,
mnd. mnl. bate, mhd. bazze ‘besserung,
vorteil’. — vgl. batna und betr.
batna schw. V. ‘besser werden’, nisl.
fár. norw. aschw. batna, nschw. battna.
— > ne, batten ‘feist werden, gedeihen'
(Björkman 202), > schott. baitteni*
(FÍom. Infl. 26).—got. gabatnan ‘vorteil
erlangen’; vgl. ae. batian, afr. batia, mnd.
nnl. baten, ahd. bazzln ‘besser werden,
vorteil bringen’. — vgl. bati.
b&tr m ‘schiff, boot’ (erst seit dem
u.Jht.); nisl. fár. bátur, norw. baat,
nschw. bát, ndá baad. > shetl.
bot(a), auch boda, bodin (Jakobsen 34),
manx baadey (Marstrander NTS 6,
1932, 49); > finn. paatti, estn. pát
'böot’ (Thomsen 2, 203; Setálá FUF 13,
1913, 419); > mir. bát (Marstrander
NVA 1915, Nr 5, 127); > russ. dial.
bat ‘einbaum’ (É. Meyer, ZfslPh. 5,
1929, 144-6). — Gewöhnlich erklárt
als entl. aus ae. bát (vgl. an. beit),
woraus auch entlehnt frz. bateau, ital.
batto, wáhrend aus me. böt wiédernhd,
nnl. boot entstanden sind (Falk WS 4,
1912, 86); aber auch möglich aus afr.
bát (Wadstein, Fries. Lehnwörter im
Nord. 1922 S 8); nach E. W. Selmer
MM 1925, 62-71 sind beide möglich-
keiten zu erwágen.
Das wort wird aber auch als nor-
disch betrachtet (vgl. das genus!)
und dann als nebenform zu beit
gestellt; das vokalverháltnis wie
in láðmaðr, sápa, tákn, vákr (so
F. Jónsson, Forh. 66 und Mar-
baugr
29
beðr
strander NVA 1915, Nr 5, 70). —
Der versuch bátr als echt nord. wort
zu betrachten, das zur sippe von
lat. fodio 'graben’ gehören und
also eig. ‘einbaum, ausgehöhlter
stamm' bedeuten soll (Sverdrup
MM 1922, 49-59), ist abzulehnen
(s. Selmer z.a. S und Falk ANF 41,
1925, 123)
baugr m 'ring, ring am schildbuckel’,
nisl baugur, nnorw baug — > shetl.
bjog. — ae beag ‘ring, krone, glanz’,
afr. bág, as. bög, mnd. bög, ahd. boug
‘ring’. — ai fcAoga-’windung, ring’. —
vgl. bjúga 2 und beygla.
Auch als i.teil von PN. wie Baug-
eiðr, Bauggerðr; auch wgerm.
vgl. ae. Beagnoth, fránk. Baugulf
(Naumann 82).
bauka schw. V. ‘graben, wiihlen’ (nur
Grett. s.); rasen (vom feuer, nur poet.)’,
nisl. bauka ’ungescliickt arbeiten', fár.
beyka ‘beladen, ausfullen’, nnorw. bauka,
buka 'schlagen, klopfen’, danebert dial.
boka, buka ‘graben, wiihlen’, nschw.
böka ‘schlagen', dial. boha ‘schlagen,
stossen’, dá. dial. boge ‘stossen’. —
mnd. boken, nnl. beuken 'klopfen, schla-
gen’, mhd. buchen, puchen, nhd. pochen
’ds’; daneben aber auch ne. to poke,
mnd. pohen 'stechen’, nnl. poken
'schiiren’ (vgl. IEW 97-98). — lett.
bauze 'dreschflegel’, air. búalaim (<
*bhogla-) ‘schlage’. — vgl. bauta.
baula f ‘kuh’; eig. ‘die briillerin’ (nur
Bisk. s.), vgl. nnorw. baula, nschw.
böla, ndá. bele ‘briillen’ (> finn.
pöyliá ‘briillen, s. Thomsen 2, 104;
Setálá FTJF 13, 1913, 432); > me.
bavrfen ‘bellen’ s. Björkman 75). —
vgl. belja (s. fiir vermischung der
2. und 6. Abl. kl.: Noreen § 172, 3).
und Beyla.
Die idg. wzl *bu ist eine schall-
nachahmende bildung, vgl. gr.
Púapö^a. lat búbo, bulg. buh
‘uhu’, russ. byk 'stier’.
baun f ’bohne', nisl. baun, fár. ben,
nnorw. bauna, nschw. bðna, ndá benne.
— Pl. baunir > air. pónair (Marstran-
der NVA 1915 Nr. 5, 59). — ae. bían,
bien, afr. báne, as. ahd. bona; vgl. lat.
Baunonia 'eine der friesischen inseln’
(Plinius). — Gewöhnlich erklárt <
*babnö; vgl. lat. faba, russ. bob, apr.
babo ‘bohne’ (WP. II, 131); besser
aber zur idg.wzl *bheu ‘schwellen,
wachsen’ zu stellen (H. Petersson
IF 23, 1909, 390). — vgl. beyla 2.
bausti m. Bn; nnorw. bauste ‘verwegener
mensch’, vgl. beysta.
bauta st. V. ‘schlagen’ — ae. beatan,
mnd. böten, ahd. bözzan ‘schlagen.
stossen’; vgl. mhd. bðz, búz ‘schlag’,
ahd. aneböz ‘amboss’, langob. uualopaus
‘tötlicher schlag’ (v. Grienberger, AfdA
23, 1897, 131). — lat. fústis (<
bhúdstis) 'kniittel, priigel’, air bibdu
(< *bhe-bhud-jfðts, s. Pokomy KZ 47,
1916, 163) ‘schuldig; feind’, weiter
zu mir. búalaim ‘schlagen’. — vgl.
bauka, beysla, beyta, beytill und
bútr.
bauta(ða)rsteinn m ‘grabstein’, nisl.
bautasteinn, nnorw. bautestein, ent-
weder: 'stein, der in den boden ein-
gerammt wird’ oder ‘der fiir einen
krieger errichtete stein’, obgleich auch
mit hinsicht auf beytill ‘phallos’ der
aufrechtgestellte stein eine phallische
bedeutung gehabt haben kann. (M.
OÍsen, NVA 1909, Nr 5, 68). — Dazu
bautuðr m. ‘ochse; pferd’ (poet.);
urspr. wohl vom ochsen, der mit den
hörnem stösst, aber auch fiir pferde
geeignet, wie sie in den pferdekámpfen
mit den fiissen herumschlugen.
bávísa m. Bn. wohl < bigviss ‘jvider-
spenstig’, vgl. bágr und viss.
baztr ‘bester’, durch einfluss von akk.
baztan statt beztr (s.d.).
beðja f 'frau’ (P). (< urgerm. *gabaðjön);
nisl. fár. beðja. — ae. gebedda í. ‘gattin’,
afr. bedda m., as. gibeddio m ‘gatte',
mhd. gebette f ‘gattin’. — vgl. beðr.
beðr m ‘polster, federbett’, (poet. auch
‘ufer, strand’ < urgerm. *baðjaz) ;
nisl. beður ‘bett’, fár. beð ‘bettdecke’,
beður ‘bett’, norw. bed, nschw. badd,
ndá. bed. — > finn. patja, estn. padi,
liv. pad'a ‘kissen, polster’ (Thomsen 2,
206; Setálá FUF 13, 1913, 423; Kar-
sten, GFL 147). — got. badi, ae. bedd,
afr. bed, as. bed(de), and. betti. — vgl.
beðja und bgd.
Etymologie unsicher; meistens ge-
stellt zu lat. fodio ‘grabe’, asl. bodq
bosti ‘stechen’, lit. badaú, badýti
‘stechen’, bedú, bésti ‘stechen,
bohren, graben’, lett. badit 'stos-
sen’, kymr. bedd 'grab’ (H. Posch,
WS 16, 1934, 4-16); dann muss
man wohl von der bed. ‘in die erde
gegrabenes loch oder lager eines
tieres’ ausgehen, vgl. nnorw. dial.
bed. aschw. beedil (R. Meringer,
IF 19, 1906, 448). Das ist höchst
unwahrscheinlich: der mensch hat
seine schlafstátte gewiss nicht nach
dem lager eines tieres benannt. —
Man kann der form nach *baðja
kaum von *baða trennen, und
wenn man bað als ‘das warme bad’
erklárt, so kann beðr die warme
stelle bedeuten, wo man vor der
kálte geschutzt ist.
Begga
30
beita
Begga fPN. kosename zu einem mit
berg- anfangenden namen, wie Bergljót.
Beggi mPN. wie Begga, also zu Bergr.
beggja gen.pl. ‘beider’ (< urgerm.
*baiié) ; nisl. fár beggja, norw. beggje,
nschw. bdgge, ndá. begge. — vgl. báðir.
begla f. Bn ‘eine widerspenstige person’,
nnorw begla í ds und begla 'hindern’,
bagla ‘miihe haben’ — vgl. baga 2
und bágr
beiða 1 schw. V. 'nötigen, mahnen,
zwingen’. — got. baidjan, ae. bcedan, as.
bédian, ahd. beiten 'antreiben, zwingen’.
— asl. bíditi 'zwingen’.
— 2 schw. V. ’fordem, begehren’, nisl.
fár. beiða, nnorw. beidast, agotl. baiþas,
nschw. bedas, ádá bethœs ‘erbitten’. —
> me. baiþen ‘zustirrmen, einwilligen’
(Björkman 41). — got. baidjan
‘zwingen’, ae. bœdan ‘verlangen’, as.
béðian, ahd. beiten ‘fordern’. — vgl.
biðja und beizla.
Beigaðr mPN.; auch name eines ebers,
gehört mit dem BN Beigaldi zu nisl.
beygur ‘furcht', nnorw. beig 'schwá-
chung, krankheit’; also ‘einer der
furcht einflösst’ (Kahle, IF 14, 1903,
176. — ai. bhayate, bibhéti ‘sich fiirch-
ten’. — vgl. bifa 2.
belgla schw. V. ‘schwerfállig gehen (poet.)’
vgl. beygla.
beimar mpl. ‘krieger’ (nur P); vgl. auch
die Seekönignamen Beimi und Beimuni
(Saxo: Bemonus).
Etymologie unsicher. Viell. eig.
der Name des von Ptolemaios als
Bátpot angegebenen germ. volkes,
nach dem Böhmen genannt wor-
den ist, áhnlich wie die bed. entw.
bei virðar (M. Kristensen, ANF
23, 1907, 242); aber auch aís entl.
aus dem finnischen distrikt Paimio
erklárt (R. Nordenstreng, NB 11,
1923, 25-32; s. aber B. Sigfússon
MPh 32, 1934, 127). Die verbin-
dung mit der in bíIdr vorliegenden
wzl *bhi- ‘schneiden, spaíten’
(Holthausen, PBB 66, 1942, 271)
ist zu weither geholt.
bein n ‘bein, knochen; oberschenkel’,
nisl. fár. norw. bein, nschw.ndá. bén.
— > shetl. ben, orkn. been. — ae. ban,
afr. as. bén, ahd. bein ‘bein, knochen’. —
wohl am besten zu beinn 2 zu stellen,
also eig. ‘die geraden beinknochen’
(Hellquist ANF 7, 1891, 7 und Wad-
stein, ZfdPh 28, 1895, 529); aber das
adj. ist ausschliessÚch nordgerm.
Andere, aber wenig wahrscheinli-
che erkl. gaben S. Bugge, PBB 24,
1899, 459 (zu nnorw. buna ‘kno-
chenröhre’, mnd. bunk ‘knochen’,
vgl. lat. femur, asl. bedro 'schenkel)
und F. Wood, MLN 29, 1914, 69
(zu lat per-fines ‘perfringas’, asl.
biti ‘schlagen’, air. benim 'schlagen’
dann also zu bildr).
beina schw. V. 'gerade machen, in die
richtige lage bringen, in gang setzen,
helfen’, nisl. fár. norw. beina, nschw.
dial. bena. — vgl. beinn 2.
beini m ‘hilfe; bewirtung', nisl. fár. beini,
norw. beine m., nschw. dial. beine m.
und ben n. — Dazu noch beini m als
PN. und beinir m. ‘hilfe; helfer (poet);
auch PN. — vgl. beinn 2.
beinn 1 m ‘baumart’ (þula); wohl eig.
'der gerade', vgl. beinn 2.
— 2 adj.. ‘gerade, richtig, giinstig’, nisl.
beinn, fár. beinur, nnorw. bein ‘gerade'.
— > ne. diai. bain, me. bein, bain
‘gerade’ (Björkman 40 und 282);
> schott. bein, bene 'freigebig, ange-
nehm’ (Flom, Infí. 28). — vgl. bein,
beina und beini.
Fehlt ausserhalb des Nordens, wo
es auch in PN vorkommt, wie
Beini, Beinir -, vielleicht liegt das
wort in dem VN der Báningas
(Widsið) und in dem fránk. PN
Baínobaudes vor (Schönfeld 42).
beiskr adj. ‘bitter, böse’ (< urgerm.
*baitska-) ; nisl. fár. beiskur, nnorw.
beisk, nschw. ndá. besk — > orkn.
bysk ‘sauer’; > me. beggsk, baiske, ne.
dial. bask ‘scharf, bitter’ (Björkman
40); > lpN baskok, baskés 'bitter’
(Wiklund FUF 12, 1912, 31). —mitsA-
suffix zu got. baitrs ‘bitter’.—vgl .bita.
Davon abgel. beiska i ‘bitterkeit’
und schw. V. ‘bitter, machen’
und die PN. Beiskr, Beiski und
Beiskaldi.
beit 1 f ‘futter, weide', nisl. beit 'weide,
das grasen’, agotl. bait, aschw. bét
‘nahrung, das weiden', adá bed ‘nah-
rung, jagen’. — > orkn. bait, shetl. bet
‘weidegrund, nahrung'; > me. baite
‘nahrung’ (Björkman 41), ne. dial.
bait (Thorson 20). — vgl. bita.
— 2 n ‘schiff’ (P), eig. 'gespalteter ein-
baum’. — ae. böt ‘boot’ (vgl. bátr). —
Es gehört wohl zu der sippe von bita
(Lidén Fschr. Bugge 1892, 8s-6, HVS
Upps. 6,1897, Nr 1, 34) und zvvaf" zu
biti, eig. ‘einbaum'; aber es kann anch
eine junge bildung zu beita 2 sein
(Sverdrup MM 1922, 55).
beita 1 f ‘köder’, nisl. fár. nnorw. beita,
nschw. bete n., adá. béd. — > shetl.
betek ‘schlechter köder’. — ae. bdt i
‘köder’, ahd. beiza 'beize’. — vgl. bita.
— 2 schw. V. ‘beissen lassen, záumen;
weiden; jagen, töten; beim winde se-
geln, kreuzen' (< germ. *baitian),
nisl. fár. nnorw. beita, nschw. beta, ndá.
beiti
31
belgja
bede. — > orkn. bait, shetl. bet 'beim
winde segeln’; > finn. paittoan, peit-
toan ‘beizen, priigeln’ (Karsten GFL
160; Setálá FUF 13, 1913, 420); >
lpN bajtam ’die luf halten’ (Thomsen
2, 204); > me. beite, baiten, ne. dial.
bait ‘weiden lassen’ (Björkman 41);
> schott. bait 'anspomen’, bayt ’wei-
den’ (Flom Infl. 26); > afrz. abeter,
norm. abéter ‘ködem’ (Gamillscheg 3);
> russ. betat’ ‘beidrehen’, betat’sja
‘kreuzen’ (E. Meyer, ZfsPh. 5, 1929,
143). Fiir die bedeutungsentw. im
altn. s. S. Modéer, UUÁ 1943 Nr 8,
52-3). — ae. bcetan, as. bétian, ahd.
beizen ‘beizen, jagen’ — Kausat. zu
bita und vgl. beitir.
beiti 1 n ‘grasgang, köder’, fár. beiti,
nnorw. beite, nschw. bete. — ae. gebeete
‘gebiss, zaum’, mnd. bete ‘gebiss’,
mhd. gebeize ‘falkenjagd’. — vgl. bíta.
— 2 n (Háv. 137), friiher als ‘alaun’
gedeutet, vgl. ahd. beiza ‘alaun’ (W.
Cederschiöld, ANF 26, 1910, 296-300),
jetzt wohl eher als ‘regenwurm’, eig.
‘köder’ (vgl. Reichborn-Kjennerud MM
1921, 30). — vgl. beiti 1.
— 3 n 'schiff’ zu beita 2 in der bed.
‘kreuzen’.
— 4 m PN. ‘name eines seekönigs’, eig.
‘der gegen den wind steuert’.
Als name des verwalters Atlis
(Am 61) vielleicht ein anderes
wort: neubildung zu beiti 1 ? (so
Sturtevant PMLA 66, 1951, 282).
beitiáss m ‘segelstange’, nisl. beitiás,
aschw. bStás. — > me. bétás (Björkman
61 und 98; unsicher ob die entl. un-
mittelbar aus dem an. oder iiber
das norm. gekommen ist); > afrz.
betas (K. Nyrup, AaNO 1919, 26). —
vgl. beita 2 und áss 2.
Beitlr mPN, name eines seekönigs’, zu
beita 2 in der bed. ‘kreuzen’.
Beitr mPN, Riesenname, eig. ‘beissend’.
— got. baitrs. — vgl. bíta und
beiskr.
beizl, beisl n. ‘ziigel’ (< urgerm. *bai-
tisla-); die form beisl wohl jiingere
assimilation, eher als entw. aus einer
nebenform *baisla (< idg. *bhoit-tlo);
nisl. nnorw. beisl, agotl. baizl, nschw.
betsel, ndá. bidsel. — > shetl. besel
‘holzstiick am joch eines ochsen’
(Jakobsen 36); > lpN beisalak ‘mund-
stiick am zaum’ (Qvigstad 104). —
ae. gebœtel ‘gebiss, zaum’, mnd. bétel
‘meissel’, mhd. beizel 'stachel’. —
Diese wörter enthalten das suff -la (wie
in an. þvál, stóll, vgl. lat. filum ‘faden’,
gr. Í7tXov ‘waffe’), neben idg.-s/o (wie
in an. smyrsl) und -tlo (wie in an. nál 1
oder ból). — vgl. bíta.
beizla 1 f ‘bitte’: nisl. beiðsla, nnorw.
beidsla. — vgl. beiöa.
— 2 f ‘gebiss am zaum’, vgl. beizl.
— 3 schw. V. ‘záumen’, vgl. beizl.
beja, bæja f 'fessel, kette’ (spát bezeugt);
nnorw. bejar ‘handfessel’, nschw. boja
‘fessel’, ádá boje ‘fussfessel’. — < mnd.
bðie, das wieder < lat. bðia ‘halseisen
fiir sklaven’, vgl. afrz. buie, boie, it.
bove ‘fessel’.
Bekan mPN, vgl. auch den BN 'bekkan,
< air. Becán ‘der kleine’.
bekill mBN, eig. ‘plumpe person’, vgl.
fár. bekil ‘klotziger plumper fuss’, schw.
dial. bákjel ‘klotzige person’, báklar
‘klotzigehándeoder fiisse.’ — vgl. bak.
bekkjast schw. V. ‘streben nach, zanken
mit’, nisl. auch ‘sich setzen’; vgl. ae.
bencian’ bánke bereiten’.—vgl .bekkr 1.
bekkr 1 m ‘bank’ (< urgerm *bankiz);
nisl. bekkur, fár. bekkur, bonkur, nnorw.
bekk, nschw. bánk, ndá. beenk. — >
shetí. bekk ‘querbalken in einem boot’
(Jakobsen 29); > manx beck ‘ruder-
bank’ (Marstrander NTS 6, 1932, 49);
> finn. -pankko ‘ofenbank’ (Setálá,
FUF 13, 1913, 421; aber unrichtig
nach Bj. Collinder UL 1932, 223; s.
unter bakki); > me. bennk, ne. dial.
benk (Björkman 145). — ae. ben(, afr.
benk, bauk, bonk, as. ahd. bank ‘bank’
eig. ‘erhöhung’. — vgl. bakki 1 und
bekkjast.
— 2 m ‘bach’ (> urgerm. *bakjaz); 'nisl.
fár. bekkur, norw. bekk, nschw. báck,
ndá. bœk. - — > shetl. bekk, bekki ; > me.
beck (Björkman 144), ne. dial. beck
(Flom Infl. 28); > norm. ON. Caude-
bec, Méobecq. — ae. becc. Daneben
im wgerm. die form *baki vgl. ae.
bece, afr. bitze, as. beki, ahd. bah. —
mir. búal (< *bhogla) ‘fliessendes
wasser’ (v. Wijk, IF 24, 1909, 233),
asl. bagno ‘morast’ (idg. wzl *bhogh-,
s. IEW. 161).
— 3 m ‘kleines fahrzeug’ (poet.), vgl.
bakki 2.
bekri m 'widder’, nisl. bekri, norw. bekre,
nschw. dial. bjáker, bjákke. — > lpN
biekkere ‘bock’ (Qvigstad 105). Da-
neben nisl. norw. bekra ‘blöken’, also
schallnachahmende bildung wie nnorw.
mekra, nschw. dial. mákra, nhd. meckern
und dial. báckeln. — vg'. den laut des
blökens: gr. |3i), lat. bébáre, bSláre, lett.
bf und bfku, biku ‘meckemd’, air.
béiccithir' ‘briiUt’ (IEW 96).
beldi n, nur in ofbeldi ‘ubermut’; vgl.
auch beldinn ‘gewaltsam’ (poet.) und
beldni f. ‘ungestum’,- — vgl. baldr.
beigja schw. V. ‘aufschwellen, aufbla-
sen’, nisl. fár. belgja, nnorw. belgja,
belga, nschw. dial. bálga ‘aufgeblasen
belgr
32
ber
werden, sich erzumen', ndá. btslge
'aufschwellen, hervorragen", — - ae.
abielgan, ahd. irbelgan ‘erziimen’, nnl.
verbolgen ‘zoraig’. — vgl. belgr, bol-
ginn und bolgna.
belgr m ’balg, ledersack; blasebalg;
bauch’, nisl. belgur, fár. bjelgur, nnorw.
belg, nschw. baig, ndá. bælg. — > shetl.
belg ‘balg. sack’; > finn. pale, palje
‘blasebalg’, wep>s. palgiS ‘erbsenschote’
(Setálá FUF 13, 1913, 420; Karsten
GFL 83-87 betrachtet diese formen als
beweis fiir urspr. es-, os- stamm) und
finn. palho, palku, wot. palko ‘schale’
(Thomsen 2, 204). — got. balgs, ae.
bel(i)g, byl(i)g. 'balg, sack, schote’ (ne
belly ‘bauch’, bellows ‘blasebalg’), afr.
as. ahd. balg. — ai. barhi- ‘opferstreu’,
av. bartziS ‘polster, kissen’, gall. bulga
‘ledersack’, mir. bolg 'sack’ (vgl. bolgaim
‘schwellen’). — vgl. bali, belgja.bol-
ginn, bolstr, bylgja und weiter bgllr.
Beli mPN. Riesenname, eig. ‘der briiller’,
vgl. belja.
belja schw. V. ‘briillen’, nisl. fár. nnorw.
belja, aschw. balia. — > ne. dial. beal
‘briiúen’ (Thorson 54). — ae. bellan
‘briillen, gmnzen’, ahd. bellan ‘bellen,
zanken’mit -ll- aus idg-/s-; daneben, mnl.
bellen ‘bellen’; vgl. daneben abl.ae.
bylgan ‘briillen’. — asl. bl&jati ‘blöken’,
lit. bilu, bilóti ‘reden’, byld ‘rede’,
balsas ‘stimme, ton’, lett. bilstu, bilst
‘reden, anreden’, zur idg. wzl. *bhel,
bhls (s. Persson UUÁ 1891, 87). —
vgl. baldrast, balti, baula 2, beli,
bjalla, boli und bylr.
belía 1 st. V. ‘stossen, treffen, schaden’,
nisl. bella ‘stossen, verwunden’, fár.
bella ‘schádigen, fehlen’, schw. dial.
bilta ‘eifrig arbeiten’. — > shetl.
ball ‘stossen’. werfen — vgl. bgllr.
— 2 schw. V. kráftig machen, aufmun-
tem, ausfiihren (< urgerm. *balpjan)
nisl. norw. bella ‘kráftig machen’,
nschw. dial. baila, ádá bœldce ‘vermö-
gen’. —- got. balþjan ‘kiihn sein, wagen’,
ae. besldan, bieldan ‘ermutigen, mah-
nen’, as. beldian ‘kiihn machen’, ahd.
balden ‘ermutigen’. — vgl. ballr.
Bellingr m beiname, zu norw. belling
< beinlingr ‘fusshaut eines tieres, als
beinbekleidung verwendet’ (Falk, MM
1917, 55), also wohl mit hinsicht auf die
adoptionsform der schuhsteigung (s.
meine Altgerm. Religionsgeschichte 2
aufl. I, 1955, § 208) als‘adoptivsohn’zu
erkláren (s. A. Erler, Zs. der Savigny-
Stiftung 64, 1944. Germ. Abt. s. 93).
belti n ‘giirtél’, nisl. fár. belti, nnorw.
belte, nschw. bölte, ndá. btslte ‘giirtel’. —
> shetl. belt ‘art seetang (Jakobsen
30); > lpN bellte, billte ‘giirtel’ (Qvig- i
stad 104). Entweder < ae. belt (Fischer
15) oder ahd. balz (F. Jónsson, Forh. 73)
die wieder < lat. balteus ‘schwert-
gehánge’. — vgl. baldrekr.
ben f und n. ‘wunde (< urgerm. *banjð)\
nisl. fár. nnorw ben, aschw. bdn, adá.
ben. — got. banja, ae. benn, as. beni-
(wunda). — vgl. bani und benja.
Vereinzelt als glied von PN. vgl.
Bengeirr, und die ahd. entspre-
chung Baniger (Naumann 82).
bend f ‘wunde’ — afr. benethe, as. baneöi
— iþö- erw. zu ben.
benda 1 schw. V. ‘anzeigen; vorbedeu-
ten’ (< urgerm. *bandwjan\ vgl. iiber
die form A. Kock UB 210-1). — got.
bandwjan ‘ein zeichen geben’ zu bandwa
‘zeichen’.
Weitere verbindungen unsicher.
Viell. zu ae. bðnian ‘polieren’,
mnd. bðnen, nnl. boenen, mhd.
biienen ‘scheuem’; vgl. gr. <palvtú
‘zeige’, (patvojxat ‘scheine, leuchte’,
qjavepó? ‘sichtbar, offenbar’, ai.
bha, 'schein, licht, glanz', bhdti
‘leuchtet, scheint’, air. bán ‘weiss’,
arm. banam ‘öffne, enthiille’ (IEW.
104). — vgl. banda und bákn.
— 2 schw. V. ‘binden, beugen, spannen
(< urgerm. *bandjan), nisl. fár. norw.
benda, nschw. bánda, ndá. bende. —
> shetl bend ‘einem packpferd eine
last aufbinden’. — ae. bendan, mhd.
benden ‘binden, spannen'. — Denom.
von band.
bendi n. 'band, seil’ (<ura. *bandja) —
got. bandi, mnd. mhd. bende. — vgl.
band.
benditl m ‘garbenband’ (nur Sn E. in
derbed. ‘saat’), nisl. bendill, fár. bendil,
bendul, nnorw. bendel. — > orkn.
benlins ‘teil des schobers, wo die stroh-
bánder gewunden werden’ (Marwick
12); shetl. bennel, schott. dial. beinneal
'strohband’. — me. mnd. mhd. bendel,
ahd. bentil ‘bándchen’ — vgl. band.
benja schw. V. verwunden’, nisl. benja —
> shetl. bin. — ae. bennian ‘ver-
wunden'. — vgl. ben.
benzi n. ‘biegung, spannung (nurStrengl.)
(< urgerm. *bandisla-) — mnd. bendsel
'bund’. — vgl. band.
ber 1 m. nur in Zss wie berfjall 'bárenfell’,
berharðr ‘bárenkiihn. — vgl. bera I.
— 2 n ‘beere’ (< urgerm. *bazja), nisl.
fár. nnorw. ber, nschw bár, ndá. btsr. —
ae. berie, berige, as. ahd. beri, nnl. bezie
‘beere’; daneben auch die form *basja
in got (weina-) basi ‘weinbeere’, nnl.
bes ‘beere’, nnd. besing ‘heidelbeere’. —
vgl. basinn.
Entweder erklárt durch nnorw.
bas(e) ‘kleiner strauch’ (S. Bugge,
bera
33
berlingr
PBB •21, 1896, 421) und also ‘auf
strauchartigen gewáchsen wach-
send', oder zu ae. basu 'rot’ (Lidén
IF 18, 1906, 415-6); vgl. auch
bósi.
bera 1 f ‘bárin’, nisl. nnorw. bera (die
brechung hat durch ausgleich nicht
stattgefunden; so A. Noreen § 91
oder weil das wort eine junge bildung
zu beri sein soll, so Hesselman, Vást-
nord, Stud. 1, 1912, 56-7). — vgl.
bjern.
— 2 i ‘schild' (poet.), eig. ‘was getragen
wird’, vgl. bera 3.
— 3 st. V. ‘tragen, fiihren’, nisl. fár. norw.
bera, nschw. bara, ndá. besre. — > orkn.
bear, shetl. ber, bear. — got. bairan, ae.
beran, afr. bera, as. ahd. beran ‘tragen’.
— lat. fero, gr. <pép<ú, ai. bhar&mi, asl.
bera, birati, air. biru, arm. berem ‘trage’
(IEW. 128-132). — vgl. bira, barar,
barmr 1, barn, berill, burðr, Buri,
burr, byrð, byrða 1, byrðr, byrja 1,
byrla, byrr, besra und btsrr.
— 4 schw. V. ‘entblössen’, nisl. bera. —
ae. barian, afr. baria, ahd. gibarön
‘ds’ — vgl. berr 2.
berg 1 n ‘berg, felsen', vgl. bjarg.
— 2 in PN, wie Bergljót, Bergsveinn,
Bergulfr. Bergþórr, vgl. bjgrg.
Bergelmir mPN. name eines urriesen’,
wohl zu trennen ber-gelmir ‘der wie ein
bár briillende’ (nicht als berg-gelmir
’der im gebirge briillende', A. Kock.
ANF 27, 1911, 136-8). — vgl. ber 1
und galmr.
bergja schw. V. ‘schmecken, kosten’,
nisl. nnorw. bergja. — ae. biergan
‘kosten, schmausen’ (Holthausen IF 32,
1913, 340). — möglich zu gr. <pép( 3 <ú
‘lasse weiden, náhre’, <popPr) ‘weide,
nahrung’ (WP II. 164). — vgl. birgja
und birgr.
bergr in PN. wie Þorbergr auch selb-
stándig als Bergr. — vgl. bjgrg.
-berl 1 m ‘tráger’ z.B. áberi ‘anklager’ —
ae. afr. -bera, as. ahd. -bero. — lat. -fer,
arm -ber. — vgl. bera 3.
— 2 m ‘schláger in herberi ‘schwert’
(poet.). -— vgl. berja.
berill m ‘gefáss’ (spát bezeugt), nisl.
berill 'flasche’. — > shetl. berel ‘korb’
— gewöhnlich gedeutet als lehnwort
aus dem rom. vgl. mlat. barillus, afrz.
baril, it. barile ‘fass’, it. barella ‘trage’
(Fischer 77), aber nicht wahrsch., weil
auch ahd. biril 'korb’ vorliegt, und eine
abl. nebenform *burilaz, wohl die
grundlage fiir finn. purilas neben
parilas ‘tragbahre' (SetáláFOF 12,1912,
279-84). daneben steht.—vgl. bera 3.
berja schw. V. ‘schlagen, dreschen;
töten’, nisl. fár. nnorw. berja, nschw.
dial. b&rga, adá btsries. — > shetl.
berri 'dreschen', orkn. aaber (< *af-
berja) ‘eine garbe halb dreschen’ (Mar-
wick 1); > me. bary, ne. dial. barry,
berry ‘dreschen’ (Björkman 183). —
æ. berian 'plagen, quálen’, ahd. berien
‘schlagen, klopfen’, mhd. berien, bem
‘ds’. — lat. ferio 'stossen, hauen',
foro ‘bohren’, gr. ipapáu ‘pfluge', ai.
bhfnáti ‘versehren', asl. borjq, brati
‘kámpfen’, lit. barú 'schelte’, mir. bem(a)
'kluft, öfinung’, alb. bie 'klopfe, schla-
f e’, arm. beran ‘mund’ (WP. II, 159,
EW. 133-135). — vgl. barátta, bar -
dagi, barki 1, barlast, barr 3,
berlingr, bora, bgrgr.
Man nimmt eine idg.wzl. *bher
'ritzen, spalten, schneiden’ an und
stellt daneben andere; *bher ‘her-
vorstechen', *bher 'aufwallen’, *bher
‘flechten, weben’, weiter *bhered
’schneiden’, *bherem ‘hervorste-
hen’, *bhereu ‘sich heftig bewegen'.
Diese werden wohl irgendwie zu-
sammenhángen; wie J. Trier, Holz
1952, 81-90 annimmt, beziehen sie
sich auf die unterwaldwirtschaft.
Dazu gehören wörter fiir geflecht,
zaun, rand, kant wie barð 1,
barmr 2 und borð, fiir báume und
das dazu gehörige holz, wie bgrr,
brandr, fiir knospen und zweige
wie brum und barð, fiir das
brechen und schneiden der zweige,
wie berja und brjóta, auch fiir
das geflecht, zaun, mannring wie
bregða und bragr 1. Vgl. auch
bróðir und brúðr. Nach der
bildung sind zu unterscheiden:
♦Mwrmitdental-erw. vgl. barð, borð,
brandr.
— mit m-erw. vgl. barmr
— mit s-erw. vgl. barr
— mit p-erw. vgl. bgrr
*bhrei vgl. brimi, bringa.
*bhreuvgl. brenna 1, brjóta, brjó-
nar, brjóst, brú und brum.
berkja schw. V. ‘toben; prahlen’ — ae.
beorcan, borcian, ne. bark ‘bellen’. —
lit. burgéti ‘brummen, zanken’, serb.
brgljati ‘murmeln’, auch wohl lett.
br'gca, brékt ‘schreien’ (IEW 138). —
vgl. barkliga, berklingr. und borkn.
berklingr mBN. — vgl. berkja.
berllngr m. ‘zwergenname', eig. ‘kurzer
balken’, vgl. berlingsáss ‘dicker stock’,
norw.-dial berling ‘kleiner balken in
einem fahrzeug’, nschw. barling ‘hand-
speiche’. — > air. beirling, birling ‘bal-
ken’ (Marstrander NVA 1915, Nr 5,
21-2). — daneben steht das grundwort
aschw. har ‘stange’ < mhd. barre
'riegel, schranke’, bar ‘balken’. —
3
bemi
34
beysti
lat. forus 'eingehegter gang’, russ.
zabor ‘zaun’. — vgl. berja.
berni n {< um *barnja) in Zss. ein-
berni 'einziges kind’, óskberni ‘adoptiv-
kind’. — vgl. barn.
bernskr adj. 'kindisch’ (< urgerm.
*barniska-), nisl. bernskur, aschw. barn-
sker, besrnsker ; vgl. auch bemska f.
‘kindheit’, nisL bernska, nnorw. adá.
barnska. — vgl. barn.
berr I m 'widder ’ (bula’l ; vgl. barri i.
— 2 adj. ’ entbldsst. nackt; sichtbar ,
deutlich* (< umord. ^balia-) nisl. oer.
fár? Vzfur, nnorw. berr, hschw.ndá.
bar. — ae. bœr, afr. ber. as. ahd. bar
‘bloss’. — asl^ bosú, lit. básas ‘bloss’,
arm. bok (<~*TiKBSkO-) ‘bartUSS ^ zjl
éin er ide.* wzl. *bhes ‘schabeiT~ (Pers-
SOjruUA 1891, 115; Kretschmer
KZ 31, 1892, 414 ;'H. Peterson IF 23,
1909. 393)- — vgl. bera 4.
berserkr m ‘berserker, bárenháuter (als
mitglied einer kultischen gemeinschaft),
nisl. fár. berserkur, nnorw. berserk ; vgl.
ulfheðinn ‘der im wolfspelz gehiillte’.
— vgl. bera 1 und serkr.
Abzulehnen die altere erklárung
‘der im blossen hemd kámpfende’
(E. Noreen ANF 40, 1932, 242-54).
bersi, bessi m. 'bár’, auch PN, nisl.
bersi, bessi 'bár’, nnorw. dial. besse
'grosse, starke person’, nschw. bjasse
‘starker kerl’, dial. bjasse 'bár’. —
> lpN biesse ‘bár' (Qvigstad 106). —
vgl. daneben bassi. Abgeleitet vom
grundwort *ber (vgl. bjgrn) mitdem
s-suff. wie m fox.
besti n ‘bast’, (nur Vgl.kv.) (< um.
*ga-bastja-) nnorw. beste ; kollekt zu
bast.
bestill mBN. vgl. bast.
bestingr m ‘bár’ (þula), wohl eig. 'der
mit einem band festgehalten wird’
(also: zahmer bár?), vgl. auch bestingr
‘aus baumrinde gemachtes band'. —
vgl. bast.
Bestla f. PN. 'riésin, mutter vonOdin’.
Etymologie fragwiirdig. Entweder
aus gmndform *Bastilön und dann
mit bestill zu vergleichen (Gering,
Edda-Komm I, 151), vielleicht
als chthonisches wesen, oder als
Eibengöttin (eig. 'bast-spenderin,
vgl. F. R. Schröder, TJnters. germ.
Rel. gesch. I, 1941, 69), oder
< *Banstilön (also iiber zwischen-
form *Beestla) zu afr. bðst 'eheliche
verbindung’, böstigia 'heiraten’
(vgl. binda), also eig. ‘ehefrau,
gattin’ (Siebs. ZfdPh 29, 1896,
397). Fiir die erklárung ‘die frau,
die den schicksalsíaden webt'
(Malone, PMLA 67, 1952, 1156)
gibt die iiberlieferung iiberhaupt
keinen anhaltspunkt.
betr adv. ‘besser’ (< urgerm. *batiz),
nisl. far. beiur, norw. beter, aschw.
bœter, adá beetær, beder. — got. batis,
ae. afr. bet, as. bat, bet, ahd. baz. Dazu
adj. betrl, nisl. fár. betri, nnorw. betre,
nschw. bdttre, ndá. bedre. — got. batiza,
ae. bet(e)ra, afr. bet(e)re, as. betara, ahd.
bezzir(o). — viell. zu ai. bhadrás ‘tiich-
tig, gut’ (IEW. 106). — vgl. bati,
beztr, bót und bœta.
beygja schw. V. ‘beugen, biegen’, nisl.
beygja, fár. boyggja, norw. boygja,
nschw. böja, ndá. boie. — ae. biegan,
bygan, afr. béia, as. bögian, ahd. bougan
'beugen’ vgl. got. usbaugjan. 'ausfegen’.
Kaus. zu bjúga.
beyglast schw. V. ‘sich beugen’ (< ur-
germ. *baugilön). Denom. zu baugr.
Beyla f. PN. ‘dienstmagd von Freyja'
(nur Ls. 56).
Etymologie durchaus fraglich. Un-
befriedigend zu nisl. beyla 'buckel’;
vgl. aschw. bolin, bulin ‘geschwol-
len’ und got. ufbauljan ‘aufblasen’,
danebén abl. ae. býle, afr. béle, as.
biila, mnd. búle, ahd. búlia, bulla
‘beule', vgl. air. bolach 'beule’
(weiter zu bóla 1). — Andere
erklárungsversuche sind: zu anorw.
baula 1 ‘kuh’, also etwa ‘kuh-
magd’ (F. Jónsson, Goðafræði
1913, 74); aus gmndform <
*baunilö, etwa ‘Frau Bohne’ (Sie-
vers PBB 18, 1894, 583); aus
< *biu-ilö demin. von biu ‘biene’
(vgl. bý), obgleich der laut ey den
lautgesetzen nicht entspricht (G.
Dumézil, La Nouvelle CI10 3, 1952,
15). Ganz abwegig < *Bauðilö
vgl. got. Cannabaudes, wand. Bau-
dus und weiter zu Buðli (Holt-
hausen, Anglia 70, 1951, 11).
beysingr m PN., nnorw. beysing ‘vor-
wártsstiirzender tölpel’. — vgl. busi.
beysta schw. V. ‘schlagen; dreschen;
rudem (< um. *bautstian, s. A. M.
Sturtevant, JEGPh 33, 1934, 93); nisl.
beysta, nnorw. dial. beysta, schw. bðsta,
ádá beste ‘schlagen, prugehi’.
> orkn. baist ‘schlagen’; > ne. dial.
baste ‘schlagen, priigeln’ (Björkman
67). — lat. fústis (< *bhud-sti) ‘kniit-
tel'. — vgl. bausti und bauta.
beystl n ‘schinken’ {< um. *baustia),
nnorw. beyste, nschw. bðste ; vgl. nisl.
beysinn, bústinn ‘dick’, nnorw: baus
‘stolz, iibermiitig’. — > finn. pðysti
‘schinken’ (Setálá FUF 13, 1913, 324
u. 432). — me. bosten (ne. boast) ‘prah-
len’, nhd. dial. baust ‘wulst’, abl. ae.
beost, bysting (ne. beastings, biestings).
beyta
35
bik
ahd. biost ‘biestmilch’. Zur idg. wzl Die Etymologie ist unsicher. Falls
•bhus ‘aufgeschwollen sein’, erw. zu zu der unter biða behandelten
*bhu- (vgl. býfa). — vgl. bausti, gruppe, scheint klassenwechsel
busi, busilkinna, buskr, busl.bústr stattgefunden zu haben (s. Osthoff,
und bysja. PBB 8, 1882, 140), was ja öfter
beyta schw. V. 'schlagen’. —vgl. bauta. zutagetritt. Jedenfalls stimmt die
beytiii m. ‘zeugungsglied des pferdes’, bed. ausgezeichnet zu den vor-
auch BN, eig. ‘stosser’. — ae. býtel, stellungen des mannkreises, weit
bietel (ne. beetle) ’hammer’, mnd. bðtel, besser £ils zu ai. b&dhate ‘drángen,
mhd. bcezel ‘schláger’. — vgl. bauta. plagen’, alb. bint ‘sich beugen’, lit.
beztr auch baztr adj. ‘der beste’, nisl. bodús ‘widerwártig’ (zu denen
fár. bestur, nnorw. best, nschw. bást, IEW 114 biðja stellen). — Van
ndá. best. — got. batista, ae. betst, afr. Windekens 94 unrichtig zu toch B.
best, as. betst, best, ahd. bezzist. — peti, A poto ehrfurcht’.
vgl. betr. bifa 1 f. oder bifi m. ‘eine art erzáhlung’,
bið n. pl. ‘erwartung’. — ae. bid. — vgl. bifum fáðr von einem mit dar-
vgl. btða. stellungen bemalten schild. — Ohne
biða 1 f ‘erwartung’, nisl. biða, nnorw. befriedigende etym. Die verbindung
bia. — mhd. bite f. ‘verweilen’. — mit der idg.wzl *bha- ‘reden’ (vgl.
vgl. biða. been) lásst sich nicht wahrscheinlich
— 2 schw. V. ‘erwarten’, nnorw. bida. machen (redupliz. wzl. ?)
Deverbative ð«-Bildung zu biða (Wiss- —2 schw. V. ‘beben, zittem’, nisl. bifa,
mann 52). — ae. onbidian ‘erwarten’, fár. nnorw. biva, nschw. báva, ndá.
afr. bidia ‘warten’, as. bidön ‘bleiben’. bœve. — > orkn. baiver ‘beben’ (Mar-
bíða st. V. ‘warten; ausharren, erlangen, wick 8); > frz. rebiffer ‘die nase
erdulden’ (in dieser bed. aus *ga- rumpfen’ (möglich nach Gamillscheg
biðan), nisl. fár. biða, nnorw. nschw. 744). — ae. bifian, biofian, afr. bevia,
bida, ndá. bie — got. beidan, ae. as. bivia, beva, as. bibon, ahd. bibln 'beben’.
bídan, afr. bidia, ahd. éííaw‘warten’.— — eig. redupl. bildung, wie bibheti
vgl. beiða 2, bið, biða und biðja. ‘fiirchtet sich’ zu ai. bhi- ‘furcht’,
Der form nach stimmt das germ. bháyate ‘fiirchtet sich’, asl. bojq $(
wort. genau zu lat. fido ‘vertrauen, ‘fiirchte’, lit. baidaú, baidýti 'scheu-
gr. jteíöti ‘iiberreden’, TteíÖo^at chen’, baijús 'furchtbar, schrecklich’,
‘vertrauen auf, sich iiberreden bijaús, bijótis ‘sich fiirchten’, lett.
lassen’. Eine gerade linie scheint bistuðs, bitiés ‘sich fiirchten’, báidu,
zwischen den bedeutungen dieser báidyt ‘schrecken’, apr. biátu/ei ‘fiirch-
wörter schwer auffindbar; J. Trier, ten’ (IEW 161-2). — vgl. beigaðr,
ZfdPhilyo, 1947-9, 341-2 geht von bifra, bil 2, und pipra 1.
den bescháftigungen des mann- biflia, bibiia f. ‘lateinisches buch’ <
kreises aus und findet die urspr. mlat. biblia. Die form mit f viellekht
bed. ‘flechtzaun’ in lat. fiscus aus gr. pijiXía (s. Sturtevant, Fschr.
(< *fidscus) ‘binsenkorb, weiden- Flom 1942, 50).
korb’, wie auch in nisl. biða ‘milch- Blflindi m. Odinsname, wohl ‘der gott
kiibel’, nnorw. dial. bide 'butter- mit dem bemalten schild’ (H. Falk,
fass’ und gr. ir£ 0 o« ‘tönernes vor- SVS. Oslo 1924 Nr 10, 4). — vgl.
ratsgefáss’. Leider fehlen fiir das bifa 1.
germ. eben die wörter, die eine bifra f. BN. ‘eine die bebt’, vgl. ndá.
vermittelnde stellung zwischen beevre 'beben’ — vgl.it/a2.
‘flechtwerk fiir korb und ton- BifrQBt f. ‘name des regenbogens’ eig.
gefáss’ > ‘mannring’ bilden. ‘der schwankende weg’ ? Daneben auch
biðill m ‘freier, werber’, nisl. biðill, fár. Bilrgst.
biðil, nnorw. bidel, bél, aschw. bipil, adá. Bifurr m. ‘name eines zwerges’. Entl.
bedel. — ae. bedol, ahd. bitil ‘bittend’, < nd. bever ‘biber’ (fiir die nordische
auch ‘werber’, und davon abgeleitet form vgl. bjórr 3), die Gould, PMLA 44,
mnd. bedeln, ahd. betolön ‘betteln’. — 1929, 942 annimmt, ist unmöghch;
vgl. biðja. eher ‘der zitternde’ zu bifa 2, aber
biðja st. V. ‘bitten’, nisl. fár. biðja, Gutenbrunner, ANF 70, 1955, 63
nnorw. bidja, aschw. bipia, bidha, stellt das wort zu bif ‘schildzier’
nschw. bedja, ndá, bede. — > IpN. (vgl. bifa 1).
biddet ‘bitten’ (Qvigstad 105). — got. blk n ‘pech’, nisl. fár. bik, nnorw. bik,
bidjan, ae. biddan, afr. bidda, as. bekk. — > finn. piki (Karsten IF 26,
biddian, ahd. bittan. — vgl. beiða 2, 1909, 249; aber dann doch junge entl.
biða und biðill. s. Setálá FUF 13, 1913, 425); > lpN.
bikarr
36
Bilskinur
bikka ‘teer' (Qvigstad 107). — < mnd.
pik, vgl. ae. pic (ne. piich), as. pik,
ahd. peh. Aus der mnd. nebenform
pek (vgl. nnl. pek und pik) wurden
entlehnt nschw. beck, ndá. beg. Das
germ. wort stammt aus lat. picetn 'teer,
pech, harz', vgl. gr. Tcloaat, asl. piklú
'pech’.
bikarr m. ‘becher’ (spát. bezeugt), nisl.
fár. nnorw. bikar, aschw. bikar(e)
< as. and. bikeri, wáhrend aschw.
behare, nschw. bágare, ndá. bager <
mnd. beker (s. Höfler ANF 47, 1931,
267); vgl. me. biker, ahd. bechar,
bechári. —- > finn. pikari, estn. péker,
piker, liv. bikár (Thomsen 2, 207;
gewiss junge entl. vgl. Setálá. FUF 13,
1913, 425). — Das germ. wort stammt
aus mlat. becarium, dissimiliert aus baca-
rium, ableitung von lat. bacar ‘weinfass'.
Blkkl 1 PN; vgl. ae. Becca (Widsiö), in
ON. auch Bicca. — Gewöhnlich als kurz
form zu *Sibika betrachtet, vgl. Sifka.
— 2 m.BN., wohl masc. zu ‘bikkja 1.
blkkja 1 f. ‘htindin’ (< urgerm. *bekjðn);
nisl. fár. nnorw. bikkja, aschw. bikiu-,
bykkiu (-hvcelper), nschw. dial. bicka,
bickja, ádá. bikke. — > orkn. bikko,
shetl. bik'k; > lpN. biíío (Qvigstad
109). — ae. biíl (ne. bitch) ‘hiindin’ —
Wenn man das wort greybaka ‘petze’
vergleicht (vgl. baha 1), kann man
auch bikkja zu ai. bhaga- ‘cunnus'
stellen. Oder ist es vielmehr hypokoris-
tisch zu einem lockruf gebildet (Hell-
quist 69) ? — vgl. bikki 2.
— 2 schw. V. ‘werfen, stossen’. — ahd.
bicchen 'stossen’, nnl. bikken ‘schlagen'.
Bil I f. ‘name einer göttin’, wohl dass.
wort wie bil 2 (s. A. Wolf, SSUF 1928-
30 . 72 )-
— 2 n ‘aufenthalt; zeit, augenblick;
schwache stelle'; nisl. fár. nnorw.
schw. dá. dial. bil ‘augenblick'. —
ahd. bil ‘der augenblick, wo das gejagte
wild sich zur wehr stellt’. — vgl.
bila und bilbugr.
Deutung unsicher 1. Grundbed.
‘geistige, ubernatiirliche kraft’,
vgl. fár. bilsen ‘bestiirzt’ und weiter
schw.dial. bele 'langsame, schwie-
rige arbeit’, bela ‘schwer arbeiten’,
ndá.dial. bile ‘unablássig arbeiten'
(A. Wolf, SSUF 1928-30, 17-156).
— 2) zur wzl. *bhi ‘zittem', vgl.
ai bhllu 'schiichtern’, lit. bailus
'furchtsam, (Noreen, Lautl. 227),
vgl. bifa 2. — 3. zu einer wzl.
*bhi, die auch in gr. ápoí stecken
soll und ‘zweiheit’ bedeutet (s.
Torp, Fschr. Unger 1896, 172-3).
— 4. zuridg. wzl. *bhi 'schneiden’,
(vgí. bildr), nschw. dial. bela
‘durch eine scheidewand trennen’,
ahd. billa ‘sauerteig’ (Lidén KZ
61. 1934, !3)- —
blla schw. V. ‘nachgeben; schlaS werden;
fehlschlagen’, nisí. fár. norw. bila. —
vgl. bil 2.
bilbugr m ‘schwáche, feigheit’; nisl.
bilbugur ds. fár. bilbugt 'iibermacht’. —
> shetl. bolbak, bolbek u.a. 'vorteil,
iibermacht’ (Jakobsen 57). — vgl.
bil 2 und bjúga 2.
bílda f ‘pfeil’ (þula), auch bildgr. — Zu
bíldr m. 'aderlassmesser', auch PN
und BN. (< urgerm. *biþla- < idg.
*bhei-tlo-), nisl. bíldur, nnorw. bild
‘aderlassmesser’, aschw. bilder, nschw.
(plog-)bill ‘pflugschar’, ndá. bild ‘stein-
hauerwerkzeug’, bill ’messer’. — Da-
neben urgerm. *biðla- in ae. bill ‘zwei-
schneidiges krummes schwert’, as.
bil ‘schwert’, ahd. mhd. bil ‘spitzhacke,
steinhaue’, nnd. bille ’steinhammer’. —
zur idg. wzl. *bhei 'schlagen’, vgl.
gr. ipiTpói; ‘klotz, scheit’, asl. bijq,
biti ‘schlagen’, russ. bílo ‘schláger’, air.
biail ‘beil', ro-bi ‘schlug’, arm. bir
‘keule’ (IEW 117-8); vgl. auch bgð
und weiter bíða.
Nicht hiermit zu verbinden ahd
bihal, mnd. bil n, bile i. nnl. bijl
‘axt’ (s. Karstien-Mohr, KZ 65,
1938, 154-62); aber wechsel hl: þl
kommt auch sonst vor (vgl.
mdl 1).
Blleygr m. Odinsname, bedeutet ‘der
eines auges ermangelnde' (Gering,
Komm. I, 212) oder 'der mit den
schwachen augen' (Falk SVS Oslo 1924
Nr 10, 4). — vgl. bil 2. und eygr.
bílifi n. ‘wohlleben’ (nur Alex. s.), nisl.
bilifi, býlifi. — < ae. bileofa ‘lebens-
mittel’, oder aus mnd., vgl. mnl.
bileve(n) ‘lebensmittel; nutzniessung’.
billingr ‘zwilling, zwitter’, name fur
zwerg u. riese, nnorw. nschw. billing
‘zwitter’. — Nach Detter. ZfdA 42,
1898, 55 zu bil, das er als ‘gleich’ deutet,
oder wohl eher zu *bila ‘geminus’, vgl.
mnd. billih, ahd. billih ‘passend’, das zu
der in gr. ápípt steckende wzl *bhi
‘zweiheit’ gehören könnte. —- vgl.
bil 2 und biieeti.
Bilrgst myth. name des regenbogens,
neben Bifrgst (s.d.). Das wort bedeutet
wohl ‘die schwankende, nachgiebige
himmelstrasse’. — vgl. bil 2 und rgst.
Bilskírnir ‘name von Thors wohnung’.
Der erste teil ist wohl bil 2; falls der
2. teil zu skirr (s.d.) gehört, bedeutet
es 'der nur fiir augenblicke heitere'
(Mogk, Grundr. III, 358), mit hin-
sicht auf die blitzstrahlen ? oder 'der
lichtstrahlen hervorblitzen lásst' ? (Ma-
bilæti
37
birtingr
lone PMLA 67, 1952, 1160); falls zu
skirra (s.d.) aber ‘der unvergángliche'
(F. Jónsson, Lex.)
bilætl n 'bild’ (nur norw. DN.), nisl.
bilceti, fár. bilœt(i), nnorw. bilcste,
nschw. beldte, ndá. billede.
Das wort zeigt eine gewisse iiber-
einstimmung mit ae. biliö, afr.
bilethe, as. biliði, mnd. bilde, bélde,
nnl. beeld, ahd. bilodi, biladi, bilidi.
Deshalb gewöhnlich betrachtet als
entl. < as. biliði, mit volksetym.
anlehnung an lœti ‘gebárde, wesen'.
— Das urgerm. wort ist nicht
ganz klar. Viell. zur sippe von
billingr (s.d.) gehörend und dann
eigentlich 'doppelwesen' (FT 73),
aber nach Meringer IF 18, 1905,
286 zur idg. wzl. *bhel 'spalten'
(unter hinweis auf gr. ijóavov
'götterbild' zu í;óg> ‘reiben, scha-
ben’). Oder zu bil und dann eig.
‘wunderzeichen’ ?
bimbult adj. n. 'unruhig’. — Schall-
nachahmendes wort neben abl. bumba
(s.d.),
binda st. V. ‘binden’, nisl. fár. norw.
schw. binda, ndá. binde vgl. shetl.
bind. — got., ae. as. bindan, afr.
binda, ahd. bintan. — lat. offendi-
mentum ‘kinnband an der priester-
miitze’, gr. nefotpa 'band’, nevOepó;
'schwiegervater’, ai. badhnati ‘bindet’,
bandhu- ‘verwandter’, lit. béHdras ‘teil-
nehmer', gall. benna ‘wagenkorb, fuhr-
werk’, mir. buinne ‘band’ (IEW 127). —
vgl. band, bdss, benda 2, bendill,
bundin und byndi.
blngr m. ‘teil eines zimmers; bett’, nisl.
bingur ‘haufe, vorrat’, fár. bingur
‘kiste’, nnorw. binge ‘dungerraum’,
aschw. binge, nschw. dial. bing ‘kom-
kasten’, binge ‘scheune fiir getreide
oder stroh’, ndá. bing 'kasten, getreide-
kiste'. — > orkn. shetl. bing ‘haufe’;
> me. binge, ne. dial. bing ‘haufe’
(Björkman 204). — mnd binge ‘kessel-
förmige vertiefung’; daneben abl.
nnorw. bunga ‘kleiner haufe’, nschw.
bunge ‘waldchen’, mnl. bonge ‘sack',
ahd. bungo ‘knolle’.—ai. bahu- ‘dicht’,
gr. itax<i? ‘dick, dicht, feist’, lett. biezs
’dicht, dick’ (IEW 128). — vglT bunga,'
bungi und bunki.
bingsi m. ‘bár’, auch BN, nnorw. bingse
'bár’, neben bingsa ‘bárin’, vgl. bingsa
‘schwerfállig gehen’. — vgl. bangsi.
birgð f. ‘unterhalt, speisevorrat’, vgl.
birgja.
birgingu fPN. run. norw. Opedal 400-450
(Krause Nr 60). — Wáhrend S. Bugge,
NlaeR I, 303 denkt an eine -ing- Abl.
von einem kurznamen Bjorg, erklárt
C. J. S. Marstrander, NTS 3, 1929, 174
es ansprechender als abl. von berg
also ‘die vom berge’. Krause zu ae.
byrging ‘begrábnis'. vgl. birgja.
Birgir mPN. nnorw. Berge(r) — < adj.
birgijaR ‘der hilfsbereite' (s. I. Lind-
quist NB 27, 1939, 10), urspr. wohl
schwedischer PN. — vgl. birgjd.
birgja schw. V. ‘bergen, helfen, versor-
gen’, nisl. birgja. — Dazu birgr
adj. ‘wer sich zu helfen weiss’, nisl.
birgur 'ds', fár. birgur ‘gesund, kráftig’,
nnorw. byrg 'versorgt; stolz’, schw. dial.
bðrg ‘tauglich, geniigend’. — vgl.
bjarga.
birki n. ‘birkenwald’ (< urgerm. *ber-
kia-), nisl. birki 'ds’, fár. birki
’birke’, nnorw. birkje, nschw. bjðrke
‘birkenwald’. — > me. birke, ne.dial.
birk ‘birke, birkenwald’ (Thorson 54).
— Dazu: birkinn ‘von birkenholz’
(nur Gör II, 12). — > ne. dial.
birken ‘ds' (Thorson 54). — ae.
bircen, beorcen, ahd. birktn ds. — Viel-
leicht wurde das Eddawort dem w-
germ. eritnommen (Mohr, ZfdA 76,
1940, 154), aber die entl. ins engl.
weist auf weitere verbreitung hin. —
vgl bjýrk.
Ein anderes wort ist nisl birkinn
‘trocken wie rinde’, fár. berkinn
‘scharf, bitter’, nnorw.dial. birkjen,
berkjen 'trocken, hart', schw. dial.
barkun ‘bitter, scharf’, die zu
bprkr gehören (J. Sahlgren, Edd.
II, 276-7).
birkja 1 f. ‘birkensaft', nnorw. byrkja. —
vgl. bjgrk.
— 2 schw. V. ‘abrinden’, nisl. birkja,
nnorw. berkja. — vgl. bgrkr.
birna f ‘bárin’, auch PN (< urgerm.
*bernið); nisl. birna, nnorw. birna,
binna, aschw. birna. — ae. biren(e),
ahd. birin. — vgl. bjgrn.
birta 1 f. ‘glanz’. — vgl. birta 2 und
birti.
— 2 schw. V. ‘klar macken, erhellen; er-
láutem' (< urgerm. *berhtian), nisl.
fár. birta, nnorw. byrta, ádá. birta. —
> shetl. birt. burt ‘anziinden'. — got.
bairhtjan ‘offenbaren’, ae. -bierhtan,
'leuchten, kláren, feiem’, ahd. berahten
‘leuchten, erhellen’. — Dazu birti f.
‘glanz’, (< urgerm. *berhtí). — > shetl.
btrti, birtek ‘tabuwort fiir feuer'. —
got. bairhtei, ae. bierhtu, ahd. berahti. —
birtingr m. ‘forelle, salmo trutta'
(s. Nordgaard MM 1912, 55), nisl.
birtingur ‘lachsart’, 'nnorw. byrting,
nschw. dial. börting 'salmo tmtta’. —
> shetl. bjartin ‘Ueines kind’ (Jakob-
sen 43). — Eig. nach der farbe benannt,
vgl. birting í. ‘schein, glanz’ und bjartr[
biskup
38
bjalla
biskup, byskup m. 'bischof’, nisl. biskup,
byshup, fár. biskupur, biskoppur,
nnorw. bisp. aschw. biskoper, nschw.
ndá. biskop. — < ae. biscop, bisceop;
vgl. afr. biskop, as. biscop, ahd.
biscof, got. aipiskaupus < lat. episco-
pus, gr. é7tíoxo7toi;'aufseher’(Fischer52).
bismari m ‘schneUwaage' (erst 13. Jht),
vgl. bismarapund ‘gewicht, 24 mark',
fár. bismari, nnorw. bistnar, aschw.
bismare, bisman, besman, nschw. bes-
man, dial. bismere, ndá. bismer. —
> orkn. bismar, shetl. bismer (Mar-
wick 13); > schott. biorsamaid (A.
Bugge, Fschr. K. Meyer 300); > lpN.
bismar (Qvigstad 108). — < mnd.
bisemer und dieses aus russ. bezmen
‘handwaage', lit. bezmlnas (Fischer
44), wáhrend die ostskand. form besman
unmittelbar aus dem russischen stammt
(Sarauw, DSt 1930, 57).
bissus m. ‘feines leinwand’ (nur Stjórn)
— < mhd bissus ‘zwirne’, eig ‘aus
baumwoUe gefertigter stofi’ < mlat.
byssus ‘leinwand, kattun', vgl. mhd.
bisse, mnl. bis{se) ‘feines gewebe’.
Das íat. wort kommt aus gr. púooo? und
dieses wieder aus aram. bús 'leinen’.
bistr adj. ‘zornig’. — < mnd. bister,
das wieder aus russ. bystr ‘schnell,
rasch’ herstammen soll (Fischer 44).
bisund f. 'goldmiinze’ (spát. bezeugt) —
< mnd. bisant < mlat. bisantius
‘byzant. munze’.
bit n. ‘biss’, schárfe, viehweide’, nisl.
fár. nnorw. bit, nschw. bett, adá. bid. —
> shetl. bit ‘biss', bid ‘teil einer angel-
schnur' (Jakobsen 37); > lpN. bitta
'stiick’ (Thomsen 2, 96). — daneben
ae. bite, afr. bil(i), as. biti, nnl. beet,
ahd. biz. — vgl. bíta.
bita schw.V. ‘zerteilen’, nschw. beta,
ndá. bede. — mhd. verbizzen ‘verkeilen’,
ahd. bizzön ‘knirschen’. — vgl. bita.
bita st. V. ‘beissen 1 ; nisl. fár. bita, nnorw.
nschw. bita, ndá. bide. — got. beitan,
ae. as. bitan, afr. bita, ahd. bizzan
‘beissen’ (eig. 'spalten’) — i dg. wzl.
*bheid , v gl. lat. findo, ai. bhlnadmi,
bhédSmi ‘spalten 1 (IKW ii6). — vgl.
betskr, beit, beita, beiti, beizl, bit,
biti, bitill, bitlingr und bitr.
biti 1 m. ‘bissen, zahn (eig. beisser)’,
nisl. fár. biti, nnorw. bite, aschw. biti,
nschw. beta. — ae. bita, afr. bita, mnd.
bete, ahd. bizzo ‘bissen’. — vgl. bita.
—-2 m. ‘querbalken .im hausdach; der
die beiden spanten verbindende quer-
balken', nisl. fár. biti, nnorw. bite. —
> finn. piitta ‘balken’ (Karsten GFL
159; nacn Setálá, FUF 13, 1913. 4*5
junge entl.); > lpN. bitta ‘querbalken
in einem boot' (Qvigstad 109); > ne.
bitts, bits, frz. bitte ‘beting’ (K. Nyrup,
Aarb. 1919, 26), ital. bitta (H. Falk,
WS 4, 1912, 47); > russ. bet' ‘querbrett
in einem boot’ (E. Meyer, ZfsPh 5,
1929, 142-4). — mhd. bizze ‘holzkeil’,
vgl. nnl. beting 'stánder an bord’. —
vgl. biti 1.
bitill, bituU m. 'gebiss’, nisl. bitill,
nnorw. bitel, nschw. bettul ‘ds’, aber
fár. bitil ‘stiickchen’. — > shetl. bitel
‘grosser zahn'. — ae. bilol ‘gebiss’, mhd
bizzel ‘bisschen’. — vgl. bita. —Dazu
bitlingr m. 'kleines abgebissenes
stiick’.
bitr adj. ‘bitter’, nisl. fár. bitur, nnorw,
nschw. ndá. bitter. — ae. biter, bitler,
as. ahd. bittar; daneben got. baitrs
‘bitter’. — vgl. bíta und beiskr.
bítr m. ‘beisser', wurzelnomen zu bita.
bjafall m. 'mantel mit kapuze aber ohne
ármel' (schottische tracht, nur Eiriks
saga rauða c. 8, wo kjafall steht). —
wohl ein schott. wort; aus air. birbell,
das wieder aus án. berfell, berfjall
‘bárenpelz’ stammt (Marstrander ANV
1915 Nr. 5, 3X-2).
bjagleitr adj. ‘schief, unförmig’, vgl.
nisl. bjaga ‘schief machen, vergewálti-
gen’. — vgl. baga 1.
bjalfi m. ‘pelzjacke’, auch BN und PN;
nisl. bjálfi ‘ds’. fár. bjálfi ‘seehundbalg,
in dem die seelen verstorbener sich
offenbaren; peiz’. — < russ. biljak
'im winter gefangener seehund’, biljók,
bílók ‘seehundjunges’, zu bél ‘weiss’.
Bjalkaland 'sagenhaftes land in Ost-
europa’. — wohl < russ. bélka 'eich-
hörnchen’.
bjalki m. 'balken' (< urgerm. *belkan),
nisl. fár. bjálki, nnorw. bjelke, nschw.
bjálke, ndá. bjelke. — gr. <páXay5
‘runder balken, waagestange, schlacht-
ordnung’, russ. bolozno ‘dickes brett’,
lit. balíiena ‘balken an der egge', lett.
bdlziéns ‘stiitze am pflug’, vgl. auch lat.
fulcio ‘stutzen’ (IEW 122-3). — vgl-
bQlkr und spjalkir.
bjalla f. ‘glocke, schelle’, nisl. bjalla,
fár. bjölla, nnorw. bjella, bjella, nschw.
bjálla, ndá. bjelde. — < ae. belle
‘glocke’ (Fischer 24), mnd. bette. —
Bloomfield, Fschr. Sievers 1925,
103 betrachtet bjalla (mit analo-
gischer brechung) als ein schaU-
wort und stellt es zu schw. dial.
bálla ‘schimpfen’, ádá bjælde
‘schimpfen, rufen’, norw. dial.
bjeldra 'schreien’, nschw. diál.
bjállra ‘schwatzen’. — ae. bellan
‘briiUen, bellen', ahd. bellan 'bel-
len, zanken’; wohl mit ll < Iz vgl.
lit. balsas ‘stimme, laut’. — vgl.
belja.
bjának
39
bjartr
bjának, bjannak ‘segen’ (nur Hkr.). —
< air. beannacl < lat. benedictio (S.
Bugge, Studier i, 308).
Bjár m. name aus der heldensage. — <
ae. Beaw, Beowa.
bjarg 1 oder berg n. ‘berg, fels’; nisl.
bjarg, berg, fár. berg, bjarg, bjðrg,
nnorw. nschw. berg, ndá. bjerg. —
> orkn. berry, shetl. berg, bjerg, manx
-berg in ON (s. Marstrander, NTS 6,
1932, 269); > ne. -ber(gh) in ON und
Barby, Barrowby (Ekwail 36); > asl.
brégíi ‘ufer, hiigel’ (Stender-Petersen,
Göt. Vet. och Vitt. Samh. Handl. IV,
31, 1927, Nr 4, 265-6). — ae. beorg
'höhe, grabhiigel’, (ne. barrow ‘grab-
hiigel’), as. ahd. berg, afr. mnl. berch
‘berg’; vgl. got. bairgahei ‘gebirgs-
gegend’. — ai. brhant- ‘hoch', av.
barazah ‘höhe’, air. bri ‘hiigel’, gaU.
Brigantes Volksname, Brigantia 'Bre-
genz’, arm. barjr ‘hoch’, berj ‘höhe’
hett. parkus (< *bhrghu-) ‘hoch’
(IEW 140-141). —vgl. borg, Borgun-
darhólmr und bragr 1.
— 2 in frauennamen und zusammen-
setzungen, vgl. bjgrg 2.
bjarga st. V. ‘bergen, retten’ (<urn.
*bergan), nisl. fár. bjarga, nnorw.
berga, nschw. barga, ndá bjerge. — >
shetl. bjorg ‘sparen, verbergen’. —got.
bairgan, ae. beorgan, as. gibergan,
ahd. bergan ‘bergen’, daneben abl. ae.
byrgan ‘begraben’, borgian ‘behiiten,
borgen’, ahd. borgén 'hiiten, anver-
trauen, borgen’. — asl. brégq, bréSti
‘sorge fiir’, russ. beregú ‘hiite’ (IEW
145). — vgl. bjQrg 1, borga und
byrgja.
bjarkan n. name der rune b ( biercan,
Leiden hs. brica, Abcdarium norm.);
vgl. got. bercna (Salzburg-Wiener hs),
norw. ir. bergann (Book of Ballymote).
Wohl zu bjQrk gehörend.
Wegen des sprossvokals vielleicht
aus einem westgerm. runennamen
entlehnt, meint H. Kuhn, Fschr.
Neckel 70; vgl. auch hagall.
Nach Marstrander NTS 1, 1928,
157-61 soll bjarkan < *berkanð
der name einer göttin sein, der
weiter mit dem namen der göttin
Vercana auf zwei niederrheinischen
Inschriften (CIL XIII, 4511 und
7667) zu vergleichen wáre.
Bjarkey f. ‘inselname’ (z.B. Bjarkey in
Haalogaland, Björkð, iat. Birca am
Málarsee und an der finnischen kiiste),
bedeutet eigentlich 'birkeninsel’, vgl.
bjQrk.
Davon abgeleitet bjarkeyjarrétr,
aschw. bjcerköœ rcettœr ‘das in
diesen handelsplátzen giiltige
recht’ und daraus wieder entlehnt
ádá bjesrk, mnd. berck ‘rechts-
bezirk’(Schiick, UUÁ 1910, 26-27;
E. Wessén NB 11, 1923, 135-77)-
— Eine andere etymologie ver-
bindet das wort mit mnd birk,
berck, bierk und vergleicht afr.
birek, mnl. berek ‘jurisdiktion’;
hieraus soll das wort bjark-(ey)
entlehnt sein (Wadstein NB 2,
1914, 92-7; 12, 1924, 127-38 und
14, 1926, 1-10). Dagegen E. Wes-
sén z.a.S. der darauf hinweist,
dass fr. *birek nicht belegt ist
und auch die betonung schwierig-
keiten macht (obgleich das fiir
wörter mit adv. práfix kaum
zutrifft).
Bjarkl m. PN. (< urgerm. *Berikan,
mit anal. brechung nach A. Kock. UB
45). — ahd. Bericho. — bedeutet
‘der kleine bár’ (Kahle, ANF 26, 1910,
232). — vgl. bjgrn.
Bjarmar mpl. ‘name eines volkes am
Weissen Meer’, vgl. ae. Beormas.
Gewöhnlich abgeleitet < Ip. Berm- <
ostfinn. Perm-, vgl. aruss. Permi.
Dagegen aber V. Jansson. OUÁ 1,
1936, 33-50, der bjarm- aus *berg(a)mo-
ableitet.
Bjarmóðr m.PN. wenn nicht einfach
statt Bjarnmóðr, könnte man verglei-
chen wgot. Bermudus, alam. Peramuot.
bjam- in PN. wie Bjarngrimr, Bjarnhildr
und in zusammensetzungen; vgl. bjQrn-
Bjamharðr m.PN. < ahd. Berinhard,
Bernhard.
Bjarai m.PN. — > air. Berna. — Ent-
weder schwache nebenform zu bjQrn,
oder kuTzname aus Zss. wie Bjornulfr,
Arinbjorn.
bjartr ‘hell’ (< um. *bertaR < urgerm.
*berhtaz), nisl. fár. bjartur, nnorw.
bjart, bjert, nschw. bjdrt, ndá. bjert. —
> shetl. bjart, bjert, bjerk ‘kalter,
trockener wind’ (Jakobsen 43). — got.
bairhts, ae. beorht, briht, as. ber(a)ht,
ahd. beraht. — zur idg. wzl. *bhere§,
vgl. ai. bhrdjati ‘glánzen, strahlen',
bhrdja- ‘glánzend, funkelnd’, lit. brík-
Sla, brikéti ‘anbrechen (vom tage)’,
poln. brzask ‘morgendámmerung’,
kymr. berth ‘glánzend, schön’, ir. Flaith-
bertach PN (IEW. 139). — vgl. birta,
birti, birtingr, bjQrk und brjá.
Oft in PN, sowohl als 1. glied, wie
in Bjartmarr, ebenso in wgerm.
PN. wie Bertefrida, Bertegiselus
wie als 2.glied, wie Hróðbjartr
vgl. burg. Chrodebertus ; weiter
noch wgot. Gisebertus, fránk. Cha-
ribertus. — Neben idg.' *bhereg
steht auch *bhereg, vgl. blakkr.
bjóð
40
bjóga
bjóð n. ‘tisch, schussel’, nisl. bjóð
‘gefass, in das die mit köder versehenen
angelschniire gelegt werden’. — > finn.
pðytci, lpN. bavdde S. peute 'tisch’
(Thomsen SA 2, 208; Setkla FUF 13,
1913, 432, Collinder UL 171); dpl.
bióðum > ne. Beetham ON (Ekwall 33).
— got. biuþs, ae. beod ‘tisch’, beodas
‘schusseln', as. biod, ahd. piot, biet
‘tisch’ (aus dem germ. entl. asl.
bljudú ‘korb’ und lit. bliudas ‘schiissel’,
s. Berneker, IF 10, 1899, 151). Dazu
ahd. biutta, nhd. beute ‘backtrog’ und
weiter zu ae. byden, ahd. butina, mhd.
btíten ‘fass, wanne’ (H. Petersson,
IF 23, 1909, 395), die nicht als entl.
aus lat. butina ‘fass' zu betrachten
sind, sondern zu der sippe von boön
und botn gehören.
Uhlenbeck PBB 30, 1905, 268
verbindet bjóð mit bjóða, das
wort wiirde also ‘angebotenes’,
oder vielmehr ‘worauf angeboten
wird, servierbrett'bedeuten, (Stroh
Deutsche wortgeschichte I, 22);
nach Petersson zu abstrakt, der
an got. bauþs ‘taub, stumm’
ankniipft: eig. bed. ‘gehaltenes’;
nicht weniger abstrakt!
bjóða st. V. ‘bieten’, nisl. far. bjóða,
nnorw. bjoda, nschw. bjuda, agotl.
biauþa, ndá. byde. — > lpN bov’dit,
S. biv’det ‘einladen’ (Qvigstad 115). —
got. -biudan, ae. biodan, afr. biada, as.
biodan, ahd. biotan — gr. neóOopai,
TruvOávopai ‘erforschen, erfahren’, ai.
bodhati 'erwachen, bemerken', asl.
bljudq, bljusti ‘wahren, beobachten’,
lit. bundu, busti 'erwachen’, budrús
‘wachsam’, baudíiu, baústi ‘zurecht-
weisen, strafen’, bauslys ‘befehl’, lett.
baúslis ‘gebot’, air. ro-bud ‘verwar-
nung’, buide ‘dank’ (IEW. 150-2; fiir
die bedeutung S. Bugge, KZ 19, 1870,
441). — vgl. boð, boði 1, Buðli und
býsn.
Porzig, Glied. d. idg. sprachen
(1954) 122 macht darauf aufmerk-
sam, dass die idg. wzl. *bheudh
eig. ‘erwachen, bemerken’ bedeu-
tet, und dass sie im westidg zu
‘aufmerksam machen > wamen >
befehlen wurde; er denkt an eine
gemeinsame entw. dieser sprach-
bjóIaín^m^N. < air. Beol(l)an (s. A.
Bugge, Indfl. 369).
Bjólfr mPN. < um. *Býólfr ‘bienen-
wolf’, wie anorw. Biulfr < *Býulfr.
(s. Björkman SEPh. 52, 190-1, der ae.
Beowulf vergleicht). — > air. Beoalb
PN (s. Marstrander NVA 19x5, Nr. 5,
49). — vgl. bý und úlfr.
Anders Lind, Fschr. Pipping 328 aus
býr und úlfr.
bjórr 1 m. ‘bier’, nisl. fár bjór, schw.
dial. bjor. — > lpN. biev’ra, bjúre,
biure (Qvigstad 106); > air. beóir
(Marstrander NVA 1915, Nr 5, 79-80).
— Gewöhnlich betrachtet als < ae.
blor ‘bier' (Kluge PBB 35, 1909, 570);
vgl. afr. biár, bier, as. ahd. bior, mnd.
mnl. blr (aus wgerm. frz. biére, it.
birra).
Das wort kann aus *beura- oder
*beuza- entstanden sein, und in
beiden fállen zu *bewwu 'gerste’
(vgl. bygg) gehören (FT 420);
wird aber auch wohl verbunden
mit- ahd. biost, nnl. biest 'erste
milch der mutterkuh’. Aber auch
als klösterliches fremdwort be-
trachtet und entlehnt aus vul-
garlat. biber ‘trunk’; also neuer
name fur das damals bekannt
gewordene gehopfte bier.
— 2 m. 'dreieckiges stuck, hausgiebel,
dreieckiges landstuck’ (wohl < um
*bjgburr < *beburaR) ; nisl. bjór,
nnorw. bjðr(e) ‘keilförmiges stiick’,
fár. bjóri ‘lappen, streifen’, agotl.
bjaur ‘achtersteven eines fischerbootes’,
nschw. dial. bjur-ds ‘dachbalken'. —
lat. fibra ‘faser’, ai. bibharmi 'halte, bin
haltbar’ (A. Noreen, ANF x, 1883, 163).
Aber Hellquist 75 denkt an redupliz.
bildung zum stamm von bora.
— 3 m. ‘biber, biberfell’ (< um. *behu-
raR); nisl. bjór 'biber’, fár. bavur ‘biber-
geil’, norw. dial. bjór, schw. dial. bjur,
adá biceveer, biaueer ‘biber'. —. ae.
beofor, ahd. bibar as. bibar, mnd. mnl.
bever (daraus nnorw. bever, nschw.
báver, ndá. bœver). — lat. fiber, asl.
bebrú, bibrú, lit. bibras, blbrus, lett.
bebrs, pr. bebrus, gall. *bebros (> frz.
biévre), air. beabhar. Eig. ■ ‘braunes
wassertier’, zur sippe von ai. babhrú-
‘braun’, aber auch ‘grosse ichneumon-
art’ (IEW 136). — vgl. brúnn 1.
bjúga I f. 'wurst’, nnorw. morboge
'wurst'; vgl. ahd. biugo ‘falte’ zu
bjúga 2.
— 2 st. V. ‘biegen’ oder búga (nur
uberliefert: 3 ppl. prát bugu und''pait.
boginn); nisl. fár. buga, aschw. bugha,
nschw. buga. — got. biugan, ahd.
biogan, abl: ae. búgan, afr. búgen, as.
búgan, mnd. búgen, nnl. buigen. —
Falls wir wurzelvariation ‘ bheugh:
*bheug annehmen diirfen, lásst sich
vergleichen lat. fugio, gr. ipcÚYtu ‘fliehe’,
ai. bhujati ‘biegt’, lit. búgti ‘erschrecken’
air. fid-bocc ‘holzbogen’ (WP II, 145).
— vgl. baugr, beygja, bjúgr, bogi,
bogna, bót 2, buga, bugr, bugt.
bjúgr
41
blaðra
búkr, byggja i, bygill. uad Qtnbun.
bjúgr adj. ‘gebogen, gebeugt’, nisl.
bjúgur, nnorw. bjug ; vgl. schw. see-
name Bjugen und ON Bjuv (Sahlgren,
NB 12, 1924, 180-2). — sdid. biogo
‘bucht’. — vgl. bjúga 2.
bjgð npl. ‘land, boden’ (poet. friih be-
zeugt). — friiher als entl. aus air.
bioth, bith' welt’ betrachtet (S. Bugge,
Home Eddic poems S. XXXIV und
Studier 1, 6). Dagegen aber F. Jónsson,
Sprogforh 61 wegen des friihen vor-
kommens des wortes und auch Mar-
strander NVA 1927, Nr. 4, weshalb
A.M. Sturtevant, SSN 16, 1941, 222 es
< *beðö herieiten will und dann (mit
der bed. ‘oberfláche’) zur idg. wzl.
*bhedh ‘graben’ (vgl. beðr) stellt.
bjyllr m. ‘ball’, vgl. bQllr.
bjgrg f. ‘bergung, schutz, hilfe’ (< ur-
germ. *bergð), nisl. björg, nnorw. bjgrg,
aschw. biárgh, adá. bjarg. — > shetl.
björg ; > lpN. bierggo (Wiklund, SUSA
10, 1892, 148). — ae. beorg ‘bergung,
schutz’ (vgl. cinbeorg, hleorbeorg), afr.
(here-)berge, as. ahd. (heri-) berga 'her-
berg’. — vgl. berg2, bergr und bjarga.
Oft in frauennamen, wie Arnbjorg,
Gunnbjorg, Hildibjorg, Ingibjorg,
Þórbjorg, ValbjQrg (eig. bahuvrihi-
zss. s. I. Lindquist, NB. 27, 1939,
10), vgl. auch ogot. Amalaberga,
ae. Æthelburga und fránk. namen
auf - berga.
Bjqrgyn name der stadt Bergen, statt
*Bjorgvin nach gen. s. Bjorgyniar
(iiber die nebenformen Bergyin, Bjarg-
vin s. P.N. Grotvedt, NTS 11, 1939,
247-256). — vgl. bjarg und vin.
bjqrk f. ‘birke’ (< urgerm. *berkð);
nisl. fár. björk, nnorw. bjerk, bjerk,
aschw. biork, nschw. björk, ndá. birk. —
ae. beorc(e) neben bierce (< *berkið)
as. birka, berka, mnl. berke, ahd. birka,
bir(i)hha. — lat. farnus, fraxinus
'esche’, ai. bhúrja- (< *bharggo-) ‘bir-
kenart’, asl. bríza, lit. bérlas, lett.
bérzs, apr. berse, oss. bárz ‘birke’
(IEW 139); eig. ‘der helle baum’ (s.
Wiedemann, IF 1, 1891, 512). — vgl.
bjártr und birki, birkinn, birhja 1,
bjarkan und Bjarkey.
bjqrn m ‘bár’ {< urgerm. *bernú),
nisl. fár. björn, nnonv. bjern, bjann,
nschw. björn, ndá bjern. — > lpN.
bierdna (nach Wiklund MO 5, 1911,
250 < urn. akk. s. *bernu); > russ.
Bernovo ON (Vasmer, SBAW. Berlin
1931, 662). — ae. beorn 'krieger, háupt-
ling. — Daneben ae. bera, ahd. bero,
mnl. bere ‘bár’ (vgl. run. schw. PN.
biari, Rök. c. 800). — eig ’das braune
tier', vgl. lit. bíras ‘braun’ — vgl.
bassi, bera, bersi, birna, bjarki
und Bjarni.
Zu der idg.wzl. *bher, die gerne
zur bezeichnung von tieren ver-
wendet wurde, gibt es die erw.
(s. Specht, Idg. Dekl. s. 120):
«-stamm, vgl. bjórr und brúnn 1
n-sta.mm,vgl.Brundabjálfi.
Sehr háufig ais PN. (daraus ae.
Beorn; s. Björkman 26) und in
Zss. sowohl als 1 .glied, wie Bjorn-
mundr, BjQrnulfr (gewöhnlich aber
in der form bjarn-), wie als 2.
glied: Arinbjorn, ÁrnbjQrn, Ás-
bjorn, FastbjQrn, FuikbjQrn, Frey-
bjorn, Fróðbjorn, Gunnbjorn, Hall-
bjorn, Herbjorn, Ingibjorn, Isbjorn,
KetilbjQrn, Kolbjorn, Styrbjorn,
Sœbjorn und Þorbjorn.
blá- ‘gewaltig’ in Zss. wie bláfastr. — vgl.
bltsr 1.
biað n. ‘blatt, klinge', nisl. fár. blað,
nnorw. nschw. ndá. blad. — > orkn.
blow ‘tangblatt', shetl. bled ‘blatt’,
aber auch ON. in der bed. ‘landzunge’
(Jakobsen 47); > lpN. laððe, blaðði
(Qvigstad 206). — ae. blced ‘blatt,
klinge', afr. bled, as. blad, ahd. blat;
daneben abl. ae. blœd (< *bládu-)
‘spross, zweig, bliite, ernte, reichtum’,
ahd. blát 'bliite’. Das vorhandensein
des hochstufigen *bléða im umord.
diirfte das lapp. lehnwort lieððe ‘blatt,
blume' beweisen (Wiklund, MO 5,
1911, 226). — toch. pált ‘blatt’. Die
idg. grundform *bhhtó gehört zum
stamm *bhlð- ‘bluhen’. — vgi. Blað-
nir, blaðra 2, bleðja, blóð und
blóm.
Blaðnir m. ‘name eines schwertes’, eig.
‘einschneidige klinge’ (Falk, NVA Oslo
1914, Nr. 6, 47). — vgl. blað.
blaðra 1 f. 'blase' (spát. bezeugt), nisl.
blaðra, fár. blöðra, nschw. bladra;
neben *blaðrðn steht *bléðriðn, vgl.
norw. bltera, aschw. bltedhra, nschw.
bláddra, dial. blára, ndá. bltere. — ae.
bltedre, as. bládara, nnl. blaar, ahd.
blát(t)ara 'blase, blatter’. -— mit tr- sufi.
von der wzl. *bhlé- ‘blasen’, vgl. blter 1.
— 2 schw. V. 'hin und her bewegen (von
bláttern). — vgl. blað.
— 3 schw. V. ‘schwátzen’, nnorw. bla-
dra ‘plátschern’, nschw. dial. bladdra
‘schwátzen’. — > schott, blether,
bledder 'schwátzen’ (Flom. Infl. 29);
> ne. blather, blether ‘unsinn reden’.
— nhd. dial. bláderen 'schwátzen' —
schallnachahmende bildung wie lat.
blaterare ‘plappem’ (A. Walde, IF 19,
1906, 110); falls nicht einfach dasselbe
wie blaðra 2, also ‘die zunge hin und her
bewegen’.
Bláinn
42
blástr
Bl&lnn m. ‘mytb name’, eig. 'der dunkel-
farbige'. — vgl. blár.
blaka 1 f. 'schiag; fácher; vorhang,
schleier’. — vgl. blaka 2.
— 2 schw. V. fácheln, zittem’, nisi. fár.
norw. dial. blaha ‘fácheln, flattern',
schw. dial. bláksa ‘fácheln’. — > shetl.
blig ‘fácheln’. — lit. blaíkaú, bloSkiú,
‘hin und her schleudern, umhersausen'
(IEW. 154). — vgl. blakra und
blekkja 2.
Blakki m. Pn. — > norm. Blaqiieville
ON (Jakobsen Dst. 1911, 69). — ahd.
Blartka. — vgl. blakkr.
blakkr 'fahl, gelbbraun' (bes. von einem
pferd); auch Bn. (< urn. *blankaR),
nisl. blakkur, fár. blankur, norw. blakk,
aschw. blanker, blakker, nschw. black
ádá blank ‘blass, blond’. — ae. blanca
'schimmel’, mnd. blank, ahd. blanc
‘glánzend weiss’ (aus germ. > frz.
blanc, it. bianco). — Neben ‘gelbbraun’
bedeutet an. blakkr gerade in der álte-
ren zeit auch ‘dunkelbraun’ oder
’grau’ (vgl. shetl. blekk ‘eisenhaltige
erde, die als farbstoff verwendet wird).
Die beiden bed. sind aus einer grund-
bed. ‘gebrennt’ abgezweigt (Falk, ANF
41, 1925, 118). — Daneben abl. mhd.
nnl. blinken, mhd. blinzen (< *blinkat-
jan), und nicht nasaliert: ahd. blechen,
mhd. blecken ‘sichtbar werden, sehen
lassen’, mnd. blecken ‘entblössen’, ae.
blœcern, blácern ‘leuchter' und weiter
mnl. nni. blakén ‘flammen, gliihen’. —
lat. flagrare ‘flammen, brennen’, flam-
ma ‘flamme’, fulgére ‘blitzen, Leuchten’,
fulgur ‘blitz’, gr. ‘brenne’, <pXÍY|xa
‘brand, entziindung, schleim’,
‘flamme’, lit. blágnytis ‘sich aufhellen’
(IEW. 125). Guttural-erw. zur idg.
wzl *bhel. vgl. bál und blekkja 1.
blakra schw. V. 'flattem’ vgl. lat. fla-
grum ‘peitsche', flagráre 'auspeitschen,
schelten’. — vgl. blaka 2.
blakt n. ‘weisses wollzeug' (nur norw.
DN) < me. blanket. — vgl. blank.
blámí m. 'dunkle farbe', nisl. blámi,
nnorw. blaame. — > shetl. blem
‘blauer, dunkler streifen’. — Vgl.
daneben Bn. Blámr, wie Bláinn ‘der
dunkelfarbige’. — vgl. blár.
blána schw. V. ‘blau werden’, nisl. fár.
blána, nnorw. blaana, aschw. blána,
nschw. dial. blána. — > shetl. blen
‘blauer streifen, diinne rauchwolke’
(Jakobsen 51). — vgl. blár.
blanda 1 f. 'mischung von molken und
wasser’, nisl. blanda, fár. blonda, nnorw.
blanda, nschw. dial. blanna. — > shetl.
bland 'ds’ und blanda 'mischung von
hafer und gerste' (Jakobsen 46). —
vgl. blanda 2.
— 2 st. V. ‘mischen’, spater auch schw.
(Noreen § 504; Anm. 2); nisl. fár.
nnorw. nschw. blanda, ndá. blande. —
got. ae. as. blandan, ahd. blantan
‘mischen’. — vgl. blendingr und
blindr.
blank n. 'weisses tuch’ (spát. bezeugt) <
afrz. blanc ‘weisses tuch, besonders aus
Ypem oder Briissel' vgl. ne. blanket
und blaht und blakkr.
Blapþvari ‘riesenname’; der 1. teil wohl
zu ne. blab, ahd. blabbizön ‘plappem',
der 2.teil. s. þvari.
blár adj. ‘biau, dunkel, schwarz’ (mit á
statt ó aus obl. kasus, s. Noreen § 81,
b); nisl. blár, fár. bláur, nnorw. blaa,
nschw. bli, ndá. blaa. — > me. blá,
blg ‘blau, dunkel’ (Björkman 204),
ne dial. blae, bloa 'bleifarbig, diister’
(Thorson 54) und in ON. wie Bláby,
Blowick (Mawer 6); > lpN blavfes)
(Thomsen SA 2, 207). — ae. blœw, afr.
bláu, as. bláo, mnd. blá(w), nnl. blauw,
ahd. bláo ‘blau’; vgl. ae. bleewen,
blcshœwen ‘hellblau’. — Geht man von
idg. *bhlé\fO- aus, so darf man daneben
*bhlðjfo- stellen, das in lat. flörus
'goldgelb’, air blár ‘grau’ vorliegt
(iiber das verháltnis zu lat. flávus
‘goldgelb’, s. Hirt, Idg. Gramm 2, 132).
Diese wzl. ist weiterbildung von *bhel
‘glánzen’ (vgl. bál) und mit s-Erw.
vgl. blys. —- vgl. bláinn, blámi,
blána, blceingr und Blgvurr; weiter
auch blý.
Diese Etymologie stösst auf zwei
schwierigkeiten; und zwar des
vokalismus wegen und weil man
einen bedeutungswandel blond >
blau annehmen muss. Deshalb
steilt Hirt, Etymol. der nhd.
sprache 193 das wort zu gr. (iiXac
(vgl. mál 1).
blása red. V. ‘blasen, atmen’, nisl. fár.
blása, nnorw. blaasa, nschw. blása, ndá.
blcsse. — got. blésan, mnd. blásen, ahd.
blásan. — lat. fláre ‘blasen’. — Das
wort ist s-Erw. der in blcsr vorliegen* 1
den idg. wzl. *bhlé, neben *bhel
‘aufblasen, aufschwellen’ (vgl. bali). —
Dazu: blástr m. ‘blasen, hauch;
schwellung’, nisl. fár. blástur, nnorw.
blaaster, blcsster, aschw. bláster, blcsster
‘blasen’, nschw. bláster ‘blasebalg’,
ndá. blcsst 'windstoss’ (diese formen
weisen auf urn. *blástu-). — > orkn.
blousler, shetl. bloster, blouster ‘blasen,
wind’; > me. blást (Björkman 84); >
finn. lietse 'blasebalg’, estn. l~íits ‘blasen,
blasebalg’ (Wiklund MO 5, 1911, 224-5;
nach Karsten GFL 81 und 100-1, FMS
5, 1937, 202 ein alter es-stamm; aber
nach Setálá FUF 13, 1913. 402 frag-
blauðr
43
lich). — ae. blast 'blas^n, flamme',
ahd. mhd. blSst ‘das blasen’.
blauðr adj. ‘schwach, zaghaft', nisl.
blauöut nnorw. blaud, nschw. blöd,
ndá. bled. — ae. bleað, as. blðði, nnl.
bloode, bleu ‘schamhaft’, ahd. blðdi
‘zaghaft’; vgl. got. blauþjan ‘abschaf-
fen’. — vgl. blautr i, bleyða und
bljúgr.
Gewöhnlich zu gr. <pXaöpo?, <paOXo<;
(< *<pXauXo<;) ‘geringf iigig, 'schlecht’
gestellt (IEW 159). Weniger ein-
leuchtend Wood, MLN 15, 1900,
326 zu aí. mlayati ‘welken, er-
schlaffen’ und gr. ( 3 Xᣠ‘schlafi,
verweichhcht’.
btautr adj. ‘weich, schwach, furchtsam’,
nisl. blautur, fár. bleytur, nnorw. blaut,
nschw. blöt, ndá. blei (daneben aucn
nschw. blott, ndá. blot, wohl < nhd.
dial. blut, blott ‘bar, bloss', vgl. nnl.
blut 'entblösst, arm’). — > me. bloute,
blöte ‘weich’ (Björkman 69), ne. dial.
blout, blowt ‘nackt, bloss’ (Flom. Infl.
29). — ae. bleat ‘elend’, afr. blát ‘arm’,
mnd. blöt, mhd. blðz 'bloss, nackt’
aber ahd. blöz ‘stolz'. — vgl. blauðr,
bleyta und blotna.
Schwer zu trennen von einem
andern wort blautr ‘durchnásst’,
an. nicht belegt, vgl. aber nisl.
blautur. — > orkn. blooter ‘eine
feuchte masse’; > lpS. láuhtas,
láktas’ 'feucht, weich’, lpN. lávtas
’nass’ (Collinder, APhS 7, 1932
220). — Dieses wort gehört wohl
eher zu gr. <pXuSá<o ‘fhesse iiber’,
ipXuSapó? ‘matschig’, dental-abl.
zu ipXecú ‘strotze’, cpXóoj ‘walle iiber,
schwatze'.
bleðja schw. V. ‘abbláttern; ausrotten,
zerreissen’, nisl. bleðja, nnorw. bledja
'wáhlen, abbláttern’, nschw. blada, adá.
blœdhœ ‘blátter abpflucken’. — > shetl.
bled. — vg blað.
blegði m. ‘keil (falls die richtige form;
nur bleðgi iiberiiefert) < urgerm.
*blayuiðan, nnorw. bleyg, bleig, nschw.
dial. blájde, blágde, bláde, bláe, ndá. dial.
blejr. — > shetl. bleg(d), blig(d) 'kleiner
keil’ (Jakobsen 48); > lpN. pleedgo,
plœdko ‘keil, holznagel’ (Qvigstad 111;
auch hier dg statt gd\). — Das wort
gehört zu me. bléwe, as. bleuwan, mnd.
mnl. blouwen, ahd. bliuwan, got. blig-
gwan ‘schlagen’ (IEW. 125). — vgl.
auch bpl.
bleikja 1 f. 'weisse farbe’, nisl. bleihja,
aschw. bléka ‘kalk, kreide’. — > shetl.
blega 'weissliche ader im felsgestein’. —
Daher wohl der Landschaftsname Ble-
kinge, an. Bleiking, ae. Blecingég (Hell-
quist 78) also ‘die kreidekiiste’ (aber
Sahlgren, NB 23, 1935, 70-2 zu schw.
dial. blek ‘klarer meeresspiegel bei
windstille’, und also eig. name eines
fjordes).
— 2 schw. V. ‘bleichen’, nisl. fár. nnorw.
bleikja, nschw. blika, ndá. blige. — >
shetl. bllg ‘bleichen’; ne. dial. blaik
'reinigen, polieren' (Flom. Infl. 29). —
ae. bleecan, mnd. búken, ahd. bleihhen.
— vgl. bleikr.
bleikna schw. V. ‘blass werden’. — > ne.
dial. blaken (Flom. Infl. 18) — vgl,
bleikr und blikna.
bleikr adj. 'bleich’; nisl. fár. bleikur,
nnorw. bleik, nschw. bllk, ndá. bleg. —
> shetl. bleg ‘grau-artig weiss’ (Jakob-
sen 47); > me bleik(e), bleyk(e) (Björk-
man 41), > ne. dial. bleak, blake
(Thorson 21); > lpS. blaikok (Thomsen
SA 2, 207). — ae. blác, as. bllk, ahd.
bleih ‘glánzend, hell; blass, bleich’ —
asl. bliskú ‘glanz’, ht. blaikStaus ‘auf-
hellen des himmels’. Die idg.wzl.
*bhleig erw. zu *bhlei (vgl. blý). —
vgl. bleikja, bleikna, blik I, blika
und blíkja.
blek n. ‘tinte’, (spát. bezeugt), nisl.
blek, fár. nnorw. blekk, nschw. bláck,
ndá. bleek. — < ae. bleee ‘tinte’,
vgl. as. blak, mnd. black (Fischer
Lw. 20).
blekkja 1 schw. V. ‘betriigen’, nisl.
nnorw. blekkja, ‘bleich aussehen, mit
einem hellen zeichen andeuten, ver-
hindern’. — ae. blencan ‘táuschen, be-
triigen', mhd. blenhen ‘glánzend ma-
chen’ (hieraus wieder nnorw. blenkja,
nschw. blánka). — vgl. blakkr.
— 2 schw. V. 'schlagen, misshandeln',
norw. blekkja 'rammen, treffen’, vgl.
nschw. dial. blákkta — abl. von blak
'schlag mit der flachen hand’ (Schnie-
ders 66). — vgl. blaka.
blendingr m ‘mischling, halbtroll’, vgl.
mhd. blendelinc. — vgl. blanda.
blesi mBn., von *bles ‘weisser fleck
auf der stirn von tieren’, vgl. nisl.
nnorw. blesa, nschw. blás, blása, ndá.
blis. — > ne. blaze ‘weisser flecken auf
pferdestirn (Skeat, Notes on engl.
etym. 1961, 9). — mnd. bles(se), nnl.
bles, ahd. blassa, nhd. blásse, vgl. da-
neben ae. bltese 'fackel, feuer', mhd.
blas ‘fackel’, anfrk. blasmo ‘fackel,
flamme’. Mit’ gr. wechsel mnd. blare,
nnl. blaar 'kuh mit stirnfleck'. —
Gehört zur idg. wzl. *bhel ‘glánzen',
vgl. bál und blpskra. — Dazu
blesóttr adj. ‘mit einer blásse ver-
sehen’, nisl. blésóttur, aschw. bleesutter,
shetl. bleset, orkn. blest. — mit suff.
— > *uhta- gebildet zu *bles,
blessa schw. V. ‘segnen’. — vgl. bleza.
blestr
44
bióð
blestr adj. 'lispelnd', vgl. nnorw. blesk.
Ohne etymologie, wohl schallwort, vgl.
lat. blaesus ‘lispelnd, stammelnd’.
bleyða schw. V. ‘weich machen, de-
miitigen’; nisl. bleyðasl ‘zaghaft wer-
den’, nda. blade ‘erschrecken, scheu-
chen’. — got. blauþjan ‘abschaflen’,
as. blöðian, ahd. blöden ‘schwach
machen’. — Daneben ble’yði f. ‘furcht-
samkeit’, nisl. bleyöi, vgl. as. blöði,
ahd. blðdi. — vgl. blauðr.
bleyta schw. V. ‘weich machen’, nisl.
bleyta, far. bloyta, aschw. blöta. —
vgl. blautr.
bieza, blessa, schw. V. ‘segnen’ (in
christl. schr.), nisl. blessa — < ae.
bletsian (< *blðtisðn), vgl. blát.
bliat, bliaz n ‘seidenzeug; (spát. bezeugt)
art iiberkleid’, nisl. bliat ‘plaid’, fár.
bliant, aschw. adá bliant, bliald, ‘seiden-
stofi’. — < mnd. blia(n)t < afrz.
blialt, blialz, bliaut ‘goídgestickter
seidenstoff’.
bliða 1 f. ‘wurfmaschine’ (nur Mar. s.)
< mnd. blide (Falk NVA Oslo 1914
Nr 6, 193) < mlat. blida wohl zu
gr. * ( 3 aXí 8 a zu (JáXXo ‘werfen’.
— 2 f. ‘freundlichkeit, behaglichkeit’.
vgl. bliðr.
— 3 schw. V. ‘freundlich machen’, nschw.
blida, ádá blide ‘streicheln, liebkosen’.
— got. bleiþjan ‘sich erbarmen’, as.
blithðn, blidön, ahd. biiden ‘erfreuen’. —
Daneben blíðka, nisl. fár. bliðka
‘erfreuen’. — Zu bliðr adj. ‘froh,
freundlich, iieblich’, nisl. fár. bliður,
nnorw. nschw. dá. blid. — > shetl., orkn.
blide ‘heiter’. — got. bleiþs ‘barm-
herzig’, ae. bliðe ‘fröhlich, milde’, as.
bliði ‘glánzend, heiter, froh’, afr. blid
(-schifi) ‘freude’, ahd. blidi ‘heiter’,
mnl. blide ‘strahlend, klar, froh’. —
Das wort gehört zur sippe von *bhlei,
eine Erw. von *bhel ‘glánzen’ (s. Pers-
son, SHVS 10, 1912, 27-29). — vgl.
bál und blý.
bligja schw. V. ‘stieren’, (nur Ridd. s.),
nschw. bliga ‘stieren, glotzen’; vgl.
norw. bligra ‘glimmen’. — ae. bltsge
(ne. blay), mnd. blei(er), nnl. blei
‘bleihe’. — russ. bléknutí ‘bleichen’,
bliklyj ‘fahl' (IEW 157). — vgl. blý. —
Dazu Bligr mPn. — > ae. Bligh
(Björkman 27), eig. Bn ‘der stierer’. —
blik I n. ‘glanz’, nisl. fár. norw. aschw.
adá. blik. — mnd. blick, ahd. blih
‘glanz, bhtz’; vgl. ae. blice m ‘sichtbar-
werdung’. — vgl. blika.
— 2 n. ‘blech’ eig. ‘glánzendes metall’
(poet. s. E.A. Kock NN § 388), nnorw.
blehk, nschw. bleck, blöck, ndá blik. —
< mnd. bleck, blick, mnl. blik; vgl. ahd.
bleh ‘dunne metallscheibe’.
blika 1 f. (poet). ‘glanz’, vgl. blika 2.
— 2 schw. V. ‘glánzen, funkeln’, aschw,
blika ‘sichtbar werden', nschw. blacka
‘báume mit einem zeichen versehen'. —
ae. blician 'glánzen’ — Deverbative ðn-
bildung zu blikja.
blíkja st. V. ‘gíánzen, scheinen', nisl.
blíka, nnorw. blika. — ae. as. blican
‘glánzen’, afr. blika ‘sichtbar sein’
(nnl. blijken 'erscheinen’), ahd. blihhan
‘glánzen’. — asl. bliskati ‘glánzen’,
lit. blykstú ‘erbleichen’, blizgú ‘flim-
mern, glánzen’, lett. blaiskums 'fleck’
(IEW 15Ó). — vgl. bleikr, blik,
blika, blikna und blikra.
blikna schw. V. ‘bleichwerden’, nisl.
nnorw. blikna, nschw. dial. blikna,
blekna. — > me. bliknen ‘bleich wer-
den’ (Björkman 231). — vgl. blikja
und bleikna.
blikra schw. V. ‘ángstlich werden’ eig.
‘vor angst bleich werden’, nnorw.
blikra ‘blinken’; vgl aschw blixa,
nnorw nschw hlikta ‘blinken’ —
nnl blikkeren 'glitzern’. — vgl. blikja.
blinda schw. V. ‘blenden’, nisl. blinda. —
got. gablindjan ‘blind machen’; vgl.
daneben ae. blendan, ahd. blentan. —
Zu blindr adj. ‘blind', nisl. fár. blindur,
nnorw. schw. dá. blind. — > shetl.
blind; > air. blinn. — got. blinds, ae.
as. afr. blind, ahd. blint. — asl. blgdq
‘blind fahren’, lit. blendíiuds ‘dunkel
werden', blandaus, blandýtis 'die augen
niederschlagen’, lett. blendu ‘sehe
undeutlich’ (IEW 157). — vgl. blan-
da, blinda, blunda und Miskor-
blindr.
blistra schw. V. ‘pfeifen’, nisl. blistra,
nnorw. blistra, blystra 'blasen’, aschw.
blistra 'zischen’. — > orkn. bleester
‘einen starken laut machen’. — wohl
idg. wzl. *bhleis neben *bhleid, vgl.
lat. fistula (< *flistula) 'rohrpfeife'
und lett. blidu, blist ‘dick werden’.
Erw. der wzl. *bhel- ‘blasen', vgl.
blisa.
bijúgr mPN., eig. adj. ‘schamhaft'
schuchtem’ (< urgerm. *bleugaz),
nisl. bljúgur, fár. bljúgvur, blúgvur,
nnorw. bljug, nschw. blyg, ndá., bly. —
ae. bleoh, mhd. bliuc, abl. ahd.’ b/tJgo
adv. ‘schtichtem’, vgl. ae. áblycgan
‘erbleichen, erschrecken'. — lit. blúkítu
'schlafl werden’. — vgl. blauðr,
blautr 1, blýgð und blýgjast,
blóð n ‘blut’, nisl. fár. blóð, nnorw. schw.
dá. blod. — > lpS. plðro, filoare
(Qvigstad iii). — got. bloþ, ae. as. afr.
blðd, ahd. bluot. — Gehört wohl zur
sippe von blað, vgl. blóði und
blceða. — Dazu blóðga schw. V.
blutig machen’, vgl. ahd. bluotagðn. —
abl. von blóðugr. — blóði m. ‘bruder’
{< urn *ga-blöðan) eig. ‘blutgenosse’
vgl. lat. consanguineus. — blóðiða
f. teil des schwertes’ (nur þula), viell.
nach wellenförmigen damaszierung (s.
Falk, NVA Oslo 1914, Nr. 6, 19), dann
zusammengesetzt aus blóð und iða. —
blóðrisa adj. 'biutbefleckt, so dass
das blut in die haut gedrungen ist’, nisl.
blóðrisa, norw. dial. blodrisen. — afr.
blðdrisne, mnd. blðtrisene 'blutige wun-
de’, nhd. dial. blutrise ‘blutbefleckt’. —
Zss. von blóð und risa (das zu ahd
rísan ‘regnen, tröj>feln' gehört). —
blóðugr adj. 'blutig', nisl. blóðugur,
nnorw. blodug. — ae. blðdig, afr. blödich,
as. blðdag, ahd. bluotag. — bióðvaka
f. ‘schwertname’, nisl. blóðvaka ‘auf-
ritzen der haut sodass es blutet’ (s.
E. Lidén, MASO 1, 1937, 128). — vgl.
blóð und vekja 2.
blóm n. ‘blume’, nisl. blóm, nnorw. blom.
— abl. von der wzl. *blð ‘bliihen’, vgi.
ae. blöwan, as. blðian, afr. blðia, nnl.
bloeien, ahd. bluojan, bluowen. — lat.
flðs 'blume', flðrire ‘bliihen’, mir.
blath 'blume, blute’; die wzl *bhlð nur
ital. kelt. germ. (vgl. Krahe, Sprache
und Vorzeit 80), vgl. weiter lat. folium,
gr. 9ÚXX0V ‘blatt’ (IEW122).—vgl .blað.
— Dazu bióma schw. V. ‘biuhen’ (nur
Heilag. s.) — ahd. bluomðn ‘mit blumen
schmiicken’, mhd. bluomen 'bliihen’.—
blómga schw. V. ‘zum bliihen bringen’
(spat. bezeugt). — blómi m. 'blume’,
nisl, blómi, fár. blóma, blómi, nnorw.
ilome, nschw. blomma, ndá. blomme. —
> me. blðme, ne. bloom (Björkman 204).
— got. ae. afr. blðma, as. blðmo, ahd
bluomo. — blómstr m. bliihen, blume
(spát. bezeugt), nisl. fár. blómstur,
nnorw. nschw. blomster, ndá. blomst.
Etymologie unsicher. Cederschiöld,
Xen.Lidén 1 1912, 79-80 denkt an
abl. von blóm mit sf-suffix; wohl
eher kontamination von blðm mit
einem anderen wort, das in ae.
blðstm, mhd. bluost ‘bliite’ vor-
liegt, vgl. auch ae. blðsma, mnd.
blösem, blossem, nnl. bloesem
'bliite’.
blóramaðr m. ‘siindenbock’ und bló-
rar ‘beschuldigungen'. — > orkn.
blooro ‘zank, uneinigkeit (Marwick 15);
shetl. blura in dem ausdruck in blura
'im geheimen, mit arglist’ (Jakobsen
52). — Dunkel.
blossl m. ‘feuer, wárme (poet.)’, msl.
blossi, daneben aschw. blus, blos,
nschw. bloss, ndá. blus ‘erröten' (vgl.
nnl. blos) und das Zw. nisl. nschw.
blossa, ndá. blusse 'erröten’. Gebiidet
zur germ. Wz. *blus 'scheinen, glánzen'.
— vgl. blesi und blys.
blót n. ‘opfer’, opferstette, abgott’ -—
> finn. luote 'zaubergesang' (Karsten,
GFL 56, 102; Setálá FUF 13, 1913,
406; Karsten geht von einem es-stamm
aus, dagegen Collinder UL 1932, 219-
21); > finn. luode ‘zauberwort, zaube-
rei (Karsten FMS 5, 1937, 2I 5 )í >
lpN. luotte ‘magischer. gesang’. — ae.
blðt, ahd. bluoz, vgl. auch ahd. plðzhús
‘tempel’, bluostar 'opfer’. — blóta
red. V. ‘opfera, verehren, verfluchen’,
nisl. íár. blóta, aschw. blöta, adá. blöte.
— got. ae. blðtan, ahd. blðzan. — vgl.
blœti.
Etymologie umstritten. Oft zu
lat. fldmen (< *flödsmen) gestellt
(S. Bugge BB 3, 1879, 98; Osthoff
BB 24, 1899, 142); aber flamen
gehört eher zu brahman vgl.
G. Dumézil, Flamen-Brahman
(Paris 1935). — Loewenthal ANF
35, 1919, 231 geht aus von bed.
‘stark machen’ und zwar aus idg.
*bhldd, erw. zu *bhel ‘geschwoUen
sein’ (vgl bolginn). Ganz un-
haltbar PBB 45, 1920, 258 aus
idg. *bhlðdtro ‘was hervorquillen
lásst’ und also zu blóð.
blotna schw. V. weich werden, nach-
geben’, nisl. fár. nnorw. blotna, nschw.
dial. blottna. — > me. blotnen (Björk-
man 205). — vgi. blautr 1.
blunda schw. V. ‘die augen schliessen,
blinzeln’, nisl. fár. blunda, nnorw.
aschw. blund(r)a, ádá blunde. — > me.
blundren ‘im blinden handeln’ (ne
blunder ‘fehler machen’). — blundr m.
‘schlaf’, nisl. fár. blundur, nnorw.
blunder, nschw. ndá. blund. — vgl.
blindr.
blý n. ‘blei’ (jung bezeugt) (< urgerm.
*bliwa, Noreen ‘ 77, 6; dagegen aber
H. Pipping, Fschr. Lidén 1912, 165,
der behauptet, dass bliwa zu *bU
fiihren musste und deshalb entl. aus
urgerm. *bliu annimmt), nisl. blý,
fár. blýggj, nnorw. nschw. bly, ngotl.
bldi, ndá. bly. — > finn. lyijy, lyjy,
lpN. lagjo (Thomsen SA 2, 195;
Wiklund SUSA 10, 1892, 149; Karsten
FMS 5, 1937, 219; Setálá FUF 13,
1913. 407). — as. mnd. afr. bli, ahd.
blio (gen. bliwes); vgl. ahd. blio(h)
‘farbe, erscheinung, gestalt’, as. bli
‘farbe’, afr. bli(e)n ‘farbe’. Dann wohi
nach der glánzenden farbe benannt
und zur idg. wzl. *bhlei- gehörend’
vgl. lit. blývas ‘lila’, blaivas ‘licht, klar’,
blaivýtis ‘hell werden’ (P. Persson
UUA 1891, 109 u. 173; IEW 155).
Dagegen denkt R. Much, ZfdA 42,
1898, 163 an entl. aus kelt.
*bliwo und dann weil idg. é >
kelt i wurde, weiter zur sippe
von blár. Eine durchaus unnötige
annahme. — Die wzl. *bhlei
zeigt folgende Erw.:
mit dental. vgl. bliðr.
mit k vgl. bligr.
mit g vgl. bleikr.
*bhlei erw. von *bhel neben *pel.
vgl. fQlr.
Auffallend ist wieder der wechsel
der wurzeln *bhlei: *bhleu (vgl.
blár), wie auch in der erw.:
*bhleig: *bhleug, vgl. bleikr:
ae. blican, lit. bhzgú 'flimmern’,
neben russ. bljusí'e feu'. Zu solchen
wechselformen vgl. E. Mayrhofer-
Paszler, KZ. 71, 1953, 82.
blygð f. 'scham’, aschw. blyghþ, nschw.
blygd, ádá blygd. — blýgjast schw. V.
sich schámen', nisl. blýgjast, fár.
blýggjast, nnorw. blygjast, nschw. bly-
gas, ádá. blyges, blyes, blygdes, ndá.
blues. — ae. ablýcgan ‘erschrecken’. —
vgl. bljúgr.
blys n. ‘licht, flamme’ (nur in christl.
schr.), nisl. blys ; daneben nschw. bloss,
ndá. blus. — ae. blýsa 'fackel, flamme’,
nnd. blúse ‘leuchtfeuer’, mnd. blús
'fackel’, nnl. blos ‘röte im antlitz’;
vgl. mnd. blðsen, nnl. blozen, ae. a-
blysian, blyscan, ne. blush ‘erröten’. —
Zur idg. wzl. *bhleu-s vgl. blár, blossi
und bleskra.
blæingr m. (poet. þula) ‘rabe’; auch
Pn, vgl. dá ON. Blangsted und weiter
> ne. Blanghesbi ON und norm.
BlainvilleO'H (Jakobsen, Dst. 1911, 67).
Eig. ‘der dunkelfarbige’ vgl. blár.
blæja oder blægja f. 'tuch, laken, kopf-
binde. (< urgerm. *bhahjðn) ; nisl.
blesja, fár. blœa ‘laken’, nnorw. blesa
'laken, windel’, ndá. ble ‘bettuch,
windel'. Daneben auch aschw. blö(i)a,
blé(i)a, nschw. blöja ‘windel’ (wohl <
*blahwiön, *blagwiðn, s. Hellquist 85);
vgl. daneben aschw. blá(r), nschw.
blár, ádá blaa(r) ‘werg’. -— > air. blae
‘iiberkleid' (Marstrander NVA 19x5
Nr 5, 37-8). — langob. blaio ‘leinwand’,
ahd. blahun pl. ‘carbasa’, mhd. blahe,
nhd. dial. blahe, blahe ‘grobes leinen-
zeug', ndfr. blach, blach ‘leinenes bett-
tuch’. — lat. floccus ‘wollfaser, flocke’
(IEW 161).
blær 1 m. ‘windstoss’ (< urgerm.
*blájaz), nisl. blesr : vgl. nnorw. blesma
‘bláschen’. Das wort gehört zu dem im
nord. nicht iiberlieferten Zw. ae.
blawan ‘wehen, blasen’, ahd. blaen,
bláian ‘blasen, bláhen’, afr. bll ‘blies’.
— lat. flare ‘blasen’, gr. tpXijvai
‘sprudeln’ (vielleicht auch ipXi]8aci>
‘schwatzen’ (IEW 121). Die idg. wz.
*bhlé neben *bhel vgl. bali, blá,
blaðra 1 u. 3, blása.
— 2 ‘widder’ auch 'schwertname' (þula),
vgl. vígblesr ‘pferdename'; gehört zu
mhd. bleejen ‘blöken’ (Falk, NVA 1914,
Nr. 6, 47-8).
Man vergleicht lett. bléju, blit ‘blö-
ken, meckern’, gr. ( 3 XT)x<xo|iai ‘blö-
ken’. Weil es ein typisches schall-
wort war, ist die lautverschiebung
nicht durchgefiihrt oder rtick-
gangig gemacht. Vielleicht ist eine
unmittelbare verbindung mit den
idg. wörtern nicht einmal an-
zunehmen und können es immer
lautnachahmende neuschöpfungen
gewesen sein.
blæsma 'brtinstig’, nisl. blessma, fár
norw. blesma. — ae. blesse ‘feuerbrand,
fackel’ (ne. blaze), anfránk. blasmo
‘fackel, flamme’. —vgl. blesi. Möglich
aber auch zu blása.
blœða schw. V. ‘bluten’, nisl. blesða, fár.
bleða, nnorw. bleda, nschw. blöda, ndá.
blede. — > shetl. blod. — ae. blédan,
blœdan, mnd. blöden, afr. bléda, ahd.
bluoten. — vgl. blóð.
blœti n. 'gegenstand des opfers; götze’
(poet.) — vgl. blóta.
blQðruskalli mBn. ‘mit einem blatter-
kopf’. — vgl. blaðra und skalli.
BlQkumaðr m. ‘mann aus der Walachei’,
nisl. blökkumaður ‘neger’ (unter ein-
fluss von blakkr umgedeutet); blQku-
ist umbildung des wortes Wlachen,
gr. BXaxIa.
blQskra schw. V. 'blinzeln' (spát." be-
zeugt), nisl. blöskra wohl zur in blesóttr
und blys vorliegenden wurzel.
Die lautliche tibereinstimmung mit
dem schallnachahmenden nnorw
blask(r)a, schw. blaska 'plátschern’
ist wohl zufállig. Holthausen,
Wb. 21 verbindet es mit. blakkr.
Blpvurr m. ‘name eines zwerges’, wohl
'der glánzende’ (Gould, PMLA 44, *
1929, 943); vgl. nnorw. blava ‘scheinen,
glánzen'. — vgl. blár.
*bnúa red. V. 'reiben' (nur tiberliefert
prát. bneri Heilag. s.) < urgerm.
*binðwan. — got. bnauan ‘zerreiben’.
— vgl. gnúa.
boð n. ‘gebot; einladung; gastmahl; bot-
schaft’, nisl. fár. boð, nnorw. bod,
nschw. ndá. bud. — > orkn. shetl. bod ;
> lpN buöðða. S. budda (Qvigstad 120).
— ae. gebod, as. gibod, mnd. (ge)bot,
ahd. gihot. — boða schw. V. ‘ktinden,
gebieten, voraussagen’, nisl. fár. boða ,
nschw. báda, buda. — > shetl. bðd,
ne. dial. bud ‘darbieten, bestechen’
Boddi
47
bók
(Flom. Infl. 31). — ae. bodian 'sagen,
predigen’, afr. bodia, mnd. boden, mbd.
boten ‘laden’. — Denominative ðn-
bildung zu boði (Wissmann 53). —
Vgl. auch Angrboða ‘name einer
riesin’ eig. ‘die kummer verkiindende,
vgl. bjóða.
Boddl m Pn. (edd.) auch Bn. vgl. nisl.
budda i. ‘geldsack, kleines rundes
mádchen oder schaf’, nnorw. budda
‘neugeborenes haustier’, nschw. dial.
bodd ‘kopf’ — ae. budda ‘mistkáfer’,
ne. bud ‘knospe’, nnd. budde ‘laus,
engerling’; daneben mit anderer dental
mnd. botte, nnl. bot ’knospe’, nnd. butt
‘plump, grob’, mhd. butze ‘klumpen,
kobold’. Nach Jóhannesson, Med.gem.
17 express. gemination zu boði 2,
kann aber auch (mit dd < zd) zu derwzl
*bus ‘schwellen' gehören, vgl. bysja.
boði 1 m. ‘bote, verkiinder’ nisl. boði. —
ae. boda, as. bodo, afr. boda, ahd. boto
'bote, herold’. — vgl. bjóða.
— 2 m. ‘brandungswelle, blinde klippe’,
nisl. fáx. boðt, nnorw. bode, nschw. dial.
báde ‘blinde klippe’. — > orkn. baa,
bo{w), shetl. bod, bá, bo, hebrid. bo
(Christiansen MM 1938, 14); > manx.
bowe (Marstrander NTS 6, 1932, 88-90);
> ne. dial. bodha ; > lpN. boaððo
‘blinde klippe’ (Qvigstad 111). — Die
erklárung als boði 1, also: die bran-
dungsweUen kiindigen die blinde klippe
an’ ist wenig befriedigend, weil blinae
klippen eben gefáhrlich sind, weil sie
nicht sichtbar sind. Eher bedeutet
das wort ‘etwas sich hervorwölbendes’,
ob das nun die rundung der klippe
oder die sich erhebende weUe ist, vgl.
mnd. boddele ‘aufwallende wasserblase’,
afr. buddeln ‘brodeln, sprudeln’ (Wood,
MPh 11, 1914, 323) und weiter boddi.
Boðn f. ‘name furdasgefáss desskalden-
mets’, vgl. nisl. byðna, nnorw. dial.
budna, buna, byna ‘gefáss’. — > finn.
putina ’holzflasche, gefáss’ (Karsten,
IF. 26, 1909, 247). — ae. byden fass,
schiff’, nnd. böden, ahd. butin ‘fass’ —
vgl. bjóð, botn und buðkr.
Zusammenhang mit boða, also mit
der bed. ‘einladung zum gast-
mahl’, wie A. Kock, IF 10, 1899,
109 angenommen hat, ist nicht
wahrscheinlich. — Johannesson
Wb 597stellt es zu der Sippe von
bauta.
boðungr m. ‘rumpf eines kleidungs-
stiickes’ (nur iiberl. als Bn. eldboðungr),
nisl. boðangur, nnorw. badang, schw.
dial. buding, bading. — verwandt mit
ae. bodig (ne. body), ahd. potach
‘körper’. — vgl. buðkr.
Bófl m. Pn., vgl. ae. Boba.Bofa, as. Bðvo
alam. Boabo, fránk. Buobo, langob.
Bðbo. Bedeutet eig. ‘diener’, nisl. bófi,
nschw. bov(e), ádá bove (run. dá bufi,
s. Jakobsen-Moltke Sp. 636); vgl.
shetl. bofi in fluchen, etwa ‘teufel’. —
< mnd. bðve ‘knabe, diener’ vgl. nnl.
boef ‘schiirke’, mhd. buobe, nhd. bube ;
wohl weiter abl. zu ahd. PN. Babo, ne.
baby ‘sáugling’ und mit gemination
nschw. dial. babbe ‘knirps’, bobbe ‘kurze
dicke person’ (v. Friesen, Med. gem.
24-6).
Etymologie dunkel. Wenig wahr-
scheinlich kurzform zu bróðir (nach
IEW 164). Aber unbefriedigend
auch zu lat. faba, russ. bob., apr.
babo ‘bohne’ (P. Persson SVS Upps.
10, 1912, 253 und Wood MPh 11,
1914, 324) vgl. baun. — Ganz
anders wieder Jóhannesson Wb.
583, der bófi als einheimisches wort
betrachtet und es zu nisl. babba,
babbla ‘schwatzen, plappern’, norw.
bable, bavle, nschw. babbla, vgl.
mnd. mvl. babbelen, ne. babble
stelt: ein schaUnachahmendes wort,
vgl. gr. p<xpá£o) ‘schwatze, rede’,
asl. baba ‘altes weib’.
bogi m. ‘bogen, blutstrahl’, nisl. fár.
bogi, nnorw. boge, nschw. bdge, ndá. bue.
— > shetl. bogi ‘kleine strandbucht’;
> finn. pova, poka ‘bogen’ (Setálá
FUF 13, 1913, 332); > lpN boakka
(Qvigstad iii); > air. boga (Craigie
ANF 10, 1894, 160). — ae. afr. boga,
as. ahd. bogo, krimgot. boga ‘bogen’. —
air (fid) bocc (< *bhugnó-) ‘holzbogen’.
— vgl. bjúga und p Inbogi.
Auch als PN gebraucht, vgl.
Bogi (und ae. Boga) und Zss. wie
Finnbogi, Húnbogi.
bógiína f. ‘bugsiertau’ (þula), junges
wort < mnl. boechline, vgl. ne. bowline
und frz. bouline (Falk WS4, 1912,65).
bogna schw. V. ‘sich biegen, weichen,
nisl. fár. nnorw. bogna, nschw. dial.
bogna, bdgna, ndá. bugne — Abgel. von
boginn, partz von bjúga.
bógr m. ‘schulter, arm, bug, nisl. bógur,
fár. bógvur, nnorw. bog, baug, nschw.
bog, ndá. bov. — > shetl. bu. — ae.
as. afr. bðg ‘bug, zweig’, mnd. bðch,
ahd. buog ‘schulter, bug, hiifte’. —
gr. löjxus ‘unterarm’, ai. bdhú-, av.
bdzu, toch. B *poko ‘arm’. — Vgl.
basxl.
bogra schw. V. ‘sich biegen, kriechen’,
nisl. bogra, nnorw. bugra. — abl. von
buga.
bók 1 f. ‘buche’, nisl. fár bók, nnorw.
bðk, bek, nschw. bok, ndá. bog. — ae.
bece, in Zs. bðc-, as. bðk, bokia, mnd.
bðke, nnl. beuk, ahd. buohha. — lat.
bók
48
bóla
fdgus 'buche', (stimmt in der bed. zum
germ.l), gr. dor. 90^65 ‘eiche’,
gall. bágos in ON, vgl. B&cenis silva' Harz'
(vgl. ahd. Buochunnawalt). —vgl. baeki,
Die Sippe gehört wohl zu gr. fáyciv
'essen , also eig. 'baum mit ess-
baren friichten. — Loewenthal
WS 10,1927,155 will eine idg. wzl.
*bhaugos ‘nahrung' ansetzen, und
vergleicht arm. bucanem imáhre’,
boic ‘nahrung*. — Aufiallend sind
die nisl. wörter baukr ‘biichse’,
beyki ‘buche’, die auf einen germ.
wechsel von *bök und *bauk hin-
weisen (s. Krogmann, KZ 72,
1954, 9-12); vielleicht mit Specht
Idg. Dekl. s. 62 auf alten ablaut
*á(u) : ti zuriickzufiihren ? — Vgl.
auch Feist, Got. Wb. 102-103.
— 2 f. 'buch; gestickte bettzieche; la-
teinische Sprache’, nisl. bók, nnorw.
nschw. bok, ndá. bog. Gewöhnlich
betrachtet als identisch mit bók 1,
aber in seiner bedeutung von ae. bóc
beeinflusst, vgl. as. afr. bók, nnl. boek,
ahd. buoh, got. bökös. Dann eig. tafeí
von buchenholz, urspriinglich fiir das
ritzen der runen verwendet. Damit
stimmt aber die bedeutung schlecht
iiberein, weil das wort gerade das frem-
de geschriebene buch bezeichnet. Des-
halb erwágt H. Kuhn, Fschr. Neckel
59-60 beziehung zu dem germ. wort
*baukn (vgl. bdkn) ; bed. entw. wáre
'zeichen, kennzeichen, zeichnung’ >
’schriftzeichen’. Dabei stiitzt er sich
auf die bed. ‘gestickte zieche des kopf-
kissens’, das aber spáter von ihm als
wgerm. lehnwort betrachtet wurde
(Fschr. Genzmer 264), weil es nur in
eddaliedem mit sudgerm. stofi vor-
kommt, vgl. dazu auch bóka 2. —
Anders wieder H. Rosenfeld, Rhein.
Mus. f. Phil 95, 1952, 205, der denkt an
eine friihgerm. iibemahme zur bezeich-
nung der von buchenholz gemachten
wachstáfelchen, die zum briefwechsel
dienten.
bóka 1 schw. V. ‘auf ein heiliges buch
schwören'. — ae. böcian ‘urkundlich
vermachen’, afr. bðkia, mnd. böken,
nhd. búchen. — vgl. bók 2.
— 2 schw. V. ‘sticken’, vgl. auch gullbóka
‘mit gold sticken’, nur in eddaliedem
mit sudgerm. stoð, vgl. as. gibökod ;
deshalb aus dem nd. entlehnt (W. Mohr,
ZfdA 75, 1938, 237).
bokki 1 m ‘bock; einflussreicher mann’
auch Bn., nisl. bokki ‘ds’, nnorw. bokke
‘grossbauer', spuck’. — > orkn.
bawkie ‘geist, spuck’ (Marwick 10); >
shetl. boki ‘geist’ (Jakobsen 56). —
vgl. bukkr.
— 2 Kosename (< Bgðki) zu namen wie
Bgðvar.
bokkr m. ‘bock’, vgl. bukkr.
bókstafr m. ‘buchstabe', (spát. bezeugt),
nisl. bókstafur, fár. bókstavur, nnorw.
nschw. bokstav, ndá. bogstav. — ae.
bócstœf, as. bökstaf, ahd. buochstab.
Das wort bezeichnet die buchstaben
des lat. alphabets im gegensatz zu
stafr, das ’runenstab’ bedeutet; es
wurde dem ae. oder and. entlehnt. —
vgl. bók 2 und stafr.
bói n. 'lager; wohnort, hof’ nisl. fár.
ból, nnorw. böl, aschw. bol ‘lager; hof’;
nschw. bol ‘kammer, zimmer’, ndá bol
‘hcdbhufe’. — > orkn. buil, shetl. búl,
bel ‘hof'; > ne. dial. bow ‘pferch fiir
kiihe' (Flom. Infl. 30); vielleicht >
manx ON Shavell, falls aus sió-ból
(s. Marstrander NTS 6, 1932, 236). —
vgl. búa 3, bóla 4, bóli, bólstaðr,
býli, bcela und baeli.
Es können in ból zwei stámme vor-
liegen und zwar 1. *böla, vgl. ae.
baeíing ‘lager, bett’ und weiter
gr. 9<i>Xéo; ‘lager wilder tiere’,
fcoXéucú, cpcoXá^cd ‘halte winter-
schlaf’, air baile ‘státte, wohnung’
und 2. *bðþla oder buþla, vgl. ae.
botl, bold ‘wohnung, haus, as.
bödlös ’haus und hof', mnd. bðl
‘landgut', bðdel ‘vermögen’, afr.
bðdel, nnl. boedel ‘habe'; vgl. lit.
búklas ‘lager fiir tiere', búklf
‘heim’, tsjech. bydlo 'wohnung,
viehstapel’ (FT 91).
bola schw. V. ‘abhauen, zerhauen’, —
ahd. bolön ‘wálzen’, mhd. bolen ‘mit
bohlen belegen'. — vgl. bolr.
bóla 1 f. beule’, nisl. bóla, nnorw. dial.
böla. — > orkn. buo, shetl. bulek
‘beule’ (Jakobsen 80). — Falte aus
germ. *bð\elðn (Trautmann 21) zu ae.
býl(e), mnd. búle, ahd. búlia, púlla,
mhd. biule, afr. bíl ‘beule’; daneben
nnorw. dial. bolen, aschw. bolinn, bulin
‘geschwollen’, afr. búlen, mnl. buylen
'schwellen’, got. ufbauljan 'aufblasen’,
vgl. beyla 1, býfa. — Falls aus grund-
form *buhlon (IEW 100) zu nnl.
bochel 'buckel', ahd. buhil ‘biihl, hiigel'.
—* 2 f. 'schildbuckel’. Viell. < &é. ~*biile
(vgl. me. boule) 'kugel’ (Fischer 47),
oder < mnd. bole ‘bauchiges gefáss’
(Höfler, ANF47,1931, 286). Kann aber
auch dasselbe wort wie bóla 1 sein. —
> air. buale ‘schildbuckel’, mit m«
unter einfluss von air. buale ‘schild-
burg’ (s. Marstrander NVA 1915, Nr. 5,
65 ).
— 3 f. ‘bulle, siegel’. — < afrz. boule <
lat. bulla.
— 4 schw.V.'landverpachten’.—vgl. ból.
boldi
49
bora
boldi m. 'geschwulst’ (Larsen NVA 1931,
249). (< ‘urgerm. *bulaþan), nnorw.
bolde, nschw. bold, nda. byld. — Zur
wzl. *bhel 'aufschwellen’, vgl. bali.
bolgi m. ‘entziindung' (vgl. speribolgi),
nisl. bólga ‘geschwulst’.—vgl. bolginn.
bolginn ‘geschwollen’ (eig. part. zu
einem nicht uberlieferten *belga), nisl.
bólginn, nnorw. bolgen aschw. bulghin,
buiin, ndá bullen. — > ne. dial
bown(d) ‘geschwollen’ (Thorson 56).
— ae as. belgan, afrz. belga ‘zornig
sein’, ahd. belgan ‘aufschwellen’; vgl.
nnl. verbolgen 'zornig’. — Davon ab-
geleitet: bolgna schw. V. 'aufschwel-
len’, nisl. fár. bólgna, nnorw. bolna,
nschw. bulna, ádá bulne. — > me.
bolnen ‘aufschwellen’ (Björkman 205).
— vgl. belgr.
boll m ‘stier, ochs’, nisl. boli, nnorw.
diai. bol, ádá bul. — > lp N. bulle
(Qvigstad 119); > ae. bula, me. bole,
bule (Björkman 179 und SSUF 1900,
24, der an entl. aus adá denkt). -—
mnd. bulle, nnl. bul (mit ll > In), vgl.
ae. bulluc ‘stierkalb’. — Nach dem
zeugungsglied benannt, vgl. ae. bealluc
‘testikel’ und gr. socXXó; ‘penis'. — vgl.
bolr, bulsi und bQllr.
bóli m. ‘páchter’. — vgl. ból und bóla 4.
bolli m. 'schala; mass; schifl’, nisl. fár.
bolli 'tasse, schale’, nnorw. bolle, aschw.
bulle, bolle, dá. bolle ‘trinkschale’. —
> finn. pullo 'blase; pokal; flasche;
pfropf; aufgeblasenheit’ (Karsten GFL
127; Setálá SUSA 23, 1906, 27 und
FtJF 13, 1913, 429; dagegen aber
Collinder, Fschr. Pipping 1924, 83-4
und UL 1932, 225-9, der auf ein ein-
heimisches wort pullo, pulla, pulli
‘wasserblase; etwas dickes' hinweist
und also nur semantischen einfluss
gelten lassen will); > IpN bollo
'kleine holzschussel’ (Qvigstad 113);
> shetl. bull(e) ‘mass fiir fliissigkeiten’;
> aír. balldn ‘trinkgefáss’( ?). —
Entlehnung aus ae. bolla (Fischer
LW 22) ist nicht wahrscheinlich mit
hinsicht auf die verbreitung in allen
nord. sprachen. — ae. afr. bollti, as.
bollo 'trinkschale’, ahd. bolla ‘wasser-
blase; knospe; rundes gefáss’, nhd.
bolle. — Mit U < In, gehörend zum
idg. stamm *bhel ‘aufschwellen’ —
vgl. bali und bQllr.
bolmr m. ‘bár’ (poet.), vgl. schw. dial.
bolmstark 'sehr stark’ und den see-
namen Bolmen. — vgl. bali, bQllr
und bulmingr.
bólnasótt f. ‘pocken’ (s. F. Grön, Janus
13, 1908, 378-80). — vgl. bóla 1 und
sott.
bolr, bulr m. ‘stamm; körper, rumpf’,
nisl. bolur, fár bulur, nnorw. bul, nschw.
bdl, ndá. bul. — > shetl. bol(i) ‘torf-
haufen zum trocknen’, orkn. bool
‘grosser runder felsen; dicker fisch’;
> me. bol ‘baumstamm’ (Björkman
205), ne. dial. boll, bole (Thorson 55);
> lpN. bulla ‘rumpf’ (Qvigstad 119). —
mna. mhd. bole, mnl. bolte ‘bohle’. —
gehört zur schwundstufe der idg. wzl.
*bhel ‘aufschwellen’,' vgl. bali und
boli, bolli, bolmr, bolex, bulki,
bulsi.
bólstaðr m. wohnort’, nisl. bólstaður,
aschw. bolstaþer, bulstadher. — > shetl.
-busta, -bister, orkn. -bister in ON.
(Jakobsen 41); > schott. -bost (Hen-
derson 172); > manx Bravost ON
(nach Marstrander NTS 6, 1932, 243
< *brúa(r) bólstaðr). — vgl. ból und
staðr.
bolstr, bulstr m. ‘polster, kissen’
(< urgerm. *bulhstra-); nisl. bólstur,
nnorw. schw. dá. bolster (fur wechsel o:
u s. H. Pipping, SNF 12, 1921, 30-2). —
> shetl. buster, schott. bouster. — ae.
bolster, ahd. bolstar ‘polster’, nnl.
bolster ‘fruchtbalg, hiilse’, bulster ‘pol-
ster’. — lett. pabalsts, pr. pobalso,
balsinis ‘kissen, pfiihl’. — vgl. belgr.
boltr m. Bn. (anorw.); nisl. bolti ‘ball,
eisennagel’, nnorw.ndá. bolt, nschw.
bult ‘eisennagel. — > shetl. bolt
‘plumpe figur’. — ae. bolt, mnd. bolte,
nnl. bout, ahd. bolz ‘bolzen, pfjock’. —
lit. beldú, báldau klopfen’, baldas
‘stössel’ (IEW. 124).
bolex f. 'holzaxt’ (spát bezeugt), nnorw.
bolöks, aschw. bolöxe, bolyxe, ádá
bulöx. — > me. bulaxe, ne. dial. bolax
(Flom Infl. 30). — vgl. bolr und ox.
bón f ‘bitte fvgl. bónarmaðr ‘bettler’),
mit analog. 0 statt bœn.
bóndl álter bóandi, búandi m. ‘bauer,
hausherr, ehegatte’ (< urn. *(ga)búan-
di); nisl. fár. bóndi, nnorw. schw. dá.
bonde. — > shetl. bund(sman) (Jakob-
sen 81); orkn. boon (Marwick 17); >
norm. Bonnetot ON (Jakobsen Dst.
1911, 77); > ae. bönda, búnda ‘bauer,
hausherr’, me. bönde, bunde ‘bauer,
diener' (Björkman 205); > mnd. bunde
(Brattegard NTS 7, 1934, 279) ; > lp.
boadna ‘hausherr, ehemann', boannda
‘bauer’ (Qvigstad 111-2). — Part.
prás. zu búa 3.
bonel n. ‘fahne’ (norw. DN), vgl. banel.
bora 1 f. 'loch’, vgl. bora 3.
— 2 f. ‘trágerin’ in ON. Hornbora, vgl.
bera 2.
— 3 schw. V. ‘bohren’, nisl. fár. norw.
bora, nschw. borra, bdra, ndá. bore. —
> shetl. bor; > lpN. börit (Qvigstad
114). — ae. borian, as. ahd. borön;
4
borð
50
Borgundarhólmr
denomin. dn-bUdung zu berja (Wiss-
mann 78-9). — lat. for&rt ‘bohren’,
gr. <pápu 'spalten’, ai. bhrnSti ‘ver-
sehren’, lit. burná ‘mund', alb. brimS
‘loch’, arm. brem 'bohren'. — vgi.
barki 1, bjðrr 2, bori, boringi und
borr.
borð 1 n. ‘rand, kante, bes. schiffsrand’,
nisl. fár. borð, nnorw. schw. dá. bord. —
>shetl. bord(ek) ‘landspitze' (Jakobsen
62); > lpN. bgrdde ‘bootrand’ (Qvig-
stad 114); — ae. bord ‘schiffsrand,
schild’, as. bord, nnl. boord, ahd. bort
‘schiffsrand'. — wohl nicht dasselbe
wie borð 2 (so IEW. 138), wiewohl zur
selben idg. wzl. *bher vgl. berja
und weiter barð x, borði 1, byrða,
byrði und byrðingr.
— 2 n. 'brett, speisetisch’, nisl. fár borð,
nnorw. schw. dá. bord. — > finn.
porras, weps. pordas, estn. purre(s)
‘steg. fussteg’, estn. purte ‘leiter’, liv.
púrdas ‘kleine brucke’ (Thomsen SA 2,
207, Karsten GFL 103, Collinder UL 81;
beachte den wechsel -az: -iz) ; > lp N.
bordde ‘tisch, brett’ (Wiklund SÍJSA 10,
1892, 149); > mnd. bohren ‘bretter’
(Brattegard NTS 7, 1934, 279). —
got. fotubaurd ‘fussbank’, ae. as. bord
‘brett, tisch’, nnl. bord ‘teller’, mnd.
bort ‘brett, tisch’; daneben abl. ae.
bred, ahd. bret ‘brett’. — Zur idg. wzl.
*bherdh ‘schneiden’, vgl. ae. bardha-
ka- ‘abschneidend’, gr. népðu ‘zer-
störe’ (IEW 138); erw. von *bher vgl.
berja. — vgl. borði 2, byrða 1 und
brandr 2.
— 3 n. in hugborð ‘mut’, anorw. hug(a)-
burd. — Der 2 teil zu bera 2.
borða 1 schw. V. ‘an bord gehen', vgl.
borð 1.
— 2 schw. V. ‘auftischen’ vgl. borð 2.
borði I m. ‘gewobenes band, borte,
gewebe’, nisl. borði ‘borte', fár. borði
'band um eine garbe’, nnorw. borda
'langes, schmales band’, aschw. bordhe,
adá. borde ‘borte’.—ae. as. borda, nnl.
boord, ahd. borto ‘saum, besatz, sticke-
rei’. — vgl. borð 1 und byrða 2.
— 2 m. ‘schild’ (in þula), abl. von borð 2.
borg 1 f. 'anhöhe; wall, burg, stadt’,
nisl. fár. nnorw. schw. dá. borg. — >
shetl. borg ‘burg’ (Jakobsen 63); > ne.
Borrowdale ON (Mawer 7); > manx.
Burrow ON (Marstrander NTS 6,
1932, 84); > air. borg (Zimmer ZfdA
32, 1888, 279, R. Much ibid 41,
1897, 113-4; aber dagegen Marstrander
NVA 1915, Nr. 5, 121). — got.
baurgs ‘stadt, turm’, ae. burg, burh
(ne. borough, burrow, -bury), as. ahd.
burg, afr. burich, burch ‘burg, stadt’.
— vgl. borgari, byrgi und byrgja.
Man wird wohl am besten davon
ausgehen, dass zwei wörter zu-
sammengefallen sind (R. Much
ZfdA 41, 1897, 113 und WS 12,
1927, 353): 1. ein germ. wort, das
zur sippe von bjarg 1 gehört
(bed. entw. anhöhe > höhen-
siedlung > befestigte stelle >
stadt) und 2 in der bed. ‘wacht-
turm' entl. < lat. burgus < gr.
wópyoí (vgl. arm. burgn ‘tunn’,
aram. burgin, burgon, arab. burj
‘kleine festung'); s. dazu auch
S. Gutenbrunner, ZfdA 72, 1935,
X73-5). — Dagegen glaubt
P. Kretschmer, Glotta 22, 1934,
100 ff, dass germ. burg durch vex-
mittlung eines nordbalkanischen
wortes in der form 7 túpyo? zu den
Griechen gelangt sei. — Vielleicht
lassen sich alle bed. dennoch
vereinigen, wenn man von einer
bed. ‘zaun’ ausgeht, die durch
gr. 9páo<j<o ‘záune’ und 9Ó0X04
'mauer’ nahegelegt wird. Der iiber-
gang ‘zaun’ > ‘hof’ > 'burg,
stadt’ lásst sich öfter belegen
(s. J. Trier, Nachr. AW. Göttingen
1940 Nr. 4, 86-87).
— 2 f. 'scheiterhaufen’ (poet.). Wáhrend
S. Bugge PBB 22, 1897, I2f > nn eine
entl. < ae. beorg ‘grabhiigel’ dachte,
hat H. Falk, Fschr. Torp. 1913, 9 die
auffassung verteidigt, dass es mit ae.
beorg und byrgen, byrgels ‘grab' ver-
wandt sei und also urspr. nordisch
war, aber spáter mit dem Christentum
verschwunden (diese erklárung. ist
vorzuziehen).
— 3 in PN. wie Borghildr, Borgný
gehört zu borg in der bed. ‘schutz’
(A. Janzén, NK 7, 1947. 66)- — v 8í-
bjerg 2.
borga schw. V. 'biirgen, geloben’, nisl.
fár. nnorw. schw. borga, ndá. borge. —
ae. borgian ‘leihen’, mnd. borgen 'ein-
stehen fur’, ahd. borgen ‘burgen, scho-
nen'. — vgl. bjarga.
borgari n. ‘burger’, nisl. fár. borgari,
nschw. borgare, ndá. borger. — < mnd.
borgere. \
Borgarr mPN. (< urn. •burga-har’jaJR);
vgl. ahd. Burchheri.
Borgundarhólmr m. ‘Bomholm’, da-
neben auch Borgund als ON (Lindroth
NB 7, 1918, 49-51). Danach hiess das
volk der Borgundar: germ. lat. Burgun-
diones (Schönfeld 55-8), ae. Burgendas
vgl. den kelt. volksnamen Bngantes
und den air Pn. Brigit (< *bhrghnti),
eig. ‘die hohe’, weiterhin zu ai. brhant-
‘hoch’. — vgl. bjarg 1.
Der ON Borgund bedeutet also
bori
51
brá
‘die hochgelegene’, vgl. den ahd.
waldnamen Burgunthart, wurde
aber spáter aufgefasst als abl.
von borg i (s. Kossinna IF 7,
1897, 282-3). Fiir die endung s.
unter und 4.
bori 1 m. ‘bohrer’ in holdbori ‘rabe’
(poet.). — vgl. borr und bora 3.
_ 2 m. ‘tráger’ in Hornbori Pn. — vgl.
bera 2. und Boro.
borinéi m - 'rabe’ (þula), eig. 'der bohrer',
vgl. bora 3.
borkn f., vielleicht bgrkn ‘wölfin’(þula).
— Nach Jóhannesson. Sufi. 74 zu
einer germ. wzl. *berk, vgl. berkja.
Boro í. Pn, nur run. norw. Opedal
(c. 400-450; Krause nr 60). Weiblich
zu bori 2.
borr m. 'bohrer' (poet. nur bei Egill),
nisl. bor, norw. run bor(-möþA)
Eggjum (c. 700; Krause Nr 54),
nschw. borr, ndá. bor. — ae. bor,
mnd. bor. — vgl. bora 3.
borri m. ‘klette’, nur in borra-blad ‘lappa-
cium’ (s. Larsen NVA 1931, 249)
< urgerm. *burzan; nnorw. nschw.
borre, ndá. burre (> ne. bur. ‘klette’).
— vgl. barr 1.
bort ‘fort’ (poet.) vgl. brott.
bósi 1 mPN, vgl. run.dá. akk. s. busa
östra Vemmenhög, Skáne (c. 1000,
Jacobsen-Moltke Nr 268). — ae. Bösa,
as. Böso, afránk. run Boso, fibel von
Freilaubersheim (Arntz-Zeiss 1, 224),
ahd. Buoso.
Etym. nicht sicher. Man möchte
einen preisenden Namen erwarten;
vgl. abl. ae. basu, beasu ‘purpurn,
scharlach’, baswian ‘rot fárben’,
weiter zu mir. basc ‘rot’ (vgl.
ber), vielleicht auch gr. <fác,
‘edler, mann’, ai. bhds(as) ‘licht’,
bh&sati ‘glánzt' (Holthausen, IF
25, 1909, 150). vgl. basntir. —
Aber man kann auch von bed.
‘klotzige p>erson’ ausgehen, vgl.
nnorw. dial. bose m. ‘klumpen,
kiotz’, auch 'starke person’, dann
gehört es zu bósi 2. — Erklárung
als kinderlallwort (Magnússon
ANF 65, 1950, 126) ist unwahr-
scheinlich.
— 2 m. ‘mádchenjáger’ (poet.), vgl. abl.
nnorw. baus ‘heftig, stolz’, — afri bas
'unsittlich’, as. ahd. bðsi ‘schlecht, un-
bedeutend’, nhd. böse. Zur idg. wzl.
bus ‘schweílen’, vgl. bysja.
1 f. ‘besserung, ersatz, busse (die
letzte bed. wohl aus ae. bót); nisl. fár.
bót, nnorw. bðt, nschw. bot, run. dá.
but (Jelling I, 10 Jht. s. Jacobsen-
Moltke Nr. 41), ndá. bod. -— > orkn.
bootie ‘stiick zeug als bettdecke, friiher
auch frauenhaupttuch); > lpN. bott
(z.B. in sicelobott ‘abgabe an den
pfarrer fiir die beerdigung’ (Qvigstad
115). — got. böta ‘nutzen’, ae. bðt
‘hílfe, nutzen; busse, siihne, reue’,
as. böta, afr. bðte, ahd. buoz(a) ‘besse-
rung, busse’. — In abl. zu germ. *bata-
‘gut’, vgl. bati, betr und bœta.
Das wort kommt auch vor in PN
wie Bótólfr, Bóthildr, vgl. ogot.
Butila (Schönfeld 59), ae. Bötwulf,
Böthild, ahd. Buazfrid, Buozolf.
NachO.v. Friesen, SNPhi4, 1942,
357-365 besonders in Schweden
und Gotland, wohl in Missions-
kreisen (dann böt in der bed.
‘busse’), wie Bótviðr eig. name
eines schw. heiligen; vgl. aber
auchA. Janzén, NK 7, 1947, 66-67.
— 2 f. ‘bucht, kleiner meerbusen’ (< ur-
germ. *buhtö), nisl. bót. — > finn.
Pohto ON (s. E. H. Lind NB 2, 1914,
I 73‘4)' — ae - byht, mnd bucht, nnl.
bocht ‘biegung, bucht’. — vgl. bjúga
und bugt.
bóti m. ‘schuh, stiefel’ (seit 13 Jht.). —
> shetl. bodek ‘alter abgenutzter schuh.
— < afrz. bote, mlat. bota ‘schuh’
(s. Falk NVA 1919, i38)oder< mnl.
boot, bote m. wegen des geschlechts!
(vgl. Höfler, ANF 47, 1931, 290).
botn m. ‘boden, grund’, nisl. botn, fár.
botnur, nnorw. botn, nschw. botten,
ádá. botn, ndá. bund (< *budn). —
> orkn. butty ‘teil der eingeweide’,
shetl. botn, botten 'kleines rundes tal’
(Jakobsen 65), hebrid. bot ‘boden’
(Christiansen MM 1938, 24); > norm.
les Bottentuits ON, vgl. norw. Bontveit
(< *Botna-þveit, Jakobsen, DSt. 1911.
80); > ne. Botton ON (Ekwall 51); >
lpN bodne, bonne (Wiklund SUSA 10,
1892,149). — ae botm, bodan, as. bodom,
afr. bodem, nnl. bodem, ahd. bodam
‘boden’ (s. fiir die bed. Porzig WS 15,
! 933 . 112-33)- — gr. jtuðpV ‘boden,
fuss eines gefásses’, ai. budhnas ‘grund,
boden’ und mit nasal. lat. fundus
‘grund, boden’, gr. jtúv8«5 ds., mir.
bond ‘sohle’. — vgl. boðn, buðkr
bytna und bytta.
Auffallend ist der wechsel d: dh,
den H. Petersson SVS Lund 1,
1921, 17-18 aus einem paradigma
nom. bhudh-, gen. bhu(n)dnés er-
kláren möchte. — Vendryes MSL
18, 1914, 308 zieht noch heran:
asl. dúno, lit. dúgnas ‘boden’ und
denkt an einen idg. wechsel
*bheud(h): *dheub, vgl. djúpr.
brá 1 f. ‘augenwimper’ (< urgerm.
*brlhwö, *bri(g) wð), nisl. fár. brá,
nnorw. dial. braa, aschw. bra, ádá.
brað
52
Bragi
brá. — > me. brd, brg ‘braue, hiigel-
abhang' (Björkman 231), ne. dial: brae,
bree ‘abschiissige stelle’ (Thorson 56). —
ae. braw, brgaw, brlg, as. bráwa, br&ha,
afr. brl, nnl. brauw, ahd. br&wa, br&(ha).
Das wort gehört zu bregða und bedeu-
tet also eig. ‘das bewegliche, das
augenlid’, vgl. auch augrtabragö ‘das
zwinkern mit den augen, augenblick’
(ILW 142).
Nach A. Noreen SVS Uppsala 5
Nr 3, 1897, 7 wáre die urspr. bed,
nicht ‘wimper’, sondem ‘rand,
kante’ und dann verwandt mit
brún; dazu gehören auch die
schw. ON. Brdviken und Brávalla
(s. G..Franzén NK 5,1939, 157). —
Oder zu lat. frons ‘stirn’ ? (Specht,
Idg. Dekl. 162).
— 2 ‘glanz, stahl’ in Baldrsbrá ‘blumen-
name’. — got. brahv ‘blick’ (nur in
brahv augins ‘im augenblick’. — vgl.
brjá.
— 3 schw. V. ‘funkeln’. — vgl. brjá
und bráinn.
bráð 1 f. ‘fleisch von jagdtieren, jagd-
beute’, nisl. fár. bráð, nschw. (ville-)
brád, ndá. brad. — ae. breed ‘rohes
fleisch’, as. brádo■ ‘schinken, wade’,
ahd. brát(o) ‘fleisch’, mnd. brát ‘das
weiche fleisch’, bráde ‘braten’, nnl.
(wild-)braad ‘fleisch von jagdtieren’
(IEW 133). —vgl. bráðr und brcsða 1.
— 2 f. ‘hast, eile’, nisl. fár. bráð. — vgl.
brdðr.
— 3 n. ‘teer, teerkochen’, nisl. fár. bráð
‘teer’, nnorw. braad ‘iiberstrich von
teer auf booten’, schw. dial. brá(d)
‘fett, teer’. — > frz. brai ‘schiffsteer
(wenigstens der bedeutung nach, denn
sonst ist afrz. brai, ital. brago
‘schlamm’; s. Falk, WS 4, 1912, 51
und Gamillscheg 138). — vgl. bráðr
und breeða 3.
bráðendis adv. ‘plötzlich’ (< bráðhendis
vgl. Sturtevant, MPh 26, 1929, 469);
nisl. bráðendis. Zss (wie snimmeniis)
mit hgnd.
bráðna schw. V. ‘schmelzen’, nisl. fár.
bráðna, nnorw. braa(d)na. — vgl.
bráðr.
bráðr adj. ‘schnell, hurtig’, nisl. fár.
bráður ‘schnell’, nnorw. braad ’plötz-
lich’, nschw. brád, ndá. brad ‘hastig,
plötzlich’. Die urspr. bedeutung ist
f heiss, dampfend’. — > me. bráþ
‘heftig, zomig’ (Björkman 88), ne.
dial. braith ‘hastig, heftig’ (Flom,
Infl. 31); > IpN. brad(es), prades
(Qvigstad 115). — ae. breeð ‘dunst,
dampf, atem’, ahd. brádam 'dunst,
atem, hitze’, abl. ae. brðd, mnd. brðt,
nnl. broed ‘brut’, mhd. bruot ‘hitze.
brut, zucht’; abgel. von idg. wzl.
*bhrl: bhrð ‘erhitzen’, vgl. mhd. brúejen
‘sengen, brennen’, mnd. brðien, nnl.
broeien ‘briihen’. — lat. frltum, frltus
‘brausen, wallen, hitze’, fermentum
’gáhrungsstoff’, gr. nop'púpu ‘aufwal-
len’, <pup|xÓ£ ‘verwirrung’, ai. bhuráti
‘sich bewegen, zucken’, bhurni- ’heftig,
wild, eifrig’, aer. topar (< *to-uks-
bhoro) ‘quelle’ (IEW 134). — vgl.
bráð, bráðna, brasa, brceða, bresði.
Man kann als grundwzl. aufstellen
*bher ’aufwallen’; davon weiter
abgeleitet *bhereu- vgl. brenna 1
und *bherei- vgl. brim, brimi
und Brisingamen.
braga schwV. ‘glánzen, flimmem (vom
nordlicht; nur in Konungssk.), nisl.
fár. nnorw. braga ‘flammen’, nschw.
dial. braga ‘beben, zittem’. Das wort
gehört mit gramm. wechsel zu brjá.
braga(r)full m. ‘becher, aus dem Dei
feierlichen gelegenheiten getmnken
wurde unter ablegen von geliibden’. —
Gewöhnlich zu bragr 1 gestellt.
Dagegen erklárt Sköld LUÁ 19,
1923, Nr 7, 11 das wort als entl. <
kymr. brag, ir. braich ’malz’ (das
sogar, iiber das schwedische, >
lett. brága ‘brantweinspiilicht’ und
russ. brága ‘maische’). Wenig an-
sprechend.
bragð n. 'schnelle bewegung; tat, vor-
haben; list; aussehen; stickmuster’,
nisl. bragð, nnorw. fár. nschw. bragd
‘kunstfertigkeit’. — > shetl. brag(d)
'einschneidung, ohrzeichen der schafe';
> ne. dial. braid ‘plötzliche bewegung’
(Flom Infl. 31); > lpS (p)raude ’sitte,
brauch’ (Qvigstad 116). — ae. breegd
’kunstgriff, betrug, list’, afr. breud
‘ziehen’ — Das wort ist verbalabstr.
zu bregða; vgl. auch brggðóttr.
bragða schw. V. ‘sich bewegen; glánzen,
flammen’ (spát. bezeugt). Deverbative
ön-bildung zu bregða.
Bragi m. ‘gott der dichtkunst’, wohl zu
verbinden mit ae. brego (dessen bed.
‘herr, fiirst’ aber nicht feststeht; vgl.
H. Kuhn, Fschr. Helm 1951, 42-3).
Die etymologie ist dunkel; mEtn kann
von bragr 1 ausgehen, und dann
wáre die bed ‘der erste’, oder auch von
bragr 2.
Auffallend ist dass der name des
gottes auch als PN auftritt, sowohl
an. wie aschw. Bragi; das diirfte
auf den sekundáren charakter des
göttemamens hindeuten. Der na-
me scheint sogar ziemlich ver-
breitet gewesen zu sein, vgl. die
ON. norw. Bragaseeter, schw. Bra-
ghaberg (jetzt Braberg in ÖGöt-
bragnar
53
brandr
land), und sogar ne. Bragebi,
Braweby (Björkman 29).
bragnar m. pl. 'hauptlinge, mánner'
(poet.). — vgl. bragr 1 — Daneben
auch bragningr m. 'könig' (poet.).
bragr 1 m. ‘der erste, vomehmste’
(poet.); wohl zu ae. brego; vgl.
Bragi.
Das wort ist dunkel. Die erklá-
rungen von H. Osthoíi, BB 24,
1899, 120 und Solmsen KZ 37,
1901, 575 zur sippe von bjarg 1,
oder von Jóhannesson, Med. gem.
35 zu brjá sind nur lose vermu-
tungen. Das gilt auch von der
verbindung mit ae. brtegn (ne.
brain), mnd. brögen, brSgen, afri.
nnl. brein ‘gehirn’, die man zu
gr. ppexpó? ‘stirn, schádel’ stellt,
vgl. toch AB mrác ‘kopf, gipfel’
(van Windekens 69). — J. Trier,
Holz 1952,88 vergleicht gr. (pepto-ro;
‘der beste’, arm. bari gnt’ (adv.),
und denkt an den mann, der in
der gemeinschaft hervorragend
brauchbar ist; dadurch gelangt
man zum wort fur die genossen-
schaft selbst, wie asl. sú-ború
‘versammlung’, lett. bars ‘haufe,
menge’; diese bed. leitet er aus
dem ’mánnerkreis der volksver-
sammlung’ ab, und diese wieder
< ‘kreis, zaun’ (vgl. þing) <
zaungeflecht, das weiter zum be-
trieb der niederwaldwirtschaft ge-
hört, also zu der sippe von
berja.
— 2 m. ‘dichtkunst’, nisl. bragur 'ton,
weise, gedicht, melodie’.
Schon Osthoff, BB 24, 1899,113-44
hat das wort mit ai. bráhma
‘zauberspruch’, air. bricht ‘zauber,
zauberspruch’ verbunden; das
wiirde also auf einen sakralen ur-
sprunghinweisen. tJber den weite-
ren zusammenhang mit lat. flamen
‘priester’, und gr. (pappioxóc ‘zaube-
rer’, s. Dumézu, Flamen-Brahman
(1935). Von diesem gesichtspunkt
aus könnte der name des gottes
Bragi alt sein (eig. der Gott des
kultliedes und des zauberspruchs)
und dann wáre er von dem PN
Bragi zu trennen.
brálnn m. ‘schlange; pferd’ (þula). —
vgl. brá 2 und brjá.
brak n. ‘krachen, lárm’, nisl. fár. nnorw.
nschw. brak, ndá. brag. — > me. bracc
‘lárm, geschrei’ (Björkman 232). —
ae. gebreec, as. gibrak, mnd. brak, ahd.
gibreh; vgl. as. ahd. braht ‘iárm, ge-
schrei’, ae. breahtm, as. brahtum ‘lárm,
lármende menge; vgl. got. brakja
‘ringkampf’. — Das wort ist verbal-
abstr. zu braka.
brák f. ‘gerát fiir lederbereitung’, nisl.
brák, nnorw. braak; vgl. nschw. brdka,
ndá brage. — < mnd. bráke ‘flachs-
brechen, brache’ (Falk, NVA 1919,
46-7). — vgl. brakir und breekla.
braka schw. V. ‘krachen, lármen’, nisl.
fár. nnorw. schw. braka, ndá. brage. —
as. brakðn, mnd. braken ‘krachen’; vgl.
ae. brceclian ‘krachen, tönen’. — wohl
junge ð«-bildung zu dem im an. fehlen-
den st. V. got brikan, ae. as. brekan,
ahd. brechan ‘brechen, zerbrechen’
— vgl. brak, brakan, branga, brek,
breka, brehi, brók, bróka, brokkr,
brúk, brœkir und burkn.
Mit dieser etym. bleiben wir inner-
halb des germ. sprachgebietes und
können auf eine auch im norden
gutbezeugte wortsippe zuriick-
greifen. Daher wohl einleuchten-
der als eine verbindung mit air.
braigim ‘furze’ und lit. braSkíti
‘prasseln, krachen’ (IEW 165). —
És liegt hier ofienbar eine gruppe
schallnachahmender wörter vor;
innerhalb der sondersprachen wer-
den immer wieder neubildungen
geschaffen; vgl. brauka einerseits,
brúsa, braska, brasta andrerseits;
das lautmalende element war die
konsonantgruppe br.
brakan auch brQkun í. ’lárm’ (poet.), fár.
brakan. — vgl. braka.
brakun m. 'makler* (nur in einer ólafs-
saga h. helga). — < asl. *brakunú
‘mittler’ zu brakú ‘abgabe, ehe’
(s. J. J. Mikkola, ANF 19, 1903,
33 Í- 3 ).
Br&ma f Pn. und Brámijn PN. (fingier-
te namen). Vgl. mit abl. wfránk.
Bramigardis, ae. Bremhelm, wohl eig.
‘die oder der bruUende’. — vgl. bri-
mill.
Brana f. ‘name einer riesin’. — ‘die
schnell dahineilende’, vgl. bruna.
brandr 1 m. ‘brand, brennholz’, nisl.
íár, brandur, nnorw. schw. dá. brand.
— > shetl. brand ‘brennendes torf-
stiick; > IpN. radde (Thomsen 2, 208).
— ae. as. afr. brand, ahd. brant. —
vgl. brenna 1.
— 2 m. ‘brett; schwertklinge, schwert
(poet.), nisl. fár. brandur, nschw.ndá.
brand ‘balken’. — ae. brand (nur ein-
mal belegt, wohl aus dem an. entlehnt),
ahd. brant. Geht man aus von der bea.
‘stock’, dann ist das wort wohl zur
sippe von borð 2 zu rechnen (Petersson
IF 24, 1909, 40-2 und weiter zur idg.
wzi. *bher, vgl. berja). Andere For-
scher steUen es zu brandr 3, waswohl
branga
54
brauk
auf dasselbe hinauskommt. In der bed
‘schwert' könnte man auch von brandr
I ausgehen; etwa 'das feurige schwert'.
Brandr kommt auch als PN vor,
vgl. aschw. adá Brand, auch ae.
Brand, Brond\ daneben Zss. wie
Branddlfr, Brgndulfr neben Guð-
brandr, Kolbrandr, Þorbrandr. In
solchen namen kann brandr eben-
sogut 'feuer’ ais ‘schwert’ be-
deutet haben, s. A. Janzén NK 7,
1947, 40)-
— 3 m. ‘dreieckiges, schöngeschmiicktes
brett am steven’ (Falk WS 4, 1912,
44-5), nisl. fár. brandur. — > shetl.
brander ‘querbalken im bett’; > frz.
brant ‘vordersteven’ (K. Nyrup Aarb.
1919, 27)^ — lat. frðns ‘stirn, vorder-
seite’, ir. braine ‘schifisvorderteil’, lett.
bruðdinS ‘dachfirst’ (J. Charpentier
KZ. 40. 1907, 462). — Vielleicht zu
einer idg. wzí. *bhren ‘hervorstehen’,
erw. von *bher, vgl. berja und
barmr 2, weiter brattr, brekka,
bringa.
Jóhannesson Wb. 619-620 be-
trachtet die drei wörter brandr
als dasselbe wort und konstruiert
eine bed. entw. ‘brennender stock’
> ‘stock’ im allgemeinen. Die
bem. dass norw. dial. brand be-
sonders von stöcken gebraucht
wird, die zum kohlen bestimmt
sind, hat wenig beweiskraft und
die erklárung scheint mir sehr
gezwungen.
Die Zs. slagbrandr ‘balken an
der verschanzung’ > air sla(g)-
brand, slagrann (Marstrander NVA
19x5, Nr 5 , 17-8).
branga f. ‘streít’ (nur Hm. s. A.E Kock
NN § 64), nisl. brang 'lárm, aufruhr’,
schw. dial. brdng 'lárm, kampf' (s.
Hellquist, Fschr. Tegnér 247). — mnd.
brank, prank 'kampf’. — vgl. braha.
Falk, Fschr. S. Bugge 1889, 13-14
gibt die folgenden möglichkeiten
an (unter hinweis auf norw.
brank n. ‘bruch, schaden, schliss’,
branka ‘beschádigen, brechen’); 1.
zu nnl. prangen, mhd. pfrengen,
got. anapraggan 'driicken, klem-
men', die er als entlehnung < asl.
na-prggq ‘spanne’ aufiasst (der
form und aer bed. nach kaum
möglich) und 2 zweifelnd zu ai.
bhrdsa- ‘fall, verlust’, air. bric
liige’.
brasl mBn. vgl. auch brasaör, wohl zu
norw. brasa ‘lármen, prasseln’. — vgl.
brasta.
braas m. ‘koch’ (nur Am. 63, deshalb
nach W. Mohr ZfdA 76, 1939, 190
vielleicht ostskand. wort), vgl. nnorw.
bras, nschw. bras(-eld) ‘knistemdes
feuer’, zu fár. brasa ‘braten,-flammen',
nnorw. nschw. dial. brasa ‘braten',
ndá. dial. brase ‘hell flammen’. — ne.
to braze 'flammen', nhd. dial. braseln,
brasteln 'prasseln’.
Vielleicht zu air breo (< *bresu)
‘flamme’ (Stokes, BB 11, 1886,
160); aber A. Noreen SVS Upps, 5
Nr 3, 1897, 9 sucht an die sippe
von bráðr anzukniipfen.
brasta schw. V. ‘lármen, prahlen’, nisl.
brasla, vgl. nnorw. brass ‘lárm’. — ae.
brastlian, mhd. brasteln 'knistern, pras-
seln’. — Daneben mit A-suffix: nnorw.
schw. braska, ndá braske ‘lármen’, vgl.
mnd. braschen ’lármen, schreien'. —
lit. braSkéti ‘krachen, prasseln’.
Wáhrend man brasta einfach zu
bresta stellen kann, diirfte den-
noch das nebeneinanderauftreten
von brasta und braska auf eine
grundform *bras hinweisen, wozu
brass zu vergleichen ist (E. Abra-
hamson NTU 8, 1936, 6-15).
brattr adj. ‘steil’, schroff’, auch Bn und
Pn (< urgerm. *branta-), nisl. fár.
brattur, nnorw. bratt, aschw. branter,
nschw. brant, dial. bratt, ndá. brat. —
ae. brant 'steif, tief, hoch' (s. E. Schwarz
229). — lett. ftrMðdtní'dachfirst' (Pers-
son KZ 33. 1895, 2 92). — vgl. brandr
3, bretta und brettingr.
brauð n. ‘brot', nisl. brauð, fár. breyð,
nnorw. braud, br0(d), nschw. bröd, ndá.
bred. — > air. broth 'brotkom’ (A.
Bugge, Fschr. K. Meyer 1912,301). —
ae. bread, as. bröd, afr. brdd, ahd. prðt,
(ohne d-erw: krimgot. broe s. Feist,
Got. Wb. 106), vgl. mit gr. wechsel und
abl. ae. broð, ahd prod ‘fleischsuppe’. —
lat. defrutum 'eingekochter saft’, zur
idg. wz. *bhru ‘durch gárung bereiten’
(Falk ANF. 41, 1925, 117-8) und
dann wohl weiter zu *bh(e)reu; s.
brenna x (Persson SVS Uppsala 10,
1912, 784-5). — vgl. brugga und
barmr 3.
brauk n. 'lárm’ (erst 14. Jht. bezeugt),
nisl. brauk ; vgl. an. nisi. brauka
‘lármen’ und braukun 'larm’. — mhd.
brohseln ‘toben, lármen’.
Statt das wort als lautmalende
bildung neben braka zu stellen
(wie gnastan, gnaust und gnista),
sucht man vergebens nach idg.
vorbildem: 1. zulit. brúzyti 'nieder-
driicken’, brúzuoti ‘mit geráusch
scheuem’ (Wood, MPh 5, 1907, 271
und 11, 1914, 330). — 2 zu gr.
9púytXo? ‘eine vogelart’ (Holt-
hausen Wb. 24). — 3 zu gr. <ppúy<i>
braut
55
brengla
'rösten, braten’ (Jóhannesson Wb
618). — Alies schon deshalb un-
wahrscheinlich, weil brauka eine
spát auftretende westnordische
sonderbilding ist.
braut f. ‘weg’ eig. 'der durch. den fels
gebrochene weg’ (vgl. frz. route zu lat.
rupta) ; nisl. braut, fár. breyt, nnorw.
braut, aschw. bröt. — > shetl. brad
'spur im schnee’ (Jakobsen 78). — vgl.
brjóta und brott.
Dazu gehort brautingl 'wanderer',
zusammengesetzt mit - gengi.
breðafQnnf. ‘schneewehe’, nisl. breðafönn,
anorw. breði, nnorw. bra, bride, brede
‘gletscher', vgl. breda ‘schimmern,
leuchten wie schnee. — Gehört wohl
zu breiðr (Torp 38), wiewohl die bed.
nicht gut stimmt. FT 110 möchte an
lett. birda 'feiner schnee’ ankniipfen.
bréf n. ‘brief, urkunde' (in christl. Schr.),
nisl. brjef, fár. brav. nnorw. schw. dá.
brev. — < mnd. brgf; vgl. as. afr. bréf,
ahd. briaf < lat. breve ( scriptum ) ‘kurze
schriftliche aufzeichnung’.
bregða st. V.'schnell bewegen, schwingen;
winden, flechten; verándem, wechseln;
vernichten; beschuldigen’ (vgl. da-
neben part. prás salbrigðandi in
kenning fiir ‘schild’, s. zur Konj.
Noreen § 495 Anm. 1), nisl. bregða,
fár. bregða, brigða, norw. bregda, aschw.
breghpa, ádá bre(i)de. — > orkn. brai-
thin ‘flechtrand eines korbes’, shetl.
bregd, brigd 'flechten, stricken'; > me.
breiþen ‘sturzen, rennen’ (Björkman
162), vgl. auch ne. braithhurdle ‘ge-
flochtene hiirde’ (Thorson 22) ; > lpN.
rievddat ‘farbe wechseln’, lp S preutet
‘verschieden sein' (Thortlsen 2, 211). —
ae. bregdan, bredan ‘schnell bewegen,
schwingen; weben, stricken; wechseln,
táuschen’, as. bregdan ‘flechten’, nnl.
breien ‘stricken’, afr. breida ‘ziehen,
zucken’, ahd. brettan ‘ziehen, zucken,
weben'. — vgl. brd 1, bragð, bragða,
brigð, brigða, brúða und afbrýði.
Die grundbed. des wortes ist
’flechten, weben’ und damit weistes
auf die idg. wzl. *bher ‘zaun, zaunge-
flecht'- hin, vgl. breiðr und brik.
breiðr adj. ‘breit’, nisl. fár. breiður,
nnorw, brei(d), nschw. dá. bred. — >
shetl. bred; > ne ON. Braithwel,
Brayton (Mawer 8). — got. braiþs, ae.
brad, as. afr. brid, ahd. breit. — Davon
abgeleitet breiða 1. f.’decke' vgl. ae.
brced(e), mnd. brlde ‘breite’ — breiða 2.
schw. V. ‘ausbreiten, bedecken’, nisl.
fár. breiða, nnorw. breida, nschw. breda,
ndá. brede. — got. usbraidjan, ae.
brcedan, as. brldian, ahd. breiten. —
breidd f. ‘breite’. nnorw. breidd, nschw.
bredd, ndá. bredde vgl. nnl. breedte,
ofres. brldte. — breizl n., breizla f.
'decke’, fár. breiðsla, nnorw. breidsla,
vgl. ae. brcsdels 'Decke’.
Ohne sichere etymologie. Nach
H. Petersson IF 23, 1909, 392
wenig uberzeugend zu lit. beriú
‘streuen, ausbreiten’, nach Siebs,
KZ 37, 1901, 306 eine s-lose neben-
form zu ae. sprcsdan, nnl. spreiden,
ahd. spreiten ‘ausbreiten’. — Da-
gegen denkt J. Trier, Lehm 1951,
43 (unter hinweis auf siðr) an eine
bed: ‘breite eines durch hegung
freigehaltenen raumes’; diese wiir-
de weiter aus ‘zaun’ folgen und
also auf die lehmwand des hauses
hinweisen; vgl. ae. briiv, ahd.
brUo 'brei’; vgl. auch brik 1.
brek n. 'begierde; list, trug’, nisl. brek
‘schmeicheln, kinderstreiche', fár. brek
‘schaden, fehler', nnorw. brek ‘begierde’
— ae. (ge)brec 'geráusch’, mnd. brek
‘gebrechen, mangel’, nnl. gebrek ‘man-
gel’. — Zu breka schw. V. ‘verlangen’,
(erst im I3.jht. bezeugt). nnorw.
breka ‘bitten’; vgl. ahd. brehhðn ‘be-
triiben'. Gehört wohl zum st. verb.
‘brechen', vgl. braka. — breki m.
‘brecher’, woge (eddisch). — ae. wiðer-
breca ‘gegner, feind’, Breca PN (König
der Brondingas).
brekka f. ‘steiler hugel’ (< germ.
*brinkðn), nisl. fár. norw. brekka, schw.
dial. brdkka. — > orkn. breck (bes. in
ON), shetl. brek(k), manx breck (Mar-
strander NTS 6, 1932, 270); > ne.
ON. Breck, Sunbrick (Ekwall 59). —
ne. brink ‘rand, strand’, mnd. brink
‘rand, ufer, ackerrand’, mnl. brink
‘rand, grasrand, grasland’. — vgl.
brokkr. — Etymologie unsicher, viel-
leicht zur idg. wzl. *bhren ‘hervor-
stehen, kante' (IF.W 167). — vgl.
bringa und brandr 3.
Die wzl. *bhren ist wohl eine
weiterbildung der unter berja
behandelten wzl. *bher. Die bed.
‘rand, ackerrand’ imwgerm. weist
schon deutlich auf den ‘zaun’
hin. Andrerseits diirfte die bed.
‘hiigel’ nicht nur von dem steilen
abhang angeregt, sondern auch
vom mit steinen oder palissaden
umhegten grabhtigel bestimmt
worden sein.
brengla schw. V. ‘verdrehen, ringen’
(spát bezeugt), nnorw. brengla, brengja
‘verdrehen'. — Der bed. wegen gehört
es kaum zu branga; Sturtevant
Í fEGPh 33, 1934, 95 nimmt als grund-
orm an *bi-wrang-ilðn (aber so schon
Torp 39!), also zu rangr.
brenna
56
brenna 1 álter brlnna st. V. ‘brennen’;
nisl. far. nnorw. brentta, nschw. brinna,
ndá. brande. — > shetl. brinn ; > me
brennen, ne. dial. bren(n) (Björkman
182). — ae. beornan, biernan, afr.
berna, barna, got. as. ahd. brinnan. —
mir. wzl. brenn- ‘hervorquellen, spru-
deln’ (s. Pedersen, Kelt. Gramm. II
§ 671). Vielleicht erw. der idg. wzl.
*bhere(u) ‘sich heftig bewegen’, vgl.
lat. ferveo, mir berbaim ‘sieden, wallen'
(IEW 144). — vgl. bráðr, brandr 1,
brauð, broð, brugga, bruna, brundr,
bruni, brunnr und bryna.
Es ist möglich, dass man die wzl.
*bhereu als eine erw. von *bher
auðassen darf (vgl. unter berja) \
danrr deutet das wort eig. auf die
brandwirtschaft im niederwald,
wie J. Trier, Holz 1952, 87 ver-
mutet; er stellt dazu auch brimi.
— 2 schw. V. ‘verbrennen' (< germ.
*brannjan), nisl. fár. nnorw. brenna,
aschw. branna, adá. brtennœ. — got.
ga-brannjan, ae. brennian, beernan,
afr. berna, as. brennian, ahd. brennan.
— Kaus. zu brenna 1.
bresta 1 st. V. 'bersten, krachen’, nisl.
fár. nnorw. bresta, nschw. brista, ndá.
briste — > me. bresten (Björkman 182).
— ae. berstan, afr. bersta, nd. bersten,
mnl. bersten, barsten, borsten, as. ahd.
brestan. — air. brosc ‘lárm’, (IEW 169)
— vgl. brasta, Brestir und brestr.
— 2 schw. V. ‘bersten, krachen machen’
(< germ. *brastian), nnorw. bresta
‘milch durch wárme zerrinnen lassen’,
fár. bresta ‘krachen lassen’. — mhd.
bresten. — vgl. bresta 1.
Brestir m. PN. vgl. brestingr Bn. eig.
‘lármer’ — vgl. bresta 1.
brestr m. ‘bruch, riss; krach; mangel’,
nisl. fár. brestur, nnorw. brest, aschw.
bráster, braster 'krachen’, neben brast,
brist und brust, brest, bryst ‘mangel,
gebrechen’. — > shetl. brest, bris
‘bruch, krach’; > Ip. breeste, brieste
‘spalte’ (Qvigstad 118). — ae. Berst
‘bersten, brechen’, ahd. iresí 'gebrechen ’,
mhd. brest ’krach’, nnl. barst ‘riss’. —
vgl. bresta 1.
Bretar ‘die bewohner von Bretland oder
Britannien, bes. Wales’ — ae. Bretas
neben Breotone (< lat. Brittones). —
vgl. brezkr.
bretta schw. V. ‘emporheben, aufrichten’
(nur eddisch) <. germ. *brantjan,
nisl. nnorw. fár. bretta, nschw. dial.
brátta, ádá brente, ndá. dial. brette. —
vgl. brattr. Davon weiter Brettingr
PN., vgl. ae. brenting ‘schið’.
breyskr adj. ‘spröde, zerbrechlich’ (erst
13. Jht. bezeugt) (< germ. *brautiska-) ;
brim
nisl. breyskur, fár. broyskur, nnorw.dial.
breysk, aschw. brösker. — mnd. brösch, \
mnl. broosc, nnl. broos, bros, nhd. dial. 1
brusch. — lat. frustum ‘bruchstuck* -
(Holthausen KZ 47, 1916, 311). — ]
vgl. breyta, brjósk und brjóta.
breyta schw. V. ‘aufbrechen, verándem, \
einrichten’, nisl. breyta, fár. broyta, !
nnorw. breyta, aschw. bröta. — ae. j;
ábrietan ‘zerbrechen' — Kaus. zu. "
brjóta.
brezkr adj. ‘britisch (< *bretiska). — ój
vgl. Bretar.
Briann PN. < air. Briin eig. ‘kleiner ;
hiigel’. I
brlgo n. f. 'veránderung; wankelmut; ,i
lösungsrecht', nisl. brigð, nnorw. fár. íj
brigd, aschw. brighþ. — ae. brigd ■
‘veránderung’, bregd 'bewegung, wech- j
sel'. — brlgða schw. V. ‘verándem, ■
umstiirzen, betriigen, auslösen’ (< un«
nord *bregðian), nisl. brigda, nnorw, ,
brigda ‘verándern’, aschw. brighþa :
‘hastig riihren, schwingen; vorwerfen’.
— vgl. bregða. — brigsla, brigzla
schw. V. ‘vorwiirfe machen, beschimp-’
fen, nisl. fár. brigsla ;— brigzl n.brlgzli
n. ‘vorwurf, schimpf’ (< brigð-sla-),
nisl. fár. brigsl., nnorw. brigsl(a). —
> me. brixlen ‘vorwiirfe machen’,
brixle, brixsill 'vorwurf’ (Björkman
206).
brík 1 f. ‘brett, scheidewand, kurze
bank’; nisl. brík ‘balken; bank’, fár.
brik 'sitzplatz am herd', nnorw. brik
‘niedrige holzwand, kurze bank’, schw.
dial. brik ‘bank’, ndá. dial. brig ‘ofen-
brett’. — Persson, SVS Uppsalá 10,
1912, 222 verbindet mit gr. tpplxxs
‘pfáhle’, Wood, IF 22, 1907, 152 zu lat.
frico ‘reiben’, lit. brtíiu 'kratzen’.
Die bed. ‘reiben’ fiihrt auf eine
grundbed. ‘lehmwand’ (vgl.
breiðr), wie auch mnl. brik ‘back-
stein' eig. ‘der getrocknete ton’
bedeutet. Die bed. ‘bohlenwand,
zaun’ setzt das noch unver-
schmierte holzwerk voraus (s.
J. Trier, Lehm 1951, 43).
— 2 f. ‘weib’ (þula, poetischV, nnorw.
brik ‘grosSes, stattliches weibV-schw.
dial. brih ‘mádchen’, vgl. norw. briken
‘schön, stattlich’, brikja ‘hoch empor-
ragern; glánzen, prunken’.
Fasst man dieses brikja als s-lose
nebenform zu sþrikja ‘ausbteiten,
anschwellen’, dann wáre gr. o<ppi-
Y04, 3>pÍYos 'iiberfluss an saften’,
o<pptyavos ‘kraftvoll’ heranzu-
ziehen. — Die IEW 166 vorge-
schlagene verbindung mit bgrkr
ist wenig iiberzeugend.
brlm n. 'brandung, meer’ (alter es-stamm
brimill
57
brjóst
nach v. Friesen UUÁ 1924, Nr. 4, 153),
nisl. nnorw. íái. ádá brim. — ae.
brim ‘brandung, flut, meer’. — Man
vergleicht gr. q>pi(xá<i>, opt|xáaao(iai
'sich unruhig bewegen' (F. Froehde
BB 17, 1891, 310), aber auch ai.
bhramati ‘umherschweifen’, sich dre-
hen', bhrama- ‘strudel’ (J. Charpentier
IF 29, 1911, 376). — brimi n. in der-
selben bedeutung wie brim ist davon
abgeleitet. Es bedeutet aber auch
‘feuer’ (> shetl. brimi, brim, briv. ‘vom
feuer ausstrahlende wárme; nordlicht’
jakobsen 1, 74). — me. brim 'glut'.
Denkt man an das flackern des feuers,
so ist auch hier dasselbe wort anzu-
nehmen, aber das schw. dial. brimma
'glánzen (bes. von wasseroberfláche)
fiihrt auf eine wzl. *brem ‘sich be-
wegen’, daher auch von lichteffekten
(E. Abrahamson NTU 8, 1936,15-21),
falls man nicht an die wzl. bher (s.
berja) ankniipfen soll. — vgl. auch
bráðr und Brisingamen.
brimill m. ‘seehund, phoca major’, nisl.
brimill, nnorw. brimul, fár. brimil, vgl.
shetl. brimer. — wohl zu ae. bremman
‘toben, briillen’, ahd. breman, mnl. mhd.
brimmen, brummen 'brummen, briillen’,
und weiter zu lat. fremo, gr. (Jpé|i<i>
‘rauschen, dröhnen’. — vgl. brimir
und Brdma.
brimir 1 ‘schwert’ (poet.) Entweder wie
brimill zu beurteilen und dann nach
dem klirren des schwertes benannt, oder
zu bnmi und dann wegen dessenglanz.
— 2 'riesenname’ (in Vsp. umschreibung
fiir Ymir). Weil das meer aus Ymirs
blut entstanden ist, gehört das wort zu
brim, wiewohl es aís allgemeiner riesen-
name auch zu der sippe von brimill
gehören könnte (vgl. z.B. Hveðrungr).
bringa f. ‘brust’, nisl. nnorw. fár. nschw.
bringa, ndá. bringe. — > shetl. brong,
bronga, brongi ‘hiigel’ (nur in ON); >
lpN. prdkko (Wiklund, SVS Uppsala 24,
1927, Nr. 16, 61). — ae. bringádl
‘brustkrankheit' — Daneben nisl.
bringr ‘hiigel’, aber nicht mit gramm.
wechsel aschw. brá-, nschw. brd- (<
*branha-) in ON. wie Brdviken (Pers-
son, SVS Uppsala 10, 1912, 21).
Man vergleicht gewöhnlich lit.
brinkstu, brinkti 'schwellen', brank-
Soti 'hervorragen’ (Johansson IF
19, 1906, 119) und kommt dann,
wie bei brjóst auf eine urspr.
bed. ‘weibliche brust’; das ist
aber vollkommen willkiirlich. Die
brust ist nicht ‘die schwellende’
sondem der ‘brustkorb’; die ety-
mologie fiihrt also auf die gruppe
von berja.
brlnna st.V. ‘brennen’, vgl. brenna 1.
Brisingamen "halsschmuck der göttin
Freyja', vgl. auch brisingr ‘feuer’
(poet.); nnorw. brising ‘feuer, fackel-
licht’, brisa ‘feuer’ auch ‘flammen,
gliihen’.
Torp 42 geht von germ. *brehisðn
und vergl. nnorw. brega 'flackem’
vgl. weiter bregöa und brjá.
Oder vielleicht mit der sippe unter
brass zu verbinden ? Zweifelnd
stellt IEW 133 das wort zu brimi.
brjá schw. V. 'glánzen, funkeln’ (< germ.
*brehan) ; nisi. brd, fár. bráa, nnorw.
braa, wohl neubildung zu einem st. V.
das in mhd. brehen ‘funkeln’ vorliegt:
vgl. auch ae. breahtm ’glanz, augen-
blick’. — möglich zu gr. ipopxó? ‘weiss,
grau’, ai. brháéate ‘flammt’, air. brocc
‘dachs’, lit. brékSti ‘anbrechen des
tages’ (IEW 141-2). — vgl. brá 2,
bráinn, braga, brjónar, brosma
und morginn.
brjónar mpl. ‘mánner’ (þula); Eine
ankniipfung an brjá fiihrt zu einer
bed, ‘die glánzendeu’, was wenig an-
sprechend ist. Auch zu brún 2 gestellt,
mit der urspr. bed. ‘die hervorragen-
den’. Es gehört zur sippe vcmbrjóta,
indem es auf die idg. wzl. *bhereu
zuriickgeht, selbst eine erw. von *bher\
ein wort fiir die niederwaldwirtschaft
(vgl. berja). Geht man von der bed.
‘zaun’ aus, so sind die brjónar also die
zum ‘mannring’ gehörenden genossen.
brjósk n. 'knorpel’, nisl. fár. brjósk,
nnorw. brjosk ; abl. nnorw. nschw.
brosk, ndá. brusk. — > orkn. brisk,
shetl. bresk(i), schott. brisgein (Hender-
son 214). — Falls aus *breutsk ent-
standen (also eig. ‘das zerbrechliche’,
vgl. nhd. dial. brusch ‘spröde’) vgl.
breyskr und brjóta. Unter heran-
ziehung von mhd. brúsche ‘beule’, nnd.
bröske ‘brustdriise des rindes’ ver-
bindet IEW 171 mit brjóst (weniger
einleuchtend).
brjóst n. ‘brust; giebel; sinn. geist’
(< germ. *breusta-), nisl. brjóst, fár.
brjóst, bróst, nnorw. brjost, nschw.
bröst, ndá. bryst. — > orkn. breest
‘hausgiebel’, shetl. bres(t) ‘steiler hiigel’
(Jakobsen 78). — ae. breost, afr. briast,
as. briost, breost; abl. got. brusts, afr.
brust, burst, ahd. brust, (vgl. E. Schwarz
131); weiter zu verbinden mit as.
brustian ‘knospen’, mhd. briustern ‘an-
schwellen’ (Uhlenbeck, PBB 30, 1905,
271) und nhd. briest ‘biestmilch’, vgl.
auch an. ábrystur ‘biestmilch’, nschw.
brass, ndá. brissel ‘brustdruse’ —
zweifelhaft zu: air. brú (< *brusð)
‘bauch, leib’, bruinne (< *bhrusnjo)
brjóta
58
brólca
'brust’, brollach 'busen’, russ. brjucho
‘unterleib, bauch’ (IEW 170-1).— vgl.
brosa, brý und brýsli.
Die zuruckfiihrung auf eine idg.
wzl. *bhreus ‘schwellen, spriessen’
(H. Petersson IF 23, 1909, 391)
setzt eine grundbed. ‘weibhche
brust’ voraus; dazu besteht aber
iiberhaupt keine veranlassung.
Eherbedeutetdaswortden 'brust-
korb’ an, also das ’rippengeflecht’;
dann gehörtes zur idg. wzl. *bhreu,
erw. von *bher (vgl. berja).
brjóta st. V. 'brechen, vemichten’, run.
schw. 2 P.S. bA riutiþ (Stentofta c. 620,
Krause Nr 51), bArutR (Björketorp
c. 650, Krause Nr 50); nisl. brjóta,
fár. bróta, nnorw. brjota, nschw. bryta,
ndá. bryde. — > ne.diai. brit (Thorson
56). -- ae. breotan ‘brechen’, mhd.
briezen 'knospen’. — vielleicht zu ai.
bharvati 'kaut, verzehrt’, lett. braúna
'schilfer, schorf', asl. brusnqti 'schaben'
(IEW 169), wáhrend Persson UUA
1891, 125 weiter mit berja verbindet
(s. auch J. Trier, Holz 1952, 81). —
vgl. braut, breyskr, breyta, brjósk,
bróma, brot, broti, brotna, bryti,
brytja und bryöja 2.
broð n. 'bruhe’ (nur in Zs. broðgýgir,
poet. schimpfname fiir riesin; gewöhn-
lich zu brauðgýgir emendiert), nisl.
broð. — ae. broð, ahd. brod 'briihe’,
vgl. mhd. brodelen. — lat. defrutum
‘abgekochter most’, air. bruth ‘glut’,
mir. en-bruthe ‘fleischbriihe’. —•Dental-
erw. zu brugga\ vgl. auch brauð und
bryðja l.
broddr m. ‘spitze; pfeil, wurfspeer;
strahl, kleiner fischschwarm’ (< germ.
*bruzda~), nisl. fár. broddur, nnorw.
nschw. brodd, ndá. brod ‘stachel, spitze'.
— > shetl. brodd 'keimpflanze’; >
me brod(d) ‘spross, speiche’, ne. dial.
brod ‘stachel, nagel’, ne. brad ’kopfloser
nagel' (Björkman 168); > lp S. bruodde
‘hufeisen, eissporn’ (Qvigstad 118). —
ae. brord ‘stachel, spitze, keim’, ahd.
brort ‘spitze, ufer, vorderstreven’ (vgl.
as. brordðn ’sticken'); daneben abl. ae.
brerd, breord 'rand’, ahd. brart 'rand,
kante, vordersteven’. — asl. brúzda
‘zaum’, lit. bruzdúklis ‘pflock’; idg.
grundform *bhrzdh, dh- Erw. zu der in
barr 1 vorliegenden wzl. *bhors, *bhrs
(IEW. 110). — vgl. brydda und
br ydding.
Auch als PN. Broddr und Broddi,
vgl. ae. Brorda und in Zss. wie
Hoddbroddr, ádá Hothbroddus; vgl.
ae. Willibrord.
bróðir m. 'bruder’, nisl. fár. bróðir,
nnorw. schw. dá. broder. — > shetl.
brúi. — got. brðpar, ae. brððor, afr.
brðther, as. brððar, ahd. bruodar. — lat.
frSter, gr. (ppárTjp ‘mitglied einer sozia-
len gruppe’, ai. bhrátar, asl. bratrú,
bratu, air. brdthir, toch B. procer, A.
pracar ‘bruder’; ht. broter-llts ‘briider-
chen’. — vgl. braeðrungr.
J. Trier fiihrt das wort auf die idg.
wzl. *bher zurtick, indem er als
grundform *bhr- es t - tðr ansetzt
und ftir *bher eine bed. ‘flechten,
weben’ ansetzt (vgl. bregöa und
breiðr). Damitwtirde bróðir urspr.
also 'der bruder des gatten’, be-
deuten und tritt also unmittelbar
zu brúðr; vgl. gr. (ppá-rcjp ‘mit-
glied einer genossenschaft’ (s.
Zs. der Savigny-stiftung ftir
Rechtsgesch. 65 Germ. abt., 1947,
s. 255). — Seltenals PN. Bróðir;
> air. Brodor, Brodur, Brodar
(Marstrander NVA 1915 Nr. 5, 59);
aschw. Brodher, vgl. ae. Brother,
afr. Broder, Bror, ahd. Brothar.
brók f. 'hose, beinkleider’, nisl. fár.
brók, nnorw. schw. brok, ndá. brog. —
> manx braag 'schuh’ (Marstrander
NTS 6, 1932, 234); > finn. ruoke, pl.
ruokkeet (also es-stamm, Karsten GFL
83); > lpS. bruoka (Qvigstad 118);
pl. brœkr > ne. dial. breek (Thorson
22). — ae. brðc, afr. as. mnd. brðk,
nnl. broek, ahd. bruoh. — air. bróc,
gall. braca.
Das verháltnis des germ. und kelt.
wortes wird verschieden beurteiit.
Oft hat man an entlehnung aus
dem kelt. gedacht (so noch Jaberg
WS 9, 1926, 148-51 und Jacobsohn
ZfdA 66, 1929, 244-6). Aber
bráca ist nur stidgallisch und kann
dorthin mit den Volsci-Teutosages
aus Máhren gelangt sein; dann ist
eher an ein urspr. germ. wort zu
denken, umsomehr ais es das
ftir reiter geeignete kleidungssttíck
ist. Die etymologie ist dunkel.
Man hat an ae. bréc 'steiss’ und
lat. suffrágines 'hinterbuch der
tiere’ angeknupft (in diesem fall
muss. gall. bráca mit k aös dem
germ. entlehnt sein) und das wort
mit fragro ‘riechen’ verbunden;
einleuchtender scheint verwandt-
schaft mit dem germ. Zw. *brekan
(R. Much. ZfdA 42, 1898, I 7 °)-
alsoetwa 'bruch, knick, biegung’;
vgl. braka und brceklingr.
bróka f. ‘frau’ (þula). vgl. norw. broka
‘buntes tier’, dial. brðk 'lachsbrut’,
nschw.dial. brok 'dunkler fleck, buntes
pferd’, nschw. brokig, ndá. broget
‘scheckig’, wohl eig. von der 'gebroche-
brokkari
59
brúör
nen' farbe der kleidung?, vgl. braka.
bíokkari m. 'traber, pferd' (nur Karlam.
s.). Das auftreten in einer ubersetzung
aus dem franz macht entl. < afrz.
brochier, broicier ‘anspornen’ (vgl. it.
broccare) wahrscheinlich, wohl unter
ani. an einem norw. wort brokka 'zu-
rticklaufen nach haus’, nisl. brokka
‘traben’, brokkur ‘pferd mit ungleicher
gangart’, das weiter zu brekka gehören
kann.
Brokkr m. ‘name eines zwerges’. Her-
kunft ungewiss; man hat verglichen
ahd. broccho, nnl. brok ‘brocken’, oder
entl. < ae. brocc ‘dachs’ angenommen
(Holthausen 26). Oder nach einer holpe-
rigen gangart und dann zu nisl.
brokkurl vgl. brokkari und brekka.
bróma f. ‘stuck, brocken’, nnorw. brðm
‘metaii- oder holzabfall’. Unter hinweis
auf ahd. brosmo ‘brocken’ kann man
auf eine germ. wzl. *bru- ‘brechen’
schliessen, vgl. brjóta.
brosa schw. V. ‘lácheln’, nisl. fár. brosa;
vgl. auch brosa í 'das lácheln’. Nach
Wood MPh. 11, 1914, 329 wáre zu
vergleichen nnorw. dial. brusa ‘aus-
breiten, prahlen’, bruse ‘gestráuch’
und also eig. 'die lippen hervorstrek-
ken’ ? Sehr unsicher; wie auch ver-
wandschaft mit brúsi, also eig. ‘ge-
mutsaufwallung’ ? (Jóhannesson Wb.
637 )-
brosma f. ‘brachsen’ (þula) < germ.
*bruhsmð\ nisl. fár. nnorw. brosma,
nnorw. dial. brosne, brosn, nschw. bros-
me 'brosmius vulgaris’. — > shetl.
brismek; > lpN. roassmo (Qvigstad
269). — abl. daneben nnorw. schw.
dial. brasma, ndá. brasen, vgl. mnd.
brassem, bresme, nnl. brasem, as. bresse-
mo, ahd. brahsa, brahsina; so benannt
nach der hellen farbe; vgl. brjá.
brot n. ‘bruch; bruchstuck; watstelle;
krampf’, nisl. fár. nnorw. brot, nschw.
dial. brdt, ndá. braad. — > shetl. brod
'bruchstiick’; > schptt. brot ‘stelle
wo ein fluss ins meer strömt’ (Craigie
ANF 10, 1894, 162), ne. brotground
'stclle, wo die rasenscholle aufgehoben
‘st’ (Thorson 56). — ae. gebrot ‘bruch-
stiick’, ahd. broz ‘knospe’. — vgl.
brjóta.
brothvitill m. ‘mit einer musterung
gewebte, steife bettdecke’ (nur anorw.
DN), nnorw. brotkvitel ‘grobe ober-
decke’. Wáhrend der 2. teil wollene
hettdecke’ bedeutet (vgl. hvitill), ist
brot- aus dem kelt. entlehnt, entweder
aus schott. brot, brat ‘decke, mantel’
oder air. bratt ‘mantel von gemustertem
tuch’ (Falk, NVA 1919, 205).
“foti m. 'haufe von gefállten báumen’.
verhau’, nisl. broti, nnorw. braate ‘ver-
hau, abgeschwendetes land’, aschw.
broti, bruti, nschw. brdte, ádá. braade,
brede ‘verhau’. — vgl. brjóta.
brotna schw. V. ‘zerbrechen’, nisl. fár.
nnorw. brotna, nschw. dial. brotlna. —
Gebildet zum part. brotinn, vgl. brjóta.
brott ‘fort, weg’, auch brutt, burt und
(i)braut; nisl. brott, burt, nnorw. burt,
nschw. bort(a), ndá bort(e). — Schwach-
tonige nebeníorm zu braut.
brú f. ’briicke’ (< germ. *bröwö) ; nisl.
brú, fár. brúgv, nnorw. bru, nschw.ndá.
bro. — > manx ON Brerick (< *Bruár-
vik, s. Marstrander NTS 6, 1932, 246);
> IpN. bruvve, ruvve (Thomsen 2, 207;
Wiklund MO 5, 1911, 235). — gaíl.
briva (< *bhrðjið); asl. brúvuno 'bal-
ken’. — vgl. bryggja.
Weitere ankniipfungen sind frag-
lich. Nach Meringer WS 1, 1909,
189 zu brá 1, nach Specht, Dekl.
211 zu brún 1 (was auf dasselbe
auskommen diirfte), nach W.
Prellwitz KZ 47, 1916, 298 unter
hinweis auf ai. bhrúna- ‘embryo’
zu bera, also eig. ‘die tragende’. —
Die bed. ‘balken’ von siidsl. brv
zeigt den weg zur richtigen deu-
tung; das wort ist hochstufe zu
einer idg. wzl. *bhreu, einer «-erw.
von *bher (vgl. berja); das wort
steht neben brandr als bezeich-
nung des balkens.
brúða 1 f. ‘erhöhte leiste, stuhllehne’,
nisi. brúða ’ds’, nnorw. brugda ‘rucken-
oder armlehne, rahmen, gestell’. —
nach H. Sperber, WS 6, 1914, 46-7 zu
bregða, weil die lehne dazu diente um
darauf flachs zu schwingen; vgl. also
brúða 2 und weiter brúðr 2.
— 2 f. 'flachsbiindeT, nisl. brúða 'puppe’,
nnorw. brugda, nschw. dial. bru,
brygda, ádá brude ‘flachsbiindel’. —
aus *brugða, vgl. bregða.
brúðhlaup n. auch bruðlaup, bruilaup,
‘hochzeit’, nnorw. brudlaup, brydlaup,
bryllaup, brullup, fár. brúdleyp, nschw.
bröllop, ndá. bryllup. — > ae. brýdhlðp
(Serjeantsson 66). — afr. brölóp, as.
brúdloht, mnd. brútloft, nnl. bruiloft,
ahd. bruthlauft, mhd. brútlauf(t.) Eig.
‘heimfiihrung der braut’ und zwar
in schnellem lauf (s. de Vries, Alt-
germ. Rel. gesch. 2 aufl. § 140), (nach
E. Schröder, ZfdA 61, 1924, 17-34
eig. ‘brauttanz’). — vgl. brúðr 1 und
hlaupa.
bruðr m. ‘brunnen’, vgl. brunnr.
brúðr 1 f. ‘braut; (poet.) geliebte, gattin,
weib’ (s. iiber die bedeutungsgeschichte
Braune, PBB’ 32, 1906, 30-59); nisl.
fár. brúður, nnorw. schw. dá. brud. —-
fcrugga
60
Brundabjátfi
> lpN. brúd(a) lpS. ( b)rúdas (<um
*brúðiz, s. Collinder, APhS 3, 1928,
222). —got. brúþs, ae. bryd 'gattin’, afr.
brid 'neuvermáMte', as. brúd 'gattin’,
ahd. brút ‘neuvermáhlte, junge frau';
vgl. gr. lat. inschr. in Dalmatien: brutis,
Ppouri? ‘verheiratete tochter’.
Die etymologie ist dunkel. Wenig
iiberzeugend ist die verbindung
mit lit. marti ‘schwiegertochter,
braut’ (Wiedemann BB 27, 1902,
205; Wood MLN 15, 1900, 96 und
Torp, Fschr. Unger 1896, 174),
noch weniger die zu lat. Frutis
'beiname der Venus’ (Braune PBB
32, 1906, 58 und Kluge PBB 34,
1909. 561). Sehr gewagt die her-
leitung aus der wzl. *bher ‘tragen’
und auja (G. v. Langenhove,
Ling. Stud. 2, 1939, 48-64, unter
hinweis auf freyr). Ebenfalls zur
wzl. *bher, aber mit der bed. ‘ge-
flecht, flechtzaun’ (vgl. berjá),
und dann íst die braut also die
neuvermáhite, die zu dem mann-
ring hinzutritt, in diesen aufge-
nommen wird; in diesem fall also
wohl auch mit bróðir verwandt
(J. Trier, Zs. der Savigny-stiftung
fiir Rechtsgesch. 65 Germ. Abt.
1947, 254-255). — Dagegen knupft
C. C. Uhlenbeck PBB 22, 1897, 188
an ai. bravimi 'sprechen’ an, also
‘die zugesagte’ und Krogmann,
WS 16, 1934, 80-90 sogar an
brjóta (als 'gesetzesbruch!). —
Der bráutigam heisst brúðgumi
nnonv. brudgume, nschw. brud-
gum(me), ndá. brudgom; vgl. ae.
brydgume, as, brúdigomo ahd. bruti-
gomo (vgl. gumi). EineZs. *bruðr-
man wird von norm. bruman
‘schwiegersohn, verlobte’ voraus-
gesetzt (Gamillscheg. 155).
— 2 i. ‘riicken, lehne’ (in Zs stólbrúðr). —
vgl. brúða 1.
brugga schw. V. ‘brauen’, nisl. nnorw.
brugga. Daneben das st. V. *bryggja
(nur uberliefert part. brugginn), fár.
norw. bryggja, nschw. brygga, ndá.
brygge. ■ — ae. brlowan, afr. briúwa,
as. breuwan, mnd. brúwen, nnl. brou-
wen, ahd. briuwan, brúwan. — lat.
defrutum ‘mostsaft’, air. bruithim ‘ko-
chen’, thrak-phryg. BpOrov ‘bier, frucht-
wein’ (Persson UUA 1891,126).—vgl.
brauð und broð.
brúk (oder bruk ?) n. ‘haufe seetang
am strand* nisl. fár. brúk, nnorw. bruk,
ndá. dial. breg ‘angespiilter seetang’. —
> orkn. brook, hebrid. bruchd, bruc
(Christiansen MM 1938, 9); > shetl.
bruk.
Geht man aus von brúk, so könnte
man an germ. *brikan ‘brechen’
ankniipfen; vgl. braka. Dagegen
hat Torp 44 gr. ^púyava ‘diirre
zweige’, 9púyios ‘diirr’ heran-
gezogen.
brullaup n. ‘hochzeit’ vgl. brúðhlaup.
brum 1 n. ‘knospe; (erst I3-Jht. belegt),
nisl. brum, nnorw. brum ‘knospe’,
nschw. dial. brumm ‘spitze eines zwei-
ges’, ndá. dial. brum ‘spreu’. — ahd.
brom, brum ‘blattknospe’, gehört wohl
zu ae. bröm (ne. broom) ‘ginster, besen’,
nnd. brúr.í, nnl. braam ‘brombeer-
strauch’, ahd. brámo, bráma ‘dorn-
strauch, brombeerstrauch’, vgl. ae.
brémel (ne. bramble) ' brombeerstrauch’,
mnd. breme, mnl. bremme, ahd. brimma
‘ginster’, und mnd. brumme ‘ds’. Ge-
hört wohl zur idg. wzl. *bherem ‘her-
vorstehen’ vgl. barmr 2, eine erw. der
wzl. *bher, vgl. berja.
— 2 n. und brumr m. ‘zeitpunkt’ (erst
13.Jht); viell. ‘die zeit des knospens'
vgl. Bp. s: i fremsta brum sinna daga\)
und dann allgemein ‘zeitpunkt’ ?
brún 1 f. ‘braue’ (pl. brýnn und brúnir);
‘wandvorhang in der kirche’ (pL
brúnir), nisl. fár. brún, nnorw. brún,
nschw. dá. bryn (eig. pl. form.). —
Pl. brýnn > me. brin (Björkman 206).
— ae. brú ‘augenbraue’. — gr. Ú9PÚ4
‘augenbraue, erhöhte kante’, ai. bhri }-,
mir. brúad (g. pl.), asl. brúvi, lit.
bruvls m. ‘braue’, apr. wubri i. ‘wim-
per’, toch. párwán- ‘braue’ (IEW 172).
— vgl:
— 2 f. ‘rand, kante, zeugborte’, nisl.
fár. brún, aschw. brún, brýn. — Ob-
gleich gr. iippú? die bed. 1 und 2
verbindet, hat man wohl von einem
anderen stamm ausgehen wollen, vgl.
air. brú 'rand, ufer’, lit. briaund
‘kante, messerrucken’ (IEW 170), das
weiter zur sippe von barmr 2 gehört,
aber beide wörter gehören zu dem kreis
der zaunwörter, vgl. berja und weiter
brúnn 2, brýna, brýniunábrýnni.
bruna schw. V. ‘eilen’, vgl. brana,
bruni und brenna 1.
brúna schw. V. ‘braun machen', ygl.
brúnn 1.
BrundabJ&lfi m. BN., eig. ‘renntier-
pelz’, vgl. nnorw. brund, brand ‘mánn-
íiches renntier’ und brande ‘mánnl.
elch’ (auch bringe), nschw. dial. brind(e)
‘elch’ — Wohl zu messap. Ppívnov
‘hirschkopf’, Ppev86v ‘hirsch’ (dessen
weitere verwandtschaft mit lit. brtdis
‘hirsch’, pr. braydis ‘elch’ alles andere
als klar íst).
Verschieden beurteilt. 1. Torp 41
denkt an eine grundform *bremd
brundr
61
tryggja
zu *breman 'das schreien wáhrend
dor brunstzeit’ (vgl. brimill). —
2. Weshalb dann nicht zu brundr ?
—• 3. Specht, Idg. Dekl. 120 ver-
bindet mit bjgrn 1, also nach der
bráunlichen íarbe benannt. —
4. wieder anders Krahe, Sprache
und Vorzeit 104, der *bhren-to
‘geweihtráger’ ansetzt und alb. bri,
brini ‘hom,- geweih' vergleicht.
brundr ,m. ‘brunst’ (nur in Stjóm
belegt), nisl. brundur 'bmnst’, íár.
brundur ‘zeugungsfáhiges tier’, nnorw.
brund, ndá. brynde ‘brunst’, vgl. nschw.
brdnad. — > orkn. brander, shetl.
brind, brand ‘briinstig sein’. — mhd.
brunft.brunst. — vgl. brenna 1.
brunl m. 'brennen, brand', nisl. fár.
bruni, nnorw. brune, aschw. bruni,
broni, ádá. brun. — vgl. ae. bryne
‘brand, fackel; hitze, leidenschaft'. —
vgl. brenna 1 und bruna.
Brúni m. PN., auch Odinsname und
zwergenname, vgl. ae. Brun, alam.
Pruno, eig. ‘der braune’, vgl. brúnn 1.
Der Odinsname könnte von brún 1
abgeleitet sein, und also 'der Gott mit
den buschigen brauen’ bedeuten (Falk,
NVA 1924 Nr 10, 5).
brunkr m. BN., eig. 'der braune’, vgl.
nnorw. brunka ‘braun aussehen’. —
vgl. brúnn 1.
brúnn 1 adj. ‘braun’, nisl. brúnn, fár.
brúnur, nnorw. schw. dá. brun. —-
> shetl. brúni ‘name fiir otter’ (Jakob-
sen 79); > finn. ruuni (Thomsen 2,97);
> lp N. brúna, brúnes (Qvigstad 118);
> lit. brúnas. — ae. afr. mnd. ahd.
brún. — lit. beras ‘braun’, gr. ippúvrj.
(ppövoi; ‘kröte’, ai. babhrú- ‘rot, braun’.
— vgl. bjórr 3, bjgrn 1 und brunkr.
— 2 adj. 'glánzend, poliert’ aber auch
‘scharf’; obgleich oft mit brúnn 1
gleichgestellt, ist es doch wohl ein
verschiedenes wort (I. Dal, NTS 9,
1938, 219-30 und Krogmann, ZfdPh 67,
1942,1-10) mitderbed. ‘mit einer schar-
fen schneide versehen’. — vgi. brún 2
und brýna.
— 3 in léttbrúnn ‘die brauen emporzie-
hend, vergnúgt', hvitbrúnn ‘mit weissen
brauen’. — vgl. brún 1 und brýnn 2.
brunnr m. ‘quell, brunnen’ ( brunnr ist
analog. ausgleichsform statt bruðr);
nisl. fár. brunnur, nnorw. brunn, brynn,
nschw. brunn, ndá. brend. — > lp. N.
rudne (Qvigstad 272). — got. brunna,
ae. brunna, burna, afr. burna, as. ahd.
brunno. — kelt *borna in ON (Dauzat,
La Toponymie fran^. 125-7) • wechsel r:
n stámme beweisen; gr. ippéap, cppijap
'brunnen’, lit. briiutis, arm. albiwr
(beide < *bhrlwf) ‘sich vordrángen’,
russ. brujá 'strömung'. — Gehört
wohl zur selben wzl. wie brenna 1
(IEW 144), und bed. eig. ‘der sprudeln-
de’, vgl. auch brynna.
brúsi m. ‘ziegenbock’ auch BN., vgl.
nnorw. dial. brus(e) ‘haarbúschel, wach-
older’, und mit A-suffix brusk ‘búschel,
gestrúpp’, nisl. bruskur, bruski 'búschel,
besen’; daneben fár. brúsa, nschw.
brúsa ‘vorwártsstúrmen, brausen’, ndá.
bruse ‘brausen, scháumen’, weiter ostfr.
mnd. mhd. brúsen, nnl. bruisen ‘brau-
sen’ (IEW 171-2)- Dann bedeutet
brúsi also ‘der dahinstúrmende’, was
auch gut zu dem gebrauch als BN
stimmt. Persson UUÁ 1891, 164 sucht
weiter an gr. (ppuáoaopai ‘sich unge-
duldig, wild gebárden' anzuknúpfen
(unter hinweis auf brdðr und brimi),
oder aber zu lit. bruzgú, bruzgéti
‘brausen, klappem', bruzga 'rauschen’.
brutt vgl. brott.
brý n. ? ‘troll’ (poet.). Vielleicht zur idg.
wzl. 'bhreu 'schweÚen’, die mit s-erw.
im germ.gutbelegtist (vgl. brjóst). —
vgl. auch brýja.
Kaum anzunehmen Jóhannesson
Wb 620 zu brenna 1.
brydda schw. V. 'mit spitzen versehen,
stechen, plagen’, nisl. norw. brydda;
vgi. fár. bredda 'hervorragen’. — ae.
bryrdan ‘anstacheln, ermutigen’. —
Dazu noch bryddlng f. ‘rand einer
haut' (norw. DN). — vgl. broddr.
bryðja 1 f. gefáss aus einem ausgehöhlten
baumstamm’ (erst i2.Jht), nisl. bryðja
‘schwergebautes, grobes weib’, norw.
brydja 'ausgehöhltesgefáss’; vgl. nschw.
dial. bryja, bröja 'loch im boden fúr
das wasser der weidenden tiere'. —
Gehört vielleicht zu broð (Torp 46).
— 2 f. Tiesin’, vgl. nisl. bryðja ‘zermal-
men’, brnðla ‘verschwenden’ neben
gleichbedeutend brutla, nnorw. dial.
brutla ‘sich abmúhen, lármen’, fár. brutla
‘etwas eilig and schlecht machen’.
nschw. dial. brdttla ‘lármen’. Also zu
brjóta. — Die nisl. bed. 'grobes weib’
fúr brytja 1 stimmt aber auchgutfúr
eine riesin; in diesem fall sind also nicht
zwei verschiedene wörter anzusetzen.
bryggja f. ‘brúcke; hafendamm, lan-
dungsplatz’ (< urgerm. *brugjðn),
nisl. fár. norw. bryggja, nschw. brygga,
ndá. brygge. — > shetl. brigg; > me.
brig(ge), ne. dial. brig(g) (Thorson 22);
> lpN. bruggo (Thomsen 2, 207). —
ae. brycg (ne. bridge), afr. bregge,
brigge, as. bruggia, mnd. brúgge, mnl.
brugge, brigge, bregge, ahd. brucca
vgl. auch nhd. bayr. bruck ‘bretter-
bank am ofen’, schweiz. brugi ‘heu-
boden, bretterfussboden'. — zu einer
brýja
62
brQlta
idg. wzl. *bhruwi, vgl. asl. brúvúno
‘balken', gall. briva (< *bhréwa)
‘briicke’. — vgl. brú.
brýja f. ‘riesin’ (poet.). — vgl. brý.
bryllaupf. ‘hochzeit'.—vgl. brúðhíaup.
bryna schw. V. ‘schnell fahren’. — vgl.
bruna.
brýna schw. V. ‘wetzen, anstacheln;
ans land ziehen’, nisl. far. brýna,
nnorw. schw. bryna, ndá. dial. bryne. —
vgl. brún 2 und brúnn 2.
brýnl n. ‘wetzstein; wiirze’, nisl. fár.
brýni, nschw. dá. bryne. — > lpN.
ruvvna, rúna ‘wetzstein’ (Qvigstad 279).
— vgl. brún 2.
brynja f. ‘briinne’, nisl. fár. norw. brynja,
aschw. btynia, brönia, ádá. brynje. —
> ae. brynige, me. brynie, brinie
(Björkman 183); > asl. brúnja ‘eisen-
panzer’, vgl. auch pr. brunyos und lett.
bruúas (s. Stender-Petersen 224-6). —
got. brunjo, ae. byrne, as. brunnia,
ahd. brunja, brunna, ‘briinne’.
Gewöhnlich als lehnwort aus dem
Gall. erklárt, unter hinweis auf
ir. bruinne (< *brusnios) ‘brust'
(vgl. brjóst), so schon Stokes,
Urkelt. sprachschatz 184; nicht
wahrscheinlich, weil kein gallisches
wort dieser art iiberliefert ist und
panzer in so friiher zeit bei den
Germanen nicht bekannt waren.
Als germ. erbwort aber dunkel
(Wiedemann PBB 27, 1902, 235
verbindet unrichtig mit alb. briné
'umschliessen’, (m)brin ‘gurtel’)
Ebensowenig uberzeugend ist
Wood, MLN 13, 1898, 82, der es
zur idg. wzl. *bher stellt und eine
bed. ‘etwas das getragen werden
muss’ annimmt oder Szadrowsky,
GRM 31, 1943, 273 als abl. von
brú n, also eig. ‘die glánzende’. —
Das wort wurde auch in PN
verwendetwie Brýnj ólfr, Bryn-
hildr, vgl. wgot. Brunichilde, fránk.
Brunihelm, langob. Brunipert
(Naumann 29).
brynkolla f. ‘kapuze unter dem helm’,
wohl lehniibertragung aus mhd. herse-
nier (zu mnl. hersenier zu hersene
'gehim') s. Falk NVA 1914 Nr 6, 169.
brýnn 1 adj. ‘in dieaugen fallend’, nisl.
brýnn. — vgl. brún 2.
— 2 in littbrýnn ‘die brauen emporzie-
hend, vergnugt’. — vgl. brún 1 und
brúnn 3.
brynna schw. V. 'das vieh zur tránke
fiihren’, nisl. fár. nnorw. brynna-, vgl.
shetl. brinn. — nnd. börnen. — vgl.
brunnr.
brynþvari m. 'speer’, auch ‘schwert’;
eig. ‘speer an dessen blatt eine vier-
kantige spitze geschmiedet ist’, buch-
stáblich: ‘panzerquirl’ (Kahle IF 14,
1903, 204). — vgl. brynja und þvari.
brýsti n. ‘brust’ (< um *breustja-) —
vgl. brjóst. — Auch brýsti i. in harð-
brýsti ‘hartherzigkeit’ zu harðbrýstr
‘hartherzig’.
bryti m. 'hausvogt, verwalter’ (< germ.
*brutjan), nisl. aschw, bryti, ádá brydje
‘hofvenvalter, pachtbauer’ (vgl. run.
dá. bruti Randboi c. 965, Jakobsen-
Moltke Nr 40). — > finn. ruttio, ruttia
‘verwalter, sklave’ (Karsten GFL 127-
8; Setálá FUF 12, 1912, 276-9). —
ae. brytta ‘austeiler, fiirst’. — brytja
schw. V. ‘in stucke schneiden, zertei-
len’, nisl. fár. norw. brytja. — > orkn.
brudge (Marwick 23), shetl. britj (Jakob-
sen 72). — ae. bryttian ‘verteilen, besit-
zen’. — vgl. brjóta.
brseða I schw. V. ‘speisen’ — vgl. brið 1.
— 2 schw. V. ‘eilen’. — vgl. bráðr.
— 3 schw. V. 'schmelzen, teeren’ (spát.
belegt). nisl. fár. brceða, nnorw. bresda,
nschw. dial. brada, brd, ndá. bresde. —
> orkn. bráithe (Marwick 20), sheti.
bred, bre ; — ae. brœdan, afr. brlda,
as. bradan, mnl. braden, ahd. brátan
‘braten’. — vgl. bráð 3.
Aus der ableitung *bréþila >
finn. rie(h)tilá ‘bratpfanne’ (Kar-
sten Fragen m, Setálá FUF 13,
1913, 438; iiber die frage ob finn.
ht germ. þ widergibt s. Collinder
UL 75-76), olon. riehtil, weps. rehtil,
wot. rehtilá 'bratpfanne', estn. reht
'bratrost' (Wiklund MÓ 5, 223).
bræöi f ‘eile, zorn’, nisl. fár. breéði, aschw.
bresþe. — > me. breth 'zorn, wut’
(Björkman 89). — vgl. bráðr.
brækir m. BN. Wohl abl. zu nisl. brák
beschwerliche arbeit', nnorw. bráh 'lárm’'
(vgl. brakd). Man könnte aber auch an
anorw. iræA/a'flachsbrechen’ (vgl. brdk)
anknupfen (F. Jónsson ANO1907, 291).
brækla f. in zs. hornabreekla ‘brache aus
hom’; eine -iló- abl. von brák.
brækta schw. V. ‘meckern (von einer
ziege)’, nisl. norw. dial. breekta neben
nnorw. breeka, breekja, fár. breeka,
nschw. bráka, ndá. breege ‘blöken’, -r-
vgl. breekir.
brœðrungr m. ‘vetter’ — vgl. bróðir.
brœklingr m. ‘hosentráger’ (spottname
fiir Iren). — vgl. brók.
brqgðóttr adj. ‘schlau’ nisl. brögðóttur.
— vgl. bragð.
brqkun f. 'Iárm', vgl. brakan.
brqltaschw. V. ‘sich wálzen’, nisl. brölta.
nnorw. brolta ‘sich tummeln, wálzen,
lármen. — > shetl. brults ‘krachen,
lármen'. — Zu nisl. bralla ‘possen
I treiben’, nnorw. bralla ‘lármen, tum-
br<?nd
63
búi
meln’; vgl. nnl. brallen ‘lármen, prah-
len’, mhd. brellen ‘lármen’ neben nnl.
brullen, mhd. briiellen ‘bruUen’.
brpnd- aJs i. teil von PN. vgl. brandr 2.
brgstuliga 'öbermutig' — vgl. brasta.
bú n. ‘wohnung, wohnort; haushalt, vieh,
leute’, nisl. bú, fár. búgv, nnorw. bu,
aschw. bu, bo, nschw. adá. bo. — >
orkn. bow, shetl. bu ‘grösserer bauem-
hof’; > me. bú 'viehbestand (Björkman
206); > lpN. buvvi ‘viehbestand’
(Qvigstad 121). — ae. as. ahd. bú
‘wohnung, wirtschaft, bau’. — vgl.
búa 3.
búa 1 f. in Zs. ibúa ‘einwohnerin’ — vgl.
búa 3.
— 2 f. ‘beifuss, artemisia vulgaris’, vgl.
auch nisl. grdbúa, nnorw. ( graa)bu,
nschw. ( grd)bo und hcerbúa ‘nardus
stricta'. —> orkn. arby ‘armeria mari-
tima’ (Marwick 5). — In den skand.
sprachen findet sich daneben nschw.
dial. grdböna, ndá. dial. bon, graabone,
weshalb Hesselman NTU 7, 1935, 1-43
die nur im Frostaþingsgesetz iiber-
lieferte form hesrbúa als *harbuna
lesen will; damit ist die von FT 117
vorgestellte etymologie durch ver-
kniipfung mit der idg. wzl. *bhú
'wachsen' hinfáliig geworden. Daneben
finden wir noch nnorw. bunke, ndá.
bynke. ‘beifuss’, nschw. dial. bunke
‘binsenart’. Die grundbed. von buna
ist also ‘trockener stengel’ (vgl. buna).
Es bleibt immerhin auffállig, dass auch
in den heutigen skand. volkssprachen
sich die form búa durchgesetzt haben
sollte.
— 3 st. V. ‘wohnen; bereiten; schmiik-
ken’, nisl. búa, far. búgva, nnorw. bua,
bu, aschw. boa, bo, nschw. dá, bo. —
Das refl. búask ‘sich bereit machen,
ausriisten’ > me. busken (Björkman
137); ne. dial. busk ‘kleiden, schmiik-
ken’ (Flom. Infl. 32). — got. bauan
(wohl < *böwan 'wohnen'), daneben
schwundst. ae. búan, búwan, búgan
’wohnen, bebauen’, afr. búwa bowa,
bðgia, mnl. bouwen ‘wohnen, das feld
bestellen’, as. búan, ahd. búan, búwan
’wohnen’; vgl. daneben ae. bögian, afr.
bögia, ‘wohnen’. — Gehört zur idg.
wzl. *bheu-: lat. fui ‘war’, gr. <pú<o
’zeugen’, ipúopai ‘werden’, ai. bhávati
’ist, wird’, asl. byti ‘wachsen, sein’,
lit. búti ‘sein’, air. ro-bói ‘war’ (IEW
147-150). —vgl. ból, bóndi, bú, búð,
búöi, búi, búinn, búnaðr, búr,
bygð, bygg, byggja 2, býr und baer.
búð f. ‘wohnort, hiitte, zelt’ (mit ú
statt ð nach búa, denn < umord.
*böþð ; s. Hellquist 86), nisl. fár. búð,
nnorw. bud, nschw. ndá. bod. — >
shetl. bed ; > me. boupe (ne. dial.
booth aber < ádá. böþ), ne. dial.
buith ‘bude, laden’ (Flom Infl. 32);
> lpN. buödda ‘háuschen’ (Qvigstad
stad 120); > mss. buda ‘hiitte’ (Tamm,
UUÁ 1882, 5-7). — mnd. böde,
mnl. boede, bode (nnl. boet ‘scheune’),
mhd. buode ‘hiitte, zelt’. — mir. both
‘hiitte’, lit. bútas ‘haus’. — vgl.
búa 3.
búði m. ‘feuer’. — viell. aus *ga-búþa
‘geselle, kamerad’ ? (Holthausen, PBB
66, 1942, 271). Oder vielmehr zu
búð und dann 'das zum wohnort ge-
hörende’. — vgl. búa 3.
buðkr m. ‘biichse, kástchen’, aschw.
budhker, nschw. burk, ádá budk ; wohl
auch fár. bukka ‘holzgefáss’. — > finn.
putikka ‘tasche’ (KarstenGFL 158). —
Gewöhnlich als entl. betrachtet < mnd.
bodik, mhd. botech, ahd. botahha <
mlat. butica (Höfler, ANF 47, 1931,
273), aber doch wohl eher die nord-
germ. form. neben ae. bodig (ne. body),
ahd. botah ‘körper’, und weiter ver-
wandt mit boðn und boðungr, vgl.
auch botn und bytta.
buðla schw. V. ‘sieben’ (spát. chr. schr.),
norw. dial. bydla. —- < mnd budelen,
nnl. buidelen, mhd. biuteln ‘beuteln,
mehl sichten’.
Buðli m. Name von Alli’s Vater < ahd.
Bodilo, Botilo, weiter zu ae. bydel,
as. budil, mní. bodel, ahd. butil ‘ge-
richtsbote, biittel’, abl. von bjóða. —
Davon als patron. bildung buðlungr
m. (poet.) ‘könig’, vgl. mhd. PN.
Botelunc.
buga schw. V. ‘biegen, beugen’ (erst
Karlam. saja als v.l. belegt), nisl. fár.
buga, aschw. bugha. Abgeleitet von
bugr.
Buggi mBN. ‘tiichtiger mann’, nnorw.
bugge ‘máchtige person’, wohl affektive
bildung zu bukkr.
bugr m. ‘biegung, krummung; haken,
ring’, nisl. fár. bugur, nnorw. bug. —
ae. byge, mnd. böge, mnl. boge ‘biegung,
ecke’. — Dazu bugnlr m. ‘schild’
(þula) eig. ‘das gewölbte’. — vgi.
bjúga.
bugt f. ‘bucht’, nisl. norw. bugt, nschw.
bukt, ndá. bugt. — > shetl. bugt ‘auf-
gerollte fiscnschnur’; > ne. dial.
bught ‘ecke im stall wo die kiihe ge-
molken werden’ (Flom. Infi. 31). —
< mnd. bucht. — vgl. daneben das
nordgerm. bót 2.
búl m. ‘bewohner, bauer, nachbar’, nisl.
búi, fár.. búgvi, nnorw. bue, aschw. boe,
ndá. nabo ‘nachbar’. — > me. bú
‘bewohner’ (Björkman 206). — ahd.
búwo ‘bebauer’. — vgl. búa 3.
búinn
64
búnaðr
Selten als PN gebraucht (und dar-
aus wieder ae. Búa), wohl west-
skand. umbildung des dán-schw.
namens Bo (s. Janzén, NK 7,
1947 . 133 )-
búlnn adj. 'fertig, ausgeriistet', nisl.
búittn, nnorw. buen. — > me. bún,
ne. bound (Bjðrkman, SSUF 1900,
3-4), ne. dial. bown (Flom. Infl. 30). —
eig. partie zu búa 3.
bukkr, bokkr m. 'bock’ auch BN., nisl.
fár. bukkur, nnorw. bokk, bukk, nschw.
bock, ndá. buk. — > finn. pukki, lpN.
bukka, bokka (Thomsen 2, 97). — ae.
bucc ‘dammhirsch’, bucca'z iegenbock’,
as. buck, mnd. bock, buck, mnl. boc,
ahd. boc. — av. búza m. ‘ziegenbock’,
arm. buc 'lamm’, mir. bocc (< *bhugno-)
Die iibereinstimmung des ir. und germ.
wortes fiihrt auf eine grundform
*bhugno- 'gebogen’ (wie ai. bhugná-
s. Bloomfield, Fschr. Sievers 1925, 93),
aiso eig. ‘das tier mit den gekrií.mmten
hörnem’ (also wie dalr ‘bogen’ und
’hirsch’). Dagegen denkt Meiuet MSL
15, 1909, 356 an eine hypokoristische
konsonantdoppelung, wie in lat. vacca
und vgl. kokkr. In beiden fállen zu
bjúga, vgl. bokki 1 und Buggi.
bukl n. ‘schildbuckel’ (nur in Alex.
saga), nisl. bukl, fár. bukla, nschw.
buckla, ndá. bugle, bule. — > shetl.
bjok(ke)l ‘hervorstehendes kniegelenk’
(Jakobsen 44). — < mnd. bokele < afr.
bocle < mlat. buccuia ‘schildbuckel,
ring’. — buklari m. ‘schild mit
buckel’ (erst i3.Jht. belegt) < mnd.
bokeler, mnl. bokelare, btiekelare, mhd.
buckelcere < frz. bouclier.
búkr m. ‘bauch, körper’, nisl. fár. búkur,
nnorw. schw. buk, ndá. bug. — > orkn.
book, shetl. buk ; > ne. dial. bowk. —
ae. búc, afr. búk, mnd. búk, mnl. buuc,
buyc, ahd. búh.
Osthofi BB 29, 1905, 255 glaubt
ae. búc ‘eimer’ (ne. bucket) ver-
gieichen zu diirfen. Ob das wort
zur sippe von bjúga gehört, ist
unsicher (WP 2, 146); die ver-
gleichung mit lett. baugas 'ein-
geweide’ (Holthausen 29) fiihrt
nicht weiter. Wohl guttural-erw.
zu der idg. wzl. *bheu ‘schwellen’;
vgl. býfa.
bukran n. 'zeug aus leinen oder baum-
wolle’ < mnd. bukram vgl. mhd. bucke-
ram, ne. buckram, ixz. bougran, bouc-
queran < mlat. bucaranum ‘zeug aus
Bokhara’.
bula schw. V. ‘quer abhauen’. — vgl.
bolr.
búlda f. 'axt’ (þula), nisl. búlda 'kleine
axt’; auch ‘dickköpfigesschaf’, búldinn
‘mit runden wangen’. Also nach der
form benannt, vgl. beyla 1. Das ver-
háltnis zu bíldr ist schwer zu be-
stimmen. Verwandtsehaft mit der sippe
von bali (Jóhannesson Wb. 628)
kaum anzunehmen.
bulki m. ‘schifislast; gepáck auf dem
verdeck’, nisl. búlki, nnorw. bulk, bolk
‘schifislast', nschw. bulk ‘knoten’, ndá.
bulk ‘schifislast, klumpen'. — > me.
bolke ‘haufe' (Björkman 231), ne. dial.
bouk, book (s. Koch. ZfdPh 4, 1873,
141); > shetl. bolk, bolki ‘bundel',
bulk ‘knoten, stiick’ (Jakobsen 58 und
81). — vgl. bolr.
búlla f. ‘bulle’ (erst 14.JM. belegt), nisl.
búlla, nnorw. schw. bulla, ndá. bulle. —
< mnd. bulle oder unmittelbar < lat.
bulla 'siegel’.
bulll m. BN. vgl. nnorw. bulle ‘beule’ und
vgl. beyta 1.
bullibak n. BN. wohl < nd. bullerbah
‘jáhzomiger, polternden mensch’, nnl.
bullebak ‘báxbeisser, grobian’.
bulmingr, bylmlngr m. ‘in der asche
gebackenes brot, panis subcinericins'
(nur Heil. m saga), wohl zu bolmr und
also eig. ‘durch hefe aufgegangenes
brot’ ?
bulr m. ‘stamm, rumpf’, vgl. bolr.
bulsi mPN. eig. ‘klotzige person'; nnorw.
buls m. ‘klumpen’, s-abl. zu bolr.
bulstr m. ‘kissen’, vgl. bolstr.
bumba f. ‘trommel’ (erst i3-Jht. belegt),
nisl. fár. nnorw. bumba, ádá. bomme,
bambe trommel’, ndá. bomnte ‘trommel,
esskorb’. — > shetl. bommi ‘holzgefáss,
kleines butterfass’. — ostfr. bumme
‘grosses blechgefáss’, mnl. bommekyn
‘kleines gefáss’.aber bommer ‘trommler’,
ánl. bom ‘trommel’ (E. Lidén, GHA 40,
1934, Nr 3, 56-8). — Ein onomatopoe^
tisches wort wie íat. bombus ‘brummen’
< gr. þépþo? ‘dumpfer laut’; vgl.
‘flöte’ eig. ‘der niedrigste ton der
flöte’, asl. bqbinú ‘pauke, handtrom-
mel’, lit. bambiti ‘in den bart brummen’,
bimbalas, bimbilas ‘bremse’, lett. bam-
bals, bambuls ‘káfer’, alb. bumbulit ‘es
donnert’ (IEW 93-4)- — Dazu Bum-
burr ‘name eines zwerges’ (Qould,
PMLA 44, 1929. 943)- — vgl. bimíult
und Bqmburr.
buna f. BN., nisl. buna ‘knochen einM
ochsen’, nnorw. buna ‘knochen, röhre ,
aschw. bunulagger ‘vorderbug emes
tieres’, ndá. bonneben ‘schienbem ein«
schlachttieres’. — > shetl. bonek
‘grosser knochen’. — vgl. nnorw. dial.
byne ‘bretter eines blasebalgs’, nnd.
böne, nhd. búhne (s. Hesselman NTU 7,
x 935. i-43). — v gl- búa 2 und bunki.
búnaðr m. ‘kleidung, ausriistung; haus-
bundin
65
burt
halt; gerat, lebensweise’, nisl. fár.
búnaður, nnorw. bunad, nschw. bonad
— > orkn. boona 'pferdezeug'. —
vgl. búa 3.
bundin n. 'garbe, biindel’, fár. bundi,
nnorw. bunde, aschw. bundin, bundan,
bundon (vgl. nisl. bindini). — > air.
pundand ‘garbe’ (A. Bugge, Fschr.
R. Meyer 1912, 303). — Part. prát. zu
binda.
bunga f. ‘klumpen’, auch ‘wölbung’
(F. Jónsson NB 20, 1932, 33). — mnd.
bunge ‘trommel’, mnl. bonge ‘trommel’,
ahd. bungo ‘knolie'. — bungi mBN,
nnorw. bunge ‘beule, geschwiilst’, bung-
si, bunksi ‘grobe person’. — > shetl.
bungi ‘beule, klumpen’. — vgl. bingr
und bunki.
bunki m. 'schiffslast' (eig. der bretter-
verschlag auf dem die ladung des schif-
fes ruht); nisl. fár. bunki, nnorw. schw.
bunke ‘schiffslast’, ndá. bunke ‘haufe’.
— > shetl. bunks, bonks 'kleiderhaufe'
(Jakobsen 83); > lpS. buijijge ‘schiff
mit bugspriet’ (Qvigstad 119); >
mnd. bonik, bonk ‘ladung, laderaum'
(Hesselman NTU 7, 1935, 26; wie-
wohl friiher das umgekehrte verháltnis
angenommen wurde). — afr. bunka,
mnl. bonke ‘knochen’, nnl. bonk ‘klum-
pen’. — vgl. bingr und buna.
bur n. ‘kammer, stube, vorratshaus’,
nisl. fár. búr, nnorw. schw. dá. bur. —
> norm. bur ‘lándliche behausung’
(Gamillscheg 160); > lpN. buv’re,
búrre ‘vorratshaus’ (Wiklund SUSA ro,
1892, 149); > air. púr ‘gemach’?
(A. Bugge, Fschr. K. Meyer 296);
— ae. búr ‘hiitte, zimmer’, as. búr
‘haus, kammer’, ahd. búr 'haus’, mhd.
bur ‘bauer’. — Idg. verwandten nur im
illyr, vgl. Paupía und ftóptov ‘haus’
(s. Krahe, Sprache und Vorzeit s. 104).
Das wort fiir ‘bauer’ ist nur iiber-
liefert in run. schw. -bðrumR
dpl. (Stentofta c. 620, Krause
Nr. 51); vgl. nnl. boer ‘bauer’ und
ae. neahgebúr, ahd. náhgibúr
'nachbar’. — vgl. búa 3.
burdeigja, burdia schw. V. ‘kunst-
spriinge machen’ (13 Jht. bezeugt)
< mnd. bordlren ‘im tumier springen’
vgl. mnl. boerderen, borderen ‘tumier
halten’. — vgl. burt 1.
burðr m. ‘biirde; geburt, nachkomme’,
nisl. fár. burður, nnorw. dial. burd;
daneben nschw. börd, ndá. byrd (<
*burþi-). — > orkn. burd ‘junges von
vögeln oder seehunden’ (Marwick 25),
shetl. bort ‘gewisser abstand' (Jakobsen
64); > me. burþe, byrþe (ne. birth)
‘geburt’ (Björkman 162), vgl. ne. dial.
buirdly ‘wohlgebaut, von gutem aus-
sehen’ (Thorson 56). — got. gabaurþs
'geburt, geschlecht’, ae. gebyrd, afr.
berth, berd, as. giburd, mnl. geboorte,
ahd. 'giburt’. — ai. bhrti- ‘das tragen’,
air. breth, breith, (< *bhrtd) ‘tragen,
gebáren, geburt’. — vgl. bera 3, byrð
und byrðr.
burgei8 m. ‘biirger’ (spát. iiberl.) < me.
burgeis < aír. bourgeois < mlat.
burgensis.
Burgundarhólmr vgl. Borgundarhólmr.
Buri m. myth. PN ‘vater von Borr’,
cig. wohl ‘erzeuger’ und dann zu
oera 3. Falls aber Búri zu lesen wáre,
gehört es zu búa 3 (F. R. Schröder,
GRM 19, 1931, 89), oder zu nnorw.
dial. bura ‘briillen’ (Jóhannesson Wb
633).
búri m. 'biirger einer handelsstadt’, wohl
< mnd. búre 'bauer’.
burkn m. n. ‘farakraut’, nisl. burkni,
nnorw. burkne; vgl. nschw. bráken,
ndá. bregne. — ne. brake ‘famkraut’;
vielleicht germ. lat. Burcana ‘die
insel Borkum’ (Gutenbrunner, Fschr.
Hirt 2, 455).
Unsicher ob hier zusammenhang
besteht mit pflanzennamen, wie
gotl. frákná ‘pteris aquilina’, ndá.
diaL fregne ‘aspidium’, die zu
der sippe von freknóttr gerechnet
werden diirfen. Eher noch zu
denken an verwandtschaft mit
nnorw. brake ‘juniperus’, nschw.
dial. brakar ‘gebiisch’, ostfr. br&k
‘gebiisch’, mnd. brake ‘zweig’, die
wohl zu braka gehören; also eig.
‘was im feuer knistert’.
burlufótr m. BN, vgl. nnorw. burla
‘lármend oder stolpemd gehen’. —
vgl. bysja.
burr m. 'sohn’, auch myth. PN ‘vater
von Odin' (auch Borr). — germ. lat.
Buri ‘name eines stammes’ (Schönfeld
58); got. baur ‘der geborene', ae. byre
‘sohn’. — vgl. bera 3.
burat f. ‘borste; dachriicken', nisl. burst,
fár. nnorw. bust, nschw. borst, ndá.
borst. — > finn. pursto, pyrstö
‘vogelschwanz, schwanzflosse' (Tunkelo
JSFOu 30, 33-36; aber fraglich nach
Kalima FUF 20, 1929, 135); > lpN.
bussto ‘schweinsborsten’ (Qvigstad 121).
— ae. byrst f., as. bursta 1 ., ahd. burst,
borst mn; vgl. mnl. borstel. — ai. bhfsti
f. ‘zacke, spitze, ecke’; ft-Erw. zur
idg. wzl. *bhfs, *bhors; vgl. barr 1,
bust und byrsta.
burt 1 n. ‘ritterspiel, tumier’, auch
burtreið f. (13 Jht. "bezeugt) < afrz.
bohort, behort (Fischer 83). — vgl.
burdeigja.
— 2 adv. ‘fort. weg’, vgl. brott.
5
Bdseyra
66
Búseyra f. name einer riesin, wohl ‘mit
den grossen ohren’, vgl. busilhinna\
oder bú-seyra ‘die das hausgesinde
hungern lásst', dann vgl. bú und
seyra.
busi m. ‘feuer’ (þula), var. zu buði; eig.
‘das angeschwollene’, vgl. norw. bus
‘heftiger sturm’, nschw. dial. busa, ndá
buse ‘hart wehen’, shetl. bus ‘erregtes
meer’; vgl. ostfr. búsen ‘lármen, stur-
men’. — vgl. beysti, Beysingr,
busl, búss 2 und bysja. — Dazubusil-
kinna í. ‘frau mit pausbacken’ (i4.Jht.
bezeugt).
buskr m.BN.; nnorw. dá. busk 'ge-
striipp’, neben nisl. buski, nschw. buske.
— > shetl. busk ‘klumpen, knáuel’; >
me. busTt(e), bosk(e), ne. dial. busk
‘gestrupp' (Thorson 22). — me. busch(e),
bush (ne. bush), mnd. mnl. bosch, busch,
ahd. as. busc ‘busch'. — Möglich ist
entlehnung < mlat. boscus 'der fiir das
holzsammeln freigegebene wald’, das
aber umgekehrt als urspr. germ. wort
betrachtet wird. Aber vielleicht gehört
es zu der in beysti vorliegenden wzl. —•
Davon abgeleitet Buski m. ‘hunde-
name', wohl ‘der mit dem steifen haar’.
busl n. ‘fleiss, eifer’, nisl. busl 'unord-
nung, lárm’. — vgl. beysti und busi.
— Daneben f. PN. Busla, nisl. busla
‘schlampe'.
búss 1 m. 'baumart’ (þula), wohl <
*nnd. buss- (bðm), mnl. busboom, und
dieses < lat. buxus (Fischer 93); vgl.
auch Zs. reggbúss m. ‘mann’ (skald),
eig. ‘schiffsmast’.
— 2 m. in Zss. hvatabúss 'schnelles vor-
wártsstiirmen’. — vgl. busi.
bússa f. vgl. búza.
bussel n. ‘fass’, vgl. buzel.
bust f. ‘íischart’ (þula), ws. die 'perca
fluviatilis’ (Nordgaard MM 1912, 56);
wohl aus burst entstanden.
bústr m. in kilbústr ‘kohlstrunk', vgl.
nisl. bústinn ’dick’, nnorw. bust m.
‘stumpf, abgeschnittenes stiick’ ; —
vgl. busi und beysti.
bútr m. ’abgehauener klotz’, auch BN,
nisl. bútur, nnorw. butt, nschw. but
'klotz, klumpen’. — ae. buttuc ‘ende,
kleines landstiick', nnd. butt 'stumpf’,
mnl. botte i. ‘knospe, strohbiischel’, mhd.
butze ‘stiickchen’, vgl. afr. buttie,
nnl. botje ‘batzen’. — vgl. bauta und
bytta. — Dazu denom. schw. V.
buta ‘in kleine stiicke hauen’ und den
PN Butraldl (> air. Putraíl s. Mar-
strander NVA 1915 Nr. 5, 53). — Zs.
von butr und valdi.
búza, bússa f. ‘handelsschiff’ (erst
13-Jht. belegt), nisl. bússa, fár. bussa,
nnorw. bysa. — > ae. biitse(carl) 'see-
mann, schiffer’ (Serjeantsson 72). —
< mnd. bútze, búse, vgl. mnl. búse
'kleines schiff zum heringfang' < mlat.
buza, bucia, auch bucius, bussus ‘ruder-
und segelschifl, zum transport ver-
wendetes segelschiff’ (s. Höfler ANF 48,
1932, 221).
buzar 'art getránk’ (nur Karlamagn. s.)
< russ. buzá ‘diinnbier’.
buzel, bussel n. ‘fass’ (i3.Jht. belegt) <
mlat. bussellus, wohl iiber afrz.
bý n. 'biene' (anaJog. statt *bí < *biwa,
s. Noreen Gramm. § 77, 6), nnorw.
bia, aschw. bi, by, nschw. dá. bi. — ae.
bio, as. bi, bini, ahd. bia, bini, mnl. bie,
nní. bij. — lit. bitis, air bech (IEW. n6).
— vgl. Bjólfr.
býfa f. ‘grosser, klumpiger fuss’, nisl.
býfa, bífa; vgl. nnorw. dial. búve, búva
‘dicker, klotziger mensch', und nschw.
dial. bobba ‘geschwiilst, finne, insekt’,
bubba ‘laus’. — mnd. bubbeln blasen
aufwerfen', bubbele, mnl. bubbel, bobbel
‘wasserblase’. — lit. bubsú, bubstti
‘blasen aufwerfen’, vgl. gr. f 3 ou{Stiv
‘driisen in der schamgegend' (s. Persson
SHVS 10, 1912, 250-3 und Wood.
MPh n, 1914, 323).
Gehört zur idg. wzl. *bhu, *bheu
‘schwellen’, davon;
dent. erw. vgl. boði 2.
gutt. erw. vgl. búkr.
l-e rw. vgl. beyla.
s-erw. vgl. beysti, bysja.boddi.
Neben *bhu steht auch die wzl
*bu, davon;
dent. erw. vgl. púta, pyttr.
gutt. erw. vgl. poki, puki, pungr.
s-erw. vgl. posi, púss, pústr.
bygð f. ‘wohnsitz, besiedelung', nisl.
byg(g)ð, fár. nnorw. schw. bygd. —
vgl. byggja 2.
bygg n. ‘gerste, getreide’ (< germ.
•bewwu), nisl. fár. norw. bygg, nschw.
bjugg, dial. bju, bygg, bdgg, ndá. byg. —
> shetl. bigg(in); > me. big. ne. dial.
bigg (Björkman 32); > lpN bivgge
(Thomsen 2, 207). — ae. biow ‘getreide,
gerste’, ae. beo 'gerste’, beowod ‘ernte’,
afr. be 'gerste’. — Das verháltnis zu
búa 3 ist durchaus fragwiirdig, etwa
‘angebautes’ ? — vgl. bjórr 1 und
Bvggvir 2.
Die friihere meinung, der finn.
göttername (Pellon-) Pekko sei
als ‘gerstengott’ zu deuten und
pekko sei aus skand. bygg ent-
lehnt (Karsten GFL 9, Setálá
FUF 13, 1913, 424). wurde schon
von Wiklund IF 38, 1917. to6-j
bezweifelt, der Pekko (mit zahl-
reichen nebenformen) als kurz-
name von St. Petrus auffasste.
byggja
67
byrðr
vgl. auch G. Dumézil, La nouvelle
Clio 3, 1952, 18-30.
byggja I schw. V. ‘heiraten’ (eig. kau-
fen); ausleihen, verpachten; nisl. norw.
byggja, aschw. bygg\j)a ‘leihen, mieten’.
— got. bugjan, ae. bycgan, as. buggian,
'kaufen’. — unsichere etymologie;
vielfach zu beygja und bjúga ge-
stellt (s. Feist, Got. Wb. mb); vgl.
auch Qtnbun.
_2 oder byggva wohnen, besiedeln;
bauen’ (< gcrm. *bewwian oder *buw-
wian), nisl. fár. norw. schw. byggja,
nschw. bygga, ndá. bygge. — > shetl.
bigg', > me. biggen, ne. dial. big ‘bauen,
bewohnen’ (Björkman 32); > IpN.
biggit ‘bauen’ (Qvigstad 107). — ae.
byan ‘bewohnen, bauen’. Wiewohl
das ablautsverháltnis dunkel bleibt,
am ehesten zu búa 3 zu stellen (IEW
149); vgl. bygð und byggvir 1.
byggvir 1 m. ‘einwohner, bewohner’,
vgl. byggja 2.
— 2 myth. Name fiir Freys diener, wohl
‘dámon der gerste’ (M. Olsen NVA 1915,
ioóff). — vgl. bygg.
bygill m. ‘biigel’ (< germ. *bugila),
nnorw. schw. bygel; vgl. mnd. bögel,
mnl. bogel, nnl. beugel, nhd. bitgel;
daneben aus abl. *baugila, nnorw. dial.
beygjel, aschw. böghil, ádá begel, ndá.
beile. — vgl. bjúga.
Byleistr auch Byleiptr, Byleiftr ‘Bruder
Lokis’. Wáhrend Wadstein ANF 11,
1895, 77 B-ýleistr fiir die richtige lesung
erklárt, nimmt S. Bugge KZ 22, 1874,
436 fiir beide als grundform *Býleifstr
an.
Die erklárung ist unsicher. Am
meisten beliebt ist die verbindung
mit dem worte bylr, entweder
byl-leyslr ‘sturmlöser’ (Weinhold
ZfdA 7, 1849, 9) oder bylleiptr
‘der im sturm blitzende’ (A. Olrik,
Fschr. Feilberg 1911, 565) oder
byl-heiftr (vgl. mhd. heifte ‘hef-
tig’) oder byl-heistr (vgl. ahd.
heisti, ae. heeste 'heftig’). Neben
dieser erklárung von S. Bugge
(Fornkv. 9), die nicht befriedigt,
steht eine andere aus *byn-leiptr,
etwa 'donnerblitz’ (A. Kock, IF
10, 1899, 100). Verbindung des
z.teiles mit leiptr liegt auf der
hand.
byigja f. 'welle’, nisl. fár. norw. bylgja,
nschw. bölja, ndá. belge. — > ne.
billow (Björkman 204). — mnd. bulge
'anschwellende welle; schlauch’, mnl.
bulge ‘blase, geschwulst’, mhd. bulge
‘sturmwelle; ledersack’. — vgl. belgr.
■býU n. vgl. hýbýli ‘hauswesen’, tvibýli
‘eine fiir zwei personen bestimmte
wohnung’. — vgl. ból und bceli.
býlifi n. ‘wohUeben’, vgl. bilifi.
bylja schw. V. ‘dröhnen, widerhallen’
(nur Alex. s.), nisl. norw. bylja, nschw.
dial. bölja; vgl. mnl. bullen ’rasen,
toben’, mhd. búllen ‘bellen, briiHen’;
abgeleitet von bylr.
bylmingr vgl. bulmingr.
bylr m. ‘windstoss, sturm’ (gen. byljar
und byls weist nach v. Friesen. Fschr.
Lidén 1912, 237 auf grundform *bulju),
nisl. fár. bylur, nnorw. byl. — > shetl.
bolja-, bollasog ‘plötzUcher regen-
schauer’. — vgl. belja und bylja.
-byndi n. vgl. handbyndi ‘handfessel’. —
got. gabundi i. mhd. gebiinde ‘band’
— vgl. binda.
býr m. ‘hof’ (< germ. *búwi-), nisl.
býr, fár. býur, býggjur, nnorw. by
‘hof, stadt’, nschw. by ‘dorf’, ndá.
by ‘stadt’. — > manx -by in ON
(Marstrander NTS 6, 1932, 270);
> norm. -bu, -bue, -beuf in ON (Jakob-
sen DSt 1911, 75); > ae. -by, me -bi
in ON eig. ‘háusergruppe’ (Björkman
202 wohl aus ostskand.). — ae. bý
n.pl. ‘wohnung’, ahd. mhd. bú m. n.
‘bestellung des ackers, wohnung’. —
lit. búvis ‘aufenthaltsort’, vgl. auch
illyr. (Júpiov (Krahe IF 47, 1929# 326).
vgl. búa und boer (eig. bed.; boden
der zubereitet ist um in gebrauch
genommen zu werden, v. Friesen
NB 18, 1930, 91).
byrö f. ‘geburt; geschlecht; stand’
(< germ. *burþi), aschw. byrp, biurdh
‘biirde, geburt’. — as. \kuni-)burd
‘herkunft’, mhd. giburt, got. gabaurps
‘geburt’. — vgl. burðr.
byröa 1 f. ‘getreidekasten’, nisl. byrða,
nnorw. byrda. — vgl. borð 2.
— 2 schw. V. ‘sticken, weben’ (nur Gdr
II, 15, deshalb nach W. Mohr ZfdA 75,
!938, 236 wohl aus wgerm); vgl. as.
burdian, ae. byrdan. —vgl. borði 1.
byrði n. ‘schiffsbord, bretterreihe in der
schiffswand’. — vgl. borð I.
byrðingr m. ‘frachtschiff’ (erst 14.JM.),
nisl. byrðingur, nnorw. byrding, aschw.
byrpinger, adá. byrthing. — > shetl.
birdin ‘kiel eines bootes’; > schott.
birlinn (Henderson 138); > manx
burling ‘schiffsart’ (Marstrander NTS 6,
1932, 49); > mir. birling (A. Bugge,
Fschr. K. Meyer 1912, 292). — mnd.
bordinc, bordinge ‘kleines fahrzeug’. —
wohl. eig. ‘schiff mit aufeinander-
gesetzten seitenplanken’ (Falk WS 4,
1912, 111-2); vgl. tribyrðingr ‘schUd
(aus zwei bretterreihen)’. —vgl. borð 1
und byrði.
byrðr f. ‘biirde, last’, nnorw. byrd, ber;
vgl. nisl. fár. byrði, nschw. börda, ndá.
Byrfill
68
bytta
byrde. — > orkn. byrth ‘schiffslast’.
shetl. birdek ‘biirde'. — got. baurpei,
afr. berde, mnd. borde, ahd. biirdl
‘biirde, last’; daneben mit suff. er-
weitert ae. byröen ‘last’, as. burðinnia
‘biindel’, mnd. börde(ne) ‘last’. — vgl.
bera 3 und burðr.
Byrfill vgl. Byrvill.
byrgi n. ‘umhegter platz, burg, schanze’
(< germ. *gaburgja), nisl. fár. byrgi,
nnorw. in ON byrge. — ae. eorðbyrg
‘erdwerk, ufer, hiigel’. — vgl. borg.
byrgja 1 schw. V. ‘einschliessen; hin-
dem, verweigern; sammeln; abschlies-
sen’, nisl. fár. byrgja. — ae. byrgan (ne.
bury) ‘verbergen, begraben’, ahd. bor-
gén ‘verbergen, schonen’, as. burgisli
‘grab’. — vgl. bjarga und borg 1.
— 2 in Zs. ábyrgja ‘verantwortlich
machen’, byrgask 'sich verbiirgen’. —
ae. onbyrgan, mnd. börgen, mhd. burgen
‘biirgen’. — Dazu byrgð f. ‘verant-
wortung’. — vgl. borga.
byrja 1 schw. V. 'zu wege bringen, an-
fangen’, eig. ‘aufheben’ (vgl. auch
byrjar ‘es ziemt sich’) nisl. fár. norw..
byrja, aschw. byria, böria. — ae.
gebyrian, as. burian 'sorge tragen, sich
gehören’, giburian 'statt haben', ahd.
burjan, burren 'erheben’, nnl. beuren
'aufheben’, gebeuren ‘geschehen’, vgl.
got. gabaurjaba ‘gern’, gabaurjöþus ‘lust'.
— vgl. bera 3.
Die bed. 'gebiihren, geziemen’
passt kaum zu bera ‘tragen’;
J. Trier, Holz 1952, 88 denkt an
‘was sich im kreis der volks-
gemeinde gebuhrt’ und stelt es
also zur idg. wzl. *bher, die in
berja vorliegt; vgl. auch bragr 1.
— 2 schw. V. nur byrjar 'es weht ein
guter fahrwind’, nisl. byrja, vgl. shetl.
bir(r) ‘zu wehen anfángen'. — vgl.
byrr.
byrla schw. V. ‘fiillen, einschenken’, nisl.
byrla\ ae. byrelian ‘einschenken' —
Dazu byriari, byrii m. 'schenk’, gie.
byrele ‘schenk’ und as. ahd. biril
‘korb’. — vgl. bera 3.
byrr m. 'giinstiger fahrwind’, nisl. byr,
fár. byrur, nnorw. byr, nschw. bör,
ndá. bnr. — > shetl. bir(r), borr ‘wind’;
> me. búr, bir ‘starker wind’, ne. dial.
birr ‘kraft, energie' (Björkman 204). —
ae. byre ‘giinstige gelegenheit’, ostfr.
bur ‘wind’, mnd. böre-lös ‘ohne fahr-
wind’. — Gehört 'wohl zu bera 3
(IEW 131); auch wohl verbunden
mit lat. furo ‘rase’, ai. bhuráti ‘bewegt
sich’, asl. burja ‘sturm’, lit. burys
‘bö’ (Uhlenbeck PBB 30, 1905, 278). —
vgl. byrja 2.
byrsta, bysta, schw. V. ‘mit borsten
versehen, das haus mit dem dach-
balken versehen’ (erst im I3-Jht.
bezeugt); nisl. byrsta, nnorw. bysta\
vgl. nschw. dial. bystá si, ndá. berste
sig ‘stolz, hochmiitig sein’. — vgl.
burst.
Byrvill m. ‘name eines seekönigs’, vgl.
nnorw. byrvyle, burvul ‘unverschámter
mensch’, burva ‘verwegen vorwárts-
drángen’ (Sigfússon MPh 32, 1934, 128).
bysja schw. V. ‘mit kraft vorwárts-
strömen’ (nui HH II, 8), nnorw. bysja
neben beysa ‘vorwártsstiirmen; vgl.
nnorw. búsa, nschw. busa, ndá. buse
‘losstiirzen’; ostfr. búsen ‘brausen,
tosen, eilen’, mnl. busen, mnd. búsen
‘zechen’, ánhd. bausen ‘poltem, zechen’.
— asl. bystrú ‘schnell’, bystrina ‘fluss’.
— s-Erw. der wzl. *bheu ‘schwellen’,
vgl. býfa, und beysti, bósi 2, busi.
byskup vgl. biskup.
býsn f. ‘wunder’ (< idg. *bhúdhsni-,
also eig. ‘warnung’), nisl. býsn, nnorw.
bisn. — > shetl. besni ‘wunderlich
aussehendes tier’ (Jakobsen 88), schott.
bysning ‘fremd, wunderbar’ (Flom.
Infl. 32); > me. biseninge ‘ungliick-
verheissend’ (Björkman 282), ne bysen
‘veráchtliches schauspiel’ (? Thorson
56). — got. anabúsns ‘gebot’, ae. bysen,
bisn ‘beispiel’, as. pl. ambúsni ‘gebote’.
— s«t-bildung zu bjóða. — Davon
abgeleitet býsna ‘vorbedeuten, sich
als wunder ereignen’, vgl. ae. býsenian.
býta schw. V. ‘tauschen, wechseín’, nisl.
fár. býta, nnorw. schw. byta, ndá. bytte.
— < mnd. búten ‘teilen, beuten’. —
Dazu býti n. 'gegenseitige schuld-
forderung’ (erst im 13. Jht. bezeugt),
fár. býti, nnorw. aschw. byte, ádá bytha
‘erbteilung’ < mnd. bute. — býting
f. 'tausch, wechsel’. — býtir m. ‘gewáh-
rer’ (poet.).
bytna 1 f. in Zs. flatbytna ‘prahm, boot
mit flachem boden’, vgl. norw. bytning
‘gefáss mit boden’, ae. bytning ‘schiffs-
raum’. — vgl. botn.
— 2 schw. V. ‘zu boden kommen’, nisl
bytna 'mit einem boden versehen’,
nnorw. bytna ‘mit einem deckel be-
decken. — vgl. botn.
bytta f. und bytti n ‘kiibel, fass’ (itn
13 Jht. bezeugt), nisl. íár. nnorw.
nschw. bytta, ndá. bette. — > orkn.
butto ‘kiibel’; > lpN. bihttö, behttö
‘biitte’ (Qvigstad 109). — < ae. bytt
‘schlauch’ (Fischer 47) oder < mnd.
butte, mhd. butte ‘fass’ (Höfler ANF 47,
1931, 286), oder viell. doch urverwandt,
vgl. noch ahd. biutta ‘trog, bienen-
korb’, neben ae. byden, as. budan, ahd.
butin(na) ‘daubengefáss’.
Einerseits als urspr. germ. wort
byxa
69
bpggr
betrachtet und zu lat. fútis
‘wassergeschirr’ gestellt (Lidén,
Fschr. S. Bugge 1892, 84-85);
vgl. botn und bútr. — Andrer-
seits denkt Kluge-Götze 117 an
alte entl. < lat. butina < gr.
TTuTÍvr) ‘umflochtene weinflasche’.
byxa schw. V. ‘hiipfen’ (erst im I4-Jht
bezeugt), nnorw. byksa ‘hiipfen’. —
> orkn. bucksan ‘plátschemd durchs
wasser schreiten'; > shetl. buks, boks
‘ungeschickt springen oder tauchen’. —
< mnd. búckezen 'wie ein bock sprin-
gen’ (Fischer 28).
bæði npl. 'beide’, auch adv. bœöi . . .
ok 'sowohl . . . wie’, nisl. fár. bœði,
nnorw. baade (< germ. *bai-piu);
ahd. bldiu. — vgl. báðir.
bægifótr m. BN ‘beschweríich gehend’.
— vgl. bágr.
bægja schw. V. 'stossen, fortschaffen,
bedrángen’ (daneben auch bága) ; nisl.
norw. bægja. — ahd. bágén und bágan
‘zanken, hadem’, mhd. bágen. —
vgl. bágr.
bæja vgl. beja.
bæía schw. V. ‘verbrennen’ (auch bála);
nisl. bœla. — vgl. bál.
bæra schw. V. ‘wogen’, nisl. norw.
bcera. — vgl. bára.
bærr adj. ‘tragfáhig; berechtigt, ge-
ziemend’ (< germ. *blrja) ; nisl. norw.
bcer. — ae. -bcere, ahd. -bári, mhd.
-bcere, mnl. -baer ‘suffix’ und ahd. bári,
mhd. bcere ‘tragend, hervorbringend’.
— ai. bhárya- ‘zu tragen’. — vgl.
bera 3.
bæsa schw. V. (auch bása) ‘in den stall
bringen', nisl. fár. norw. bcesa, nschw.
diai. bása. —vgl. báss. —Dazubæsingr
m. ‘kind geboren von einer friedlos
gelegten mutter (Grágás).
beggvir m. BN. eig. ‘schadenstiftend’.
— vgl. bQggr.
bœki nur in Zss. wie: glbœki (poet.),
‘bierfass, aus buchenholz’ und bceki-
skógr ‘buchenwald’. — vgl. bók 1.
bœla schw. V. ‘verpachten’, nisl. bcela
'vieh ins lager bringen’, fár. böla 'ein
lager bereiten’, norw. bela, nschw. dial.
böla ‘ein lager fiir junge tiere ein-
richten’, vgl. orkn. buil ‘vieh zum
stail treiben’. — bœli n. ‘wohnung,
lager; pachtung' (wohl abstrahiert aus
Zss wie einbceli ‘einsamer hof’, nýbœh
‘neu besiedelter hof’), nisl. bceli, fár.
böli, nnorw. dá. bele, nschw. böle; vgl.
shetl. bali ‘aufenthaltsort von see-
vögeln’. — ja- abl. von ból.
bcen f. ‘bitte, gebet’ (daneben auch bón,
s. Noreen, Gramm, § 392); nisl. bcen,
bón, fár. norw. dá. ben, nschw. bön. —
> orkn. bonie (-words) ‘gebet’; >
shetl. bon-, bonhus 'kirche’; > me. bön
‘bitte, gebet’, ne. boon ‘frohndienst’
(Björkman 205); > IpN bedno ‘gebet’
(Qvigstad 104). — ae. bœn, bén ‘bitte’.
— arm. ban (< *bhá-nis); vgl. lat.
fácundus ‘beredt’, fári ‘sprechen’, fás,
fátum 'ausspruch, schicksalsspmch’,
fáma ‘ruf', gr. tptov-rj ‘rede, stimme’,
qxúvéca ‘rede, rufe an’, <pi)(ií ‘sage’,
<pT9(xvj ‘kunde, ruf’, <páai; ‘rede’, páru;
‘geriicht’, ai. bhánati 'spricht, tönt',
asl. bajati 'erzáhlen’, basni ‘fabel'
(IEW 105). -— vgl. banna. — Dazu
bœna schw. V. ‘beten, bitten’, -bœni
f. in þráboeni ‘instándiges beten' und
bœnn in auðbcenn ‘leicht zu erbitten’,
torbœnn 'schwer zu erbitten’.
bœr m. 'hof, haus’ (<germ. *böwi-);
nisl. bcer, fár. bour, nnorw. be, aschw.
byr, ádá. by. Ober bcer in norw. ON
s. Olsen NK 5, 1939, 22-4. — vgl. búa
3. — Zs. bœjarlpg ‘stadtrecht’, nnorw.
bylog, nschw. byalag ‘dorfgemein-
schaft’; > ae. byrlaw ‘stadtrecht’
(Thorson 22).
bœta schw. V. ‘biissen; heilen; schenken’,
nisl. bceta, nnorw. fár. beta, nschw. böta,
ndá. bede. — > orkn. beet ‘biissen’; >
lpN. buhttit (< *bðtian) ‘ersetzen, ver-
gelten’ (Qvigstad 121).—got. gabötjan,
ae. bcetan, bétan, afr. béta, as. bötian,
ahd. buozzen. —-■ vgl. bót 1 und bati.
bcexel n. ‘bug eines tieres, ruckenflosse
des walfisches' (< germ. *bögisla-),
nisl. bcexl(i) ‘bmstflosse’, fár. beksl,
nnorw. begsl ‘riickenflosse’. — > shetl.
bjok(ke)l Tuckenflosse eines walfisches’.
— vgl. bógr.
bpð f. ‘kampf’, nnorw. dial. bad ‘kampf',
nschw. dial. ba, badd ‘ringkampf’, ádá.
bad ‘kampf’. — ae. beadu, as. badu-,
ahd. batu-; vgl. got. Baduarius PN,
germ. lat. Baduhenna ON (Schönfeld
40). — air. bodb ‘Kráhe; göttin des
kampfes’, vgl. gall. Boduognátus, Ate-
boduus PN. — vgl. Bárðr.
Mit bQÖ zusammengesetzte PN
sind Bpðvarr (< germ. *baðwa-
harja), vgl. wgerm. Baduarius
(Schönfeld 40). Aus dem ngerm.
> ne. Battersby ON (ált. Badresbi,
Ekwall 29) und > air. Badbarr,
Báthbarr, und Bpðvildr (< germ.
baðwa-hildi), ae. Beado-hild, ahd.
Baduhilt.
BQfurr m. 'zwergenname’, vgl. Bafurr.
m. ‘schaden’, wohl eig. ‘last,
biirde’ (poet.), vgl. nisl. bagga ‘plagen,
bedriicken’, intensivbildung zu baga.
Im nisl. noch baga f. ‘kurzes gedicht;
dummkopf’, bagla ‘undeutlich reden,
sich ungeschickt benehmen’, bcegð
‘schwierigkeiten’, böggla 'zusammen-
bpggull
70
bxjsull
ballen’ (Jóhannesson, Med. gem. 34). —
vgl. baggi, beggvir und bdgr.
bQggull m. BN. eig. ‘kleine burde’. —
vgl. baggi.
bQl n. ‘ungliick. schaden, sunde' (bed.
entw. quálerei > arglist, tucke >
siinde. s. J. Weisweiler IF 41, 1923,
70-7), nisl. böl, fár. bel-; vgl. shetl.
beli ‘ungluckswamung’. — got. balwa-
wesei 'schlechtheit’, ae. bealo ‘iibel,
böse’, bealu ‘iibel, ungliick’, as. balu,
afr. balu, bal(e) ‘bosheit, ungliick',
mnl. bal- (in baldadich ‘schlecht, böse’,
balsturich 'widerspenstig’), ahd. balo
‘verderben’. — asl. bolú ‘krank’, bolíti
‘krank sein’ (IEW 125). — vgl.
bQlva und blegði.
bqlkr auchr balkr ( < urn. *balku-) m.
‘scheidewand, abteilung’; nisl. bilkur,
fár. bólhur, nnorw. bolk, nschw. ndá.
dial. balk. — > ae. balc ‘rain, erhöhung
zwischen zwei furchen’; > lpN. balkko
‘balken, abteilung’, finn. palkku ‘hau-
klotz' (Thomsen 2, 204); > air. balc
‘balken’ (Craigie ANF 10, 1894,156). —
Daneben *balkan in: ae. bealca, as.
balko, mnl. balc, ahd. langob. balko
‘balken’; vgl. auch ae. bolca ‘lauf-
planke’. — vgl. bjalki.
bgllr m. ‘kuge l, testiculus' (< germ.
*ballu- < idg. *bhbVim)rmtf.--bðttuf:
"fár. ballur, béííur 'bali’, nnorw. balle
'hode’, nschw. boll, ndá. bold ‘ball’. —
shetl. ball, bollek; > finn. pallo, lpN.
ballo (Thomsen 2, 204). — ae. bealloc
(ne. balloc) ‘hode’, mnd. mnl. bal, ahd.
bal neben ballo, balla. — Ziir id g. wzl.
*bhel ‘schwellen. m nd-oder sein’;
lat.. tolhs ‘srhiauch heutel g r. yáXXoc
‘penis ’, ai. bhSnda 'topf. gefass' . ai r, ball
~‘ giied, körperteil’. — vgL Uölli.
Bqlpdrn m. riesenname (Háv. 140)
Gering. Komm. 1, 151 vergleicht jiit.
baltorn, beltorn ‘klotzige, gewalttátige
person’.
bqlva scliw. V. 'verfluchen' (< germ.
*balwjan), nisl. bölva. — vgl. bgl.
Bqlverkr PN. und Odinsname, eig.
‘der iibel stiftet’.
Bqmburr m. zwergenname; eig. 'klot-
zige person’, nisl. bambur ‘grosses
fass, klumpiges pferd', bambi ‘dicker
bauch', nnorw. bembel 'nabel’, nschw.
dial. bamb i. ‘wanst’ (Lidén, GHÁ 40,
1934, Nr. 3, 48-9). — vgl. bumba.
Wenig wahrscheinlich ist Guten-
brunner3, deutung, ANF 70, 1955,
64 zu mdá. bambe ‘trommel’, vgl.
asl. bqbinú 'pauke’; also ‘der
trommler’.
bgngull m. BN, eig. ‘knotenstock’, vgl.
nisl. böngulegur ‘ungeschickt’, fár. bon-
gla 'krumm, schief machen’. — ne.
dial. bangle ‘knotenstock’, nnd. nnl.
mhd. bengel ‘kniippel; lummel’. —
vgl. bang.
bgnnuðr m. ‘verbieter’. — vgl. banna.
bgrgr m. ‘eber’ (poet.) < um. *barugaR;
vgl. nnorw. schw. dial. barre ‘widder’,
nschw. dial. basse 'verschnittener eber'.
— ae. bearg (ne. barrow), and. barug,
nnl. barg, ahd. barug, barah ‘barch, ver-
schnittener eber’ (Palander 159). —
Weil die hoden friiher durch kíopfen
zerrieben wurden, wohl zu berja
(IEW 135), vgl. auch bassi.
bgrkr m. 'rinde' auch PN. (< urgerm.
*barku-), nisl. börkur, fár. bark, berkur,
nnorw. bork, nschw. dá. bark. — >
shetl. bark ‘potentilla erecta’ (Jakobsen
27; weil die wurzel zum gerben diente);
> me. ne. barh ‘rinde’ (Björkman 230);
> lpN. barkko (Thomsen 2, 205). —
nnd. bark, mnl. barc ‘rinde’; abl. mnd.
borke. — vgl. birkja 2.
Etymologie unsicher. Vielleicht zur
idg. wzl. *bher 'schneiden’, vgl. gr.
gápu ‘spalte, zerstiickele’ (H. Pe-
tersson IF 23, 1909, 403) vgl. berja.
Kaum zu ai. bhraj ‘steifheit des
gliedes' zu idg. wzl. *bhre§ (Pogat-
scher 166). Vielleicht zu barr 1,
also eig. ‘etwas rauhes’ (Hellquist
53). v gl- gr- gopívrj ‘harte, rauhe
haut’ (dann aber auch zu berjal).
bgrr m. ‘nadelholzbaum; mann’ (poet.)
< urgerm. *barwa; vgl. nschw. ON.
Barva. — ae. bearu, ahd. paro, baro
‘wald, hain’. — asl. ború ‘nadelbaum,
fichte’, tsjech. bor ‘fichtenwald’. —
vgl. barr 1 und barmr 2.
bgsl f. ‘pfeil’ (þula) < urgerm. *basulð,
falls eig. ’kleiner zweig' zu nnorw.
bas(e) ‘strauch, gestriipp', und an.
basinn ‘baumart’. Aber vielleicht
< *bgstl und dann zu bast (Stur-
tevant MLN 41, 1926, 370). Oder aber
zu bgsull?
bgst vgl. valbQst.
bgsull m. BN. wohl zu nisl. basl ‘miihe’,
basla ‘sich bescháítigen', vgl, nisl. nprw.
basa ‘sich anstrengen’, nschw. basa
‘laufen' (F. Jónsson ANO 1907, 319). —
mnd. basen, baseln 'sinnlos reden oder
handeln', nnl. verbazen 'erstaunen',
bazelen ‘sinnlos reden'. Ohne ausser-
germ. entsprechungen.
Diese wörter verbindet Jóhannes-
son Wb. 631 wenig iiberzeugend
mit bað und baka.
71
daga
dá
D
dá 1 n. 'ohnmacht’ (spát. bezeugt)
(< germ. *dawa) ; nisl. dá 'ds’, nnorw.
dial. daae ‘tiefer schlaf, gefiihllosig-
keit'; vgl. an. dáligr 'schádlich, böse,
elend', nnorw. daaleg, nschw. ddlig.
ádá daallig. ‘gebrechlich’. — unsichere
anknupfung an ahd. tawalön ’hin-
schwinden, sterben’. — vgl. ddi,
dáinn, deyja und deeligr.
— 2 schw. V. 'sich verwundem’ (< germ
*dawln), nisl. dá ‘bewundern’, nnorw.
daa ‘mitleid haben’. — gr. ðaúpa
‘wunder’, ðeáopai ‘bewundere’, zu einer
idg. Wzl. *dh&ú\ *dheú (S. Bugge,
KZ 19, 1870, 437); vielleicht die
them. wzl. *dheff in dýrr. — vgl. dála,
dár 2, dáendi.
Nach Johansson NB 2, 1914, 201
sind dá 1 und dá 2 dasselbe wort
und gehören zu einem Zw. *dawan,
*dawaiða, neben *daujan, *dðw
(vgl. deyja).
dáð f. ‘tat, gute eigenschaft’, nisl. fár.
dáö, nnorw. daad, nschw. did, ndá.
daad. — > shetl. do ‘kraft, energie’. —
got. gadeþs, ae. dted, afr. déd(e), as.
dád, ahd. tát; verbalabstr. mit /t-suff.
zum im an. nicht belegten Zw. ae. as.
dön, afr. dua, ahd. tön, tuon ‘tun’. —
lat. cre-do ‘glaube’, fa-cio ‘mache’,
gr. ‘setze, stelle’, ai. dadhámi
‘setzt, stellt’, asl. blago-détí ‘wohltat’,
déjq ‘lege’, lit. démi ‘setze’, gall. dede
‘stellte’, arm. dnem ‘setze’ (IEW. 235-
9). — vgl. dándimaðr, dómr, dceöa,
dæöi und dcell.
Einen versuch aus dem abstrakten
begrifl ‘tun’ zu einem álteren,
konkreten vorzudringen, macht
J. Trier, Lehm 1951, 104-109,
der auch in diesem fall von dem
fachwerkbau ausgehen möchte.
Dáðl m. PN. afrk. Daþa (Soester runen-
spange), as. Daþa, ahd. Tado, aber auch
Daþena (Spange von Freilaubersheim);
got.dem. Dadila.
Nach A. Janzén NK 7, 1947, 59
viell. kosename zu Dagr, weií die-
selbe person sowohl Dagr wie
Dáöi heisst.
dáendi n. ‘verwunderung; wunderbares’.
— vgl. dá 2.
dafi m. BN., vgl. nnorw. dial. dave 'nach-
lássige person’, dabb(e) ‘kleine dicke
person’, nschw. dial. dabbe ‘tölpel’,
dabba ‘sich ungeschickt benehmen’.
— mhd. tapþe, nhd. tapp ‘táppischer
mensch’, ne. dab ‘unsauberes weib’
(v. Friesen Med. germ. 27-30). — lett.
depis ‘tölpel’, depe ‘kröte’, depsis
‘knirps’ (Persson IF 35, 1915, 202). —
vgl. dafla, dafna 2.
d&fla schw. V. ‘im wasser plátschera,
rudera’, nisl. dafla ‘langsam rudera’
nnorw. dial. dava ‘auf den rudern'
liegen', dabla ‘plátschem’, dabba ‘stamp-
fen’; vgl. ndá. dial. dabe ‘keule zum
lehmstampfen’. — ne. dab ‘leise schia-
gen’, dabble ‘plátschem', ofr. dafen
'schlagen, klopfen’, mnl. dabben, nhd.
tappen ’tappen, plátschera’; daneben
abl. ae. dubbian ‘zum ritter schlagen’,
ofr. dufen, duven ‘stossen', mnl. dubben
'graben, untertauchen', nnl. dof ‘ruder-
schlag’. — vgl. dafi, depill, dubba,
dgf 2 und andcefa.
Etymologie unsicher. Unter vor-
aussetzung einer grundbedeutung
'schlagen’ möglich zu gr. r<í<po<;
‘staunen’, 0á>7rro> 'schmeicheln’,
0 á(jtpo? ‘staunen, schrecken’ (IEW.
233). Oder. zu serb. dipati ‘schlagen,
stossen’ (Holthausen Etym. Wb.
33), oder zu ai. dábhati ‘beschádigt,
versehrt’ (Loewenthal, ANF 35,
1919, 240).
dafna 1 schw. V. ‘gedeihen, an kraft
zunehmen', nisl. dafna. — got. eadaban
‘sich ereignen, passen’, ae. gedafenian
'geziemen’; vgl. ae. gedafen ‘geziemend',
nnl. deftig ‘anstándig, vornehm' und
abl. ae. gedéfe ‘geziemend’, mnl. gedoef
'sich fiigend’. — lat. faber ‘hánd-
werker, kiinstler’, asl. doba ‘gelegenheit,
zeit’, dobrú ‘gut’, lit. dabiniú, dabinti
'schmiicken', dabnús 'zierlich', arm.
darbin (falls < *dhabhro) ‘schmied’
(IEW 233). . •
— 2 schw. V. 'schwácher werden. —
vgl. dafi.
daga schw. V. 'tagen’, nisl. fár. nnorw.
daga, aschw. daghas, ádá. dage. — ae.
dagian (ne. dawn), mnd. mnl. dagen,
ahd. tagln. — Dazu dagan f. ‘tages-
anbruch; terminsetzung. — -dagi
suflix, das urspriinglich ‘tag, termin’
bedeutet, wie m gjalddagi ‘zahlungs-
tag’ oder eindagi ‘bestimmte zeit’; es
wurde aber spáter als sufiix verwendet,
vgl. dauðdagi ‘todesart’, máldagi ‘fest-
gesetzter termin’, dann auch ‘ver-
handlung, abkommen’, skildagi (eig.
‘termin’ wie nnorw. skildag) 'bedingung,
verabredung'; schliesslich inhaltloses
suffix wie bardagi zu berja, spurdagi zu
spyrja, svardagi zu jverja (A. Lind-
qvist, LUÁ 14, 1918, Nr. 25). — dagr
m. ‘tag’, nisl. fár. dagur, nnorw. schw.
dá. dag. — > finn. -tai, -tak, lp.N.
-dak, -tak (Thomsen 2, 219). — got.
dagráð
72
damm
dags, afr. dei, dach, as. dag, ahd. tac,
daneben abl. ae. desg, pl. dðgor. Aus
dem got. PN. Dagestheus ergibt sich,
dass hier urspriinglich, wie in dœgr,
ein ís-stamm vorliegt (Johansson, BB
18, 1892, 6) — Zur idg. wzl. *dhegh-
oder *dhegyh: lat. favilla ‘asche’,
fovere 'wármen, hegen’, gr. rí^pa
'asche’, ai. dahami 'brenne’, dáha-
% ‘brand, hitze’, ni-dágha- ‘hitze, som-
mer’, asl. iegn 'brennen’, apr. dagis
'sommer’, air. daig ’feuer’, alb. djek
‘brennt’ (WP 1, 849). — vgl. daga,
-dagi, -degi, dcegn, dcegr, dgglingr,
dpgurðr und árdegis.
Anders, aber wenig iiberzeugend
IEW 7 zur idg. wzl. agher, aghes,
wie ai. áhar, áhas 'tag’, mit d-
anlaut unter Einfluss eines ur-
germ. *dagwaz 'warme jahres-
zeit’, zu lit. dágas ‘sommerhitze’.
(abers. unter erfiði). —Óftin PN.;
auch allein, vgl. aschw. dá. Dagh
und daraus > ae. Dacher (Jiriczek,
ESt 60, 1925-6, 233). Das run.
norw. *dagaR (Einang, c. 400,
Krause Nr 46), oft als urn. form.
angefiihrt, ist eine falsche lesung
fiir . . . dagastiR (E. Moltke,
Viking 2, 1938, 111-9). — Oft in
Zss. wie Dagfinnr, Dagný, Dagrún,
Dagstyggr; auch im wgerm. wie
Dagalaifus, fránk. Dagobertus =
ae. Dcegbeorht, got. Dagila, ahd.
Tagamar (dagegen ist Dagmesr,
name einer dánischen königin,
adá. Dagmar < ostseeslav. Darg-
mara < j>oln. Dragomir, s. Axnás,
Nom. Germ. 2, 1937, 6-13). —
Selten als 2. glied wie Svipdagr.
dagráð n. ‘giinstiger zeitpunkt’, nisl.
iagráð. — ae. dagrld, mnl. dageraet,
daneben abl. ahd. tagarðt ‘tagesanbruch’
(Johansson, ZfdPh. 31, 1899,293).
dðl ‘ m. nur in ahrdái ‘taubnessel' (in
Stjórn) (< germ. *dawan), nisl. (akur-)
dái, fár. dái, nnorw. dial. daa(e), d<$(n),
deyn, nschw. dd(n). — > shetl. ogedú,
okerdu ‘taubnessel’ (Jakobsen 582);
> orkn. diefloor ‘senecio’. — nhd. dial.
daun. — vgl. dá 1.
d&inn ‘gestorben’, auch myth. name fiir
zwerg und hirsch (wohl analogisch
nach formen wie dánir ‘die toten’,
in Zss. wie dánararfr, A. Kock, Sv. ljudh.
1, 330); nisl. dáinn; vgl. nnorw. daana,
nschw. dirta, ndá. daane ‘in ohnmacht
fallen’. — vgl. dá 1, dán und deyja.
d&la adv. ‘ganz, volikommen' < dá-
liga. — vgl. dá 2.
dalarr m. 'hnrsch’ (poet.). — vgl. dalr 2.
dalldun run. norw. Tune c. 400; ver-
schieden beurteilt; gewöhnlich gelesen
als dailidun, ‘sie verteilten’ (s. Western,
NTS 4, 1930, 290); dagegen als dálidun
zu *dllian ‘sie machten’ zu desll
(D. A. Seip. NTS 3, 1929, 21-4), oder zu
*dálijan ‘behaglich machen, gratificari’
(Marstrander NTS. 4, 1930, 308-10).
d&lkr m. ‘lange fibel, spange’, auch
PN., nisl. dálkur. — ae. dalc. — air.
delg ‘nadel’, lit. dilgús ‘stechend,
brennend', dilge f. 'nessel’ (S. Bugge,
BB 3, 1879, 99, der aber dálkr als entl.
< ae. dalc auffasst). In derbed. ‘messer’
(nur Fms. 1, 180) ist einfluss von mnd.
dolk ‘dolch’ anzunehmen.
Dalla f. PN. und Dalli m.PN., gehört
wohl zu ae. deall ‘stolz, kiihn; beriihmt’,
vgl. PN. Dealla ; weiter zu mir. dellrad
‘glanz' (Stokes. KZ 42, 1907, 384). —
vgl. Dellingr, Heimdallr und Mar-
dgll.
dalmatika f priesterliches kleidungsstuck
(nurchrist. Schr.)— < mlat .dalmatica.
dalr 1 m. ‘tal; bogen’ (eig. biegung),
nisl. fár. dalur, nnorw. schw. dá. dal. —
> shetl. dal ’tal’; > manx dall, dal(e)
(Marstrander NTS 6, 1932, 270); >
norm. dal(l)e (vgl. Dieppedalle <
Djúpadalr ); > ne. dial. dale (Thorson
58). — got. dals, ae. dcel, afr. del, deil,
as. dal, ahd. tal. — gr. 8ÓX04 ‘kuppel',
ðáXapioq ‘schlafgemach’, asl. dolú ‘gru-
be’ (Hellquist ANF 7, 1891, 171),
kymr. dol f. 'niederung, oft bewaldet’
(J. Lotn RC 42, 1925, 86). Fiir die
bedeutungsentw. ’tal’ > ‘bogen’ denkt
Sperber WS 6, 1914, 40 an eine grund-
bedeutung ‘vertiefung im erdboden,
rinne’ (dann zu ae. delfan, as. bideltan,
ahd. bitelban ‘graben’ s. Specht Idg.
Dekl. s. 27); aber unter ankniipfung
an nhd. túlle schlágt J. Trier, Nachr.
Ges. wiss. Göttingen NFIII, 4,1940, 90
vor: ‘ein von bergziigen gehegter raum’.
— vgl. dcsla, desld, dcel und dcell.
Zur bed. ‘bogen’ bemerkt Sperber
WS. 6, 1914, 43, dass man nicht
von der abstrakten bed. ‘biegung,
kriimmung’ ausgehen soll, sondern
von ‘rinne, vertiefung’, weil der
bogen eine an der dem schiitzen
zugekehrten seite lángsrinne hatte.
— 2 ‘hirsch’ (poet.), wohl nach deirT gé-
bogenen geweih genannt, vgl. dalr 1;
weniger wahrscheinlich zu *dallr ‘gl&n-
zend’, vgl. Dalla und dalarr.
damm n. ‘damm’ (nur norw. DN), nisl.
fár. dammur, nnorw. schw. damm, ndá.
dam ‘damm; teich’. — > shetl.
dammen(s) ‘von einer lawine gebildeter
schmaler rand’; > lpN. dambo ‘teich’
(Qvigstad 125). — ne. dam, afr. damm,
domm, mnd. nnl. dam, mhd. tam
'damm' (entl. des nord. wortes aus
dammadúkr
73
dár
mnd. dam, die Fischer 28 annimmt,
unwahrscheinlich). — Falls aus *damb-
na (v. Wijk IF 24, 1909, 31) zu gr.
Gá7TTc>> ‘bestatte’, xátpoc ‘grab', arm.
damban ‘grab, gruft’ (weniger einleuch-
tend zu gr. 0a(iv6?, 0a|zúi; ‘dicht,
voll’, Oafiá ‘haufenweise’, so Wood
MPh 18, 1920, 84, oder zu gr. 0 o>|ioc
‘haufe’ so FT; gewiss nicht zu dapr,
wie Jóhannesson Wb. 511 vermutet). —
vgl. demma.
dammadúkr (auch: dammi-, dammu-,
dgmmu-; nur norw. DN.) m. ‘englisches
woHzeug’ < mnd. darndök, vgl. frz.
drap de dames.
dámr m. ‘geschmack’ (spát bezeugt),
nisl. dámur 'ds’, fár. dámur ‘aussehen,
farbe', nnorw. daam ‘geschmack, ge-
ruch, aussehen’, daame 'wolkenschleier’.
— > orkn. domaless ‘schwach, un-
niitz’; shetl. döma, dúma; > ne. dial.
domelous ‘verrucbt’ (Thorson 24). —
vgl. dekkr.
Etymologie unsicher. Holthausen
Etym. Wb. 34 zu asl. dúmq, lit.
dumiú ‘blasen’; Wood MLN 15,
1900, 97 zu ai. dháyati ‘saugen,
trinken’.
dán f. ‘tod’, in Zss. wie dánararfr, dánarfé
‘hinterlassenschaft eines toten', vgl.
nisl. dánararfur, aschw. dána(r)arver,
nschw. danaarv, ádá. danearv. —
dánir < *dawniR zu deyja.
dándimaðr m. ‘tiichtiger mann’ (bes.
norw. DN), nisl. dándismaður, fár.
danimaður, nnorw. dande-, dannemann,
nschw. danneman, ndá. dannemand.
Wahrsch. urspr. dánisch und < do-
ghande mann entwickelt (Seip, L&neord-
stud 1, 1915. 95 fl und bes. A. Kock,
ANF, 20, 1904, 47) und angelehnt an
dáindi ‘was bewunderung erregt’.
dangandi m. ‘stoss’, eig. part. zum nicht
iiberlieferten *danga, das selbst neu-
bildung zu dengja ist.
Danmgrk 'Dánemark', run. dá. tan-
maurk (Jellinge II, c. 980, Jacobsen-
Moltke Nr 42), tqnmarku dat. s.
(Skivum, 900-25; ibid. Nr. 133); vgl.
ae. Denamearc, ahd. Denemarca,- zum
volksnamen der Daxdr, lat. Dani, ae.
Dene, mhd. Tene. — ae. denn 'hfihle
lag er wilder tiere'. denu ‘tal*. mnl. da n
‘ wildlager, versteck’. denne ‘hðhle' ,
vgl. a. i. dhanus n. dhanvan m. ‘trockenés
land^_aiistel. Aisö^Jjqnix- etwa-<tal-
bewohner’. bes. die~ bow ohner de s
gtfm pfigen gren zgebietes im__Siiden v '
(Wadstein, GHA 24T T 9 T 87 Nr 4 und
25, 1919, Nr. 2). Da gegen unte r_hin-
weis anf ai /ih qnu- ‘boge n’, dhanvana-
‘baum’ als ‘waldland’ gedeutet— voa
Zachrisson, APhS 1, 1926, 284-92 und
Fschr. A. Kock 1929, 494-8.
Weni ger wahrscheinlich zu della
a fso zur idg. wzlT ~*d hen ‘sr.hlagen*
nht bedeutv:. igsentw.: durcheinen
schlag entstandene vertiefung >
tal > bewaldetes tal, wald (Lind-
quist NB 15, 1927, 106-10). —
Ge gen diese erklárungen ist mit
HeTlquist I3S einzuwen den, dass
pía n doch woHr vo n dem volks-
namen. der schón im óTlht iibe r-
, ~n«fert wiid. ausz ugeEehJh.at ~Die
C ~ Herleitu a aus einem skvthischen
wort dan- 'bogen’, das in der
voikerwanderungszeit ~nbemom-~ '
meii sein sbBte JB rðnSal DS 1920,
17-41) Tst abzúiehnen (Schiitte
ibid. 169-74).
Danpr mPN., wohl gebildet nach Dan-
parstaðir, eig. ‘státte am Dnjepr’ (wie-
wohl Rþ 49 Danpr mit dem namen
der Dánen verbindet.
dans, danz m. ‘tanz’ (spát bezeugt),
nisí. dans, fár. dansur, nnorw. schw. dá.
dans. — < mnd. dans < afrz. danse.
Aber das rom. wort stammt wieder
aus dem Germ., vgl. ahd. dansön
‘ziehen’ neben dinsan, got. pinsan zu
ai. tamsayati ‘zieht hin und her,
schuttelt’. — Davon abgeleitet dansa
schw. V. ‘tanzen’ (> finn. tanssia,
lpN. dannsot, dannsit).
dapr adj. ‘traurig, betriibt’, nisl. dapur,
fár. dapur, depur, nnorw. daper ‘schwer,
betriibt, tráchtig. — mnd. nnl. dapper,
ahd. tapfar ‘schwer, stark, tapfer’
(gemeinsame grundbed. ‘schwer’). —
asl. dobólyj ‘stark, tapfer’, debelu
‘dick’ (Wiedemann BB 30, 1906, 216).
Wood’s erklárung (MLN 21, 1906,
227) aus idg. *dh»bro ‘verschwin-
den; klein, schwach, betriibt’, vgl.
ai. dabhra- ‘gering, schwach’ lásst
die urgerm. bedeutung ausser
betracht.
dár 1 m. ‘narr; spott’ (spát isl.); daneben
dári m. ‘narr’, fár. dári, nnorw. dá.
daare, nschw. dáre. Man kann mit
Höfler ANF 47, 1931, 273 an neubil-
dungen zum Zw. dára ‘zum narren
halten’ (erst seit i3-Jht) denken, vgl.
nisl. fár. dára, nnorw. daara: dieses
aber < mnd. bedören ‘betören’ zu
mnd. dðre, mnl. door, dore, mhd. töre
aus germ. *dauza, vgl. dusa.
— 2 adj. ’unangenehm, gewalttátig’ eig.
’was einen starken eindruck macht’,
nur in der form dátt iiberliefert, nisl.
fár. dátt ‘plötzlich, heftig’, nnorw.
dial. daatt ‘plötzlich verstimmt’, vgl.
auch dáligr ‘schlecht, schádlich, elend’,
nisl. dáligur, nnorw. daaleg nschw.
darr
74
deig
dilig, ádá. daaílig. — vgl. dá 2.
darr n. ‘wurfspeer' (poet.). — Etym.
unsicher: zu. ai. dhárá ‘schneide,
klinge’, av. dárá 'schneide, schárfe’,
gr. 6065 ‘scharf, spitz’ (IEW. 272). —
vgl. darraðr 1.
A. Holtsmark MM 1939, 84-93
sucht zu beweisen, dass das wort
eig. ‘kriegsbanner’ bedeutet habe
und stellt es zu fár. darra ‘schlaff
hangen', oder zu norw. schw.
darra ‘zittern, beben’.
darraðr 1 m. ‘spiess’. — ae. daroð
‘leichter wurfspeer’, ahd. tart (hieraus
mlat. dardus, afrz. dart). Vielfach wird
das an. wort als entl. aus ae. daroð
betrachtet, was F. Jónsson Sprogforh.
78 mit recht verwirft. — vgl. darr
und Dgrruðr.
— 2 m. ‘schwertnagel’ (nur SnE)., viell.
zu nnorw. darre ‘zapfen’ und gr. Baipó?
‘tiirangel, achse’ (Holth. Etym. Wb.
35 )-
dasast schw. V. ‘miide, erschöpft wer-
den’, nisl. dasa ‘ermuden’, nnorw.
schw. dasa ‘faulenzen’, ndá. dase ‘faul
sein’. — > orkn. daazd (< dasaðr)
'betáubt, erstaunt’, schott. dosen ‘be-
táubt’ (Flom. Infl. 37); > me. dasen,
ne. daze 'betáuben’ (Björkman 233). —
mnd. dasen 'spotten’. mnl. dasen ‘töricht
handeln', nnl. dazen ‘unsinn reden’. —
Viell. zu lat. faligo ‘ermiide’, fatisco
'erschöpfe mich', fatnes ‘hunger’, air.
dedaim ’abstumpfen’ (IEW. 239). —
vgl. dási.
dási m. 'stiimper’, fár. dási, nnorw. dá.
daase, nschw. dial. dáse. — mnl. daes
'töricht’, mhd. dœsic ‘verschlossen,
dumm’. — vgl. dasast und dtesa.
A. Noreen SVS Upps. 5 Nr. 2,
1897, 14. vergl. nschw. dial. dása
‘sich still verhalten’ und vermutet
an. dásí statt dási ; dann aber zu
dusa.
datta schw. V. ‘schlagen, klopfen’, schw.
dial. datta 'sich schiitteln’, datt ‘leichter
schlag'. — vgl. nisl. dynta ’den körper
auf-und niederbewegen’. — ðw-bildung
zu detta.
dauði m. ‘tod’, fár. deyði, nnorw. daude,
aschw. döþe. — > finn. tauti, estn.
taud', lpN. davdda, lpS. taud ‘krankheit’
(Thomsen 2, 221); > ne. dial. douthy
'ermiidet, krank' (Thorson 24). —
vgl. dauðr 1.
dauðr 1 m. ‘tod', nisl. dauöur. fár.
deyður, nnorw. daud, nschw. död,
ndá. ded. —- got. dauþus, ae. dlað, afr.
dáth, as. döð, ahd. töd. — Verbalabstr.
zu deyja.
— 2 adj. ‘tot’, runschw. weladAude
(Björketorp c. 650), vgl. welad(A)ud
(Stentofta c. 620 Krause Nr 50-51);
nisl. dauður, fár. deyður, nnorw. daud,
nschw. död, ndá. ded. — got. dauþs,
ae. dlad, afr. dád, dáth, as. död, ahd.
töt. — vgl. deyja und deyða.
dauðyfli n. 'leiche', zu dauðr mit dem
suff., das auch in innyfli ‘eingeweide’
auftritt, vgl. ahd. driscufli ‘tiirschwel-
le’; weiter zu got. dauþubleis ‘dem tode
geweiht’.
Das nebeneinander von ahd. dris-
cufli und an. þreskoldr weist wohl
hin auf entw. þl < fl, also eig.
þla- suSix (wie in sáld)\ so Kluge,
Stammb. § 97 und Sturtevant
MPh. 26, 1929, 470. — Abzulehnen
sind deshalb die erklárungen von
dauþubleis als zs. mit ubus ‘iibel’
(v. Grienberger, SBWA 142, 1900,
55), oder sogar durch trennung in
dauþu-bleis als eine nachbildung
des lat. suffixes— bilis.
daufr adj. 'taub’, nisl. daufur, fár.
deyvur, nnorw. dauv, nschw. döv,
ndá. dev ‘taub, stumpf’. — > orkn.
duff, > ne. dial. dowf 'tráge’ (Thorson
25). — got. daufs, ae. diaf, afr. dif,
mnd. döf, ahd. toub 'empfindungslos,
taub’. — gr. ‘blind, dunkel’,
Tu<poi ‘rauch, dampf machen’, TO90;
’rauch, dampf’, air. dub ‘schwarz’,
(Persson UUA 1891, 55). — Lab. erw.
zur idg. wzl. *dheu, vgl. dýja und yeiter
mit anderen erweiterungen deyfa 1,
deyfð, dofi, dúfa 1, dumbr und
dupt.
Zur bed. unterschied ‘taub: blind’
vgl. auch dumbr, wo ‘taub’ neben
'stumm’ vorkommt; fiir diese
auch sonst auftretende beziehung
eines wortes zu mehr als einem
sinnesorgan, vgl. K. Brugmann,
Fschr. Thomsen 1912, S. 6-7V
daunn m. ‘gestank' (spát bezeugt), nisl.
daunn, aschw. dön, ádá don. — > me.
dowwnenn ‘riechen’ (nur Orm. vgl.
Björkman 69). — got. dauns ‘dunst’;
daneben mit m-suð.: mnl. doom, ahd.
toum ‘dampf, dunst’ (mit s-prothese:
ae. steam, nnl. stoom 'dampf’). — lat.
fúmus 'rauch, dampf’, ai. dhúma-
'rauch’, vgl. dhúnoti ‘schiittelt, bewegt
sich’, gr. 0óvíi> 'stiirme dahin’; zur
idg. wzl. *dheu, vgl. dýja. — Abl. ist
daunsna schw. V. ‘schniiffeln’, nisl.
norw. daunsna, ndá. dial. den(s)e. —
vgl. deyna, dúni und dúnn 1.
dauss m. ‘zweier im wiirfelspiel’ < afrz.
dous ‘zwei’.
-degi in Zss. wie hádegi ‘mittagszeit’,
miðdegi 'tagesmitte’; ;a-abl. von dagr.
deig n. (oder deigr m ?) ‘teig’, nisl. deig,
fár. deiggj, nnorw. dá. deig, aschw.
deigja
75
destingr
digher, nschw. deg. — > orkn. dech,
shetl. djag ; >finn. taikina, estn. taigen,
taignas, Uv. tán’ ‘teig', weps. taigin,
wot. tailkaja ‘teigtrog’ (Thomsen 2,
220; Setálá FUF 13, 19x3, 455); >
lpN. dajggé (Qvigstad 124). — got.
daigs, ae. dág, dáh, nordfr. di, mnd. déch,
nnl. deeg, ahd. teig. — Gehört zu got.
digan ‘kneten’: lat. fingo ‘bilde’, figulus
‘töpfer’, gr. rtXxo<; 'mauer', ai. dihmi
'bestreiche’, dehas ‘körper', aruss. diia
‘teigmulde’, lit. dieíti, dýíti ‘priigeln’,
lett. diezlt ‘aufschwatzen’, air. digen
‘fest’, arm. dizanem ‘haufe’. toch. A.
tsek-, B. ts(a)ik- ‘bilden, formen’ (van
Windekens 144). — vgl. deigja,
deigr, digr, digull.
deigja i f. ‘dienstmagd’ (< germ. *dai-
giön), nnorw. deigja, nschw. deja
‘milchmadchen’, ádá, bo-deie ‘milch-
magd’, deie ‘kebsin’. — > me. deye,
ne. dial. dey ‘milchmádchen’ (Björk-
man 206). — ae. deege ‘báckerin, milch-
mádchen’, hlæfdige, ne. lady ‘frau,
herrin’ (E. Sievers PBB 50, 1927, 16).
Eig. wohl ‘kneterin' zu deig.
— 2 schw. V. ‘weich machen, schwáchen’;
nisl. nnorw. deigja. — vgl. deigr.
deigr adj. ‘weich (von metall); feige’,
nisl. fár. deigur, nnorw. deig ‘schmerz-
lich, empfindsam’, ádá dej ‘weich’. —
> shetl. degi ‘moor’ (Jakobsen 95); >
IpN. daige ‘weich, schwach’ (Qvigstad
124). — mnd. dlch, mnl. deech ‘weich’,
mhd. teic ‘miirbe, verfault’. — vgl.
deig, deigja 2 und digna.
deila 1 f. ‘teilung, zwiespalt’, nisl. fár.
deila, aschw. dela, agotl. daila. — ahd.
teila ‘teilung’. — vgl. deila 2.
— 2 schw. V. ‘teilen’, nisl. fár. norw.
deila, aschw. dlla, ádá. dele. — got.
dailjan, ae. dœlan, afr. díla, as. dllian,
ahd. teilan ; abgel. von got. dails, ae.
dcsl, as. afr. dél, ahd. teil. — asl. d.élú
‘teií’, déliti ‘teilen’ (dies aber nach
Wood MLN 21, 1906, 39 nicht <
*dhoilo sondern aus < *délo, zu gr.
STjXíopat 'zerstören’); aber Pedersen
I<Z 38, 1905, 394 erwágt entl. aus dem
slav. — deild f. ‘teilung, einteilung;
los; streit’(< germ. *dailiþð), nisl,-fár.
norw. deild, ádá deld ‘teil; grenzschei-
de’, vgl. shetl. deld, djeld ‘grundstiick’.
— ahd. teilida ‘teilung’. — de:li n. pl.
‘kennzeichen’, nisl. deili, nnorw. deile
'grenzscheide zwischen áckem’. — >
orkn. dello ‘kleines getrenntes acker-
stuck’; > ne. -dayle in ON (Mawer 21).
dekan m. ‘diakon’ < lat. decanus (statt.
diaconus\)\ vgl. djákn.
dekur m. ‘decher; zehn stiick’ (norw.
DN), norw. deker, aschw. dekor, dikur
(> íinn. tikkuri ‘bundel von 10 fellen’, I
Karsten IF 26, 1909, 246), nschw
dacker, ndá. deger. — < mnd. deker
(vgl. mnl. deker, dakere, ne. dicker, nhd.
decher) < lat. decuria ‘zehnzahl’.
-delfr m. in Zs. steindelfr ‘steinschmát-
zer’. — vgl. mnd. mnl. delf ‘graben’
zum Zw. ae. delfan, afr. delva, as.
delban, mnl. delven, ahd. telban ‘graben’.
—- lett. dalbs ‘heugabel’, russ. dolbátí
'meisseln’, pr. dalptan ‘durchschláger’.
Dellingr m. ‘name fur 1. Dagr’s vater,
2. zwerg. — vgl. Dalla.
delpr m.BN (norw.); vgl. nnorw. delp
‘steiles vorgebirge’. — vgl. dolpr.
demma schw. V. (norw. DN) ‘eindám-
men’, fár. norw. demma, nschw. dám-
ma, ndá. dœmme. — got. faur-dammjan,
ae. demman afr. demma, damma, mhd.
vertemmen ‘eindámmen’. — vgl. damm.
dengja schw. V. ‘schlagen, hámmem'
(< germ. *dangwian), nisl. norw.
dengja, fár. deingja, nschw. dánga,
ndá. dange. — > me. dingen ‘schlagen,
prugeln’ (Björkman 207; oder urspr.
engl. ? s. I. Lindquist NB 15, 1927, 105),
ne. dial. ding (Flom Infl. 36); > lpN.
dœrmkit ‘priigeln’ (Qvigstad 142). —
mhd. tengen, tengeln ‘schlagen, klopfen’,
nhd. dengeln ‘die sense aushámmem’.
— Kausativ zu germ. *dengwan, vgl.
aschw. diunga, ádá. dinge ‘klopfen,
hámmern’. — vgl. dangandi.
Etymologie unsicher. Zu gr. 0 f)yw
‘feilen, anregen’ ? (s. Fick 3, 144).
Dagegen Hellquist 170 lautnach-
ahmend wie dangla, dingla, vgl.
detta.
depiil m. in nom. ON. und in der Zs.
leirdepill ‘lehmpfiitze’; nnorw. depel
‘pfiitze.lache’. — > orkn. dabal, dybal,
shetl. depel ‘pfutze, moor’. — Dimin.
zu *dapi ‘pfiitze’ vgl. dafla.
des f. ‘heuschober’, nisl. fár. des ‘ds’,
nnorw. desja ‘kleiner haufe’. — >orkn.
diss, shetl. des, manx dash; > ne. dial.
dess ‘hauíe’ (Thorson 58).
Die friiher angenommene entl. <
air. dais (<*dasti) ‘hauíe, heu-
dieme’(A. Bugge Indfl. 257) ist nach
Marstrander NVA 1915, Nr 5, 154
abzulehnen. Die etym. ist fUr das
nur im nordgerm. bezeugte wort
unsicher: zu gr. 6éep.o<; ‘satzung’
(WP 1, 829), oder zu osset.
dasun aufháufen’ (Lewy, KZ 52,
1924, 310) ? Viell. zu dys(Noreen,
Gramm. § 172, 3) ?
destingr m. BN, nur norw. DN, vgl.
nnorw. desta ‘aufmuntern’, desti m.
‘lebensfrohe, sorglose person’, íár. des-
tin ‘stolz, hochmutig’, dast n. ‘der
beste teil von etwas’. t
A. Torp MM 1914, 87 uberleg
detta
76
dikta
entl. aus dem roman, vgl. ital.
destare ‘aufwecken, aufmuntem’
und denkt fiir die ubertragung
an die mittelmeerfahrten im MA.
Sehr fraglich, weil die sippe im
westnord. ziemhch fruchtbar war.
detta st. V. ‘hart niederfallen' (< germ.
*dentan), nisl. fár. nnorw. nschw. dial.
detta, vgl. nnorw. dial. denta 'kleine
stösse geben', aschw. dynter ‘schlag'. —
nfr. dintje 'leicht zittem’, nnd. deinsen,
nnl. deinzen (< *dantisön) ‘zuriick-
taumeln, weichen’. — vgl. datta,
dengja, dottr, dyntr und dyttr.
Die idg. wzl. *dhen ausserhalb des
germ. nur durch alb. g-dhent ‘be-
haue holz, hoble' vertreten (s.
IEW 250). Neben der d-erw steht
auch eine erw. mit dh vgl. dindill,
und mit gutt. s. dengja.
deyða schw. V. 'töten’, nisl. deyða, fár.
deyða, doyða, nnorw. deyda, nschw. döda,
ndá. dede. — got. dauþjan, ae. adiedan,
dydan, afr. dida, as. bidödian, mnd.
mnl. doden, ahd. töten. — vgl. tauðr.
deyfa 1 schw. V. ‘betáuben, kraftlos
machen’, nisl. deyfa, íár. doyva, nnorw.
deyva, aschw. döva, ádá. deve. — >
orícn. daive ‘durch lautes gerede er-
miiden' (Marwick 29); > shetl. dev
‘betáuben’ (Jakobsen 97); > ne dial.
dave ‘besánftigen’ (Thorson 24). —
got. gadaubjan ‘verstocken', ae. ádie-
fan, mhd. touben ‘betáuben'; abl. ae.
dofian, as. davön 'wahnsinnig sein’,
mnd. mnl. doven, ‘betáuben', ahd.
tobin, tobön 'toben’. — vgl. daufr.
— 2 schw. V. ‘tauchen, taufen’. — ae.
ádiefan, as. bidöbian. — vgl. dúfa.
deyfð f. ‘taubheit’, nisl. deyfð. — got.
daubiþa ‘verstocktheit’. — vgl. daufr.
dgyja_st. V. ‘sterben’ (prát. dó < *dðu),
nisl. deyja, fár. doyggja, nnorw. deya,
nschw. dö, ndá. de. — > ae. diegan, ne.
die (Schlutter ESt 41, 1910, 163). —
as. dðian, ahd. touvuen ‘sterben’; hoch-
stufige weiterbildung zu germ. *diwan
‘sterben’. — air, duine ‘mensch* ieig.
‘sterblicher’),' 3 ITS ‘ende, tocF, afTn. di
‘leichnam’. — vgl. dá 1, dáinn, dán,
uauðr, deyða, doði, doðna und
dvina.
deyna schw. V. ‘iibel riechen’ (nur in
chr. Schr.), nnorw. deyna ‘kalte hohn-
worte sagen’ (eig. ’stinken’), aschw.
döna ‘stinken’. — vgl. daunn.
deypa schw. V. ’tauchen’, fár. doypa,
nnorw. dia’. dnypa, nschw. döpa, ndá.
debe. — got. daw ;an, ae. diepan, afr.
depa, <i" d.ópian, mnl. doepen, ahd.
touffan — vgl. djúpr.
dáar mpl. götter' (poet.) — < air. dia
‘gott’ (A. Bugge, Indfl. 133).
digla schw. V. ‘tropfen'; vgl. digull.
digna schw. V. ‘weich werden’, nisl.
norw. schw. digna. — Inchoativ zu
germ. *digan, vgl. got. digans ‘ge-
knetet’, nnorw. digen ‘záhe (von milch)’
— vgl. deigr.
digni m. ‘ochs’ (þula); vgl. digr.
digr adj. ‘dick’, nisl. fár. digur, nnorw.
schw. dá. diger. — afr. diger ‘treu, sorg-
sam’, mnd. adv. diger, deger, mnl.
deger ‘vollstándig', mhd. tigere ‘völlig’;
vgl. got. digrei ‘fulle’ (fiir den ne. ON.
Doiley, 1156 Digerlea s. Ekwall MASO
3, 1941, 35). — zur germ. wzl. von
*digan 'kneten’, vgl. deig, digni. —
Dazu Digraldi mPN, name eines
sklaven in Rþ, eig. ‘der dicke’. Wohl
mit suff. aldi < valdi, aber nach AM
Sturtevant MPh. 26, 1929, 156 soll
-ald- — gld sein in der bed. ‘menschen-
welt > menschliches wesen’, wie in
himaldi und BN. Leggjaldi, Tasaldi.
— digrð f. ‘dicke’ (< germ. *digriþö),
nisl. digurð.
digull m. ‘tiegel’ (nur in SnE), nisl.
digull, nnorw. digle, nschw. degel,
ndá. digel ; vgl. nisl. deigulmór ‘töpferer-
de’, shetl. digel(s)mur ‘lehmige erde’
(Jakobsen 98). — wohl < mnd. mnl.
degel, 'topf. ziegel’, ahd. tegarziegel’.das
wieder < lat. tegula ‘ziegel’ (vgl. tigl).
Der á-anlaut ist aufíallend; s.
dariiber Frings, Germania Romana
73 und de Vries TNTL 48, 1929,
180. Vielleicht ist *digula- ein
echtgerm. wort, zu germ. *digan
’kneten' gehörend (vgl. deig) und
in der bed. von lat. tegula be-
einflusst? (s. Heinertz, PBB'41,
1916, 496).
dik n. ‘lauf, sprung’ (nur Bp.), nisl. fár.
dik\ vgl. nisl. norw. dika ’laufen’, fár.
dika ‘schnell herankommen’, sfietl.
dikel ‘hastige bewegung’. — nhd. dial.
dicheln, dichseln ‘vorsichtig gehen’, —
Verwandt mit gr. Oiyyávco ’beriihre’ ?
diki n. 'pfutze, morast; graben’; nisl.
fár. díki ‘morast’, nnorw. dike ‘moor;
graben; deich’, nschw. dike, ndá. dige
’wall, damm, graben’. — > hebrid.
dik ‘morast’ (Christiansen MM1938,
24); > norm. -digue, -dicq in ON. —
ja-e rw. zu ae. dic (ne ditch) ‘graben’,
afr. as. mnd. dik ‘deich; teich’, nnl.
dijk ‘deich’, mhd. tich ‘teich’. — Geht
man aus von einer urspr. bed. ‘graben'
dann viell. zur idg. wzl. *dhéig 'stechen,
stecken’: lat. figo ‘stecke’, lit. dýgstu,
dýgti, lett. digt ‘keimen’, lit. dygljs
‘dorn’, diegas, daigas 'keim’.
dikta schw. V. ‘dichten, schreiben’ (nur
in chr. Schr.), nisl. dikta, nnorw. digta,
nschw. dikta, ndá. digte. — < mnd.
dili
77
djarfr
dichten ‘erdichten, schreiben’ < lat.
dictare. — Dazu dikt n. und diktr
m. ‘arbeit, auísatz, gedicht' < mnd.
dichte n. < lat. dictum und diktari
m. ‘verfasser’ < mnd. dichtere.
díli m. 'flecken; wunde', nisl. dill, dill,
fár. dili ‘hautflecken’, nnorw. dile
‘nasse stelle' — > orkn. deeal ‘nasse
stelle im boden’/— (wenn grundbed.
‘feuchte stelle' ist) viell. zu dilhr ?
diikr m. 'sauglamm; tierjunges’ (nur
Grágás); nisl. dilkur ‘sauglamm’, fár.
dilkur ‘festessen (meist lammsfleisch) ’;
vgl. nschw. dial. del, ddl ‘zitze’, ndá.
dcel 'milchdrusen’. — ae. delu ‘brust-
warze’, ahd. tila, tili ‘brustwarze,
euter’. Gehört zum germ. Zw. *dajjan
'sáugen’, vgl. aschw. dia, ndá. die zu
got. daddjan, ae. dian, mhd. dien, tien.
— lat. felare ‘sáugen’, femina ‘weib’,
filius ‘sohn’, gr. 8ijXu? ‘weiblich’, ftíjXfj
‘mutterbrust’, ai. dhayámi, asl. dojq,
lett. déju 'sauge’, lit. dile 'saugkalb’,
lit. délí, lett. déle ‘blutigel’, mir. del
‘brust, zitze', arm. dail ‘biestmilch’. —
vgl. dís.
Anders zu norw. dial. dilka ‘trip-
peln’, dilla ‘nachlaufen’ (Jóhannes-
son, Suff. 59), oder zu schw.
dial. dilka ‘tröpfeln’ (A. Torp MM
1914, 87-8).
dimma I f. ‘finstemis', nisl. dimma 'ds’,
nnorw. dial. dimma, demba ‘nebel-
decke’, nschw. dimma 'diinner nebel’,
dial. dimba ‘dampf'. — vgl. dimmr.
— 2 schw. V. ‘finster werden’, nisl. fár.
norw. dimma ; vgl. ae. dimmian ‘dunkel
werden, sein’. -— vgl. dimmr.
dimmr adj. ‘dunkel’, nisi. fár. dimmur,
nnorw. dimm, aschw. dimber, ádá.
dim. — ae. afr. dimm, ahd. timbar
‘finster’, vgl. mnl. deemster. — vgl.
dimma, dumba und dekkr.
Aus nicht iiberl. *dimmi • fár
dimmi ‘dunkelheit; mittsommer-
nacht’, shetl. dimm ‘mittsommer-
nacht'.
dindill m. ‘pferdephallos' (nur Herv. s),
nisl. dindill 'stumpfer schwanz, hinter-
teil’. — wohl nebenform zu nisl. nschw.
dingla, ndá. dingle ‘hin und her
schwingen, schlaff hangen’, und abl.
nisl. norw. schw. dangla, ndá. dangle. —
vgl. dyndill, dyntill und detta.
dini m. 'feuer’ (þula). Falls es ‘das flak-
kernde’ bedeutet zu nnorw. dena ‘das
lockende hin- und herlaufen von weib-
lichen tieren’ (Torp Wb. 61).
dirfa schw. V. ’erdreisten’, nisl. dirfa,
fár. dirva', vgl. nnorw. djervast, nschw.
djdrvas, ádá. djœrves, dyrves ‘sich er-
dreisten’. — Dazu dirfð f. ‘kiihnheit’
(< germ. *derfiþö). — vgl. djarfr.
dimir m. ‘ochs' (þula); vgl. nnorw.
dirna' ‘stárker werden’ (< *dirfna ? zu
djarfr).
dis f. ‘weibliches göttliches wesen; frau’,
nisl. dis ‘weib’; vgl. aschw. disaþing,
nschw. distingen ‘februarmarkt in Upp-
sala’, eig. 'mit disa-ieier verbundenes
volksding’; weil die dísir weibl. máchte
der fruchtbarkeit waren, wohl zu ai.
dhisaná 'weibliche götterwesen’ zu ai.
dháyati 'saugt’ (Johansson HVSU 20,
1, 1918); vgl. weiter zu dilkr.
Friiher unrichtig zu ae. ides vor-
nehme frau’, as. idis, ahd. itis
‘frau' (vgl. lat. germ. *Idisiaviso
statt iiberlief. Idistaviso) gestellt
(dagegen Uhlenbeck PBB 33,
1908, 184). Das dis auch urgerm.
bekannt war, beweisen PN. wie
fránk. Agedisus, Disibod, alam.
Disi, langob. Tiso. Im skand. recht
háufig: Aldis, Alfdis, Asdis, Frey-
dis, Herdis, Hjalmdis, Hjgrdis,
Jódis, Þórdis und Koseform Dísa.
— Áltere erklárungen: zu gr.
öíaao? ‘religiöser festzug’, ai.
dhisanyanl 'fromm, andáchtig’,
also *dheis ‘gegenstand der ehr-
furcht’ (Loewenthal PBB 47, 1928,
280) oder iterativbildung zur wzl.
*dhá ‘geben’, also ‘spenderin’
(Schrader bei Hempel GRM 27,
1939, 264), vgl. noch Feist, Got.
Wb. 153 b.
dlskr m. ‘teller’, nisl. fár. diskur ‘teller,
tisch’, nnorw. disk ‘hölzerner teller’,
nschw. dá. disk ‘teller’. — > finn.
tiski ‘schöpfkelle’, tiiski ‘tasse, schiissel’
(Karsten IF 26, 1909, 247); > IpN.
disska ‘hölzerne schiissel’ (Qvigstad
131). — < ae. disc ‘teller’ < lat. discus
‘wurfscheibe, schiissel’.
dispensera schw. V. ‘dispensieren’ <
lat. dispensare.
disponera schw. V. ‘bestimmen' < lat.
disponere.
disputa, disputera schw. V. ‘streiten’ <
lat. disputare.
divisera schw. V. ‘teilen’ < lat. divisare.
djákn, djákni m. ‘diakon’, nisl. djdkn,
nschw. djákne; vgl. nnorw. dekn, fár.
deknur, ndá. degn. — < ae. diácon
< lat. diaconus < gr. Siáxovo?,
djarfr adj. ‘kiihn, mutig' (< germ.
*derbaz), nisl. djarfur, fár. djarvur,
nnorw. dá. djerv, nschw. djárv ‘dreist’.
— > orkn. charve, shetl. djarf, tjarf
'festentschlossen'; > me. derf, derue
‘dreist’ (Björkman 233); > lpN.
dier’be (Thomsen 2, 221). -— ae. dearf
‘kiihn', as derbi (< *darbia-) ‘kráftig,
böse’, afr. mnd. derve ‘derb’. vgl.
dirfa, djprfung und dramb.
djásn
78
dolg
Man verbindet mit I. gr. -rpo9Í?
‘fett, gross’, Tpétpco ‘náhre', lit.
drabnús ‘dick’ (Torp, Fschr. Unger
176-9), oder 2. mit lit. dárbas
‘arbeit’, dirbu, dirbti ‘arbeiten (WP
1, 863). Das letzte ist vorzuziehen;
die wzl. *dherbh (vgl. ae. deorfan
‘arbeiten, umkommen’) ist eine
erw. von *dher (vgl. drengr), und
deutet auf die in dem ‘mann-
kreis’ zu leistende arbeit; mithin
ist djarfr mit der schillernden
bed. reihe ‘kráftig, derb, mutig’
die bezeichnung des mitarbei-
tenden und mitkámpfenden volks-
genossen. — In PN. nur ostskand.
•wieHafdjarfr, Vígdjarfr;s. Wessén
UUÁ 1927 Nr 3, 99 und A. Janzén,
NK 7, 1947, ll 9 '
djásn n. ‘stirnreif, diadem’ (norw. DN);
nisl. djásn ‘geschmeide’. — wohl <
spátgr. *8 io8eoijux aus 8iá8i)pa
ávaSéopa (Falk, NVA 1919, 115).
djúpr adj. ‘tief’ (< germ. *deupaz), nisl.
fár. djúpur, nnorw. schw. djup, ndá.
dyb. — > shetl. djub, tjub; > norm.
ON. Dieppe. — got. diups, ae. deop,
afr. diáp, as. diop, diap, ahd. tiuf, tiof.
— lit. dubús ‘tief, hohl’, daubá
‘schlucht’, asl. dúbri ‘schlucht’, gall.
*dubnos, *dumnos ‘welt’ (in PN.
wie Dubnorix, Dumnorix), air. domun
‘welt’, domain ‘tief’ (IEW 267). Idg.
wecbsel der beiden wzln. *dheub und
*dheup (s. auch botn) und weiter unter
dyrr. — vgl. auch dufa 2, dýfa und
weiter deypa.
djpfull m. ‘teufel’, nisl. djöfull, fár.
djevul, devul, nnorw. djevel, nschw.
djávul, ndá. djeevel. — < and. diabol
< lat. diabolus < gr. SiápoXoq.
djprfung f. ‘mut, kuhnheit’. — vgl.
djarfr.
doði m. BN. (norw. DN), vgl. nisl. doði
gefiihllosigkeit’, vgl. ndá. dudde ‘tau-
mellolch’, norw. dodra ‘zittern’, weiter
nisl. duða ‘einwindeln’, ostfries. bedu-
deln ‘einhullen’, nnd. dudel ‘herab-
hángender flitter an kleidungsstiicken’,
nnorw. dott ‘biischel’, mhd. tocke
‘biindel, buschel’, mnd. docke ‘stroh-
biindel zum dachdecken’. — gr. ðúoavo;
‘troddel’, lett. duSa ‘biindel’. — vgl.
doðka und doðna.
So schon bei Persson SHVS 10,
1912, 45-6, aber ohne geniigende
semantische erklárung. Es sind
guttural- und dental-erw der idg.
wzl. *dheu ‘geflecht’ (vgl. dazu
dyrr). Ausdem begriff ‘einwindeln’
muss auch der von gefuhllosigkeit
hervorgegangen sein (zu dauðr
besteht also wohl keine beziehung)
doðka f. ‘vogelart’ (þula). Mit á-suffix
zu doðra, vgl. nisl. lcekjardoðra und an.
doðrkvisa. Weil die art des vogels un-
bekannt ist, unsicher ob zu doði oder
zu einem aus ON erschlossenen *doðra
‘bach, wasserlauf’ (Johansson NB 2,
1914, 210). — doðrkvisa f. (auch nur
in þula), vgl. doðka und kvisa 2.
doðna schw. V. ‘gefiihllos werden’, nisl.
doðna ‘erschlaffen’. — vgl. doðka.
dofi m. ‘schlaffheit’ (nur chr. Schr.), nisl.
dofi, nnorw. dove ‘láhmung in gliedem’.
— afr. dof ‘kraftlos’, nnl. dof ‘triibe’,
mhd. top ‘unsinnig’. — vgl. daufr. —
Dazu weiter dofinn adj. stumpf,
schlaff’, nisl. dofinn, fár. dovin, nnorw.
ndá. doven ‘faul’, nschw. duven ‘schal’;
> orkn. dovened, shetl. doven. — dofna
schw. V. ‘kraftlos werden, erlahmen’,
nisl. dofna, fár. nnorw. dovna, nschw.
domna, ndá. dovne; > shetl. dofen,
doven ‘schwach werden’. — got. af-
daubnan ‘verstockt werden’.
doki m. ‘streifen’ (spát. bezeugt). —
vgl. dokka.
dokka f. ‘stánder im gangspiel; puppe’,
fár. dukka ‘puppe’, nnorw. dokka
‘fadenbundel’, aschw. dohka ‘puppe’,
nschw. docka ‘puppe; docke’, ndá.
duhke ‘kurze sáule; docke; puppe’.
Die bedeutung ‘stánder im gangspiel’
rúhrt vom nd. her, vgl. mnd. docke
‘spielpuppe, strohbúndel, gelánder-
stab’, mnl. docke ‘puppe’, mhd. tocke
‘puppe, junges mádchen, búschel’,
ae. fingirdocca ‘fingermuskel’. — Falls
die germ. grundform *duðkön war,
sind die unter doði genannten wörter
zu vergleichen und weiter nd. dútje
‘fadenbúndel’, nnl. dnt(je) ‘zwirnbúndel;
kosewort fúr kleines kind’, nfr. doetge
‘kleines mádchen’, mnd. dutte ‘törichtes
weib’, die weiter gehören zu: a e.'dott
‘fleck’, nd. dott ‘haufe, kleines wicht’,
schw. nnorw. dott 'búschel’. — Mit
hinsicht auf doki doch wohl eher aus
grundform *duk- und dann als k-erw.
der idg. wzl. *dheu ‘schútteln, wirbeln’
zu erkláren (vgl. dýja), wie sie auch
vorliegt in ai. dhukiaie, dhukSayati
‘anfachen’, dhúkas ‘wind’, lit. dvíkti,
dvékúoti ‘atmen, keuchen’, dvðkti^' stin-
ken’, dvákas ‘hauch’, dvakoti ‘keuchend
atmen’, dúksas ‘seufzer’ (IEW 265).
dolg n. ‘feindschaft’; ae. afr. dolg, mnd.
dolk, ahd. tolc, dolg ‘wunde’ (ob auch
got. dulg oder dulgs ‘schuld’ dazu
gehört ist unsicher; eher zu air. dliged
'pflicht, recht’, s. aber v. Grienberger
SBA Wien 142, Nr. 8, 1900, 235).
Dazu auch der germ. Volksname der
Dulgubini ? — Zu germ. *dalgon
‘schlagen’, vgl. nnd. daljen, dalgen
dolpr
79
draf
'hauen, schlagen, priigeln’, mhd. talgen
‘kneten’ und weiter lat. falx, lett.
dalgs ‘sichel’ (WP i, 866; aber anders
IEW 247). Anders Ehrismann PBB 20,
1895, 6«o, der *dhelgh ‘schlagen’ wozu
auch gr. 6fXy<d ‘bezaubern’ neben
*dhelbh ‘graben’ (vgl. -delfr) stellt. —
Daneben dolgr m. ‘feind; troll’, viell.
< *ga-dolga ‘mit dem man feindschaft
hat’, nisl. fár. dolgur 'dummkopf,
schliingel’; vgl. nschw. dial. dödolger
‘faulenzer’. — vgl. dylgja.
Zuweilen auch als glied von PN.
wie Dolgfinnr, Dolgþrasir und
Dolgþvari. Auch wgerm. wie fránk.
Dulcebert, ahd. Dulciold (Naumann
85 )-
dolpr m. ‘kleidungsstiick’; nisl. dolpur
‘dicke person’, nnorw. dolp ‘kleine
herabhángende kugel’; vgl. ne. dial.
dollop ‘klumpen’. -— wohl weiterbildung
zu nnorw. dall m., dalla í. 'klumpen’,
weiter zu nnorw. dalla ‘trippeln, báu-
meln’, nschw. dial. dal(l)a ‘schlendern’,
dá. dial. dalle ‘báumeln’. Vielleicht zu
einer idg. wzl. *dhel ‘zittern’, wie air.
deiltn ‘das zittern’ ? (IEW, 246). —
vgl. delpr.
Dagegen Jóhannesson Wb 524 zu
der idg. wzl. *dhelbh 'graben’, wie-
wohl die bed. dazu besonders
schlecht stimmt. — Falk NVA
1919, 189, trennt das wort in der
bed. ‘kleidungsstiick’ von nisl.
dólpur und verbindet es mit norw.
ádá. tulup ‘schwerer pelzmantel’,
das aus einem tatarischen wort
fiir ‘lámmerfell’ herstammen soll.
dómr m. ‘urteil, gericht’, nisl. fár. dómur,
nnonv schw dá. dom. — > finn. tuo-
mio, lp. N. duobmo (Thomsen 2, 224). —
got. döms, ae. afr. as. döm, ahd. tuom.
—- Gehört zur idg. wzl. *dhi-\ *dhö
'setzen, stellen', die in dem germ. Zw.
ae. as. dön, afr. diia, ahd. tuon 'tun’
vorliegt. Idg. m-erw. sind gr. 0 épa
'satz', -0T)pa (in ává6T)(ia ‘weihge-
schenk'), 8é(u? ‘recht’, ai. dháman
‘heiliger brauch, bestimmung’. — vgl.
dáð, dœma und endemi.
Man muss fiir die urspr. bed. der
wörter dómr, Oé(u<; und áhnl.
nicht von einem abstr. begriff ‘das
gesetzte, festgestellte’ ausgehen,
sondern von dem dómhringr, dem
mánnerkreis, in dem das urteil
gefállt wird. Dann geht das wort
(wie bei þing) auf ‘zaun’ zuriick,
wie auch das germ. verb. tun
urspr. auf das flechten der haus-
wand zu beziehen ist (s. dáð),
wic J. Trier, I.ehm 1951, 104-105
das dargelegt hat. — Zuweilen
auch zur bildung von PN. ge-
braucht, aber nur als namen fiir
myth. Schwedenkönige, wie Dó-
maldi, Dómaldr, vgl. fránk Do-
mald, Domuald, ahd. Tuomwald,
Dómarr vgl. wgot. Domarius, ae.
Domhere, Dómhilda í. vgl. ogot.
Dumilda, ahd. Duamhilt.
doparr n. ’runder helmknopf’. (nur
þiðrekss). — vgl. doppa.
doppa f. ‘metallknopf am sattel’ (erst
i4.Jht.), nisl. doppa. — < mnd. doppe
m. ‘schale, hiilse, beschlagknopf’
(Fischer 28); vgl. nnl. dop ‘schale,
knopf, kreisel’, ahd. topf ‘kreisel’, die
zur idg. wzl. *dheubh ‘pflock, keil’
gehören (IEW 268).
dorg f. 'angelschnur’, nisl. fár. norw.
ndá. dial. dorg, nschw. dörj. — > orkn.
darro ‘holzrahmen zum aufwickeln
der angelschnur’; > shetl. dorro, he-
brid. dorgh ‘angelschnur’ (Christiansen
MM 1938, 8); > manx. darrag (Mar-
strander NTS 6, 1932, 49); > schott.
dorgha, drogha (Henderson 121); >
finn. torko ‘íischhaken’ (Setálá FUF 13,
1913, 461); lpN. duör’go ‘angelschnur’
(Qvigstad 140); > air. dorga, drugha
(Marstrander NVA 1915 Nr. 5, 93);
> ne. dial. dor-(line) 'angelschnur fiir
makrelíischerei’ (Thorson 58). — Ge-
hört zur sippe von draga 2 ‘ziehen’
(S. Bugge ANF 2, 1885, 234-6); vgl.
auch dyrgja 2.
Dórl m. ‘zwergenname’ (poet.). Nach
Gering, Komm 1, 18 zu ae. as. derian,
afr. dera, mnl. deren, ahd. tarén, tarön
‘schaden, verletzen’. Man kann aber
auch an nisl. dór ‘bohr' ankniipfen,
vgl. nnorw. dor ‘eisener pflock’, fár.
dori ‘pflock’.
dóttir f. ‘tochter’, run pl. ðohtriR (Tune
c. 400, Krause Nr 55); nisl. fár. dóttir,
nnorw. schw. dotter, ndá. datter. —
got. dauhtar, ae. dohtor, afr. dochter,
as. dohtor, ahd. tohter. — gr. Guy<*tt)p,
ai. duhitá, av. dugdar, asl. dúíti, lit.
dukté, toch. B. tkácer, A. ckácar.
dottr m. ‘schindmáhre’, nnorw. dolt
‘strohwisch, kleiner haufe, schwacher
kcrl’. — vgl. doði, dokka und dytta.
Kahle IF 14, 1903, 156 stellt das
wort aber zu detta, weil vom
pferd erzáhlt wird, dass es sich
immer auf den boden fallen liess.
— vgl. aber nisl. dotti ‘fleck’ (s.
Jóhannesson Wb. 504).
draf 1 n. ‘abfall, brocken’, nschw. drav
‘abfall’. -— ae. drœf ‘abfall', vgl. got.
gadraban ‘aushauen’ und weiter asl.
drobiti 'zerreiben, zerbrechen’, asl.
drobinú ‘klein, gering’ (IEW 272);
vgl. drafna und drepa.
drafl
80
dramb
— 2 n. ‘bodensatz, hefe’, nnorw. drav, \
'hefe', aschw. draf, nschw. drav 'schwei-
nefutter’, ndá. drav ‘hefe'; (das wort
ist im altn. nicht iiberliefert). — >
finn. rapa ‘treber, hefe’ (Kluge FUF 12,
1912, 39); > ir. schott. drabh, drabhag
‘bodensatz’ (Craigie ANF 10, 1894,
164). — me. draf (ne. draff) ’treber,
spiiíicht’, mnd. draf, nnl. draf, ahd. pl.
trebir ‘bodensatz’; daneben nnorw.
drevja ‘weiche masse’, nnd. drabbe
‘bodensatz’ und abl. ae. drðf, afr.
dréve, as. drðbi, mnl. droeve, ahd.
truobi ‘triibe, schlammig’. — mir. drab
‘treber, hefe’, drabar-sluag ‘gemeines
volk’ (IEW 252). Entweder zur idg.
wzl. *dher ‘triiber bodensatz', vgl.
dregg, oder zu gr. rpéipoi ‘mache ge-
rinnen, ernáhre’ (Thumb, KZ 36, 1900,
182). — vgl. drafl, drafli, drafna,
drefjar und drgfn.
drafln. ‘geschwátz’ (erst 14. Jht), nisl. drafl
‘schmutz; torheit, geschwátz’, nschw.
ádá. dravel ‘schmutz; geschwátz’;
daneben abl, nnorw. nschw. dial.
dröl (< *drðbula, vgl. Bucht, MASO 2,
1939. 85-98) ‘sumpfige, auch wohl mit
steingeröll bedeckte stelle’. — ne.
drabble ‘besudeln’, mnd. drabbeln 'gei-
fern’, vgl. mnd. dravel ’armseligkeit',
ne. drivel, dribble ‘geifern, dumm
reden’. — vgl. draf 2.
drafli 1 m. ‘gekáste milch', nisl. drafli,
fár. dralvi, nnorw. dravle. — > finn.
rapuli ‘schlechte butter’ (Karsten,
GFL 253). — gr. xpoipaXís ‘frischer
káse, geronnene milch' stimmt nach
form und bedeutung so genau, dass es
wohl zu gr. rpí<p<o ‘emáhre’, lit. drimbú
‘langsam herabtropfen’ gehören wird
(H. Petersson SVS Lund 1, 1921, 125).
— vgl. draf 2.
— 2 mBN. 'schwátzer’. — vgl. drafl.
drafna schw. V. ‘sich auflösen, finster
werden' (spát bezeugt), nisl. drafna
'sich auflösen, vermodem’. — vgl.
draf 1.
drag n. 'iiberzug; bohle unter dem kiel;
landenge iiber die man die schiffe zie-
hen muss', nisl. fár. drag ‘das ziehen’,
nnorw. drag ’luftzug, wóisserlauf’. —
> orkn. draig ‘kleiner gezeitenstrom’;
> shetl. drag 'zug, last; regenschauer’
(Jakobsen 112); > manx ON Drezwick
(< *Dragsvik, s. Marstrander NTS 6,
1932, 278); > ne ON. Dundraw,
Draughton (Ekwall 144); > IpN. rák(k)e
lp.S. dráké ‘loser kiel' (Qvigstad
256). — ae. gedrteg 'schar, menge’,
mnd. gedrach ‘ertrag'. — vgl. draga 2.
draga 1 f. 'geschleppte last’, nnorw.
droga ‘holzfracht’, nschw. dial. draga
’fuhre’. — ae. dreege ‘schleppnetz’.
mnd. drage ‘bahre’, ahd. traga ‘amme’.
— vgl. draga 2.
— 2 st. V. ‘ziehen, locken, fahren, atem
holen usw', nisl. nnorw. fár. schw.
draga, ndá. drage. — > shetl. drag,
drog, schott. dragh (Craigie ANF 10,
1894, 164). — ae. dragan ‘ziehen,
schleppen’, abergot. dragan, afr. draga,
drega, as. dragan, ahd. tragan ‘tragen’,
— vgl. dorg, drag, dragna, dragsast.
Dragvandill, dráttr, drega, dre-
gill, dróg, drómi, draegr, dyrgja 2
und wohl auch drák.
Die etym. ist unsicher. Entweder
zur idg. wzl. *dherégh ‘festhalten’,
vgl. ai. drhyati 'festmachen’, av.
darrzayeiti 'fesselt’, lit. difias
‘riemen’ (WP I, 859), oder zur
wzl. *dherágh 'ziehen’, vgl. russ.
doróga ‘weg, reise’, und wohl mit
spiranten-dissimilation zu lat. tráho
‘ziehe’ (A. Walde IF 19,1906,106).
dragl m. ‘traglast, tráger’, vgl. as. drago,
ahd. trago ‘tráger’. — vgl. draga 2.
dragna schw. V. 'nachschleppen’, nisl.
fár. norw. schw. dial. dragna. — vgl.
draga 2.
dragsast schw. V. ‘sich fortschleppen’
(nur Karlam. s.); nisl. fár. nnorw.
dragsa ‘mit miihe schleppen’. — vgl.
draga 2.
Dragvandill m. ‘name eines schwertes’,
eig. 'schwert das so lang ist, dass es
auf dem boden nachschleppt’ (Kahle
IF 14, 1903, 205), oder auch ‘stab der
aus der scheide gezogen wird’ ? vgl.
draga 2 und vandill.
dr&k, dr&ka f. 'streifen', nnorw. draak
'ds', vgl. nschw. dial. drakig, 'ndá.
draget ‘gestreift’ — ai. dhráji- ‘streifen,
zug’, dhrájati ‘streichen, gleiten’, lit.
dreióti ‘glattstreichen’ zur idg. wzl.
*dhré§ ; aazu auch vielleicht draffla 2
(mit gh statt g ?).
draka f. ‘loser einfall’ (nur pl. iiberl. in
Æf.) — Falls das unniitze des plötz-
lichen einfalls hervorgehoben wird,
kann man viell. an die sippe von drafl
ankniipfen. Verbindung mit ae. dracu
'qual’ (so Holth. Wb) ist schon der
ganz anderen bed. wegen wenig wahr-
scheinlich.
dralla schw. V. ‘schlendem’ (poet.),
wohl < *drazlðn, vgl. nisl. drasla
‘schlendem’. — vgl. drasinn und
dryllr.
dramb n. ‘iibermut, prachtaufwand’
(erst i3.Jht.), nisl. fái. nnorw. dramb. —
as. drembil ‘prachtkleid’. Zur idg. wzl.
*dherebh ‘gerinnen, gerinnen machen’:
gr. OpópBtx; ‘geronnene massa', lit.
drimbú, dribti ‘langsam tröpfeln’, dram-
biys ‘mit dickem bauch’ (vgl. drat 2).
drangr
81
drangr
— vgl. drembiligt, drumba, drumbr
und drymba.
drangr n. 'hochragender stein, fels-
spitze'; nisl. fár. drangur, nnorw.
drange 'in das meer hervorragender
fels’. — > shetl. drong; > norm. ON.
Le Drengue, Dranguet (Belsheim 83-4).
— asl. drqgu ‘stange, schlagbaum', av.
dranjaiti ‘festigt, kráftigt, mir dringid
‘ersteigt’ (Zupitza Gutt 177). — vgl.
drengr und drengja.
dráp n. ‘totschlag’, nisl. fár. dráp,
nnorw. draap, nschw. drip, ndá. draab.
— vgl. drepa.
drápa í. ‘mit kehrreim versehenes lob-
gedicht’, eig. ’ein lied in das ein stef
eingefiigt wurde’ (Nordal, APhS 6,
1930, 144-9). — vgl. drepa.
drasill m. ‘pferd' (poet.), neben drpsull
‘pferdename' (fur die analogische form
drasill statt dresill A. Noreen IF 14,
1903, 397). Etymologie unsicher.
1. zu gr. lesb. Oépooc ‘mut’, af.
dhfsnoti' ist tapfer, wagt’, lit. dristi
‘dreist werden’ (Loewenthal ANF
32, 1916, 283), 2 zu ahd. dras&n,
drasjan ‘schnauben’ (vgl. Weinhold
Altn. Leben 48-9, aber dann an-
lautwechsel þ; d), 3. zu drasinn,
also eig. ‘der schnell und unacht-
sam vorWartseilt’ (R. Norden-
streng, Fschr. A. Kock 1929,
194-6; bedeutung befriedigt nicht),
4. zur wortgruppe von drengr
(Yggdrasill — ‘Eibensáule’, F.R.
Schröder, Ingunar-Freyr, 1941,
11; wenig wahrsch.). 5. zu germ.
*dras ‘tráge sein’ mit hinsicht auf
nisl. dtQsla ‘langsam schleppend
gehen’ (was fiir die dtQsla mel-
greypa in Akv. 4, oder fur Dagr
reið DtqsIí besonders schlecht zu-
trifit) von Jóhannesson Wb. 527
mit der sippe von dreyra ver-
bunden wird; höchst unwahr-
scheinlich.
drasinn adj. ’faul, stumpf’, nisl. drasinn;
vgl. norw. schw. dial. drassa ‘schleppen’,
dá. dial. drasse ‘hin und her gehen’;
nisl. drasla ‘schlendem’, nnorw. drasla,
draska ‘schleppen’, nschw. dial. drassla
'schleppen' (falls die wörter mit ss
nicht aus einer grundform *dratt-s ;
vgl. dratta). Vielleicht weiter zu ae.
drös ‘bodensatz’, mnl. drösem, nnl.
droesem, ahd. truosana ‘hefe’, vgl. asl.
dr^selú ‘traurig’, drfchtú 'niederge-
schlagen’ (Wood KZ 45, 1912, 62). —
vgl. dralla, drós und draesa.
Der versuch diese wörter mit
drasill zu verbinden und auf
eine germ. wzl. *dras ’tráge sein’
zuriickzufiihren, die dann wieder
zur sippe von dreyri gehören
sollte (so Jóhannesson Wb. 527)
ist wenig iiberzeugend.
dratta schw. V. ‘schwerfállig gehen’
(erst i3.Jht.), nisl. dratta, nnorw. dial.
dranta ’schleppend gehen’, ádá. dratte
‘langsam gehen’; vgl. noch fár. dratla
’schwerfáUig gehen’, nnorw. dratla
‘schleppen’ (s. weiter unter drasinn).
— > shetl. dratsi ‘name fur die otter
(eig. die den schwanz hinter sich her
schleppt’). — nnl. drentelen ‘langsam
hin und her gehen’ gehört als wechsel-
form zu trendelen kaum hierher. —
vgl. drettingr, drómi und drQÍtr.
Unwahrscheinlich ist zusammen-
hang mit der sippe von dryn-
(so Jóhannesson Wb 517), weil
die bedeutungen zu weit aus-
einander gehen.
dráttr, dr$ttr m. ‘zug, auíziehen'
(< germ. *drahtu-), nisl. fár. dráttur,
nnorw. draatt, nschw. dial. drœtt, ndá.
drcet. — > lpS. ráktas (< *drahtuz)
‘zugriemen am schlitten’ (Collinder,
APhS 3, 1928, 222); fraglich > finn.
rahtu ‘etwas kleines, atom’ (Setálá
Virittájá 30, 49-52, aber nach Kalima
FUF 18, 1927, 152 aus dem baltischen).
— ne. draught 'zug, schluck’, ahd.
traht, truht ‘ziehen, tragen’, mnl. dracht,
drecht ‘tragen. last, tracht’, nnl. -drecht,
dracht in wassemamen. — lat. tractus
’ziehen, zug’. — vgl. draga.
draugr I m. ‘gespenst, wiedergánger’,
nisl. draugur, fár. dreygur, nnorw. dial.
draug, ádá. drog ‘gespenst’. — > finn.
raukka ‘verstorbener, böser geist; arm,
elend’, estn. weps, rauk ‘greis; schwach,
hilflos’ (Karsten GFL 46 und 188; aber
nach Setálá FUF 13, 1913, 436 frag-
lích); > ]pN. ravgga S. rauk ‘see-
gespenst’ (Qvigstad 261). — as. gidrög
’erscheinung' trugbild’; abl. ahd. gitrog,
mhd. getroc ‘betrug’, mnl. ghedroch(t)
‘betrug, gespenst’, zu as. bidriogan,
ahd. triogan ‘triigen’. — ai. drögha-
‘beschádigung', drúha- ‘unhold’, av.
draoga- ’luge’, air. aurddrach 'gespenst’,
zur idg. wzl. *dhreugh ‘schaden, be-
trúgen’ vgl. ai. drúhyati ‘sucht zu
schádigen', av. druiaiti 'lúgt, betrúgt’
(IEW 276). — vgl. draumr.
— 2 m. 'baum, baumstamm’, nur poet.
in umschreibungen fúr ‘mann'; eig.
wohl ‘trockener stamm' und dann zu
druh ‘staub’, vgl. ae. dryge, nnl. droog
‘trocken’, vgl. drjúgr.
Dagegen verbindet .Neckel PBB
39, 1914, 189-200 das wort mit
got. driugan ‘kriegsdienst tun', ae.
dreogan ‘aushalten, ausfuhren’, und
kommt zur bed. ‘der das kriegs-
6
draumr
82
drengr
handwerk iibt.’ Die skaldensprache
fordert aber vielmehr eine bed.
‘baum’. Ubrigens kommt man in
beiden fállen zu derselben idg.
wzl. *dhreugh (s. IEW 255).
draumr m. ‘traum’, nisl. draumur, fár.
dreymur, nnorw. draum, nschw. dröm,
ndá. drem. — as. drðm, afr. drám, ahd.
troum; wohl identisch mit ae drlam
‘freude, iubel, gesang' (ne. dfíarn áEer
' mcúta" .'' nách SérTeantsson 74' leKn-
tSedeutung aus skand.), as. dröm ‘freu -
de, larmen '. — vgl. dreyma.
I 5 Ie erklárung aus einer form
*draugma, das man zu draugr 1
stellt, setzt eine bed. ‘trugbild’
voraus, aber die Germanen be-
trachteten den traum gerade als
eine offenbarung kiinftiger dinge.
Diese etym. wiirde auch die beiden
wörter mit der bed. ‘ traum ' und
'juhe l’ auseinanderreissen, die F.R.
Schröder, GRM 16, 1928, 164 fiir
identisch erklárt, indem er den
traum als eine art ‘
~IááSt. Máhmuss von der
iubel’ , au^ell6n)~^í?^mTi
Itehb-eii- ' aTT flie iinter
drenpr'T!Sf\Sn3Sf^fr srDPe anJii.
TmupjeiT~TirTler*fggrwzr *dhreu
jswsfír
e £ore n bwf.wli.iniHtlHftfWttBife aSfiE
* _ —-*■“* * 11
ire woHBf "tiri'tier xTtlfl ífl"”'
Draup'Hlf ffl. Ufliiis rmg’ áuch 'zwergen-
name’. — vgl. drjúpa.
drefjar fpl. nur in Zs. btóðdrefjar ‘blut-
flecken’ (Grett. s.); nisl. drefjar ‘kleckse,
flecken’, nnorw. drevjai. 'weichemasse’,
nschw. dial., drávja ‘viehfutter aus
mehl und wasser’ (E. Lidén MASO 3,
1941, 86). — vgl. draf 2.
drega schw. V. ‘ziehen’ (i3.Jht.), vgl.
draga.
dregg f. ‘hefe’ (< germ. *dragjð), nisl.
dregg, nschw. drágg, vgl. nnorw. dragse
‘hefe’. — > shetl. dragg, drágg, drogg
‘feinerregen’ (Jakobsen 113); > schott.
driog ‘tropfen’ (Henderson 113); > me
dreg(ge), ne. dregs ‘hefe’ (Björkman
2 34 ); > lpN. rcBkia, rcefla ‘hefe’
(Qvigstad 280). — ae. drcest, dœrst
(ne. drast) ‘hefe, bodensatz’, ahd.
trestir (< *drahst-). -— lat. pl. fraces
‘bodensatz des öles’, gr. -nzp áooo>,
6p iaata ‘verwirren’, -rotp<*X7J 'unruhe’,
asl. droidijf fpl. alit. drages, apr.
dragios, alb. drá ‘hefe’. (Torp, Fschr.
Unger 178 und Reichelt KZ 46, 1914,
322). — vgl. draf 2.
dregill m. 'band, schnur, haarband’, nisl.
dregill, fár. dregil, nnorw. dregel, ádá.
dregel, drejl ‘breites band, streifen’. —
> finn. tarhila, tarhilo ‘halfter’ (Setálá
NPhM 32, 1931, 85). — vgl. draga.
dreifa schw. V. ‘forttreiben, bespritzen’,
nisl. dreifa, fár. nnorw. dreiva. —
got. draibjan ‘treiben, plagen’, ae.
ádrœfan, ahd. treiben ‘vertreiben’.
— Kaus. zu drifa 2.
dreita schw. V. ‘zum scheissen nötigen’.
— Kaus. zu drita.
dreki m. ‘drache; drachenschið’, nisl.
fár. dreki, nnorw. schw. drake, ndá.
drage. — > finn. rakko in ON. Rakko-
vuori ‘Drachenberg’ (Karsten IF 26,
1909, 248). — Entweder < ae. draca
(Falk WS 4, 1912, 105-7) oder < mnd.
drake (Höfler, ANF 48, 1932, 221), in
beiden fállen mit palatalumí. Noreen
Gramm § 73; weiter < lat. draco < gr.
8páxwv ‘drache’ (eig. ‘der scharf-
sehende’ zu Sépxopai ‘sehen’). Als
schiffsname nur in Skandinavien ge-
bráuchlich (nach dem stevenbild).
drekka 1 f. ‘trunkgelage, trank’, nnorw.
drikka, nschw. dricka n. 'diinnbier’. —
ae. drinca m. drince i. ‘trank’. vgl. got.
dragk, ae. drenc, as. drank, ahd. trank.
— vgl. drekka 2.
— 2 st. V. ‘trinken’, nisl. fár. drekka,
nnorw. drikka, nschw. dricka, ndá.
drikke. — got. drigkan, ae. drincan,
afr. drinka, as. drinkan, ahd. trinkan. —
vgl. drekkja, drukkinn, drukna,
drykkja und drykkr.
Die verbindung mit ai. dhrdjati
'streichen, gleiten’, lett. dragát
‘reissen’ (Zupitza, Gutt. 161) be-
friedigt nicht. J. Trier, Zs. der
Savigny-stiftung fiir Rechtsgesch.
65 Germ. Abt. 1947, 253 ver-
gleicht gr. Öpiyxó? ‘zaun’ und
erinnert an das trinkgelage der
zu einem mannring gehörenden
genossen (vgl. drengr 1). *
drekkja 1 f. ‘trunk’ — mnd. drenke,
ahd. trenka ‘tránke’. — vgl. drekka 2.
— 2 schw. V. ‘tránken, ertránken’ (<
germ. *drankjan), nisí. norw. drekkja,
nschw. dránka, ádá. drœnke ‘ertránken’.
— got. dragkjan ‘tránken’, ae. drencan,
afr. drenza, drinsa, as. drenkian, mnd.
mnl. drenken, ahd. trenkan ‘tránken,
ertránken’. — vgl. drekha 2. ''
dremblllgr adj. 'tíbermiitig’; — vgl.
dramb.
drengja schw. V. ‘festbinden’, nisl.
drengja; vgl. shetl. drang, dreng. —
vgl. drangr.
drengr 1 m. 'dicker stock; mann, kflhbe,
diener (< germ. *drangja oder *drangi,
s. I. Lindquist, NB 27, 1939, 27-8);
run. schw. trekaR (Eneberga), dá.
triks g. sg. (Simris II). Fiir die bedeu-
tung ‘mitglied der königlichen hird s
drepa
83
drift
Aakjær APhS 2, 1927, 1-30 und Jacob-
sen-Moltke NB 23, 1935, 190. — nisl.
drengur, fár. drongur, nnorw. dá.
dreng, nschw. dráng. — > ae. dreng,
me. dreng, dring (Björkman 208);
> shetl. drengi ‘tabuwort fiir heilbutt’
(Jakobsen 117). — Fiir idg. Verw. s.
drangr. Die irig w?l •dhrp.ngh. nehen
*d heregh ívg lZ.Araga\ s ind erw von
*d Hér ! halten. festhalten, stiitzen ' vgl.
lat. frelus gestutzt, vertrauend’, fré-
num ‘gebiss, zaum', gr. ðpijvus 'sche-
mel, ruderbank', ai. dhárayati ‘fest,
ruhig sein', dharana- ‘tragend, erhal-
tend’, dhárma- 'satzung, sitte’ (IEW
252 - 5 )-
Man setzt eine idg. wzl. *dher
'festhalten, stiitzen’ an, aber eher
soll man von einer bed. ‘zaun-
geflecht, zaun’ ausgehen; darauf
weisen lit. dafías 'garten; lett.
dárz ‘garten, einfriedigung’ (beide
von der erw. *dheref>h) hin. Auch
ai. dháraka ‘behálter’ gehört dazu.
Deshalb ist drengrwohL,eig^fde.T
^zau npfahl '. Auchaleses wórt (vgL
pingf^Sx die erw. zu ‘mannring’
erfahren (vgl. drekka 2), was
besonders deutlich aus der erw
*dhreu hervorgeht (vgl. drótt),
besonders auf den kampf bezogen,
vgl. djarfr, drjúgr und drima.
AIs kultgemeinschaft sind an-
f""” 1 - 1111 - hnv.m.rti, Vottes-
.diens t' und dra um r. uagegen
tHTfffieT_^i t)eiiÍ 5 gB HH ffisch aft ín
litr^^ 5 ír^m^eign^ 5 ® 5 SOJiid
y;iel!eicGf jaaa-JÚei—anch
dzí7gL_ánrejhen.
— 2 mT^tSu zum feStbinden’. — > afrz.
drenc, nfrz. dran ‘tau im rack’ (K.Nyrop,
ANO 1919, 27). — Wohl dasselbe wort
wie drengr 1, aber Holthausen Wb. 39
stellt es zu ai. dymhati ‘befestigt’. —
vgl. drengja und drómi.
drepa st. V. schlagen, stossen; töten’,
nisl. fár. norw. drepa, nschw. drápa,
ndá. drcebe. —■ ae. as drepan, mnd. mnl.
drepen, ahd treffan. — Wohl neben-
form zu got. gadraban ‘aushauen', vgl.
asl. drobljn, drobiti ‘entzweireissen'
(IEW. 272-3). — vgl. draf 1, dráp,
drápa und drœpr.
drer n. vgl. drer.
Dresvarpr m. 'Odinsname’. Unsicher.
Falk, NVS 1924 Nr. 10, 6 vergleicht
ai|l. dres ‘ubermut’, ndá. dial. drcesel
‘kampf’.
drettingr m. BN. ‘faulenzer’, vgl. ndá.
drcetten ‘langsam’ (F. Jónsson ANO
l 9°7, I20). — vgl. dratta.
dreyma schw. V. 'tráumen’, nisl. dreyma,
fár. droyma, nnorw. dreyma, nschw.
drömma, ndá. dremme. — nnl. dromen,
ahd. troumen, so wie die in der bed.
abweichenden ae. drlman, as. drömian
‘singen, jubeln’. — vgl. draumr.
dreypa schw. V. ‘tröpfeln lassen, tráu-
feln’ (erst 13 Jht.), nisl. dreypa, fár.
droypa, nnorw. droypa, nschw. dröpa .—
ae. driepan, mnd. dröpen, mnl. dropen,
mhd. troufen. — vgl. drjúpa.
dreyra schw. V. ‘bluten’, eig. 'fallen
lassen’ (< germ. *drauzian), nisl. dreyra
‘bluten’. — got. gadrausjan ‘hinab-
stiirzen’, ahd. trðran ‘tröpfeln’. —
dreyri m. ‘strömendes blut’ (< um.
*drauRan), nisl. dreyri, fár. droyri,
vgl. shetl. drori. — as. drSor ‘blut’; vgl.
as. drör, ahd. trör ‘tropfende flussig-
keit’. Gehört zum Zw. nnorw. dial.
drjösa, vgl. got. driusan, ae. dreosan,
as. driosan ‘fallen’. — Falls zur idg.
wzl. *dhreus wáre zu vergleichen gr.
Opaúcð 'zerbreche, zermalme’, Opauopa
‘bruchstiick, wunde’ (IEW. 274). —
vgl. drussi und dror.
drif n. ‘schneegestöber, gischt', msl. drif,
fár. nnorw. driv ‘treiben, schneegestö-
ber’, vgl. nnorw. nschw. driva ‘schnee-
sturm’. — > orkn. drif, shetl. driv
‘staubregen’. — ae. ge-drif ‘das fort-
getriebene’. — vgl. drifa 2.
drífa 1 f. ‘schneegestöber’ auch ‘pfeil’
(þula), nisl. drifa. — > ne. dial. (mirk-)
drife ‘feines schneegestöber’ (Thorson
70). — ae. drif ‘fieber’, mnd. drivt
'gosse’, mhd. tríbe 'durchfall’. — vgl.
drif und drifa 2.
— 2 st. V. ’treiben, fahren, kommen',
nisl. drifa, fár. nnorw. schw driva,
ndá. drive. — got dreiban, ae. drifan,
afr. driva, as. driban, ahd. triban. —
vgl. dreifa, drif und drift.
Die verkniipfung von drifa mit
lit. drimbu, aribti ‘langsam nieder-
tropfen’ (IEW 274) íst unbefrie-
digend; die bed. stimmt gar nicht
und man gelangt zu einer ísoíierten
idg. wzl. *dhreibh. Diese ist aber
bh-e rw. von *dherei, das selbst
wieder auf *dher zuriickgeht (vgl.
drengr). Die bed. ’viehweide,
herde' diirfte urspr. sein und das
drífa wáre dann ‘das treiben des
viehs in die umzáunte weide’.
dríft, dript f. 'schneegestöber ; blumen-
duft’, nisl. drift ‘schneewetter; antrieb,
energie’, fár. drift ‘gang, fahrt’, nnorw.
drift 'treiben, viehtrift, schneegestö-
ber’, nschw. ndá. drift ‘treiben, vieh-
trift, weide’. — ne. drift ‘triebkraft;
schneewehe; richtung’, mnd. drift ‘vieh-
trift, weide’, mnl. drift ‘ungestiim; an-
trieb; viehtrift’, mhd. trift ‘trieb,
herde, weide'. — vgl. drifa 2.
driful
84
drótt
driful f. in Zs. Geirdriful ‘walkuren-
name’ eig. ‘speertreiberin’. vgl. mnd.
mnl. drevel 'dupeisen’, aha. tribil
‘treiber’. — vgl. drifa 2.
drima f. ‘kampf’ (þula); vgl. nnorw.
drimsa ‘schleudem (einer waffe)’. Im
anlautwechsel zu prima.
Falls m-erw. der unter drifa 2
behandelten idg. wzl. *dherei,
kannmandanebendiewzl. *dhereu
stellen, die in drótt vorliegt, und
dann an die unter drengr be-
handelten wörter ankniipfen.
dríta st. V. ‘cacare’, nisl. fár. drita,
nnorw. schw. dial. drita, ndá. drite,
dritte. — ae. dritan, afr. drita, mnd.
mnl. driten, ahd. trizan. — lat. foria
‘durchfall’, lit. derkiú ‘besudle mit
unflat’, serb. driskati ‘durchfall haben’.
— vgl. dreita.
drjónl m. ‘ochs' (þula). möglich zu der
sonst im skand. fehlenden sippe von
ae. drSam, as. dröm ‘frohes lármen,
jubel’ (vgl. draumr), das zu gr. Spéopai
‘laut schreien’, 0p6o? ‘lautes rufen’
zu stellen ist (Holthausen PBB 66,
1942, 275, dernoch nisl. drjóli ‘drohne’
heranzieht); vgl. auch ae. dora ‘hum-
mel’, as. dreno, ahd. treno ‘drohne’
(IEW 255).
Die grundform ist idg. *dhereu,
eine erw. von *dher, die man aber
nicht mit Jóhannesson Wb. 517
zu der in dryn- vörliegenden wzl.
*dhren stellen soll. Die idg. wzl.
*dher wurde unter drengr be-
handelt und von der dort gege-
benen grundvorstellung kann das
wort drjóni noch wohl etwas
anderes als ‘der bruller’ bedeuten;
besser noch ‘der starke, mutige’
oder ‘das arbeitstiichtige tier’.
drj úgr adj. 'a ushaltend. ausreichend’
X< germ. *lréuga-), nisl. Jrjúgur, fár.
drjúgvur, drúgvur, nnorw. drjug, nschw.
dryg, ndá. drei. — > shetl. drég; >
lpN. rivgas, rievgas, lpS. riukas (Qvig-
stad 267). — nfr. driech ‘ausdauernd’,
ostfr. drlg ‘schlau’, nordfr. dreegh
‘fest, hart’; vgl. weiter ae. gedréog
‘passend, niichtern, emst’, ahd. ur-
truhlich ‘niichtem’. — Mit anderem
gukural: lit. druhtas, driúktas ‘dick,
umfangreicb’, apr. drúktai adv. ‘fest,
stark’. Zur idg. wzl. *dhereugh, erw.
der unter drengr x behandelten
wzl. *dher. — vgl. draugr 2, drótt,
dróttinn und drýgja.
drjúpa st. V. ‘tropfen, den kopf hángen
lassen’, nisl. drjúpa, fár. drúpa, nnorw.
drjupa, nschw. drypa, ndá. drybe. —
> me. drupen, ne. droop ‘schlaff her-
abhángen (Björkman 177). — ae.
dreopan, afr. driSpa, as. driopan, ahd.
triofan. — air. drucht ‘tau, tautropfen’.
Zur idg. wzl. *dhreub, vgl. lett.
drubazas ‘holzsplitter’ neben *dhreubh
vgl. gr. ðpóirru ‘zerbrechen’ und
*dhreup in lett. drupt ‘zerfallen’;
daneben noch *dhreus, vgl. dreyri. —
vgl. draupnir, dreypa, dropi und
drúpa.
dróg f. ‘streifen, strang’ (chr. Schr.), nisl.
dróg ‘faser’, aschw. drögh ‘schlitten’. —
ae. dröht ‘zug’, drœge ‘schleppnetz’. —
vgl. draga.
drokkr m. ‘untauglicher mensch’ (SnE).
oder soll man lesen drókr ? (s. Ström-
báck ANF 51, 1935, 111). Vielleicht
fremdwort < slav. durak ‘tor’ (Sarauw,
DSt 1931, 57). Nicht wahrsch. < mnd.
droch ‘betriiger’ (Holthausen Wb. 40).
drómi m ‘fessel, womit die götter Fennr
binden wollten’, eig. ‘etwas hemmen-
des’, nisl. drómi ‘fessel’; vgl. nnorw.
dial. droma ‘zögem, langsam gehen’,
dramsa ‘schleppen’, dramla ‘hinter
sich herschleppen’. — vgl. dratta
und drœmt.
Falls aus gmndform *drögman
könnte es zu draga gehören, aber
dann wiirde die bed.besser zuden
idg. als zu den germ. verwandten
wörtem stimmen. Oder gehört es
zu der unter drengr 1 besproche-
nen idg. wzl. *dher ‘festhalten’ ?
(s. Holthausen PBB 66, 1942,
267-8). Oder aberzu der sippe von
draf 2? (Jóhannesson Wb. 515).
drómundr m. ‘grosses kriegsschiff’. —
< afrz. dromont, dromunz < gr. ðpópuov
‘láufer’; vgl. ae. dulmunus, nml. drach-
mon(t), mhd. trag(a)munt.
dropi m. ‘tröpfeln, tropfen’ (< germ.
*drupan), msl. fár. dropi, nnorw. irope,
nschw. droppe, ndá. draabe. — ae.
dropa, as. dropo, ahd. tropfo, troffo. —
air. drucht (< *drupta-) ‘tropfen’. —
vgl. drjúpa.
drós f. 'weib', nisl. fár. drós. nnorw.
drös. — Weil drós umschrieben wird
als ‘kyrrlát kona’) vielleicht zu mnl.
droesen ‘ausser atem sein(?)’, ne. dial.
droose ‘schláfrig sein’ (Torp. Ordb. 73).
— vgl. drasinn.
Ganz anders, aber wenig iiber-
zeugend, Sturtevant SS 22, 1950,
52 < *dröhs, vgl. ne. dregs ‘boden-
satz, niederschlag’, zu dra.ga.
Die bed. entw. wáre: etwas, das
zum niederschlag gelangt > eine
ruhige, wohlanstándige person’.
drótt f. ‘kriegsschar, gefolge’ (< germ.
*druhti-), nisl. drótt. — ae. dryht
‘gefolge’, afr. dracht, drecht ‘völk,
schar’, as. druht(-folk) ‘heer’, ahd.
drukkinn
85
drynhraun
truht ‘schar, gefolge’, vgl. got. drauhti
(-witop) ‘feldzug’, gadrauhts ‘soldat',
und PN. got. Dructacharius, langob.
Dructemárius (Schönfeld 72). Daneben
abl. ae. gedreag ‘schar, raenge; tumult’.
— asl. drugu ‘freund’, gall. drungos,
air. drong ‘schar' (G. S. Lane, Lang. 9,
1933, 247), lit. draugas ‘genosse’. —
vgl. drjúgr und drengr. — dróttínn
m. 'gefolgsherr, fiirst' (< germ. *druh-
tinaz), nisl. dróttinn, fax. drottin, drottur,
nnorw. drott, aschw. drotin, run. dá.
trutin (Glavendrup c. 900, Jacobsen-
Moltke 209), ádá. drotten, drot. — >
finn. ruhtinas ‘ftirst' (aus germ. *druh-
tinaz\, Thomsen 2, 212). — ae. dryhten,
as. druhtin, drohtin, afr. drochten, ahd.
truhtin, trohtin. (Zum sufi. -ina, -ana
zur bildung von ftihremamen vgl.
Herjann, þjóðann und got. kindins
‘statthalter'). — dróttning f. ‘herrin,
furstin', nisl. drotning, fár. drottning,
nnorw. dronning, nschw. drottning, run.
dá. trutnik acc. sg. (Læberg c. 900,
Jacobsen-Moltke Nr 26), ndá. dron-
ning. — dróttsetí m. ‘truchsess’,
nisl. dróttseti, aschw drðtseeti, drotze(t),
nschw. drots, ndá. drost. — < mnd.
drossete, drotzete, droste (vgl. afr. drusta,
mnl. drossdte, ahd. truhsdzio). Mit um-
bildung im altn. nach drótt und seti.
drukkinn adý ‘der getrunken hat, be-
trunken’, msl. drukkinn, nnorw. druk-
ken. — > ne. dial. drucken (Flom
Infl. 38). — got. drugkans, ae. druncen,
mnd. drunken, ahd. trunchan. Eig.
part-prát. zu drekka. — Davon ab-
geleitet drukna schw. V. ‘ertrinken’,
nisl. drukna, fár. drukkna, nnorw.
drukna, nschw. drunkna, run.dá. truk-
naþu 3p. pl. prát. (Helnæs 9 Jht.
Jacobsen-Moltke Nr. 190), ndá. drukne
— (aus ostskand. drunkna > drugna
ist me. drunen, ne. drown entstanden,
Björkman 176). — ae. druncnian, ahd.
trnnkanén, trunkanön.
drukr oder drúkr ? 'rabe' (þula). Wegen
fehlender alliteration wohl verderbte
lesart, vielleicht statt hrókr oder
hraukr ?
Die von Holthausen vorgestellte
etymologie (s. Jóhannesson Wb.
529) aus einer idg. wzl *dhreug(h)
‘zittem, sich schutteln’, die in lit.
drugjts ‘fíeber, schmetterling’ vor-
liegen sollte, ist eine durch nichts
gesttitzte vermutung.
drumbr m. ‘sklavenname’ (Rþ) eig.
‘klotz’; nisl. drumbur ‘holzklotz', fár.
drumbur ‘faulenzer’, nnorw. drumb
‘plumper mensch’, aschw. drumber
'keule’; vgl. orkn. drumman ‘kleiner
kabeljau’. — vgl. dramb. — Dazu
drumba f. ‘name einer sklavin' (Rþ),
nnorw. drumba ‘holzklotz' und drumbi
mBN.
drúpa schw. V. ‘herabhángen, sich nei-
gen’, nisl. drúpa, nnorw. drupa, vgl.
fár. drýpa kaus. ‘beugen, senken’. —
mnl. drupen, nnl. druipen st. V. 'tröp-
feln’ und ae. drúpian, ne. droop. — vgl.
drjúpa.
drusilmenni n. 'armer schlucker’ (p>oet.),
gehört wohl zu drussi. Daneben auch
die form. dusilmenni und vgl. drýsil
(-djQfull).
dru8sl m. ‘grober kerl’ (spát bezeugt),
nisl. drussi; nnorw. drussa ‘kráftiges
weib’, drusa ‘grobes weib’; gehört
zu nnorw. drusa ‘schwer niederfallen',
nschw. dial. drusa ‘ungesttim hin-
fahren’, drus ‘lárm’, druska, drðsla
‘langsam sein’; vgl. shetl. drus ‘einer
der gute arbeit leistet’. — mnd. drusen,
drusken ‘mit lárm fallen’, nnl. druisen
‘rauschen', ostfr. drús ‘lárm, geráusch’.
— vgl. dreyri.
drýgja schw. V. ‘ausftihren, ausrichten,
aushalten’, nisl. drýgja, fár. drýggja,
nnorw. drygja, schw. dial. dryga ut,
nschw. dröja, ndá. droje ‘zögem’; vgl.
shetl. dark ‘aushalten’ (Jakobsen 131).
— Zu got. driugan ‘zu felde ziehen’, ae.
dreogan ‘sich anstrengen, aushalten’. —
vgl. drjúgr.
drykkja f. ‘trank, tmnk, gelage', nisl.
fár. nnorw. drykkja, aschw. drykkiq,
adá. drikke. — vgl. drekka.
drykkr m. 'trunk, trank' (< germ.
*drunki-), nisl. fár. drykkur, nnorw.
drykk, nschw. dryck, ndá. drik. — ae.
drync, mnd. drunk, nnl .dronk, ahd.
trunch, neben abl. got. dragk, ae. drenc,
as. afr. nnl. drank, ahd. trank. — vgl.
drekka.
dryllr mBN. zu nnorw, droll ‘grosse,
dicke person’, eig. ‘etwas gedrehtes,
gewunaenes’, vgl. nisl. drylla ‘tiber-
mtitige frau’, dazu auch dralla ‘schlep-
pen, hin und her schwanken’ (A. No-
reen, SVS Uppsala 5 Nr 3, 1897, 12_I 3 )-
— ánl. drol, dral ,‘grober faden, kleine
dicke person’, nnl. drol 'scheissklum-
pen’, drollig 'komisch’ (ne. drolí), mnd.
dral, drel ’festzusammengedreht'.
drymba f. ‘grobleinenes kleidungsstuck’
(14. Jht.); vgl. nisl. drymbi, drumbur
‘holzklotz’, fár. drymbingur ‘grosser
hund’. — and. dremil, ahd. tremil
‘römischer kriegermantel, toga’. —
vgl. dramb.
drynhraun n. ‘dröhnendes steingeröll’;
der i.teil dryn gehört zu nisL drynur,
nnorw. dryn, nschw. drön, ndá dren
‘dröhnen’ und zum Zw. nisl. fár.
nnorw. drynja, nschw. dröna, ndá.
drysildjQfull
86
dúkr
drene ‘dröhnen, lármen’. — > orkn.
drunyan ‘einen blökenden laut machen;
shetl. droin, dronj ‘dröhnen’. — got.
drunjus ‘schall’, nnd. drönen, nni.
dreunen, vgl. ae. dr&n und as., dreno,
mnd. drane, drone, mnl. dorne, drone,
ahd. treno ‘drohne’. — gr. Opciva?
'drohne’, ávOpfjvi) ‘wilde biene’, tevöpfjvjj
‘bienen- oder wespenart’, ai. dhranati
'dröhnt’ (IEW. 255). — vgl. drjóni.
drysildjpfull m. 'teufelchen’, nisl. dri- \
sildjgjull', vgl. drusilmenni.
drsepr adj. ‘zu töten’, nisl. drtspur. —
vgl. drepa.
drer n. ’augenstar’ (< germ. *druza-),
nisl. drer\ daneben mit gramm. wechs.
nnorw. dros, druse ‘grosser haufe',
aschw. dtusi, drosi, ádá. drosse ‘haufe
getrockneter saatkörner’. — got. drus,
ae. dryre 'fall’. — Zu got. driusan
(E. Lidén MASO 1, 1937, io 9 )» °der
genauer zu dreyri, denn man glaubte,
dass die blindheit durch einen bluttrop-
fen verursacht wurde (Reichborn-
Kjennerud MM 1944, 226).
drcegr adj. in Zss. wie eindrœgr ‘hart,
scharf', mótdrœgr 'feindlich’. — vgl.
draga.
drœmt adv. ‘langsam, unwillig’ (nur
chr. schr.), vgl. nnorw. droma 'zögern,
langsam gehen oder sprechen’ (Holt-
hausen PBB 66, 1942, 268). — vgl.
drómi.
drœsa f. ‘gerede, geschwátz’ (i3.Jht.),
nnorw. dresa, vgl. nisi. drasa ‘loses
gerede’. — vgl. drós.
drgfn f. 'welle; tochter von Ægir’, vgl.
auch norw. flussnamen Drgfn ‘Dram-
men’. — zu got. drðbjan, ae. drcefen,
as. dröbian, ahd. truoben ‘triiben'. —
vgl. draf 2.
drpsull m. ‘pferd’ — vgl. drasill.
drpttr m. ‘fauler bursche, sklavenname’
(SnE, als PN in Rþ), nisl. dröttur
'faulenzer’. —vgl. dratta, drettingr.
drpttr vgl. drdttr.
dubba schw. V. ’ausrusten, kleiden,
schmucken; den ritterschlag geöen’,
nisl. dubba ‘schmucken’, fár. aschw.
dubba ‘ausrusten’. — < afrz. adouber
(vielleicht iiber norm. und engl. nach
skand. gelangt, vgl. ae. dubbian ‘zum
ritter schlagen’, s. Brendal, Fschr.
F. Jónsson 1928, 365-76). Das roma-
nische wort stammt wieder aus germ.
•dubban (Gamillscheg 12), vgl. nd.
dubben 'stossen, schlagen’. — vgl.
dafla.
dubla schw. V. ‘wiirfeln' (i3.Jht.), nisl.
agotl. dufla ‘wurfelri’, nnorw. dubla
'verschwenden'. — < mnd. dobbelen
und dieses < afrz. doble < lat. duplum.
dúfa 1 f. 'taube’ (i3-Jht.) nisl. dúfa, fár.
dúgva, dúva, nnorw. nschw. duva, ndá.
due. — got. ( hraiwa-)duto ‘turteltaube’,
ae. dúfe, as. dúba, nnl. duif, ahd. tuba
‘taube'.
Wohl eig. 'der dunkle vogel’ (vgl.
gr. jtéXeux ‘wilde taube') zu air.
dub ‘schwarz' (WP 1, 840) und
dann zu daufr. SchaUnachahmen-
de bildung, die Suolahti 208 befur-
wortet, ist wenig wahrscheinlich.
— 2 f. ’welle; tochter von Ægir’. — vgl.
dúfa 3.
— 3 schw. V. ‘tauchen’, nnorw. schw.
dial. duva, ndá. duve ‘stampfen; tau-
chen’. — ae. dúfan 'untertauchen,
sinken, mnd. bedúven ‘ubergossen wer-
den', mnl. beduven ‘ins wasser senken',
vgl. mhd. tobel 'schlucht’. — asl. duplú
‘hohl', dupina ‘höhle’. Idg. wzl. *dheup
neben *dheub, vgl. djúpr und weiter
deyfa 2, dufla und dýfa.
Dufan mPN. < air. Dubhan.
Dufgall mPN. < air. Dubhgall.
Dufgus, Dugfus mPN. < air. Dubhgus.
dúfla schw. V. ‘plátschern, untertauchen’
(i4.Jht.), nnorw. dial. duvla ‘stampfen
eines schifíes’. — vgl. mnd. dobber
‘ankerboje, schwimmer’. — vgl. dúfa 3.
Dufniall mPN. < air. Dubhniall.
Dúfr mPN. ‘zwergenname' (Vsp.), wohl
zu dúfa 3,alsoetwa‘derkrumme’, aber
Gering Komm 1, 18 stellt es zu nnorw.
duva ‘schláfrig sein’.
duft n. vgl. dupt.
Dufþakr mPN < air. Dubhthach.
duga schw. V. ‘taugen, niitzen, helfen,’
nisl. far. norw. schw. duga, ndá. due. —
got. daug, ae. as. dugan, afr. duga, mnl.
dogen, ahd. tugan ‘taugen’. — gr.
•ruyxávu ‘treffe, erreiche’, -nixi) 'zufall,
russ. dúiij ‘kráftig', lit. daúg ‘viel’,
air. dúal (< *duglo) ’passend’, dúan
(< *dugno) ‘gedicht’. — vgl. dygð und
dyggr.
Sowohl die bed. ‘erlangen, errei-
chen’ von tuyX^ v “» w * e die von
‘taugen’ lassen sich aus dem mann-
ring verstándlich machen; und
dass dieser tatsachlich im hinter-
grund steht, beweisen got. dauhts
‘gastmahl’ und air. dúan 'gedicht',
die beide aus der festlichen ge-
meinschaft hervorgehen. Die wör-
ter sind also der unter dyrr be-
handelten gruppe zuzurechnen (s.
J. Trier, ZfdPh 70, 1949, 358).
dugga f. ‘feigling’, ascbw. dugge. Entl.
< ae. docga ‘hund’ (A. Bugge, Vik. i,
317) ist durchaus unwahrscheinlich;
nach F. Jónsson, Sprogforh. 75 ein-
heimisches wort, wohl nebenform zu
dokka.
dúkr m. ‘tuch, schleier; segel’, nisl.
dul
87
dúr
fár. dúkur; nnorw. nschw. duk, ndá.
dug. — > shetl. duk; > ne. dial. dooch,
duck ‘grobes tuch' (Flom. Infl. 37). —
Lehnwort aus wgerm., entweder <
afris. dðk (Wadstein, SHVS Uppsala
21 Nr. 3, 1922, 8-9) oder < mnd.
dúk, dðk (Höfler, ANF 47, 1931, 273).
-— vgl. dýki.
dul f. ‘verbergen; torheit; hochmut', nisl.
dul, fár. duli, dulur, nnorw. aschw. dul.
— ae. dol, afr. as. doll, ahd. toll 'töricht’.
— vgl. Dulinn, dvala und dylja.
Dulclfal 'pferdename’, umbildung <
afrz. Bucifal, mlat. Bucephalus (F. P.
Magoun, Fschr. A. Kock 1934, 176-91).
Dulinn m. ‘zwergenname', eig. ‘der ver-
borgene’, vgl. nisl. dulinn ‘eingebildet’,
eig. part. prt. zu dylja, und nisl.
dulur ‘verschlossen, schweigsam’.
dumba f. 'staub, staubwolke', nisl. fár.
dumba ‘nebel, staubwolke; nnorw.
dumba ‘staub, spreu’, nschw. dial.
dumba 'nebel, dunst’; daneben abl.
nnorw. nschw. dial. damb ‘staub’,
schw. dimba ‘nebel'. — > shetl. dumba
‘kornstaub beim schwingen’. — vgl.
auch nnorw. demba st. V. ‘streben’,
nschw. dial. dimba ‘dampfen, streben’.
— ai., dhámati 'blasen’, gr. Oeiiep-úmc
‘finster blickend’, mir. dem ‘schwarz,
dunkel’. — vgl. dimmr und dekkr.
dumbr adj. ‘stumm, dumm’, auch riesen-
name; nisl. fár. dumbur, nnorw. dum(m),
nschw. dá. dum 'stumm, dumpf, un-
klar’. — > shetl. dummi ‘taub’,
domsket ‘still, melancholisch'. — got.
dumbs 'sturam’, ae. as. afr. dumb, ahd.
tumb 'stumm, taub, dumm’. — Falls
eig. ‘umnebelt, triibe’ zu dumba
(Torp, Fschr. Unger 179), oder viel-
leicht zu daufr} (s. Feist, Got. Wb.
I29b). — vgl. dymbildagar.
dumpa schw. V. ‘stossen, schlagen’,
nisl. fár. dumpa ‘stossen’, nnorw.
dumpa ‘plötzlich fallen, schwierig ge-
hen’, ndá. dumpe 'stossen’; vgl. abl.
nschw. dial. dimpa ‘schwer fallen’,
nnorw. dampa ‘stossend gehen’. -—
ne. dump ‘hinplumpsen’, nhd. dial.
dampen, dammern 'mit den finger-
spitzen klopfen'. — Zur idg. wzl.
*dhemb, die neben *(s)te(m)b stehen
könnte, vgl. stapi.
duna schw. V. 'dröhnen’, nisl. fár. norw.
nschw. dial. duna, vgl. nnorw. schw.
dunsa ‘einen dumpfen widerhall geben’.
— vgl. dynr.
Duneyrr m. ‘name eines hirsches’
(Grm. 33). Nach F. Jónsson zusammen-
gesetzt aus dun und eyrr, also ‘der
mit getöse Uber kiesiges feld fáhrt’.
Doch wohl eher zu eyra und dann ent-
weder dúneyrr ‘mit daunigen ohren’,
oder dunneyrr ‘mit braunen ohren’
(I. Lindquist, Fschr. Pedersen 1937,
329 ).
Dungaör mPN. < air. Donnchadh.
Dúnheiðr ON. eine gegend an der oberén
Weichsel, wohl zu Aoúyioi AoOvot, 'stamm-
name', s. R. Much, ZfdA 57, 1920, 147.
dúni m. ‘feuer’ (þula), eig. ‘das tosende
feuer’, vgl. daunn and dýja.
dunkr mBN, vgl. nisl. dunkur, dynkur
‘schlag’, fár. dunkur ‘schwacher schlag’,
nnorw. nschw. dunk ‘schlag'. — vgl.
dynkr und dynr.
dúnn 1 m. ‘daune, flaumfeder’, nisl.
dúnn, fár. dún, nnorw. nschw. ndá.
dun (daneben selten dýnn s. Noreen,
Gramm § 392). — > shetl. dun ‘daune;
haferspreu’; > me. dún, ne. down
(Björkman 234), > mnd . dúne, nhd.
daune; > lpN. duv’na (Qvigstad 141);
> norm. dun, afrz. dum (Meyer-Lubke
251). — mnl. donst ‘daune; staub-
mehl’, nnl. dons 'daune'. — vgl.
daunn, dýja und dýna 1.
— 2 m. ‘schar, haufe’, nnorw. dial.
dun(e) 'schar, bes. von vögeln oder
fischen’, nschw. dial. dun ‘fisch-
schwarm’.
Etymologie unklar. 1. zu dynr,
und dann also eig. ‘eine lármende
menge', was aber zu einem ‘fisch-
schwarm’ nicht gut stimmt. —
2. dasselbe wort wie dúnn i, so
Zetterholm, Fschr. E. Olson 204-
12). — 3. zu deyja, so Jóhan-
nesson Wb. 302, der air. duine
‘mensch’ vergleicht; aber ein
‘mensch’ und ‘ein haufen von
menschen’ sind ganz verschiedene
begrifie.
dunna f. ‘stockente, anas boschas’
(< germ. *dusnó), fár. nnorw. dunna.
— ae. dunn ‘schwarzbraud’, as. dun
‘braunrot’, vgl., ae. dosen, as. dosan
‘kastanienbraun’, ahd. tusin ‘hellgelb’.
— air. donn (< *dusnos) ‘subfuscus,
aquilus', lat. fuscus ‘dunkelbraun’
(Suolahti 355, Schwentner PBB 49,
1925, 425-7). — vgl. dús.
dunsuðr m. ‘feuer’ (þula); vgl. nnorw.
duns ‘dumpfer laut', nnorw. schw.
dial. dunsa ‘krachen, lármen’. — vgl.
duna und dynr.
dupt, duft n, auch duptl m. 'staub, nisl.
duft ‘ds’, nnorw. duft ‘feiner stau.b’,
nschw. duft, ádá duft, doft ‘mehlstáub’.
— mhd. tuft ‘dunst, nebel, tau', ahd.
tuft ‘frost’. Daneben mit s-prothese:
mnd. stubbe, mnl. stof, got. stubjus
‘staub’. — vgl. daufr.
dúr n. 'stiUe', nisl. dúr; und dúra schw.
V. ‘schlummem', nisl. fár. dúra, nnorw.
sehw. dial. dúra. — vgl. dús.
Duraþrór
88
dvelja
Duraþrór m. 'name eines hirsches'
(Grm. 33). Dunkel. vgl. fiir den 2.teil
prór (Kahle, IF 14, 1903, 149).
Dúri m. 'zwergenname’, und Dúmir,
Dumir ‘zwergen- oder riesenname'. —
vgl. dúrr.
Durinn m. ‘zwergenname’ (Vsp), viel-
leicht ‘turhiiter’? zu dyrr (Sjörös
SNF 3, 1912.. Nr. 2), oder zu ai.
dhvaras ‘dámonisches wesen’ (Guten-
brunner ANF 70, 1955, 74).
dúrr m. ‘schlummer’, fár. dúrur. —
vgl. dúr und dús.
dús n. ‘windstille’, nisl. dús, vgl. nschw.
dial. dus ‘still’. — ostfr. dús ‘still,
dunkel’, ae. dysig, mnd. dosich, ahd.
tusig ‘töricht’; aM.: ae. dwœs ‘stumpf,
töricht', afr. dwls, mnd. dwds, mnl.
dwaes, mhd. twas, dwas 'narrisch, narr’.
— air. ddsacht ‘raserei’, gall. dusios
‘incubus’, gr. Oúw ‘blase, stiirme,
woge’. Idg. wzl. *i ihe\us\ *dh\tes
‘wirbeln, stiirmen’ (IEW. 268-71). —
vgl. dunna, dúr, dúri, dúrr, dúsa,
dusill, dust 1. dýr und dys.
Die bedeutungsverháltnisse in die-
ser gruppe sind iiberraschend:
urspr. bed. ‘stieben, wirbeln', aber
daneben auch ‘windstille’, ‘sich
still verhalten’, 'steinhaufen'. Jó-
hannesson Wb. 508 konstruiert
die reihe: ‘stieben, wirbeln’ >
‘verwirrt sein’ > 'betáubt, dösig
sein'.
dúsa I schw. V. ‘ausruhen, sich still
verhalten’ (poet.), nisl. dúsa, fár. dusa
‘sich mit etwas gemáchlich bescháfti-
gen’, nnorw. dial. dúsa ‘ausruhen,
duseln’, nschw. dial. dúsa ‘schlum-
mern’; daneben abl. nnorw. dial. dosa,
nschw. dial. ddsa (< *dúsan) ‘ruhen,
sich still verhalten’, nschw. dial.
duska 'wenig ausfiihren’. — mnd.
dosen, dusen, daesen ‘schlummern’. —
vgl. dusill.
— 2 schw. V. 'erdröhnen’ (nur Oddr 17;
wo aber Gering, Komm 2, 333 und
F. Jónsson LP 89 die bedeutung von
dúsa 1 annehmen!), nnorw. dúsa
'heftig schlagen’, aschw. dus ‘lárm,
geráusch’. — > orkn. doose 'mit den
hörnern stossen’, shetl. dus ‘schlagen,
stampfen’. — mnd. dúsen ‘schallen,
sausen’ (Holthausen PBB 41, 1920,
476), oder mnd. dúschen 'rauschen’
(Mohr, ZfdA 76, 1940, 179). — vgl.
dusill.
Das verháltnis der homonyme
dúsa 1 und 2 ist unklar. Torp,
Ordb. 79 betrachtet sie als das-
selbe wort und konstruiert die
wenig iiberzeugende bedeutungs-
entwicklung: stiirmisch vorgehen.
heftig schlagen > einen betáuben-
den schlag bekommen > still
sein, schlummem. Dagegen denkt
Wissmann 131 an eine deverbative
ðn-bildung zur wzl. þus, vgl.
peysa. Aber vgl. auch nnorw.
schw. dunsa, die unter duna
behandelt sind.
dusill m. ‘feuer’ (þula), wohl wie dun-
suðr 'das tosende feuer’, vgl. dúsa 2.
Aber man kann auch an dúsa 1 an-
kniipfen: das stille unter der asche
glimmende feuer'. Dazu weiter auch
wohl dusilhross ‘schindmáhre', nisl.
dusilmenni ‘tropf’, dusill ‘dáumling'
und dusla schw. V. ‘mit kleinigkeiten
sich bescháftigen', Dusli m. (poet.)
eig. ‘dáumling' (A. Noreen, NB 5,
1917. i- 5 )-
dust 1 n. ‘staub’ (i3.Jht) (< germ.
*dunsta~), nisl. fár. nnorw. schw. dial.
dust ‘staub’, ndá dyst ‘mehlstaub’. —
> orkn. dist, shetl. dost. — Daneben
dusti m. ‘staub’. — ae. dúst ‘staub',
afr. mnd. dúst ‘spreu, staub’, mnl.
dust, donst, dunst ‘staubmehl’, ahd.
tun(i)st ‘sturm’, mhd. tunst ‘dunst’. —
vgl. dús.
Friiher als entl. aus mnd. dust
betrachtet (so Noreen Gramm.
§ 109 Anm. 1), doch wohl eher
echtnordisch (Höfler, ANF 47,
1931. 274 )-
— 2 n. ‘ritterturnier' (Karlam. s.j, aschw.
dust(er), diost, nschw. dust, ndá. dyst. —
< mnd. dust, diost < afrz. joste, juste
'kampfspiel’ < lat. juxta 'neben'
(Fischer, Lehnw. 83).
duz n. ‘dutzend’ (norw. DN) < afrz.
douze < lat. duodecim.
dvala schw. V. ‘verzögem’, nisl. nnorw.
aschw. dvala, adá. dvale. — Vgl.
dvala f. 'zögern’ und nisl. fár. dvali,
nnorw. dá. dvale ‘verzögeruög, be-
táubung’. — ae. dwala ‘irrtum', dwa-
lian, afr. dwalia, mnd. mnl. dwalen
‘irren’, ahd. twalin ‘zögem'. Abgeleitet
von got. dwals ‘töricht’, mnd. dwal,
neben den untér dul genannten wör-
tern’. — gr. 60X6? ‘schlamm, schmutz’,
OoXótð ‘trúbe’, air. dall ‘hlind',Jit.
dvýlas 'schwarz’. Idg. wzl. *dh\iel, erw.
von *dhe\t, vgl. dýja und weiter
dvelja, dvgl, dylja, dylma, dul
und dcelskr. — Dazu noch Dvalarr
m. ‘hirschname’ (þula) und Dvalinn
‘name fiir hirsch und zwerg’, vgl.
nnorw. dvalen ‘faul, schláfrig’.
dvelja schw. V. ‘verzögem, sich aufhal-
ten’, nisl.norw. dveija, fár. dvelja, aschw.
dvalia, ndá. dvcele ; vgl. shetl. dwálj. —
ae. dwellan ‘irre fiihren', as. bidwellian
‘aufhalten, hindem’, ahd. twaljan.
dvergr
dylminn
twellan, twallan ‘aufhalten', neben st.
V. ae. fardwelan ‘versáumen’, ahd.
twelan 'betáubt sein’. — vgl. dvala.
dvergr m. 'zwerg; kurzer dachbalken;
gewandnadel. — nisl. dvergur, fár.
dvergur, nnorw. dverg, nschw. dvárg,
ndá. dveerg ‘zwerg’. — > orkn.
dwarryback ‘schwaches, hássliches tier';
> finn. turkka, turka ‘armseliger kriip-
pel’ (Karsten GFL 189). — ae. dweorg,
afr. dwerch, as. gidwerg, mnd. mnl.
dwerch, ahd. mhd. twerc. — vgl.
dyrgja 1 und dyrgill.
Die gewöhnliche Etym. zu ai.
dhvarás ‘dámonisches wesen’
(IEW. 279) befriedigt nicht ganz,
weil man eher eine grundbed.
‘kleiner, kurzer stock' erwarten
sollte, woraus sich spáter ‘zwerg’
entwickelt hátte (wie z.B. auch
drengr). Das spricht auch gegen
den vergleich mit av. drva ‘kör-
perliches gebrechen’, lett. drugt
'zusammensinken’ (Krogmann KZ -
62, 1935, 143). Liegt vielleicht fer-
nere verwandtschaft mit der sippe
von þverr vor ? (s. fiir anlauts-
variante drima: þrima oder dusa:
þeysa und s. dvína). — Als
schmucksache bedeutet das wort
nach B. Nerman, ANF 69, 1954,
210-213 eigentlich nicht ‘fibula’,
sondern eine bronzene zierplatte,
die wahrscheinlich oben auf der
scbulter angebracht wurde; auch
dann hat sich diese bed. aus jener
von ‘kurzer stock’ entwickelt.
dvína schw. V. 'schwach werden, schwin-
den’, nisl. fár. dvina, nnorw. dial.
dvina. — ae. dwinan ‘hinschwinden’
und daneben st. V. ae. þwinan, nmd.
dwinen, nnl. verdwijnen 'hinschwinden'
(vgi. nnorw. dial. nschw. tvina, ádá.
tvine). — Also neben einander die wzl.
*dvi (vgl. deyja und air. dith <
*dhvito- ‘ende, tod’) und *þvi (vgl.
þeyja und air. tinaim 'schwinde’) s.
Persson SVS. Uppsala 10, 1912, 744
und fiir anlautsvariante s. dvergr. —
vgl. Dýna 2.
dvQl f. ‘verzögerung, ausruhen’, nisl.
dvöl, fár. dvel; vgl. norw. dial. dvala
‘verzögerung’, nschw. dvala, ndá. dvale
‘tiefer schlaf’. — ae. dwala, mni. dwale,
ahd. twala ‘verirrung’. — vgl. dvala.
dý n. 'pfiitze, sumpf’ (wohl < germ.
*dunhia); nisl. dý, nnorw. schw. dy
‘schlamm, kot, morast' und daneben
ádá djung, ndá. dyng, nschw. dial.
dungen ‘feucht' (IEW 248). — vgl.
dekkr-.
dýfa schw. V. ‘tauchen’, nisl. dýfa. —
ae. dýfan ‘tauchen’. — vgl. dúfa 3.
dyflissa, dybllssa, dyfliza f. 'gefángnis'
(13. Jht.); nisl. dyflissa, entstellt aus
*tyfniza, *tymniza < mnd. temenisse,
< asl. tímínica, russ. temnica. Die
ánderung zu dyflissa wohl unter ein-
fluss des wortes djgfull (Uhlenbeck,
PBB 29, 1904, 332).
dygð f. ‘tugend, kraft’ (<germ. *dugiþö),
nisl. dyg(g)ð, fár. norw. schw. dygd,
ndá. dyd ‘kraft, tugend’. — ae. duguð,
mnd. mnl. doget, dogent, nnl. deugd,
ahd. tugund. — vgl. duga.
dyggr adj. 'zuverlássig, brav’, nisl. fár.
dyggur, nnorw. dygg (urspr. u>a-stamm,
vgí. adv. dyggva, also etwa < *dewwia ?
s. Noreen Gramm. § 82,4). — vgl.
duga.
dýja schw. V. ‘schiitteln', nisl. dýja;
vgl. fár. dýggja ‘durchnass machen’
und shetl. dái 'bewegung des meeres,
welle’ (Jakobsen 94). — gr. ðúw ’rase’,
ðúc&a 'sturm’, ai. dhúnoti ’bewegt,
schiittelt’, asl. dunqti ‘blasen’, lit.
dujd 'stáubchen’, duje ‘daune’ (s.
Reichelt KZ 39, 1906, 71).
Zu der idg. wzl. *dheu ‘stieben,
wirbeln, wehen’; dazu die folg.
Erw. mit n vgl. daunn und
dúnn 1.
Erw. mit l vgl. dvala.
Erw. mit bh vgl. daufr.
Erw. mit dental vgl. dytta und
doði.
Erw. mit guttural vgl. dokka.
dýkl n. ‘stiick zeug’ (norw DN); vgl. dúkr.
dykr m. 'getöse, lárm' (erst 13. Jht), vgl.
nnorw. dykja ‘wagen, pralen’, nschw.
dial. dyka, duka ‘lármen, streiten’. —
vgl. dynr und dynkr.
dylgja f. ‘feindschaft, kampf', nisl.
dylgjur ‘verborgene feindschaft, ver-
stellung’; vgl. nschw. dödölja ‘faule
weibsperson'. — vgl. dolgr.
dylja schw. N. 'verbergen, leugnen', nisl.
fár. norw. dylja, nschw. dölja, ndá.
dolge. — > me. dil, dill(e) ‘verbergen’
(Björkman 207). — vgl. dul.
dylla fBN, eig. 'gánsedistel, sonchus ar-
vensis’, nnorw. dial. dylla, dilla ‘ds’,
nschw. dill, ndá. dild ‘anethum’. —
ae. dile, as. dilli, mnl. dille, ahd. tilli
neben ae. dyle, mnl. dulle ‘anethum’. —
gr. ðáXXca 'bliihe, keime’, air. duille
(< *dottniá) ’blátter’ (Holthausen
IF 19, 1906, 317) oder zu gr. ðuXác
‘sack’, ðúXa^ ‘kopfkissen' ? — vgl.
Heimdallr.
dylma schw. V. ‘leichtsinnig sein’, vgl.
auch dylmlnn ‘gedankenlos, leicht-
sinnig’. — got. dwalmon 'töricht sein’,
ae. fordwielman ‘verwirren’, as. dwalm
'beriickung’, mnl. dwelmen ‘verwirren,
betáuben'. — vgl. dvala.
dymbildagar
90
dyrglast
dymbildagar mpl. ‘die drei náchsten
tage vör ostem, karwoche’, nisl. dym-
bildagar, fár. dymbildagavika.aschv/
dymbilvika, nschw. dymmelvecka, ndá.
dimmeluge. Abgeleitet von dymbill' holz-
knebel in einer glocke’, vgl. nschw.
dial. dymbel ‘holzpflock’, weil in der
stillen woche mit holzknebeln statt
mit metallkolben geláutet wurde. —
vgl. dumbr.
dýna 1 f. ‘daunenkissen', nisl. fár. dýna,
nnorw. schw. dyna, ndá. dyne. — >
finn. tyyny ‘federbett’ (Setáíá FUF 13,
1913, 464). — vgl. auch das Zw. dýna
‘mit daunen fiillen’. — vgl. dúnn i.
— 2 f. ‘flussname’ (statt Dvina durch
ausgleich mit akk. Dýnu). — > russ.
Dvina ‘flussname'; > finn. vdind
‘breiter, ruhigfliessender fluss’, estn.
vein ‘sund’, Veina-jðgi ‘Diina’, liv.
véna ‘breite flussmiindung’ (Collinder
UL 11-12). — vgl. dvina.
dyndill m. vgl. dindill.
dyngja f. ‘frauengemach unter der erde;
haufe’, nisl. norw. aschw. dyngja
‘misthaufen’, nschw. dynga, ndá. dynge
‘diinger’. — > finn. tunkio (< urnord.
*dungið ) ‘abfallhaufen’ (Thomsen 2,
224); > lpS dunía ‘diinger’ (Qvigstad
138). — ae. dynge ‘diinger, gediingter
acker', afr. denga zw. ‘diingen’, ahd.
tunga 'diinger’, vgl. afr. as. dung, mnd.
dunk, mnl. donc, ahd. tunc ‘unter-
irdisches frauengemach’, nnl. donk
'hohe stelle in einer sumpfigen gegend’.
— Falls die grundbedeutung 'boden-
erhebung, haufen' war, kann man an
germ. *dengwan ‘schlagen, priigeln’
(vgl. aschw. diunga) ankniipfen (so
ausfiihrlich Lindquist NB 15, 1927.
97-132). Aber besser zur idg. wzl.
*dheng ‘driicken, bedecken’, vgl. air.
dingid 'unterdriickt’, lit. dengiú, dengti
'decken’, dangús ‘himmel’ (IEW 249).
— vgl. dengja und dgkk x.
dynja schw. V. ‘dröhnen, hervorstiirzen’,
nisl. fár. norw. dynja, aschw. dynia,
ádá dunne, denne. — ae. dynnan
‘widerhallen’, as. dunnian, mnl. donen,
deunen, mhd. tiinen, dúnen ‘dröhnen’.
— vgl. dynr.
dynkr m. 'lárm’, nisl. dynker, dunkur. —
vgl. dunkr, dykr und dvnr.
dýnn m. vgl. dúnn.
dynr m. ‘lárm’ (< germ. *dunjaz),
nisl. dynur, nnorw. dial. dyn, dun,
nschw. dön, ddn, ndá. dem. — ae. dyn(e)
'geráusch', ahd. tuni ‘lárm’. — ai.
dhvanati, dhunayati ‘ertönt', dhvani-
‘ton, laut’, dhúni- ‘tosend, brausend’,
gr. ðúvoi ‘tobe', lit. dundtti ‘pochen’
(IEW. 277). — n-Erw. zu der in
dýja vorliegenden idg. wzl. *dheu
(s. Persson UUÁ 1891, 70-1) — vgl.
duna, duni, dunkr, dúnn 2, dun-
suðr, dynja und dynkr.
dyntr m. ‘schlag, stoss’, nisl. dyntur,
dintur, aschw. dynter-, vgl. nnorw. orkn.
shetl. dunt. — ae. dynt (ne. dint) ‘stoss’.
— Dazu dynta f. und dyntill m. BN,
die F. Jónsson ANO 1907, 321 mit
norw. dynt m, dynta i. 'eine gekiinstelte,
wichtigtuerische person' vergleicht. —
vgl. datta und detta.
dýpt f. ‘ tiefe’ (< germ. *diupiþö, s.
Hesselman, Vástn. Stud. 2, 8), nisl. dýpt,
fár. dýpd, nnorw. dypt, ndá. dybde. —
got. diupiþa, me. depthe, as. diupitha,
nnl. diepte. — vgl. djúpr.
dýr 1 n. ‘wildes tier, bes. reh’ (< urn.
*diuR mit i?-uml und dieses < germ.
*deuza-), nisl. dýr, fár. djór, dýr,
nnorw. dyr, nschw. djur, ndá. dyr. —
> shetl. djur ; > lpN. div're (Thomsen
2, 223). — got. dius, ae. déor, afr.
didr, dier, as. dior (pl.), ahd. tior
(Palander 10-13); vgl. ae. déor ‘kiihn’,
ahd. tiorlih ‘wild’. — lat. bestia (falls
aus < *dhffésdhia) ‘wildes tier'; vgl.
asl. duchú, duía ‘atem, geist, seele’,
lit. dvesiú, dvisti 'atmen, keuchen', lett.
dvésele ‘atem, seele’, dvaSa ‘atem,
hauch’ (s. Persson LTUÁ 1891, 81-3);
gehört zur idg. wzl. *dhe^es- ‘atmen’,
vgl. dús. Fiir den bedeutungsiibergang
s. lat. animal ‘tier’ neben anima ‘seele’.
vgl. dýri 2 —
— 2 ’hand’ (nur in þula), viell. ‘die teure,
die wertvolle’ ? und dann zu dýrr.
dýrð f. ‘herrlichkeit, ehre’ (< germ.
*diuriþð), nisl. dýrð, fár. dýrd, nsqhw.
dyrd. — ne. dearth, as. diuriða, diurða,
mnl. duurte, ahd. tiuriðá. — vgl. dýrr.
dyrgill mBN. eig. ‘zwerglein’. — vgl.
dvergr. #
dyrgja I f. ‘zwergin’ (i4-Jht. < germ.
*dwergiðn, s. Lindroth IF 29, 1911,
156); nisl. dyrgja. — vgl. dvergr.
Ein anderes wort ist nisl. dyrgja
‘grobe, dicke frau’, vgl. durgur
‘klobiger mann, miirrische person’,
shetl. dorg ‘dicke person’; mit der
sippe von dorg verbunden von
Johannesson Wb. 521. Wenig
ansprechend. Vielleicht doch =
dyrgja 1, und dann wáre an die
klotzige form einer zwergin zu
denken; iibrigens gehen die be-
zeichnungen fiir iibernatiirliche
wesen wie zwergen und trollen
oft durcheinander.
— 2 schw. V. ’mit angelschnur fischen’
(nur þiðr. s.), nisl. dyrgja, dorga, fár.
dyrgja, nnorw. dyrgja. — vgl. dorg.
dyrglast schw. V. mit yfir: ‘verborgen
gehalten werden’, vgl. nisl. durlast
91
dæld
dýri
yfir. — ae. darian ‘verborgen sein’ und
diernan, as. dernian, ahd. tarnen ’ver-
bergen’. — air. deirn ‘dunkelheit’.
Der form nach könnte das wort
zu der sippe von dorg gehören,
aber die bed. stimmt dazu schlecht.
dýri 1 mPN., aschw. Diuri, vgl. auch
warág Dir. Wohl eig. urspr. zu dýr
gebildet, oder zum adj. *deuza ‘wild,
kiihn' und erst spáter vermischt mit
einem zu dýrr gebildeten namen
(Láffler, Sv. fornm. fören. tidsskr n,
1900, 201 ff; s. auch Jiriczek ESt 60,
1925, 225-6).
— 2 m Zss. wie bjarndýri ‘bár’, grádýri
‘wolf’. — vgl. dýr 1.
dýrka schw. V. ‘verehren, preisen’ (nur
chr. Schr.), nisl. fár. dýrka, nnorw. schw.
dyrka. ndá. dyrke ‘verehren' auch
‘bauen, anbauen’. — vgl. ae. dieran,
diersian ‘ehren, pretsen’. — vgl. dýrr.
dyrr f. npl. ‘tiir’ (< germ. pl. *duriz),
nisl. fár. nnorw. dyr, nschw. dörr, ndá.
dor (nach Falk MM 1910, 10. eig.
‘tiiröffnung’; iiber die form dyrr s.
Sturtevant, Fschr. Flom 1942, 52:
analogie nach umgel. neutra wie kyn).
— > lpN. durro ‘verschlagartiger vor-
bau in einer erdhiitte’ (Qvigstad 141).
— ae. duru, afr. dure, dore, as. duru,
duri, ahd. turi, daneben sg. n. got. daur,
ae. afr. as. dor, ahd. tor ‘tiir’, turi. —
lat. foris, gr. 0úpa ‘tiir’, ai. dvar,
dváras ‘tor, tiir’, asl. dviri pl. ‘tiir’,
dvorú ‘hof’, lit. dúrys pl. ‘tiir’, dv&ras
‘hof’, lett. duris ‘tiir’, air. dorus ‘tiir’,
arm. durn ‘tiir, hoí’, alb. dere ‘tiir’
(IEW 278-9).
Dass wir bei einem worte fiir ‘tiir’
von einem zaun oder einer wand
ausgehen miissen, ist klar; das
duale tantum deutet eben die
zwei pfosten an, durch die man
hindurchgehen muss. Idg. *dheur
isteine r-erw. von *dheu, die’flecht
werk’ bedeutet hat. Wir findendiese
bed. in der dental-erw. vgl. doði,
aber auch in dem nhd. wort topf,
eig. 'lehmbeschmiertes flecht-
werk’. Aus dem hohlen gefáss er-
gibt sich die bed. ‘tief’ (vgl.
djúpr). Dass der zaun auch als
mannring aufgefasst wurde, be-
weisen wörter wie dýrr (zur bed.
entw. vgl. hollr), und duga. (s.
J. Trier, ZfdPh 70, 1949, 357-365).
dýrr adj. ‘teuer, kostbar’ (< germ.
*diurjaz), nisl. dýr, fár. dýrur, nnorw.
schw. dá. dyr. — > shetl. djur ; > finn.
tiuris, tyyris, liv. tövrös, lpN. diwrás,
diwres lpS. deuras, tivras (aus *diuriz\
s. Thomsen 2, 223, Setálá FUF 13,
1913, 464). — ae. diere, dýre, afr.
diöre, diúre, as. diuri, mnl. diere, duere,
ahd. tiuri ‘lieb, wert’. — vgl. dýr 2,
dýrð und dýrka.
Die idg. grundform *dheur ist auch
in der schwundstufeform dyrr
vertreten und gehört zu einer idg.
wzl. *dheu, die ‘geflecht, flecht-
werk’ bedeutet. Man muss vöm
‘mannring’ ausgehen: ‘lieb, wert’
sind die genossen des gemein-
schaftsverbandes’ (vgl. hollr). —
Sporadisch auch in PN. wie
Dýrhildr, Dýrfinna\ auch im w-
germ. selten z.B. fránk. Deorwal-
dus, Deurtrudis, ae. Deorbriht
(Naumann 85).
dys f. ‘grabhugel, eig. steinhaufen’ (<
germ. *dusjö), nisl. fár. nnorw. aschw.
dys, nschw. dös, ndá. dysse\ vgl. auch
nnorw. dussa ‘ungeordneter haufe’,
deysa ‘aufháufen’. — ostfr. dúst ‘haufe,
unordentliche masse’, mhd. toesen,
doesen ‘zerstreuen’. — Vielleicht zur
idg. wzl. *dhues- ‘verwirrt sein; rau-
chen, stieben’ vgl. dús.
Das wort bekam die bed. ‘grab-
hugel’, nicht weil dort eine seele
ruhte (so Meringer WS 10, 1927,
189), sondern weil auf einem
unterwegs erschlagenen ein stein-
haufen aufgeschuttet wurde, vgl.
auch den brauch, beim voriiber-
gehen an solchen stellen einen
stein daraufzuwerfen; also eig.
unordentliche masse von steinen ?
dytta schw. V. ‘zustopfen’ (nur Stjóm),
nisl. norw. dytta, nschw. dial. dötta. —
ae. dyttan ‘schliessen, zustopfen’. —-
gehört zu norw. schw. dial. dott, ndá.
dial. dot ’buschel, wisch’, vgl. ae. dott
‘geschwiirspitze’, mnd. dut ‘nagel,
klotz’, nnl. dot ‘knáuel, biischel’, ahd.
tutta ‘brustwarze’. — vgl. doði und
dottr.
dyttr m. ‘schlag, stoss’; vgl. nnorw.
dytta, nschw. dial. dötta ‘stossen’. —
vgl. dyntr.
- dæöa f. in Zss wie fordœða ‘zauberei,
und -dæöi n. in Zs. údceði ‘untat’,
nisl. ódœði, aschw. odœþi, ádá. udathe.
— vgl. dáð.
dæla f. ‘rinne am schifísbord, in die der
schöpfeimer geleert wird’, nisl. norv'.
dala ‘hölzerne rinne’. — > IpN.
dallo ‘ds’ (Qvigstad T41). — vgl.
nnorw. dial. dol Tinnenförmige höh-
lung’, mnd. dðle ‘graben'. Daneben
abl. nnd. dal 'rinne auf segelschiffen
fiir das abfiihren des leckwassers’, vgl.
ne. pumpdale, nnl. pompdaal (hieraus
vielleicht frz. dalot 'speigatt’) und
weiter mhd. túlle, nnd. dölle ‘röhre’. —
dæld f. ‘kleines tal; loch, grube’ (<
dæligr
92
dQgg
germ. *déliðð), nisl. norw. deeld, nscbw.
dald, ndá. dœl(le). — daneben abl.
got. ib-dalja 'berglehne', ae. dell, nnd.
delle (< *daljo). 'kleines tal' — Hoch-
stufige abl. zu dalr i.
dœligr adj. ‘schwach, kránklich’. —
vgl. dd i.
d»U adj. 'leicht, umgánglich', nisl. dœll,
fár. dalur, nnorw. dœl, nschw. dal,
döl, ádá. dœl. — Zu einem Zw. *dalian
Í tassend machen, bereiten' (vgl. dali-
un), zu asl. dilo 'werk’, délajq ‘ar-
beite’, lit. padilýs 'einer henne unter-
legtes ei’, zur idg. wzl. *dhl 'setzen,
stellen' (IEW. 238). — vgl. dáð.
dæsa schw. V. ‘auf etwas blasen, gering-
schátzen (chr. Schr.), nisl. dcesa ’blasen,
stöhnen’, dœsast ‘fast umkommen vor
kálte oder schmerz', nnorw. dœsa
‘erschöpft sein vor frost oder schlech-
tem wetter'. —vgl. dæsinn ‘faul, tráge’
(poet.), dæstr' ermattet’ und dæstingr
mBN. — vgl. dasast und dási.
deggva schw. V. vgl. dgggva.
dekkr adj. ‘finster, dunkelfarbig’ (wohl
< germ. *dankwia, vgl. daneben
dgkkr s. F. Jónsson Sprogforh. 308);
nisl. dökkur, fár. dekkur, nnorw. dökk,
dokk, dekk. — afr. diunk(er) ‘dunkel’,
daneben tiefstufig: as. dunkar, mnd.
dunker, nnl. donker und mit anderem
suff. ahd. tunkal, tunchal. — gr. 6é[icpoi;
‘ernst, finster blickend’, ai. dhamati
‘blást’, mir. dem ‘schwarz, dunkel’,
deime 'dunkelheit’ (IEW 247-8). Neben
dieser mit dh- anl. wzl. steht eine andere
mit f-anl., vgl. ai. tamas ‘finsternis’, as.
thimm, ahd. demar ‘dunkel’ (viell.
tabu-wechsel ? s. Specht, Idg. Dekl. 12).
— dekkna ‘dunkel werden’, dekkva
schw. V. 'dunkel machen’, fár. norw.
dekkast ‘sich verdunkeln’. — vgl.
dámr, dimmr, dumba, dunkrunddý.
dœgn n. 'halbtag von 12 stunden’
(< germ. *dðgin-), nnorw. dial. degn,
dygn, nschw. dygn, ndá. dagn. Daneben
gíeichbedeutend dœgr {< germ. *dð-
giz\ (Collinder, APhS. 3, 1928, 206
erklárt beide formen aus stammform
*dögezen; aber eher alter wechsel von
r- und n- stámmen; Benveniste Origi-
nes 11 vergl. dazu ai. áhar: áhan 'tag’),
nisl. deegur, nnorw. dager, aschw.
dðgher, ádá. dmger. — Hochstufige
ableitungen wie got. fidurdögs ‘vier-
tágig’ und ae. dðgor zu dagr.
dcel f. ‘kleines tal’ (< germ. *döljð),
nisl. dal, nnorw. dial. del', vgl. shetl.
dðli ‘rinne im meerboden’. — nnd.
döle ‘loch’, nnl. doel ‘graben, wasser-
scheide’ (s. Schönfeld, Ned. water-
namen 1935, 226), ahd. tuolla ‘tálchen’.
— vgl. dalr 1.
dcellm. 'talbewohner’ (< germ. *dðljaz),
nnorw. dal. — vgl. dalr 1.
dcelskr adj. ‘töricht’ (< germ. *dwðlis-
haz), nisl. dœlskur, fár. dalskur ; vgl.
nnorw. delsha ‘nárrin’; daneben abl.
nschw. dá. dial. dolsk, und ahd. tulisc
‘töricht’ (s. Flom, SSN 1, 1914, 271). —
vgl. dvala.
dœma Schw.V. ‘urteilen, richten, nisl.
desma, fár. nnorw. dama, nschw. döma,
ndá. damme. — > finn. tuomita, IpN.
dubmit, duobmet (Thomsen 2, 224). —
got. dðmjan, ae. dlman, doeman, afr.
dlma, as. dömian, mnl. doemen, domen,
ahd., tuomjan, tuomen. — doemi 1 n.
‘beispiel, zeugnis, erzáhlung’, neubil-
dung zu doema und 2 in Zss. wie
eindœmi ‘selbstbestimmungsrecht’, ritt-
doemi ‘gerechtes urteil’, ;a-abl. zu dómr.
dQt 1 f. ‘lende eines tieres’ (< germ.
*dabð), nisl. döf ‘lende’, fár. def ‘kreuz,
hinterteil’, nnorw. dov ‘lende’. —
Vielleicht mit der bed. ‘dick’ ? (Wood
MPh. 11, 1914, 331). — vgl. dafla
und dgf 2.
Etymologisch gehört es wohl zur
gruppe von dafla, wiewohl die
bedeutungsverháltnisse alles an-
dere als klar sind. Holthausen
Wb. 45 stellt dazu adá. dabe
‘stosskeule’ und scheint damit
eine grundbed. ‘stossen’ anzu-
nehmen. Jóhannesson Wb 497
stellt es, wiewohl zweifelnd, zu
den germ. wzln *dabb, *dab, *dap,
die ‘dick, klumpig’, sodann auch
‘plump, tölpelhaft’ bedeuten sol-
len. Die beziehung zu ‘schlagen,
stossen’ ist doch wohl ziernlich
locker; gr. Tá<poc fiihrt dann
wieder in eine ganz andere be-
griffsspháre ‘erstaunen’; man spll
eine bed. entw. annehmen ‘schla-
gen’ > ‘geschlagen sein’ > ’stau-
nen’. Nicht recht uberzeugend.
— 2 f. ‘speer’ (poet), vgl. ádá dabe ‘stoss-
keule’ (nach Falk, NVA 1914 Nr. 6, 74
dasselbe wort wie dgf 1; Sturtevant
SSN 8,1925,202 stellt es zu dafla und
erklárt es als waffe, mit der man schlágt).
dQgft f- ‘tau’ (< germ. *da\i\eö), nisl.
dögg, fár. degg, nnorw. dogg, nscEw.
dagg, dugg, ndá. dug. — > orkn, shetl.
dagg; > ne. dial. dag (Björkman 33). —
ae. diaw, afr. dáw, as. dau, nnl. dauw,
ahd. tou ‘tau’. — gr. 6é<i>, ðfjto ‘laufe’,
6óos ‘schnell’, ai. dhávate ‘fliesst’
(IEW. 259). — dpggva schw. V., auch
deggva ‘tauen’, nisl. döggva, nnorw.
deggja, deggja, aschw. dygga, nschw.
dial. dögga ‘tauen’, ndá. dial. dygge
‘bespritzen’. — > ne. dial. degg
‘betauen’, ne. daggle ‘beschmutzen’
dgggskór
93
eöli
(Thorson 24). — nnl. dauwen, mhd.
touwen.
dpggskór m. 'ortband der scheide’, eig.
‘beschlag’, nisl. dOggskór, nnorw. dial.
doggsko, ádá. dugsko; wohl unter ein-
fluss von dggg entstellt aus einem
worte wie nschw. doppsko, ndá. dopsko,
dessen erster teil mnd. dofrpe, nnl.
dop 'metallhulse’ ist (Falk NVA 1914
Nr 6. 34-5).
dpglingr m. auch deglingr ‘fiirst’ (poet.),
nisl. döglingur 'fiirst', fár. deglingur
'walart'. — Aufgefasst als nachkomme
des königs Dagr; der sakrale charakter
der bildung geht aus der u-dekl. in
der grundform *dagulingaz hervor
(s. Höfler, Fschr. Genzmer 33).
dpgurör m. 'friihstiick’ (< dag-verör),
nisl. dögurður, dagverður, fár. dógurða-,
nnorw. dagverd, dugurd, daver, nschw.
dagvard, ndá. davre. — vgl. dagr
und verðr 1 .
dpkk f. ‘grube' (norw. DN) (< germ.
*dankwö), nnorw. dokk, nschw. dial.
dank ‘senkung im boden'; daneben
nnorw. (d)jokk (< *dankwið) und
nschw. dial. danhe (< *dankwia); s.
H. Pipping SNF 8 , 1917. Nr. i, 22-4. —
> me. dank ‘feuchtigkeit’, ne dial.
donk ‘feuchte stelle’ (Björkman 233;
aus ostskand.); > shetl. dekk ‘meeres-
boden’ (Jakobsen 95). — lett. danga
‘gruft, pfiitze’ (zur idg. wzl. *dhen
‘schlagen’ ? s. Lmdquist NB 15, 1927,
112-7). — vgl. dyngja.
Weniger wahrsch. zu dekkr (so
Jóhannesson Wb. 511).
dpkkr vgl. dakkr.
dqmmudúkr vgl. dammadúkr.
Dqrruör m. ‘Odm’, eig. ‘der Speerkámp-
fer’ (< *darr- hQðr; s. Falk, NVA 1924.
Nr 10, 6). — vgl. Darraðr und darr.
E
eða Konj. ‘oder, aber, sonst’, run. ipa;
nisl. eða, ádá œthee, eeth. — got.
aipþau, ae. eðða, ahd. eddo ‘oder’;
daneben abl. as. oððe, ahd. odo. —
Wáhrend der 2.teil das unter pó be-
handelte wort *pau ist, gibt es fiir
den i.teil zwei erklárungen und zwar
i.germ. *ep, vgl. lat. et ‘und’, gr. In
'iiberdies, noch’; vgl. got. iþ 'aber’,
id-weit ‘schmach’ (IEW 344) und
vgl. ið 2, oder, aber weniger einleuch-
tend 2. germ. *eh, vgl. lat. ec in ec-ce
‘da’. Eine áhnliche bildung wohl. as.
eftha, eftho, ettha, ettho, afr. ieftha,
ioftha, oftha, mnl. ofte, falls man iiber-
gang pp > fp annehmen darf. — vgl. eðr.
edda 1 1. ‘grossmutter’ (poet.). Das wort
hángt vielleicht mit eiða ‘mutter’
zusammen, entweder als suffixbildung
*aipipön (Noreen Gramm § 238, 1),
oder als reduplikationsbildung *aip-
aipon etwa 'mutter-mutter’ (Neckel,
ZfdA 49, 1908, 314-20).
— 2 f. ’name fiir Snorris buch iiber
die Skaldenpoesie’. Die etymologie ist
unsicher.
Die lange bevorzugte ableitung
von óðr, also in der bed. ‘poetik’
(s. B. Sijmons, Over afleiding en
beteekenis van het woord Edda
1898, ióff und Krogmann ANF 50,
1934, 243-9) aus einer grundform
*öpipön erweckt bedenken durch
kiirzung und delabialisierung des
stammvokals (s. Andersen, ANF
52, 1936, 67-70; vgl. aber stedda).
— Besser wáre demnach eine abl.
von dem ortsnamen Oddi (Sijmons,
Einl. Edda-ausg. I S. LXXXII ff),
also ‘das buch von Oddi’. — Man
hat auch versucht das e aus ai zu
erkláren, und dann das wort mit
edda 1 zu vereinigen (Neckel,
ZfdA 49, 1908, 314, oder Guten-
brunner, PBB 66, 1942, 276 als
kurzíorm aus einem wort wie
Eddumál oder Eddusaga) ; ver-
fehlt aber zu einem psirt. *eddr
‘geehrt’ (vgl. eira) mit der bedeu-
tung ‘buch iiber ehrwurdige sa-
chen’ (Pipping, Andra nordiska
forskarmötet Helsingfors 1926,
S. 103 ff.).
edik n. 'essig’ (nur chr. schr.), nisl. edik,
fár. edikur, ndá. eddike. — < mnd.
edik < lat. acetum ‘essig’.
eðla, eyðla, eðla f. ‘eidechse’ (grund-
formen: *aiðilon und *aiðulðn), nisl.
eðla, anorw. eyðla, nnorw. dial. edla,
erle, ele und ela, ala, eila, aschw. ödhla,
ydhla, nschw. ödla, ádá. ödle, ödele,
ndá. egle.
Gewöhnlich verbunden mit der
unter eisa 1 behandelten idg.
wzl. *aidh ‘brennen’, aber nach
Torp Ordb. 883 < *iðalðn, *iðu-
lön zu gr. aléaXUov ‘russbraun’.
eðli, eðli n. ‘beschafienheit, wesen,
natur' (vielleicht zwei grundformen
*aðilja und *aðulia, wenn nicht ein-
eðlingr
94
egg
fach eðli > eðli in infortis-position) ;
nisl. eðli 'art, beschafienheit’, nnorw.
edle, eU ‘geschlecht, rasse’, aschw.
eeþle ‘herkunft’. — ae. œðelu, as. aöali,
ahd. adal, edili ‘edle herkunft, edles
geschecht'; vgl. adj. ae. esdeú, afr.
etheU, as. athali, etheli, ahd. edili
‘edel’. — vgl. aðal.
eðllngr m. ‘hauptling’, vgl. pðlingr.
EOna f. PN < air. Ethne.
Eðný fPN. vgl. ið 2 und »ý 2.
eðr ‘oder’, (junger und bes. ostnorw.)
Komp. bildung zu eða.
ef 1 n. ‘zweifeL'. — vgl. if und efan.
— 2 Konj. ‘wenn’, nisl. ef. — ae. gif,
as. ef, afr. jef, ef, ahd. ibu ‘ob, wenn',
got. ibai 'ob denn'; daneben abl. ahd.
oba, ube. .— vielleicht gehörend zum
pron. stamm *«-: **-, vgl. es und
nema 2 .
efa schw. V. 'zweifeln'. — vgl. ifa.
efan f. 'zweifel’ — vgl. if.
efja f. ‘gegenstrom in einem fluss; fluss-
bucht’ (< *germ. *abjön)\ nisí. efja,
fár. evja ‘schlamm’, nnorw. evja 'sump-
fige bucht, flussarm’, aschw. tsfia
‘schlamm’, nschw. diaí. dvja ‘seiten-
bucht in einem fluss, schlamm’, ndá.
dial. eve ‘schlamm’ und ohne uml.
nnorw. ave, nschw. ava, ave ‘wasser-
loch, sumpf’. — ae. afr. ebba, as. ebbia,
mnd. mnl. ebbe ‘ebbe’, eig. ‘riickgang'.
— gr. Snio? ‘abgelegen, fem’ (IEW
54). — vgl. af und ífugr.
efla schw. V. ‘stárken; ausfiihren; ge-
winnen, können', nisl. efla, fár. elva,
nnorw. evla, nschw. dial. dvla, ndá.
esvle. — ahd. avalðn 'sich riihren, ar-
beiten'. — vgl. afl. 1. — Dazu efli
n. 'stárke’ (poet.) und in Zss. wie ofrefli
‘iibermacht’, norw. dial. ov(r)evle,
aschw. oftefle, adá. ueefli, ja- abl. zu
afl., und efllng f. ‘bereitmachung,
unterstiitzung’.
efha 1 schw. V. (prát. efndi) 'ausfiihren,
leisten, helfen', nisl. efna, fár. evna,
nnorw. emna ‘leisten’, nschw. amna
‘beabsichtigen’, ndá. evne ‘vermögen’.
— > ne. dial. ebben ‘sich vomehmen,
beabsichtigen'. — ae. efnan, esfnan
‘ausfiihren', ahd. ebanðn. — vgl. afl 1,
efni und oefr.
— 2 schw. V. (prát. efnaði) ‘einrichten,
vorbereiten’, eig. ‘eben machen’. —
vgl. jafn.
eftal n. ‘stoff, material; grund, ursache'
usw. (< germ. *abnia), nisl. efni, fár.
evni, nnorw. emne, nschw. dmne, ádá.
evne ‘material’, ndá. evne ‘geistige
kraft, vermögen’. — > • me. efne, euen
‘art, materiaí’ (Björkman 209), ne.
even ‘art, character’ (Thorson 59); >
shetl. even, iven ‘material’ (Jakobsen
144); > finn. aine ‘stoff, material’
(nach Karsten GFL 86 und FMS 2,
1934, 7 1 < germ. *etbnú ; nach Setálá
FUF 13, 1913, 355 unsicher); > lpN.
awnas, dbnes ‘stoff, bes. holzmaterial’
(Thomsen 2, 172). — ae. andefen ‘mass,
menge, fáhigkeit’, landefen ‘landmass’.
— ai. dpnas 'besitz, reichtum’. — vgl.
efna 1.
Das wort beweist durch die finn.
lapp. entlehnungen, dass die germ.
grundform ein es, os-stamm war,
spáter von einem ija- stamm ab-
gelöst (s. I. Lindquist MASO 3,
I 94 1 , 130)-
efri 1 ‘spáter’, nisl. efri, fár. evri; vgl.
auch superl. efstr, nisl. efstur, fár.
efstur, evstur. — vgl. afr.
— 2 ‘höher’. — vgl. efri.
efsa schw. V. ‘abschneiden’ (poet.), vgl.
schw. dial. afsing ‘abgeschnittenes
ende eines gewebes’. — ae. efesian,
œfesian ‘abschneiden’ (falls aber zu
ae. œfes, yfes vgl. ups, besser fernzu-
halten). Vielleicht < germ. *abison
und dann abgeleitet von af, wie
ofsa von of.
egðir 1 m. ‘adler’ (þula) auch ‘wolf’. —
Gehört wohl zu agi, aíso 'der schreck-
liche’. Der name des adlers könnte auch
zu egg 1 gehören, also ‘der mit dem
scharfen schnabel’.
— 2 mPN. vgl. Eggpér.
— 3 mpl. ‘bewohner der landschaft
Agðir, vgl. auch egðskr.
egg 1 f. 'ecke, schneide’ (< germ. *agjö),
nisl. fár. nnorw. egg, nschw. egg, dgg,
ndá. egg, eg. — > shetl. egg ‘schneide’;
> ne dial. egg 'auf die seite gestellte
schieferplatte’ (Thorson 25); > finn.
agja, karel. weps. agj 'spitze’, estn
ai ‘náharbeit', liv. aigá’ ‘rand’ (Thonj-
sen 2, 168; Karsten FMS 2, 1934, 6 7 )l
> lpN. avjo, lpS. aivo, auío (Thomsen
2. 172; Wiklund SUSA 10, 1892, 149)-
— ae. ecé (ne. edge), afr. egg, ig, as.
eggia, mnl. egge, ahd. ecka, egga 'schnei-
de’, vgl. got. PN Agiulfus. — lat. acies
‘schárfe, schlachtreihe’, gr. áx£? ‘spitze,
stachel’, asl. osla 'wetzstein’; i-erw
zur wzl. *aM, *oR, die in gr. áxfj, áxojxí)
'spitze, schneide’, lat. acere 'sauer
sein’, acidus ‘sauer’ vorliegt, vgl.
daneben *ank in gngull und vielleicht
auch uggr; weiter akka, dll 4, ax
und Agðir, eggja, Qgn, Qgr 1 u. 2 und
hamarr.
— 2 n. ‘ei’ (< germ. *ajjam), nisl. fár.
nnorw. egg, nschw. dgg, ndá. eg. —
> shetl. egg; > me. ne. egg (Björkman
36). — ae. esg, as. mnl. ahd. ei, krimgot.
ada. — verwandtschaft mit asl. ajice,
ajice, gr. ötov, <&eov (< *ö(yi)iom) 'ei’.
95
eigin
egtda
vgl. weiter lat. ovum, (< *ðu-o), air.
og ‘ei’, eig. adj. bildung zu lat. avis
'vogel', ai. vih, vih, gr. < *avi-
etos) ‘raubvogel’ (s. Specht, Idg.
Dekl., s. 29) — vgl. langvi.
eggja schw. V. ‘hetzen, scháríen’, nisl.
fár. nnorw. eggja, nschw. ágga, ndá.
agge; vgl. daneben nnorw. eggla ‘auf-
hetzen, beleidigen’, egsa ‘aufhetzen,
galoppieren’, nschw. dial. áxa ‘auf-
hetzen, keifen’. — > shetl. egg, igg
‘hetzen’; > ae. eggian, me. eggen
(Björkman 157), ne. dial. egg (Flom
Infl 38); > lpN. av’ðot ‘antreiben’
(Qvigstad 98). — ae. ecgan ‘schárfen’,
afr. eggia ‘antreiben, fechten’, mnd.
eggen ‘schárfen’. — vgl. egg 1.
Eggþér mPN., auch Egðir, ádá Ejde. —
ae. Eggþeow, ahd. Eggideo, Eckideo .—
eig. ‘der mit ecken bewaðnete diener
hat’ (I. Lindquist, SVS Lund 24, 1940,
52). Zs. aus egg 1 und -þir.
Egill mPN. (< germ. *agilaz), aschw.
Æghil (in ON), ada Eghil. — wgot.
Agila, ahd. Agilo, Egilo. — Entweder
zu agi oder zu egg 1.
egna I schw. V. ‘ködem’, nisl. fár. norw.
egna, schw. dial. ágna. — > lpN
av'nðt ‘ködem’. (Qvigstad 98). — Dazu
egnlng f. ‘verlockung, táuschung’,
nisl. ‘das ködem’. — abgeleitet von
agn.
— 2 schw. V. in Zs. eregna ‘reinigen (von
flachs)’. — vgl. Qgn.
ei 1 adv. ‘immer’, daneben auch ce;
neben schwachtonigem ei steht stark-
toniges ey (Noreen, Gramm. § 77, 15).
— > me. ay, ai, agg, ei, ne. aye
‘Björkman 40). — vgl. ce 2 und eyvit.
— 2 adv. ‘nicht’, vgl. eigi 2.
eið n. ‘landenge; strecke wo man den
wasserweg verlassen und iiber land
gehen muss’ (< germ. *aiða-), nisl.
fár. eið, eiði, nnorw. eid, nschw. ed. —
> shetl. Id, lð, je, jce, hebrid. aoidh;
> manx ON The Eye (Marstrander
NTS 6, 1932, 85); > ne -aith in ON
(Flom MLN 39, 1924, 208); > lpN.
ai’de ‘landenge, durchgang durch sen-
kung im gebirge’ (Qvigstad 83). —
gr. 10 (jlœ ‘gang’, 106(104 ‘landzunge,
landenge’, lit. Ttdine ‘im gang (von
pferden)’, gehört zur idg. wzl. *ei
‘gehen’, vgl. lat. eo, gr. elj«, ai. emi,
imas, asl. iti ‘gehen’, vgl. got. iddja
‘ging’ (s. fur diese wortgmppe Hessel-
man, NTU 7, 1935, 163-6). — vgl.
dr 2, drr 1, eiðr, eistr, forað,
ónn und viðr.
eiða f. ‘mutter’. — got. aiþei, mhd. eide
‘mutter’, ahd. fuotar-eidi ‘amme’. —
air. aite ‘vater’. — vgl. edda 1.
eiðr m. ‘eid’, nisl. fár, eiður, nnorw. eid,
nschw. dá. ed. — got. aiþs, ae. áð
(ne. oath), afr. Ith, éd, as. eð, mnl. eed,
eet, ahd. eid. — air. oeth (< *oito).
Oft ist das germ. wort als entl. aus ir.
betrachtet (d’Arbois de Jubainville,
Les premiers habitants de l’Europe 2,
235 und G. S. Lane, Lang. 9, 1933,
246), aber vielmehr als urverwandt zu
betrachten (s. Krahe, Sprache und
Vorzeit 134).
Etymoíogie ist dunkel. Nimmt
man zusammenhang mit gr. oIto?
‘schicksal’ an (Meringer, IF 18,
1906, 295), dann möglich zur
idg. wzl. *ei ‘gehen’ (vgl. eið),
also etwa 'eidgang’; dabei erinnert
Porzig, Gliederung d. idg. sprachen
(1954) 121 daran, dass der schwö-
rende zwischen den stiicken eines
opfertieres hindurchschritt (falls
das allgem. brauch gewesen ist ?).
Oder vielmehr zu gr. alvujxi, alvcco
‘loben’, alvo? ‘erzáhlung, lobrede’,
ávaívo|iai ‘vemeinen, verwerfen’
(Osthoff BB24, 1899, 207), dann
etwa ‘zauberformular’ /IEW n).
Eiðslfaþing ‘die Dinggemeinde von
norw. Uppland’, wohl umbildung von
*Heiðsifa-, vgl. Heiðscefi ‘der nach He-
demark gelegene teil von Mjösen’, des-
sen 2. teil scefi (wie in rúmscefi ‘das of-
fene meer’) von scer gebildet ist. t)ber das
lautverháltnis von -sœfi und sifi (vgl.
H. Pipping, GHÁ 11,1905, Nr. 3,34.
eiga 1 f. ‘eigentum’, nisl. norw. eiga,
nschw. ega, ága, ndá. eie. — ae. áge
‘eigentum’. — vgl. eiga 2.
— 2 prt-prs. ‘ besit zen’, nisl. fár. norw.
eiga, nschw.' 7 ja, Uga, ndá. eie (vgl.
run. norw. aih Myklebostad, ende
6.Jht, Krause Nr 59). — > finn.
aihoa ‘vorhaben, beabsichtigen’ (? Tun-
kelo FUF 13, 1913, 100-8); > lpN.
áitar ‘besitzer’, aus einer alten mit ai.
iSitar zu vergleichenden abl. (Collinder
Saga ochSed 1939,14). — got. aigan, ae.
ágan, afr. ága, as. ðgan, ahd. eigan. — ai.
ise ‘hesitzt* iSyaras 'vermö gend’. ‘iíá-
‘besitzer. herr ’, av. aés- ‘herr sein
iib er‘. toch"S~aiA- 'kenneh, wl5SCTr 1 ~= r
vgl. etgtnn, etgn, cett 1 und cexka.
elgi 1 m. ‘eigentum’. — vgl. eiga 2.
— 2 ‘nicht’, run. dá. aigi (HáUestad I,
c. 980, Jacobsen-Moltke Nr. 295), nisl.
eigi, nnorw. fár. dá. ei, nschw. ej. —
Zusammengesetzt aus [ne]-ei-gi (vgl.
ne, ei 1 und -gi), etwa zu vergleichen
mit einem got. *ni-aiw-hun.
eigin 1 n. ‘eigentum’, nisl. eigin. — got.
aigin, ae. ágen, as. Igan, mnl. eigen,
ahd. eigan. — vgl. eiga 2.
— 2 n. ‘eben hervorspriessender saat
keim’ (nur SnE), nnorw. eigind, nschw
eiginn
96
einarðr
dial. eien, áje, ágel, ájel. — mnd. ine
'granne’. — Vielleicht zur wzl. *aiR,
*ik ‘spiess', vgl. lat. ictus 'hieb, stoss',
gr. bcTéee ‘sj)eer’, alxiri) (< *aiksmá)
‘spiess’, apr. aysmis, lit. ieSmas, jieímas,
lett. iesms ‘bratspiess' (Wood, JEGPh
13, 1914. 499 )- — vgl. igða.
eiginn adj. 'eigen, eigentumlich’, nisl.
eiginn, fáx. egin, nnorw. eigen, nschw.
egen, ndá. egen, eien. — ae. ágen, afr.
igin, iin, as. igan, mnl. eigen, ahd.
eigan. — vgl. eiga 2 .
eign f. ‘eigentum’ (< germ. *aigni-),
run. norw. at aign (Sele c. 1100, Seip
N Spr. 86), nisl. eign, fár. ogn, nnorw.
eign, aschw. eghn, esghn, ádá egn. —
> shetl. enk, ink, jenk, jink (Jacobsen
137 u. 366). — eigna schw. V. ‘sich
aneignen, erwerben’, (< germ. *aigi-
nðn), nisl. nnorw. eigna, fár. ogna,
nschw. ágna, ádá. egne. — > shetl.
(j)enk, (j)ink (Jakobsen 138 u. 366). —
got. ga-aiginon ‘in beschlag nehmen’,
ae. ágnian 'besitzen, beanspruchen',
ahd. eiginin, mnd. igenen, mnl. eigenen
‘aneignen’. — vgl. eiga 2.
eigra schw. V. ‘schlendem’ (poet.). —
gr. ofjcofíat ‘gehen’.
elk f. 'eiche; schiff (poet.)’, nisl. fár. norw.
eik, nschw. ek, ndá. eg. — > ne. ON.
Aihe, Ackton (Mawer 24); > lpN.
(h)ajka (Thomsen 2, 169; Wiklund
MO 5, 1911, 246); vielleicht > íinn.
aikki, aihki ‘pinus procera'. — ae. ác
‘eiche; schiff aus etchenholz’, afr. as.
ík, mnl. eic, eec, ahd. eih. — gr. alYÍXtoiJi
‘eichenart’, afycipo; ‘schwarzpappel’.
— vgl. eikinn 2 und eikja.
H. Kuhn, KZ 71, 1954, 151 will
eik mit akarn verbinden und
nimmt deshalb einen vokalwechsel
*aih: *ak an; in diesem fall muss
man dem wort akarn als urspr.
bed. ‘eichel’ zuschreiben, was
durchaus nicht sicher ist; auch im
wort bók ist die bed. ‘buche’ wohl
eine spezialisierung von 'frucht-
tragender baum’.
elkinn 1 adj. ‘gewaltsam, wiitend, rasend
(nur Skm. 17); nisl. eikinn 'unver-
tráglich (von rindem’, nnorw. eikjen
'streitstichtig’, nschw. dial. eken ‘wider-
lich’. — ae. ácol ‘erschrockén’. —
gr. alxlí ‘sturmwind', lYÍ3<tv ‘sttirmen',
ai. Ijati ‘bewegt sich’, asl. igra 'spiel’,
igrati ‘htipfen, springen', fit. atkitis
'leidenschaft’ (WPI, 11).— vgl.ikorni.
— 2 adj. ‘eichen’. — ’ae. œcen, afr. Izen,
ítsen, mnd. Iken, mnl. eikijn, eken,
ahd. eichln. — vgl. eik.
Eikinskjaldi m. ‘zwergenname’, eig.
‘der mit dem eichenschild'. — vgl.
eikinn 2 und skjfldr.
Eiklntja8na f. ’sklavinnenname’ (Rþ 13),
etwa 'die ungestum brtinstige'. -— vgl.
eikinn 1 und tjasna.
eikja í. ’einbaum, kielloses boot’, eig.
‘ausgehöhlter eichenbaum', nisl. norw.
eikja, nschw. eka, ndá. ege ‘flaches
flusschiff’, bomh. ája ‘offenes hering-
boot’. — vgl. eik.
Eikþymir m. ‘name eines mythischen
hírsches', wohl. ‘mit eichenen hom-
spitzen' (Gering, Komm. 1, 197), oder
'mit wie eichenáste gekrtimmten hör-
nera (F. Jónsson, Edda-ausg. 68).
Nach F. R. Schröder, Unters. germ.
rel. gesch. 2, 1941, 98 soll eik- ein wort
ftir ziege sein (vgl. gr. al5).
Eileifr, Eilifr mPN., run. dá. ailaif
(Rönninge 900-925, Jacobsen-Moltke
Nr 202), aschw. Elav(er), Elof, ádá.
Elavus, Elif. — > ae. Eilaf, Eiglafus
(Björkman PN. 32-4). — ae. Anláf. —
Wohlausgerm. *aina-laibaz und *aina-
litaz (E. Lind ANF 36, 1920, 303;
Johansson ANF 49', 1933, 235). Wenn
man ae. Anláf ausschaltet, könnte die
grundform auch *aiwa-laibaz. gewesen
sein. — vgl. Eirikr.
eimi m. und eimr m. ‘rauch, dampf,
feuer’, nisl. eimur ‘dampf; schwacher
laut’, fár. eimur ‘gltihende asche’,
nnorw. eim, aschw. imber, ndá. em
‘dampf’. — > shetl. jema 'nebel tiber
dem meer, kleine weisse wolken’, emek
'tabu-wort ftir feuer’; > ne. dial.
hame ‘dampf’ (Thorson 32). — ne. dial.
oam 'warmer luftstrom’, afr. Ime
‘sieden, kochen’, imer ‘brocken, bissen’.
— Davon eimnir m. ‘name ftir
schwert oder riese’. — vgl. eimyrja,
im, imnir und gim.
eimuni adj. ‘unvergesslicb’. — vgl. ei 1
und muna 1. ,
eimyrja f. ’gltihende asche’, nisl. eimyrja,
fár. eimur, nnorw. eimyrja, ndá. immer;
volksetym. umgebildet: nnorw. eld-
myrja, nschw. eldmörja. — > shetl.
emers, em(m)er (Jakobsen 136); >
schott. ameris, emmers; > me. aymers,
eymbre, eymery (Björkman 42J. — ae.
eemyrie, amerge (ne. embers), mnd.
Imere, ámere, mnl. amerdijn, aþd-
eimuria. — Zs. aus *eim-uxjð (Kluge,
KZ 26, 1883, 84). — vgl. eimi und
usli 1.
eixumgr m. ‘schmaler durchgang; klem-
me’ (< *ein-gangr), nisl. etnangur,
nnorw. einang.
elnarOr 1 adj. 'aufrichtig, freimtitig’,
nisl. einarður ‘freimtitig', nnorw. einard
‘einfach, unvermischt’; dazu eingrO
f. ‘zuverlássigkeit’. — vgl. arðr 2.
— 2 adj. ‘ausdauerad, beharrlich', vgl.
I mschw. enhárde, ádá enheerdig 'starr-
Einarr
97
eisa
köpfig’ — vgl. einn und harðr.
Einarr mPN. (< germ. *aina-harjae;
s. A. Johansson, ANF 49, 1933, 234),
norw. Einar, aschw. Enar, adá. Eruer.
— > 'ae. Ainar, ne. ON Annaside
(1140: Ainreseta Ekwall 10); > russ.
ON. Inarevo, Inarovo (Vasmer, SBAW.
Berlin 1931, 664). — ahd. Einheri. —
vgl. einn und herr, auch einheri.
Eindriði, Eindriðr mPN, auch beiname
von Thor; aschw. run. ainriþi, adá.
run. ainraþt. — > ne. ON. Ainderby,
Enderby (Ekwall 4 und 159). — Das
wort is wohl < *ainiða-rSÓii ‘allein-
herrscher’, fiir den ersten teil vgl.
aschw. enda, run.dá iniþ ‘einzig’ (A.
Noreen, Gramm. § 151, 6); oder ein-
fach < *aina-ráðii (A. Janzén, NK7,
1947 . 69)-
einga adj. ‘einzig’, nnorw. einga, aschw.
enga, enge. — > finn. ainoa, ainua,
ainoo ‘emzig, allein’; > lpN. ajdno,
estn. ainus, wot. ainoga, ainia, liv.
ainagi (Thomsen 2, 169; nach Karsten
GFL 1x5, FMS 2, 1934, 7 1 aus vor ‘
germ. form *ainogo, dagegen Collinder
UL 182-5). — ae - dnga, afr. in(i)g, as.
inag, ahd. einac; daneben mit gramm.
wechsel got. ainaha. — lat unicus
‘einzig’. — vgl einka und einn.
einheri m 'name fiir Thor’ und fur die
toten in Walhalla’, eig ‘der allein
kámpft’. — vgl einn und Etnarr.
einigr ‘keiner; irgendeiner’, vgl einga.
einir m ‘wachholder, juniperus’ (<germ
*jainia-), nisl einir, fár eini(-ber),
nnorw eine(r), nschw in, ndá ene
(-ber). — > finn aina ‘netzstrick’
(? Karsten, FMS 4, 1936, 435-7); >
mnd eynberenholt, nnd inberen ‘wach-
holder’ (Briich, IF 40, 1922, 225) aber
vgl nnd in(e)ke. — wohl zu lat juni-
fierus ’wachholder’, juncus ‘schilf, bin-
se’, mir ain ‘binse’ (IEW 513).
einka 1 ‘einzig’, nisl nnorw einka, fár
onka, aschw enka, ánka. — vgl got
ainakls ‘alleinstehend’. — vgl. einga,
einn und ekkja.
— 2 schw. V. ‘auswáhlen’. — vgl.
einka 1.
einn ‘ein; allein; irgendein’, nisl. einn,
nnorw. fár. ein, aschw. dá. en. — >
finn. aina ‘immer’ (Hummelstedt FMS
5, 1937, 240-8); > lpN. aidna, ai'na,
aidno, ai'no ‘einzig’ (Qvigstad 83);
> ne. ON. Ainsty, Aintree (Mawer 24).
— got. ains ae. án, afr. ö», in, as. in,
ahd. ein. — lat. unus (< *oino-)
‘einer’, gr. éivn ‘eins auf der wiirfel’,
ai. ina ‘er', asl. ino- (v. Wijk IF 30,
1912, 382), apr. ot»s, lit. vienas, lett.
viins, air. öin; eig. erw. der idg. wzl.
*e-: *i- Pronominalstamm; vgl. es
und weiter -a, -at, einga, einka,
ehki 2, ekkill, ekkja und engi 3.
einnhverr pron. ‘jemand’, nisl. einhver,
fár. onkur, nnorw. einkvar, aschw.
enhvar, ennor, ndá. enhver. — vgl.
einn und hverr 2.
eir 1 f. ‘gnade, milde, hilfe’, auch name
einer göttin (< germ. *aizið). — ae. ár
'wobltat, ehre; besitz, vorrecht’, afr.
ire, mnl. ere, eer, as. ahd. ira ‘ehre,
wtírde’; vgl. wgerm. matronennamen
Alaesiagis, Alaisiagis (I. Lindquist,
Galdrar 21-9); mit i-suðix got. aistan
‘sich scheuen, achten’. — lat. aestumo
‘schátze, achte’ osk. abl. aisusis ‘durch
opfer’, gr. afSopat (< *aizdomai)
‘scheue, verehre’, alðcó; ‘ehrfurcht,
scheu’, ai. idi (< *izdi) ‘schátze,
achte’, toch B yase ‘ehrfurcht, furcht’
(Bezzenberger, BB 4, 1878, 313) aber
unsicher s. Feist, Got. Wb. 27-28. —
Dazu eira schw. V. ‘schonen, nach-
geben; ntitzen, gefallen’, nisl. fár. norw.
eira. — > lpN. arjot ‘schonen’ (Qvig-
stad 92). — ae. árian ‘ehren, begaben,
schonen’, afr, iria, as. ahd. irln, irön
‘ehren’. — eirð f. ‘schonung’ (< germ.
*aiziþo), nisl. eirð. —- vgl. cera 1 und 4.
— 2 n. ‘erz. kupfer’, nisl. fár. norw. eir,
aschw. ir, ádá eer; vgl. nnorw. eir, erj,
nschw. árg, ndá. ir, irr ’grtínspan’
( < *eirugr) — > lpS. air, aira, aire
‘kupfer, kupferkessel’ (Thomsen2,169).
— got aiz, ae. œr, ár (ne. ore), as. ir,
mnl. eer, ahd. ir. — lat. aes ‘erz’, ai.
ayas, av. ayð ‘metall, erz.’ — vgl. dr 4.
Eirikr mPN. (Lind, Dopn. 223-7),
nnorw Eirik, run. schw. g. sg. Airikis
(Sparlösa 8 Jht. I. Lindquist, SVS
Lund 24, 1940, 47), aschw. Eriker,
run. dán. qiriks g. sg. (Starup 9 Jht.
Jacobsen-Moltke Nr 17). — > ae.
Eiric, Eric (Björkman PN 34-5);
> air. Eiric, Eric (Marstrander NVA
1915, 68 u. 83). — ahd. Ainerich,
Einrih. — < germ. *aina-rikia- 'der
alleinmáchtige’ (Johansson ANF 49,
J 933 . 234-7 und I. Lindquist NB 27,
1939, 1-6).
Nach Thomsen 1, 308 < germ.
*aiwa-rikia und dann zu wgot.
Euaricus; nicht wahrscheinlich
wegen run.dá. qiriks. — Ftir die
form Eirikr neben seltenem Eirekr
s. F. Jónsson, Sprogforh. 291.
Eimý f. PN. zu eir 1; aber daneben auch
Eyrný, und dann zu aurr 2 ‘feuchtig-
keit’ oder 'glanz’ (s. A. Janzén NK 7,
1947, 69) und -ný.
eisa 1 f. ‘gltihende asche, feuer’ (< germ.
*aiðsðn), nisl. eisa ‘gltihende asche’,
nnorw. dial. eisa ‘feuerstálle'. nschw.
dial. ajsa ‘herdfeuer'. — mnd ise i.
7
eiskald
98
ek
‘esse’. — Die idg. wzl. ist *aidh-
vorliegend in ae. Sd ‘scheiterhaufen’, as.
id ‘feuer, scheiterhaufen', ahd. mhd.
eit ‘glut’ (vgl. vielleicht auch ið i). —
lat. aedes ‘haus, tempel’, eig. ‘hauslicher
herd’, gr. 0Í60? ‘brand’, elöto 'zunde
an’, ai. Idhas ‘brennholz’, inddhi ‘ent-
ziindet’, air. aed ‘hítze, íeuer'. — Davon
abgeleitet *aidh-lo vgl. eldr, *aidh-es
das in eisa vorliegt und davon wieder
*aidh-st- vgl. ae. ást, mnl. eest ‘darre’,
agerm. PN. Aistomodtus, vgl. lat.
aestus ‘hitze’, aestas 'sommer' (IEW
11-12). — vgl. eiskald, eistr, Eisur-
fála und Iðavgllr.
— 2 schw. V. ‘vorwártsstiirzen’, nisl.
eisa ‘lodern, scháumen’. — > orkn.
aize, shetl. es ‘iodem'; > IpN. ( h)ai’sit
‘anschuren’ (Qvigstad 86). — In den
anderen germ. sprachen nur die abl.
ae. of-ost, of-est, ofst, as. ob-ast ‘eile,
eifer’ (<germ. *ot-aist-); vgl. viel-
Ieicht auch wgerm. Volksnamen Istuae-
ones, Istaevones. — lat. eira, ira ‘zom’,
gr. iaívtu ‘erquicke, wárme’, láo(xai
‘heile’, oIoTpo? ‘raserei’, oljxa (< *ois-
má) ‘angrifl’, bía-toq ‘pfeil’, ai. iíati
'schleudert, treibt’, ilatl 'eilt’, iSira-
‘frisch, kráftig', av. alsma ‘zom’,
lit. aistra ‘leidenschaft’, aistrus ‘leiden-
schaftlicb’, kelt. Isara ‘flussname' (WP
1, 106). — vgl. eiskra, Eistla und
geisa.
eiskald n. ‘herz’ (poet) < germ. *aiska-
þla (fiir das suflix vgl. folald, hrugald,
kerald, rekald und ohne bindevokal
bildr, sild). Etymologie dunkel.
Entweder zu germ. *aiskðn 'for-
dera' vgl. ne. ask, ahd. eiscðn
aber der bed. nach unbefriedigend,
oder zu eisa 1 und dann etwa
‘feuer in der bmst’ ? Ganz anders
E. A. Kock, Fschr Sahlgren 1944 .
33 'das fortwáhrend in der brust
pochende organ’, also zu trennen
ei-skald.
eiskra schw. V. ‘rasen, schreien’, nnorw.
eiskra ‘sich erregen'; vgl. nisl. iskra
‘vor leidenschaftlicher erregung oder
schmerz wiiten’. r-abl. von *eiska, das
selbst wieder zu eisa 2 gebildet wurde.
eista f. ‘hode’, nisl. fár. norw. eista. —
asl. isto (< *id-s-to) ‘hode’, istesa pl.
‘nieren’. Aus idg. *oid-sto zur wzl. *oid
'schwellen’ (zum suðix vgl. Fay, Fschr.
Bloomfield 1920, 142). — vgl. eitill
und eitr.
Eistla f. ‘name einer riesin’ (Hdl. 38), eig.
‘die stiirmische’. — vgl. eisa 2.
Malone, PMLA 67, 1952, ”53 ver-
bindet den namen mit eista
und denkt an eine bed. ‘die an-
geschwollene’. Es ist aber fraglich.
ob bei der bildung des namens
Eistla die urspr. bed. des grund-
wortes *ait noch lebendig war.
eistr, eistir mpl. ‘Esten’, aschw. ester
‘Esten', auch' leibeigenen’, nschw. est.
— a e.Istas; lat. Aestii ‘Balten’ (Tac.).
Der germ. urspmng des namens
scheint sicher; aber die etymologie
zweifelhaft. Abzulehnen ’die deu-
tung ‘die in den riegen uberwin-
temden’ (also zu den unter eisa 1
genannten wörtern ae. ast, mnl.
eest; so Much, Deutsche Stam-
meskunde 30 und Falk ANF
41, 1925, 124). Am besten von
dem namen des landes auszugehen,
und dann 1 ‘bernsteinland’ (also
zu eisa 1, so Karsten GFL 210),
wenig uberzeugend’, 2. das land
bei der meeresbrandung’ (Hj.
Lindroth, NB 5, 1917, 41). 3.
‘das land der nehrungen’ (zu eið,
gebildet wie Thiust zu got. þiuda,
so v. Grienberger, IF. Anz. 32,
50; vgl. Wiklund IF 38, 1917,110).
Eisurfála f. ’name einer riesin’ (þula);
zusammengesetzt aus eisa 1 und fála.
Eitill m. ‘name eines seekönigs’ (þula),
nnorw. eitel ‘kráítige person’ (B. Sig-.
fússon, MPh 32, 1934, I2 8), aschw.
ON. Etilstum; dazu ostfr. eitel ‘rasend,
zomig’; weiter zur idg. wzl. *oid
‘schwellen’ (vgl. eitr). Dazu gehört
auch nisl. eitill, fár. eitil, nnorw. eitel,
itle, nschw. dial. ájiel,.áttel, ajtel, shetl.
jetel ‘driise', vgl. mhd. eizel ‘kleines
eitemdes geschwiir’ (Bezzenberger, BB
27, 1902, 172).
eitla schw. V. 'scharf anblicken' (nur
Kon. skuggsjá) nisl. eitla ‘hart, scharf
machen’. — wohl zu eitill. *
eitr n. ‘eiter’, auch ‘raserei’, nisl. fár.
eitur, nnorw. eiter, nschw. etter, ndá.
edder. — > 'orkn. aitran, attry ‘scharf-
kalt’; shetl. eder, jeder, eter ‘gift’. —
ае. át(t)or, cetor, afr. á<(t)er, as. éttar,
nnl. etter, ahd. eitar, eittar ‘eiter’, vgl.
ahd. eiz ‘giftbeule, geschwulst’. —
gr ol8o?, o!8(xa ‘geschwulst’, oi8áf>
‘schwelle’, asl. jadro ‘schwellen, testi-
culus’, jadu (< *oidos) ‘gift’, arm.
aitumn ‘geschwulst’, aitnum ‘ich
schwelle’ (Fick, KZ 21, 1873, 5). —
vgl. eista und eitill. — Dazu eitra
schw. V. ‘vergiften’, mhd. eitern, ds’,
mnd. mnl. etteren ‘eitem’, eitri m.
‘zwergenname’ und eitrungr m. ‘gift-
schlange’ (poet.).
ek pron. pers. ‘ich’, run. norw. ek (Vals-
fjord c. 400, Krause Nr 43, Nordhuglen
с. 400, Krause Nr 42 u.a.), dá. ek
(Gallehus c. 400, Krause nr 76),
schw. ek (Rö C..400, Krause Nr. 56;
ekja
99
eldr
daneben eka (ekA, run schw. Söder-
köping 6 Jht., A. Nordén FV 32, 1937,
141), enklit. -eka, -ka, -ga vgl. haitika
(Br. Seeland 2, Jacobsen-Moltke 535-6)
und hateka (Lindholm 6 Jht, Jacobsen-
Moltke nr. 261); nisl. jeg, fár. norw. eg,
nschw. jag, ndá. jeg. Die form iak <
eka; falls aisl. ek auch auf diese form
zuriickgeht, wáre die brechung in
infortis-position nicht eingetreten (A.
Kock, UB 252-3). — got ik, ae. ic,
afr. ik, as. ik, ahd. ih (und ihha). — lat.
ego, gr. lit. eS, lett. es, arm. es,
neben gr. iyciv, ai. aham, av. azem.
Fur den idg, wechsel *eg: 9 egh s.
H. Petersson SVS Lund 1, 1921, 15
(egh in betonter Position).
ekja f. 'das fahren’ (< germ. *akjön),
nisl. ekja, nnorw. ekkja 'wagenspur,
geleise’, nschw. dial. ákka 'das fahren’,
vgl. aschw. ásik(k)ia, nschw. áska
‘donner’, eig. 'das fahren des Asen-
gottes Thor’. — wahrsch. > finn.
akkio, ahkio, lpN. akio, akje ’lappen-
schlitten’ (Thomsen 2, 170). — vgl.
aka.
ekki I m. ‘schmerz, kummer’ (< germ.
*inkan), nisl. ekki 'jammem, weinen’,
fár. ekki, nnorw. ekkje ‘mangel, schade’.
— ae. inca 'beschwerde, groll, zweifel,
verdacht’, ne. inkle ’ahnen', afr. jink
‘erziirat’ (Holthausen IF 17, 1905,
295). — asl. jedza ‘krankheit’, lit.
ingis ‘faulenzer’, lett. igstu, igt 'ver-
driesslich sein', ignis 'miirrischer
mensch’ (WP 1, 9).
— 2 adv. ‘nicht, nichts’, auch etkl
(< um. *eittki < *eitt-gi), nisl. ekki,
nnorw. ikkje, nschw. icke, ndá. ikke;
shetl. ikke. — Zs aus eitt (Neutr. zu
einn) und-gt (vgl. auch engi 3).
Ekkill m. ‘name eines seekönigs’ (þula);
falls dasselbe wort wie nisl. ekkill
'witwer' (< germ. *ainakila-), aschw.
cenkil zu got. ainakls 'allein’ (Sigfússon
MPh 32, 1934, 128); neubildung zu
ekkja. — Doch wohl eher zu ekki 1,
also aus grundform *inkala- in der
bed. ‘der zornige, wiitende’.
ekkja I f. ‘witwe’ (< germ. *ain(a)kjön),
nisl. ekkja, fár. einkja, nnorw. ekkja,
enkja, nschw. ánka, ndá. enke. — >
lpN. akka ‘frau, gattin’. — kypr. tfYia
— vgl. einn, einka, Ekkill und ekl.
— 2 f. ‘ferse’ (poet. nur Egill lv. 46)
(< germ. *ankjðn). —- ahd. ancha,
enka f. ‘genick, schenkel, knochen-
röhre’, ancho ‘nacken’, mhd. anke
‘fussgelenk, genick’. — ai. ángam
‘glied’, zur idg. wzl. *ang (vgl. Qkkla)
neben *ank ‘biegen’ (vgl. dl).
ekl, ekla adv. ‘wenig, kaum’ und ekla f.
‘mangel’. — abd. ekorðdo ‘bloss, nur’.
ekrðdi, eccherode ‘diinn, schwach’. —
lat. egeo ‘mangel haben, darben’,
egenus ‘diirftig’. — Man kann die form
ekla auch < *ekkla erkláren; dann also
< germ. *ain-ki-lðn, vgl. mnd. mnl.
enkel 'einzeln’ (Sturtevant JEGPh 33,
1934, 96); vgl. ekkja.
ekra f. ‘ackerland’, nisl. ekra ‘ds’, nnorw.
cekra, nschw. dial. ekra, ákra 'brach-
land, weide’; vgl. fár. ekrukúgv ‘kuh
die auf dem stoppelfeld weidet’ und
shetl. ekrabung ‘nachmahd’. — vgl.
akr.
él n. ‘sturm, kampf’, nisl. jel, fár. cel,
nnorw. il, nschw. il, ndá. ll; davon
abgeleitet norw. eling, ndá. iling, shetl.
jelin ‘regenschauer’. — > finn. iili
‘sturmwind’ (aus aschw. il, s. Karsten
FMS 4, 1936, 443); > lpN. jiello, jillo
(aus anorw. *éla; Qvigstad 202). —
Ohne etymologie (von Zupitza, Gutt 64
zu oss. yex 'eis’ gestellt).
elda I schw. V. ‘feuer anziinden’, nisl.
fár. norw. schw. elda, ndá. ilde. —
> mnd. elden (Brattegard, NTS 7,
1934 . z 79)- — vgl. eldr.
— 2 schw. V. ‘alt machen’, auch eldask
‘alt werden', nisl. elda, fár. eldast,
nnorw. elda(st), ndá. celdes. — ae.
ieldan ‘verzögera', mnd. elden ‘warten,
zögem’, ahd. elten ‘alt werden, ver-
zögern’. — vgl. aldr.
eldi 1 n. ‘náhrung, kind’ (< germ.
*aliþja); nisl. elai ‘náhrung’,. nnorw.
elde ‘ziichtung, brut'. — vgl. ala.
— 2 n. ‘wald’ (nur Alv. 28), eig. ‘brenn-
holz’. — vgl. eldr.
— 3 n. in Zs. miseldi ‘altersunterschied'.
— vgl. aldr.
elding f. ‘feueranziinden, blitz’, nisl.
norw. elding. — > ne. dial. elding
‘brennstoff' (Thorson 59); > lpN.
áldagas, áltagas ‘blitz’ (Qvigstad 88). —
vgl. elda 1.
Eldir m. 'name von Ægirs dienstmann'.
— vgl. elda 1.
eldr m. ‘feuer’, nisl. fár. eldur, nnorw.
dial, e(i)ld, e(i)ll, nschw. eid, dial. áild,
jáld, ndá. ild. — ae. al(e)d, as. lld
‘feuer, brand' (s. E. Schwarz 210);
vgl. daneben ae. ál, cel 'flamme’, œlan
‘branden’. — Etymologie unsicher.
Nach Sievers IF 4, 1894, 339 germ.
*aila < *aiðla, und dann zur idg.
wzl. *aidh ‘brennen’ (vgl. eisa 1),
stimmt aber lautlich nicht und die
schwierigkeit wird nicht dadurch be-
hoben, dass man einfluss eines anderen
wortes aus idg. *allto (vgl. ai. alátam
'feuerbrand, kohle’, lat. adoleo ‘ver-
brenne’) annimmt (so Johansson
ZfdPh 31, 1899, 285-8). Geht man aus
von *ailiða, dann hilft uns der verweis
eldri
100
elliði
auf eimr nicht viel weiter, wáhrend
die verbindung mit einer wzl. •*/
‘schwellen’ (vgl. afr. */*', ae. *fe, nnl.
eelt ‘schwiele’; FA Wood JEGPh 13,
1914, 500) der bed. nach unbefriedigend
ist. — vgl. elda 1, eldi 2, elding
und Eldir.
Nur selten in PN. wie Eldgrimr,
Eldjdrn, Eldriör.
eldrl m. Zs. miseldre ‘ungleichheit in
alter’, norw. dial. miseldre. — ja- abl.
von aldr.
eldstó f. ‘herd’, nnorw. eldstó schw.
eldstod. Der 2.teil ist norw. dial. stó f.
‘ruheplatz’, vgl. ae. stow f. ‘platz’;
daneben durch umbildung eldtó unter
einfluss vop tá 2.
elfr 1 f. ‘fluss’, nisl. elfur, fár. elvur,
nnorw. elv, nschw. álv, ndá. elv. —
mnd. elve ‘flussbett’, ae. Ielf, Ælf,
mhd. Elbe, vgl. lat. Albis, gr. "AXpii;
‘flussname’. — Gewöhnlich zu lat.
albus, gr. áX<pó<; ‘weiss’ (vgl. gr. ’AXipsióc
'flussname’) und dann als ‘die weiss-
glánzende’ gedeutet (Schulze, Kl. Schr.
120).
Erwágung verdient auch die ety-
mologie von R. Ekblom, SSUF
1939 Nr 13, 1-15, der an nschw.
dial. álv ‘tief eingegrabenes fluss-
bett, álve ‘steiles flussufer’ an-
kniipft, vgl. mnd. elve ‘flussbett’
und weiter lat. Alpes (< etrusk
aip < kelt. alb < idg. *albh),
ir. Albu ‘Schottland’ (dann wiirde
idg. *al-bh neben *al-dh stehen,
vgl. alda). vgl. aber auch alfr.
— 2 als 2.glied von PN. Gautelfr, Þórelfr,
vgl. alfr.
elfskr m. ‘mann aus dem gebiet zwischen
Glommen und Götaelf, und dann zu
elfr, oder mann aus dem alten Alfhei-
mar (F. Jónsson ANO 1907, 175).
elftr vgl. elptr.
Elgisetr n. ON. und Elgjarnes n. ON.
Diese hat man zu einem worte *elgr
‘heiligtum’ stellen woUen (M. Olsen,
Kultm. 2650) zu got. alhs und vgl.
weiter áll 5. Aber höchst unsicher; sie
gehören, wie zahlreiche andere ON mit
práfix elgjar-, schw. álg(a)- vielmehr
zu elgr, vgl. J. Sahlgren NB 38, 1950,
22 - 37 '
elgjar falls in der kenning alpjóö elgjar
galga (Egill. lv. 15) das wort als g.sg.
eines wortes fiir ‘schnee’ zu deuten
wáre, könnte man nisf. elgur m. ‘schnee-
gestöber; halbgeschmolzener schnee’
danebenstellen, das zu lat. algor ‘frost,
kálte’, algeo ‘frieren’ gehört (Lidén
SVS Uppsala 6, 1897 Nr - 1, 66).
Dagegen nach M. Olsen Kultm. 265«.
zu elgjar im ON. Elgjarnes.
elgr m. ‘elch, cervus alces’ (vieUeicht
auch urn. name der rune R, vgl. ae.
eolhx, got. ezec), nisl. elgur, nnorw. elg,
nschw. álg, ndá elg. — Im westgerm.
mit gramm. wechsel und ablaut ae.
eolh, eola, ne. elk (spátes lehnwort
nach E. Björkman ESt 30, 1902, 377),
ahd. el(a)ho, mhd. elch (Palander 102-3) >
germ. lat. alces (daraus wieder gr.
SXxrj). — gr. iXXóc ‘hirschkalb’, ÍXoufoq
‘hirsch’, ai. rlyas ‘antilopenbock’, asl.
jelení ‘hirsch’, lit. elnis, lett. alnis, apr.
alne ‘elch’, kymr. elain ‘hirsch’, arm
eMi ‘hirschkuh’, toch. A yál ‘antilope’;
diese wörter gehören zur idg. wzl. *el,
die eine farbe bedeutet, vgl. ahd. elo
‘lohbraun, gelb’ (Much ZfdA 39, 1895,
25). — vgl. elri, jalkr 1 und lamb.
Élivágar mpl. ‘name eines mythischen
flusses’, vgl. il und vdgr.
elja f. ‘kebsweib’, nisl. elja. — vieUeicht
> finn. aljo ‘hure’ (Karsten FMS 2,
1934, 76). — ahd. ellio ‘nebenbuhler’,
ella ‘nebenbuhlerin’, mnl. elle mf. —
Gehört wohl zu der sippe von ella
(wie lat. alius, also eig. ‘die andere
frau’), aber kann auch zu eljan ge-
stellt werden. — vgl. eljarr.
eljan n. ‘mut, kraft’, auch eljun, nisl.
eljan, fár. eljustriö ‘fortwáhrender
streit’. — > lpN. al’Se, al’So ‘eifer,
energie’ (Qvigstad 89). — got. aljan
‘eifer, ae. ellen, as. ellian, ellen, ahd.
elljan, ellen ‘eifer, tapferkeit’. — vgl.
elna, elska und elta.
Etymologie unsicher 1. zu lat.
alacer ‘munter, aufgeregt’ (WP 1,
156), 2. zu gr. áXócu ‘bewegt sein’,
áXúcacú ‘erregt sein’ (H. Collitz,
SSN 8, 1924, 1-13), 3. zu eldr mit
der bedeutungsentw. ‘feuer’ >
‘eifer’ (Johansson ZfdPh 31, 1899,
298).
eljarr m. ‘abgunst’, vgl. eljaraglettur
‘spitze neckereien’. — vgl. elja.
Éljúðnir m. ‘saal der göttin Hel’, eig.
‘der regennasse’. — vgl. él und úði.
ella, ellar adv. ‘andemfalls, sonst', nisl.
fár. ella, nnorw. elles(t), nschw. eller,
ádá. cellter, tellœ, cellces. Gekurzt aus
elliga(r) s. A. Kock, ANF 28,1912',< 170 -
90 und Sturtevant Lang. 6, 1930, 258.
elli f. ‘alter’ (< germ. *alþi), nisl. fár.
elli, vgl. ndá. celde. — ae. ieldu, yldu,
afr. elde, as. eldi, ahd. alti, elti ‘alter’,
eig. í.-bildung zu ala, vgl. auch aldr,
ellri und qIÍ.
elliði m. ‘schiff’, auch schiffsname. —
Wahrscheinlich < asl. alúdija, lit.
eldija, aldija ‘prahm’ (S. Bugge, ANO
1889, 15-7); aber denkbar auch < *ein-
liöi ‘der schnell segelnde’ (Jóhannesson,
Isl. tungu i fomöld 89).—vgl. auch leðja.
elliíu
101
Embla
ellifu ‘elf’ (< um. *&nlibu, mit entw. in
nebentoniger silbe < *ainlibu), nisl.
ellefu, fár. ellivu, nnorw. elleve (uber
anorw. eellugu, s. A. Noreen Gramm.
§ 256), nschw. elva, ndá. elleve. — ae.
endleofan, cenlefan, endlufon, afr. and-
lova, elvene, elleva, as. elleban, mnl.
ellevene, elf, ahd. einlif, einluf. — Zs.
von zahlwort einn und einem element
lif-, das aus einer idg. form *likjf
entstanden sein soli, wie aucb im
zahlwort tolf; dann zu vergleichen mit
lit. venúlika ‘elf’; fiir den 2.teil vgl.
Ijá 2. Nach Meillet MSL 15, 1908, 259
soll der ubergang *leikft > *leip zu
erkláren sein durch vermischung mit
wzl. *leip 'kleben. — ellefti ‘elfte’,
nisl. ellefti, fár. ellifti, nnorw. dá.
ellevte, nschw. elfte. — ae. endlyfta, afr.
andlofta, ellefta, as. ellifto, ahd. einlifto.
elliga, elligar adv. ‘sonst’, nisl. ellegar,
aschw. eellighesr, eellighis, nschw. eljes[t).
— > finn. elikkd, eli, estn. elik ‘oder,
sonst’ (zweifelhaft Setálá FUF 13,
1913, 360). — got. alja-leikð ‘anders',
ae. ellicor, elcor ‘sonst’, ahd. elichðr
'ferner’. Der i.teil ist eine ;-erw zum
stamm *al in allr, vgl. got. aljis ‘an-
derer’, gr. SXXo?, lat. alius, gall alios,
air. aile (IEW 25), toch B. alyck, A.
dlyak. Der 2.teil ist suffix -*lika, vgl.
lik 1. — vgl. alvitr, elja und ella.
Eiiisif fPN, aschw. Elisif, volksetym.
umbildung von Elisabeth.
ellri adj. komp. 'álter’ (< germ.
*alþiza-), nisl. fár. eldri, nnorw. eldre,
nschw. áldre, ndá. esldre; dazu superl.
ellztr, nisl. fár. elstur, nnorw. eldst,
nschw. áldst, ndá. esldst. — got. alþiza,
alþists, ae. ieldra, ieldest, mnd. elder,
eldest, ahd. eltiro, eltist. — Gebildet
zum germ. adj. *alþaz vgl. ae. afr.
eald, as. ald, ahd. alt, krimgot. alt,
daneben got. alþeis. — Gehört wie
lat. altus ‘hoch’ zu ala (Brugmann
PBB 43, 1918, 310-24). — vgl. elli.
eln in Zs. tvieln ‘zwei ellen breit’, vgl. gln.
elna schw. V. 'stárker werden, wachsen’
(< germ. *aljanðn), nisl. nnorw. elna (die
bed. ‘wachsen' wohl unter einfluss von
ala). —ae. elnian ‘wetteifem, stárken ’,
ahd. ellinðn ‘ eifem ’.—Abgel. von eljan.
eiptr f. daneben auch Qipt ‘schwan’. Die
gmndformen bezw. < *albit und
*albut. — ae. eslbitu, ielfetu, ahd. albiz,
elbiz; daneben als fischname mnl. elft,
elfst, nnl. elft ‘alse, alose’. — asl. lebedi
(< *olb-edi) ‘schwan’. Erw. mit dem in
tiemamen beliebten d-formans zur idg.
wzl. *albh- ‘weiss’; gemeinsam germ.
und slav. s. Porzig, Gliederung d.idg.
sprachen 1954, x 44- — vgl. alfr, elfr,
alka und glunn.
elri n. ‘erle’ (< germ. *alizja), auch
elrir und alri (< germ. *aliza, neben
*aluza in dem worte glr 1); nisl.
elri(r), ndá. elle(-tree). — > ne. dial.
eller (Thorson 59), vgl. auch ON wie
Ellerker (Mawer 24). — ae. alor, alr,
afr. elren, mnd. elre, else, elne, alne,
mnl. else, ahd. elira, erila. Got. *aliza
ergibt sich aus sp. alisa, nfrz. alize,
vgl. germ. Aliso. — lat. alnus (< *alis-
no), mak. £Xi£a, asl. jelicha, lit. elksnis
(< *elsnis), lett. álksnis, apr. alskande.
— Gehört wohl zur idg. wzl. *el wie
e Igr und vielleicht auch almr. Daneben
mit gramm. wechsel ilstri und jglstr
(s. Noreen Gramm § 317), vgl. noch
erði und jglfuðr.
- elsi Suffix in fangelsi ‘gefángnis',
reykelsi ‘weihrauch’. Wiewohl oft in
nd. lehnwörtern vorkommend, nach
Seip Afh. NVA 1947,209-242 auchurspr.
skand, wie in alten bildungen wie skrimsl,
smyrsl, tengsl, vgl. got. swumfsl ‘teich'.
Das suffix *ilsja mit ja-erw. und meta-
thesis aus -isla- entstanden.
elska schw. V. ‘lieben', nisl. fár. norw.
elska, nschw. álska, ndá. elske ; abgeieitet
von elskr ‘verliebt' (< germ. *aliska-).
Etymologie unsicher. Gewöhnlich
zu ala, mit bed. entw. 'aufziehen'
> ‘lieben' (FT 188). Wenig befrie-
digend. Nach Collitz SSN 8, 1924,
1-13 zu eljan, nach Bmgmann,
IF 17, 1904, 371 zu asl. laska
‘adulatio’, gr. Xáonj 'hure’, lat.
lasctvus, vgl. lyst.
elta schw. V. 'treiben, jagen; kneten’
(<germ. *alatjan), nisl. fár. nnorw.
elta, nschw. álta, ndá. eelte. — > orkn.
shetl. elt; > me. elten, ne. dial. elt
‘kneten’ (Björkman 208); > lpN. altet
'gerben’ (Qvigstad 89).
Etymologie unsicher. 1. zu gr.
íXaiivtú ‘treibe’ (Fick 1, 365) vgl.
Ign, 2. zu. lat. alacer ‘rasch’
(WP 1, 156) vgl. eljan, 3.
zu. gr. áXSatvco ‘wachsen lassen’
(Johansson, ZfdPh 31, 1899, 299).
4. zu lit. áldinti ‘hinaustreiben’,
áldyti ‘schnell treiben' (Endzelin
KZ 52, 1924, 122).
em ‘ich bin’, dazu 2. 3 P. es, ert. — got.
im, ist, is, ae. eom, eam, eart, is — ai.
asmi, asi, asti, gr. clpl, el, écrri, lat.
sum, es, est, asl. jesmi, jesi jesti, alit.
esmi, esi, isti, air. am, at, is (IEW 340).
— vgl. vera.
ema schw. V. ‘schreien', nnorw. jama.
— vgl. emja.
Embla, Emla f. ‘name des ersten weibes',
eig. ‘baumname’.
Deutung zweifelhaft. Einleuchtend
ist entw. < *Elmla < *Almilðn,
etnbætti
102
englar
demin. zu almr (so. scbwi S Bug
s-círÆ
Nr 3, 4i); emágenswert auch ver-
bindung mit gr. í(r3re>> o <; re^
gaU. amella gaisblatt (bperber
PBB 36, 191°. 2 t 9 - 22 ). zu “•
ámras 'mangobaum , also eig. art.
embætti g n b 'amf (spát. bezeugt) nisl.
embœtti, fár. embœti, nnorw. embatte,
nschw. ámbete, ndá. embeae. > imn.
ammatti, estn. ammet' (Thomsen 2,
j 70). got. andbahti, ae. ambtht,
embiht, ymbiht, as. ambaht, ahd. am-
baht(i). — vgl. ambátt.
emenda, emendera schw. V. verbes-
sern' tsoát. bezeugt) — -< lat. emen-
dare.
emja schw. V. ‘heulen, schreien’ (< germ.
*amjðn), nisl. norw. emja. Vgl. auch
emjar fpl. (þula). ‘teil des schwertes’.
Nur nordgerm. (Sturtevant JEGPh 33,
1934, go), vgl. amra, ema, impa
und ymja.
en 1 auch an, Konj. nach komp. ‘als',
nisl. norw. en, fár. enn, aschw. án,
adá. œn. Die run. form ist þan (fur
diesen iibergang s. A. Kock ANF XI,
1895, 34°-4)- — got. þana, ae. ðonne,
afr. as. than(na), ahd. dan(n)a. Gehört
zum idg. pron. stamm *to, vgl. þá 3
und þat.
— 2 oaer enn, Konj. ‘auch, und, aDer',
nnorw. enn\ run. dá ian, an (Jacobsen-
Moltke Sp. 744). — ae. and, as. endi,
ahd. unti, anti, enti ‘und’. — ai. átha
‘darauf, dann’, av. ada ‘ebenso’, lit.
iht ‘nach’, und weiter zu idg. *en,
*n 'in’ (IEW 50). — vgl. í 1.
— 3 vor komp. ‘umso’; das an. en meirr
'um so mehr’ entspricht got. þana mais
oder ae. ðon má, weshalb en wohl als
germ. *þana zu deuten ist, mit der bed.
jdavon’; en meirr bedeutet demnach
'mehr davon’ (FT 192); spáter vielfach
durch enn ersetzt; vgl, enn 4.
enda 1 schw. V. 'enden’, nisl. fár. norw.
enda, nschw. ánda, ndá. ende. — ae.
endian, afr. endia, as. endion, endðn,
ahd. entðn. — vgl. endi.
— 2 Konj. 'iiberdies; wie auch’ (< um.
*enn þauh) ; nisl. enda, fár. enntá,
nnorw. endda, endaa ‘trotzdem’, nschw.
ándd. — > finn. entá ‘aber, wenn aber’
(< grundform *enþá, s. Tunkelo-
Ekman, FUF 1, 1901, 121-5 und
Setálá FUF 13, 1913, 360).
endemi n. ‘unerliörtes, wunder’ < ein-
dcemi\ vgl. einn und dómr.
endl 1 m. ‘ende’, auch endir (< germ.
*andia)\ nisl. endi(r), fár. endi, nnorw.
dá ende, nschw. ánde, ánda. — got.
andeis, ae. ende, afr. enda, as. endi,
mnl. e(i)nde, ahd. enti, anti. — gr.
ávrio; ‘gegeniiber’, ai. antya- ‘am
ende befindlich, letzter’; ja- abl. zu
idg. wzl. *anto vgl. ai. antas ‘ende’.—
vgl. and-, enda 1, endr.
— 2 n. Zs. erendi ‘atemlosigkeif. (< um.
*« z-andja-) — vgl. andi.
endilangr adj. vgl. andlangr.
Endill m 'name eines seekönigs’ (< um.
*andilaR) ; wohl von and- ‘gegen’, also
eig. ‘gegner, feind’ (F. Jónsson, APhSg,
1939, 291).
endr adv. ‘wieder, zum zweiten mal,
fruher’ (vgl. endrborinn ‘wiederge-
boren’), nisl. endur, nnorw. ender. —
> me. ender, enders ‘friiher’ (Björkman
SSUF 1900, 8), > ne. dial. hendir
‘friiher' (Flom Infl. 48). — got. andizuh
‘entweder’, ae. end ‘eher, friiher’, as.
endi, ahd. enti ‘friiher, vormals’ (I.
Linclquist SNF 9, 1918 Nr 1, 6). —
Komparativbildung zu and-, vgl. auch
endi und enn 2.
eng f. ‘wiese’ (< germ. *angjð), auch
engi n.; nisl. engi, fár. ong, nnorw.
dá. eng, nschw. áng. — > shetl. eng\
> me eng, ne. dial. ing (Björkman 209);
> lpN. ieníe, ennía ‘wiese’ (Qvigstad
199). — mnl. nnl. eng, enk ‘ackerland’,
vgl. daneben and. ahd. angar, mnd.
mhd. anger ‘grasland, wiese'. — Vgl.
angi 2 und angr 3 und dann weiter
zu ál\ auch kaupangr.
engi 1 n. 'wiese’. — vgl. eng.
— 2 m. 'asthma’ —• vgl. engi.
— 3 pron. ‘irgendeiner, keiner’ (< urn.
*einn-gi) ; nisl. enginn, fár. eingin,
nnorw. ingen, ingjen, nschw.dá. ingen.
— vgl. einn und -gi, auch ekki 2.
engili 1 m. ‘engel’, nisl. engill, fár. eingil,
nnorw. dá. engel, nschw. ángel. — < ae.
engel < lat. angelus < gr.
‘bote’ (Fischer 52).
— 2 mBN. — vgl. Qngull.
englar mpl. 'Englánder', vgl. ae. F.ngle,
Englan 'Angeln’ und lat. Anglii, gr.
AfY(e)Uot; in ahd. PN. Angil-, Engil-
abgeleitet vom Landnamen Angeln. —
vgl. enskr.
Nach A. Erdmann, SVS Upps 1,
1890, Nr 1, 114 eig. ‘speermánner’
zu *angan ‘speer’ (vgl. die angones
als fránkische waffe) und mit -lo-
suflíix wie die namen der Herulen
und Wandalen; weiter zu Qngull.
Dagegen aber I. Lundahl, Fschr.
Sahlgren 1944, 2-3, der als grund-
form *anguliöR ansetzt und eben-
falls mit Qngull verbindet, aber
in der iiberlieferten bed. ‘fisch-
þaken’, seiner ansicht nach einer
typischen gelándeform wegen.
enn
103
eráði
enn 1 art. vgl. inn i und hinn.
— 2 adv. 'noch’ {< germ. *anþi), nisl.
fár. nnorw. enn, nschw. dn, ndá. end.
— ae. end {< *andiz) 'eher, friiher',
ahd. enti (< *andjaz) ‘friiher'. —
vgl. endr.
— 3 Konj. 'und, aber', vgl. en 2.
— 4 nach Komp. 'um so’, nisl. norw.
enn, ndá. end ; eig. dasseibe wort wie
enn 2, aber spáterer ersatzfiire« 3, vgl.
auch inn 3.
enni n. ‘stirn’ (< germ. anþja-), nisl. fár.
enni, nnorw. dial. enne, nschw. anne. —
> shetl. enni ’steiler abhang’. —
ahd. andi, endi ‘stirn’. — lat. antiae
'stirnlocke', anterior 'friiher’, gr. Svrio?
Svra ‘gegeniiber’, toch. B ánte ‘stirn,
front’, heth. hanz ‘stirn’. — vgl. and-.
enskr adj. ‘engiisch’ (< *engliskr),
nisl. fár. enskur, nnorw. schw. dá.
engelsk. — ae. englisc, afr. engelsk,
mnd. engelsch. — vgl. englar.
enta schw. V. ‘sich kiimmern um’ (spát.
bezeugt) (< germ. *andatjan), nnorw.
dial. enta ‘beobachten, beachten’. —
> orkn. aint, shetl. ant, ent ‘sorgen
fiir’. — vgl. anna und ansa.
enza schw. V. 'sich kiimmern um’ (nur
norw. DN) (< germ. *andisön), schw.
dial. ánsa ‘warnen’, dá. œndse ‘sich
kiimmern um’. — vgl. ansa.
epll n. ‘apfei’ (< germ. *apalja; zu
*apall in apalgrár ‘apfelgrau’), nisl.
fár. epli, nnorw. eple, nschw. dpple,
ndá. eeble. —- ae. eeppel, afr. appel, as.
apl, appul, mnl. appel, ahd. a-pful,
afful, krimgot. apel. — asl. (j)ablúko,
lit. obuolys, lett. ábuolis 'apfel’, apr.
woble ‘apfel’, air. ubull ‘apfel', mir. aball
‘apfelbaum’, gall. avallo 'apfel’, vgl.
ON. Aballö, Aballáva. — Em kultur-
wort unbekannter herkunft; friiher
gewöhnlich von dem ON. Abella in
Kampanien abgeleitet, aber die stadt
wurde eher umgekehrt nach der apfel-
zucht benannt (Hoops, Waldbáume
477*9)- — vgl. apaldr.
ept práp. ‘nach’, run. aft, ift, eeft (Jacob-
sen-Moltke Sp. 741). Wohl kontamina-
tion von apt und eptir (T. Johannesson
MASO 5, 1943, 60-2). — got. afta,- ae.
esft, eft, afr. eft(a), as. eft, mnl. echt. —
vgl. aptan und aptr.
eptann m. ‘abend’, vgl. aptan.
eptlr adv. ‘nach; lángs, gemáss; nachher,
von neuem’; seit dem n.Jht erst als
práp. (F. jónsson, Seks Afh. 47);
run. norw. after (Tune c. 400, Krause
Nr. 55), scbw. AfatR ( < *aftro-; Istaby
c. 650, Krause Nr 63), dá. aftiR, aiftiR,
iftiR, eftiR (Jacobsen-Moltke Sp. 743).
— nisl. eptir, eftir, fár. eftir, nnorw.
efter, etter, nschw. ndá. efter. — vgl.
aptr, ept und eptri.
eptri adj. komp; auch aptari, aptri
'spáter’ und epztr superl. auch aptastr.
— vgl. eptir.
er 1 pron. rel. vgl. es..
— 2 práfix, vgl. er.
ér pron‘ihr’ (< urgerm. *jér), aschw. tr,
nschw. dá. t. — got. jus, ae. ge, gie,
afr. gi, as. gi, gi, mnl. gi, nnl. gij, jij,
ahd. ir (die westgerm. formen nach
dem vorbild der 1. p.pl. umgebildet,
denn der vokal war urspr. u). — gr.
ópét4 (< *ju-smeies), ai. yúyám,
av. yúiem, yúi, lit. lett. jús, apr. iöus,
alb. ju, toch A yas, B yes. — vgl. it,
yör und þér 2.
erði n. ‘holz aus dem ruder gemacht
werden’ (nur Grett. s.), nisl. erði
‘zimmerholz’.
Etymologie fraglich. Der bed am
náchsten liegt abl. aus ár 1
‘ruder’, dann aber wáre zu er-
warten *œröi (Falk, WS 4, 1912,
70). 2. Weniger iiberzeugend zu
arör 'pflug’ (so Vigfússon) oder
3. zu elri (Fritzner); 4. zu einer
wzl. *eredh, wozu auch lat. arbor
‘gehört’, also ‘baum ftir zimmer-
holz geeignet’, und weiter zu
grðugr (P. Naert, ANF 60, 1945,
151-8), schliesslich 5 zu lit. ardai
‘stangengertist’, ardamas 'spreiz-
stange’ (Holthausen Wb. 51).
erðr n. ‘mánnliches glied’ (poet.), mit
tabuierender metathese ftir reðr.
erendi n. ‘botschaft’, vgl. erendi 1.
erfa schw. V. ‘erben; die leichenfeier
veranstalten’, nisl. erfa, nnorw. erva,
aschw. esrva, adá. cerve. — > IpN.
ar’bit ‘erben’ (Qvigstad 91). — ae.
ierfan, yrfan, as. gi-ervan, afr. ervia,
mnl. arven, erven, ahd. erben. — Dazu
erfð f. ‘erbgang, erbrecht, erbe’, nisl.
erfð, aschw. cerfþ, arfþ, ádá. cervt. —
erfi n. ‘leichenfeier, erbe’, {< urn.
*arbijá), run. norw. arbija (Tunec. 400,
Krause Nr 55), nisl. erfi, fár. ervi,
nnorw. erve, aschw. drve, nschw. dá.
arv. — got. arbi, ae. ierfe, yrfe, afr.
erve, as. erbi, mnl. erve, arve, ahd. arbi,
erbi ‘erbe’. — lat. orbus ‘beraubt von’,
gr. óp^avóq ‘verwaist’, ai. árbha- 'klein,
schwach; kind’, air. orbe n, orb f. ‘erb-
schaft’, orbe m. ‘erbe’, gall. Orbius PN.,
arm. orb 'waise’. — vgl. arfi 1, arfr 1,
erfiði und vielleicht auch armr 2
und aumr. — Die Zs. erfivprðr
(Akv 12) ist aber deutsches lehnwort,
vgl. as. erbiuard, ae. yrfeweard und
erfipi ‘erbbier, erbmahl’, nnorw. erveel,
nschw. arvöl, ndá. arveel; > ne. dial.
arval ‘totenmahl’ (Thorson 53).
erfiði n. ‘mtihe, arbeit’, nisl. erfiði,
erfskinn
104
ermskr
anorw. œrfi&i neben œrfee&e, aschw.
arviþi, arvoþe, nschw. arvode ‘bezahlung
fiir geleistete arbeit’, ádá. eervede. -—
as. arbeði, ahd. ar(a)beiti, neben got.
arbaiþs, ae. earfoð, afr. arbid, as.
arabéd(i), ahd. ar(a)beit.
Gewöhnlich als abl. betrachtet
zu einem intrans. Zw. *arbé-iö
'bin verwaistes, zur harten arbeit
verdingtes kind’, vgl. asl. rabota
'dienerarbeit’, rabú, robií (< *ar-
bhos, *orbhos) 'knecht’, arm. arba-
neak ‘diener’, lit. arbönas ‘ochse’
(C. C. Uhlenbeck PBB 16, 1892,
562). Weniger einleuchtend zu
arfr 2, also eig. ‘ochsenarbeit’
(Meringer, IF 17, 1905, 128).
Dagegen stellt Kronasser, Hand-
buch der Semasiologie 1952, 170
das wort zu lit. darbas 'arbeit’,
und denkt an tabuistische unter-
driickung des anlauts (wie ai.
ahar neben germ. daga-) ; welchen
anlass gab es aber zur tabuie-
rung? — Fiir andere áltere er-
klárungen s. Feist, Got. Wb. 55.
erfskinn n. 'vielfrasspelz’ (nur norw.
NL), daneben auch jerfskinn; vgl.
jerfr und skinn.
erg im ON. Asgrimserg (Orkn. s.),
auch pl. œrgin (ebda) eig. ‘sennhiitte’
— < air. airghe ‘stelle wo das vieh im
sommer weidet’, kymr. airidh ’scheune'
(A. Bugge, Indíl. 255). — > ne. ON.
wie Airyholme, Éryholme (Mawer-Sten-
ton 34, Ekwall 160).
ergi f. ‘unziichtiges betragen, schamlosig-
keit’, daneben mit tabuierender meta-
these regi (< urn. *argia ‘das aus-
iiben von zauberei, unziichtiges be-
tragen’), run. schw. ArAgeu (Stentoften
c. 620 und Björketorp c. 630, Krause
Nr 50-51); nisl. ergi ‘böse stimmung,
árger’. — sehr fraglich > finn. arki,
arkio ‘werktag’ (so Karsten, FMS 2,
1934, 82-3). — afr. erg ‘bosheit’, ahd.
argi, mhd. ergi ‘bösheit, geiz'. — vgl.
argr.
ergin vgl. tergin.
ergjast schw. V. ‘schwach, kraftlos
werden’. — ae. iergan ‘entmutigen’,
afr. ergia ‘geringer werden’, mnd.
ergen ‘beschádigen’. — vgl. argr.
erilaR run. dá. (Kra'gehul 5 Jht, Krause
Nr 39), schw. (Lindholm 5-6 Jht.,
Krause Nr 38), norw. irilaR (By,
ende 6.Jht. Krause Nr 62, Veblungs-
nes 6 Jht, Krause Nr 42) u.a. Andeu-
tung einer priesterlichen funktion. Das
wort ist eine nebenform zu jarl.
erja 1 'zudringlichkeit’ (in Zs. erjusamr
‘zudringlich’), nisl. erjur ‘streitigkeiten,
lárm’. — vgí. evn.
— 2 schw. V. ‘pfliigen’, nisl. erja, nschw.
dial. drja. — got. arjan, ae. as. erian,
afr. era, mnl. erién, eren, ahd. erran. —
lat. arare, jgr. ápóo, asl. orjq, lit. ariu,
lett. ar'u, mir. airim ‘pfliige’, vgl. toch.
dre ‘pflug’. — vgl. arðr, arning und
grð.
Erka fPN. — vgl. Herkia.
erkibiskup m. ‘erzbischof’, nisl. fár.
erki-, nnorw. erke-, nschw. drke-, ndá.
arke-. — < ae. cerce- oder arcebiscofi,
dessen i.teil < lat. archi- < gr. ápyt-.
erkn, erkn, orkn ‘robbenart, halichœrus
grypus’, nisl. orkn, nnorw. erkn. — >
orkn. arkne (Jakobsen, Fschr. Feilberg
1911, 345); > shetl. erkny, arkamy. —
wahrsch. < ae. orc < air orc ‘ungetiim’
(hieraus auch Iat. orca). — vgl. Orkn-
eyjar.
Erlendr mPN, auch Erlandr, Erlindr,
aschw. ádá Erland, Erlend. Der name
ist verschiedentlich beurteilt.
Nimmt man wie in Jgrundr an,,
dass der name mit einem adj.
suffix gebildet ist, so gehört es zu
einem stamm *erl, vg]._jjirl,
Andere haben ertendr als ‘fremd-
ling’ erklárt, also < *uzlandi a-
(A. Janzén NK fT~í 947Í 70)!
dagegen I. Lindquist, Fschr. Peder-
sen 1937, 332, der auf ostskand.
Ærlcendr hinweist und deshalb
er aus *arja erkláren möchte, vgl.
Ariarici(s~ STsö ‘der aus dem Arie rr
ia.ndS—- Dgrrfr ~E orníntr irian also
wied er zu de?~gfuppe voii ~jartf
der-fíáine warerláim ehér~als~^er
aus dem eigenen lande’ zu deuten.
Erlingr mPN, aschw. Ærlinger. — > ae.
Yrling, Arlingus, Herlingus (Björk-
man PN 37). — langob. Erlingus, vgl.
■weiteT-wíránk.Erlebertus,ala.m.Erlabald,
ae. Eorlebyrht (Naumann 31). — Ab-
leitung von jarl.
erma schw. V. ‘fiir ungliicklich halten,
bemitleiden’ (nur chr. schr.). — ae.
ierman, yrman ‘quálen, árgem’; jan-
verbum neben got. arman, ae. earmian,
as. armðn, ahd. b-armén ‘sich erbar-
men’. — vgl. armr 2.
ermitl, erimiti m. ‘einsiedler’ < mnd.
eremite < lat. eremita < gr. épt)|i('n)c
‘ wustenbewohner ’.
ermr f. ‘ármel’ (< germ. *armiö), nisl.
ermi, fár. erma, ermi, nnorw. erm,
nschw. árm, ndá. terme. — vgl. ae.
earmella ‘ármel’, as. armilo, ahd.
armil(o) ‘armring’ und germ. volksn.
Armalausi (Tab. Peut. wohl statt
Armilausi, vgl. an. ermalauss ‘ohne
ármel’). — vgl. armr x.
ermskr ‘armenisch’, vgl. Ermland 'Ar-
menlen’.
em
105
em adj. ‘tuchtig, energisch’ (< germ.
*arnia), nisl. ern ; vgl. fár. ernast ‘er-
frischen, sich wieder beleben’. — got.
arniba ‘sicher'. Fraglich ob dazu auch
ae. eornost ’kampf’, mnd. ernest, mnl.
ernst, aernst, ahd. ernust 'festigkeit,
ernst’ (s. H. Krahe PBB 71, 1949, 238).
— Am besten zu der idg. wzl. *er 'in
bewegung setzen, erregen’: lat. orior
‘sich erheben, entstehen’, gr. ðpvuiu
'erregen, bewegen’, ípxop.ai ‘kommen’,
ai. iyarti ‘in bewegung setzen’, rnoti
‘sich erheben, sich bewegen’, irya
'ruhrig, energisch’, rti- f. 'angriff,
streit', rana- ‘kampf’, air. eirg ‘geh!’,
alb. jerm ‘rasend, wahnwitzig'.
Die wzl. *er, *or ist weitverbreitet,
auch im Germ. (s. Persson, SVS
Uppsala 1912, 767-73), vgl. arka,
ars, erja 1, erta, jara. Dazu
Erweiterungen wie:
*eren, *ren vgl. renna 2.
*erej, *rej vgl. rísa.
*ereu, *reif vgl. prr und rost.
Eraa fPN; die frau von Hersir (Rþ 39);
vgl. nisl. erna 'beweglichkeit’. — vgl.
ern.
erpi n. ? ‘eine baumart’ (nur Alex. 165).
Unbekannter herkunft.
Erpr mPN.; vgl. den chatt. namen Arpus
(das a ist vulgárlat. schreibung nach v.
Grienberger GGA 1906, 148), fránk.
Erpo, Erpa; vielleicht auch got. Erpa-
mara (Schönfeld 81), ae. Earpweald. —
Die lautform spricht dafiir, dass Erpr
aus dem wgerm. gekommen ist (A.
Janzén, NK 7, 1947, 50). Dasselbe wort
wie jarpr.
erra f. ‘kampflust’ (poet.), nisl. errur
‘streit, uneinigkeit'; daneben errinn
'kráftig, tuchtig' und erróttr ‘kampf-
liistig’ (fiir sufiix vgl. -óttr). — vgl.
ern und orrosta.
ers, ess n. ‘reitpferd’ < mnd örs, ors,
metathesisform neben (h)ros ‘pferd’.
ertaschw. V. ‘aufreizen, necken’ (<germ.
*artian), nisl. fár. nnorw. erta ‘reizen’,
nschw. arta ‘necken’. — > shetl. ert
'reizen’, schott. airt 'anspornen’ (Flom.
Infl. 25); > me. erten ‘anreizen’, ne.
dial. ert ‘forwártstreiben' (Björkman
209); > finn. artti 'zwist, zank’ (Kar-
sten ANF 22, 1906, 183-4; GFL 161;
aber fraglich vgl. Setálá FUF 13, 1913,
359); > lpS. er’det ‘necken’ (Qvigstad
143, s. aber Wiklund SUSA 10, 1892,
153). — ai. ardáyati ’macht zufliessen,
regt auf', zu árdati, rdati ‘fliesst, be-
unruhigt’, vgl. gr. ípé6o>, ép*6ÍC<ö und
ipodúvo ’reize'; zur wzl. *er ‘erregen’,
vgl. ern.
Nach Marstrander SVSA Oslo
1924, Nr 9, 17 aber < *argatjan zu
esja
argr; vgl. norw. dial. erga und
ahd. ergirön ‘árgem’. Wenig wahr-
scheinlich.
ertla f. ‘bachstelze, motacilla fusca
(þula) (< germ. *artilön), nisl. ertla,
erla (mit vielen nebenformen), fár.
nnorw. erla, nschw. arla. — ae. earte
‘bachstelze’. — Demin. zu arta.
ertog, ertug vgl. ertog.
ertr fpl. ‘erbsen’ (< germ. *arwita), nisl.
erta, fár. ertur, nnorw. dá. ert, nschw.
árt. — > lpN certta (Qvigstad 356).
— Entl. aus as. erit (Olson ANF 31,
1915, 137) ist nicht wahrscheinlich,
weil die erbse schon friih in Skandina-
vien angebaut wurde (Pipping SNF 8,
1917, Nr 1,12-13). Also urverwandt mit
as. erit, mnd. erwete, mnl. erwete, ar-
wete, errit, nnl. erwt, ahd. araweiz,
arwiz. — Ein lehnwort unbekannter
herkunft, das auch in lat. ervum
wicke.erbse’, gr. épéþtvðoc 'erbse’, ípoþo?
‘kichererbse’, mir. orbaind ’körnchen'
vorliegt (Hoops Waldbáume 463 und
G. Ipsen, Fschr. Streitberg 230-232).
Die erklárung von ahd. araweiz als
eine Zs aus *arw (vgl. lat. ervum) und
*eiz ‘geschwur’ (vgl. eitr), die Binz
ZfdPh. 38, 1906, 371 befiirwortet, ist
nicht wahrscheinlich, denn -eiz ist
suffix, wie in got. aglaitei zu agls
(s. Feist, Got. Wb. 14).
erum, eruð, eru pl. Prás zum Zw.
vera. — vgl. ae. eart, earð; earun, arun;
ahd. b-irum, b-irut (mit b aus sg. bim,
bist). — Neben einander formen mit s
und r, die auf idg. *es: *os, neben *er:
*or hinweisen. In diesem fall vgl. fiir *es
die sg. form es 2 und ftir *er vgl. ern.
es 1 Pron. rel., jtinger er; run. schw. ias,
iaR, dá. ias, is (Jacobsen-Moltke Sp.
745), nisl. er. — got is, afr. er, as. es, is,
ahd. ir, er, iz, ez. — Gehört zum pron.
stamm *ei; *i, vgl. lat is ‘dieser’,
id ‘dieses’, gr. hom. n)<;, tjj, töi, ai.
ayam, idam, lit. jis ‘er’, air e ’er’,
ed ‘es’, alb. i 'ei, eos, eas’ (WP 1, 96-8).
— vgl. ef und einn.
— 2 ‘ist’, spáter er (anal. nacb pl. eru). —
got. ahd tsí, ae. afr. as. is. — lat. est,
gr. éorl ai. asti, asl. jestú, alit. Isti, air.
is. — Der abfall des t am besten durch
satzsandhi zu erkláren.
esja f. ‘schieferart, seifenstein zum
schmieden benutzt’ (< germ. *asjðn),
nisl. esja ’loser lehm oder schnee’,
nnorw. esja ’schieferart’, nschw ássja,
ndá esse ‘esse'. — > manx. ON.
Echewle (< *Esju-falt, s. Marstrander
NTS 6, 1932, 278); > finn. ahjo
‘feuerstátte’, estn. ahi, wot. ahjo
‘ofen' (< *asjö\ ; s. Thomsen 2, 168;
Karsten FMS 2, 1934, 68); > lpN.
eski
106
eyða
asse ‘weiche steinart’ (Qvigstad 94). —
ahd. essa ‘esse, schornstein’. — lit.
aslá 'steinplatte'. Man kann, unter
hinweis auí arinn und aska von einer
wzl *as 'brennen, gliihen' ausgehen,
mit einer bedeutungsentw. ‘feuerstátte,
ofen' > dazu verwendetes stein-
material'.
eskl n. ‘eschenwald, eschenholz; speer;
schachtel’ (< germ. askia), nisl. eski,
fár. eskja, nnorw. gskja, ndá. eeske. —
> ne. ON. Escowbeck (Ekwall 161:
Escow- < *Eski-hQfuð); > manx ON.
Eskedale (Marstrander NTS 6, 1932,
193); > finn. ahkio 'lappenschlitten’
(Wiklund MO 5, 189; Karsten GFL
100; s. aber ek ja). — ae. œscen ‘gefáss
aus eschenholz; eimer, becher’, mnd.
esch, mnl. esch(e) ‘Esche’. — vgl.
askr.
eskingr m. ‘feiner schneehaufen’. — vgl.
aska.
eskja f. ‘erde’ (poet.), eig. ‘die miteschen
bewachsene’. — vgl. askr.
eápi n. ‘espe’ (< germ. *aspia -; eig.
kollektivform), aschw. eespe-, nschw.
dial. áspe ‘espenwáldchen’. — vgl.
gsp.
espingr m. 'beiboot’, ádá. esping. —
> schott. espyne ‘grosses boot (Flom
Infl. 39). — wohl < dá. esping
< mnd. espink eig. ‘fahrzeug aus espen-
holz’ — vgl. espi.
ess n. ‘reitpferd', vgl. ers.
et rel. part., spáter eð, neutrum des pron.
stammes, wie as. et, ahd. ez 'es’.—lat.
ecce (< *ed-ce) ‘sieh’, ai. ada- ‘jenes’,
asl. jed-inú ‘ein’. — vgl. es 1.
eta 1 f. ‘krippe’. — vgl. jata.
— 2 st. V. ‘essen’, nisl. jeta, fár. nnorw.
eta, nschw. áta, ndá. cede. — got.
itan, ae. as. etan, afr. eta, ita, ahd.
ezzan. — lat. edo, gr. ÍSco, ISopai, ai.
admi, asl. jamí, jasti, lit. émi (< *ed-
mi), lett. idu, arm. utem. — vgl. at 1,
etja 2, jgtunn und tgnn und hoch-
stufig: dt, eeti, eetni, œtr und cezli.
etja 1 f. ‘kampf’, nisl. etja — vgl. etja 3.
— 2 schw. V. 'átzen, essen lassen’,
nschw. Jial. áttja ‘vieh weiden’. — ae.
ettan, afr. etla, mnd. mnl. etten, ahd.
azzen, ezzen ‘zu essen geben’, got. fra-
atjan ‘austeilen zur speisung’. — Kaus.
zu eta 2.
— 3 schw. V. ‘hetzen, treiben’, nisl.
etja. — > lpN. hat’tit ‘aufreizen,
necken, anspornen’ (Collinder APhS 7,
1932, 220). — ahd. anazzew ‘anreizen'
(Schnieders 12). — vgl. at 1 und atti 2
u- 3 -
etki adv. vgl. ekki 2.
exlmi n. ‘kostbarer seidenstoff’ (spát.
bezeugt), aschw. examit, samet, adá.
samet. — < mlat. examitum, samitum
'seidenstoff’ < gr. Hýí\xiT<x; ‘sechsfádig’.
ey 1 f. ‘insel' (< germ. *ayjð < *ag\tjð),
nisl. ey, fár. oy, oyggj, nnorw. ey, nschw.
ö, ndá. 0 . — run. schw. auiu (d.sg.
Rök c. 800, s. Bugge-Brate III, 144),
vgl. auch germ.-lat. Scadin-avia (vgl.
Skdney). — > shetl. 0; manx -ey (Mar-
strander NTS 6, 1932, 276); > norm.
-ey, -oy in ON. Jersey, Guernesey
(Jakobsen, DSt 1911, 61); > air. i,
schott. aoi (Marstrander NVA 1915
Nr 5, 72); > finn. Voijonmaa, richtiger
Vuojanmaa ‘Gotland’ eig. ‘Insel-Iand’
(Karsten FMS 2, 1934, 50-3) und
Inselnamen wie Málo, Birko, in denen
-o die fortsetzung des alten nom. sg. ö
< *á-u < *aujö sein soll (H. Pip-
ping, SNF 8, 1917, Nr. 1, 47-8); > lpN.
-awjo ‘insel, niedriges flussufer’ (Col-
linder, Saga och sed 1939, 15-16). —
ае. ieg, ig, ig, nfr. oog und ei(-land), as.
oi(-land), mnl. ei-(land), mnd. ö, ðge,
ðch, ouwe, ou ‘insel, feuchte wiese’, nnl.
-ouw, -ooi, ahd. ouwa ‘wasser, feuchte
wiese, insel’, vgl. got. öium (Jordanes:
‘die inseln des Weichseldeltas’), Gepe-
dðiðs ‘die Gepideninseln’. — Die
urgerm. form. *aguiö ist abgel. mit
gramm. wechsel von *ahua ‘wasser’ —
vgl. d 1, eynir und ó 1.
— 2 ‘gliick, heil' (nur Ldn), wohl dasselbe
wie run. auja (s. Helgason, Fschr. F.
Jónsson 377-84). — vgl. auð.
— 3 adv. ‘immer’ (wohl < *aj\t, stamm-
form zu *ai{*a ‘zeit’) in Zss. wie eygóðr,
eymuni. — vgl. a 2.
— 4 Anfangssilbe mehrerer PN, wie
Eyfriðr, Eyjólfr, Eygautr, Eymujtdr,
Eysteinn, Eyvindr — wgot . Avemarus,
ahd. Awigaoz, Awileib (Naumann 24).
Wohl dasselbe wort wie ey 2 (I. Lind-
quist, Relig. runtexter 2, 1940, 78).
Die verbindung mit ey 1 ist
durchaus abzulehnen (so Múllen-
hoff ZfdA 23, 1879, 171), ebenso
die verbindung mit dem Volks-
namen der Aviones (F. Kluge
ZdW 8, 1907, 141). s. A. Janzén
NK 7, 1947, 70-2.
— 5 zweitei teil von frauennamen wie
Bjargey, Laufey, Þórey. Die erklárung
schwankt. Gering, Edda-komm. 1, 319
denkt an eine abl. silbe *-awja, zu ai.
-avya-, gr. -aio-, aber dann ungerm.
namenbildung. Deshalb eher ds. wie
ey 2 (Nordenstreng NB 28, 1940, 39).
eyða 1 f. ‘verwustung' ; vgl. eyða 2 .
— 2 schw. V. ‘verwusten, vernichten’
(< germ. *auþiðn), nisl. eyða, fár.
oyða, nnorw. eyda, nschw. öda, run.
áöi. aupi 3 s. pr. Koej. (S. Vinge II
с. ” 1000, Jacobsen-Moltke Nr 83),
ndá. ede. — > IpN. avdadet 'verschwen-
den’, lpS. audet(et) ‘verwusten' (Qvig-
stad 96). — ae. ieðan, ahd. ðdjan, ödan,
mhd. œden 'veröden, verwusten’. —
vgl. auðr 3. — Dazu eyði n. ‘ver-
ödung', nisl. eyði, fár. oyði, nnorw.
eyde, nschw. öde, ndá. ede. — > lpN.
avdie ‘öder platz, eingehegter platz
fur das melken der renntiere’ (Qvig-
stad 96). — ahd. ödi, vgl. ae. ieðe adj.
‘öde’ und gr. atioioi; ‘eitel, vergebens'.
— eyðsla, eyzla f. ‘verwiistung’, nisl.
eyðsla, fár. oyðslutur ‘verschwende-
risch', nnorw. eydsla ‘verschwendung’,
aschw. ödhsla, nschw. dial. ösla ‘ver-
schwenderisches weib’.
eyðla f. ‘eidechse’ vgl. eðla.
eyfit adv. ‘nichts’, vgl. eyvit.
Eyfura fPN. (Hdl. 24). Die erklárung
als ‘Inselfichte' (Gering, Edda-komm. 1,
386) ist wenig befriedigend. Auch hier
vielleicht ey 2 anzunehmen ?
eygðr adj. ‘mit einer öffnung versehen,
-áugig’, nisl. eygður, fár. oygdur, nnorw.
eygd, aschw. ögdher. — ae. -iaged, mnd.
-ög(e)d. — vgl. auga.
eygja schw. V. ‘mit einer schlinge ver-
sehen; die augen richten’ (in der bed.
'blicken’ lehnwort < mnd. ögen, ogen,
Fischer 29), nisl. eygja, nnorw. eygja,
aschw. öghia, ádá. eie. — got. augjan,
as. ðgian, ahd. ougan 'zeigen', neben
ae. iewan, ywan, lowan, afr. auwa,
áwa, vgl. mhd. zounen, mnl. tonen
'zeigen’ (< *at-augu>jan, vgl. got. ataug-
jan ’zeigen’). — vgl. auga.
eygla in PN. wie Eyglu-Bersi, vgl.
nschw. ögla ‘kleines auge’ und nnorw.
eygla ’schielen’. — vgl. auga.
Eygotaland n. die insel Gotland, spáter
die dánischen inseln’ (Hj. Lindroth
MASO 3, 1941, 112); eig: ‘das land der
Insel-Goten’.
eygr adj. ’-áugig', run. gleaugiR ‘der
glanzáugige’ (Br. Nr. 7 Dannenberg,
6 Jht., Krause nr 37). — ahd. sUrougi
‘triefáugig’ (vgl. an. súreygr). — vgl.
auga.
Eyjólfr mPN., schw. run. Auulfr, ádá.
0ulf. — > ae. PN. Euilf, Aiolf
(Björkman PN 36). — Zs. aus ey 2
und úlfr.
eyjóttr adj. ‘voll von inseln’. — vgl.
ey 1 und -óttr.
eykr m. ‘zugtier, pferd' (< urn. *jaukiR
s. I. Lindquist NB 29, 1941, 122), nisl.
eykur, nnorw. eyk, nschw. ök, ndá. eg',
eig. ‘dcis am joch vorgespannte tier’. -—
Die germ. grundform *jaukija stimmt
vollstándig zu ai. yogya- ‘zugtier, eig.
'das im joch angespannte’; daneben
mit anderer bildung lat. jugis ‘zu-
sammengespannt’ (vgl. gr. 3e0?is ‘das
anschirren), lit. jautis ‘ochs’, toch yuk
‘pferd’. — vgl. ok 1.
eykt f. ‘das vorspannen; die zeit
zwischen einem anspannen und dem
folgenden; viertel des tages; die zeit
um 3V1 «hr nachmittags’ (< germ.
*jauktpð), nisl. eykt, fár. ekt, nnorw.
eykt, ekt, nschw. dial. ökt ‘arbeitszeit
zwischen zwei mahlzeiten’ (A. Lind-
qvist, MASO 5, 1943, 84-8). — vgl.
ok 1.
Eyliml mPN.; kann bedeuten ‘der immer
zweige habende, der immergriinende'
(Mullenhoff ZfdA 23, 1879, 171), dann
also zu ey 3 (aber das immer zweige
haben bedeutet noch nicht das immer
griinen). Also wohl eber ‘der gliick-
bringende zweige hat' und dann zu ey 2.
Eylúðr ‘name fiir das meer’, und fur
Odin; viell. ‘der immer tönende’ ? und
dann zu ey 3 und lúðr 2 . (s. auch
Falk, ANF 35, 1919, 62).
eyma schw. V. ‘elend machen; jammem’
(< germ. *aumjön), nisl. eyma, aschw.
öma ‘mitleid fiihlen', nschw. ömma
‘schmerzen’, ndá. amme sig ‘jammem’.
— vgl. aumr. — Dazu eymd f. ‘elend,
armut’ (< germ. *aumiþð).
Eymundr mPN. run dá. qumuta acc.
sg. (Sjarind c. 1000, Jacobsen-Moltke
Nr 155), aschw. Emund. — > ne. ON.
Amotherby (ált. Aimundrebi, Ekwall 9);
> russ ON. Jemutovo (Vasmer SBAW.
Berlin 1931, 664). — run. ahd. Awi-
mund (Weimar C, 6. Jht. s. Aratz-Zeiss
1, 373), ahd. Awigaoz, Awileib. — also
zu ey 2. Dann aber sind. ae. Eanmund,
ahd. Aunimund besser fernzuhalten.
eynir mpl. 'inselbewohner’, von ey 1
gebildet mit sufiix -nir, das aus wörtem
wie dropnir zu dropi, iagnir zu -togi
abstrahiert wurde, denn urspr. ja-
bildung von -wa-stámmen. Verbindet
man aber eynir mit germ. lat. Aviones
‘wasserlandbewohner’, so kann man
von einem zu e y gebildeten -aw-stamm
ausgehen (so I. Lundahl. NB 25,
1937 - 87).
Eynæfir m. ’name eines seekömgs , eig.
‘von gliickbringender klugheit’ (B.
Sigfússon, MPh 32, 1934, 129), Zs
von ey 2 und neefr.
eyra n. ‘ohr’ (< urn. *auRð < *germ.
*auzð; also mit P-umlaut), nisl. eyra,
fár. oyra, nnorw. eyra, nschw. öra,
ndá. ore. — > IpN. avros, auros
‘bárenobr’ (Qvigstad 98). — got. auso,
ae. eare, afr. áre, as. ahd. öra. — lat.
auris ‘ohr’, aus-cultare ‘hören’, gr. oti;
(< *ousas), &<; (< *ðifs) ‘ohr', asl.
ucho, lit. ausis, lett. assú, apr. acc. pl.
ausins, air. au, ð, arm. unkn. Die idg.
wzl. *aus- ist erw. der wzl. *au in ai.
eyrendi
108
faðerni
avati ‘auímerken, beachten’, ávi- ‘ofien-
bar’, lat. audio (< *ajtisdið) ‘höre’, gr.
altt ‘vemehme, höre’, aloðávofiat ‘riehme
wahr’, asl. (j)aviti ‘offenbaren, sagen'.
eyrendi n. ‘botschaft’, vgl. erendi i.
eyrir m. auch aurar ‘öre, gewicht und
miinze’ (*/> mgrk = 3 ortogar), nisl.
eyrir, fár. oyri, nnorw. eyre, nschw.
öre ndá. gre. — > shetl. ar; > ae.
ýre (< eyrir) und < 5 ra (< aurar,
Björkman 68); > mnd. ðre ‘skandina-
vische miinze'; > finn. dyri (Thomsen
2 , 232 ) ; > IpN. œvre (Qvigstad 357). —
< lat. aureus ‘goldmiinze’ und zwar
eyrir < *auriaR und aurar < pl.
*aurðR (s. A. Kock. UB 151).
eyrr f. 'landzunge von sand und stein’,
nisl. eyri, fár. oyri, nnorw. gyr, nschw.
ðr, ndá. dial. er. — > orkn. air(e), shetl.
er (in ON ar, Jakobsen 140); > schott.
ON. Eorrabaidh, Earrabhig (Henderson
. 140); > man xayre (Marstrander NTS
6, 1932, 241); > ne. dial. air ‘sandbank’
(Björkman 67); > kymr. ON. Eirewere
(CharlesON. reí. with Wales 1934, 138).
— vgl. aurr 1.
eyrekár ‘im sande trabend’ (Akv. 32)
und dann Zs von eyrr und skár 2.
Aber nach Psilander, Fschr. A. Kock
531-40 ist die bed. ‘munter, lebendig’
und zwar < *0r-skdr < um. *uz-
skawaR vgl. got. usskaws ‘niichtem’,
dann zu skár 3.
eyrgggr adj. 'furchtlos’, vgl. eryggr.
eysill 1 m. 'kleine schöpfkelle’, nnorw.
eysle. — vgl. ausa 2.
— 2 m. ‘essig’ (Larsen, ANV 1931, 260)
< ae. eisil, aysel, aisill (vgl. ne. eisell)
< spátiat acetillum.
Ey8teinn mPN. run.dá. austain, ystin
(Jacobsen-Moltke Sp. 747), ascbw. dá.
0sten. — > ae. Æisten, Aistan (Björk-
man PN 35), ne. ON. Asenby (in DB:
Estanesbi, Ékwall 13); > air. Oistin
(Marstrander NVA 1915 Nr. 5, 72). —
Fiir die 1. silbe, vgl. ey 4.
eystrikomp. 'östlich’, nisl. eystri, nnorw.
eystre, agotl. oystra. — vgl. austr 2 .
eyþvari m. ‘ochse’ (þula), eig. 'insel-
bohrer’ (vielleicht mit hinsicht auf
Gefjons ochsen ? s. Ekenvall, Fschr.
Sahlgren 1944, 39). — vgl. ey 1 und
þvari.
eyverekr m. ‘mann von den inseln’
(F. Jónsson ANO 1907, 178), abgeleitet
von *eyverjar vgl. ey 1 und verjar.
Eyvindr mPN. run. norw. auintr (Sogne),
schw. auintr (Eldtomta), aiunt (Kál-
vesten Ende 10 Jht., Brate ÖG Nr 8),
mn.dá. au(n)tR (Fuglie I, c. 1000,
Jacobsen-Moltke Nr 259); anorw.
0 yndr, aschw. 0 nder, 0 inder, dá. dial.
0nd(e)r, Ynder. — Wohl am besten
< *auja-wandiaR ‘der gerne gaben
austeilt’ (V&gslid, Norsk navnebok 40),
weniger wahrsch. als ‘der Inselwende’
also zu ey 1 und vindr 2 (Lind ANF
36, 1920, 321).
eyvit, eyvitar, eyvitu 'nichts’. — ae.
dwuht, ahd. lowiht. — Zs. aus ei 1 und
vattr.
eyzla f. ‘verschwendung’, vgl. eyðsla.
F
f& I red V. ‘fangen, fassen, greifen,
erhalten, vemrsachen’ (< germ.
*fanhan), nisl. fá, fár. fáa, nnorw. faa,
nschw. fá, ndá. faa. — got. fdhan, ac.
fðn, afr. fd, as. ahd. fahan, mnd. vdn,
mnl. vaen. — lat pango ‘befestige’, gr.
7tf)Yvu(ii ‘macbe fest, fiige’, vrrpfic, ‘stark’,
ai. pdsa ‘schlinge, fessel’, mir. dge.
(< *pdgiö), ‘glied, pfeiler’ (IEW788).—
vgl . fagr, fang 1 u. 2 ,fangawxdfengr.
— 2 schw. V. ‘malen, schmucken’
(< germ. *faihjan), run. norw. faihiðð
(1. P.S. prát. = an. fáði, Vetteland
4 Jht, Krause Nr. 57; Einang c. 400,
Krause Nr. 46); run. schw. fdhidð
(Rö c. 400, Krause Nr. 56); run. dá.
fdhide (3. P.S, Jacobsen-Moltke Sp.
541), fahi (1. P.S. prás. Noleby c. 600,
Krause Nr. 52; Br. Ásum 96, c. 550,
Krause Nr. 32); nisl. fá ‘zeichnen’.
nnorw. faa ‘weiss machen’. — ae. feen,
ahd. flhen ‘malen’, vgl. fár 3 ‘bunt’
und ae. fdgian, ahd. fehjan ‘bunt
machen, malen'. — gr. jroixUcx; 'bunt’,
mxpó? 'einschneidend, scharf, bitter',
ai. peia- ‘gestalt’, piíati ‘schmuckt’,
peiala- ‘geschmúckt’, asl. pistrú ‘bunt’,
piin, pisati ‘schreiben’, lit. peiiú, peSti
‘zeichne, schreibe’, peSá ‘russ’, apr.
peisdi ‘schreibt’, toch. A peke ‘schrift,
malerei’, A pek-, pik-, B. paik- ‘schrei-
ben, malen’.—vgl. fái, fáinn, fákr,
fán, fánn, fár 3 und fil.
faðerni n. ‘vaterschaft, váterliches ge-
schlecht, vaterart’, nisl. faðerni, anorw.
faþeerni, fceþærni, nschw. fáderne ' vaters-
erbe, vatersseite’, agotl. feþrni, adá.
feeþrini ‘vatersseite’. — got. fadrein,
‘vaterschaft’, ae. fceðerncynn 'eltern,
voVfahren’. — Das wort ist von faðir
faðir
109
fákr
abgeleitet und zwar aus einer grund-
form *faöarnia, vgl. lat. paiemus
'váterlich’ (s. Kuhn PBB 63. 1939,
206); die got. form hat aber einen
anderen ursprung: *faðartni (Sturte-
vant SSN 9,1927,267-70), oderweniger
wahrscheinlich *faðrinja (FT 287).
faðir m. ‘vater', nisl. fár. faðir, nnorw.
schw. dá. fader. — got. fadar, ae. fesder,
afr. fader, as. fadar, mnl. vader, ahd.
fatar. — lat. pater, gr. rcarfip, ai. pitS,
air. athir, arm. kair, toch A. pöcar,
B. pöcer (IEW 829). — vgl. faðerni,
feðgar, feðgin und feðr.
J. Trier, Zs. der Savigny-stiftung
fur Rechtsgesch. 65 Germ. Abt.
(1947), 232-260 weist darauf hin,
dass das wort kein biologischer,
sondem ein rechtlicher begriff ist,
und den vater als haupt der
familie darstellt. Es könnte da-
hinter also der ‘mannkreis’ stehen,
der wieder aus dem ‘zaun’ ent-
wickelt ist, und dann wiirde es zur
sippe von fgð gehören.
faðmr m. 'umfassung, umarmung; busen,
schoss; faden’, nisl. faðmur, fár. favnur,
nnorw. schw. famn, ndá. favn ‘um-
armung; klafter’. — > lp. N. fatme,
fapme (Thomsen 2, 174).—ae. feeðm
'umarmung; klafter; schutz, busen;
faden, elle; macht, ausdehnung’, as.
faðmos ‘klafter’, afr. fethem, mnl. vadem,
'klafter; zwirn', ahd. fadam, fadum
‘faden'. — air. etem (< *petemð), kymr.
edau, edaf 'faden’, gál. aitheamh ‘klafter’
(Lane, Lang. 9, 1933, 249) und weiter
lat. pateo ‘stehe offen’, gr. 7ccxáwu(j.i,
TttTvjjpi, 7 cítv&j 'breiteaus’, neraXó^ ‘flach',
av. pathana- ‘weit’, Ut. petys, apr. pette,
'schulter’ (IEW. 824). — vgl. baðmr
2, feðma und Fgð. — Davon faðma.
schw. V. ‘umarmen’, ae. feedmian ‘um-
armen’, mnd. ‘vademen' ‘das mass eines
fadens geben’, mnl. vademen, ahd. fade-
mðn ‘einfádeln’.— Faðmlr nebenFáfnir
m. ‘name eines dracbens’ (< urn.
*faðmnir), also eig. ‘der umfasser'.
f&ga schw. V. ‘reinigen, glánzend ma-
chen, schmiicken’ (< germ. *figön),
nisl. fdga ‘schmiicken’. — > me. fgwen
‘reinigen’ (Björkman 89), ne dial. faugh
‘falb’ (Thorson 25). — afr. figia, mnl.
vagen ‘reinigen’; hochstufige neubil-
dung zu as. vegðn 'reinigen’, mhd.
mnl. vegen ‘fegen’.
Man vergleicht lit. púsziu ‘schmiik-
ken’, lett. púschu ‘reinige, sáubere,
schmiicke’ und gelangt zu einer
idg, wzl. *pek. Ob damit die gruppe
von feginn zu verbinden ist,
bleibt zweifelhaft; sonst aber bleibt
diese ohne weitere beziehungen.
fagna schw. V. ‘sich freuen, begriissen’
(< germ. *faginðn), nisl. fár. norw.
fagna, nschw. fagna, ádá. fagne. —
> ork. fain, shetl. fen, fain ‘freudig
empfangen’.—got. faginön, ae. feegnian,
fagnian (ne. faum), as. faginðn, faganðn,
ahd. faginðn, feginðn; daneben mit
gramm. wechsel ae. gefeon ‘sich freuen’,
got. faheþs ‘freude’. — vgl. feginn. —
Davon abgel. fagnaðr m. 'freude;
guter empfang; gut, vermögen’, auch
fggnuðr.
fagr adj. 'schön, hiibsch, freundlich’, nisl.
fár. fagur, nnorw. schw. dá. fager. —
> sheti. feg(er) ‘hiibsch’, foger, feger
‘tabuwort fiir sonne’, fogri ‘tabuwort
fiir makrele’; > ne. dial. feg 'schön,
lieblich' (Thorson 60); > lpN. favrro.
lpS. fauro (Thomsen 2, 174). — got.
fagrs ‘passend’, ae. feeg(e)r (ne. fair),
as. ahd. fagar 'licht, schön’. — vgl.
fegra und fegrð.
Die Etymologie schwankt: 1. die
bed. ‘passend von got. fagrs fiihrt
zum vergleich mit hochstuf. ae.
figan, as. fðgian, mnl. voegen,
vuegen, ahd. fuogin ‘passen, fiigen’,
die dann zur idg. wzl. *pöR 'fest-
machen’ (vgl. fá 1) gehören (so
Hellquist 195). — 2. oder man
trennt fagr von *fðgjan und ver-
bindet es mit fagna und besonders
mit fága. Fiir diese etymologie
spricht der e/o-ablaut, wáhrend die
verbindung mit fðgjan den á : á-
ablaut voraussetzt (IEW 796). —
Vom germanischen standpunkt ist
dieser unterschied unwichtig, weil
in beiden fállen der wechsel a : ö
entstehen kann.
f&i m. ‘bild, figur’, in Zs. mannfái ‘manns-
bild’, villufái ‘heidnisches bild’. — vgl.
fá 2.
faihiðo run. norw. 'ich malte’. — vgl. fá
2.
f&inn adj. 'bunt, gesprenkelt’, auch
zwergname; run. dá. fain PN (Egtved
10 Jht. Jacobsen-Moltke Nr. 37). —
vgl. fá 2.
f&kr m. ‘pferd’, run. dá fakaR PN. (Br.
Fema, Anf. 6. Jht. Jacobsen-Moltke
Sp. 647-8), dá. dial. fag 'pferd mit einem
testikel’. — viell. ahd. Faco, Facco,
Fachilo, langob. Facho PN. (O. von
Friesen UUA 1924, Nr. 4, 86). —
Etymologie unsicher.
Gering. Komm. 1, 435 (s. auch
Sturtevant SSN 8, 1924, 43-5) zu
adá. fage ‘schnell’, vgl. abl. dá.
fige, norw. schw. dial. fika ‘sich
beeilen’. — Holthausen Wb. 55 zu
gr. 7 tt]y ó? ‘stark’ ? — Erwágungwert
Hellquist MM. 1916, 196-8 < urn.
fala
110
falr
*faihakaR 'buntscheckiges pferd’;
wenn man das wort zu run. fakaR
stellt, befremdet aber eine so
friihe entw.
fala schw. V. 'feilschen’, nisl. nschw. dial.
fala, adá fale (daneben aschw. nschw.
dial. falka). — vgl. falr 3.
f&la f. ‘trollweib; ochs', nisl. fála 'un-
ziichtiges weib; scheues schaí’. — ae.
feelan ‘verfuhren, mhd. mnl. válant
‘teufel’.—gr. TtáXXu ‘schuttle, schwinge,
erschiittere’, TtaX-rói; ‘geschwungen’, viel-
ieicht auch asl. plachú ‘wankend,
fliichtend; schrecken' (IEW 801). —
vgl. falma, felmsfullr und fœla.
falda I f. ‘weiblicher kopfschmuck’, vgl.
faldr.
— 2 red. V. 'den kopf mit einem faldr be-
decken’ eig. ‘falten’. —got. falþan, ae.
fealdan, mnl. vouden, vouwen, ostmnl.
valden, volden, ahd. faltan ‘falten'. — lat.
duplus ‘doppelt’, gr. SntXáaioi; (< *pla-
tfos) ‘doppelt’, eig. ‘zweifáltig’, ai.
puta-, m.n. (< *pulta~) ‘falte, tasche’,
pata- ‘gewebtes zeug, leinwand’, asl.
pletq ‘flechte’, platxno (russ. polotno)
‘leinwand’, mir. alt ‘verbindung’ (IEW
803). — vgl. faldr, fel, feldr und
fella 1.
— 3 schw. V. 'falten, zusammenfalten’,
nisl. fár. nnorw. falda, nschw. fálla,
ndá. folde. — ae. fealdian, ahd. faldðn.
—-schwache ðn-bildung zu falda 2.
faldr m. ‘falte, knoten; hoher weibl.
kopfputz', nisí. fár. faldur, nnorw. fáld
‘saum', aschw. falder, nschw. fdll,
ndá. fold ‘falte'. — > shetl. fald 'faíte’;
> finn. palle 'falte, saum’ (weist auf
es-stamm! Karsten GFL 83).—ae.
feald ‘mal’ (ne. fold ‘falte, falz’), mnd.
volde, mnl. voude, vouwe, ahd. falt
‘falte'. — vgl. falda 2 und feldr.
Falhófhir m. ‘name eines götterpferdes
(Grm.). Falls zu fglr: das pferd mit
falben hufen'. Auch möglich zu fela
und dann ‘dessen huf von haar-
wuchs verborgen ist’ (F. Jónsson, LP.
1x9).
falkl m. ‘falke’ nisl fálki, fár. falkur,
nnorw. schw. dá. falk. — > lp. N. falle
'falke’ (Qvigstad 144).—wohl < mnl.
valce, valc entlehnt mit der falkenjagd
(Sahlgren NB. 8, 1920, 167) vgl. mnd.
valke, ahd. falcho.
Gewöhnlich wird das germ. wort
als entl. < lat. falco erklárt (Suo-
lahti 327-32), aber eher ist um-
gekehrt falco aus dem germ. ent-
lehnt und bedeutete dann wie nhd.
dial. falch ‘hellfarbiges pferd’ etwa
‘den fahlen vogel’ (vgl. fglr).
Andere erklárungen: zu germ.
fallan und dann ‘der stösser’
‘sperberart’ (Baist ZfdA. 27, 1883,
60), oder zu ai. phalgú- ‘rotlich,
schimmemd’, lett. spulgans ‘glán-
zend’ (Uhlenbeck PBB 35, 1909,
171).
falla red. V. 'fallen, sterben, geschehen’
(< germ. *falnan), nisl. fár. norw.
schw. falla, ndá. falde. — ae. feallan,
afr. falla, as. ahd. fallan. — vgl. fella
2. — fall n. ‘fall; tod. verlust; klippe
usw.’, nisl. fár. norw. fáll, aschw. fal,
ádá fald. — > orkn. faa ‘eingeweide
eines schlachttieres’ (eig. ‘körper des
geschlachteten tieres’); > shetl. fall
‘fall’: > ne. ON. wie Thretfall (Mawer
26; urspr. bed.: ‘ort wo báume ge-
fáút sind’). — ae. feall, afr. fal, fel,
as. ahd. fál.
Die etymologie ist umstritten.
1. Zu gr. tiítttcú lat. peto (Wood,
GR 1, 1926, 309), wenig einleuch-
tend. — 2. zu einer idg. wzl. *phol
‘fallen’, vgl. lit. puolu, púlti, lett.
puolu, pult ‘fallen’, arm. p'ul ‘ein-
sturz’, p'lanim'í alleein’ (IEW851).
fallera schw. V. ‘táuschen’ (nur in Chr.
Schr.) < mnd. falliren < afr. faillir.
falma schw. V. ‘tappen, tasten’, nisl.
fálma; vgl. nnorw. dial. fjolma, fjdm(e)
‘narr’ (Falk, Fschr. Unger 210). —
Etymologie unsicher.
Am ehesten zu der sippe von ae.
filan, afr. fila, as. gifðlian, ahd.
fuolön ‘fuhlen’, vgl. lat. palpo ‘leise
streicheln’ (Fick, KZ 19, 1870,
263). — Verbindet man aber mit
felmsfullr so liegt es nahe von
der bed. ‘unsicher tasten, zittern’
auszugehen und das stimmt zur
sippe von fála. — Denkt man an
die 'handbewegung’ so wáren zu
vergleichen ae. as. folm, ahd.
folma, ahd. folma ‘flache hand’, vgl.
lat. palma, gr. 7iaXápT) ‘flache hand’
(Kretschmer KZ 31, 1892, 398)
und besonders 7taX|ji6<; 'das zucken,
vibrieren (eines gliedes)’ s. W.
Wust, Suomal. Tiedeakat. Toimi-
tuksia 93, 1 (1956) 73 fur weitere
anknupfungen.
falr 1 m. 'schaftröhre' (< germ. *fa\haz),
nisl. fálur, nnorw. schw. fal. — ae.
fealh ‘röhre' (E. Liden, ESt. 38, 1907,
337). — eig. ‘das verbergende, nl. die
eisenspitze' vgl. fela.
— 2 m. ‘name eines zwerges', in der
kenning fals veigar ‘gedicht’, also wohl
der zwerg, der den dichtermet ver-
borgen hielt, also zu fela.
— 3 adj. ‘feil, káuflich’, nisl. fár. falur,
nnorw. schw. dá. fal. — Dazu abl. ahd.
fáli (daneben mit befremdendem vokal
ahd. feili, mnd. vlle, mnl. veil(e); s.
fals 111 íantr
S. Bugge, PBB 24, 1899, 433; zu
trennen nach Lidén GHÁ 22, 1916, 20).
— gr. ncúXéo(xat ‘verkaufe’, ai. pana
(< *palna) ‘preis, wahre’, panate
‘tauscht ein’, asl. plinú ‘beute’, lit.
pelnas ‘lohn', lett. pe’lns, pe'lna ‘ver-
dienst, gewinn’ (ÍEW 804). — vgl.
fala.
fals n. ‘irrtum, betrug, hinterlist’ und
adj. ‘falsch’ (spát bezeugt), nisl. fár.
norw. schw. fals. — < mnd. mnl. vals,
valsch < Iat. falsus (Fischer 58). — Da-
neben falsa schw. V. ‘fálschen, ent-
stellen’ und falsari m. ‘betriiger’.
Falstr 'dánische insel Falster’. — Ge-
wöhnlich wie die schw. ON. Falun,
Falköping, von einem stamme *fal-
(vgl. as. Westfalaha ‘Westfalen’), der
dann zur sippe von fold ‘gehört’ (Hell-
quist 196). — Aber man kann auch an
fQlr ankniipfen, also eig. ‘fahles land,
fahle erde’, vgl. die nl. landschaft
Veluwe (J. Sahlgren NB 34, 1946, 68-9).
faltrast schw. V. refl. ‘sich aufhalten mit,
sich bemiihen mit’ (nur in Flat.), nisl.
faltrast við ‘mit etwas beschwert sein,
unsicher sein uber’, vgl. fár. fjaltra
‘zittern, beben’, nnorw. dial. fjaltra,
fjoltra ‘sein spiel treiben mit, sich
abgeben mit, wohl zu fjalla 2. ‘schmiik-
ken’, und dann dental-erw zur idg.
wzl. *pel, vlg. fela.
Falls man mit J. Trier von dem
urspr. begriff ‘zaun, mannring’
ausgehen darf, kann es urspr. etwa
‘sich bescháftigen mit’ bedeutet
haben, und dann auf gemeinschaft-
liche arbeit bezogen werden.
- fambl m. nur in fimbulfambi ‘tropf’
(Háv. 102), vgl. nnorw. famp ‘dicker
liimmel’, faame, fume ‘dummkopf’,
dá. dial. fjambe ‘dummkopf’. — ne.
dial. famp ‘schwerfállig gehen’, weiter
zu nschw. famla, ndá. famle ‘umher-
tappen’, vgl. nd. fammelen, me. famble;
daneben norw. dial. fimla, mnd. fim-
melen, ne. dial. fimble und nnorw.
nschw. fumla ‘umhertappen’, nnd.
fummeln, nnl. fommelen, ne. fumble. —
Nach Sturtevant SSN 8, 1925, 203 und
JEGPh. 33, 1934, 95 steht es in abl.
verháltnis zu fífl und fimbul —.
fán n. ‘leckerbissen’ ? (nur Rigsþ. 32).
Das wort is dunkel. Gering, Komm 1,
359 liest faen, also ‘gebráunte speck-
seiten mithelleren und dunklen stellen’ ?
M. Olsen, ANF 39, 1923, 308 emendiert
zu fóarn; andere denken an textver-
derbnis.
fang I n. ‘fang, beute; streit, jagd’, nisl.
fár. norw. fang ‘umarmung, schoss’,
nschw. f&ng ‘fang, armvoll’. — > orkn.
fang, shetl. fang, fong; > lpN. fagge
‘ringkampf’ (Thomsen 2, 173).—ae.
fang ‘beute’, ae. afr. feng ‘griff, fang,
beute’, mnd. vank, mnl. vanc, ahd.
fang ‘fang’. —vgl. fá 1 und -fengi.
— 2 n. ‘frauenkleid’, wohl lehniiberset-
zung aus afrz. robe, das sowohl ‘raub,
beute’ als ‘kleid, langer rock’ bedeutet
(Falk, NVA 1919,159), alsodasselbe wie
fang 1. Die bed. entw. wáre auch ohne
bezug auf das frz. wort denkbar, wenn
man die bed. ‘armvoll, schoss’ der
skand. sprachen beachtet. Obrigens be-
deutet ahd. gifang ebenfalls ‘kleid’.
fanga schw. V. gefangen nehmen’ (spát
bezeugt), nisl. fár. norw. fanga, aschw.
fœnga (vgl. weiterbildungen nnorw.
fangla ‘umarmen’, fengta ‘einsammeln’,
nschw. dial. fángta ‘eifrig streben’). —
> ne. dial. fang (Flom Infl. 40); >
IpN. farjrjgit (Qvigstad 145). — Ge-
wöhnlich als entl. < mnd. vangen be-
trachtet (Fischer 29), aber mit hinsicht
auf die obenerwáhnten nebenbildungen
kann es auch denominativ von fang
sein. — fangl (nur Chr. Schr.) m.
‘gefangener’, nisl. fangi, nnorw. fange,
nschw. f&nge (> finn. vanki, lpN.
f a WS a (Qvigstad 145). Entl. aus mnd.
vangene (vgl. mnl. vangen) ist nicht
wahrscheinlich. — fangelsi n. ‘ge-
fangenschaft, gefángnis’ (spát bezeugt),
nisl. fangelsi, fár. fangilsi, nnorw.
fengsel, nschw. fángelse, fángsel, ndá.
fœngsel, kann umbildung aus mhd.
veng(e)nisse, vangnisse sein, aber auch
selbstándig mit dem suffix -elsi im
nordgerm. gebildet sein.
fani m. ‘fahne, heerzeichen’, bes. in
gunnfani ; nisl. fáni (nnorw. aschw.
fana, ádá. fane aber nach Torp 94
< mnd. fane). — got. fana, ae. fana
(auch gúðfana), afr. fana, fona, as.
fano, ahd. fano (und gundfano). — lat.
pannus ‘tuch, lappen’, gr. nrpióc, ‘ein-
schlagfaden’, ttTjv7) ‘gewebe’, asl. o-pona
‘vorhang’, ponjava ‘umhang’, air. anart
‘leinen', etach (< *pantako) ‘kleider’,
itim ‘kleiden’ (WP. 2, 5). — vgl.
gunnfani und spinna.
fánn m. ‘schlangenname’ (þula), eig.
‘glánzend’ (< germ. *faihna-). — vgl.
fá 2.
fantr m. ’diener, bote, strolch’ (spát be-
zeugt), nnorw. schw. dial., dá. 'fant
‘knabe, diener’. —• < mnd. vant, vgl.
mhd. vanz ‘schelm’ (nach Torp 94 dies
wieder < ital. fante ‘knappe, fuss-
soldat', das aber selbst wieder germ-
lehnwort ist). — ahd. fendo ‘fuss-
gánger’, vgl. ahd. fandön, ae. fandian
‘untersuchen’, mhd. vanden ‘besuchen’,
mnl. vanden ‘feindlich angreifen, be-
suchen’. — vgl. finna.
far
112
farri
far n. ‘fahrweg, spur; fahrzeug, schiff’,
nisl. fár. nnorw. schw. dá. far. — ae.
fœr ‘fahrt, weg; fahrzeug’, ahd. far
‘landeplatz, iiberfahrt’. — gr. rcópoi;
'furt’. —vgl. fara.
f&r 1 n. ‘feindschaft, gefahr, schade,
falschheit’ (< germ. féra-); run. dá.
fara-uisa 'der gefáhrliches wissende’
(Br. 57 c. 650; vgl. M. Olsen ANO 1907,
83-6 und Krause Nr. 36), nisl. fár. fár,
nnorw. dial. faar ‘zorn’, ádá. faar
‘furcht, zorn’. — ae. feer, as. far, ahd.
fár, fára, fári ‘lauera, gefahr’, mnd.
váre (> nschw. fara, ndá. fare) ‘gefahr’,
mnl. vaer 'arglist, furcht, gefahr’;
vgl. got. flrja ‘nachsteller’. — lat. ex-
perior ‘versuche’, periculum ‘versuch,
gefahr’, gr. impoc "versuch’, Tceipico
‘versuche’. Bedeutungsentw. also ‘arg-
listiger versuch, nachstellung > gefahr
> furcht’. (vieíl. weiter zur sippe von
fara, s. IEW818). —vgl. ferligr, frei-
sta und fesra.
— 2 adj. ‘wenig; wortkarg’ (< germ.
*fawaz), nisl. fár, fár. fáur, nnorw. dá.
faa, nschw. fá. — > me. fá, fg (Björk-
man 102). — got. fawai npl. 'wenige',
ae. fea, afr. fé, as. faho, fá, ahd. fao, fö
‘wenig’. — mit wzl. erw.: lat. paucus
‘wenig’, gr. 7caöpo;‘ klein gering’. (IEW
842-3). — vgl. fátcekr, foli, fesð und
feskka.
— 3 adj. ‘bunt, gefárbt’ (< germ. *faiheiz)
— got. filu-faihs ‘bunt, glánzend’, ae.
fáh, as. ahd. flh ‘bunt’. — vgl. fá 2.
fara st. V. ‘fahren, gehen, reisen; ge-
schehen; verlieren’ usw.; nisl. fár.
norw. schw. fara, ndá. fare. — > ne.
dial. farand ‘ausriistung zur reise’, me.
ne. dial. farrand ‘hiibsch, stattlich’
(Thorson 59); > shetl. faren 'fortge-
gangen, .iltertiimlich’ (Jakobsen 147);
> lpN. farrit ‘fortziehen’ (Qvigstad
146).—got. ae. as. ahd. faran, afr.
fara. — lat. peritus ‘erfahren’, portare
‘tragen’, gr. Tcepáo, iceipto ‘dringe durch’,
jcopeóop.ai ‘reise’, ai. piparti, párayati
‘hiniiberfiihren’, asl. pírati ‘fhegen’,
pariti ‘schweben'. (IEW 816). — vgl.
far, fár 1, farald, farangr, farðir
farmr, farnaðr, farnask, farri 1,
ferð, ferill, ferja, fjgrðr, fjgrm,
fjgrn, fóra, fórn, fcera, fœr und
/pr.
farald n. ‘fahrgelegenheit; seuche’ eig.
‘was durch das volk herumfáhrt’
(< germ. *farapla-), nisl. faraldur
'seuche’. — ae. fesreld ‘reise, zug; ge-
folge; lebensart’. — vgl. fara.
farangr m. ‘reisegepack’ (nach vorbild
der wörter mit suffix -angr umgebildet
aus far(ar)gagn Jóhannesson, suff.
20); nnorw. farang ‘reisegelegenheit;
seuche’. — > ne. dial. farand ‘reisevor-
bereitung’. — vgl. fara.
F&rbauti m. ‘name von Loki's vater;
riesenname’, eig. ‘der gefáhrliche schlá-
ger’ (entweder ‘sturmwind’, s. Bugge,
Stud. 1, 76, oder 'blitz', A. Kock IF 10,
1899, 101).—vgl. fár 1 und bauta.
farðir f. pl. 'ereignisse’ (poet.), wohl aus
sg. *fgrðr < germ. *farþu- ; vgl. fara.
farga schw. V. ‘klemmen, pressen; iibel
behandeln', nisl. fár. norw. farga; vgl.
weiter nnorw. fergja ‘haufe, schicht’,
nschw. dial. fárg ‘stange um die
rinde auf dem dach festzuhalten’,
orkn. fargis 'verwirrtes biindel’ (Mar-
wick 39). — wohl zu got. faurhts ‘fiirch-
tend’, vgl. lat. compesco (< *parc-sco)
‘bezwingen’, gr. 7cópx7)C 'metallring an
der speerspitze’. (s. Falk ANF 41,
1925, 135; anders aber gezwungen
Jóhannesson Wb. 552 zur sippe von
fjgr) — vgl. fergir.
fari m. ‘fahrer’, vgl. auch fyrirfari ‘vor-
zeicben’. — ae. afr. -fara, ahd. -faro.
— vgl. fara.
farkostr m. ‘fahrzeug’, nnorw. schw.
farkost. — > me. farecost, fercest
‘schiffsart; bedingung, umstánde’
(Björkman 236). — Eig. 'gelegenheit
zum fahren; beförderungsmittel’. —
vgl. fara und kostr.
farmaðr m. ‘reisender’, nisl. fár. farmaður
'schiffer’, nnorw. schw. farmann ‘rei-
sender’. — > ne. ON. Farmanby
(Ekwall 166) und PN. Farman, Fareman
(Björkman PN. 39).
Farmaguð, Farmatyr m. ‘Odinsnamen’.
Gehört zu farmr ‘ladung', éntweder
als ‘gott des handels' (H. Falk, NVA
1924, Nr. 10, 7), oder wahrscheinlicher
mit beziehung auf den diebstahl des
skaldenmetes.
farmr m. ‘last, biirde; schiffsladung’,
nisl. fár. farmur, nnorw. ádá. farm,
aschw. farmber. — > finn. parmas
‘heumass’, estn. parm ‘schoss, schoss-
voll’ ( ? Thomsen 2, 205; Setálá FUF 13,
1913, 422); > lpN. farbme (Thomsen
2, 174). — ae. fearm ‘ladung, fracht’,
as. farm ‘reise’, ahd. farm ‘boot’. — asl.
pramú ‘boot’ (vgl. dazu prámr). —
vgl. fara, ferma 1 u. 2.
farnaðr m. ‘das gehen; benehmen; heil,
gliick’, nisl. farnaður, nnorw. farnad;
mit /w-suffix zum part. farinn gebildet,
vgl. fara.
farnask schw. V. ‘gliicken’, nisl. farnast
‘vergehen (gut oder schlecht)’. — > ae.
farnian ‘gliickhaben’ (Serjeantsson68).
— vgl. fara.
farrl 1 m. ‘strolch’ (spát bezeugt), nnorw.
farre ‘strolch’, vgl. dá. dial. farres' umher-
wa&dem’. — Intensivbildung zu fara.
fasi
113
fat
— 2 m. ‘feuer' (þula). Holthausen Wb. 57
verbindet mit gr. jtijtnpTjixi 'verbrenne',
asl. para ‘rauch’, was mit hinsicht auf
die vereinzelte bildung im aisl. un-
wahrscheinhch ist. Wohl dasselbe wort
als farri 1 und dann eig. ‘der umher-
fahrende’, vgl. hripuðr. Oder zu fors ?
etwa ‘der prasselnde’ (J óhannesson Wb.
555 )-
— 3 m. ‘ochs, stier’ (poet) (< germ.
*farzan), nisl. farri. — ae. fearr, afr.
flring (< *ferring), ahd. far, farro,
mhd. var(ré), mnd. varre', mit gramm.
wechsel: mhd. mnd. verse, mni. verse,
vaerse, 'fárse, jungkuh’ (Palander 142,
aber eher zu fjorð) ; ae. fðr, mnd. vðr
‘ferkel, schwein’ (Holthausen IF 32,
1913, 334). — lat. pario ‘gebáre’, Ut.
periú ‘briite’, pgras ‘junge biene’, gr.
Ttópu;, Ttóprt^, Ttópxai; ‘kalb, junge kuh’,
ai. prthuka ‘rind, kalb’, arm. ort'
‘kalb des rindes oder hirsches’ (IEW
818).
— 4 m. ‘eber’, falls das skald. seimfarri
mit E. A. Kock NN § 2544 als ‘goldeber’
gedeutet werden darf, vgl. ánschw.
farre. — ae. fearh (ne farrow), ahd.
farh; vgl. mnd. verken, mnl. varken,
verken, nhd. ferkel. — lat. porcus,
gr. Ttópxo;, asl. prasf, lit. pafias,
air. orc.
fasi m. BN. wohl zu aschw. fasa ‘er-
schrecken’, ádá. fas ‘ansturm’, dá. dial.
fas ‘krampfzuckung’, und weiter zu
norw. dial. fjasa ‘auflodern, dummes
zeug treiben’. — ae. fees ‘schrecken’.
Keine weitere anknupfungen. Wenn
man aber an. argafas ‘dummerstreich’,
und norw. fesja ‘geschwátz’ ankniipft,
kann man diese wörter zu mnl. vese-
len, nnl. vazelen ‘fliistem’, nhd. fasen,
faseln ‘narretei treiben’ stellen.
fasta I f. ‘das fasten’, nisl. norw. schw.
fasta. —> finn. paasto (Thomsen 2,
203); > lpN. fas(s)to (Qvigstad 146).
— ahd. fasta; daneben got. fastubni, ae.
fcesten. — vgl. fasta 2.
— 2 schw. V. ’fasten’, nisl. fár. norw.
schw. fasta, ndá. faste. — > lpN.
fastot. — got. fastan, ae. fcestan, afr.
festia, ahd. fasten, faston. — Das an.
wort entweder < ae. feestan (Wessén
ANF 44, 1928, 104) oder < mnd. vasten
(Höfler, ANF 47, 1931, 285). Das wort
selbst wurde wohl urspriinglich im
gotischen gebildet. (Falk ANF 41, 1925,
116). — vgl. fastr.
fasti t m. ‘mann der als zeuge einen kauf
giiltig macht (in Jemtland, norw. DN);
eig. ‘der etwas fest macht’, auch ‘festig-
keit, stárke; klemme’; vgl. fastr.
—- 2 m. ‘feuer’ (poet.); nach Magnússon
ANF 65, 1950, 120 zu fastr, in der bed.
‘zugedecktes feuer’, vgl. dá. dial. feeste
ilden ’das feuer zudecken’. nisl. fastilja
‘rauch vom zugedeckten feuer’.
fastna schw. V. ‘feierlich geloben, bes.
ein weib’, nisl. fár. norw. schw. fastna,
ádá. fastne. — ae. feestnian, as. fastnðn,
ahd. fastinðn, festinðn ‘festmachen’. —
vgl. fastr.
Fastólfr m. PN„ auch Fastúlfr, aschw. dá.
Fastulf, Fastolf. — > æ. Fastolf, Festulf
(Björkman PN. 39). — vgl. fastr und
úlfr.
fastr adj. ‘fest, hart, stark’ (< germ.
*fastu-), run. schw. in PN. uifostr (Hög)
kuþfastaR (g. sg. Frðsö); nisl. fár.
fastur, nnorw. schw. dá. fast; vgl.
auch shetl. fast. — ae. fesst, afr. fest,
as. fast, mnl. vast, ahd. fasti, festi;
vgl. got. witoda-fasteis ‘gesetzes-
kundiger’. — Gewöhnlich zu ai .pastya-
‘wohnsitz’ gestellt (nach Uhlenbeck
PBB20,1895, 328 eig. 'festerwohnsitz’),
arm. hast ‘fest’. (IEW 789).—vgl.
fasta, fasti, fastna, festa und festr.
Nicht ungebráuchlich in PN„ als
1. glied in Fastbjgrn, Fastgeirr,
Fastólfr, als 2. glied in Arnfastr,
Jgfurfastr, Holmfastr, Sigfastr,
Þorfastr, aber uberwiegend ost-
skand. bildung (Wessén UUÁ 1927
Nr. 3, 99-102). Auch im siidgerm.
burg. Fastila, fránk. Fastrada,
Fastulf, ae.Fastwulf (Naumann 33).
fat n. ‘gefáss; decke, kleid’, vgl. pl. fgt
‘kleider', nisl. fár. nnorw. schw. fat,
ndá. fad. — > shetl. fadabrod ‘alter
gebrochener gegenstand’, fedek, fiddek
u.a. ‘eimer’( Jakobsen 150); > IpN.jaAífo,
fáhtta, ‘schiissel’ und vahtto ‘kleider’
(Qvigstad 147 u. 345). — ae. fat, afr.
fet, as. fat, mnl. vat, ahd. vaz ‘fass,
gefáss’; vgl. got. ga-fiteins ‘schmuck’,
ahd. givdzzi ‘gepáck’, mnd. gevlte
‘fass’ und ae. fcetel(s) 'gefáss, sack’.—
viell. zu Ut. púodas, lett. puðds ‘topf’,
apr. pist ‘tragen’, nicht zu toch B pdt
‘schrein’. — vgl. fata 1.
Die weit auseinandergehenden be-
deutungen hat J. Trier, ZfdPh. 70,
1949, 353-5 geklárt; man muss von
dem tonverschmierten flechtkorb
ausgehen. Weil die bed. 'geflecht’
leicht in ‘gewebe’ iibergeht, sind
fit und ÍQt hier anzureihen. Man
kann die bed. 'gepáck’ von ahd.
givázzi (und ‘laden' in mhd. vazzen)
aus dem geflecht der wagenhiirde
verstehen, wáhrend die bed.
‘schmuck’ von got. gaflteins aus
der bemalung der beschmierten
hauswand hervorgeht (vgl. mdl 3);
auch fetill diirfte zu dieser wort-
gruppe gehören.
«
fata
114
fata 1 f. 'kanne, biitte', nisl. fata, nnorw.
fðta, nschw. dial. futu 'kubel'. — vgl.
fat.
— 2 schw. V. ‘den weg finden’ — ae.
fatian (wif) ‘heiraten, eig. ein weib
heimfiihren’, afr. fatia, mnd. vaten, mnl.
vatten, ahd. fazzön (vgl. auch fata 3).
Die bed. 'fassen’ muss nicht aus ‘in
ein gefáss tun’ abgeleitet werden, son-
dern geht auf die tátigkeit des zaun-
flechtens hervor (vgl. fal).
Es besteht also keine veranlassung
an. fata mit mhd. sich vazzen
‘gehen’ zu verbinden, das man
mit ai. padyate ‘gehen, fallen’, air.
uide (< *podio) ‘reise’ vergleicht
und also zu fótr stellt.
— 3 schw. V. ‘lose zusammenfiigen, pfu-
schen’ (nur Post.), nisl. fata ‘miszlingen’,
fár. fata ‘greifen, fassen’, nnorw. dial.
fata, fjata, fjatra ‘pfuschen', fatla,
fjatla ‘hudeln, pfuschen’. — > lpN.
fahttit, fáhtit ‘ergreifen’ (Qvigstad 147).
— ae. fatian (ne. fetch) holen, afr. fatia,
mnd. mnl. vaten, ahd. fazzen ‘fassen'.
— asl. po-padq ‘fassen’.
Obgleich das wort nur spát in der
lit. auftritt, ist mit hinsicht auf
die reiche entw. im westskand. eine
entl. aus mnd. vaten (so Holthausen
Wb. 57) nicht wahrscheinlich.
fátkask schw. V. ‘abnehmen’, gebildet
zum neutr. fdtl von fár.
fatla schw. V. ‘umbinden, fesseln’ (Sig.
sk) (< germ. *fatilön)\ run. schw.
fatlaþR 'gebunden’ (Rök c. 800, Bugge-
Brate 3, 51); nisl. fatlast ‘gehemmt
werden’, fár. fatla ‘fesseln', nnorw.
fatla 'umwickeín', aschw. fœtla ‘mit
einem gehánge versehen’ (zum vokaJ s.
H. Pipping SNF 12, 1921, Nr. 1, 110).
— vgl. fetill.
fatr n. ‘aufhalten, hemmung’ und fatra
schw. V. ‘aufhalten, verhindern’. —
vgl. fata 2.
fattr adj. ‘biegsam’ eig. ‘krummgebogen’
(nur þiðr. s.) (< germ *fanta-), nisl.
fár. fattur, nnorw. fatt; vgl. nisl. fár.
norw. fetta ‘den riicken zuriickbiegen’.
— > shetl. fett 'biegung des riickens’,
orkn. backfet 'riickwárts gebogen’. —
lat. pandus ‘gekriimmt, gebogen’ (S.
Bugge KZ 19, 1870, 437).
f&tœkr adj. ‘arm’, nisl. fár. fdtœkur,
nnorw. faatok, nschw. dá. fattig. —
vgl. fár 2 und tœkr.
faukr m. BN., vgl. nnorw. fauk 'ansturm,
kraftprobe’ (Kahle ANF 26, 1910, 237).
— vgl. fjúka.
fauski, fauskr m. ‘vermodertes holz',
auch BN; nisl. fauskur ‘vermodertes
holz, alter schwacher mann’, nnorw.
fausk, nschw. dial. fausk, fðsk ‘mor-
feðr
sches holz’; daneben nnorw. dial. feyr
(< * fauza-) ‘schwammartig’’, feyra
'zellgewebe’, nisl. feyra ‘morschheit’.
— nnl. voqs (< *fausa-) 'schwammig’
aber ánl. voosch (< *fauska), nhd.
schweiz. gefosen 'verfault’. -— vgl. fúi.
fax n. ‘máhne’ (< germ. *fahsa-), nisl.
fax, fár. nc. w. faks, vgl. shetl. faks. —
ae. feax, afr. fax, mnl. vas, as. ahd.
fahs 'haupthaar’, — gr. Ttéxos, ttóxo?
‘fliess, wolle’, ai. paksman ‘wimper,
braue’, pers. pasm ‘wolle’, arm. asr
‘fliess, wolle’. •— vgl. faxi, fexa,
fQXÓttr und weiter fé und fcer.
faxi m. ‘pfeT-d’ (eig. mit einer máhne
versehen), auch PN. — > ne. ON.
Faxfleet (Ekwall 168). — vgl. fax.
fé n. ‘vieh, besitz, geld’ (< germ. *fehu;
aber anal. statt zu erwartendem *fœ, s.
Pipping, Inl. 115); run. feu (Abcdarium
Nordm.), fiu (cod. Leid.), fea (Book of
Ballymote, fiir feu, s.v. Grienberger,
ANF 14, 1898, 104-6) ‘name der rune
/’; nisl. fje, fár. fce, nnorw. fe, nschw.
fd, ádá, fce. — got. faihu ‘geld’, ae.
feo(h), afr. fiá, as. fehu, feho, mnl.
vee, vie, ahd. fihu, fiho (Palander 13-15)
'vieh’. — lat. pecu, pecus ‘vieh’, ai.
pásu, lit. pekus 'vieh’; das wort be-
■ deutet urspr. ‘das was geschoren wird’
(vgl. gr. Ttéxco ‘kámmen, rupfen’), dann
‘wolltier, schaf’ und gehört zu der unter
fœr behandelten wörtern. — vgl.
félagi, fénaör, fjdör, fján 2, fjós
1. und weiter fax.
feðgar mpl. ‘vaterund sohn’ (< *faöriga-),
nisl. fár. feðgar, aschw. run. faþrkaR
(d.h. fcsörgaR), weiter fapgar, fæþgar.
— Abgeleitet von faöir mit einem g-
suffix, wie das auch in feögin auftritt;
daneben mit gramm. wechsel got.
broprahans 'briider’, and. gisustru(h)on
‘schwestern’; eig. sind es substantivierte
adj. (Hellquist ANF 7, 1891, 5). — gr.
xaTpixói; 'váterlich’, ai. sanaka-, lat.
senex ‘alt, greis’.
feðgin n. 'vater und mutter’, pl. ‘eltern;
vater und tochter', nisl. feðgin; vgl.
nnorw. dial. fegge 'alter mann’, feggje
etter feggje ‘sohn nach vater’, nschw.
dial. fágg ‘verheirateter mann’. Áhn-
liche bildungen sind mceögin und
systkin. Die grundform ist also
feðrgin, aus *faðra-gina (anders mit
suffix -igan; Collinder APhS 3, 1928,
196).
feðma schw. V. ‘umarmen’, nisl. feöma,
nnorw. femna. — ae. fceöman, mnd.
vedemen ‘mit klafter messen’, mnl.
vademen, vtdemen ‘einfádeln’. — vgl.
faömr.
feðr.spát bezeugte form fiir faöir. —
-feðrain Zs. samfeöra ‘vomselben vater’
íeginn
115
feitr
vgl. ae. fœdera, afr. federia, mnd. vedere,
mnl. vedder, ahd. fetiro, fatureo 'vetter,
oheim’, vgl. lat. patruus, gr. nárpax;,
ai. pitrvya ‘váterlicher obeim’. —
feðrask in Zs. affeðrask ‘entarten’, vgl.
mhd. veteren ‘sich cds vater zeigen’,
mnl. vaderen ‘die vaterschaft aner-
kennen'.
feginn adj. 'froh’ (der form nach starkes
part. prát, s. NoreenGramm. § 501 A4),
nisl. feginn, fár. fegin, nnorw. fegen,
aschw. fdghin. — ae. fcegen (ne. fain ),
as. fagin, fagan ‘froh'; vgl. ae. gefeon,
ahd. gifehan ‘sich freuen’; ae. gefea, ahd.
gifeho ‘freude’; got. fullafahjan 'befrie-
digen’, faheþs ‘freude'. — vgl. fága,
fagna und fcegja.
fegra schw. V. (prát. fegrði und fegraði)
'schön machen, schmucken’, nisl. fegra,
aschw. faghra, ádá. fcegrce. — got.
gafahrjan 'zubereiten’. — vgl. fagr.
Dazu fegrð f. ‘schönheit’ (< *fagripö),
nisl. fegurð.
feigð f. ‘bevorstehender tod’ (< germ.
*faigiþö), nisl. feigð, fár. nnorw. feigd.
— > lpN. vaigas, fceigas 'vorzeichen
des nahen todes’ (Qvigstad 340). —
ae. fcegð 'todesnahe’. — Zu feigr adj.
‘dem tode verfallen’, auch ‘tod’
(< germ. faigjaz), nisl. fár. feigur,
nnorw. feig, aschw. run. faikinn (acc.
sg. Rök c. 800), aschw. flgher 'dem tode
verfallen’, nschw. fgg ‘mutlos, feige’,
ndá. feig, fei ‘feige’ (diese bed. aus dem
nhd. feigeX). — > shetl. fei (Jakobsen
150); > finn. peikko, peiko ‘gespenst,
boshafter mensch' (nach Karsten GFL
119 u. 183 aus vorgerm. *paikjo; aber
eher mit Wiklund IF 38, 1917, 72 de-
minutivbildung zu peijainen), neben
peijainen ‘totengott’, peijaiset, peijaat
‘leichenmahl’ (aus *faigia, s. Mikkola
FUF 5, 1905, 138-40, Collinder UL
224-5) í > IpN. fceigas, lpS. faiges
(Thomsen 2, 174).—ae. fcege, afr. fach,
fdi, as. flg(i), mnl. veige, vege, veech ‘dem
tode nah’, ahd. feigi, mhd. veige. —
vgl. feigð und feikn.
Etymologie unsicher. Zuweilen
verbunden mit ae. fah, ahd. giflh
‘feindlich’, got. bifaih ‘iibervor-
teilung’ und dann zu ai. piiuna-
'böse gesinnt’, piídca- ‘dámon’,
lit. paikas ‘dumm, albern', piktas
‘böse' (IEW 795). Der bed. nach
aber unbefriedigend. — Oder zu
fá 2 etwa ‘todesgezeichnet’ (Zu-
pitzaGutt. 189); ebenfallsunwahrs.
feikn adj. ‘grásslich, verderblich’ (nur
Hdl.), vgl. fár. feikna ‘ungeheuer’. —
ae. fescne, as. fékni, ahd. feihhan ‘be-
triigerisch, boshaft, ungeheuer’. —
Dazu auch subst. feikn f. ‘schrecken.
ungliick’, nisl. feikn (f, npl.). — ae.
fdcen, ahd. feihhan, as. fékn ‘betrug,
verrat, bosheit'. — ai. piiuna- ‘böse-
gesinnt, verráterisch’, neben lat. piger
‘faul’ (IEW 795).
Das wort könnte weiter zu der
unter feigr genannten gruppe von
ae. fdh ‘feindlich’ gebören; in die-
sem fall ein áhnlicher wechsel germ.
k : h wie in teikn.
feila schw. V. ‘einschiichtem’ (14. Jht.),
nisl. feila ‘sich schámen’. — < mnd.
feilen ‘fehlen’ < afrz. faillir (Fischer. 83).
feilan m. BN. < air. faelán, demin. zu
fael ‘wolf' (A. Bugge, Indfl. 372).
feima f. ‘schuchternes mádchen', nisl.
feima, also wohl zu nisl. feiminn ‘ver-
legen’ (Sturtevant SSN. 15, 1938, 26).
Die bed. ‘schiichtern’ kann isl.
umdeutung sein; dann ist es
verlockend das wort zu verbinden
mit ae. fcemne ‘jungfrau, weib’, afr.
fdmne, fémne (< *faiminið s.
van Helten IF 7, 1897, 342); as.
fémia, féhmia ‘jungfrau’. Die ety-
mologie dieses wortes ist umstrit-
ten. i. zu lat. opimus, gr. 7tíwv,
ai. pivan ‘fett’, av. paéman-, lit.
pienas ‘milch', vgl. gr. 7 ttap ‘fett,
saft’, ai. páyate ‘strotzt, schwillt’;
gehört also zur sippe von feitr.
Urspr. bed. 'sáugende frau’. (Torp,
Wortschatz 240, 6 auch IEW 793,
wiewohl man dann an eine schwan-
gere oder sáugende frau denken
muss; as. fémia bedeutet nicht
schwangere frau!) 2. weniger wahr-
scheinlich zu gr. 7 tot(jtfjv, lit. piemuð
‘schafhirt', also eig. ‘die schafe
hiitendes mádchen’ (H. Pedersen,
Jesj)ersen-Fschr. 1930, 55-68). —
3. Das an. feima wird auch als
lehnwort aus nd. fémea betrachtet,
wáhrend ae. fcemne als lehnwort aus
lat. femina (das eine bestechende
áhnlichkeit zeigt) aufgefasst wird
(Kluge IF 39, 1921, 128). — 4.
J. Trier, Zs. der Savigny-Stiftung
fiir Rechtsgesch. 65 Germ. Abt.
(1947) 254 geht von einer idg.
grundform *pt t eimnia aus und
gibt dem worte die bed. ‘die eben
in die neue familie aufgenomme-
ne' (vgl. brúðr). Ausgangspunkt
ist also der ‘mannring’, wie das
noch aus ndl. veem ‘zunft, genossen-
schaft’, mnd. ttfimz'verband’ hervor-
geht, vgl. auch den germ. stamm-
namen Paemani, gallische wieder-
gabe fiir *Faimanðz ‘also eig. die
genossen des dinggeheges. — vgl.
weiter foð.
feitr adj. ‘feist, fett’, nisl. fár. feitur,
el
116 fella
nnorw. feit, nnorw. feit, nschw. fet, nda.
fed. — > ne. ON. Faceby (ált. Feizbi,
Ekwall 164); > lpN. buojdde ? (Thom-
sen 2, 208). — ae. fœtt, mnd. vett, mnl.
vet, ahd. feizzit ‘feist’; vgl. subst. afr.
fdt, mhd. veiz, mnl. vet ‘fett’. — Davon
abgeleitet feita schw. V. ‘fett machen',
nisl. norw. feita, vgl. ae. feetan ‘másten,
beladen’, mhd. veizen ‘fett machen'. —
feiti f. ‘fett’ (nur in chr. schr.). — gr.
rnSúoj ‘sprudele hervor’, nXSaí, ‘quelle’,
zuridg. wzl. *pei; *poi (IEW 794; vgl.
die unter feima genannten wörter). —
weiter fit 2, fita, fitna und fjón 2.
fel f. ‘unterleib, magen’, eig. ‘falte’.
Schwer zu deuten; oft zu nnorw. fela
‘name des 4. rindermagens’ gestellt,
aber von Falk MM. 1929, 13 abgelehnt.
Eher zu nisl. fylja ‘falte, runzel’ und
dann zur idg. wzl. *pel ‘falten’, vgl.
falda 2. Marstrander NTS7, 1934, 349
denkt an verwandtschaft mit air. aile
‘bretterzaun’.
fél f. ‘feile’ (poet. einmal bezeugt), fár.
fil, nnorw. schw. dá. fil. — ae. fíol(e),
flol, fil, as. fila, mnl. vile, vijl, ahd. fila
(fihala unter einfluss von bihal ‘beil’).
— Falls aus grundform *finhlo viel-
leicht zu ai. pinéati ‘meissle’, asl. pisati
‘ritze’, lat. pingo ‘male'. — Daneben
steht aber auch die form pél (s. B.
M. Olsen ANO 1888, 85).
Die bed. ‘feile’ ist daraus zu erklá-
ren, dass das wort urspr. ein gerát
andeutete zum glátten und fárben
einer lehmwand, wie lat. lima zu
limus (s. Trier, Lehm 1951, 12).
fela st. V. ‘verbergen’ (< germ. *felhan,
vgl. part. prát. folginn, deshalb eig. 3.
abl. klasse, spáter aber zur 4. tiber-
gegangen, s. Noreen § 496 A 1; die in-
finitiv-form sollte *fjdla lauten, s.
dartiber H. Pipping, SNF 12, 1921, Nr.
1, 55-6), run. schw. felAhekA (Stentof-
tenc. 620, Krausenr. 51), fAlAhAk ( =
an. falk ‘ich verbarg’, Björketorp c.
650, Krause Nr. 50), nisl. fela, fár.
fjala, aschw. fiœla, fjala, nschw. dial.
fjala 'verwahren', ádá. fieala, fialee
‘verbergen'. — > shetl. fjtll; > me.
felan, ne. dial. feal ‘verbergen’ (Biörk-
man 209). — got. filhan ‘begraben',
ae. feolan ‘verbergen, úbergeben’, afr.
bif : 1 ‘befehlen, tiberlassen', as. bifelhan
‘ubergeben, anvertrauen, begraben',
mnl. bevelen ‘anvertrauen, beíehlen,
tiberlassen', ahd. felahan. — Zur idg.
wzl. *pel ‘bedecken' (vgl. fjall 2):
umbr. pelsana ‘sepeliendas’ (s. Dumé-
zil, Rev. de Phil. 28, 1954, 229) und
apr. pelkis ‘kappe'. — vgl. falr 1 u. 2,
Fili, Fjalarr, -fjalgr, Fjglnir,
fóli 2 und fulga.
Die wzl. *pel ‘bedecken’ ist viell.
mit *pel ‘einzáunen’ id^ntisch, wie
J. Trier, Lehm 1951, 24-30 ausge-
ftihr^hat, Das got. filhan hat seine
bed. von der grabbegung, und
zwar mit einem zaun. Diewgerm.
bed. ‘anvertrauen, befehlen’ lei-
tet er aus dem ‘mannring' ab
(vgl.þing), und deshalb dazu auch
fylgja; weitere verwandte wör-
ter sind feldr, fold, full und
fglr. — Dagegen hat Uhlenbeck,
Museum 4, 1896, Sp. 211 gr. tteXexúí
‘ beil’ herangezogen und an eine
bed. entw. ‘hauen, hacken, graben’
> 'begraben' gedacht; áhnlich
W. Wtist, Suomad. Tiedeakat.
Toimituksia 93, 1 (1956) 92, der an
die unter flá erwáhnte idg. wzl.
*pllk ankntipft.
fétagl m. ‘kamerad, kompagnon’, nisl.
fjelagi, fár. felagi, ádá. felge, ndá.
feelle. — > spát ae. feolaga, me. felage,
felawe, ne. fellow (Björkman 209),
schott. falow ‘vergleichen’ (Flom Infl.
39). — Abgeleitet von félag n. ‘ge-
meinsamer besitz’, nisl. fjelag, fár.
norw. felag, aschw. feelagh, ndá. fesllig.
Zs. von fé und lag.
feldr 1 m. 'schafpelz, mantel’, eig. ‘htille,
decke’, nisl. fár. feldur, nnorw. feld,
nschw. fdll;' vgl. agotl. falda ‘bett-
decke’. — zu ae. field, ahd. fald ‘falte,
faltung’. — gr. itéXn) ‘leichter schiid’,
ai. patas ((< *paltas) ‘zeugsttick, ge-
wand’, patalam ‘htille, decke, schleier',
lat. palla 'langes obergewand’, pallium
‘oberkleid’, asl. pelena ‘windel’, apr.
pelkis 'mantel’.
Die idg. wzl *pel zeigt hier die bed.
‘flechten, weben’, vgl. falda 2,
faldr, fjall 2; das ist aber nach
Trier, Lehm 1951,24-25 eine weiter-
entwicklung aus der flechttechnik
des zauns, weshalb dazu auch
fold zu stellen ist; vgl. weiter
zu fela.
— 2 adj. ‘von einer bestimmten art, ge-
eignet'; vgl. fella 2.
fellgr adj. ‘sicher vor uberfall’, aschw.
felogher ; zu fela f. 'schutz’, vgl. fela. —
Das spát bezeugte wort ist doch wohl
eher entlehnt < mnd. velich, vgl. afr.
felich, mnl. velich, veilich ‘sicher,
gesichert'.
féUgr adj. 'wertvoll, bedeutsam’, vgl. fé.
feU 1 n. ‘berg, felsen’. — > sheti. fell
(Jakobsen 151); > ne. dial. fell 'htigel,
berg’ (Thomson 26). — Nebenform zu
fjall 1.
— 2 n. ‘haut’ in Zs. bókfell ‘pergament'.
— vgl. fjall 2.
fella' 1 f. ‘zusammenftigung (< germ.
felli
117
Fensa
*falþiön), nisl. nnorw. fella 'felge’. —
vgl. falda 2.
-—2 schw. V. ‘fállen’ (< germ. *falnian),
nisl. fár. norw. fella, nschw. falla, ndá.
ftslde. — ae. fiellan, fyllan, afr. fella,
as. fellian, mnl. vellen, ahd. fellan. —
vgl. falla und fellir.
— 3 schw. V. 'zusammenfugen, ordnen’
(< germ. *falþian). — vgl.falda2 u. 3.
— felll n. in Zs. misfelli 'ungliicksfall’,
norw. dial. misfelle, aschw. misfœlle,
und váfelli ‘unglucksfall’; ja- abl. von
fall.
felllr m. 'das umkommen von menschen
oder vieh’. — vgl. fella 2.
fellr 1 adj. ‘scharf. grimmig’ (poet. nur
Sturla 13. Jht. vgl. E. A. Kock NN § §
1358, 2992), nnorw. dial. fel, fcel. •—
ae. fell, mnd. fellich 'böse, garstig’,
mnl. fel. — wohl aus dem mnd. iiber-
nommen.
— 2 adi. 'beschaffen, passend’ in Zs. wie
einfellr ‘einfallend’, hugfellr ‘behaglich’,
vgl. auch - felíinn in viðfellinn
'wohlwollend’. — vgl. fella 2.
felma schw. V. ‘tappen, tasten’. — vgl.
falma.
felmsfullr adj. ‘erschrocken’, auch
fjalmsfullr; nisl. felmsfullur zu nisl.
felmur, nnorw. felm ‘schrecken’. — got,
usfilma ‘erschrocken, entsetzt’, vgl.
ae. eal-felo fiirchterlich’. — möghch zu
gr. 7rcXe(jL(£b> ‘schwinge, mache zittem’.
(vgl IEW 801). — felmta ‘schw. V.
erschrocken sein’ (< germ. *falmatjan)
und felmtr m. ‘schrecken, furcht’,
nisl. felmtur. — vgl. fála und falma.
Bemerkenswert ist die lautliche
iibereinstimmung mit íinn. pelkiia,
lpN. balld, syrj. pol, ung. fil
‘fiirchten’.
fen n. ‘sumpf’ (< germ. *fanja-), nisl. fár.
nnorw. dá. fen. — got. fawi 'schlamm’,
ae. fen(n) ‘sumpf’, afr. fenne ‘nasse
wiese’, mnd. venne, mnl. vene, venne,
‘sumpfiges land, torfboden’, as. feni,
ahd. fenna, fenni ‘sumpf’. — ai.
panka- ‘schlamm, sumpf’, apr. pannean
'moosbruch’, gall. anam (acc.) 'morast’,
mir. an ‘harn, wasser’ (Lidén SSUF
1894, 60 und BB 21, 1895, 93). — vgl.
Fenja und Fenrir.
Úber den zusammenhang mit funi
(vgl. auch pr. panno ‘feuer’ neben
pannean 'moosbruch’) s. Schulze
Kl. Schr. 116.
fénaör m. vieh, eigentum’, nisl. fjenaður,
fár. fenaður, nnorw. fenad, nschw.
fdnad. — Abl. von féna schw. V.
‘reicher werden’. — vgl. fi.
Feney f. ‘name fiir Venedig’, das auch
Fenedi, Fenidi heisst, eig. ‘morastinsel';
volksetymol. umbildung.
fengari m. 'mond’ (nur SnE), wohl
aus gr. œeyyápt zu ©éyYo? 'glanz, licht’ ?
fengi 1 n. ’beute, raub’; /a-abl. von fang.
— 2 f. in Zss wie grandfengi ‘geniigsam-
keit’, harðfengi ‘kiihnheit'. — ín-abl.
von fang.
fengr 1 m. ‘beute, vorrat, wert’, nisl.
fengur, fár. fongur, nnorw. feng. —
afr. feng, ae. ahd. fang ‘fang, fassen’,
daneben mit gramm. wechsel got.
gafáh ‘fang’. — vgl. fá 1.
— 2 m. Odinsname; mit hinsicht auf
fengsamr und fangsœll deutet Falk
NVA 1924 Nr 10, 8 das wort als
‘beutereich, gedeihlich’; doch wohl
eher ‘d die helden nach Walhalla
fiihrt'. — vgl. fti 1.
-—3 adj. in Zss. bráðfengr ‘schnell er-
worben’, seinfengr ‘wer langsam erfolg
hat'. — ae. andfenge 'annehmbar, ge-
eignet’, mhd. venge ‘fangend, umfas-
send'. — vgl. fá 1.
Fenja f. ‘name einer riesin', auch ‘pfeil’.
In der 2 bed. wáre zu vergleichen
nschw. dial. fanor ‘grannen’ (A. Kock
ANF 14, 1898, 262). Das trifft aber
kaum zu fiir den riesinnennamen (etwa
‘entfemerin der getreidehiilsen’ ?). Die
schwer an der Grottímiihle arbeitende
riesin erklárt Loewenthal WS. 9, 1926,
189 als ‘die schweisstriefende’, vgl. gr.
névo(iat 'arbeite schwer’, lett. penava
‘pfiitze’. Eher wohl ein name allge-
meinerer bedeutung, etwa ‘die ím
moor wohnende' (A. Olrik, Danm.
Helted. 1, 284), vgl. fen. Dagegen
stellt Jóhannesson Wb 561 dieses wort
zusammen mit fpn zu einer wzl.
*pl, deren weiterbildung *pes in f<jnn
vorliegen sollte (sehr fraglich).
fenna 1 f. ‘pfeil' (þula), wohl ‘die ihr
ziel findende'. — vgl. finna.
— 2 schw. V. ‘zusammenwirbeln von
schnee’ (< germ. *faznjan), nisl.
nnorw. fenna. — vgl. fgnn. — Dazu
fennl n. in Zs. wie harðfenni ‘fester
schnee’, nýfenni 'neue schneewehe’.
Fenrir m. 'name eines mythischen wolfes;
riese’ (poet.). Die deutung ist unsicher.
Von der voraussetzung ausgehend,
dass die urspriingliche form Fen-
risúlfr sein sollte, haben SNHagen
MM 1910, 57-9 und A. Kock ANF
42, 1926, 73 dieses wort als *Fen-
hris-úlfr dh. ‘moorgestriippwolf’
gedeutet,|wáhrend F. Jónsson APhS
9 . 1934. 3 °° fenrir aus *faniRiaR
ableiten möchte und es auch mit
fen verbindet. Gutenbrunners ver-
f leich mit dem germ. Volksnamen
anesii bei Plinius (ZfdA. 77,
1940, 25-6) fiihrt nicht weiter.
Fenaalr m. 'wohnung der göttin Frigg’.
fer
118
fetill
Das wort kann einfach ‘morastsaal’
bedeuten, aber ein sonderbarer name
fiir das haus dieser göttin.
fer- in Zss. wie ferskeptr ‘mit vier schaften
gewoben’, ferskeyta ‘vierkant’, anorw.
fier-, mschw. fiær aber aschw. fiœþr.
Also fer- < *feðr, schwachtonige form
des zahlworts (Noreen, Gramm. § 292).
— vgl. fiórir.
ferð f. ‘fahrt, reise’ (< germ. *farþi-),
nisl. fár. ferð, nnorw. ferd, nschw. fdrd,
nda. fesrd\ vgl. shetl. ferd(ek). — ae.
fesrd, fierd, fyrd, afr. ferd, as. fard, mnl.
vert, vart, vaert, ahd. fart ‘fahrt’, vgl.
got. usfarþo ‘ausfahrt( ?)’. — /t-erw.
zu fara. — Dazu ferðask schw. V.
‘ziehen, reisen’.- ferði n. 'benehmen’
in Zss. wie framferði ‘lebensart’,
kynferði ‘geschlecht, verwandtschaft’,
vgl. mnd. geverde, mnl. geverde,
gevaerde, ahd. giferti ‘fahrt, weg'.
— ferðugr adj. ‘fertig, bereit’,
aschw. fesrþogher, nschw. fdrdig, ndá.
fesrdig; wenn nicht entlehnt aus, so
doch in der bed. beeinflusst von mnd.
vlrdich.
fergir m. ‘veröder, unterjocher’ (poet.),
vgl. nisl. fár. nnorw. fergja ‘zusammen-
drucken’. — vgl. farga.
ferili m. ‘reise, weg, richtung’, nisl. ferill,
fár. feril, nnorw. ferel ‘spur’, nschw.
dial. fdril 'fahrweg der kiiste entlang’,
fardl 'beschwerde’. — vgl. fara.
ferja 1 f. 'fáhre, fahrzeug’ (< germ.
*farjön), nisl. norw. ferja, nschw. farja,
ndá. fesrge. — > me. feri, ne. ferry
(Björkman 184). — mhd. mnd. mnl.
vere, fris. fere. — vgl. fara.
— 2 schw. V. (prát. farði und ferjaði)
‘ziehen, fahren', nisl. ferja ‘mit einer
fáhre iiberzetzen’, nnorw. ferja, nschw.
farja, ndá. fesrge ‘ubersetzen, befördem’.
— > me. ferien, ne. ferry ‘iibersetzen’
(Björkman 184). — got. farjan, ae. as.
ferian, afr. feria, mnl. veren, ahd.
ferian, ferren. — vgl. fara.
ferligr adj. ‘ungeheuer, abscheuhch’,
nnorw. ferleg 'abscheulich’; daneben
ferlikan, ferliki n. ‘monstrum, unge-
heuer’. Gehört vielleicht zu germ.
*fera- ‘entfemt, unbekannt, unerhört’,
vgl. firn (s. Hesselman, Vástnord.
Stud. 1, 1912, 43). — Das wort wird
weniger wahrscheinhch auch mit der
sippe von fdr 1 verbunden.
ferma 1 f. ‘nahrung’ (poet.). — ae. feorm
‘gastmahl, bewirtung’.
— 2 schw. V. ‘beladen’, nisl. fár. nnorw.
ferma. — vgl. farmr.
— 3 schw. V. ‘konfirmieren’ (in chr.
schr.), nisl. ferma. — < mnd. vermen
oder < afri. fermia < lat. firmare.
femir ‘je vier’, nisl. fernir. — vgl. fer-
und fjórir.
ferri vgl. fjarri und firr.
ferskr adj. 'frisch’, nisl. ferskur, fár.
feskur, nnorw. dá. fersk, nschw. farsk.
— < mnd. versch ‘frisch’ (weil ziemlich
junges lehnwort wohl nicht aus ae.
fersc oder afri. fersk; s. Fischer 29).
fertill m. BN., wohl demin. zu *fertr, das
metathesis form von fretr 'furz’ sein
kann (F. Jónsson ANO 1907, 323).
festa 1 f. ‘burgschaft, verpfhchtung’, nisl.
festa ‘festigkeit’. — vgl. fastr.
— 2 schw. V. ‘festmachen, verloben,
bestimmen’ (< germ. *fastian), nisl.
fár. nnorw. festa, nschw. fasta, ndá.
faste. — > shetl. fasti (Jakobsen 149);
> schott. fasdaidh (Craigie ANF 10,
1894, 158); > ne. dial. fest ‘binden,
kniipfen’ (Thorson 60). — ae. fesstan,
afr. festa, as. festian, mnl. vesten, ahd.
festan. — vgl. fastr.
festi 1 f. ‘geiz’, auch in Zss. fótafesti
‘fussfeste’, handfesti ‘handfeste, ver-
sicherung’. — anl. ahd. festi. — vgl.
fastr.
— 2 n. ‘band’ in Zss. skuldfesti ‘sklaverei
wegen schuld’. — vgl. fastr.
festr 1 f. ‘band, strick’, pl. festar ‘ver-
lobung’ (< germ. *fastið), nisl. fáx.
festi, aschw. fesst; nnorw. fest, fester
'schiffstau, fangleine’. — > shetl.
fast, fasti, festi ‘ankertau’, vgl. festa,
festen ‘kesselhaken’; > IpN. fasste
‘tau’ (aus urlp. *fastia < ura. *fastið,
s. Nielsen, Mindeskr. S. Bugge 1908,
227); > afrz. feste 'schiffstau' (K.
Nyrup, ANO 1919, 27). — vgl. fastr.
— 2 adj. in Zss. wie staðfestr ‘bestándig’.
— part. prát. von festa 2.
fet n. ‘schritt’ (< germ. *fatja-), nisl. fár.
norw. fet, nschw. fjat, ndá. fjed. —
lat. peda ‘fusspur’, gr. 7té8ov ‘boden’,
ai. padá- ‘schritt, fusspur, platz', asl.
podú 'boden', ht. pedd ‘fusspur’, mir.
in-ed (< *eni-pedo) ‘fusspur, stelle',
arm. het ‘spur'. — vgl. fetr, fit, fjQt
und fótr.
feta 1 st. V. in dem ausdruck feta leið
'den weg finden’, nisl. feta, nschw. dial.
fjata. — ae. gefetan, ahd. gifezzan ‘fallen’.
Die wgerm. wörter gehen auf *fatjan
zuriick, neben einem deverbativum
*fatðn vgl. fata 2. — vgl. fet.
— 2 schw. V. in Zs. þverfeta ‘zur seite
gehen’, und part. praet. stórfetaðr ‘weit
ausschreitend’. — vgl. fet.
fetl m. 'axtblatt’ auch ‘pferd’, eig. ‘das
ausschreitende’. — vgl. fet.
fetlll m. 'fessel, schulterband’ (< germ.
*fatilaz), nisl. fetill, fár. fetil, nnorw.
fetel, nschw. dial. fatel. — > orkn.
fettle, shetl. fettel ‘band, achselband';
fetr
119
Fíli
> lpS. fattel 'schulterband' (Qvigstad
147). — ae. fetel, fetels ‘gurtel’, mnd.
vetel 'band, nestel, fessel’, mnl. vetel
‘fessel’, ahd. fezzil ‘fessel, band’; mhd.
vezzel ‘schulterriemen, leibgiirtel'. —
vgl. fat, fatla und fjgturr. — Dazu
fetla schw. V. ‘das schulterband am
schwert befestigen’, run. schw. fat-
laþR (Rök c. 800), nnorw. fetla. —mnd.
vetelen, mhd. vezzelen ‘fesseln’.
fetr adj. in Zs. stórfetr ‘der lange schritte
macht’. — vgl. fet.
fexa schw. V. 'mit máhne versehen'
(poet.), nisl. fexa. — vgl. fax.
feyja schw. V. verfaulen lassen’, nisl.
feyja, feygja. — vgl. fúi.
feykja schw. V. ‘fortblasen, schnell
fahren’, nisl. feykja, fár foykja, nnorw.
feykja. — Kaus. zu fjúka.
feyra f. ‘inneres, poröses zellgewebe im
knochen’ (norw. NL) vgl. nnorw.
feyra ‘ds’. — vgl. fauskr.
fiðla f. ‘fiedel’, nisl. fiöla, nnorw. schw.
dial. fela, ndá. dial. fiddel, feddel. —
<ae, fiðele (Fischer 47) oder < mnd.
vid(d)ele (Höfler ANF 47, 1931, 287).
Das germ. wort vielleicbt aus mlat.
vitula (hieraus ital. viola, frz. viole).
fiðr m. vgl. finnr.
fiðri n. ‘gefieder’ (< germ. *gafiðria-),
nisl. fiður 'gefieder, daunfeder’, vgl.
nnorw. fér ‘feines aber wenig dichtes
haar oder gras’. — ae. fiðre ‘flugel’,
mnl. gevedere, ahd. gifidiri ‘gefieder’.
— vgl. fjgðr.
fífa f. ‘wollgras, eriophorum, leontodon',
auch ‘pfeil’ (poet.) und schiffsname; nisl.
fifill ‘eriopborum', nnorw. fivel ‘leon-
todon’, nschw. fibla ‘amica montana',
vgi. fib ‘weiche kurze haare’. — vgl.
fífl und fifill.
fífill m. ‘löwenzahn’ besonders in Zs.
fífilbleikr ‘leichtgelb’ (von pferden),
nisl. fifill ‘taraxatum officinale’, nnorw.
fivel ‘eriophorum’, schw. dial. smörfibla:
vgl. orkn. feeblo ‘matricaria inodorata’
(Marwick 40). — Falls aus einer álteren
_ form *fimfill zu fifl.
fífl n. ‘narr, tölpel’ (< umord. *fimfla-),
nisl. fifl, fár. fivil. —Dazufiflaf. ‘nárrin’
und schw. V. ‘sich nárrisch benehmen,
verfiihren’, nnorw. fivla ‘sich paaren’.
— > orkn. feefle ‘ungeschickt arbeiten’,
shetl. fifel ‘töricht handeln’, filsket
(< *fiflskóttr) ‘toll, ausgelassen’. —
ae. fifel ‘ungetiim, riese' (vgl. Fifeldor =
an. Ægisdyr ‘name fiir den Eidermund',
eig. ‘schreckenerregender meerbusen’
(s. aber auch Magoun, NB 28, 1940,
94-114), fris. wassemamen Fivel, Fimbel
(s. Schönfeld, Ned. watemamen 1955,
261). Dazu wohl auch as. fimba, mnl.
mnd. vimme ‘haufen’. — möglich idg.
wzl. *pemp oder *pamp ‘schwellen’,
vgl. lat. pampinus 'weinranke’, gr.
7 có(j.<po? ‘brandblase’, asl. pupú 'nabel’,
lit. pampstú, pampti ‘aufschwellen’,
pamplys ‘dickbauch’.lett. pámpt, pernpt,
pumpt ‘schwellen’ (IEW 94-5). — vgl.
fambi, fifa, fifill und fimbul-.
Neben der idg. wzl. *pemp(h) hat
es auch *bhembh gegeben; diese
letzte liegt in bimbull vor (s.
Jóbannesson Wb. 584).
fífla 1 schw. V. vgl. fifl.
— 2 schw. V. ‘mit den fingem beriihren'.
— vgl. fipia.
fifrildi n. ‘schmetterling’ (< umord.
*fifildri), fár. firvaldur, nnorw. fivrelde,
fevœldre, fivel, nschw. dial. feffel. -— ae.
fifealde, as. fifoldara, mnl. viveltere, ahd.
fifaltra. — Mannigfach volksetymol.
umgebildete wörter, die zu einem redu-
hzierten stamm wie lat. papilio ge-
ören (IEW 801).
Nisi. fiðrildi (< *fiðildri) gehört
wie aschw. ficeprild, nschw. fjaril
(vgl. auch aschw. fiœdhal) zu der-
selben wzl. s. Wessén, APhS 1,
1926, 193 - 5 -
figúra í. ‘gestalt, poetisches bild’ (spát
bezeugt’) < lat. figura.
fíka, fíkja f. ‘feige’, nisl. fikja, fár.
aschw. fika, nschw. fikon, ndá. figen.
— < mnd. pl. vigen oder as. ahd. figa
< lat. ficus ‘feige, feigenbaum’.
fíkinn adj. ‘begierig’ (poet.), nisl. fikinn
‘ds’, nnorw. fiken ‘Iebendig, froh’,
nschw. fiken, ndá. (ny-) figen ‘neugierig’.
— Zu fíkjast schw. V. ‘begehren,
nisl. fikjast 'ds'. nnorw. fika, 'streben,
eilen', aschw. fikia 'eifrig streben',
nschw. fika ‘verlangen’, ndá. fige ‘eilen,
streben’. — > me. fiken, ne. dial. feak,
fike ‘nervöse bewegungen machen’
(Björkman 145). — ae. föcian, feecan
‘streben’. — Zu fíkradj. ‘gierig’ (poet.),
dazu *dpl. fikjum ‘besonders’, fikula
adv. ‘ds'. — vgl. auch fipla.
fila f. ‘brett, diele’, nisl. fila ‘diinne sattel-
decke, ungewalkte woÚe’. — vgl. fjgi 1.
Nach A. Torp MM. 1914, 90-91 der
form nach dasselbe wie nnorw. file
m. ’sahne', schw. dial. fil m.n.
‘sahne, saure milch’, das er aus
*felha oder *filhia ableitet und
somit zu einer ursprunglichen bed.
‘diinne decke’ gelangt, vgl. fela.
Wahrscheinlich ist hier von zwei
homonymen die rede und darf an.
fila und nisl. fila nicht gleich-
gesetzt werden.
Fíll m. ‘zwergenname’, nach Gould
PMLA 44, 1929, 446 eig. ‘feile’, vgi.
dazu den Namen Heptifili, den Gering
Komm. I, 16 als ‘der durch feilen scháf-
Fflir
120
finnr
te gláttet’ zu deutea versucht. Weil
aber das an. wort fur ‘feile’ þél lautet,
muss fili aus fr. oder nd. fiU entlehnt
sein. Mit hinsicht aber auf fil ist diese
annahme nicht nötig, weil man* als
grundform *finhlja- ansetzen könnte.
—- Holthausen Wb. 61 setzt zweifelnd
*filhja als grundform an, also ‘der den
skaldenmet versteckende zwerg’ ? —
vgl. fela.
Fílir mpl. auch Fjalir ‘die bewohner von
Fjalafylki’.
m m. 'elephant’, nisl. fill, aschw. fil;
vgl. fár. filabein neben an. fil(s)bein
‘elfenbein’. — Wohl iiber bulg. serb.
fildii ‘elfenbein’ < pers. tiirk. fil
(Fischer 44).
filla f. ‘haut, fell', nur in Zss. hausfilla,
hnakkafilla, kinnfilla, vangafilla', vgl.
auch filling n. ‘haut von jungen ziegen’;
(< germ. felliön), nisí. filla ‘haut’,
nnorw. filla ‘felldecke, haut’, fár. filla,
fitla ‘vogelhaut', nschw. dial. filla
‘feUdecke, lappen’, ndá. fille ‘lumpen,
lappen’. — vgl. fjall 2.
fima schw. V. fimast ‘sich eilen’, vgl.
norw. dial. fima seg ‘sich eilen’, fimra,
fimla ‘umh rtappen', dá. fimre ‘sich
hastig bewegen’; vgl. mnd. fimmeren,
fimmelen 'umhertappen’. — vgl. fimr.
Fiimafengr m. ‘name fur Ægirs diener’,
wohl 'schnell im herbeischaffen des
notwendigen’, vgi. fimi und fengr.
fimbul- in Zss. wie fimbulfambi ‘tor,
narr’, fimbulljóð 'zauberlied’, fimbultýr
‘máchtiger gott’, fimbulvetr ‘harter
winter vor dem weltende’, fimbulþulr
‘grosser zauberer’; nisl. fimbul- ‘gross,
gewaltig’. — vgl. fifl.
fimi f. in Zss. málfimi, orðfimi ‘redege-
wandtheit’, vélfimi ‘Hst’.—vgl. fimr.
fim(m) ‘funf’ (die íorm fim wohl aus
fimti oder fimtán losgelöst s. Schulze,
Kl. Schr. 536); nisl. fár. fimm, nnorw.
schw. dá. fem. — got. fimf. ae. afr. as.
fif, mnl. vijf, ahd. fimf, finf. — lat.
quinque, osk. umbr. pumfi-, gr. jrévrc,
áol. irépire, ai. paitca, asl. fi(ti (< *fienkti ),
lit. fienki, gall. fiempe-, air. cöic (fur
*ciic vgl. Venaryes, Fschr. Meillet
1902, 120-121), arm. hing, alb. fiesi,
toch A. fiaH, B. fiiS. — flmt f. 'fiinf-
zahl’ (< um. *fimfti), nisl. fimt. — ai.
fiaflkti- ‘fiinfzig', asl. fi(ti ‘fiinf’. —
flmt&n ‘fiinfzehn’, nisl. fimtán, fár.
fimtan, nschw. femton, ndá. femten. —
got. fimftaihun, ■ ae. fifteon, ftftýne,
mnd. vifteine, mnl. vijftien, vichtien,
ahd. finfzehan. — Grandform *fimfte-
hun; vgl. tiu (fiir die form -tán s. A.
Kock, ANF 9, 1893, 137-42). — fimti
‘fiinfter’ (statt *fifti nach anal. von
fimm), nisL fár. fimti, nschw. dá. femte.
— got. fimfta, ae. afr. fifta, as. fifto,
mnl. vijfte, vichte, vijfde, ahd. fimfto. —
lat. quintus, gr. népjrroc, ai. fiancatha-,
asl. fi(ti, lit. fienktas.
fimr adj. 'gewandt, behende’, nisl. fár.
fimur, nnorw. dá. fim ‘rasch, flink’,
schw. dial. femmer ‘flink, schnell’, ndá.
dial. fimmer ‘vielbescháftigt’. — >
shetl. fimis ‘hast’ (Jakobsen 157);
> ne. dial. femmer 'schwácbUch,
weibisch’ (Thorson 26). — awgerm.
Fimmilene ‘Name einer Göttin’, afránk.
fimich 'gewandt, gelemt’ (Malb. GI.
vgl. v. Helten PBB 25, 1900, 298),
mnd. vimelen, vimeren 'herumtasten,
auch fammelen. — air. Bim, ém (< *fiei-
mi-) ‘schneU’ (Iidén SSUF1894,62 und
BB 2r, 1895, 95). — vgl. fima.
fingr m. spáter n. (weil nom. akk. sg.
gleichlautend waren, s. Sturtevant,
Fschr. Flom 1942, 52) ‘finger’, nisl. fár.
fingur, nnorw. schw. dá. finger. —
got. figgrs, ae. afr. finger, as. ahd.
fingar. — wohl aus idg. *fienkV-res
(S. Bugge BB 14, 1889, 79 und Peder-
sen KZ 32, 1893, 272) und also wie
ae fýst, afr. fest, as. ahd. fúst, mnl.
vuust, vuyst ‘faust’ (< idg. *finkV-sli,
wiewohl diese erklárung unsicher ist)
zum zahlwort fimm (s. weiter Feist,
Got. Wb. 150).
fínn adj. ‘fein, eben, blank’, nnorw. schw.
dá. fin. ■ — < mnd. fin ‘fein’ < afrz. fin
zu lat. finis, also eig. ‘voUendet’.
finna st. V. ‘finden, besuchen; wahr-
nehmen’ (< urgerm. *finþan), nisl.
fár. norw. schw. finna, ndá. finde. —
got. finþan, ae. as. ahd. findan, afr.
finda; vgl. auch ae. fiðan und abl.
ae. fundian, as. fundðn, ahd. funden
‘eilen' (dazu skand. ON. wie norw.
fluss Funda, schw. see Funningen s.
Janzén NB 23, 1935, 4-5). — lat. fions
‘briicke’, gr. ttóvto? ‘meer’, 7tároc 'pfad,
tritt’, ai. fiánthds ‘pfad’, fiathyS 'weg’,
asl. fiqti ‘weg’, apr. fiintis ‘weg’, arm.
hun ‘furt’ (IEW 809) — vgl. fantr,
fenna x, finnr, fundr, fundra,
fúss und fyndr.
flnng&lkn, -g&lpn ‘zauberwesen, ken-
taur’, nach S. Bugge ANO 1895, I2 4 ' 3 8
eig. finngálkan Zs von finn < lat. sphinx
und gálkn; aber jiingere umdeutung
aus einem schon vorherbestehenden
finngálkn 'finnisches zauberwesen’.
finnr 1 m. ‘finne, lappe', auch zwergen-
name’ (fur die bed. troll vgl. Koht MM
1923, 161-75); nisl. finnur, nnorw. finn,
nschw. finne. — Bei klassischen auto-
ren: ®íwoi (Fholemaios), Fenni (Taci-
tus), vgl. Finnaithes (Jordanes), s.
Scþönfeld 88. — Runische formen:
schw. fino ‘frauenname' (Berga c.
finnskref
121
fiskr
500, Krause nr. 72), finhithi (= finn-
hédhi, Forsheda c. 1025, v. Friesen
NSFF 8, 5).
Die erklarung des namens ist un-
sicher; man muss offenbar von
dem volksnamen ausgehen, den
G. Schutte MM 1924, 192-9 nicht
zu deuten weiss; die verbindung
mit finna fuhrt zu der bed. ‘die
sammler, nomaden’ (Karsten GFL
230 und SNF 9, 1918, Nr 3, 1-6),
was reichlich modem anmutet.
Andere forscher gehen von einer
bodenbezeichnung aus, und zwar
wie nhd. Finne 'bergname’ zu kelt.
*penn- ‘höhe, gipfel’ (zweifelnd
Lindroth NB 5, 1917, 45-50) oder
kelt *hjfennu wie air. cenn, kymr.
pen nahelegt (Zachrisson, Fschr.
A. Kock 1929).
—- 2 háufig als PN verwendet, vgl. Finnr,
aschw. dá. Fin (> ae. Finn) und f. Finna;
als 1. glied in Finnbogi, Finngarðr,
Finngeirr, Finnkell, Finnviðr (urspr.
schw. namen, s. A. Janzén NK 7, 1947,
131); als 2. glied inArnfinnr, Dagfinnr,
Dolgfinnr, Geirfinnr, Þorfinnr. Aber
auch im wgerm. wie afr. Finn, ae.
Dœgfin, Merefin, fránk. Fingast, Finn-
old (Naumann 86).
flnnskref, -skreppr, ‘lappische pelz-
waren’, eig. ‘eingeschrumpfte, getrock-
nete waren’, Zs. von finnr und skrep-
pa.
flpla schw. V. ‘mit den fingem beriih-
ren’, nisl. fipla, nnorw. fxpla, fippa,
nschw. dial. fippla; vgl. nnorw. fipp
‘spitze’, ndá. fip ‘zipfel’, nschw. dial.
fibb ‘schwanz'. — nd. fipperen ‘mit
kleinen schritten gehen’, fxpsen ‘coire',
ostfr. fipsen ‘schnelle bewegungen
machen’, nhd. dial. fippen ‘hin- und
hergehen'. — Daneben mit affektiven
wechselformen: nschw. dial. fikla, ndá.
fikle ‘pfuschen, hudeln’, vgl. auch
fikjast und fitla. — Dazu flpr
mBN (s. F. Jónsson ANO 1907, 323).
flrar m. pl. ‘mánner, volk' (< umord.
*firwiaR < germ. *ferhwiðe). — lat.
germ. Alaferhviae 'matronenname’, ae.
firas ‘mánner', as. firihos, ahd. firihi
‘ volk’, mid firahun ‘unterdenmenschen’
fireo gpl. ‘der mánner’. — Das wort
bedeutet eig. ‘die mit leben begabten
wesen' vgl. fjgr und fyrðar (auch
firðar geschrieben).
-Qri n. in Zss. útfirl ‘bei ebbe trockenes,
sich weit ins meer ausdehnendes land’
und grfiri ‘watt’ (< um. *ferwia). —
fi ara t-
ilrin- in Zss. wie firinillr ‘sehr böse’,
firinverk ‘böse tat’; vgl. nisl. firinvilla
'grosser fehler’, aschw. fimarvarh ‘böse
tat’. — ae. firenweorc, as. firinwerc
‘gewalttat, verbrechen’. 1 — vgl. firn.
flrir s. fyrir.
flrn n. ‘etwas ausserordentliches; frevel,
wunder’ (< germ. *ferinu~), nisl. firn
‘wunder, ausserordentliches’, fár. fi(r)n-
dar- ‘ausserordentlich’. — got. fairina
‘schuld’, ae. firen, afr. firne, ferne, as.
ahd. firina ‘verbrechen' (fiir die be-
deutungsnuanzierung s. Weisweiler IF
41, 1923, 29-46). — Dazu flrna schw.
V. ‘beschuldigen, tadeln’, nisl. firna
‘sich verwundem’, fár. firnast ‘schúch-
tem sein’, nnorw. firnast ‘sich ver-
wundem’. — got. fairinon ‘tadeln’,
ае. firenian, ahd. firinðn ‘súndigen’. —
vgl. firin.
Die etymologie ist unsicher. Viel-
leicht zu fjarri, also ‘etwas
weitabliegendes, vereinzeltes’ ?
(reichlich abstrakt). Oder zu fer-
ligr ? Dagegen vermutet IÉW
10 in *fer-ina eine idg. wzl. *ax
‘treiben, kránken', wie in gr. odvóc
‘schreckhch’. Holthausen Wb. 62
vergleicht toch. A pare, B-peri
‘schuld’. (s. weiter Feist, Got. wb.
140).
firr adv. komp. ‘weiter, femer'. — Dazu
firra schw. V. ‘entfemen, trennen’, nisl.
fár. norw. firra; vgl. shetl. firdet ‘ver-
loren, verschwunden'. — ae. afierran
neben fiersian, afr. fira, as. .firrian,
mnl. verren, ahd. firren ‘entferoen’. —
vgl. fjarðr und fjarri.
•firzkr adj. ‘zu einem fjord gehörend’
(< ált. firðskr), z.B. austfirzkr, breið-
firzkr. — vgl. fjgrðr.
fisa st. V. ‘furzen’, nisi. fár. fisa, nnorw.
schw. fisa, ndá. fise. — vgl. orkn. fiss
‘staubregen’, shetl. fis .'tröpfeln’. —
mhd. vxsen ‘furzen’, mnl. vesen ‘fltistem'
vgl. mnd. mhd. vxst, mnl. veest, ae.
fisting ‘furz’ — asl. piStq, piskati
'pfeifen’, vgl. ai. picchörd ‘flöte’, lat.
spxrare ‘pusten, blasen' (IEW 796).
fisuer BN (nur Bisk. s.); vielíeicht < frz.
fusilier ? ‘schútze’ oder etwa ‘feuer-
werkskúnstler’ ? (F. Jónsson ANO 1907,
269). Oder wie nisl. fisari ‘der háufig
furzt’. Vgl. aber auch mnl. viselaer
‘macher von hebewinden’.
flskr m. ‘fisch', mn. norw. fiskR (Eggjum
с. 700, Krause Nr. 54); nisl. fár. fxskur,
aschw. fisker, nnorw. schw. dá. fisk. —
> shetl. fusk ‘tabuwort und spottname’
(Jakobsen 195) und fiska- in Zss.;
> air. piscarcarla ‘fischer'; > kymr.
ON. Fishguard (Charles, ON rel. with
Wales 1934 , I39)-—got. fisks, ae. fisc,
as. afr. ahd. fisk. — lat. pxscis, daneben
abl. air. iasc (< *peisko-), mss. piskarú
‘grúndling’; — fiska schw. V. ‘nschen’.
fit
122
Fjalarr
vgl. got. as. ahd. fiskðn, afr. fiskia, ae.
fiscian. — flskarl m. 'fischer’ < as.
fiskari.
flt 1 f. ‘schwimmhaut der vögel; arm,
hand; briinne (poet.)’ (< germ. *fitjð
< idg. *pedia) nisl. fár. fit ‘schwimm-
haut', nnorw. dial. fit ‘fuss einer tier-
haut; gam, fitze'. — > lpN. fihlío
‘schwimmfuss der robben’ (aus umord.
*fitjð, s. Nielsen, Mindeskr. S. Bugge
1908, 227). — ae. fitt ‘abschnitt, ge-
sang', as. vittea ‘abschnitt, text’, ahd.
fizza 'fitze, gebinde, fadenende’. —
vgl. fat, fitja und fitjungr.
Bugge, BB 3, 1879, 116 hat das
wort zu gr. 7ieta (< *pedja)
‘fuss; rand. saum’, lat. oppidum
‘schfanke, landstadt', ai. padya
‘auf den fuss beziiglich’ gestellt,
also zu fótr und fet (so auch IEW
791). — Zwar gehört oppidum
hierher, aber auch impedimentum
‘hindemis’, impedimenta ‘gepáck’,
pedica ‘schlinge, fessel’, gr. 7té87rj
‘fessel'. Die eig. bed. ‘gewinde,
gam, fitze' weisen auf eine urspr.
bed. ‘weben, flechten’ hin und
das wort gehört also eher zur sippe
von fat (s. J. Trier, ZfdPh^o, 1949,
354 )-
— 2 f. ‘feuchte wiese', nisl. fár. norw.
schw. fit ‘wiese’, ndá. fed, fid n. 'lang-
gestreckte niedrige landzunge’. —
> shetl. fid, fitj 'wiese’ (Jakobsen 160);
> ne. dial. fitty 'marschland an der
kiiste’ (Björkman 184). — ostfr. fit
‘pfuhl, wasserpfiitze’.
Man stellt das wort gewöhnlich zu
gr. TciSa^ ‘quelle’, rtiao? ( <*pidsos)
‘feuchte stelle in einer wiese’, air.
iatk (< *peito) ‘wiese’ und dann
zu feitr. Das stimmt aber nicht
zu der auch bezeugten bed. 'un-
fruchtbare sandgegend, einem
wasserlauf entlang', weshalb M.
Kristensen NB 16, 1928, 113 an
zusammenhang mit gr. tceSíov
‘ ebene’ denken möchte.
fita f. ‘fett', nisl. fita, fár. fiti, aschw.
fite ‘fett, fettigkeit’. — vgl. feitr.
fitja schw. V. ‘zusammenbinden’, nisl.
fár. fitja, shetl. fitj ‘ds'; vgl. norw. dial.
fit, fitja, fete ‘fadenbiindel’, aschw. fiti,
nschw. dial. fitja ‘biindel’, ndá. fed
‘fitze, fadenbiindel’. — ne. fit, mnl.
vitten, ‘passen, fiigen’, ahd. fizzðn ‘um-
geben’. — vgl. fit.i.
fitjungr m. nur in dem ausdruck fitjungs
synir (Hm 78) fiir ‘bauem’, nisl.
fitjungur ‘reicher mann’.
Nach M. Olsen, Stedsnavnestudier
1912, Ó3ff eig. ‘angehöriger eines
geschlechtes’ in Fitjar (in Norwe-
gen sehr verbreiteter ON) und
dann zu fit 2; es soll sich also auf
gute, fette weiden beziehen (s.
auch I. Lindquist, Die Urgestalt
der Hávamál 211). Wahrschein-
licher mit Falk MM 1917, 54-55
zu anorw< fitjung 'schuh aus einer
haut gemacht’, vgl. nnorw. dial.
fetling, feta(-sko), fár. fitingsskóg-
vur, das zu fit 1 gehört (also all-
gemeine bezeichnung des bauern-
standes). Oder vielmehr mit hin-
weis auf den ritus der schuh-
steigung eig. ‘adoptivsohn’, s.
A. Erler, Zs. Savigny-Stiftung 64
(1944) Germ. Abt. 93.
fitla schw. V. ‘mit den fingem spielen’,
nisl. fitla 'ds’, nnorw. fitla ‘pfuschen’,
nschw. dial. fitla, fittla, fessla 'saum-
seUg sein’; vgl. shetl. fit(e)l ‘kleine
schritte machen' (Jakobsen 161). —
nd. fitten ‘hinstreichen’, nnl. vitten
‘bekritteln’, nhd. fitzen ‘zupfen’, 'fitzeln
‘kitzeln’, mnl. vitselen ‘hin- und her-
bewegen’, nnl. futselen ‘mit den fingem
spielen’.
Unter annahme einer grandform
*fetilðn kann es zu fata 2 gehören,
das auch ‘pfuschen’ bedeutet (v.
Friesen, UUÁ 1924 Nr 4, 154. zu
feta). — Es steht aber gewiss
als spielerische wechselform neben
fipla, wozu weiter auch wohi
fifla und fíkjast zu rechnen sein.
fitna schw. V. ‘fett werden’, nisl. fár.
norw. fitna, ascbw. fitna, fitma. nschw.
dial. fetna. — vgl. feitr.
fltonsandi 'wahrsagender geist’, nisl.
fitonsandi ‘hexerei, berserkerwut’. —
< mlat. phiton ‘zauberer’ < gr. 7 ni 0 <ov
‘wabrsagender geist’.
fitttUl m. BN. Falls < *fintill kann es
zu ae. finta ‘schwanz' gehören, vgl. lat.
pendere ‘hangen' (Holthausen PBB 66,
1942,270). Odermit intensiv-verdoppe-
lung des t zu fitla, also ‘der pfuscher'.
fjá schw. V. 'hassen’ (< germ. *fijin);
fár. figgja. — got. fijan, ae. flon, fiogan,
ahd. fUn, fijen. — ai. piyati ‘schmábt,
verhöhnt’. — vgl. fjándi und fjón 1.
-fjaðr in Zs. hgsfjaór 'graubefedert’, vgl.
fjgðr.
fjáðr adj. ‘mit giitem versehen'. — vgl. fé.
fjalabrú f. ‘bohlenbriicke’. — vgl. fjgl 1.
Fjalarr m. ‘name eines hahns, riesen und
zwerges’. Als name fiirden riesen Sutt-
ungr kann er bedeuten ‘der den skalden-
met verbirgt’, also zu fela und vgl.
Fjglnir (A. Noreen, Fschr. Bugge
1892, 198; Kahle IF 14, 1903, 143-4).
Als name des hahns gibt das
keinen sinn. Mullenhoff DA. 5,
134 vergleicht nnorw. fjela ‘spá-
fjalfr
123
fjarri
hen’, aber das an. fela kennt diese
bedeutung nicht. Verwandtschaft
mit fj qI i (Gould PMLA 44, 1929,
946) ist höchst unwahrscheinlich.
(Fiir die bed. niianzierung s. Sturte-
vant, PMLA 66, 1951, 288-290).
fjalfr m. wenn das nur bei Þjóðólfr ór
Hvíni (in Haustl<?ng str. x8) in der
kenning fjalfrs ólágra gjalfra bolmr auf-
tretende wort nicht, wie gewöbnlich
angenommen, ‘höhle’, sondem, was
wahrscbeinlicher ist, 'wasser’ bedeutet,
gehört es zu lat. palus ‘sumpf’ und ai.
palvalam ‘pfiitze' (s. A. Jóhannesson,
Fschr. E. Amórsson 1940, 1-8 und KZ
67, 1942, 221, aber auch Trier, Lehm
I 95 L 27 )-
fjalgr adj. in Zss. glóðfjalgr ‘glutwarm’,
innfjalgr 'eindringlich’ (poet.); fár.
fjalgur 'warm', nnorw. fjelg ‘warm,
behaglich’, eig. 'vonderaschezugedeckt’
und also zu fela gehörend (K. Vemer
KZ 23, 1877, 100 und E. Wadstein
ANO 1891, 376). In dem worte inn-
ffalgr kann es sogar unmittelbar aus
der grundbedeutung ‘verbergen’ erklárt
werden (E. A. Kock ANF38,1922, 283).
fjall 1 n. ‘fels, berg’, daneben auch feíl
(< germ. *felza~), nisl. fár. ffall, nnorw.
ffell, nschw. fjall, ndá. fjeld. — > ne.
fell ‘klippe’, me. fell ‘hiigel, berg’
(Björkman 170); > schott. fell ‘berg’
(FÍom. Infl. 40); > manx -fel(l) in ON
(Marstrander NTS 6, 1932, 272). — as.
felis, mnl. vels, ahd. felis, felisa (> frz.
falaise). — air. all (< *plso) ‘klippe,
stein’, gall. Alesia ON (Vendryes RC
38, 184). Vielleicht aus einem voridg.
worte pala ‘berg’ (Dauzat, la toponymie
fran^aise 76); falls idg. weiter zu gr.
réXXa 'stein’, ai. pásya, pásána 'stein'
(zur idg. wzl. *(s)p(h)el- nach Johansson
KZ 30, 1890, 420; s. aber IEW 807). —
v gb fÍQllótr.
— 2 n. oder fell ‘haut, fell' (< germ.
*fella-), nisl. fell, nschw. fjáll. — ae. afr.
fell, as. ahd. fel ‘haut’, vgl. got. þruts-fitl
‘aussatz’. — lat. pellis ‘haut’, pellinus
‘ledern', gr. nikau; ‘haut’, néXpa ‘fuss-
sohle’, asl. pelená ‘windel’, lit. pléné
‘haut’ (IEW 803). — vgl. feldr, filla,
fjalla 2 und fela, fQl.
fjalla 1 adv. 'weit entfemt’ < fjarla,
vgl. fjarri.
— 2 schw. V. ‘schmiicken’, nisl. fjalla ‘be-
kleiden’, nnorw. fjalla, fjadda ‘schmiik-
ken’. —vgl. fjall 2. — Dazu fjallaðr in
Zs. ‘ gullfjallaör ‘mit goldplatten ver-
ziert', vgl. ae. goldfell, ahd. fedelgolt
‘brakteat’, selbst entl. < gr. 7iéraXov
‘goldblech’ (s. Falk NVA 1919, 3of).
fjalmsfullr adj. vgl. felmsfullr.
fjandi m. ‘feind; teufel’ (die 2. bed. nach
ae. feond), nisl. fjándi, fár. fiandi, fig-
gindi, nnorw. schw. fiende, ndá. fjende;
vgl. mit angehángtem artikel fjándinn,
fár. fjendin, nnorw. dial. fenden, aschw.
fœndin, ndá. fanden 'der teufel’. —
> lpS. fiand (Qvigstad 149); >
mnd. fennes (Lasch, Aus alten nieder-
deutschen Stadtbiichem 1925, 122). —
got. fijands, ae. feond, afr. fiand, fiund,
as. fiond, fiund, mnl. viant, vient, nnl.
vijand, ahd. fiant, fijand. — vgl. fjá.
fjar adv. ‘fem’, statt *fer unter einfluss
von adj. comp. fjarri (Sturtevant SSN
11, 1931, 181). — ae. feor.
fjara f. 'ebbe; der mit ebbe trockenfal-
lende strand’ (< germ. *ferwðn, fiir
die unumgelautete- form statt *fjorva,
s. Noreen, Gramm. § 84); nisl. fjara,
fár. fjara, fjera, nnorw. fjera, nschw.
dial. fjöra, fjára, ndá. fjeere. — >
lpN. fjervva 'ebbe, strand’ (wohl <
an. *fjorva, s. Qvigstad 151). —
Deutung unsicher; nach Sahlgren
NB 27, 1939, 163 ‘stelle bei einem
wasser, die durchwatbar ist’ (also zu
fara) ; einleuchtender als die verbin-
dung mit fjarri und dann eigentlich
‘das zuriicktreten des wassers’. — Dazu
gehören auch der bei Jordanes er-
wáhnte VN Fervir und den schw. land-
schaftsnamen Fjáre (s. Láffler FV 2,
1907, 107 und A. Noreen FV 15, 1920,
43). — Davon abgeleitet schw. V.
fjara ‘ebben; aufs trockne setzen’. —
vgl. -firi, FjQrsungr 2 und fyrva.
fjarðr part. ‘entfemt’ (poet.), zu einem
nicht belegten zw. *fjarra. — vgl.
firra.
fjarg n. nur ais pl. fjQrg ‘götter’ (Ls. 19)
iiberliefert und inZss fjarghús ‘tempel’ ?
(Akv. 42), fjargvefr (=guðvefr) ‘feiner
kleidungsstoff’. — vgl.' fjgr.
fjarrafleinn m. ’strolch’ (nur Alv. 5),
anorw. firrafleinn, nnorw. faraflein;
'eig. der weit niederfallende pfeil’;
fjarra ist g. sg. von adj. fjarri, das durch
assoziation mit fjar aus *firri < *feri-
Ré entstanden ist (s. Sturtevant SSN
11, 1931, 181).
fjarri adv., álter ferri ‘fem’; nisl. fár.
fjarri, nnorw. fjerr, nschw. fjár, ádá.
fjcsr. — got. fairra, ae. feorr, afr. fer,
as. ferr, ferro, ahd. ferro; daneben got.
fairneis, ahd. firni 'alt’. — lat. peregre
‘in der fremde’, osk. perum ‘ohne’,
gr. 7 tépá ‘weiter’, Ttépav ‘jenseits’, ai.
para- ‘entfemt’, pára ‘weiterhin’, toch.
A pre 'ausserhalb’, air. ire (< *perjos)
‘weiter’, arm. héri ‘entfemt’. — vgl.
firn, firr, fjar, fjQrð und forn.
Die idg. wzl. *per (IEW 810-818),
hat im skand. die folgenden neben-
formen und weiterbildungen:
fjatan
124
fjgör
*pr vgl. for-
*promo ,, fram
*pro}fO „ freyr
*P*n .. ty*
*pores „ frest.
Auffallend ist die áhnliche grund-
form in finn. perá ‘das letzte’,
ostj. pir, wotj. ber ‘hinterraum’ (s.
CoÚinder. UIJÁ 1934, 68).
fjatan in BN fjatansmunnr ‘der mit dem
munde -pfeift’. — < air. fetán 'das
pfeifen’ ?
fjon 1 f. ‘feindschaft, hass', fár. fjón. —
vgl. fjá.
— 2 n. ‘Fiinen’, ndá. Fyen, vgl. lat.
Feonia, Fiunia.
Deutung unsicher. Unter vergleich
mif nnorw. fjon, fjun nf. ‘stáub-
chen, staubregen', nschw. fjun
‘feines haar’, nach A. Torp. MM
1914, 91 aus *feuhna zu lit.
pukas ‘daunen', pukis ‘tier mit
feinem wolligen haar’. Man kann
etwa an die mit wollgras (dá.
fyn) bewachsene insel denken. —
weniger wahrscheinlich < *fehuni
‘die rinderinsel’ zu fi oder < *fiwu-
ni ‘die fette insel’ vgi. feitr.
fjónkr BN. vgl. nnorw. fion ‘spass, pos-
sen', fjona 'sich mit kleinigkeiten be-
scháftigen’, fjunka ‘auf die freite gehen’
(F. Jónsson ANO 1907, 323).
fjorð in i fjorð ‘im vorigen jahr’ (< germ.
*feruþi-) ; fár. i fjor, nnorw. ifjor, nschw.
dial. ifjor, ifjol, ndá. ifjor. — mhd. vert
‘voriges jahr’; vgl. ne. farrow, nfri.
fear ‘kuh die im vorigen jahre gekalbt
hat’ (Holthausen IF 25, 1909, 148);
vgl'. nnl. vaar ‘nicht befruchtet (von
einer kuh)’ und mnl. vers, vaers, nnl.
vaars ‘junge kuh’. — gr. rtápum 'vorigM
jahr ’. a i. Oarút ‘ im vergangenen jahr’,
"* agT án 'í 4 fa %d *ab anno priore’ . arm.
heru ‘im vorigén jahr ’. —■ £ s. aus~ í 3 g:,
wzT ’ber ivgl . jjarri) und *j tet-
'íahr' v g l. gi. J-t Tði 'laiu *, lat. vetus', asl.
uetúchualt ': vgl. Vtfír I. ~~
fjörlr ‘vier’ (< um. *fioðrir < *feður(R ;
fiir die verschiedenen formen s. Jansson,
Fschr. E. Olson 272-87); run. schw.
fiakura, fiakurum (Rök. c. 800; vgl. an.
gen. fjogurra) ; nisl. fjórir, fár. fýra,
nnorw. fjore, agutn. fiaurir, nschw.
fyra, ndá. fire. — got. fidwðr, ae.
fíower, afr. fiúwer, fiðwer, fiðr, as.
fiuwar, fiwar. fior, ahd. fior\ danebendie
neutrale form fjggur, vgl. got. fidur-,
ae. fyðer. — l at. quattuor, osk. petora,
g r. TtTTotptc, Tfiouoíc. ai. cs SvSrm. itíiC'
íetvre. Ixt. heturi. «aS.'~Pt:im ritum ‘vier-
f SSfíPkt WágeiT: arm. íorkh. töc lIJk-
S jwar.'B itwer: iq g. grunÆ .? iC *kuetyið-
res. — Dazu fjórðl 'der vierte^iusl.
fár. fjórði, nnorw. fjorde, nschw. fjdrde,
ndá. fjerde, vgl. orkn. feird. — ae.
feorda, afr. fiárda , as. fiorðo, ahd. fiordo.
— fjórtán ‘vierzehn’, nisl. fjórtán, fár.
fjúrtán, nnorw. fjortan, nschw. fjorton,
ndá. fjorten. — got. fidwortaihun, ae.
fiowertyne, afr. fiúwcrtine, ahd. fiorze-
han (zu tán vgl. A. Kock, ANF 9,
1893. I 37 - 42 )- — vgl. fjegur.
fjós 1 n. ‘viehstaU’ (< germ. *fé-hús),
nisl. fár. fjós, nnorw. fjos, fjes, nschw.
fjös, dial. fjus, fjás, fdggus (daneben
aber auch fongs, fangs, weshalb A.
Noreen ANF 3, 1886, 10-11 eine grand-
form *f(-hansu zu got. hansa ‘schar’
vermutet, was wenig wahrscheinlich
ist). — > lpN. fieksi, fiefsi (Qvigstad
150). — vgl. Fjósnir.
— 2 f. ‘walfischfleisch’, vgl. nisl. hvalfjós
‘ds’, fár. fjós ‘stttck seehundspeck’.
Daneben auffallend þjós (nach Jóhan-
nesson Wb 578 viell. unter einfluss von
þjósnir f. pl. ‘geschlechtsteil des heng-
stes’; wemg wahrscheinlich).
Deutung unsicher. Unter hinweis
auf hvalflystri denkt Cederschiöld,
Fschr. Lidén 1912, 81-3 an dissimi-
lation aus *hvalfljós und vergleicht
dann schw. dial. flur, norw. dial.
flur(a) ‘z^ttiges haar’ (vgl. flosa),
erw. einer idg. wzl. *(s)pely ‘spht-
tem, reissen’ (vgl. fjgl); also ‘ab-
gerissenes sttíck’. Ánders Holt-
hausen Wb. 63 zu ae. dfyran, ahd.
ar-fúren ‘verschneiden’ vgl. lat.
putáre ‘schneiden’.
Fjósnir m. ‘sklavenname’ (Ríg 12); ab-
geleitet von fjós 1. Aber nach den hss.
zu urteilen ist auch Fjgsnir eine mögU-
che lesart (Strömbáck ANF 51, 1935,
108).
fjugur, fjogor vgl. fjegur.
fjúka st. V. ‘treiben, stieben’, nisl. fjúka,
fár. fúka, nnorw. schw. fjuka, ndá. fyge
‘schnell durch die luft fahren’. — >
" shetl. fjog, fjug (= an. fjúk ‘schnee-
sturm’) ‘dttnne wolkenschicht, staub’
(Jakobsen 165); > orkn. figgerin ‘kleine
schneeflocke’ (Marwick 41). — Nur
nordgerm. zu gr. -rm-fh ‘der hintere’,
lett. púga ‘windstoss’. (IEW 847). —
vgl. faukr, feykja, fok und fenn.
fjgðr f. ‘feder’ (< germ. *feþrö), nisl. fár.
fjöður, nnorw. fjtr, fjeder, nschw. fjader,
ndá. fjcer, fjeder. — > shetl. fid(d)er
‘ohrmarke fttr schafe’ (Jakobseniss).—
ae. feðer, afr. fethere, as. fethara, mnl.
vedere, veer, ahd. fedara. — ai. þátram
‘flttgel, feder’, asl. -bero 'federT daneb>i£
lar, -pr.niiÁ (<- *-þetna) ‘fliigel’ ialso .
wohl urspr. Ww-flexionh weiter zu i>eto
-^ lrebe'. gr. 7té T»|inn ‘fUe ge’, 7rcépov,
TTTÉpufj •tiuger, ai. paiari fhegt', air.
fjQgur
125
hiá-) fitticli' (H. Feilersen KZ 32,
'1893, 245 und iEW 826). — vgl. fiöri.
fjQgur ‘vier’ (neutrum) < *fiuður < *fe-
Our, vgl. got. fidur- (fur iibergang 0 > g
s. Noreen, Gramm. 259). — vgl. fj órir.
fj gl 1 f. ‘brett, diele’ (< germ. *felö),
— flt5i. fjöl, fár. norw. fjal, nschw. fjöl, ndá.
fjcel. — > shetl. fjel ; > ne. ON Felkirk
(Ekwall 169); > lpN. fiello ‘brett’
(Thomsen 2, 174). — Gewöhnlich zu
russ. polú 'brett, planke’, ai. phalakam
‘planke’ zuridg.wzl. *(s)p(h)el' spalten’.
— vgl .fjalabrú, fjalarr und spjald.
Die wzl. *(s)P(h)el hat eine reihe
weiterbildungen, wie
*(s)p(h)lé vgl. flá
*(s)p(h\lei vgl. fleinn und flik
*(s)p(h\leu vgl. flosa
Wiklund FUF12,1912, 33-4 macht
darauf aufmerksam, dass die lapp.
form auf umord. -Ih- zuriickweist
und also unter hinweis auf ht. spilká
‘stecknadel' eher die wzl. *(s)phelk
vorliegen durfte; daneben auch
*(s)phelgvgl. spjalkir. —Neben
fjQl steht auch em wort þilja 1; also
wechsel anl. f.þwie bei/ il\máfjós 2 .
—-2 n. ‘menge' in Zss. ‘viel-’ vgl.
" Jjolauðigr ‘sehr reich' '(< germ. *felu );
nisl. fár. fjöl-, nnorw rfjal-. — > finn.
paljo, estn. palju, wot. pal’l’o 'viel,
menge’ (Thomsen 2, 204; oder doch
urspr. finn.-ugrisch und dann mit idg.
urverwandt? s. Collinder UUÁ1934,
67 und weiter Setálá FUF 13, 1913,
420 und Karsten FUF 2, 1902, 192). —
got. filu, ae. feolu, feala, fela, afr. felo,
fele, as. filu, filo, aíhd. filu, filo ‘viel,
sehr’. — gr. tcoXú. tcoXÍoí, ai. purú-
‘viel’..Iit. ^ffgr’VoU. "rc lc hlich’. air, il
viel ’ (zu diesen formen s. Benveniste,
Origines s. 54): zur idg. wzl. *peh:
pll ‘fúllen’ vgl. fleiri und fullr. —
fjgld f. ‘menge’ (< germ. *feluþS),
nisl. fár. fjöld, nnorw. fjeld: vgl. shetí.
fjord, fjörd. Daneben auch fjgldi m. —
fjglga schw. V. 'vermehren’, nisl. fár.
fjölga, nnorw. fjelga. — fjglgr adj.
‘zahlreich’ (< germ. *feluga-\ g- erw.
van fjgl). — fjQlkyngi f. ‘zauberei’,
nisl. fjölkyngi, abgeleitet von fjgl-
kunnigradj. ‘zauberkundig’, eig. ‘viel-
wissend’, msl. fjölkunnugur, fát. fjel-
kunnugur, agutn. fielkunnigr ; vgl. orkn.
felkyo ‘hexe’ (Marwick ao).
In PN tritt fjgl als 1. ghed nur
selten auf, und dann úberwiegend
in fiktiven namen wie Fjglmundr,
FjglsviOr, Fjglvarr, Fjglverkr, Fjgl-
vgr. Trotzdem gibt es im wgerm.
auch solche namen; so steht neben
FjglmóOr erul. Filimuth, bayr. Filo-
muot, vgl. auch got. Filimer,
rug. Feletheus, fránk. Filibert, ae.
Feolugeld (Naumann 33-4).
fjgllóttr adj. ‘felsig’, mit sufnx -óttr (vgl.
blesóttr) von fjall 1 gebildet.
Fjglnir 1 m. ‘Odinsname' und name eines
Wanengottes. Méhrere deutungen, aber
alle recht unsicher.
1. zu fela also ‘der den skalden-
met verbergt’ (Noreén, Fschr.
Bugge 1892, 198 und Kiær MM
1914, 221 (zur erklárung der form
*felu- vgl. Malone, PMLA 67,
1952. 1157 ): vri. Fjalarr. —-
2. zu fjgl 2 (F. Jónsson ANF 35,
1919, 305). vgl. G. Dumézil, La
Saga de Hadingus 1953. S. 158-9.
Aber eine solche bildung zu einem
Adv. hat keine paraJlelen. —
3. Kurzform zu FjgtsviOr ‘der sehr
weise’ (Falk NVS 1924 Nr 10, 9).
— 4. < germ. *felduni- zu germ.
*felþa- ‘feld’, vgí. fold, also eig.
Freyr und erst spáter Odin (v.
Unwerth ANF 33, 1917, 320-35).
— 2 m. ‘alter name des Vmjefjords’,
nach dem darin ausströmenden fluss
nnorw. Fjelna (< *Fjalna), zu fela
(A. Kjær, MM 19x4, 219-223).
fjQr n. ‘leben’ (< um. *fiaru < *ferwa-
< germ. *ferhwa, s. H. Pipping, Inl.
177); run. schw. fiaru (Rök c. 800);
nisl. fjör, fár. ádá. fjer, vgl. nnorw.
fjerue ‘lebhaft'. — > shetl. fjorek,
fjörek ‘kosename fúr kleines kind’
(Jakobsen 168). — got. fairhwus ‘welt',
ae. feorh ‘leben, lebendes wesen’, ferh
‘seele, geist’, afr. ferch, as. ferah, ferh,
fera, ahd. ferah, ferh ‘seele, Ieben, géist’,
vgl. wgerm. göttinnen Alaferhwiae. —
vgl. firar, fjarg, fjgrn, Fjgrnir,
fjgrr, fjgrvar, fyröa.r und fyrvar.
Die etymologie ist unklar. Nach
Torp, Wortschatz 234 zur idg.
wzl. *perK ‘umschliessen’, wie
ai. páriu i. ‘rippe’, gr. tcópxi]; 'reif
zum festhalten der speerspitze am
schafte’, lat. compesco ‘bezwingen’.
— Nach Johansson, Lit. blatt. f.
germ. rom. Phil. 1889, Sp. 362
zu gr. TCpamScí ‘zwergfell; ver-
stand, gedanke’. —Nach F. Specht
KZ 68, 1944, 191-4 zu lat. quercus,
weil die menschen aus báumen ent-
standeu sein solltenl (vgl. Fjgr-
eyn). — Auffallend ist die gleich-
heit mit wog. por- in sim-por, Sam-
perk ‘seele’, ostj. porax ‘das innere’;
urverwandt ? (s. Collinder UUÁ
X 934 . 69)- — In. PN nur höchst-
selten vorkommend, wie Fjgrleif,
vgl. wgerm. Ferahbald (s. Naumann
33 )-
fjgtrðr
126
fjqrðr n. ‘bucbt, fjord' (< germ. *ferþuz),
nisl. fjörður, fár. fjerður, nnorw. fjord,
nschw. fjord, fjárd ádá, fjord. — >
shetl. fjord ; > me. ne. firth ‘meeres-
arm’ (Björkman 237); > mnd. ,ford
(Brattegard, NTS 7, 1934 , 2 79 ); >
lpN. fer’da, fir'da (Qvigstad 149). —
Mit schwundstufe: ae. as. ford, afr.
forda, ahd. furt, mnl. vort, voort ‘wate-
stelle’; vgl. noch den rugischen PN.
Ferderuchus (Schönfeld 86) und viel-
leicht den germ. VN bei Ptolemaios
OapoSeivoí : fördenanwohner’ (RMuch,
ZfdA 57, 1920, 151). — lat. portus
‘hafen’ (germ. und lat. gehen zusammen
in der bed. ‘meeresbucht’!), av. pgrstuí
‘bnicke’, gall. ritu- (in ON. Augustori-
tum, Ritumagus), akymr. rit ‘furt’. —
Wohl zu fara und dann die stelle, wo
man durch das wasser fahren kann’;
vgl. firzkr.
fj<?rgyn f. ‘erde. land’ fpoe t.I. auch name
—v©ft"TFiors mutter. — Verwandt, Wlé-
~^ ehl lautge setztich nicht genau stim-
mend: alit. Perkúnas, asl. Perunú, ai.
Parjanya 'namen des gewittergottes’,
vgl. lett. perkuons ‘donner’ (s. Karsten
GFL 20-24, der auch finn. perkele,
perkule, perkuus, perhana, perhus, piru
‘teufel’ als germ. lehnwort betrachtet
und zwar vor der wirkung des Verner-
schen gesetzes! s. auch Fragen 72-85,
aber, wie Wiklund IF 38, 1917, 104-5
richtig bemerkt, muss man bei der
deutung solcher fliiche die grösste
vorsicht betrachten).
Die deutung ist höchst unsicher.
Geht man aus von der beziehung
zum gewitter, so liegt es nahe, an
die idg. wzl. *perk ‘schlagen’ anzu-
kniipfen’, eine weiterbildung zu
*per vgl. ai. prt-, prtaná ‘kampf’,
arm. hari, e-har ‘schlug’, orot
‘donner’, asl. perq, pirati ‘schlagen,
waschen’, lit. periú ‘mit dem bade-
quast schlagen', lett. péru ‘schla-
gen, baden, priigeln’. — Anders,
aber wenig einleuchtend zu einer
grundform *perkus ‘feuerbrand’
vgl. lit. pirke ‘backhaus’, pirkSnys
‘gliihende asche’ (Loewenthal WS
10, 1927, 154). — Geht man aber
von der bed. ‘erde, land’ aus, so ist
es verlockend an got. fairguni ‘ge-
birge’, ae fiergin-, fyrgen- ‘berg-’
anzukniipfen’, ygl. ahd. Fergunna,
Firgunnea, Virgunnia ‘name fiir
gebirgstrecken in Mitteldeutsch-
land’, vgl. auchdenaltenkeltischen
namen lat. Hercynia silva (Cásar),
Hercynius saltus (Tacitus), gr.
‘Apxuviaðpr) (Aristoteles), ’Opxúvioi;
Spópoi; (Ptolemaios). Die oft ange-
fjQrsungr
nommene verbindung mit lat.
quercus, vgl. fura (F. R. Schröder,
Unters. germ. Rel. gesch. x, 1941,
67) ist lautlich nicht einwandfrei;
iiberdies muss man bei der gleich-
setzung lit. Perkúnas und an.
Fjgrgynn (auf die Krahe, Sprache
und Vorzeit 69 noch gewicht legt)
annehmen, dass der mánnl. gott
uralt ist, wáhrend er doch viel-
mehr eine neubildung zu fem.
Fjgrgyn ist. Weniger bedeutsam
ist der umstand, dass das balt.
wort auf eine grundform *perk, das
germ. aber (wie ai. Parjanya-
'gewittergott’) auf *perk zuriick-
geht ; fiir eine weiterentw. der bed.
‘gewitter, wolke’ aus ‘ton’ (wie
got. þeihwo neben an. þing\) s.
J. Trier, Lehm, 1951, 65. — F. R.
Schröder, Fschr. Helm 1951, 34
verbindet mit *ferguz ‘furche’, vgl.
nnorw. dial. fere ‘schmaler acker,
aufgeworfener erdriicken’, nschw.
dial. fjdre (< *ferh), daneben abl.
vgl. for 1. — Weniger ansprechend
Jóhannesson Wb, 557 zu got.
fairhwus, also zu fjgr, und dann
etwa: die spenderin des lebens.
(schon J. de Vries, TNTL 50, 1 ff.)
Fjqrgynn m. ‘name eines gottes, vater
von Frigg’, die mánnliche nebenform
zu Fjgrgyn\ unsicher ob es sich hier
um eine spátere neubildung handelt,
oder ob hier der name eines alten
donnergottes vorliegt (de Vries TNTL.
50, 1931, 1-25, Agerm. Rel. gesch. 2.
Aufl. § 264, 281).
Fjqrm f. ‘mythischer flussname’ (Grm.
27) zu norw. fjarma, also 'dieeilige'.—
vgl. fara.
fjQrn f. ‘erde, land’ (þula), falls aus germ.
*fernö konnte es zu fara gehören, oder
aber zu fjarri, etwa ‘das sich fernhin
ausdehnende’ oder aber eig. ‘das leben
gewáhrende’ und dann zu fjgr ?
fjqmir m. ‘helm' (poet.), auch PN. (Akv.
10), falls eig. ‘beschiitzer des lebens’ zu
fjgr (s. K. Gíslason, Efterl. Skr. 1, 242
und F. Jónsson, ANF 35, 1919. 3 ° 5 )-
fjqrr 1 m. ‘baumart’, möglich zur
sippe von fura.
— 2 m. ‘mann' (poet.), eig. ‘lebewesen'
vgl. fjgr (E. A. Kock NN § 696).
fjqrsungr I m. ‘ petermánnchen ' (nur
norw.), aber auch ‘habicht’ (frz. faucon
madré) (nur in þulur) < germ. *ferh-
sunga-, norw. dial. fjersing, fjœsing,
nschw. fjdrsing, ndá. fjersing, fjœsing ;
vgl. lat. germ. fario 'lachsforelle’;
weiter verwahdt ahd. forhana, as.
furnia, ae. forn(e) ‘forelle’, mhd. voren,
vorhe, mnd. vorne, mnl. voorne ‘plötze’.
fjijrvar
127
flaðra
— lat. perca ‘forelle’, porcus 'barsch',
gr. Tcpóxvr) 'schwalbe’, 7iépxo$ ‘habicht’,
7tépx7) ‘barsch’, nir. orc ‘laths', alle ge-
hörend zn gr. Trepxvó? ‘bunt', ai.
príni- ‘gefleckt’, air. earc ‘scheckig' (E.
Lidén, MASO i, 1937, 6 4 )- — vgl-
fránn.
— 2 m. ‘mitglied von Granmars ge-
schlecht’ (HH II): vielleicht als • fer-s -
unga zu deuten und dann zum VN der
Fervir (Jordanes) gehörend (F. Jónsson
ANO 1921, 18). — vgl. fjara.
fjQrvar, fyrvar mpl. ‘mánner’ (poet.). —
vgl. fjgr.
fjQt npl. in Zs. úfjgt ‘fehltritt'. — vgl. fet.
fjQtra 1 f. ‘weib' (poet.), vielleicht eig.
‘stiitze, welche die kufen des schlittens
mit den brettem, auf denen die last
ruht, verbindet’; nnorw. fjetra, fjetra.
— vgl. fjgturr.
— 2 schw. V. 'fesseln’, nisl. fjötra, fár.
fjetra, nnorw. fjetra, nschw. fiáttra, ádá.
fjædre; vgl. orkn. footer ‘hemmen’
(Marwick 45). — ae. gefeterian, afr.
fiteria, mnl. veteren, ahd. fezarðn
‘fesseln’. — vgl. fjgturr.
fjQturr m. ‘fessel’ (<germ. *feturaz),
nisl. fjötur, fár. fjetur, anorw. fiatur,
nschw. fiátter, ádá. fjeeder. — > air.
-fiter, -fitil in Zss. wie langfiter ‘seil
zwischen vorder- und hinterbeinen einer
kuh’ (durch ae. vermittelung, s. Mar-
strandef NVA 1915, Nr 5, 23-27). —
ae. fetor, as. feteros, mnl. veler(e), ahd.
fezzera ‘fessel’. — ai. páduká- ‘schuh’,
lat. pedica 'fussfessel’, compes ‘fessel',
gr. TcéSrj ‘fussfessel’, TreSáco ‘binde fest’
(Richter KZ 36, 1900, 118).
Man verbindet das wort mit fótr
und nimmt als urspr. bed. 'fuss-
fessel’ an; sicher mit unrecht,
weil das verwandte fetill ‘schu!-
terband’, ae. fetel 'giirtel' bedeuten,
und also nur auf den geflochtenen
strick hinweisen. Man muss das
wort also zur sippe von fat stellen.
J. Trier, ZfdPh. 70, 1949, 354
erwágt die möglichkeit, dass fjg-
turr eig. ‘ein gabliges spaltholz,
einkloben’ seinsollte und vergleicht
lat. pedamina, pedamenta ‘gablige
hölzer, mit denen baumáste ge-
stiitzt werden’.
ílh 1 f. ‘schwimmholz eines netzes’
(<germ. *flahð), eig. ‘das abgeschálte’,
also ‘korkstiick’ (s. Torp. Ordb. 116),
nisl. flá, nnorw. ndá. dial. flaa, nschw.
dia . fld. — > ne. dial. flows ‘schwim-
mer’ (Thorson 61). — vgl. flá 3.
Eine andere etym. verbindet das
wort mit fley und flóa 1; dann
sind aber analogiebildungen zur
erklárung der form erforderlicli:
Nsg. *fla\fio > *fláu, daraus anal.
g. sg. *flá-ar > flár, daraus wieder
nsg. flá (H. Pipping, SNF 8, 1917»
Nr 1, 41). — Wieder anders W.
Wiist, Suomal. Tiedeakat. Toimi-
tuksia 93,1 (1956) 85 der gr. nXex-ní)
'seil, netz’, nXóxavov ‘flechtwerk',
und ae. fleohta ‘hiirde’ heranzieht
und die idg. wzl. pllti als ‘das
erlegte gehömtragende tier auf-
brechen, zerwirken’ erklárt.
— 2 < germ. *flahiz auch flQ (< germ.
*flahð) i. felsabsatz; tal im hochge-
birge mit schwacher neigung’, nisl.
flá ‘ds’, fár. flái ‘aus dem meer her-
vorragende khppe’, nnorw. flaa 'absatz
in einem bergabhang’; vgl. orkn. flaa
‘stuck weideíand' (Marwick 42). —
daneben abl. fló 1. — lat. placeo
‘gefalle’, placidus ‘flach, glatt’, placenta
‘flacher kuchen’, gr. irXá? ‘flacher
körper, ebene, bergfláche’, 7tXaxÓEti;
‘flach’, lett. plakt ‘flach werden’,
plácenis, ‘flacher kuchen' (IEW 831).
— vgl. flag, flaga 1, flaki, flana,
flegg*. fleki, fló 1 und flóki 2.
— 3 st. V. 'die haut abziehen, schinden’
(< germ. *flahan), nisl. fld, nnorw. dá.
flaa, nschw. fld. — > me. flán, flg
‘schinden’ (Björkman 102).—ae. fllan
(ne. flay), mnl. vlaen. — Ut. pléíiu
‘reissen’, nu-plééti ‘abreissen’, lett.
pluðsit ‘reissen, zerren’ (IEW 835). —
vgl. fldttr, flagna, flengja, fletla\.
Die idg. gmndform ist eine k-
erw. der wzl. *pll : *pel vgl .fjgl.
Weiter gibt es noch erweiterung
mit g vgl. flak, flaka, flakna,
flekkr.
mit s vgl. flasa, fles.
mit éi-, i- vgl. flik.
flaðra schw. V. ‘unsicher stammeln'
(Fritzner), ‘schmeicheln (Cleasby).
‘prunken, kokettieren’ (Hægstad), msl.
flaðra ‘wedeln; schmeicheln’, nnorw.
fladra 'kokettieren’, flara 'pmnken’. —
> ne. dial. flethrin(g) ‘schmeichelnd’
(Eckhardt, Herr. Archiv 184, 1944,80).
— nnd. fladdern, nnl. fladderen, nfr.
fladderje, nhd. flattern; vgl. abd. fleda-
rön ‘flattem’.
Die wgerm. wörter werden als
junge neubildungen zu ger. *fleþa-
rön aufgefasst (Franck-van Wijk
164); vgl. auch mnl. flodderen ; aber
an. flaöra diirfte auf ziemlich alte
bildung hinweisen. Auch *fleþarön
(vgl. noch ahd. fledarmus, nnl.
vleermuis 'fledermaus’, und nnl.
vlerk < vlederic 'fittich’) ist nicht
ganz klar. Neben vlederic stehen
anfránk. fetherac-, ahd. federah, die
zu fjgðr gehören; man vermutet
fiag
128
Flandr
in mnl. vleder eine kreuzung von
‘feder' und ‘fliegen'. Dagégen
spricht schon an. flaöra, dessen
anlaut fl- durch flana gesichert ist.
flag n. ‘erde' (þula), nisl. flag ‘boden ohne
grasscholle’, fár. flag ‘grasscbolle',
nnorw. dial. flag, nschw. dial. flag,
flaga ‘offener see'. — > orkn. shetl. fla
‘diinne grasscholle, grasland’. — nnd.
flag, flagg ‘flaches land’. — Es scheinen
zwei wörter zusammengefallen zu sein:
bei der bed. ‘flaches land' ist zu ver-
binden mit der unter fli 2 genannten
wörtem. Andrerseits scheint es auch
zu bedeuten 'boden, wo die grasschicht
fortgenommen ist' und das fuhrt auf
fld 3 -
flaga 1 f. ‘diinne erdschicht’, nisl. flaga
‘platte, abgespaitetes steinstuck' (auch
in ON, s. Noraling, NB 21,1933, 28-30),
nnorw. dial. nschw. flaga 'abgespaltete
scheibe’, ndá. dial. flave ‘torfscheibe’. —
> orkn. flagan ‘diinne platte’; > me.
flagge ‘rasenschicht’, flawe ‘schnee-
flocke’,ne. flag{-stone) ‘fliese' (Björkman
238). — mnd. vlage ‘erdschicht’, mnl.
vlagge ‘grasscholle.
Man hat das wort als 'abgeschálte
grasscholle’ deuten wollen (also wie
flag), und dann zu der gruppe von
flá 3 gestellt. Eher ist wohl von
‘flache, und zwar durch abspalten
hergestellte scheibe’ auszugehen;
dann also zu flá 2. Neben germ.
*flahð, *flagð gab es auch *flaka,
vgl. mnd. mnl. vlak, ahd. flah ‘flach’.
Es diirfte anzunehmen sein, dass
diese germ. stámme guttural-
erweiterungen zur idg. wzl. *pel
sind, die wörter fiir ‘zaungeflecht,
flechtzaun’ geliefert hat (vgl. fela,
fold). Die bed. ‘flach’ kann des-
halb aus der glatten oberfláche der
lehmbeschmierung ebensowohl wie
aus der glatt abgeschnittenen holz-
platte hervorgegangen sein (vgl.
glaOr). Auch W. Wiist, Suomal.
• Tiedeakat. Toimituksia93,1 (1956)
86 vergleicht lit. pléíinys ‘frisch
aufgerissener acker' und stellt es
zur idg. wzl. pllk (vgl. unter flá).
— 2 f. ‘plötzlicher anfall’, fár. flaga
'windstoss auf dem meer’, nnorw. flaga
‘windstoss, böe’, nschw. dial. flaga
‘plötzlicher anfaíl, windstoss’. — ne.
flaw ‘windstoss’, mnd. mhd. mnl. vlage
‘anfall, windstoss, böe'. — Gehört zu
der unter flóki x behandelten wort-
gruppe (IEW 832); vgl. flengja 1.
flagð n. ‘unhold, hexe, troÚ', nisl. flagð,
fár. flagd. — > shetl. flag ‘unsauberes
weib’ (Jakobsen 171). — Nach Sturte-
vant MLN 41, 1926, 370 zu flag ‘lose,
locker’, vgl. ne. flag ‘schlaff herab-
hangen' (alsolockere frau >unholdin ?).
—vgl. fleggr und flggra.
flngna schw. V. ‘abgeschált werden’,
nisl. schw. flagna. —vgl. flag und flá 3.
flak n. ‘losgerissenes stiick (vgl. skipflak
'wrack’); kapuze’, nisl. flak ‘ds’, fár. flak
‘keilförmiges stiick’, nnorw. flak, nschw.
flaka schw. V. ‘offenstehen', nisl. flaka
‘sich ablösen, sich öffnen’. — > sbetl.
flag ‘lose hángende kleider' (Jakobsen
170). — vgl. flá 3 und flana.
flaki, fleki m. ‘briistung von hiirden und
planken; schutzdach’, nisl. flaki, flehi,
fár. flaki, nnorw. flake ‘luke aué brettem
gemacht’, nschw. dial. flake ‘flechtwerk,
hiirde’, ndá. dial. flage ‘hiirde von wei-
denzweigen oder geflochtenem stroh. —
> orkn. flackie, shetl. flaki ‘hiirde von
stroh’; > finn. lakka ‘vordach, ober-
boden’ (Karsten, Frágen 20-21); da-
neben wohl auch nebenformen: umord.
*flakez > finn. lae (gen. lakeen)
‘schutzdach’ und urnord. *flaki > finn.
laki (gen. laen) ‘innerer teil des daches’
(Karsten FMS 5, 1937, 184) und umord.
*flakia > finn. lakkea, lakea ‘ebenes
gelánde (Karsten ANF 22, 1906, 200;
Setálá FUF 13, 1913, 398). —me. flake,
fleke ‘hiirde’, mnd. vlake, vleke ‘flaches
flechtwerk aus zweigen’, mnl. vlake
‘hiirde’. — Dieses zaunwort gehört zu
der unter fela behandelten wortgrappe.
— vgl. flaga 1.
flakka schw. V. ’flackem, flattem’, nisl.
fár. norw. flakka, nschw. flacka, ndá.
flakke. — mnl. vlacken, nhd. dial.
flacken ‘lodem’, daneben ae. flacor
‘fliegend’, mhd. vlackern, mnl. vlackeren
‘flackem’.— gr. 7tXá?o(xat ‘umherschwei-
fen’. — mit intensivem doppelkonso-
nant -kk- neben flgkra und flgkta.
flakna schw. V. ‘sich lösen, abschálen’,
nnorw. flakna ‘ds’. — vgl. flá 3 und
flaka.
flana schw. V blindlings vorwártsstiir-
zen (poet.), nisl. norw. flana ‘ds’, fár.
flana ‘sich toll betragen’, nschw. dial.
flana ‘untátig sein; spielen, tollen’;
vgl. daneben nnorw. flanta ‘untátig
sein’, nschw. dial. flanka ‘umherstrei-
chen’, flansa ‘sich rucksichtslos be-
tragen’ (Hellquist ANF 14, 1898, 18).
—- > orkn. flam, flan ‘hast, erregung’
(Marwick 42); shetl. flam, flan ‘plötz-
licher windstoss’ (Jakobsen 171). —
gr. TtXávT) ’das umherwandem’, TtXavá-
oftai ‘wandere jimher’. — vgl. flá 2,
flaðra und flak.
Flandr ‘Flandem’ (erst 13. Jht) < mnl.
Vlaender{en). — vgl. fltsmingi.
flangi
129
fleinÐ
flangi m. ‘flegel', nnorw. flange ‘eine art
breiter manteí; tölpel’, vgl. nnorw.
flangra, flangsa ‘umherirren’. — vgl.
flása und flggra.
flann- in Zss. flannfluga f. ‘mádchen’,
das von ihrem verlobten fortláuft’,
flannsigng f. ‘neidstange'; vgl. nisl.
flanni ‘penis’, anorw. flans ‘glied eines
hengstes’. — Vielleicht eig. ‘etwas her-
abhángendes’, vgl. mhd. vlans ‘schlaff’.
— vgl. flana und flenna.
flár adj. ‘schlau, hinteriistig’ (< umord.
* flaihaR ), nisl. flár. — ae. fláh ‘triige-
risch, feindlich’, ahd. fllhan, flihon, mhd.
vllgen, mnl. vleeuwen, nnl. víeien ‘flehen,
schmeicheln’; vgl. got. ga-þlaihan
‘trösten’. — vgl. fleero.
Unsichere etymologie. Van Wijk
IF 24, 1909, 236-8 verbindet mit
nnl. flauw, nhd. flau und fuhrt
flár auf *fláwa zuriick. Die gotische
form weist auf grundform *þláwa
zur idg. wzl *tlá ‘dulden’, vgl. air.
tlaith ‘sanft’, kymr. tlawd ‘arm’;
vgl. auch flór. — Weniger wahr-
sch. sind etymologien, die die form
mit þl ausser acht lassen, wie zu
gr. áTteiXéco ‘drohe, gelobe’, lit.
pelt ‘schmáhen, lástem’ (G. Nord-
meyer, Lang. 11, 1935, 219) oder
zu lat. llna ‘kupplerin’, gr. Xaixáí
‘hure’ (Osthoff PBB 13, 1888, 399).
flasa f. ‘splitter, dtinne scheibe’ (poet.),
nisl. flasa 'schuppe im haare', nnorw.
dial flasa ‘lose herabhángende scheibe
einer rinde’; vgl nisl. norw. schw. flas
‘schuppe’, nnorw. dial. flasa ‘absplittem’
nschw. dial. flasa 'abschálen’, nisl.
flaska ‘gespalten werden’. — Wohl zu
lit. plaskanos ‘schinnen' (IEW 834). —
vgl .flása, fles und flesma, möglich
zu flá 3.
flása f. 'leichtsinniges weib’ (poet.),
nnorw. flaasa ‘unbesonnenes weib’,
vgl. nnorw. flaas 'unbesonnene person’,
flaasa ‘vorwártssttirmen’. Gehört wohl
zu nisl. norw. flasa ‘leichtsinnig sein’,
nschw. dial. flasa ‘untiberlegt handeln’,
ndá. dial. flase ‘ausgelassen sein’. —
vgl. weiter flasa und flana (s. Torp,
Ordb. X15).
flaska f. ‘flasche’ (nur Post. s.), nisl.
flaska, fár. fleska, nnorw. schw. flaska,
ndá. flaske. — Man hat das wort als
entl. aus ae. flasce betrachtet, und dieses
wieder mit ahd. flasca, mnd. vlasche, mnl.
ylessche auf spát. lat. flasca (afrz. flasche
ital. fiasco) zurtickgeftihrt. Eher sind
die rom. wörter selbst aus dem germ.
entlehnt. Man hat unter hinweis auf
nnorw. flaska ‘milchkanne’ und schweiz.
flasche ‘holzgefáss’ an flatr ankntipfen
wollen (dann kann aus einer grundform
•flatiskSn das finn. latisko ‘flaches ge-
fáss’ entlehnt sein, s. Karsten FMS 5,
1937, J 93 )- Andrerseits hat man auch
eine gmndbedeutung ‘strohgeflecht um
einer flasche’ angenommen (also aus
idg. *ploksko, s. Schrader-Roethe
AfdA 23, 1897, 157 und Meringer WS
7, 1921, 12) undalsoweiter zuder sippe
von flitta gestellt (FT 233).
flatr adj. ‘flach', nisl. far. flatur, nnorw.
schw. flat, ndá. flad. — > me. flat
'flach, eben' (Björkman 238), schott.
flat ‘dumpf, geistlos’ (Flom 40). — as.
flat, mnl. vlat, ahd. flaz. — leýt. plade
‘ m utterkuch en', pladina ‘flaches brot L
(IEW 834 ). — vgL flet, ffeíja, flQtr
und flyðra.
flátta f. 'matte, strohdecke’ (nur Heil.
m.s.), nisl. flátta 'ds.’, vgl. shetl. flotti
‘htirde zur abtrexmung’ (Jakobsen 178).
— got. flahta ‘flechte’, afr. flacht ‘tiber-
dachte htitte'. — vgl. flétta 2 u. 4.
fláttr m. ‘das schmden’ (< germ.
*flahtu-). — vgl. flá 3.
flaug f. ‘flug, flucht; flagge; pfeil’,
nisl. norw. flaug, fár. fleyg; vgl. xmorw.
fley, nschw. flöj, ndá. fíei ‘wimpel’. —
v gi- fljúga.
flaumr m. ‘strömung; lárm; freude’
(<germ. *flauma oder *flaugma-)\
nisl. flaumur ‘lárm’, nnorw. flaum, flom
‘wasserflut’. — ae. fleam ‘flucht’,
ahd. floum ‘oberschicht einer fltissig-
keit’; vgl. mit ð < ð\t, nnl. Floem
‘wassername’. — gr. TcXupa ‘sptilicht’.
— vgl. fleymi und flÓa t i.
flaust n. 'schiff’ (HHI) und flaustr n.
'schiff'; auch ‘flut, welle’. (s. E. A.
Kock NN § 1623); nisl. flaustur 'eile’.
— > ne. fluster ‘verwirrung, eile’
(Björkman SSUF 1900 s. 9). — Falls
< germ. *flausta- vgl. flóa 1, falls aus
•flautsta- vgl. fljóta.
flautir fpl. ‘eine art milchspeise’, nisl.
flautir, fár. fleytir, nnorw. fleyte, nschw.
dial. flöter, ndá. flede 'sahne', eig.-'was
obenauf schwimmt'. — > lpN. lakca
‘sahne' (mit bewahrtem nom. sl vgl.
Wiklund MO 5, 1911, 247). — ae. fliete
‘sahne; flaches boot’ (< germ. *flau-
tiðn), mnd. vlöte 'rahm; prahm’, mnl.
vlote 'strom; prahm’; abl. daneben mnd.
vlot ‘sahne’, mnl. vlot ‘fluss; prahm’. —
vgl. fljóta.
fleggr m. ‘riese’ (þula), vgl. nnorw.
fleggja ‘schlendem'; spáter ist flygg
‘riesin’. Man hat zusammenhang mit
norw. flag 'bergwand, nackte klippe’
vermutet, weil die riesen im gebirge
hausen, also zu flá 2. — vgl. aber auch
flagð.
fleinn m. ‘pfeil, leichter wurfspiess’,
wohl eig. ’abgespaltetes sttick’, run.
9
fleipa
130
flet
norw. flAinA (Eggjum c. 700; Krause
Nr 54). nisl. fleinn ‘spiess’, nnorw. flein
‘grosser steinsplitter, aschw. ada. flen
‘gabelspitze’. — > ne. ON. Flambo-
rough (1130: Fleineburhc, Ekwall 173);
> norm. Flainville (Jakobsen DSt.
1911, 69); diese also zum PN. Fleinn. —
ae. flán ‘píeil, wurfspiess’. — Gehörtwie
nnorw. dial. flein ‘kahl, nackt’, nschw..
dial. flen ‘nackt', nnorw. dial. fleina
‘kahlköpfig werden’ (WP 2, 93) zu
einer erw. der idg. wzl *(s)p(h)el
‘spalten’. — vgl. fjgl 1 und weiter
flettugrjót und flik.
fleipa, fleipra schw. V. ‘schwatzen’, nisl.
fleipra, nnorw. dial. fleipa, nschw. dial.
flepa, ndá. flcebe ‘flennen'; vgl. shetl.
fleper ‘schmeicheln’. Abl. daneben
aschw. flipa ‘weinen, jammern’, ndá.
dial. flibbe ‘leise weinen’. — vgl. flípr.
fleiri ‘mehr’ und flestr 'meist’, nisl. fár.
fleiri, flestur, nnorw. fleire, flest, nschw.
flera, flest, ndá. flere, flest. — lat. plus
(< *pléjðs), gr. 7 tXeí<ov ‘mehr’, ttXcíoto?
‘meist’, ai. práyas adv. ‘zum grössten
teil’, air. lia ‘mehr’, arm. li ‘voll’. Die
idg. wzl *plej steht neben *pelu, *polu
vgl. fjgl- 2 und meiri.
flek n. ‘grundstuck’ (norw. DN); vgl.
flehkr.
fleki m. ‘geflochtenesschirmdach; bohlen-
briicke’, vgl. flaki.
flekka I f., oder flekki n. ‘wafíenrock
unter der briinne’, < mnd. vlecke ‘wams
als teil der riistung’, vgl. mhd. brustvlac
‘weste, brustlatz’ (Falk NVA 1919,
172).
— 2 schw. V. ‘beschmutzen, geschlechts-
umgang haben’ (in chr. Schr.), mnd.
mnl. vlecken, ahd. flecchön. — vgl.
flekkr.
flekkr m. ‘fleck’, nisl. fár. flekkur, nnorw.
flekk, nschw. fláck. — > shetí, flek(k)
‘bodenstiick das sich von der umgegend
unterscheidet’ (Jakobsen 172); > finn.
pilkka (Setálá FUF 13, 1913, 426
fraglich); > lpN. flœhkko, plcehkko
‘fleck’ (Qvigstad 154); sehr unsicher
wegen der grossen verbreitung in den
finn. sprachen ist die von Karsten
GFL 255 angenommene entl. urgerm.
*fligna > finn. linna ‘burg, festung',
estn. linn, liin ‘stadt’, olon. linnu ‘stadt,
burg’, wot. lidna ‘stadt', weps. l'idn
‘stadt’, liv. nin 'burg’ (iiberdies ist
germ. -kk- nicht aus -gn- entstanden,
sondern verdoppelung als bezeichnung
von wertlosen dingen (vgl. þrekkr und
spotti) s. Wissmann 166. — mnd.
vlecke, ‘landstiick, marktflecken’, mnl.
vlecke ‘fleck’, nnl. vlek ‘fleck; grösseres
dorf’, ahd. fléc, fléccho ‘fleck; dorf’;
mhd. vlec, vlecke ‘zeugstiick; fleck;
marktflecken’. — Am einfachsten aus
der lehmtechnik zu erkláren, wie auch
mnl. cladde, clatte, mnd. kladde, klatte
zu der unter kalfr behandelten gruppe
von zaunwörtem gehören wird; dann
gehört flekkr also zu der unter fela
und fold behandelten idg. wzl *pel.
flengja 1 schw. V. ‘priigeln', vgl. aschw.
flcsngja ‘peitschen’, nschw. flánga ‘schin-
den’, adá. flcenge ‘peitschen’, ndá.
flcenge ‘schinden’, auch itísl. flengja,
fár. fleingja ‘abschálen’. —vgl. flaga 2.
— 2 schw. V. 'werfen, schleudem’, nnorw.
flengja ‘losreissen, eilen’. — > ne.
fling ‘schleudem’; > schott. flingin
tree ‘loser balken zwischen zwei pferden
im stall’ (Flom 41). —vgl. fld 3 und
flingja.
flenna schw. V. ‘umdrehen, die haut
zuriickstreifen’, nisl. flenna, fár.
flenna ‘grinsen (eig. dieUppen umstiil-
pen)'. — vgl. flann- und flensa.
flensa schw. V. ‘lecken’, nisl. flensa
‘kiissen, lecken’, nnorw. flensa ‘auf-
reissen’. — > ne. flence, flense ‘speck
abschneiden’. — vgl. flenna. Dagegen
denkt Westergárd-Nielsen an eine
entl. < mnd. vlenschen, vlenseken
‘heucheln, schmeicheln’ eig. wie hd.
flenzen ‘das gesicht verziehen' zu mhd.
vlans ‘mund’. Auch hier kommt man
mit einer grundbed. ‘umstiilpen’ aus.
fles f. ‘flache khppe’ (< germ. *flasjð),
nisl. fár. norw. fles. — > shetl. fles,
manx ON. Fleshwick (< *flesiuvik, s.
Marstrander NTS 6, 1932, 112); > lp
N. lasses, lases, lassa 'aus dem boden
ein wenig hervortretendes felsstiick’
(Collinder APhS 3, 1928, 209-12). —
vgl. flasa und flá 3.
flesk,fleski n. ‘speck’ (<germ. *flaiska-),
nisí. flesk(i), fár. norw. dá. flesk, nschw.
flásk. — > lpN. flœsska ‘speck'
(Qvigstad 154). — ae. flœsc, afr. flask,
flésk, as. flésk, mnl. vleesch, vleisch,
ahd. fleisk ‘fleisch’, eig. ‘fleischscheibe’.
— vgl. fHs.
flesma f. BN. nnorw. flesma ‘loser haut-
lappen nach einer hautkrankheit’,
auch 'beule, geschwiilst' (Reichbom-
Kjennerud MM 1946, 162). — vgl.
flasa.
flestr vgl. fleiri.
flet n. 'erhöhte r fussboden a n den wán-
deh7 ~zrrnm err~naus' ^< ~genTr~ *flaii £P->
nisi. flel 'ai IUseligesT>etP 7 iinorw. cual.
flet, aschw. flcet, flat ‘fussboden’. —
> finn. lattia, laattia ‘fussboden’
(Thomsen 2, 191; Karsten FMS 5, 1937,
182); > lpN. lahtte, lpS. latte (Qvig-
stad 213). — ae. flett ‘diele, wohnung,
halle’, afr. flett ‘diele, haus’, as. flet,
i
■Kvj
fletja
131
flím
fletti, mnl. vlet, ahd. flazzi, flezzi ‘geeb-
neter boden; tenne'. — vgl. flatr.
fletja schw. V. ‘ebnen, ausbreiten’, msl.
fletja. — > shetl. fíatj. — vgl. afrk.
*flatjan (> frz. flatir, s. Gamillscheg,
Rom. Germ. i, 158). —vgl. flatr.
fletta 1 f. in Zs. flettugrjót 'schiefer-
stein', skeptifletta ‘wurfwaffe’ (<ur-
nord. *flinta-), nisl. flettigrjót, nnorw.
flint, nschw. flinta 'steinsplitter, flint-
stein’, adá. flint 'steinspíitter’. — ae.
flint, mnd. vlint(-stén), mnl. vlint
‘kiesel, flint’; vgl. ahd. mnd. flins
‘kieselstein, klippe’. — gr. jrXÍvflo?
‘ziegelstein’; zur idg. wzl *(s)p(h)eí
‘spalten’. — vgl. fleinn und flik.
— 2 f. ‘flechte’. got. d. pl. flahtom, ae.
fleohta, mnd. mnl. mhd. vlechte. —
vgl. flátta und flitta 4.
— 3 schw. V. ‘schneiden, auskleiden’
(< germ. *flahatjan), nisl. fletta ‘aus-
kleiden, berauben’, fár. fletta ‘schinden’,
nnorw. flelta, adá. flestte ‘in kleine
stiicke schneiden’. — vgl. flá 3.
— 4 schw. V. ‘flechten’ (< germ.
*flehtön), nisl. fljetta, fár. flœtta, nnorw.
fletta, nschw. flatta, fláta, ndá. flette. —
as. fleohtan, as. ahd. flehtan. — lat.
plecto ‘flechte’, gr. 7cXexTÝ) ‘seil, netz’,
asl. pletq, piesti ‘flechte’, ohne t-erw.:
lat. plico ‘falte’, gr. irXéxcd ‘ich flechte',
tcXoxt) ‘flechte', ai. praina- 'geflecht’
(IEW 834). — vgl. flaska.
fley f. n. ‘fáhre; schiff’ (< germ. *flauja-);
fár. floy, nnorw. fley ‘schiff’. — > ae.
flcege, me. fley ‘schiff’ (Björkman 66).
— gr. 7cXotov, toch. B plewe 'fahrzeug’.
— vgl. flóa 1.
fleyðr f. ‘querbalken im dachgeriist’,
nnorw. flauta ‘querbalken im schlitten’,
nschw. flöte ‘querbalken oberhalb der
wagenachse'. — lat. pluteus ‘schirm-
dach’, lit. plautas ‘steg am bienen-
stock’, plautai ‘bánke an der wand der
badestube, querhölzer der darre’ (IEW
838); auffallender zusammenhang von
germ., ital. und balt.
fleygja schw. V. ‘fliegen lassen, werfen’
(< germ. *flaugjan), nisl. fleygja, fár.
floyggja, nnorw. fUsygja, nschw. flöja,
adá. fleje; vgl. shetl. fljog, flog. —ae.
áfliegan, mnd. vlögen, mhd. ervlougen
‘verscheuchen’ (got. *usflaugjan ist
konjektur zu iiberl. uswalugidai s.
Feist, Got. Wb. 530). — Kausativ-
bildung zu fljúga.
fleymi n., fleymlngr m. ‘spott’, nisl.
fleymur 'spott’; vgl. fár. floyma, nnorw.
floyma ‘strömen'. — vgl. flaumr.
fleyta schw. V. ‘treiben lassen; liiften,
emporheben' (< germ. *flautjan), nisl.
fleyta, fár. floyta, nnorw. fleyta, nschw.
flöta, ndá. flede. — mnd. mnl. vlöten.
ahd. flözzen. — Kausativbildung zu
fljóta.
flfða f. BN., vgl. nnorw. fleda, flida 'grosse
wunde' oder fleda ‘diinne scheibe',
eig. ‘etwas abgespaltetes’ (F. Jónsson
ANO 1907, 323). — vgl. flik.
flík, flika f. 'lappen, flicken, zipfel',
nisl. flik(a), nschw. flik, ndá. flig
‘zipfel’; weiter verwandt nisl. flik,
nschw. dial. flik ‘unanstándiges weib’,
nschw. flicka 'mádchen’ (A. Lindqvist
MASO 5, 1943, 77-84). — lit. pliiíu,
pleiSéti 'reissen, platzen’, plýStu, plýSti
‘reissen', plySýs, lett. plaisa 'riss’.
Die idg. wzl ist *p(h)lei, vgl. flý,
erw. von *(s)p(h)el vgl. fjgl 1.
Zu der wzl *p(h)lei gibt es die
folgenden erweiterungen:
erw. mit gutturai vgl. flekkr,
flikki
,, ,, Iabial „ flipr
,, ,, dental ,, fliöa
„ „ n „ fleinn,
fletta 1
,, ,, m ,, flim
„ „ s ,, flis.
Zu dieser sippe, die sowohl ‘tuch,
fetzen’ wie auch ‘mádchen’ be-
deutet s. Flom JEGPh. 12, 1913,
78-92. Nach IEW 835 náher ver-
wandt zu flá 3.
flikki n. ‘speckseite’, nisl. flikki ‘grosses
formloses stuck', fár. flikki, nnorw.
flykkja, aschw. flykke, flikke ‘schinken,
speckseite’. — > me. flykke, ne. dial.
flick ‘speckscheibe’ (Thorson 26); >
norm. flique ‘fleisch- oder brotschnitte’,
frz. fliche, fléche ’speckseite’ (Gamill-
scheg 423); > finn. liikkiö ‘speckseite'
(Setálá FUF 13, 1913, 323-4). — ae.
flicce ‘speckseite' (neben flesc < *flaiki
'fleisch'), mnd. vlicke ‘flicke, abge-
trenntes stuck', mnl. vlec, vlecke, vlicke
‘hálfte eines geschlachteten schweins’.
— vgl. flik.
flim n. ‘spottvers’; m-erw. einer germ.
wzl *fli wie in nnorw. dial. flina ‘ki-
chern’, fleina ‘grinsen’, nschw. flina
’grinsen’, dá. dial. fline ‘lácheln’;
weiter nnorw. fltre 'kichem lachen',
nschw. dial. flira ‘kichera’ (vgl. me.
fliren 'grinsen') und nnorw. dial. flisa,
nschw. flissa ‘kichem’. Auffallend ist
der wechsel ei: eu in dem gleichbe-
deutenden worte fleymi. — Davon
abgeleitet fllmska f. ‘spott’ und
flimta schw. V. ‘spotten’ (< germ.
*flimatjan), nisl. flimta.
Geht man aus von der grundbed.
‘den mund öffnen zu einem grin-
sen, dann zur idg. wzl *p(h)lei,
vgl. flis. —Anders Jóhannesson,
Wb. 574 der von der bed. 'entrin-
fiingja
132
fióa
det, geschunden' ausgeht und
vergleicht lit. piýnas 'bloss, kahl-
köpfig', plýné, pleiné ‘kahle ebene’,
plikas 'kahlköpfig’, lett. pliks ‘ent-
blösst, kahl', abg. pléii ‘kahlheit’,
was dann aber weiter auch zu der
idg. wzl *{s)piei 'spleissen’ gestellt
wird. Es geht also im grunde um
bedeutungsunterschiede der zu
grunde liegenden wurzel.
flingja f. in Zs. silfrflingja ‘silberschmuck
auf haube’ (nur DI). vgl. norw. flinga
‘dunne scheibe’. — vgl. flengja 2.
flipr m. BN., vgl. nisl. flipi 'unterlippe
eines pferdes’, nnorw. flipe ‘zipfel’ (F.
Jónsson ANO 1907, 324, der auch an
flipr denkt und dann vergleicht nnorw.
flipe, flipa ‘grosse, gaffende wunde’,
nisl. flipur 'schramme’, nnorw. flipa
‘das offenstehen von kleidem’). —
vgl. fleipa und flik, aber auch flitn.
flís f. ‘fliese, steinplatte’, nisl. fár. flis,
nnorw. flis, nschw. flis(a). — mnd.
vlise ‘viereckige steinplatte’. — air.
sliss ‘schnitzel, span’, slissiu ‘schnitzel,
latte’ (H. Schröder ZfdPh 37, 1905,
394). Zur idg. wzl *plll ?-, ‘abreissen’
(IEW 835), vgl. flik.
fljóð n. ‘eheweib, frau’ (poet.). Der iiber-
gang f. > n. unter einfluss von jóö
meint A. M. Sturtevant, Lang. 17,1941,
255. — Die herleitung aus ae. -flced,
-fléd ‘2. teil in weibl. PN. wie íránk.
Audefleda, weiter zu mhd. vlSt ‘schön-
heit’, ahd. flát ‘sauberkeit, zierlich-
keit’, die S. Bugge, Bidrag 30 ange-
nommen hatte, ist mit recht von F.
Jónsson ANO 1895, 315 zuriickge-
wiesen worden. Aber die etymologie
ist dunkel.
1. Aus der wzl *fleu, die auch in
fljúga auftritt; dann etwa ‘die
kluge’ urspr. ‘die schnelle’ (Stur-
tevant SSN 15, 1938, 26-8). —
2. oder eig. schimpfname, vgl.
nnorw. fleysa ‘leichtsinniges mád-
schen’, flose 'losmáulige person’,
flosa f. ‘schlampe’ zu idg. wzl
*pleu ‘schliipfen, gleiten’ (H. Pe-
tersson LUA 14, 1918, Nr3i, 76).
— 3. sehr unwahrscheinlich zu ae.
fleoöe, fléaðe ‘wasserlilie, ahd. fliod
‘harz’ s. flúð. (Holthausen, Wb.67).
fljótast. V. 'fliessen’ (< germ. *fleutan),
nisl. fljóta, fár. fljóta, flóta, nnorw.
fljota, nschw. flyta, ndá. flyde. —
ae. fleotan, afr. fliáta, as. fliotan, mnl.
vlieten, ahd. fliozan. — lit. pliudiiu,
pláusti ‘waschen, reinigen’, lett. plúdi
‘flut’, pludúot ‘obenauf schwimmen’,
air. lúad ‘bewegung’, luid ‘er ging’
(IEW 837). — Dental-erw. zum stamm
von flóa, vgl. auch flaust, flautir,
fleyta, flot, floti, flotnar, flut-
ningr, flýta und flytja. — Dazu
fljót n. ‘das fliessen, fluss’, oft in isl.
ON. (in Norwegen selten z.B. Fljote). —
> norw. -fleur in ON. wie Honfleur,
Harfleur. — ae. fléot ‘wasser, meer;
miindung, fluss; floss, schiff’, afr.
‘bach, fluss’, mnd. vlét, mnl. vliet ‘was-
ser, fluss’. — fljótradj. 'schnell’, nisl.
fár. fljótur, nnorw. fljot. —'ae. fleotig
(ne. fleet) ‘schnell’, mnl. vliet(e) adv.
'eilig’. — air. lúath ‘schnell’ (Windisch
KZ 21, 1873, 431).
fljúga st. V. ‘fUegen’, nisl. flúga, fár.
fljúgva, flúgva, nnorw. fljuga, nschw.
flyga, ndá. flyve. — ae. fleogan, afr.
fliága, mnd. vllgen, mnl. vliegen, ahd.
fliogan. — lit. piaukiú, plaúkti 'schwim-
men’, plúnksna ‘feder’ (IEW 837). —
Guttural-erweiterung zu flóa, vgl.
weiter flaug, fleygja, fló 2, flog,
flognir, flokkr, fluga, flugr, flygi,
flygill, flyha, flykkjast und fugl.
fló 1 f. 'schicht' (<germ. *flðhð), nisl.
fló ‘diinne schicht’, fár. flógv, nnorw.
flo, nschw. dial. flo ‘schicht’, vgl. orkn.
flowins ‘schicht von butterkíumpen,
die auf gekarnter milch schwimmen’
(Marwick 44). — ae. flðh 'fliese, stiick’,
ahd. fluoh, ‘felswand, fluh’. — vgl.
flá 2 und flaga 1.
— 2i. ‘floh’ (< germ. *flauha), nisl. fló,
nnorw. flo. — > lpN. lavkis (aus ur-
lapp. *laukas) und laffis (aus urlapp.
*lauhas), also nebeneinander mit un-
verschobener und verschobener kon-
sonant! (wie auch bei r ý, s. Wiklund,
IF 38, 1917, 90 und SVS 24, 1927 Nr
16, 48-54). — ae. fléa(h), mnd. mnl. vlo
ahd. flöh. — Eig. ’das schnelle tier’ zu
flýja ? (Nach Meillet MSL 22, 1922,
142, zwar volksetvm. damit verbunden,
aber eig. verwandt mit gr. yúXka, 9ÓXX0C
'floh’ ai. plúsi, lat. púlex (< *pus-lex).
flóa I schw. V. ‘fliessen' (< germ.
*flöwln),iás\.flóa ‘ds.’.nnorw. flo, nschw.
dial. floa 'iiberströmen’. — ae. flðwan
‘iiberfliessen’, mnd. vlðien, mnl. vloyen,
vloeyen ‘fliessen’. — Idg. grundform
*plð(ff), vgl. gr. rcXúw ‘sdiiffe', jrXo>TÓ«
‘schwimmend’; hochstufe zu *pl*ú,
vgl. lat. germ. Flevo, Flevum, mnl.
Fleo, Fli, nnl. Vlie 'wattenstrom vor
der frisischen kiiste’, zu gr. irXio>
‘schiffe, schwimme’, ai. plavate 'schifft,
schwimmt', plava- ‘boot’, toch. B plewe
‘schiff’, abl. *ploft: lat. perplovlre 'leck
sein’, pluere ‘regnen’, asl. plovq, pluti
‘fliessen, schwimmen', lit. plauju ’spiile’,
arm. luanam ‘waschen', air. lúath
‘schnell’ (IEW836); vgl.flái.flaumr,
flaust, fley, fljóö, fljóta, fljúga,
flóð, flói, fluð, flceð und fletða 2.
133
flosna
flóð
— 2 schw. V "aufwárroen', nnorw. flea.
— vgl. flór.
flóð n. ‘strömen, flut; fluss, wasser’ (auch
flœðr í. vgl. Noreen, Gramm. § 392).
(< germ. 'flöþu-); nisl. fár. flóö,
nnorw. schw. dá. flod. — > finn. luode
'flut; nordwesten’ (Thomsen 2, 195);
estn. loe 'west, nordwest’, liv. lúód
‘nordwest', weps. lödeh ‘westwind’
(setzt alten es-stamm voraus! s. Kar-
sten GFL 99, FMS 5, 1937, 215, aber
abgelehnt von Collinder UL 16);
> lpS. fluörie, fluödie ‘flut’ (Qvigstad
153). — got. flödus, ae. afr. as. flöd, ahd.
fluot. — gr. jtXutó? ‘schwimmend’. —
vgl. flóa 1.
floel, fluel n. ‘samt’ (ált. beleg DN III
178 aus 14. Jht), auch flugel, nnorw.
fleyel, aschw. floel, fluel, floghel, nschw.
flöjel, adá. flovel, flögel, ndá. flejl. —
< mnd. flu(w)el, flowel (mnl. fluweel,
vlueel) < afrz. veluel zu lat. villus ‘wolle’.
flog n. ‘flug, eile; steile klippe’, nisl.
fár. norw. flog ‘ds.’, nschw. dial. flog n.,
flu m. ‘kolik’, flög, flygg ‘steile khppe’.
—- ae. geflog ‘ansteckende krankheit’,
mnd. vloch 'flug’, mnl. g. sg. vloges, vlogs
adv. ‘eilig’.—vgl. flj úga. —Dazu -flofl-
nlr in ár-flognir ‘rabe' (poet.) vgl. shetl.
flokner, flukner ‘tabuwort fiir vogel’.
flói m. 'weite flussmundung; meeres-
bucht; sumpfige stelle’ (< germ.
*flöwan ; aber anders Saxén SNF 1
Nr. 3, 60 < *fluhan mit hinweis auf
aschw. flf < *fluhja ’seichte pfutze’),
nisl. flói ‘breite flussmundung', fár.
flógvi ‘mundung eines fjords zwischen
zwei inseln’, nnorw. flo(e) ‘wasseran-
sammlung auf sumpfigem boden’, ndá.
dial. flo ‘morast’. — > orkn. flow
‘öffnung einer meeresbucht', morast
(vgl: Scapa Flow), shetl. flo ‘tabuwort
fiir meer; morast’ (Jakobsen 175);
> ne. dial. flow ‘morast; treibsand’
(Thorson 61); > finn. luovve 'sumpfi-
ger see’, lpN. luövvl ‘untiefer see’
(Qvigstad 226). — air. ló (< *plö\?o)
‘wasser’.—vgl. flóa 1.
flókl I m. ‘flocke, filz', auch PN., nisl.
flóki ‘filz’, nnorw. floke ‘wirre masse’,
nschw. dial. flok ‘filz’ (vgl. dazu an.
nisl. flóklnn 'verworren, verwickelt’).
— > shetl. flog ‘verfilztes haar, ver-
worrene wolle’ (Jakobsen 176); > ne.
ON. Flockthorpe, Flookburgh (Ekwall
174, zum PN. Flókil). — vgl. ae. flöcan
‘klatschen, schlagen’, got. flökan ‘kla-
gen’, afr. ur-flöka, as. far-flöcan, mnl.
ver-vloeken, ahd. fluohhan ‘fluchen’.
— lat. plango ‘schlagen’, plangi ‘klagen',
eig. 'sich vor die brust schlagen’, pliga
'schlag' gr. nXfjoou, 7TXf)YW|ii ‘schlage’,
nXijfí) ‘schlag’, asl. plalq, plakati ‘sich
vor die brust schlagen, klagen’, lit.
plakú, plákti ‘schlagen, zuchtigen',
plökis ‘rutenstreich', mir. lessaim
(< *plangso-) ‘schlage’, lin (< *plakno)
‘wehklage’ (IEW. 832). —- flóki be-
deutet also urspr. ‘gewalkte und da-
durch verfilzte masse’. — vgl. flaga 2:
— 2 m. ‘flunder, pleuronectes flesus’, nisl.
flóki ‘hippoglossus maximus’, nnorw.
floke ‘flaches ackerland’. — > shetl.
flug, schott. flook, fleuk ‘flunder'
(Jakobsen 178). — ae. flöc 'flunder’,
daneben abl. mnd. vlak, mnl. vlac, ahd.
flah ‘flach, eben’. Also eig. ‘flachfisch’.
— lat. plaga ‘fláche, gegend’, gr. 7 céXaY°S
'offenes meer’, TtXávo? ‘seite’ (IEW 832).
— g-erw. neben erw. mit k in flá 2,
vgl. auch flaki und flekkr.
flokkr m. ‘haufe, menge, schar' (< germ.
*flugná-), nisl. fár. flokkur, nnorvr.flokk,
nschw. flock, ndá. flok; vgl. shetl.
flokk. — ae. flocc ‘schar’, mnd. vlocke,
‘schafherde, schar’. — Wohl zu flj úga
(etwa eig. ‘sich schnell bewegender
haufe?), vgl. flykkjast.
flóna schw. V. ‘íau werden’. — vgl. flór.
flór adj. ‘warm, lau' (nur in chr. Schr.)
(< germ. *flöwaz), norw. flo ‘lau', vgl.
fár. flóni ‘wárme’.—abl. mnl. flau, vlau,
nnl. flauw ‘matt, schwach, schlaff'
(neben mnl. laeu, lau, nnl. lauw < germ.
*hlciwa). — asl. paliti, poléti ‘brennen’,
planqti ' aufflammen’ (IEW 805), toch.
AB pdík ‘brennen', B pily-calile ‘busse’.
vgl. flóa 2, flóna und flaer.
flórr m. ‘boden zwischen den kuhstánden;
kuhstall', nisl. flór, nnorw. nschw. dial.
flor ‘boden im stall'. — ae. flðr' estrich,
diele’, mnd. vlör ’diele, wiese’, mnl.
vloer ‘boden, dreschtenne’, mhd. vluor
‘boden, wiese, flur’. — air. Idr, kymr.
llawr (< *pliro-) ‘diele’ (also nur germ.
und kelt.!). — vgl. fold.
Dazu wohl auch ill. stammesname
nXapatoi und PN. Plarent- und
weiter verwandt mit anderem
suffix lett. plötns, apr. plonis
‘tenne’; urspr. bed. also ‘festge-
stampfter boden' > tenne >
boden, diele. (s. Porzig, Gliederung
d. idg. Spr. 1954, 119).
flosa f. ‘schuppe, schale' (<germ. *flusðn),
nisl. norw. flosa; vgl. flus ‘schale’. —
Zur idg. wzl *(s)p(h)leu, vgl. fjol 1.
flosim. BN. und PN.; vgl. nisl. flosi ‘tor’,
nnorw. flose ‘leichtsinnige person’ —
> russ. ON. Flusovo (M. Vasmer,
Sitz. ber. AW Berlin 1931, 666).—ahd.
flösári ‘lugner', giflös 'hinterlistige rede’.
— vgl. flása.
flosna schw. V. ‘verwelken’, nisl. flosna
'ds.', nnorw. flosna ‘abbláttem'. —
vgL flosa.
fiot
134
flyka
flot n. 'fliessen. bewegung; íahrwasser;
schwimmendes fett', nisí. flot 'ds.', fár.
flot ‘fliessen, floss’, nnorw. flot ‘fliessen;
schwimmholz’, nschw. flott ‘schwim-
mendes fett’, ndá. flod, flaad ‘fliessen,
schwimmholz’. — ae. flot 'meer’, mnd.
vlot ‘rahm', nnd. flot 'rahm, schwimm-
holz', mnl. vlot ‘fliessen, floss, ílotte’.
— vgl. fljóta. — Davon abgel. flota
schw. V. ‘auf dem wasser treiben
lassen'. — flotl m. ‘floss, fahrzeug;
flotte’ (< germ. *flutan), nisL fár.
floti, nnorw. flote, nschw. flotte, ndá.
flaade. — > shetl. floti ‘floss’; > frz.
flotte, it. flotta ‘flotte’; > IpN. lahtta
‘floss’ (Qvigstad 213); > air. plot,
manx plod ‘floss’ (A. Bugge, Fschr.
K. Meyer 1912, 293). — ae. jlota 'schiff’,
mnd. vlote 'floss, flotte’, mnl. vlote
‘kleines fahrzeug, ílotte, schwimmholz’.
— flotna schw. V. ‘auf dem wasser
treiben'. — flotnar mpl. ‘schiffsleute,
mánner’ (poet.).
flótti m. 'flucht’ (< germ. *fluhta~), nisl.
flótti; vgl. ae. flyht, afr. flecht, as. ahd.
fluht, mnl. vlucht. •— vgl. /lýja.
flúð f. ‘blinde klippe’, nisl. flúð, fár.
fliírur, nnorw. flu, dial. flud. — ae.
fléoöe, fléaðe ‘wasserlilie’ (eig. 'die
schwimmende blume’), ahd. fliod ‘harz’
(eig. ‘das tráufelnde). — ai. plutá-
‘schwimmend, uberschwemmt'. — vgl.
flóa 1.
fluei n. vgl. floel.
flug f. n. ‘fahrt'; steile bergwand; gicht-
anfall’, nisl. nnorw. flug ‘steile berg-
wand’. — vgl. fljúga. — In Zss.
flug- ‘flucht’ wie flugstyggr, flugtrauðr,
aber auch 'fliegend' in flugdreki m.
‘íliegender drache’, nisl. flugdreki,
nnorw. flogdrake, aschw. floghdraki. —
> finn. lohikádrme ‘drache’ (Kar-
sten GFL 186). — Zum selben stamme
*flug gehören noch fluga f. ’fliege’,
nisl. fár. norw. schw. fluga, ndá. flue. —-
Daneben abl. norw. fljuge (< *fleugðn)
zu ae. fléoge, fliege as. fliega, mnd. vlége,
mnl. vliege, ahd. flioga, fliuga. — flugr
m. ‘flug’ (wiewohl i-stamm kein um-
laut, viell. einfluss von Zss. s. E.
Neuroan APhS 4, 1930, 239), nisl.
flugur, nnorw. flug, aschw. flugh, adá.
flug. — ae. flyge, as. flugi, ahd. flug;
vgl. got. þlauhs ‘flucht’.
flúr n. ‘blume, feines gerstenmehl’ und
flúrr m. ‘feines gerstenbrot’. — Ent-
weder < mnd. flúr, flðr (Fischer 78)
oder < me. flour (A. Bugge, Indfl. 195),
beide <afrz. flour; wenn nicht unmit-
telbar aus dem frz. entlehnt.
flua n. 'diinne schale’, (Larsen NVA
1931, 262), nnorw. flus, flos, flys,
aschw. flos, flas; auch orkn. floss 'spreu’
(Marwick 44). .— abl. ae. fleos, flies
‘wolle, wollhaut’. — lit. pluskos ‘haar-
zotten’, lett. plauskas ‘schinne' wohl
zur idg. wzl *pleus 'ausrupfen’
(IEW 838). — vgl. flosna und
flysja.
flutning f. ‘beförderung; hilfe’ und
flutningr m. ’beförderung; fursprache',
nisl. flutningur. — vgl. flytja.
flý n. BN., nnorw. fly, nschw. ( ankar-)
fly 'ílugel eines ankers’. -— Daneben
abl. ae. flá (< *flaið) ‘widerhaken,
pfeilspitze’ (Lagerholm, Drei lygispgur
31).-—vgl fleinn.
flyðra f. ‘flunder' (s. Nordgaard MM 1912,
59 ) ( < germ. *jlunþriön), nisl. flyðra,
fár. flundra, nnorw. flundra ‘scholle;
kleiner platter stein’, nschw. flundra,
ndá. flynder 'scholle’. — > shetl. flodrek
'flacher glatter íelsen an der kuste'
(Jakobsen 176); > ne. flounder; >
mnd. vlundere ‘flunder’. — mhd.
vluoder ‘flunder’ und nasaliert:
mhd. nd. flunder 'flunder’, mnl. nnl.
vlonder, 'schmale briicke, boden aus
dunnen brettem’, nnd. flunder ‘lappen,
streifen’. — gr. 7rXa-ni<; ‘platt, breit',
xXáTo? ‘breite’, ai. prathati ‘breitet aus’,
prtha- ‘flache hand’, pratha- ‘breite’,
prthivi ‘erde’, asl. plastú ‘tortum’, lit.
plotyti ‘fallen’, plótas ‘platte’, plðtis
‘breite’, lett. plátit 'diinn aufstreichen',
arm. lain (< *pltno-) ‘breit’ (IEW
833)- — vgl. flatr.
flygi n. ‘fliegendes insekt’, in Zs. býflygi
‘biene’ (< germ. *flugja-), nnorw.
flyge, fly. — ne. fledge, ahd. flucki. —
vgl. fljúga.
flyglll m. ‘flugel' (nur Þiðr. s.), nisl.
flygill, nnorw. flygel, nschw. flygel,
flyjel, flögel. — < mnd. vlogel; vgl.
mnl. vlogel, vleugel, mhd. vlúgel.
flygja schw. V. ‘erregt werden’. — vgl.
fl*g-
flýja st. V. ‘fliehen’ (< germ. *fleuhjan;
statt. *fljóa nach anal. von prás. flýr
s. A. Noreen, Gramm. § 488 Anm. 2;
iiber das sek. praet. fló statt *flá
< *flauh s. Marstrander NVA 1925
Nr. 1, 25); nisl. flýja; daneben das
schw. V. fár. flýggja, nnorw. flya,
nschw. dá. fly. — ae. fleon, afr. fliá, as.
ahd. fliohan, mnl. vlien ; vgl. got .pliuhan.
— vgl. fló 2, flótti und flesma.
Unsichere etym. Nach Zupitza,
Gutt. 131 zu fljúga; aber nach
Osthof PBB 13, 1888, 412-5 zu
lat. locusta ‘heuschrecke'.
flyka f. ’gespenst, unhold’ (nur Grett. s.),
wohl statt flykka und dann zu fljúga
(A. M. Sturtevant SSN 9, 1927, 152);
anders J óhannesson, Wb. 579 zur sippe
von fjós.
flykkja
135
flpkta
flykkja schw. V. ‘zusammenscharen',
nisl. flykkja ‘ordnen, einteilen’, flykk-
jast 'sich scharen’, fár. nnorw. flykkjast,
aschw. flykkias. — vgl. flokkr.
flysja schw. V ‘die schale abreissen,
schinden', nisl. norw. flysja, fár. flysa.
— vgl. flosa.
-flystri m. Zs. hvalflystri n. ‘abgeschnit-
tenes stiick walfleisch’. — vgl. flosa
und fjós 2.
flýta schw. V. 'treiben, beeilen’, nisl.
flýta, nnorw. flyta, vgl. shetl. fled. —
vgl. fljótr.
flýti f., flýtir m. ‘eile’, vgl. shetl. flo(r)d
(Jakobsen 180). — vgl. fljótr.
flytja schw. V. ‘fortschaffen, fördern;
vortragen; helfen’, eig. ‘fliessen lassen’
(< germ. *flutjan), nisl. flytja, fár.
flyt(l)a, nnorw. flytja, aschw. flytta,
ndá. flytte. — > shetí. flitj, schott. flit
(Flom 41); > ne. flit, me. flitten
(Björkman 210); > afr. fletta ‘von
einer wohnung zur andem bringen’
(? Hammerich, Fschr. Pedersen 1937,
358); > IpS. fluhtet 'Qvigstad 154). —
vgl. fljóta und flutning.
fiæma schw. V. ‘forttreiben, verjagen’,
nisl. flcema. Etymologie unsicher.
Falls aus grandform *flahmian
kann man es entweder zu got.
þlahsjan ‘erschrecken’ stellen (H.
Falk ANF 5, 1889, 122), also
wechselformen *flahmian: *þlah-
mian, wie fel und fjós 2, oder
mit Holthausen, Wb. 68 zu Ut.
plakú 'schlage’. Aber auch wohl mit
der sippe von flýja verbunden
(Schnieders 129), vgl. afr. flíma
'wegfiihren’, ae. flýman, flieman
‘verjagen’.
flæmingi m. ’Flame’ < mnl. Vlaminc,
Vlefninc. Das wort ist wohl schon in der
friihen wikingerzeit iibemommen wor-
den, so dass i-umlaut noch auftreten
konnte; iiberdies wohl beeinflusst von
flœma, etwa 'die vor den wikingem
fliichtenden eingesessenen’. Also von
saUsch-fránkisch Flaming auszugehen.
-— > finn. Lemminkáinen ‘held des
Kalevala’ (Karsten GFL 249; unsicher).
Die etymologie des volksnaméns
ist umstritten; man muss wohl
ausgehen von einer ‘inguáoni-
schen’ form fláming, die fiir germ.
*flauming stehen könnte, dann
vielleicht zu *flauma- ‘strömung,
iiberströmtes land’ (vgl. flaumr).
Also bewohnerder niedrigen Nord-
seekiiste (so Dhondt und GijsseUng,
Fschr. Baur 1948, 1, 200-215).
flæmingt* 1 m. ‘das hin und her schwei-
fen, flucht’. — vgl. flcema.
— 2 m. BN. dasselbe wie flœmingi.
— 3 m. ‘schwert’ (poet.). Die deutung
als ’flámisches schwert’ ist nicht wahr-
scheinlich; eher zu flœma und dann
etwa 'das verscheuchende’, wáhrend
Noreen denkt an schw. fláma 'glatt
hauen’.
flærð f. ‘betrug, falschheit’, nisl. flari,
nnorw. flcer, nschw. flárd, adá. flœrd. —
ae. flearð ‘unsinn, torheit’ (woraus es
wohl nicht entlehnt ist, wie Björkman,
Fschr. A. Noreen 1904, 169 ajinimmt).
— Regelrechte fortbildung zu flár kann
es nicht sein; F. Mezger, Herrigs Arch.
1935, 66-7 nimmt an entw. < * flárœð.
Unwahrscheinlich Falk ANF 41,
1925, 129 < *fláziþð zu flása,
vgl. auch ae. fleoswian, fleswian
‘schwatzen’; weil damit das wort
von flár getrennt wird.
flœð f. und flœðr m. 'flut, iiberschwem-
mung’ (neben flóð, und zwar als
doppelformen in der t-dekl. s. A. No-
reen, Gramm. § 392), nisl. flceð und
flceður. — > shetl. fledskerri = an.
floeðarsker ‘bei flut iiberschwemmte
klippe’. — Dazu flæða schw. V.
‘fluten, • uberfluten’, nisl. flœða, fár.
fleða, nnorw. fleda, nschw. flöda, ndá.
flede. — > lpS. floarröt ‘das steigen des
meeres' (Qvigstad 153). —ae. flcedan,
mnd. vlöden, mnl. vloeden, mhd. vlúeten.
— vgl. flóð.
flœja schw. V. ‘fliehen’; neubildung statt
flýja nach prát. flaeða (Sturtevant SSN
11, 1930, 61 denkt an einfluss von taeja).
floekja schw. V. ’verfilzen, verwickeln’,
nisl. fleekja, fár norw. flekja ; vgl. shetl.
flog ‘verwirren’. — vgl. flóki 1.
floer m. ‘wárme’ (nur chr. Schr.), fár.
flevi, nnorw. fle. — vgl. flór.
flpgra schw. V. ‘flattern’, nisl. flögra,
nnorw. dial. schw. flagra (auch schw.
dial. flágra und flaga), ndá. flagre. —
ahd. flagarön 'umherfliegen’. — vgl.
flaga 2.
Wörter dieser art haben geme
lautmalende nebenformen, vgl.
flgkra und flaðra.
flpkra schw. V. ‘umherstreifen, flattem’,
nisl. flökra, fár. flákra, nnorw. dial.
flakra, ndá. flagre ‘umherflattern’. —
> me. flackeren, ne. dial. flacker
(? Thorson 61); > shetl. floker ‘flat-
tem’. — mnl. flackeren, mhd. vlackern
‘flackem'; vgl. ae. flacor ‘fliegend (vom
pfeil)’, eig. etwa ‘mit den flugeln schla-
gen’? — vgl. flakka, flóki 1 und
flQgra.
flpkta schw. V. (< germ. *flakutjan)
‘flattem’, nisl. flökta, nnorw. fíekta
‘fliegen’, nschw. flákta ‘flattem, wehen’.
— ahd. fluchazan, flogazzan ‘volitare'.
— vgl. flgkra.
136
íól
flpt
flQt f. und flftr m. 'ebene, fláche', nisl.
flOtur, nnorw. flot. — > shetl. flot
‘ebene’, flet ‘flacher felsen; streifen
bebautes land’ (Jakobsen 175); > ne.
flat ‘lðngemass’ (Mawer-Stenton 89).
— vgl. flatr.
fnasa schw. V. (< germ. *fnasðn)
’schnauben’, nisl. fnasa, ndá. fnase. —
ae. fnesan st. V. 'niesen, keuchen’,
fnesran, fnarettan ’keuchen, schwer
atmen’, mhd. fnasen ’schnauben’ (vgl.
ahd. fnaskazzen, fneskezzen ’schnauben').
— vgl. fnýsa, fncesa und fngsun.
fnaufli m. ‘lump'; vgl. nschw. dial. fnoda
‘schlecht arbeiten’ (Strömbáck ANF
51, 1935, 117-8). — Dazu wechsel-
form snauðr (wie fnykr neben snykr).
— vgl. fnýsa.
fnjóskr m. ‘feuerschwamm’, xúsl.fnjóskur,
vgl. nschw. fnðske, fnyske (< *fnuskia)
‘schwammzunder'. Daneben mit an-
derem anlaut knjóskr (vgl. fnykr).
fnykr m. ‘iibler geruch’, msl. fnykur,
aschw. fnuk, fnok 'unreinheit’, nschw.
fnyk ‘stáubchen’, ndá. fnug ‘staub’;
vgl. orkn. feenk ‘gestank’. — Daneben
wechselformen: hnykr, knykr und
snykr.
fnýsa schw. V. 'schnauben’ (< germ.
*fniusian), daneben fnœsa (< germ.
*fnðsian\ s. zum wechsel 2. und 6. abl.
reihe Noreen, Gramm. § 172, 3); nisl.
fnœsa, nnorw. dial. fnysa, fnesa ’kichem’,
nschw. fnysa ‘prusten’, ndá. fnyse
‘schnauben’. — ae. fnlosan ‘keuchen,
niesen’, mnl. fniesen, mhd. pfnúsen. —
gr. jtví o> 'keuche, atme’, avcOpa ‘hauch’,
7tvofj ‘schnauben’. — Daneben wieder
wechselformen wie hnjósa und me.
snisin, ne. sneeze. — vgl. fnasa und
fnauöi.
fnpswn f. ‘das schnauben’. — vgl. fnasa.
fóa f. 'fuchs’ (nicht bes. ‘fflchsin'! s.
£. Lidén NB 19, 1931, 87-8); vgl. orkn.
fúa (< germ. *fuhðn). — vgl. dá.
ON. Foburgh (heute: Fibprg, s. M.
Kristensen NB 16, 1928, 115-6). —
got. fauho 'fuchs', mnd. vð, ahd. foha
‘fiichsin’. — Das wort ist eig. ein noa-
name, mit der bed. ‘geschwánztes tier’,
vgl. ai. púccha- ‘schwanz', av; pusi
‘haarbusch’, russ. puch 'feines wolliges
haar' (IEW 849). — Daneben mit
s-sutfix vgl. fox.
fóarn n. ‘leckerbissen, eig. hinterteil des
vogelmagens’, nisl. fóarn, fár. fógverni,
neben fogvati, fóati, schw. dial. fur.
In Rigsþ 32 hat die hs. faan, vgl.
nnorw. aial. / 4 » (s. M. Olsen ANF 39,
1923 . 3 ° 7 * 12 )-
Etymologie fraglich. „Man ver-
bindet grundform w *fúharna aus
einem stamm *fúh, der mit fugl
verwandt sein soil; wenig wahr-
scheinlich. Dagegen vergleicht
Sturtevant MPh 26, 1928, 474
nisl. fóerla 'anas glacialis’ < *fð-
arilðn, indem *arilðn 'kleiner adler
bedeutet. Endlich Holthausen, Wb.
69 zweifelnd zu lit. pukSle 'beule’,
und 362 zu lat. pdbulum.
fóðr I n. ‘nahrung’, nisl. íár. fóóur,
nnorw. schw. dá. foder. — > lpN.
fuoðar ‘viehfutter’ (Qvigstad 156);
> finn. vuori, estn. vöder, liv. uoder
‘futter’ (junge entL). — ae. fððor,
mnd. vðder, mnl. voeder, voer, áhd.
fuotar. — lat. pöscð ‘weiden lassen,
futtem’, pðbulum ‘futter’, panis <
*pastnis ‘brot’, gr. rcaTéo|xat ‘esse und
trinke', asl. pasq, pasti ‘weiden’ (IEW
787).—vgl. fóstr, fceða und fcezla.
— 2 n. ‘futteral, scheide’ (norw. nur
DN), nisl. fár. fóður, nnorw. schw.
foder, ndá. foder, for. — > finn. huotra,
weps. hodr (Thomsen 2, 178; Karsten
FMS 4, 1936, 440); > lpN. fuoOar,
fuodar 'unterfutter’. — < mnd. vðder,
vgl. got. fðdr ‘scheide’, ae. fðdor ‘futteral,
scheide’, afr. fðder, mnl. voeder, voder,
ahd. fuotar 'unterfutter’. — gr. núua
‘deckel', ai. pátra- n. ‘behálter’ (IEW
839 ).
Die beiden wörter fóðr können zu
derselben wurzel *pð gehören,
fur die J. Trier, Zs. d. Savigny-
Stiftung f. Rechtsgesch. 65 Germ.
Abl. 1947, 238, die gmndbed.
‘zaun, zaungeflecht’ annimmt. Lat.
pasco weist auf das eingehegte
weidestuck hin, wo das vieh
nahrang emofángt. Anderseits
fuhrt das 'geflecht y zu wörtem fúr
‘schwertscheide’, ‘behálter, futte-
ral’, und ‘eng anliegende htille’. —
vgl. weiter faðir, faómr und
feima.
fogl m. 'vogel'. vgl. fugl.
fógutl m. auch fugutr 'vogt’ (spát
norw. nur DN), nisl. fógeti, fár. fúti,
nnorw. fut, faut, aschw. foghate, fogoti,
nschw. dial. faut; vgl. shetl. foud(e)
(Jakobsen 187). —„< mnd. vðget < lat.
vocátus — advocatus.
fok n. ‘schneegestöber’, nisl. fár. nnorw.
foh, ndá. fog; vgl. shetl. fog.fjág, fjok,
fjðg ‘dúnne schneewolken’ (jakobsen
181). — vgl. fjúka.
fokurr m. (oder fokur fpl ? nur Ljósv. s.)
‘packen, búndel’. — Wohl zu lesen:
tóggur.
fól n. ‘narr, tor’, nisl. fól, nnorw. föl, nsch.
dá. fjol. — < me. fðl < afrz. fol < lat.
follis. — vgl. fóli 1, fólskr, fcela.
Möglich scheint immerhm, dass
das wort einheimisch ist und zwar
íola
137
íóra
verwandt mit der sippe von feltns-
fullr (so Torp, Nyn. Wb. 129).
fola schw. V. 'fohlen’, — vgl. foli.
folald n. ‘fohlen’ (< germ. *fulaþla;
vgl. fiir suffix eiskald). — abgel. von
foli.
fold f. ‘erde, land; weide, trift', nisl. fár.
fold, nnorw. fold, foll in ON. — ae.
folde, as. folda, ahd. ON. Fuld-aha. —
Daneben abl. *feld ‘acker, feld’, nicht
iiberliefert', aber > finn. pelto, estn.
pðld, weps. pöld, peld, wot. pðlto, lpN.
beelddo (Thomsen 2, 206), vgl. auch
finn. pelle ‘lockere erde, begrabnisort'
(Karsten GFL 99), dazu nschw. fiell
‘grundbesitz’. — ae. afr. feld m., as.
ahd. feld n. — Ebenfalls abl. fal-
in ON. wie schw. Falun, Falköping
(J. Götlind NB 21, 1933, 8-11), dá.
Falster, vgl. West- und Ostfalen (aber
kann auch aus fQlr gedeutet werden).
— lat. palam 'offen', asl. polje ‘feld’,
polú 'offen’, lit. plóju, plóti ‘die hánde
breit zusammenschlagen’, lett. plát
'diinn aufstreichen’, mir. lathair ‘ort’
(s. Persson UUÁ 1891, 10).
So auch IEW 806. Das wort be-
deutet urspr. wohl nicht 'das
flach ausgestreckte’, sondern; 'das
eingezáunte ackerstiick', wie das
w§;erm. feld es noch deutlich zeigt.
Die idg. wzl *pel ‘zaun’; ‘einzáu-
nen’ liegt vor in fela und feldr 1
(s. J. Trier, Lehm 1951, 24-30). —
Damit ist die áltere etymoíogie
als ‘die breit sich ausdehnende
fláche', zu gr. TtXároc ’breite’,
ai. prthu-, av. persfau- ‘breit’,
ai. prihivi ’erde’, gall. Litau 'Bre-
tagne’ (Hellc[uist ANF 7, 1891, 8
und Lindtjuist, Fschr. E. Olson
238-240) hmfállig.
folginn part. prát. 'verborgen’, mit
gramm. wechsel zu fela.
foll m. ‘fohlen’ ( < germ. *fulan), nisl.
fár. foli, nnorw. dá. fole, nschw.
fdle (s. Zetterholm, Nordiska ordgeo-
grafiska studier 1937, 113-131). —
got. fula ‘eselfohlen’, ae. fola, afr. fola,
folla, as. folo, mhd. mnd. mnl. vole, ahd.
folo (Palander 83-5). — gr.
‘fohlen’, viell.: alb. pllé ‘stute’; zur
idg. wzl *pðu ‘wenig, gering’ (Hirt.
Idg. Abl. 39), vgl. fár 2 und weiter
folald, fyl und fylja.
fóU I m. ‘narr’, vgl. fól.
— 2 oder foli m. ‘gestohlener gegenstand'
(< germ. *fulhana ) nisl. fóli, aschw.
agutn. fðli. — got. fulhans ’verborgen’.
— vgl. fela.
folk _ n, ‘schar. heersr.har; vfilk’ auch
‘kampf, schwert' (poet.), nisl. fár. fólk,
nnorw. schw. dá. folk. — > finn. hulk
'schar' (Thomsen 2, 177); > lpN,
fuölkke ‘familie, geschlecht’ (Thomsen
2,174).—ae. /ofc, éts. afr.ahd. folk ‘volk', .
bmgZ—fulh- in PN. (Gamillscheg,
"RomT Germ. 3, 118). — vgl. fylki
und fylkja.
G ewdhnlich auf die idg. wzl
* ieíó ‘voff sein* (vgl. Jullr) zu-
'riickgefiihrf fs. IEW 799); otF -
gTeich mafl dazu auch lat. plebs
rechnet, ist die etymologie wenig
ansprechend. Das volk als ‘das
voUe' oder 'die vollheit’ (etwa der
volksgemeinschaft ?) anzudeuten,
scheint fiir die idg. zeit'reichlich
abstrakt; uberdies bezeichnet folk
nicht ’das volk’ an sich, sondem
eine ‘heerschar’. Deshalb kann
man, wie beim worte herr an eine
bed.entw. als ‘k reis der waffen-
fáhigen mánner’ denken, das wie-
der aus 'zaun' entstanden sein
kann (vgl. þing)\ dann wáre das
wort zusammen mit fold ‘der
umzáunte acker’ auf die idg. wzl
*pel zuruckzufiihren.
Auch in PN. verwendet . wie Folki,
aichw. ada. Folke (> ae. Folco,
Fulco) und in Zss. wie Folkbjorn,
Folkráðr, Folkvarðr (bes. ostskan-
dinavisch, s. E. Wessén UUÁ
1927 Nr. 3, 102-104). — Auch
háufig im wgerm.: herul. Fulcaris
(< *Fulkaharjis), langob. Fulku-
lus, fránk. Fulcardus, Folcdag,
Folcmar, ae. Folkburg, Folkhere, afr.
Folkwalda (Naumann 34).
fóiskr adj. ’töricht’, nisl. fár. fólskur .—
vgl. fól.
fontr m. 'taufbecken’, vgl. funtr.
for I f. ‘furche, graben’ (< germ.
*furhð), nisl. fár. norw. for, nschw.
fára (dial. fðr), ndá. fure. —ae. furh (ne.
furrow), afr. furch, mnd. mnl. vore, ahd.
furuh. — lat. porca ‘furche, ackerbeet’,
gaU.-lat. rica, air. et-rech (< *prká)
‘furche’ (IEW 821). — vgl. Fjqrgyn.
— 2 práfix 'vor-’, nisl. fár. nnorw. for;
in Zss. wie forboða, fordjarfa, fordœma,
forláta, forráða, forsenda, forsmá, for-
standa aus dem deutschen iibemommen
(vgl. auch fyrir 2). —got. faur, ae. as.
afr. for, ahd. fora. —lat. por- (in por-rigo
'strecke aus’). gr. náp, rcápa ‘bei’, nápcc
'friiher'. Die idg. wzl *pr neben *per,
vgl. fjarri, forða und forr.
fóra f. ‘kriegsriistung' (spát iiberl.),
nisl. fóra ‘riistung; versteck’, nnorw.
dial. föra 'treiben, betragen, stand.
fáhigkeit’, adá. fore 'treiben, aussteuer*.
— MögUch < mnd. vðre 'treiben,
wagen, fuder, betragen, lebensweise’.
forað
138
Fomjótr
Aber viell. auch einheimisches wort. —
vgl. fara.
forað n. 'gefáhrliche stelle, verderben,
lebensgefahr’, nisl. foraö.
Etymologie schwankt: i. -að in
infortis-position aus eið entstan-
den (A. Kock ANF 14, 1898, 262-
4). — 2. eig. verbal-substantiv
zu einem zusammengesetzten Zw.,
das zur idg. wzl *ei ‘gehen’ ge-
hört, mit práfix fra- gebildet (T.
Johannisson, Part. Komp. 179,
der von der bed. 'gefahr, verder-
ben’ ausgeht). — 3. eine -ad-abl.
zum worte for 1 (A. Jóhannesson,
Suff. 9, der als urspr. bed. ‘sump-
fige stelle’ annimmt); wenig an-
sprecHend.
for&tta f. ‘vorwand, begriindung’ ist
unter einfluss von Zss. wie barátta
aus der urspr. form forurtir ent-
standen.
forða schw. V. ‘in sicherheit bringen,
retten’, nisl. fár. forða, nnorw. forda,
aschw. forþa, adá. forde. — > orkn.
foard 'verbessem’ (Marwick 44). —
ae. forðian ‘fördem, vollenden'. Ab-
geleitet von adv. ae. forö, afr. as. forð,
mhd. vort ‘vorwárts, weiter’, selbst eine
weiterbildung von for 2.
forðum adv. ‘friiher’, nschw. fordom,
ndá. fordum, wohl entstanden aus
*forþeim, vgl. got. faur þamma.
forellrar mpl. forellri, foreldri n.
‘eltern’, vgl. schw. foráldrar, dán.
foreeldre. — mnd. voreldern, nhd.
voreltern, nnl. voorouders. — vgl.
aldr.
foringi m. ‘fiihrer’ (< germ. *for-gangian
vgl. fiir die bildung bandingi), nisl.
foringi ‘ds.‘, nnorw. dial. fðring ‘spuk-
gestalt', run. schw. forunki (E. Wessén,
Upplands Runinskr. iói). — got.
fauragaggja, ae. foregenga. — vgl. for 2
und gengi.
forkr m. 'mit eisen beschlagene stange
zum abstossen eines schuffes’, nisl.
forkur, fár. furkur, nnorw. dá. fork
‘gabel’, nschw. dial. fork 'tragstange’.
— > lpN. hurrka, huorrke ‘holzspaten'
(Qvigstad 196). — Die an. bed. verbie-
tet schon an entl. aus ae. forca m. force í.
‘gabel’ (das selbst < lat. furca) zu
denken; es gehört eher zu ae. forclas
pl. ‘riegel’ und as. fercal ‘riegel, ver-
schluss’ (H. Petersson PBB 33, 1908,
191), das weiter zu asl. pragu, fiorogú
‘schwelle’, lit. fiirgas ‘fischerkalm’
gestellt wird (Persson SVS 10, 1912,
475 )-
In diesem fall hátte das nicht ver-
wandte furca nur auf die bed. erw.
zu ‘gabel’ eingewirkt. Aber die
bootstange hatte wohl auch am
unterende eine gabelförmige vor-
richtung. Zusammenhang mit dem
homonym forca ist also von vom-
herein nicht ausgeschlossen.
form n. ‘form, weise, art; bild’; nisl.
norw. schw. dá. form. — < mnd. forme
< lat. forma.
formel m. ‘falkenart' (anorw. DN). —
< afrz. formel < lat. formalis.
formera schw. V. ‘formen, bilden’
(chr. Schr.). — < mnd. formSren < lat.
formare.
fom adj. ‘alt, heidnisch’ (< germ.
*furna-), nisl. norw. schw. dá. forn,
fár. fornur. — > ne. ON. wie Forncett
(ált. Fornesseta Ekwall 176 zu PN.
Forni) und Foremark (ált. Fornewer-
che). — ae. as. ahd. forn ‘ehemals’,
gehört zu abl. got. fairns ‘vorjáhrig’,
fairneis ‘alt’, ae. fyrn, ahd. firni ‘alt’,
as. fernun gire ‘im vorigen jahre’. —
vgl. fjarri, Forni, fyrnd und
Fyrnir.
fóm f. ‘sendung; opfer’ (< germ.
*fðrini), nisl. fórn ‘opfer’, nnorw.
fðrn 'gabe; ladung’; eig. das den
göttem zugeschickte’ eher als ‘das
zum opfer mitgebrachte’. — vgl. fara
und fœra.
foraeskja f.'vorzeit, heidentum’ von forn
gebildet (mit suff. -iskjð), wie lik-
neskja, menneshja, nominale abstrakt-
bildung zu adj. wie himneskr, gotneskr.
Die lautgesetzl. form ist fyrnska,
aber umgebildet nach dem beispiel von
wörtern wie gotneskr zum zweisilb.
stamm gotan, weshalb hier auch der
umlaut fehlt (A. M. Sturtevant MPh
26, 1929, 150-2). Diese bildung trat
in diesem worte zuerst auf und der
gegensatz zum cbristentum beweist
schon, dass es eine ziemlich spáte
bildung ist.
Foral m. BN. und PN., auch Odinsname,
eig. 'der alte'. — > ae. Forna, Forne .—
vgl. forn.
Fomjótr m. 'name eines riesen’. Un-
sichere etymologie.
Trennt man forn-jótr so gelangt
man zu einer bed. ‘alter Jtite’
(Rask SA 1, 78 und Grimm D.
Myth 1, 220) oder besser noch
‘Urwesen’ (Hellquist ANF 19,
Í903, 134-40); trennt man aber
for-njótr, so kann man den namen
deuten als ‘vorbesitzer’ (Uhland
Schr. 6, 22) oder ansprechender
als ‘vemichter’ (F. Jónsson APhS
9, 1934, 3°°) > trennt man schliess-
lich als fot’n-njótr, dann könnte er
bedeuten ‘opfergeniesser’ (Noreen,
Fschr. S. Bugge 1892, 219; wenig
forr
139
fram
wahrscheinlich fiir einen riesen!).
Endlich hat A. Kock IF io, 1899,
103 als grundform *forn-þjótr
etwa ‘alter heuler’ angenommen.
forradj. ‘eilig, hastig’ (< germ. *furha-),
nnorw. för ‘eilig’. — gr. 7 tpóxa ‘sofort’.
— Mit gutt. suff. gebildet zu for 2.
fors I auch foss m. 'wasserfall’ (< germ.
*fursa-), nisl. fors, far. forsur, nnorw.
foss, fors, aschw. dá. fors. — > me.
fors (Sundén GHÁ 26, 1920 Nr 2, 141),
ne. dial. force (Thorson 61); > orkn.
schott. fors (Flom 42); > mnd. forsch',
> lpN. hgrrsa, lpS. fuorrs (Qvigstad
195). — ai. pars ‘besprengen, nass
werden’, prsat ‘tropfen’, toch. AB
pars-, pras- ‘begiessen, benetzen’, asl.
prachú ‘staub’, lit. pufslas ‘schaum-
speichel’, lett. pfrsla, parsla ‘ílocke von
asche oder schnee’ (IEW 823). — vgl.
fyrsa.
Die idg. wzl *per-s hat vielleicht
nebenform *prés vgl. frœsa, dazu
erweiterungen *p(e)reu und zwar
mit determ. dental vgl. frauö
,, ,, s vgl. frýsa.
— 2 oder forz n. ‘gewalt, zorn, iibermut’,
wie mnd. fors ‘stark, ubermutig’, mnl.
fortse i. ‘kraft, gewalt’, mittelbar oder
unmittelbar < afrz. force.
forsetl 1 n. ‘name eines Asen’, eig. ‘der
vorsitzer im ding’, vgl. afr. Fosite (s.
de Vries, Altg. Rel. gesch. II § 518).
Anders, aber wenig ansprechend <
*furh-setan, etwa ‘menschensetzer' zu
fjgr (s. Loewenthal PBB 45, 1920, 255).
— 2 m. ‘habicht’, eig. ‘nachsteller’, vgl.
sitja fyrir ‘im hinterhalt liegen’.
forurtir fpl. ‘vorwand, begriindung’. —
got. frawaurhts, ae. forwyrht, as. far-
wurht ‘siinde’; eig. h-bildung zum Zw.
got. frawaurkjan ‘siinde begehen’, as.
farwirkian ‘sich versiindigen’, ahd.
firwirken 'verderben sichversiindigen’,
mnl. verwerken ‘verwirken, verderben’.
Dber die bed. entw. 'schuld’ > ‘grund,
vorwand’ und die volksetym. umge-
staltung zu forátta s. T. Johannisson,
Part. Komp 1939, 181 und I. Lind-
quist MASO 3, 1941, 139.
forysta, forosta f. ‘fiihrerschaft, auf-
sicht’, entstanden aus forvista, vgl.
for 2 und vist 1.
forz vgl. fors 2.
foss vgl. fors 1.
fóstr n. ‘erziehung, unterhalt’ (< germ.
*föð-pra), nisl. fóstur, fár. fostur,
nnorw. schw. dá. foster. — ae. fðstor
‘unterhalt, nahrung', as. mnd. fðster
‘futter’. — vgl. fóðr 1.
fótr m. ‘fuss’, nisl. fár. fótur, nnorw. schw.
fot, ndá. fod. — got. fðtus, ae. afr. as,-
fðt, ahd. fuoz. — lat. pés, pidis, gr. 7tou<;,
xoSóc, ai. pSd, arm. otn ‘fuss’; daneben
auch vokal. stamm: lat. peda' fuss-
spur’, gr. tcíSov ‘grund, boden’, ai.
padam ‘schritt, ort’, asl. podú ‘boden’,
lit. pedá ‘fusstapfe’. — vgl. fata 2,
fet, fitja, fitjungr, fceta und fœttr.
fox n. ‘betrug’, vgl. nisl. fox ‘hexe’,
wahrsch. < ae. fox ‘betriiger’ (s. Björk-
man, Fschr. A Noreen 1904, 168). Áuch
die namen des tieres áschw. fux ‘fuchs’
(nscbw. fux, ndá. fuks ‘rotes pferd')
stammen aus dem westgerm. vgl. ae.
fox, ahd. fuhs, mnd. mnl. vos (Palander
44). — vgl. fóa und fiir das s-suffix
bersi.
frá práp. ‘von, ab’ (< germ. *fram), nisl.
fár. frá, nnorw. fraa, nschw. frdn, dial.
frd, adá. fran, fra. — > me. frá, frg,
ne. fro (in to and fro, Björkman 100); >
shetl. frae, fro. — vgl. fram.
Fraðmarr m. PN. (edd.), daneben
Fróðmarr, vgl. fróðr 1 und mcerr.
frakka f., frakki m. ‘wurfspiess’, run.
norw. f[r]qknA, g. pl. (Eggjum c. 700,
Krause Nr 54), fár. frakki. Vielleicht
< ae. franca ‘speer’, eig. ‘die fránkische
waffe’ (Falk NVA 1914 Nr. 6, 75).
Dasverháltniszu demVN.derFran-
ken ist aber unsicher. Petersson
IF 24, 1909, 39 betrachtet franka-
eigentlich als waffenname, und
stellt es zu as. fercal ‘riegel, ver-
schluss’ und forkr. Geht man aber
von dem VN. aus, so kánn diese
gedeutet werden als nhd. mnl.
frank ‘frei, unerschrocken’; vgl.
auch nnorw. frak, frakk ‘gut’,
nschw. dial. frak, frakk ‘gross,
wichtig’, ndá. dial. frag ‘gross,-
stark, klug’ und weiter shetl.
frag(g) ‘klug, wertvoll’, ne. dial.
frack ‘aktiv, fertig’; vgl. frekr.
Der PN. Frakki gehört zu anorw.
frakkr (DN) ‘mutig’.—Nimmt man
asl. prqíú f. (< *prong) ‘stammen-
de, stiptes’ hinzu, dann gelangt man
zur wzl *per-g: *pr-eg mit der
bed. ‘einhegen, hegung’, weshalb
J. Trier PBB 67, 1944, 116 den
volksnamen auf den ‘mannring'
der freien stammesgenossen be-
zieht; das wort fiir 'speer’ wáre
also aus dem gegabelten pfahl des
zaunes (vgl. forkr) herzuleiten,
wáhrend das adj. frakkr ‘die eigen-
schaft der freigeborenen volks-
genossen’ bezeichnet hátte.
fram aöv 'vorwárts’ . nisl. fár. norw.
*• schw. adá. fram. — got. as. ahd. fram,
ae. afr. fram, from ‘von.her, weiter,
fort’, vgl. auch práfix got. fra-, ahd.
/*>-, nhd. ver-. — gr. 71QÓ9.0C vorderster.
fuhrer’, umbr. prómom a.dv. ‘pnmum'jju
frankar
140
fregna
i_ a t. p vn - ‘ vr>r fttr ' fr r re n - ‘vor*- &i. wa-
‘ vor. vorwarts*. av. ira-. hli- ‘vorwarts.
fört', a,ir rn. W T~)i> irtpr w-rl
igf prw v on •per vel. fjarrt und weítér~
frá, fremd, fremja, fremr, Freyja,
Freyr, frum und frgmuðr. —
Dazu weiter frama schw. V. ‘fördem,
ausfuhren’, nisl. frama. — ae. framian
‘niitzen, vorwartskommen’, afr. framia,
as. gi-framðn ‘ausfiihren'. — framan
adv. ‘vom, vorwárts’. — framarr
'weiter vom'; spáter; mehr’. — frami
m. ‘vorteil, ruhm; tapferkeit', nisl.
fár. frami. — framr adj. ‘tapfer; vor-
ziiglich’, nisl. framur, aschw. framber
(daneben freember, also alter t-stamm,
s. Noreen, Gramm. § 424 Anm. 2). —
ae. fram ‘kráftig, kiihn, stark', afr.
fram ‘niitzlich'; daneben abl. got.
fruma, ae. afr. forma, as. formo ‘erster’
und as. ahd. fruma, afr. froma, mnl.
vrome ‘niitzen'.
frankar, frakkar mpl. ‘Franken, Fran-
zosen’ < as. Franco oder ae. Franca. —
vgl. frakka.
fránn adj. ‘funkelnd; scharf, mutig’;
alssubst. ‘schlange’ (<germ. *frahana),
nnorw. fraanen ‘rotwángig’, fár. freenur
'glánzend’, frcenottur ‘gefleckt, scheckig’,
vgl. shetl. fronet (< *fránóttr) 'kuh
mit schwarzen flecken auf einem weis-
sen kopf’. vgl. dazu auch fár. freenaror-
mur, nnorw. dial. franarormen ‘schlange
mit gelben flecken’. — Man braucht
nicht zwei homonymen anzunehme
denn die bed. entw. kann sein ‘hell-
gefleckt, buntscbeckig’ > glánzend >
blank geschliffen > scharf (Flom
JEGPh 35, 1936, 299-329). — vgl.
freena.
Die etymologie ist unsicher, wohl
am ehesten zur idg. wzl *pereR
'bunt’, die auch m fjgrsungr
vorliegt (Blankenstein IF 23, 1909,
1 33). Weniger ansprechend zu frár
(Flom JEGPh 25, 1926, 299 ff.).
frár adj. ‘hurtig, schnell’ {< *frawR
< *frawaR); aaneben auch frór (vgl.
dazu Pipping SNF 12 Nr 1, 10), nisl.
frár, fár. fróur ‘froh', mn. schw. fra-
warSOaR (Mojbro c. 400; s. zumwort).
— afr. frð, as. fraho, frS, frð, mnl. vro,
ahd. frao, frö ‘frob’, vgl. ahd. frouwen,
frewen, mnl. vrouwen ‘sich freuen’. —
ai. pravatS ‘springt auf, eilt', mss.
pryg ‘spmng, satz', prygati ‘hupfen’
(IEW 845); aiso bed. entw. ‘schnell,
eilig' > ‘froh’ (vgl. glaðr). — vgl.
frygO. Dazu Odinsname Fráríor
‘der hurtige reiter'.
frassi m. BN. vgl. fress.
frata schw. V. ‘furzen* (nur Ls. 32), vgl.
mhd. varzen. — vgl. freta. I
frauð n. ‘schaum', nisl. frauO, nnorw.
fraud, frau, vgl. auch aschw. fredha.
nschw. dial. frö. — ae. afreoöan 'scháu-
men’. — ai. prothati ‘pmstet, schnaubt’,
,av. fraöthat-aspa ‘mit schnaubenden
rossen' (die idg. wzl *preu-th ist erw.
der wzl *per, vgl. fors). — vgl.
frauðr, frauki, freyða, froða,
froskr und fróði.
frauðr m. ‘frosch’, norw. dial. fraud, frau,
nschw. dial. fröd, frö, fröa, ndá. jre. —
Möglich eig. ‘das tier mit der schleimi-
gen haut' und dann zu frauð (s.
E. Lidén SVS Uppsala 6, 1897, 85,
und Falk MM 1923, 65-6).
frauki m. ‘frosch’. — Vielleicht > me.
froke, ne. dial. frock (Björkman 76, falls
nicht aus *fruþkan neben ae. frogga
<*fruþgan).
Weil frauki neben frauðr steht,
hat man als grundform *frauð-ki
angenommen, eine bildung wie
maöhr \ die bed. wáre also etwa
’das schleimig’e tier’ (Sturtevant
MPh 26, 1929, 473). — Andrerseits
sind die wgerm. wörter zu beach-
ten: ae. forsc, mnd. vorsch, mnl.
vorsc, ahd. frosc, die zwar ebenfalls
auf eine grundform *fruðska-
zuruckgehen können, die man
aber gewöhnlich zu russ. prýgat’
‘springen’ stellt; der name ‘sprin-
ger’ wáre fur den frosch sehr
geeignet (so Uhlenbeck PBB 22,
1897, 197, und IEW 846). Redu-
ziert man diese wörter auf eine
idg. wzl *pru, so kann man auch
frauði dazu rechner.. Es scheint
aber wenig angebracht frauðr von
frauO zu trennen, aber ebensowenig
kann man so áhnliche namen wie
frauðr, frauki und frnsc fiir das-
selbe tier auf zwei verschiedene
wzln zuruckfiihren. Dann verdient
die erklárung als ‘das schleiraige
tier’ wohl den vorzug (vgl. mnl.
sleicke, ‘schnecke', zu slirn)* —
Die verbindung mit ai. plavaga
‘frosch’ (Scheftelowitz IF 33, 1913.
140) scheitert daran, dass hier
altes l und nicht r vorliegt.
frawaraðaRm. sg. run. schw. PN. (Moj-
bro c. 400, Krause Nr 66). — Gewöhnlich
erklárt aus frár und ráðr, unter
hinweis auf ahd. Frorát (v. Friesen
UUÁ 1924, Nr 4, 87). Dagegen auch
als frawiaraðaR gedeutet = an.
Freyráðr, unter hinweis auf wgerm.
PN. Frawirat, Frewirat (E. Noreen
ANF 60, 1945, 149).
fregna st. V. ‘fragen, erfahren’ (prát.
frá <*frah), daneben auch schw. V.;
nisl. fár. fregna, aschw. frághna, adá.
freista
141
frest
fregne; daneben nnorw. nschw. dial.
frega. — got. fraihnan, ae. frignan, as.
nur prát. fragn, frugnun, alid. fregnan ;
eine germ. neubildung zum prát. frah
(Marstrander NTS 2, 1929, 103-6);
daneben das schw. V. as. frágön, ahd.
frágln und mit sAo-suffix ahd. forscön.
— lat. precor 'bitte’, procus ‘freier', gr.
Oeo-Jtpórroc ‘wahrsager’, ai. prasna-
'frage’; mit sfto-suffix; lat. poscit
(<*porR-sk-), ai. prcchati ‘fragt, for-
dert, lit. períu ‘freie’ (vgl. dazu weiter
J. Trier, Lehm 1951,62). — vgl. fritt,
frcegð und freegr.
freista schw. V. ‘versuchen’, nisl. freista,
fár. freista, froysta, nnorw. freista,
nschw. fresta, ndá. friste. — > me.
fraisten, frasten ‘erproben, fragen’
(Björkman 42); > orkn. frist, shetl.
frist, frest ‘versuchen’; lpN. freistot
(Qvigstad 155). — Abl. von germ.
*fraista-, vgl. ahd. freista ‘gefahr’, got.
fraistubni ‘versuchung', wieder <-erw.
zu as. frlsa, afr. frlse, mnl. vrese, ahd.
freisa ‘gefahr’, vgl. got. fraisan ‘ver-
suchen’, ae. frásian ‘priifen, versuchen',
as. frésön, mnl. vresen ‘in gefahr brin-
gen’, ahd. freisðn 'versuchen’.
Etymologie fraglich. Möglich mit
práf. fra- zusammengesetzt; der
2. teil -eisa ds. wie an. eisa (Brug-
mann, Grundr. I*. 925) oder zu
ai. esati ‘sucht’ (Hoffmann répai;
s. 38). Weniger wahrsch. zu lat.
ex-perior 'versuchen’, gr. jttipácú.
(S. Bugge PBB 24, 1899, 435-6).
Vgl, Feist, Got. Wb. 162-163.
freka f. ‘kampflust', pl. 'harte forderung’;
auch flussname. — vgl. frekr.
freki m. ‘wolf; feuer; schiff’ (poet.), eig.
'der gierige’. — ae. freca ‘held, krieger’.
— vgl. frekr.
freknóttr adj. ‘gesprenkelt’, nisl. frek-
nóttur, aschw. frceknotter; daneben nisl.
frekna, nnorw. dial. frekna, auch pl.
fraknór, fruknor, nschw. fráknar, ndá.
fregne ‘sommersprossen’. — > me.
fraken, freken (Björkman 239), > ne.
dial. frecken ‘sommersprosse' (Thorson
62). — fri. friakan ‘sommersprossen'. —
Wohl s-lose nebenform zu sprekla,
vgl. auch spark und sprek.
frekr adj. ‘gierig; hart, streng’, nisl. fár.
frekur, nnorw. frek, nschw. dial. frák.
—- > finn. perkkaan 'gefrássig sein’
(Karsten GFL 253, bestritten von
Wiklund IF 38, 1917, 113). — got.
faihu-friks ‘geldgierig', ae. frec (<
*freka) und freec (< *fraka), mnl. vrec,
ahd. freh ‘gierig'. — Zum iibrigens
ebenso isolierten abret. rogedou (pl.)
‘orgiis’, kymr. rhewydd ‘geilheit’ (Lane,
Lang. 9, 1933. 258), oder zu gr.
OTrapyácd ‘schwelle, strotze’, lett. spirgt
‘frisch werden’ (Torp, Fschr. Unger
183-5). — v gL frakka, freka, freki,
frœkinn, fraekn und spreskr.
frelsa schw.V. ‘befreien’ (<ált. *fré-
(h)elsa < germ. *frihalsian, s. Noreen,
Gramm. § 295 Anm. 3), nisl. fár. norw.
frelsa, nschw. frálsa. — vgl .frjdls .—
Dazu frelsi n. 'freiheit, befreiung', nisl.
frelsi, fár. frcelsi, aschw. frálse, run. dá.
frialsi (Horning c. 100; Jacobsen-
Moltke Nr 58). — afr. frihelse, ahd.
frihalsi, mhd. vrihelse. — frelsingi m.
‘freier mann’, s. fiir den. ausgang
-gengi.
fremja schw. V. ‘fördern, ausfUhren’, vgl.,
dazu germ. framea ‘speer', das Krause,
Fschr. Hirt 2, 1936, 585-9 als ‘die
vorwártsdringende' erklárt; nisl. fár.
norw. fremfa, nschw. frámja, ndá.
fremme. — ae. framian, fremman, afr.
frem(m)a, as. fremrhian, mnl. vremen,
fremen, ahd. fremman. — vgl. framr. —
Dazufremdf. ‘förderung, vorteil, ruhm’
(< germ. *jramiþð), nisl. fremd, vgl.
nnorw. fremde 'förderung’ und shetl.
fremd ‘landspitze, tabuwort fiir fisch-
kopf' (Jakobsen 189). - fremi f. in
siðfremi 'sittsamkeit’, ae. fremu ‘nutzen,
wohltat'/ afr. freme.
fremr adv. komp. ‘spáter, weiter’. —got.
framis. — vgl. fram.
frenja 1 f. ‘kuh' (poet.), nisl. frenja; eig.
‘die brullende’, vgl. frenja 2.
— 2 schw. V. ‘briilíen’, nisl. frenja
‘heulen’; vielleicht lautmaiend wie
grenja.
frenka, frœnka f. ‘geliebte’ (norw. DN)
< freendkona.
frer n. vgl. frgr.
-fre8kr adj. in Zs. úfreskr ‘hellsehe-
risch’ (vg). dort).
fress m. ‘kater, bár’, nisl. fress, fár.
fressur, nnorw. dial. fross, nschw. dial.
fress ‘kater’; vgl. auch nnorw. fjellfras,
fjellfross ‘vielfrass’. — eig. ‘das fau-
chende tier’. — vgl. frassi und frœs.
frest n. 'frist, abgegrenzte zeit, aufschub',
nisl. frestur, fár. nnorw. frest, nschw.
dá. frist. — > me. frest, frist (Bjork-
man 184); > shetl. frest, frist. — ae.
first, frist, afr. as. ahd. frist, mnl. vrist,
mnd. ferst.
Etymologie unsicher; 1. < idg.
*pres-sthá, zu einer idg. wzl *p 9 res,
erw. von *per, vgl. fjarri; dann
also zu ai. puras ‘voran, vom’,
gr. irpéo-pu<; ‘alt’, ai. puro-gavd
‘im alter vorangehend (WP 2, 34).
— 2. zu nhd. first ‘firstbaum,
zaun’ (< idg. *per-sthá), so J.
Trier, Nachr. Ges. Wiss. Göttingen
NF 3 Nr 4, 1940, 128-9); (zur bed.
freta
142 iriHr
entw.: kreis > zeit vgl. þing
neben got. þeihs). — 3. zu friðr
(Heinertz, Wortstud. 2, 1927, 2).
frpta st. V. 'furzen’, daneben schnache
nebenform frata (s. Noreen, Gramm.
§ 497 Anm. 1), nisl. freta, nnorw. frata,
nschw. fjarta, dial. frata, ndá. fjerte. —
ae. feortan, mnd. verten, mnl. verten,
vorten, ahd. ferzan. — gr. icípíto,
7 cép$oii.ai ‘furze’, 7 cop$f) ‘furz’, ai.
pardatl, lit. pérdlu, pirsti ‘furzen’,
pifdis ‘furz’, alb. pjerth ‘furze’, pordhe
‘furz’ (IEW 819). — vgl. fertill und
furtr. — Dazu fretr m. ‘furz’, nisl. fár.
fretur, aschw. ficsrter. — mnd. mnl.
vort, ahd. firz, furz.
frétt f. ‘fragen, erforschung; nachricht’
(< umórd. *friht-), nisl. frjett, aschw.
frát. — > shetl. frett ‘wahrsagen,
aberglaube’, orkn. frootery ‘aberglaube’
(Marwick 47); > schott. fret, freit
(Henderson 72). — ae. freht, friht
‘weissagung’ (nach Meissner, ZdV. f.
Volksk. 27, 1917, 3 eher lehnwort,
aufgenommen in einer zeit, als der
guttural noch erhalten war). — vgl.
fregna. — Dazu frétta schw. V.
'erfahren, befragen’, nisl. frjetta, fár.
frœtta, nnorw. fretta, nschw. dial. fretta,
ndá. fritte.
freyða schw. V. ‘scháumen’, nisl. freyða,
fár. froyða, nnorw. freyda. — vgl.
frauð.
Freyja f. ‘herrin, frau’; name einer göttin’,
fár. frúgv, ‘herrin’, nschw. Freja, Fröja.
— ahd. frouwa, as. frúa, mnl. vrouwe
‘herrin, frau’. — vgl. Freyr und frú.
freykja f. ‘spuk’ (nur Grett 32, v.l. zu
flyka): vielleicht zu russ. prygati ‘hup-
fen, springen’ prygnutl 'einen sprung
machen' (Holthausen PBB 66, 1942,
270). — vgl. frir und fraukr.
Freyr m. ‘name eines gottes’ (< um.
*fra\tjaR), run. schw. fraui (d. sg.
Sparlösa c. 800; v. Friesen, Sparlösa-
stenen 1940, 70-2); mn. dá. frohila
(fiir *fröjila: br. v. Danim Nr 99,
Krause Nr 27); aschw. Frö. — Der
name bedeutet eig. 'herr’: got. frauja,
ae. friega, as. fröiö, neben as. frla, as.
frðho, fr&ha, afr. frá (vgl. nnl. ON.
Franeker = an. Freysakr), ahd. frö
‘herr’, dazu mnl. vrone ‘herr’ (grund-
form *fra\ta-). — Am besten zu erkláren
als j<o-abl zur idg. wzl *pro (vgl.
fjarri und fram), wie ai. pravana-
‘vorwárts geneigt’’ púrva- ‘erster’, púr-
vya- ‘der vordere’, asl. prúvú ‘erster’,
pravú ‘recht, richtig’, auch gr. 7 cp<öpa
'vorderteil des schiffes’.
Ganz anders Marstrander NTS 3,
1929, 123-4, der an grundform i
*fra-aujan denkt (wie ai. pra- ,
avati ‘schutzen, behiiten’, dann
Zs. von fra und auja. Die bed.
etwa ‘der fiirst als götthche inkar-
nation’. Eine andere deutung gibt
G. van Langenhove, Ling. Stud. 2,
1939, 58-9: ‘der die lebenskraft
besitzt oder verleiht’, vgl. auch
brúðr. (Vgl. auch de Vries TNTL
51, 1932, 120 u. 192 ff.). Oft ge-
braucht in PN., selten als 2. teil:
Hléfreyr, Jófreyr, háufiger als
1. teil: Freybjgrn, Freydis, Frey-
garðr, Freygerðr, Freygeirr, Frey-
steinn, Freyviðr, besonders schw.
s. Wessén ÚUÁ 1927 Nr 3, 75. Aus
dem wgerm.: Fraomarius (Schön-
feld 92), langob. Fraupert, ae.
Freal&f, Freawine, fránk. Frawi-
bald, bayr. Frowini (Naumann 87).
fria schw. V. ‘befreien’, nisl. /Wa'schonen’,
fár. fria, friggja, nnorw. aschw. fria,
adá. fri ‘befreien’. — Wohl eher ein-
heimisches wort .als < mnd. vrien
‘freien’. — vgl. frji.
Friaut f. ‘fingierter frauenname’ (Hyndl.
t3). gewöhnlich, auch metri causa, als
verderbt betrachtet. (J. Kuhn APhS
22, 1952, denkt an ostnordisch; vgl.
triphthong in Gotland).
friða schw. V. ‘friedlich machen, ver-
söhnen’, nisl. fár. friða. — got. gafriþön
‘versöhnen’, und mit der bed. ‘schiit-
zen’ ae. friðian, afr. frethia, ferdia, as.
friðon, mnl. vreden, verden, ahd. gefri-
don. — dw-verbum gebildet zum u-
stamm friðr.
friða 1 f. kosename fiir namen wie
Arnfriðr, Asfriðr u.a.
— 2 schw. V. 'schmiicken’, nisl. friða
‘schiitzen, beruhigen’, fár. friðka
‘schmiicken’. — got. freidjan 'schonen’,
as. fridðn ‘schiitzen, bewahren’, ahd.
vriten ‘hegen’. — vgl. friðr.
friðgin npl., ‘eltern und kinder’ eig.
‘liebespaar’, mit dem suffix -gin (vgl.
feðgin) zu friðr gebildet.
friðiil m. ‘geliebter’, nisl. friðill. — ahd.
fridel, mhd. mnd. vridel ‘geliebter,
gatte’. — asl. prijateli ‘freund, lieben-
der’. — Dazu weibiich friðia, friila
‘geliebte, kebse’, nisl. fár. frilla, nnorw.
frilla, frigla, aschw. friþla, frilla, nschw.
frilla, adá. fridle, ndá. frille ; vgl. ahd.
fridila. —• vgl. frjd.
fríðr m. ‘friede, schutz’, nisl. fár. friður,
nnorw. fred, nschw. frid, fred, ndá.
fred. — ae. frið, frioðu, afr. fretho, as.
friðu, freðo, mnl. vrede, verde, ahd.
fridu, frido: got. nur in PN. wie
Friþareiks. — vgl. frjá und úfreskr.
Oft als 1. teií von PN. wie
Friðgerðr, Friðgeirr, Friðleifr, Frið-
þjófr, vgl. Friðmundr neben burg.
friör
143
Fróði
Fredemund, ahd. Fridamunt und
aus dem siidgerm. entlehnt Frit-
rekr neben got. Friþareiks, ahd.
Fridrich, Frithuric. Auch kurz-
form Friör, wie ogot. Freda, wand.
langob. Fridus. — Besonders als
2. teil, wo -fritr mit -freðr, -retr
wechselt, vgí. Hallfretr, Sigfratr;
daneben wgerm. Herminafridus,
Bertefredus, ae. Eanfrith.
f r ift r aH j ‘hiib sch.: fried lich. sicher’, ei g.
‘geschpnt’ (vgl. myth. Fritr ‘weibliche
gottheit’) nisl. far. fritur, nnorw. dial.
aschw. frid. — ae. frii- nur in frithen-
gest ‘stattlicher hengst’. — y. pritas
J hefriedigt , li^ h , Yfirg^g*' — vgl. frjá.
~~ Oft als 2. teil von f. PN. wie
Arnfritr, Asfritr (auch Astritr),
Eyfriör, Gutritr, Holmfritr, Ingi-
ritr, Jófritr, Reginfritr, Sigritr,
Þuritr ; eig. < fritiöR substantiv-
bildung zu fritr.
Friggf. ‘nameeiner göttin’.eig. ‘geliebte’,
aschw. Frigg. — ae. Frig, as. Fri, ahd.
Frija, vgl. as. fri, ae. freo 'frau’. — ai.
priyá ‘ehegattin, geliebte’. — vgl.
frjádagr und frja.
frii m. ‘geliebter, gatte’ (nur Hym 9),
vielleicht unrichtige lesart (s. Gering,
Komm. 1, 261).
frilla vgl. fritla.
Frísir mpl. ‘Friesen’, nisl. Frisir, aschw.
Frisdr. — lat. Frisii, gr. í>puji.oí;
ae. Frisan, Frésan, afr. Frisa, Frlsa,
mnl. Friesen, Vresen, Vriesen, ahd.
Frieson.
Etymologie unsicher. Gedeutet als
‘die kraushaarigen’ zu afr. frisle,
frisle 'kraushaar’, oder als ‘die
ersten', vgl. lat. primus ‘der erste’,
oder als ‘die tapfern’ zu freista
(A. Erdmann SVS Uppsala I Nr 1,
1890, 83-86 und Sverdrup,- Fschr.
Falk 1927, 326).
frjá schw. V. ‘lieben’, nisl. frjá, far.
friggja, nnorw. schw. fria, ndá. fri. —
got. frijðn 'lieben, werben’, ae. fréon,
freogan, frigan, afr. fria, friaia, as.
friohan, friehan, mnd. vrien, vrigen,
mnl. vrien, vrijen. — ai. priyáyatl
'befreundet sich', asl. prijajq ‘stehe
hei’; weiter ai. prináti ‘erfreut’, priyatl
‘liebt’, asl. préjq ‘gunstig sein’ (IEW
8 44)- — vgl. fria, frita, friða,
fritill, fritr, fritr, Frigg, frilla,
frjáls und frœndi.
frjádagr m. 'freitag’, nisl. frjádagur, fár.
friggjadagur, nnorw. schw. dá. fredag.
— < afr. friadei neben fri(g)en-
dei, ae. frigedceg, ahd. friatag, uber-
setzung von lat. dies Veneris. — >
finn. perjantai, lpN. bærjadak (Thom-
sen 2, 2o6;Setálá FUF 13, 1913. 4 2 4Í-
frjáls adj. ‘frei’, nisl. frjáls, fár. fralsur,
nnorw. dá. frels, aschw. frcels, frals,
zusammengezogen <*fri-hals. — got.
freihals, ae. friðls, afr. frihals ‘freiheit’,
ahd. frihals ‘freier mann’. Zum ersten
teil vgl. got. freis, ae. frlo, fri, as. ahd.
fri ‘frei, los’, eig. ‘am frieden téil-
habend’. — ai. priyá- ‘iieb, erwtinscht’,
kymr. rhydd ‘frei’ (IEW 844). —vgl.
frelsa und frjá.
Zu bemerken ist dieselbe bed.
entw. ‘lieb’ > ‘frei’ im kelt. und
germ.; die ‘freien’, sind also eig.
‘die freunde, diestammesgenossen v ;
also eine gemeinsame getm. kelt.
neuerung (s. Porzig, Gliederung
d. idg. Spr. 1954, 119).
frjár, frjór adj. ‘fruchtbar’. — vgl. frœr.
frjó n. ‘same, kom’. — vgl. frœ.
frjósa st. V. ‘frieren’ auch ‘gefrieren’ (in
dieser bed. aus *ga-freosan), nisl.
frjósa, nnorw. frjosa, nschw. frysa,
ndá. fryse. — ae. frlosan, mnd. vrisen,
mnl. vriesen, vresen, ahd. friosan; vgl.
got. frius ‘kálte’. — lat. pruina
(< *prus\tiná) ‘reif’, pruna ‘gluhende
kohle’, prurire ‘jucken’, ai. prusvá ‘eis,
reif’, prusnoti ‘spritzen’, alb. prúí
‘brennende kohlen’, idg. wzl *prejf-s
‘ein stechendes gefuhl hervorrufen’
(IEW 846). — vgl. frost, frysta und
frer.
frjóva vgl. frœva.
fró f. ‘hilfe, erleichterung’, nisl. fró. —
> me. frö (Björkman 240, aber
unsicher weil etymologie dunkel ist).
— Möglich < mnd. vrö. Falls aus
grundform *fröwa- wohl zu frár.
Oder mit Holthausen, Wb. 73 zu gr.
Tcpaúc, Jrpaío? ‘sanft’ ? — Dazu fróa
schw. V. ‘helfen’, nisl. fróa und frói
m. ‘hilfe’.
froða f. ‘schaum’ ( < um. *fruðön), nisl.
fár. froða, nnorw. froda ‘schaum’, nschw.
dial. frudo ‘wellenschaum’, ndá. fraade
‘schaum’. — > me. froþe, ne. froth
(Björkman 162); > shetl. fro, frod. —
vgl. frauð.
Fróði m, PN. vgl. ae. Froda, mhd. Fruote.
Statt der frtiheren deutung 'der kluge’
(zu fróðr) erklárt man den namen
jetzt als ‘von körperkraft erfiillt’ (s.
E. A. Kock NN § 1780), vgl. nschw.
dial. frode ‘feist’, zu aschw. froda i. und
frod n. ‘tippigkeit’, nschw. dial. froda
‘fett werden’, nschw. frodig ‘tippig’,
frodlem ‘phalíus’ (A. Noreen, Ynglin-
gatal s. 213); vgl. mhd. vruotic, vrúetic
‘tippig wachsend, ‘kráftig' (also eig. der
name einer phallischen gottheit ? s. N.
Lid NVA 1928, 174). — Idg. wzl *preu,
tt-erw. zu *per ‘spruhen, schnauben'. —
vgl. fraut, fróðr 2, frón und frces.
fróör
144
frýnn
fróðr 1 adj. ‘klug, weise’, nisl. far.
fróöur, nnorw. frod, aschw. froper. —
got. frðþs, ae. as. afr. frðd, mnl. vroet,
ahd. frðt, fruot ; hochstufe zu got. fraþi
‘verstand’, fraþjan ‘denken, erkennen,
verstehen’, ahd. frad ‘tiichtig’. — lit.
prantú, f>rásti ‘gewohnt werden’, prðtas
‘verstand’, lett. práts 'wille, verstand,
sinn’, prúotu 'verstehen’, apr. pr&tin
akk. ‘rat’ (IEW 845). — vgl. weiter
Fraðmarr, frœða, frœði und
úfreskr.
Selten zur bildung von PN. ge-
braucht: Fróðbjprn, Fróðmar. Da-
neben in got. Frodoarius, lang.
Frðdipert, fránk. Frðdbertus, Frðt-
mar. — Nach Vasmer, Sitz.ber.
A. W. Berlin 1931, 657 soll russ.
ON. Vruda < an. flussname
Fróðá.
— 2 adj. ‘fruchtbar’ (Háv. 141). — vgl.
fró ði.
Frómundr m. PN., iiber Schweden
< ahd. Frodomund, Frotmund.
frón n. ‘land, boden, erde’ (poet.) nnw.
ON. Fron. Nur unsichere etymologien.
1. < urnord. *frðþna (wie gretn 1
und Heinir), also ‘das iippige,
feiste’, vgl. fróði. — 2. zu ahd.
frohn und gr. 7tp<óv ‘spitze, berg-
gipfel’ (A. Jóhannesson, Fschr.
E. Amórsson 1940, 1-8), also zur
sippe von fjarri. — 3. zu lat.
pr&tum 'wiese’, mir. r&th ‘erdwand'.
(Holthausen, Wb. 73). — 4. zu
frjór 'fruchtbar’ und zwar aus
erw. bildung zur idg. wzl *sper
'sáen’.
frór adj. vgl. frár.
froskr m. ‘frosch’, nisl. froskur, nnorw.
ndá. frosk. — > ne. dial. frosk (Thorson
62). — ae. forsc, frosc, mnd. mnl. vorsch,
ahd. frosk. — Wohl aus *fruþska, also
'das schleimige tier’ (Marstrander,
Mindeskr. S. Bugge 1908, 242): vgl.
frauð und fuðryskill. Dagegen nach
W. Porzig IF 45, 1927, 165 aus idg.
wzl *prusko zur wzl *preu ‘springen’
(vgl. freykja).
frost n. 'frost’, nisl. fár. nnorw. schw. dá.
frost. — ae. afr. frost, forst, as. ahd.
frost, mnd. mnl. vorst. — vgl. frjósa,
frysta und frer.
Frosta 1 f. ‘distriktsname in Nordnor-
wegen’, abgeleitet von urnord. *frosta-
‘bergriicken’ (M. Olsen MM 1919, 9-14), j
vgl. mnd. mnl. vorst 'first, dachspitze', |
abl. neben ae. first, fyrst, mnd. verst,
ahd. first. —- ai. prstham ‘riicken,
bergspitze’.
— 2 schw. V. 'frieren’. — vgl. frysta.
frotta schw. V. 'grinsen’ (mit vorge-
schobener oberlippe), nisl. frotta,
nnorw. frutta, nschw. frunten. — Viel-
leicht < urnord. *frunta < *frumta
etwa 'nach vome bringen’, vgl. frum-.
frouva, frova f. ‘frau’ < mnd. vrouwe.
frú, frúa f. 'frau, eheweib’, nisl. frú,
fár. frúgv, frúa, nnorw. fru, frua, fruge,
aschw. frú, frú(u)a, frúgha, nschw. fru,
ndá. frue. — > shetl. fru; > finn.
rouva ‘frau' (Setálá FUF 13, 1913, 441);
lpN. ruvva, frtivva (Qvigstad 155). —
< as. frúa ‘frau’. — vgl. freyja.
fruktr, fryktr m. ‘frucht’, fár. nnorw.
schw. frukt, ndá. frugt. — < mnd.
vrucht < lat. fructus.
frum- práf. ‘zuerst, urspriinglich* (zB.
frumburðr ‘erstgeborener’, frumtign
‘höchste ehre’), nisl. fár. frum-, nnorw.
frum ‘ausgezeichnet’. — got. fruma
ae. afr. forma, as. formo ‘der erste';
daneben as. ahd. fruma, mnl. vrome
‘nutzen, vorteil’, mnd. vrome ‘tiichtig,
tapfer, fromm’, mnl. vroom ‘fromm’.
— Dazu frums- in frumsarbrauð n.
‘brot vom ersten korn’. — vgl. fram
und frotta.
frygð f. ‘ freude, herrlichkeit’ (spát be-
zeugt), nisl. frygð, nnorw. dial. frygd,
nschw. frðjd, ndá. fryd. — < mnd.
vrðchde, mnl. vreuchde (das wieder zur
sippe von frár gehört).
Die erklárung aus germ. *frugiþo
< *fruwiþo nebenform zu *fra-
wiþo, vgl. ahd. frawida ‘freude’
(so FT 278 und Karsten GFL 32)
ist mit hinsicht auf das spáte
auftreten des wortes abzulehnen.
frýja schw. V. ‘vorwiirfe machen, tadeln’,
nisl. frýja, fár. frýggja 'abraten, ver-
bieten’, nnorw. frya ‘vorwiirfe machen’,
nschw. dial. fry ‘zur schlágerei auf-
reizen’. — > me. friggen, frie ‘belástem’,
frllðs ‘ohne vorwurf' (Björkman 117,
210).
Wohi zu got. frawrðhjan ‘verdách-
tigen' (dann frýja statt *frœja, s.
Noreen, Gramm. § 68), also zu der
sippe von róg. —- Nach FT 273
< germ. *friwian ‘jemandem den
mangel an etwas vorwerfen’, zu
germ. *fri- ‘frei’, vgl. got. freis,
as. afr. as. ahd. fri und lat. privus
‘ermangelnd, abgesondert’; nicht
wahrscheinlich, weil dieses wort
gerade im skand. nicht belegt ist.
— J óhannesson, Wb. 546 zur idg.
wzl *prei, erw. von *per (vgl.
fjarri); sehr problematisch.
frykta schw. V. ‘befrachten’ < mnd.
vrucht neben vracht ‘fracht, last’
(Fischer 29-30).
fryktr vgl. fruktr.
frýnn adj. ‘freundlich’; nur in Zs. úfrýnn
‘unfreundlich’, frýnligr 'freundlich'.
frysa
145
íuð
Falls aus umord. *friuniR kann
es zur sippe von freyr gehören;
fur die bedeutungsentw. vgl. nhd.
frðhlich. Oder auch zu frár und
frygð.
frysa, frusa schw. V. ‘schnauben' (von
pferden), nisl. frysa; vgl. nnorw. frusa
‘schnauben’, nschw. frusa ‘spritzen’,
nisl. frussa ‘speien, spritzen’, nschw.
frusta ‘schnauben’, nisl. frasa ‘spriihen’.
— > shetl. fross, frosj ‘scháumen’. —
vgl. mnd. prústen, nní. proesten ‘prus-
ten, niesen’. — ai. prusrioti ‘spritzt,
benetzt’, asl. prys{k)nqti 'spritzen’, lett.
( s)praustát 'spritzen, prusten’ (IEW
809). — vgi. fors.
frysta schw. V. ‘vor kálte steif werden’;
abgeleitet von frost.
frse n. auch frjó ‘same, korn’ (< an.
*fraiwu-), nisl. frjó, fár, fra, nnorw.
dial. frœ, frjó, fre, nschw. frð. ndá.
fre (s. fiir die formen v. Friesen SVS
Uppsala 7, 1901 Nr. 2, 35-7 und H.
Pipping SNF 8, 1917 Nr 1, 67-8). —
> shetl. fro, fre; vgl. orkn. frothe
'neugeborenes kind’ (Marwick 48);
> me. fri ‘saat, nachkomme, fischro-
gen’, ne. fry ‘fischrogen’. — got.
fraiw ‘same’. — Die germ. wzl *fraiw-
íst wohl eine s-lose nebenform zu idg.
*sproiwo-, erw. zu *sper ‘streuen,
sáen’, vgl. gr. aneípo ‘streue, sáe’,
anípp.a ‘same', anopá, onópos ‘das sáen,
die saat’ (s. weiter Feist, Got. Wb. 163).
— vgl. frœr, frœva und spreena.
frægr adj. 'beriihmt’ (< germ. *frégjaz),
nisl. fár. frcegur, nnorw. frceg, aschw.
frcegher, ádá freeghcer. — ae. ge-freege,
as. gifrági ‘beriihmt’ eig. ‘nach dem
gefragt wird’; vgl. ahd. frága, afr.
frége, mnd. mnl. vráge. — vgl. fregna.
— Dazu frægð f. ‘nachricht, lob, ruhm’
(< germ. *frlgiþö), nisl. freegð, fár.
nnorw. frcegd, aschw. freeghþ, nschw.
frejd, adá. freegdh. — frægja schw. V.
‘lobén, preisen’, nisl. freegja.
fræna f. ‘kiihnheit’. — vgl. fránn.
frændi m. ‘verwandter, freund’, nisl. fár.
freendi, nnorw. frende, nschw. fránde,
ndá. freende. — > shetl. frend, friend;
schott. frend ‘verwandter’ (Flom 42).
— got. frijðnds, ae. freond, afr. friðnd,
friúnd, as. friund, mnl. vrient, ahd.
friunt. — Part. prás. zu frjá.
fræningr m. ‘schlange; speer’ (poet.),
nnorw. dial. frœning ‘schlange’, vgl.
far. frcenar-ormr. — abl. von fránn.
frænka f. ‘gelicbte’ (norw. DN) <
freendkona.
frær adj. auch frjár, frjór ‘íruchtbar
(< urn. *freewR < *germ. fraiwaz,
(vgl. H. Pipping GHÁ 11, 1905 Nr 3,
35-6 iiber dic wechsclformen), nisl.
frjór, nnorw. dial. freev, frey, fre,
nschw. dial. frö. — vgl. free und freeva.
frses f. ‘zischen, blasen’ (nur Fm 19);
vgl. nnorw. freese, nschw. frása ‘zischen’,
daneben; nnorw. frasa ‘spruhen, spru-
deln’, nschw. frasa 'knistem’, weiter
nnorw. frasla, frasta ‘knistern’, fresa
‘sprudeln, schnauben'. — gr. icpfjðo,
Tcí(jL7tp7)(zt ‘brennen’, russ. préju, pretí
‘schwitzen, kochen', asl. para 'dampf,
rauch’, apr. pore ‘warmer dampf’. Zur
idg. wzl *per-, pri- ‘spriihen, schnau-
ben' (vgl. fors), daneben mit «-erw.
*preu- (und zwar mit dental vgl.
frauð und Fróði, mit s vgl. frysa;
(s. IEW 809). — vgl. fress.
fræva schw. V., auch fræa, frjóa,
frjóva ‘bliihen, befruchten, fruchtbar
machen’, nisl. freeva, fár. freea, nnorw.
dial. frceva 'befruchten’. — vgl. free.
-freðr als 2. teil von PN. wie Geirfreðr,
Hallfreðr, Herfreðr, Þorfraðr; entstan-
den aus -friðr (A. Janzén NK 7, 1947,
103). Nach konsonanten auch neben-
form -reðr.
frer, frer n. ‘frost’ (< germ. *fruza-),
nisl. frer ‘frost im boden’. — Daneben
abl. got. frius ‘frost’. — vgl. frjósa.
frœða schw. V. ‘klug machen’, nisl.
freeða. — ae. gefredan ‘fiihlen, merken’,
mnl. vroeden, ahd. fruoten 'belehren’,
mhd, vrðden 'klug machen’. — vgl.
fróðr. — Dazu frœði f. n. ‘wissen-
schaft, kunde; zauberformel, lied', nisl.
frceði, fár. freði. — ahd. fruoti, mnl.
vroede 'klugheit’.
frœkn adj. ‘kiihn, mutig’, nisl. freehn,
fár. frehnur, nnorw. freken, aschw.
frekn, adá frekcen BN. — ae. frlcne,
frcbcne ‘mutig, gefáhrlich, wild’, as.
frðkni, frékni ‘frech’, ahd. fruohhan
‘kiihn, verwegen'. —- abl. zu frekr.
— Daneben frœkinn adj. ‘kiihn’,
freehinn, nnorw. freken.
frœsva schw. V. ‘regieren’, vibersetzung
von lat. dominari (nur in Heil. m. s.);
steht unter dem verdacht, fehlschrei-
bung zu sein.
frpmuðr m. ‘beförderer’ (poet.), abgel.
von frama.
fú- in fúgjarn ‘leicht vermodernd’, vgl.
fúi.
fúa f. ‘fuchs’, vgl. fóa.
fuð- ‘vulva’ in Zss. wie fuðflogi ‘mann,
der seiner verlobten entflieht’ und
fuðryskill 'fischart’; nisl. fuð, nnorw.
fud, fu, aschw. run. fuþ (Högstena 12.
Jht s. H. Jungner FV 31, 1936, 300),
nschw. fod, fo. — > ne. ON. Fouldray
(1327: Fotherey < Fuðarey, s. Ekwall
182); unsicher ob ne. dial. fud ‘podex.
cunnus’ aus dem skand. entlehnt oder
urspr. engl. ist; wohl am ehesten
10
fugl
146
fúna
letzteres (s. Ekwall MASO3, 1941,37).
— mnd. vut, nnl. -vot (in hondsvot
'schurke'), mhd. fotze, futze. — lat.
putidus ‘stinkend, faui’, puteo 'stinke',
ai. putau ‘nates', púti- ‘stinkend' (van
Helten ZdW 10, 1908, 195, IEW 849).
— vgl. fúi. — Dázu fuðrysklll m.
‘fischart’ (cottus scorpius ?), nisl. fuð-
ryskill ‘icelus bicornis', nnorw. frusk,
feerrosk (<*fuðrusk) neben demin.
furuskjoll. Vielleicht aus *fuð-fryskill ;
der z. teil dann demin. zu froskr
(FT 2, 410).
fugl m. 'vogel’, nisi. fugl, fár. fuglur, run.
norw. fokl (Eggjum c. 700, Krause
Nr. 54), nnorw. fugl, nschw. fdgel, ndá.
fugl. — > ne. ON. Foulney (1537:
Fowley, Ekwall 177); > shetl. fugle-
(Jakobsen 193). — got. fugls, ae.
fugol, fugel, as. fugal, afr. fugel, ahd.
fugal, fogal. — vgl. fóarn und fygla.
Etymologie unsicher. Die erklá-
rung als dissimilation aus *flugla-
(und dann zu fljúga. s. Bezzen-
berger ZdW 7, 1883, 78) ist nicht
befriedigend. — Eher zu lit.
paúkítis ‘vogel', pukas ‘daune,
feder’, und dann wohl zu fjúka,
wáhrend sehr wenig ansprechend
Jóhannesson, Wb. 564 es zu der
sippe von fár 2 stellt.
fugutr vgl. fóguti.
fúi m. ‘fáulnis’, nisl. fúi. — vgl. daneben
ae. fyne (< *funi) 'feuchtigkeit,
morast’, fynig ‘feucht’, ne. finew
‘modern’, nnl. vuns ‘muffig’ (Holthau-
sen IF 25, 1909, 149, wenn diese nicht
zur sippe von fen gehören, s. J. Trier,
Lehm 1951, 27-28). — lat. pús ‘eiter’,
gr. itOov, jtuó? ‘eiter’, jtöap ‘biestmilch’,
ai. púyati 'wird faul, stinkt', av.
puyeiti ‘fault’, lit. púvú, púti ‘faulen’,
air. othar (< *putro-) ‘kranker’, arm.
hu ‘eitriges blut’, toch. B popok
‘eiterung’ (v. Windekens 98). — vgl.
fauskr, feyja, feyra, fuð, fúki,
fúll, fúlna, fúna und fýla. — Dazu
fúlnn adj. ‘verfault’, nisl. fúinn, fár.
fúgvin, vgl. orkn. fuiany.
fúki m. ‘gestank’, nisl. fúki ‘gestank,
fauler seetang’. — abgel. von fúi.
fulga f. ‘kostgeíd, bestreitung des unter-
halts; viehfutter', nisl. fulga ‘kost-
geld’, nnorw. folga ‘altenteil’; vgl.
shetl. folgju, fulgju ‘pension, jahrgeld’
(Jakobsen 182). —Gehört mit gramm.
wechsel zu fela (also in der bed.
‘einem etwas iibergeben, anvertrauen’).
full n. 'becher’. — ae. full ‘ds.’. — Die
erklárung 'gefullter becher’ (zweifelnd
Torp, Sprachschatz 235) zu fullr ist
abzuíehnen; eher zu asl. polú ‘schöpf-
gefáss’, lat. pelvis, gr. jctXXf;, jttXÍ?
‘becken’, jreXíxj], jréXif; ‘becher’, jtéXXa
'milcheimer’, ai. pári ‘milcheimer’, pála-
‘almosentopf’, páliká 'kochtopf’, pala-
‘hohlmass', pálavi ‘geschirr’ (Holt-
hausen IF 25, 1909, 152).
Diese wortgruppe kann man stel-
len zur idg. wzl *pel ‘einzáunen,
flechten’; vgl. J. Trier, Lehm 1951,
29, der aber offen lásst, ób man in
diesem fall noch ai) die uralte
technik des mit einem geflecht
hergestellten tongefásses denken
darf; gr. jcj)Xo<; ‘lehm’, jngXóo)
‘mit lehm beschmieren’, jtXáoou
‘kneten’ deuten darauf hin, dass
man einfach von der töpferarbeit
ausgehen darf.
fúll adj. 'faul, stinkend’, nisl. fúll, fár.
fúlur, nnorw. fúl ‘ranzig, geil, böse’,
nschw. ful ‘fauí’, ndá. ful ‘hásslich’. —
got. fúls ‘faul, stinkend’, ae. afr. ahd.
fúl ‘faul, unrein’, mnd. vúl, mnl. vuul,
vuyl- ‘schmutzig’, — lit. púliai pl.
‘eiter’, piaúlai pl. 'faules holz'. l-e rw.
zu der in fúi vorliegenden wurzel. —
vgl. fýla. —- Dazu fúimár m. ‘sturm-
vogel’, fulmarus glacialis' (poet.), nisl.
fúlmár, eig. ‘hássliche, stinkende möwe’.
— > schott. fulmair, falmair ‘sturm-
vogel’ (Henderson 124-6). — fúlna
schw. V. ‘faulen, stinken', nisl. fúlna,
nschw. fulna. — Fúlnir m. ‘name
eines sklaven’ (Rig 12) eig. ‘der
stinkende’.
fullr adj. ‘voll' (< germ. *fulnaz ), nisl.
fár. fullur, nnorw. schw. full, nda. fuld.
— got. fulls, ae. as. ful, afr. full, foll,
mnl. vol, ahd. fol. — ai. -prnui, asl.
■ blúnú. lit. ■bilnas air. lán ‘voU '. nebeir
ai, púrna. prána. lat. plenus. Eig. part.
bimung zur idg. wzl *pet, *pll 'voIIT
jBllen’, vg l. lat. plére, gr. jcL(XJtXj]|xt, a±~
brnámi. pibarmi 'flillen'. ht. vilú
‘giesse’ air linaim ‘fiille'. arm. li 'voll’
(itw 799). — vgl. fjgi 2, folk, Fulla,
fullna und fylla. — Dazu fullna
schw. V. ‘voll, vollstándig werden’,
nisl. nnorw. fullna.
fullting n. ‘hiilfe’. Dieses nur isl. belegte
wort erinnert formal an ae. fultum
‘hiilfe’, das aus fulteam entstanden ist.
Ist es vielleicht, unter einfluss der
endung -ing aus *fullteng entstanden,
also ‘was fest zusammengeschlossen
ist’? — vgl. tengja.
Wenig ansprechend Jóhannesson,
Wb. 482 zu einer idg. wzl *dengh,
vgl. ai. daghnoti ‘erreicht’, air.
daingen ‘fest, hart’. Dann wáre
dieses aisl. wort das einzige germ.
beispiel dieser wortsippe.
fúna schw. V. ‘verwesen, veríaulen’, nisl.
fár. fúna. — vgl. fúi.
fundera
147
fylgja
fundera schw. V. ‘stiften, griinden' (chr.
Schr.) < mnd. fundlren < lat. fundire.
fundr m. ‘das finden; fund; begegnung'
(selten fyndr, s.Noreen, Gramm. §392);
nisl. fár. fundur, nnorw. schw. dá.
fund', vgl. shetl. funder. — mnd. mhd.
vunt, mnl. vont ‘fund’. — vgl. finna.
fundra schw. V. 'trödeln, lauern' (poet.,
s. E. A. Kock NN § 2260); nisl. norw.
schw. dial. fundra ‘lauem, erschleichen';
abgeleitet von *funda, vgl. áschw.
funda ‘ausfindig machen, nachdenken’,
nschw. dial. funna ‘ahnen, nachsinnen’.
— vgl. finna.
funi m. ‘feuer’ (m. stattn. unter einfluss
von eldr), nisl. funi. — > shetl. fona
‘tabuwort’, daneben fenna, finna, fenni,
finni; > schott. fuin ‘backen' (Hender-
son 114). —- got. fðn ‘feuer’ und mit
A-suffix: me. fonke, mnd. vunke, mnl.
vonke, ahd. funko ‘funke’ (IEW 828).
— Daneben fýrr, das auf alte hetero-
klytische dekl. hinweist (s. E. Schwarz
122-3). — vgl. fen.
funtr m. ‘taufstein', nnorw. schw. funt,
ndá. font. — Entweder < afr. font,
funt oder < ae. font < lat. fontem
acc. zu fons ‘quelle’.
fnra. fúra f. 'föhre ’, schiff (poe t.i <^
germ. *furhðn; nisl. fár. fura, nnorw.
furU, fura, nschw. fura, ndá. fyr. —
> mnd. vuren (s. Brattegard NTS 7,
1934, 279); > nnl. vuren-hout ‘norwe-
gisches fichtenholz’. — ae. furh, as.
furie, ahd. foraha ‘föhre’ neben ahd,
fereh-eih, langob. fereha 'aesculus’ (nach
Hoops, Waldb. 118 soll die urspr. bed.
’eiche’ gewesen sein; áhnliche bed.
verschiebung wie bei bók). — gr.
Iluppalov ‘berg auf Lesbos' , pazÉali
’ti cus íniectoria '. Nehen dem o-stamfti
ka nnte das id g. aucE" emen M-stafnnr -
(sakrale bedTs^ Specht KZ 64, 1937, Ió) _
v gl. lat. quercus ‘eiche’ ideshalb wohl
bed.pntw. iiber ‘baum’ > ‘föhre’)
(IEW 822); vgl. f jQrgyn. — vgl. auch
fjQrr 1 und fýri 1.
Dagegen verwirft Loewe PBB 60,
1936, 160-163 die verbindung mit
quercus und verbindet damit gr.
7 répxi) ‘fisch mit stachelflossen’,
also zur wzl *perk ’spitz, stachlig’,
also eig. ‘nadelholz’.
fúrast schw. V. ‘verschlissen werden’,
vgl. nnorw. fura ‘reiben, stossen,
eilen. — Weiter keine entsprechungen.
furöa f. ‘vorbedeutung, wunder’, nisl.
furða, nnorw. furda. — Dazu auch
furða schw. V. ‘vorbedeuten, sich
wundern’. — Nimmt man als grund-
bed. etwa 'vorbote’ an, so kann es aus
*for-riððn ‘der voran reitet’ entstanden
seín (Torp, Ordb. 140), vgl. ríða 1.
fórr m. ‘feuer; schlange’ (poet.), neben
gewöhnlich fýrr. — > shetl. furin
‘tabuwort fiir feuer’. — vgl. f ýri 2.
furtr m. ‘furz’ (nur als Bn. iiberliefert),
nisl. furtur ‘tölpel, grobian’, nnorw.
furt ‘furz; anfall von ubler laune; wer
leicht beleidigt ist’. — mnd. mnl. vort,
mhd. vurz. — Daneben mit metathesis
fretr.
fúss adj. ‘bereit, entschlossen’ (< germ.
*funsaz; zu erwarten wáre *fóss, s.
Noreen, Gramm. § 113 Anm. 1; nach
Sturtevant SS 18, 1944, 65 unter
einfluss von fýsa), fár. fúsur, nnorw.
schw. dial. dá. fus; vgl. nisl. fúss
'entrustung, zorn’ und shetl. fusom
'eifrig, arbeitsam’ (Jakobsen 195). —
ae. fús 'willig, eifrig, schnell’, as. fús
'bereit’, ahd. funs (got. *funs zu
erschliessen aus PN. wie span. Alfonso).
— Falls man annimmt, dass *funsa
< *funþsa- oder *fundsa entstanden
ist, kann man an finna anknupfen,
vgí. ae. fundian, as. fundön ‘streben,
eilen’. — vgl. aufúsa und fýsa. —
Auch als 2. glied von PN. wie Gunnfúss,
Hróðfúss, Sigfúss, Vigfúss; auch
wgerm. vgl. burg. Sigefunsus, fránk.
Herifuns und span. Alfonso (< *aþala-
funsa-).
fustan n. ‘zeug aus baumwolle’ < me.
fustane, vgl. span. fustan, afrz. fustaine
< mlat. fustanum, eig. zeug aus Fustát,
vorort von Kairo (s. Falk NVA 1919.
66 ).
fyðryskill vgl. fuðryskill.
fygla schw. V. ’vögel fangen’, nisl. fár.
fygla; ohne umlaut nnorw. fugla, wie
ae. fuglian, ahd. fogalðn. — Dazu
fygll f.n. ‘vogelfang’ (norw. DN) und
in Zss. gráfygli ‘graugans’. — ja- abl. zu
fugl-
-fyl n. ‘fiillen’ (< germ. *fulja-), nisl. fár.
nnorw. fyl, nschw. föl, ndá. fol. — ahd.
fuli. — vgl. foli und fylja. — Daneben
fyla f. ‘junge máhre’.
fýla f. ‘gestank, unrat; veráchtlicher
mensch', nisl. fýla ‘gestank’, nnorw.
fyla ‘geilheit bei tieren, unrat’, vgl.
nschw. dial. fulas 'briinstig sein (von
hunden)’. — > me. file ‘schurke’
(Björkman 210). — vgl. fúll.
fyldingr m. ‘fischart’ (þula; var. fylvingr) ;
abgeleitet von fold.
fyldlr mpl. ‘bewohner von Vestfold’,
vgl. mlat. Westfaldingi.
fylgð f. ‘begleitung, gefolge’ (< germ.
*fulgiþð), nisl. fylgð, fár. nnorw. fylgd,
aschw. fylghþ. —■ ae. folgoð ‘gefolge,
dienst; amt, bezirk; schicksal’, ahd.
folgida. — vgl. fylgja 2.
fylgja 1 f. ’begleitung, gefolge; schutz-
geist’, nisl. fylgja ‘nachgeburt, gespenst’
fylgsni
148
fyrmuna
Geht man von dieser bedeutung aus
(s. de Vries, Altg. Rel. gesch. II § 290),
so wáre das wort vielleicht mit fela zu
verbinden, obgleich gerade die bed.
‘nachgeburt’ auch als das ‘nachfolgen-
de’ gedeutet werden kann, vgl. nnorw.
etterferd, nschw. dial. efterfölge (E.
Lidén GHÁ 40, 1934 Nr 3, 33); dann
also zu fylgja 2.
— 2 schw. V. ‘folgen, begieiten’, nisl. fár.
nnorw. fylgja, nschw. följa, ndá. felge.
— ae. fylgan, folgian, afr. folgia, fulgia,
folia, as. folgön, mnl. volgen, ahd.
folgén. — vgl. fylgð.
Man hat an die sippe von fela
ankniipfen wollen; bed. ubergang
‘bedecken > beschiitzen > in
jemands gefolge sein’ (Torp, Wort-
schatz 237); recht unsicher. Da-
gegen zu einer idg. wzl *pelgh
‘folgen’, wozu auch kymr. com ól
‘spur’ und kymr. olaf ‘der letzte’
(Fick II, 52).
fylgsni n. ‘versteck’, nisl. fylgsni, vgl.
nnorw. dial. fylsnasl 'sich schámen’. —
Mit hinsicht auf got. fulhsni ‘geheimnis’
kann man von der skand. grundform
*fulhsnjö ausgehen (das *fylsni, *fyl-
xni ergeben musste), aber unter ein-
fluss von folginn umgebildet (Sverdrup
IF 35, 1915, 163); einfacher aber aus
gramm. wechselform *fulgsnjö. — vgl.
fela.
fýling f. ‘sturmvogel’ (þula), vgl. fúlmár.
fylja f. ‘fiillen’, nisl. norw. fylja, nschw.
dial. fyllja, föllja, ndá. dial. fylli. —
> me. fillie, ne. filly (Björkman 184),
dial. auch ‘schwatzhaftes junges weib’
(Flom 40). — Zu diesem wort Zetter-
holm, Nordiska ordgeogr. studier 1937,
72-83. — vgl. foli und fyl.
fylki n. ‘kriegerschar, haufen; distrikt’
(< germ. *gafulkja), nisl. fár. fylki,
nnorw. schw. dá. fylke (nach E. Ek-
wall UUÁ 1904 Nr 3, 46 ist das wort
in der bed. ‘schar’ vielleicht aus Zss.
losgelöst, deren 2. teil -fylki war; diese
sind aber im an. nicht iiberliefert;
dagegen ist in der bed. ‘distrikt’ an
einen . fnf-stamm zu denken nach
Erdmann ANF 7, 1891, 83). — ae.
gefylce ‘schar, regiment’. — vgl. folk.
— Dazu gehören weiter: fyiking f.
‘heeresabteilung'. fylkir m. 'heeres-
fiihrer, könig’ (poet.) und fylkja schw.
V. ‘kriegsvolk ordnen, in schlacht-
ordnung aufstellen’, nisl. fár. fylhja,
nschw. fylka. — > ae. fylcian (Björk-
man 210).
fyllaschw. V. 'fiillen’ (< germ. *fulljan).
nisl. fár. norw. schw. fylla, ndá. fylde,
— got. fulljan, ae. fyllan, afr. fullia,
follia, fella, as. fullian, mnl. vullen, ahd.
fullen: daneben ae. fullian, as. fullon,
mnl. vollen, ahd. fullön. — as. na-
plúniti ‘fiillen’. — vgl. fullv.
fylskni, fylsni n. auch tylsn f„ ‘versteck’,
vgl. fylgsni.
fylvingr m. ‘nuss, schwert, fisch’ (poet.)
— zu fQlr (s. E. A. Kock NN §§ 348,
462).
tylxni n. vgl. fylgsni.
fyndr m. 'fund, zusammenkunft’, aschw.
fynd í., nschw. fynd n„ vgl. shetl. finder
‘fund’. — afr. find ‘fund, rechterliche
erkenntnis’, vgl. mnl. vinde f. 'fund,
list’. — vgl. finna und fundr.
fyr práp. práf. ‘vor; durch, wegen; trotz;
fiifVnisI, ty»v-nnorw. fer, fy, fe, nschw.
för, ndá. fer. — got. faur, ae. for, fore,
afr. fori, fore, for, as. for, far, fora,
mnl. vore, voor, veur, ahd. fora (as. ahd.
auch furi). — l at. prae ‘voran. voraus'.
la t. prior ‘der frii hf.r e'. gr, ir npnl. (eig'
dT~sg. wie lat. tra e\ und 7rapá 1 oei,
nach) gegen’, lit. jrre Dei, an’, apf.
pret^zu, an, bei’, galí are- {írTAreriWYÍ^
cu f^vor de m ffieer e'l. 7t pr~zur idg7
wzl *i>er . — vgh fiarri und weiter
fyrir, fyrr und fyrstr.
fyrðar mpl. ‘mánner’ (daneben auch
firðar s. H. Pipping, Fschr. Lidén 1912,
151) aus germ. *ferhwiðöz (s. Olson
ANF 31, 1915, 23. Dagegen *ferhwðjöz
s. Sturtevant MPh 26, 1929, 467). Wie
hglðar zu halir ist fyrðar zu firar gebildet
(s. Hj. Lindroth NB 6, 1918, 69). —
vgl. firar, fjQt und fyrvar.
tyri 1 n. ‘föhrenwald’ (< germ. furhia),
nnorw. nschw. dial. fyre. — >» manx
ON. Firmoss (Marstrander NTS 6,
1932, 278). — vgl. fura.
— 2 n. ‘feuer’ (pœt.). — vgl. fýrr.
— 3 f. ‘flussname’ (bei Uppsala); run.
schw. furi (Högby c. 1000). Die erklá-
rung fyri < fyrvi zu skand. fir — fjara
wird von H. Pipping NB 24, 1936,
66-75 verworfen. Nach I. Modéer NB
32, 1944, l 7 ó S °U es eine unrichtige
form im westnordischen fiir schw.
ferre ‘fjord’ sein.
fvr ir 1 adv. práo. (letzteres erst seit
*9em 12. Jht, vglTF. J ónsson, Seks Afh.
46-47) ‘vor, fiir’, nisl. fyrir. fár. fyri,
nnorw. fyre, nschw. före, för. — vgl.
-,^-24?jáfix. In Zss. wie fyrirstanda nach-
ahmung von mnd. bildungen; dagegen
in Zss. wie fyrirbjóða, fyrirdjarfa (die
friiher wie fyrirstanda beurteilt wurden)
hat das práf. pejorative bed.; es
können urspr. nordgerm. bildungen
sein (T. Johannesson, Part. Komp.
205 ff.). — vgl. for 2.
tyrmuna schw. V. ‘missgönnen’ < as.
farmunan, ahd. farmanön ‘geringschát-
fyroast
149
fœgiligr
zen, verleugnen' (s. W. Mohr ZfdA 76,
1939 . » 5 *)-
fyrnast schw. V. ‘alt werden, vergessen
werden', nisl. fár. fyrnast, nschw.
fyrnas, förnas vgl. nnorw. fyrne ‘ver-
trocknetes gras', forne ‘diinne schicht
asche’. — ahd. firnln ‘alt werden'. —
vgl. forn. — Weiter fyrnd f. ‘alter,
vorzeit’ ( < gerjn. * furniþö), nisl. fár.
fyrnd. — Fyrnir m. ‘riesenname’,
(< umord. *furniaR). — fyrnska f.
‘alter, vorzeit’ (< germ. *furn-isk-ðn).
— vgl. forneskja.
fyrr adv. ‘friiher, vorher’ (< germ.
*furiz)\ daneben adj. fyrrl; vgl. nisl.
fyr, fyrr, fár. nnorw. fyrr, nschw. förr,
adá. for. — ahd. furiro ‘der friihere,
vordere’ — Komp.bildung zu fyr.
fýrr m. ‘feuer’ (poet.) aus germ. *feuraz,
daneben auch fúrr; nnorw. adá. fyr.
— ae. fýr, afr. fiúr, fiðr, as. ahd. fiur.
— umbr. pir, gr. 7c0p, toch. A por
'feuer’, arm. hur ‘fackel’, air. tír ‘feuer’
(s. Brugmann IF 33, 1914, 308-13 und
Bartholomae PBB 41, 1916, 284), heth.
pahhur (s. weiter Feist, Got. Wb.
158-159) — vgl. fyri 2 und funi
(wechselformen mit n und r aus der
urspr. heteroklytischen dekl.).
fyrsa schw. V. ‘scháumen’ (von einem
wasserfall), nnorw. fyssa neben fossa
(nisl. nur fossa) ; /-bildung zu fors 1.
fyrst adv. ‘zuerst’ und fyrstr adj. ‘der
erste’, nisi. fár. fyrst und fyrstur,
nnorw. fyrst, nschw. först, ndá. forst.
— ae. fyrst und fyrsta, afr. ferist,
ferost, as. ahd. furist und furisto. —-
Superl.bildung zu fyr.
fyrva schw. V. ‘ebben; fehlen’ (< germ.
*ferwjan; nach H. Pipping, Fschr.
Lidén 1912, 153 wáre *fira zu erwarten,
also mit anal. erhaltenem w). — vgl.
fjara.
fyrvar mpl. ‘mánner’ (< urn. *firwöR
< germ. *ferhwiöz (s. E. Olson ANF
3 i. 1915. 22). — vgl. fjgr, fjgrvar
und fyrðar.
fysa schw. V. ‘antreiben, aufreizen’
(< germ. *funsjan), nisí. fár. fýsa,
nnorw. fysa ‘geliisten’, ndá. fyse ‘vor-
wártsstiirzen’. — ae. fýsan ‘forttreiben,
eilen’, as. fúsian ‘streben, neigen’, nnd.
fúsen ‘eilen’. — vgl. fúss. —Auch burg.
PN. Funsja (Gamillscheg RG 3, 118).
f*ð f. ‘kleine zahl; unfreundliches betra-
8 en ’ (< germ. *fawiþö. s. H. Pipping,
Fschr. Lidén 1912, 143); nisl. fœð. —
vgl. fár 2.
f*gja schw. V. 'reinigen (des schwertes),
verehren’ (< urn. *fágjan)\ nisl. norw.
fœgja, nschw. dial. fagga, fája. — > me.
fœgen, flgen (Björkman 237), ne. dial.
fay, fea, fie (Thorson 60). — vgl. fága.
fækka schw. V. ‘vermindem’, auch
festka, festta; nisl. fár. feskka; vgl.
nnorw. feskka í. ‘mann mit geringer
veranlagung’; die form festka (spáter
assim. zu feskka) ist mit einem A-suffix,
dagegen festta (wie smestteisH) mit
einem /-suffix zum neutr. fitt gebildet.
Nach Sturtevant MPh 26, 1929, 475
eher análogiebildung statt *fesr-ka,
das zum komp. gebildet sein sollte. —
vgl. fár 2.
fæla schw. V. ‘verscheuchen’, nisl. norw.
fesla ‘fiirchten’, nschw. dial. fála, adá.
fesle ‘erschrecken’. — Dazu fælinn
‘bange’, nisl. feslinn, nnorw. feslen,
nschw. dial. fálin und fælt adv.
‘furchtsam’, nnorw. feslt, adá. fesl. —
ae. ealfesle ‘verderblich, schrecklich’. —
vgl. fála.
fær n. ‘schaf’ (< germ. *fahaz; alsoalter
es-stamm), fár. fár, nnorw. faar ‘hilf-
loser sttimper’, aschw. fár, nschw. fdr,
ndá. faar ‘schaf’. — > ne. dial. far
(s. Björkman 94: aus ostskand.). —
Damit verwandt adá. fest, aschw.
ullafátter ‘zusammengerollte wolle’, vgl.
ae. feht, fieht ‘schaffeli mit wolle’, afr.
fecht, mnl. vacht ‘flies’. — lat. pecto
‘kámme’, gr. néxa ‘rupfe’, Ttéxrea
‘kámme’, néxo^, nóxot; 'flies, woUe’,
ht. peSú, piSti ‘pflucke, rupfe’ (IEW
797). — vgl. fax und fi.
færa schw. V. ‘schaden’. — ae. fesran
‘erschrecken’, afr. forfira ‘erschrecken’,
as. fárön ‘lauem', mnd. viren ‘er-
schrecken’, mnl. varen, ahd. farin
‘nachstellen’; vgl. got. flrja ‘aufpasser’.
— vgl. fár 1.
Færeyjar fpl. ‘Faröer’, fár. Fsroyar;
gewöhnUch als ‘Schafsinseln’ gedeutet,
aber das dtirfte jtingere angleichung
sein; nach A. W. Bragger NVA 1930
Nr 3 gehört der name eher zu mir.
fearann ‘land, gebiet’.
fæta schw. V. ‘schön tun’. — got. fltjan
‘schmticken’, ae. festan ‘schmticken’,
vgl. ae. fest ‘geschlagenes metaU, gold-
schmuck’, fested ‘geschmtickt, festels
‘gefáss’, ahd. givázzi ‘ds.’. — lit. p'idas
‘garbe’, lett. plda 'bund’. — vgl.
fata 2.
fætka, fætta schw. V. vgl. feskka .
fœða schw. V. ‘náhren, erziehen’ (<
germ. *fððjan), nisl. fesða, fár. feða,
nnorw. feda, nschw. föda, ndá. fede. —
got. fodjan, ae. fœdan, fldan, afr. flda,
as. fðdian, mnl. voeden, ahd. fuottan. —
vgl. fóðr 1. — Dazu fœða f., fœði
n. ‘nahrung’. — got. fðdeins und ae.
fðda.
fœgiligr adj. ‘angenehm, stattlich’, wohl
< mnd. mnl. voegelijc ‘passend’,
weiter zu ae. figan, as. fðgian, mnl.
voegen, ahd. fuogan ‘fiigen, verbinden’.
— vgl. fá i und fagr.
fœla schw. V. 'zum narren halten’,
aschw. fölas ‘nárrisch sein'. — vgl.
fól.
fœraschw. V. 'bringen, fiihren’ (< germ.
*fðrjan), nisl. fœra, fár. nnorw. fera,
nschw. föra, ndá. fore. — got. förjan,
ae. fœran, firan, afr. féra, as. förian,
mnl. voeren, ahd. fuoran. — Kausat. zu
fara. — Dazu fœri í. ‘tuchtigkeit’ und
n. ‘gelegenheit, mittel, gerát’, nisl.
fœri ‘gelegenheit, vermögen’, fár. feri
‘fahrzeug; gelegenheit’, nnorw. fere
‘beschaffenheit des weges; reisegepáck,
gerát’, nschw. före, ndá. fare ‘zustand
des weges, werkzeug’. — > me. fere
‘macht’ (Serjeantsson 83); > lpN.
fiev'ro 'beförderungsmittel’ (Qvigstad
151). — afr. fere ‘nutzen, vorteil’, as.
giföri ‘nutzen', mnl. gevoere 'betragen,
handelweise’, ahd. gifuori ‘geschickt-
heit; gewinn; hausrat’. — fœrr adj.
'reisefertig; fáhig, geeignet’, nisl. fcer,
fár. forur, nnorw. dial. for ‘fahrbar,
kráftig’, nschw. för ‘im stande, fáhig’,
ndá. for ‘stark, korpulent’. — > ae.
flr 'fáhig zum gehcn, gesund’ (Björk-
man 237), ne. dial. fere, feerie ‘stark,
gesund’ (Thorson 88). — ae. fœre, fére
‘diensttauglich’, gefére ‘fahrbar’, afr.
fére, ahd. gifuori ‘bequem'. —- ai.
párya ‘zum ziel fiihrend, niitzlich'. —
vgl. fara.
-fœta f. in Zs. háfœta BN. ‘hochfuss’, ja-
abl. von fótr. — Auch fœttr adj. 'mit
fiissen versehen’ in Zss. wie einfœttr
‘einfussig', velfœttr ‘gut zu fuss’. —ae
-fœted, mnd -vœted.
fœzla f. ‘nahrung, unterhalt' (< germ.
*föðisla-), nisl. fœösla, fár. feðsla,
nnorw. fodsl ‘nahrung’, nschw. dial.
födsla ‘gebármutter’. -— ae. fcedels, mnl.
voetsel, ahd. fuotisal ‘nahrung’. — vgl.
fceða.
Fqð f. ON., vgl. auch Ftjðvangr (jetzt
Fivang). Das wort bedeutet eig. 'zaun,
grenzscheide’ (M. Olsen NVA 1915,
— got. faþa, mhd. vade, vate
‘zaun’. — vgl. faðmr, faðir, fóðr
und feima.
-fpðr m. in Zss. alfgðr ‘allvater’, aldafpðr
'menschenvater’, Valfeðr ‘Odinsname’.
— vgl. faðir.
fyggur m. ‘nebenform zu fokurr 'pack,
bundel’. Man wird das wort wohl mit
bildungen wie bgggr, baggi und pakki
zusammenstellen mussen; vielleicht
mit affektivem lautwechsel.
íognuðr m. vgl. fagnuðr.
fgkta schw. V. ‘entfliehen’ (nur einmal
Fm), wohl zu lesen flpkta ; dagegen
Jóhannesson, Wb. 565 vermutlich fiir
*fauk-ta, dass er dann weiter zu fjúka
stellen möchte.
f 9 l n. ‘diinne schneedecke’, nisl. föl ‘ds.’,
fár. felv ‘diinne schicht’. — > shetl.
fiv(e)l, fivla ‘diinne schicht’ (Jakobsen
161). — Vielleicht zu gr. MnXofoi; ‘die
netzhaut um die gedárme’, lit. plévi
‘feine, diinne liaut', russ. plevá 'háut-
chen’ (IEW 803). — vgl. fjall 2.
Fqlkvir m. 'name eines pferdes’. Kahle
vermutet IF 14, 1903, 160 fehlschrei-
bung fiir *Fglksvir, vgl. Fplski ; es
kann aber wohl erw. zu fplr sein, also
‘das falbe pferd’ (A. M. Sturtevant
MLN 43, 1928, 130); weniger wahr-
scheinlich zu falki (Holthausen, Wb.
78).
f?lr adj. ‘bleich, fahl’ (< germ. *falwaz),
nisl. fölur, run. schw. faluan (akk. sg.
m.; Sigtuna-dose c. 1050, v. Friesen
FV 1912, 6 ff.). — ae. fealu (ne. fallow),
as. falu, mnl. valuwe, valu, vael, ahd.
falo ‘fahl, falb’. — lat. palleo (- ll-<-ln -)
‘blass sein’, asl. plavú ‘weisslich’, lit.
pálvas ‘blassgelb’, alle zur idg. wzl
*poluos, neben andere bildungen in
gr. 7roXió<; ‘grau’, 7teXtó; ‘dunkelfar-
big’, ai. palita- ‘altersgrau’, arm. alik'
(pl.) ‘derweisse bart’ (zur wzl *peli).
Zur bed. variation dieser farbennamen
s. Persson SVS Uppsala 10, 1912, 32).
Die idg. wzl *pelu und *peli sind
erw. zu *pel, vgl. mir. liath ‘grau’,
lit. pell, Iett. pele, apr. peles ‘maus'
(IEW 804). — vgl. Falki, Falstr,
fylvingr.
Diese wzl *pel ist viell. ident. mit
*pel ‘flechten, zaun', wenn man,
wie J. Trier, Lehm 1951, 30 das
versucht, an den hellen oder
grauen anstrich der lehmwand
denkt. — Dann darí man also
nicht mit Specht, Idg. Dekl. 117
eine urspr. farbbezeichnung *pel
annehmen, die neben *bhel (vgl.
blý) stehen sollte.
Weiter gehören dazu fqlna schw.V.
‘verwelken, blass werden’, nisl. fölna,
fár. felna, nnorw. dial. folna, nschw.
falna, ndá. falme. — fqlski m. ‘weisse
leichte asche iiber dem angebrannten
feuer’, auch ‘rotes pferd’ (s. dazu
Kahle IF 14, 1903, 160). (< germ.
*falwiskan), nisl. fðlskvi, nnorw. dial.
falske, nschw. dial. falske (nschw.
falaska, ndá. falaske umgebildet nach
aska). — ahd. falawisca. — fplvan
f. ‘erbleichen’ — Fplvir m. ‘schwert’
(þula), eig. ‘das fahle'.
-fqn f. in Zs. tálknfgn 'faser im fischbein’,
nnorw. fin, nschw. dial. fan; vielleicht
zu fenja ? Oder s-lose nebenform zu
spánn ?
151
gaddr
f?nn
fpnn f. ‘schneewehe, fester schneehaufe’
(< germ. *faznð), nisl. fðnn. fár. norw.
fann, fonn, nschw. dial. fann. — >
orkn. shetl. fann. — ae. fas ‘franse’,
mnd. mnl. vese ‘spreu, faser’, ahd. faso
m. fasa f. ‘faser, franse’, fesa f. ‘spreu’. —
asl. pachati ‘ventilare’, pesúhu ‘sand’;
zur idg. wzl *pís ‘blasen, wehen’,
neben *pus in lat. púsula, pustula
‘blase’, asl. puchati ‘blasen’, lit. pusnis
‘schneewehe’ (s. Persson UUÁ 1891,
199; IEW 823 und vgl. ffúka). —
vgl. fenna 2 und fenni.
tqr f. 'reise, fahrt’ (< germ. *farð), nisl.
för, nnorw. for, far, aschw. far. —-
> lpN. farro, farru ‘gefolge, reisegesell-
schaft’ (Thomsen 2, 174). — ae. ftsr
‘fahrt', ahd. far ‘uberfahrt, hafen’. —
gr. irépo5 ‘furt’. — vgl. fara. — Dazu
fgrla schw. V. ‘eine arbeit vollbringen
können’, nisl. förla ds.; nnorw, farlast
‘sterben’. — fprull adj. 'umherziehend’.
ÍQSull m. 'band ?' (nur in kenning gljúfra
fgsuil fur 'schlange’) vgl. nisl. berfðsull
= berfetill ‘fisch an der angelschnur.’ —
Vielleicht zu russ. pasmo ‘bindegam’.
— vgl. auch die unter /p«« genannten
wörter!
fQxóttr adj. 'mit máhnen versehen’. —
vgl. fax.
G
gá I f. ‘bellen, spott’ (in Zss. wie goðgá
‘gotteslásterung’), nisl. gá. — vgl.
gáli, gauð und geyja.
— 2 f. 'aufmerksamkeit’, nur in úgá
mangel an aufmerksamkeit'. — vgl.
gd 3.
— 3 schw. V. ‘achtgeben, vorsehen,
schonen’, nisl. gá, fár. gáa, nnorw. gaa.
— Dazu shetl. godet, gudet (< gáðr ?)
‘in einer gewissen stimmung’ ? (Jakob-
sen 233).
Die etymologie ist umstritten. Am
einfachsten aus germ. *gawln,
schon der me. entl. gawen, gowen
wegen (Björkman, Fschr. A.
Noreen 1904, 169 ff.); also zu asl.
govíti ‘verehren’ (IEW 453); weiter
zu gaum (Torp, Fschr. Unger
1896, 186). — Andere erklárungen
gehen aus von der annahme, dass
in diesem wort die partikel ga-
stecken soll; dann aber gibt es
noch mehrere möglichkeiten: 1.
< *ga-ahwln, also zu eetla (Noreen,
Urgerm. Lautl. 25). — 2. < *ga-
anhén, zu lat. anculus ‘diener,
knecht’, ancilla ‘magd’ (Wadstein
IF 5, 1895, 7); wenig ansprechend.
— 3. zu ae. ge-xewan 'zeigen’, vgl.
iewan, eowian ‘zeigen, offenbaren’.
Man sollte erwarten *gaujan, aber
nach prát. *gauða > gáða konnte
gá analogische neubilding sein
(s. Björkman, Fschr. A. Noreen
1904, 169-72); zu kompliziert.
4 ‘gehen’ <ostskand. gá, nebenform
zu ganga.
&abb 'spott’, nisl. fár. gabb, aschw. gab
und gabba schw. V. ‘zum narren
halten’, nisl. fár. aschw. gdbba, adá.
gabbe. — me. gabben ‘spotten, betriigen’,
afr. gabbia 'verklagen’, mnl. gabben
‘possen machen’, mnd. gabben ‘narren’
(aus germ. stammt afrz. gab ‘spott',
nfrz. gaber ‘hánseln’ und nicht umge-
kehrt! s. Gamillscheg 449). Frequen-
tative nebenformen: mnl. gabbelen
‘lachen, schwatzen’ und nnl. ginne-
gappen neben álter ginnegabben ‘kich-
ern', daneben nhd. gaffeln ‘lachen,
schwatzen’, ae. gaffetung ‘spott’. Die
reiche entw. beweist den germ. charak-
ter; hinzukommen onomatopoetische
bildungen (Ehrismann PBB 22, 1897,
564). Wechselformen sind weiter *gab
vgl. prát. gafði; s. fiir wechsel bb:
ð v. Friesen, Mediogem. 36-40 und
Bloomfield, Fschr. Sievers 1925, 101)
und *gap (vgl. gapa; s. fur wechsel bb:
p Heilquist GHÁ 14, 1908 Nr 2, 13).
Dazu noch mhd. gampel, gimpel ‘mit
dem man seinen spott treibt’, gampen
'scherzen’ (Solmsen IF 30, 1912. 7 )- —
vgl. gambra.
gadda schw. V. ‘stechen, stacheln’ (spát
bezeugt). — vgl. eaddr 1.
gaddan n. ‘kopftucn aus roten pferde-
haaren, wie auf den Orkaden gebráuch-
lich’. Deshalb doch wohl < schott.
gadan, demin. zu gad ‘weidenband,
brustgurt’ (wiewohl air. gat eine form
*gatan ergeben wiirde; deshalb abge-
lehnt von Marstrander NTS 5, 1932,
276). Die ableitung aus gaddr 1 ist der
bed. nach wenig befriedigend.
gaddr 1 m. 'stachel, spitze’ (< germ.
*gazdaz), nisl. gaddur, nnorw. nschw.
dial. gadd ‘spitze, stachel', adá. gad
'stachelstock’, ndá. dial. gad, gaj
'haken zum fischfang’. — > shetl.
gadd ‘grosser nagel’; > me. gedd(e),
ne. dial. gad, ged ‘stachel’ (Björkman
169); > finn. karta ‘spitze landzunge;
meerboden von steinen’ (? s. Karsten
152
gagn
gáfti
FMS 4, 1936, 470). — got. gazds
‘stachel', as. gard ‘stab, rute’, mnl.
gaert, nnl. gard, ahd. gart. — lat. hasta
‘lanze’, mir. gat (< *ghazdh-) ‘weiden-
rute'. gass (< •ghasto) ‘schössling’,
tris-gataim ‘durchbohre’ (nur ital. kelt.
germ.!). — vgl. gadda, gaddan und
gedda.
— 2 m. ‘festgetretener schnee’, nisl. far.
gaddur ‘ds.’, nnorw. gadd ‘festgetretene
stelle’, nschw. dial. gadd ‘schmaler
pfad, hasenspur'. — vgl. nebenform
galdr 1.
Nach Torp, Wortschatz 132 aus
grundform *gazda- zur idg. wzl
*ghas ‘gaffen, sich öffnen'; vgl.
dazu gr. xepoó? ‘trocken, hart’,
mit bed. entw. 'sich öffnen’ >
'vor durre bersten’ > ‘trocken oder
hart sein’. Dann also weiterbildung
zu der in gana vorliegenden
wurzel. Gezwungene erklárung.
gáði m. ‘spötter' (poet.). — vgl. geyja.
gáfa f. ‘gabe’ (nur chr. Schr.), nisl. gdfa,
fár. gáva, nnorw. gaava, nschw. gdva,
ndá. gave. — Fraglich ob < mnd. gáve
(Fischer 30; wahrscheinlich weil so
spát bezeugt, aber andrerseits spricht
dagegen, dass es so weit verbreitet ist,
s. Seip, Láneordstudier 1, 1915, 48). —
vgl. gefa.
gafði schw. prát. ‘gáhnte’ (v.l. neben
gapti in Heil. m. spgur) zu nicht iiber-
liefertem Inf. *gafa neben gapa.
gafi m. ‘greif, fabeltier' (nur Stjórn) <
lat. gávia ‘möwe’.
gafl m.‘ giebelseite’, nisl. gafl, fár. galvur
‘giebel’, nnorw. gavl, nschw. gavel
‘querwand’ (s. zum ON.Gaw/eSahlgren,
NB 27, 1939, 131-141), ndá. gavl ‘teil
der querwand'; vgl. shetl. gabel, gavel
‘giebel’. — Daneben abl. ahd. gibil,
mnd. mnl. gevel, got. gibla ‘giebel’,
auch gebal, gibilla ‘schádel’ (fiir bed.
geschichte s. Trier ZfdA 76, 1939, 13-
44 und ZfdPh 70, 1949. 356 - 7 )- —
xc?ixXf) ‘kopf, gipfel', maked. faPaXáv
(Hes.) ‘kopf’, toch. A épál ‘kopf’.
Idg. wzl *ghebh-l, nach Vendryes
RC 40, 1923, 436 mit wurzel-
variation daneben *kep, vgl.
hefuð und fur einen áhnlichen
wechsel vgl. hafa und hgnd.
gaflak n. ‘leichter wurfspiess’, auch
gaflok < ae. gafeluc ‘wurfspeer’ <
kymr. gaflach (Falk NVA 1914 Nr 6,
72) und hieraus ebenfalls mnl. gaveline,
afrz. gavelot, javelot.
gaga schw. V. ‘verspotten’, vgl. nisl.
gagarelegur ‘naseweis’ und vielleicht
fár. gagga ‘kinderwort fiir laus’. —
mhd. gágen ‘schnattem’ und frequent.
bildung mhd. gágern ‘ds.’, ahd. gagizön,
gackizön ‘schreien’, ánl. gaghelen ‘schnat-
tera’. — lit. gagú, gagétx ‘schnattern’,
lett. gágil ‘wie gánse schreien’, russ.
gogótat' ‘gackem’, gagat’ ‘schnattem’.
— vgl. gagarr, gagl, gógr und
gegull.
gagarr m. ‘hund’ (poet.). — > air.
gagar, gadar (Marstrander NVA 1915
Nr 5, 112 und 158); > schott. gadhar
(Henderson 130). — Wenn das tier
nach seinem bellen benannt wurde,
vgl. gaga; dagegen F. Jónsson, Sprog-
forh. 60 nach steilem stand des schwan-
zes oder dem ausrecken der beine zu
gaghals.
gaghals adj. ‘mit zuriickgebogenem
kopf’ (nur Grm). Der 1. teil gag- vgl.
nisl. gagur ‘nach innen gebogen, schief
gedreht’, nnorw. gag 'riickwártsgebo-
gen’, nschw. dial. gager ‘uniibenegt',
zum nisl. gaga ‘den kopf in den nacken
werfen', nnorw. gaga ‘riickwárts biegen’,
gaga seg 'das kinn hoch tragen’. —mhd.
gagen, gageren ‘sich hin und her bewe-
gen’, nhd. dial. gagen, gagern, gageln
‘die beine spreizen, unfest stehen’;
vgl. ae. glagl ‘kiefer’, mnd. gágel,
glgel 'gaumen, zahníleisch', ne. dial.
gagtoothed ‘mit hervorstehenden záh-
nen’. — lit. gögas ‘riicken des pferdes an
der höchsten stelle’, arm. gog ‘höhlung,
schoss, bauch’, auch toch. A káts,
B kátso ‘bauch’ ? (s. v. Windekens 32).
— vgl. gapa, gjegr « und g&gjust.
gagl n. ‘kleine gans, schneegans, nisl.'
gagl, nnorw. gagí, gaul, gogl ‘wilde gans’,
nschw. dial. gagel ‘kleine gans’. —
> ne. gaggles ‘reihe von fliegenden
gánsen '(Björkman 158); schott. gawlin
‘kleiner seevogel’; > IpN. gavla-íuotja
‘gánseart’ (Qvigstad 167). — mnl.
gakelen, nnl. gaggelen ‘schnattem’. —
lit. gagalas ‘storch’, gaigalas ‘enterich’,
lett. gaigale ‘möwenart’, apr. gegalis
‘taucher’, mss. gógol' ‘quákente’. —
vgl. gaga.
gaglvior m. ‘bedeutung unbekannt’ (nur
Vsp. 42): vögelwald ? hahnenbalken ?
Man hat an urspr. *ga-vagl gedacht
(s. Detter-Heinzel, Edda 2, 58), also
zu vagl, oder an ein wort gagl ‘gagel’
ankniipfen wollen (A. Kock ANF 27,
1911, 110), das aber nur im siidgerm.
bekannt ist (ae. gagel, gagole, mnd.
mnl. mhd. gagel, zu gr. xáyXa und
daneben yáXxa?, lat. calcan, chalcan)
oder gagl zu gag-hals gestellt und
gaglviðr als ‘der hohe baum’ gedeutet
(Strömbáck SSUF 1927, 23-33). Uber
unsichere vermutungen kommt man
nicht hinaus.
gagn n. ‘vorteil, hausgerát’ (< germ.
•gagana), nisl. fár. nnorw. schw. gagn,
gakaR
153
gaU
ndá. gavn. — > me. gagkenn, gawin
(Björkman 112); > lpN. gav(d)ne
‘nutzen’ (Qvigstad 167). — Das wort
ist dasselbe wie gagn 'gegen, durch’,
also eig. 'das zusammentreffen mit,
passen zu’, vgl. ae. geagn- gean-, ahd.
gagan ‘gegen, wieder’. — Dazu gagna
schw. V. 'niitzen’. — vgl. gegn 2 und
gggn.
Wadsteins deutung (IF 5, 1895, 12)
aus *ga-hagna zu hagna, hagr
ist abzulehnen, wie auch die
meinung von Lewy PBB 32, 1907,
140, der es mit gegn 1 verbinden
will.
gakaR um. run. (br. Nr 19, Skáne 1,
Jacobsen-Moltke Sp. 541-3); gewöhn-
lich als íehlschreibung fUr gaukaR
(vgl. gaukr) betrachtet, aber keines-
wegs sicher; es kann auch eine magische
formel ohne bestimmte bed. sein.
gala st. V. ‘singen, schreien; zauberfor-
meln hersagen’ (s. I. Lindquist, Galdrar
s. 4-5); norw. run. g[a\landi ‘schreiend’
(Eggjum c. 700, Krause Nr 54). nisl.
fár. norw. schw. gala, ndá. gale ; vgl.
auch Part. galinn 'verzaubert, behext’,
nnorw. schw. galen, ndá. gal. — ae.
ahd. galan ‘singen’, mnl. galen ‘lármen’,
ahd. bigalan ‘verhexen’; vgl. mhd. gal
‘ton, gesang’, ae. nihte-gcde, geele, as.
ahd. nahti-gala ‘nachtigall’. —• vgl.
gjalla und galdr 2. — Dazu Galarr
m. ‘name eines zwerges’.
galdr 1 m., auch gaid n. ’festgetretener
■schnee’, nnorw. gald ‘harter boden,
felspfad’, nschw. dial. gadd ‘schmaler
weg’. — > ne. galt, gault ‘lehm,
mergel’; > shetl. gall, gald ‘hart’.
Man hat metathesis < *gaðl <
*gazðl angenommen (A. Noreen,
Gramm. § 313), und dann zu gaddr
2 gestellt.—Geht man aus von einer
bed. ‘harte, kahle stelle’ wie
.nnorw. und die engl.-shetl. entl.
nahe legen, so kann man an geldr
anknupfen, das auf eine idg. wzl
*ghel ‘abschálen' zunickgeht.
Denkt man an den hellfarbigen
riss in einem abgeschálten stamm,
so kann man die bed. ‘schmaler
weg’ und ‘festgetretene fuszspur
im schnee' leicht erkláren.
2 m. ‘zauberlied', nisl. fár. galdur,
nnorw. aschw. galder. — > orkn.
galder ‘starker wind’, golder ‘plötzliches
lautes reden; windstoss’ (Marwick 50
u -. 58); > shetl. galder, golder ‘heulender
wind; lármendes reden’ (Jakobsen
J98 u. 236). — ae. gealdor, ahd. galtar
‘zauberlied’; vgl. auch ahd. galstar
’zauber’ und ae. galstre ’hexe’. — vgl.
gala und gjalla.
galeið f. ‘galeere', nisl. galeiða, aschw.
galeidha, adá. galeid — < mnd.
galeide < mlat. galeida, vgl. mgr.
yocXata, ngr. yot>ia.
galgi m. ‘galgen’, nisl. fár. gálgi, nnorw.
schw. dá. galge. — got. galga ’pfahl,
kreuz’, ae. gealga (ne. gallows), afr.
galga, as. ahd. galgo, mnl. galge ‘galgen’.
Grundbed. ‘stange’. — lit. iálgas,
ialgá ‘lange, diinne stange’, lett. ialga
‘lange rute’, arm. jalk ‘stange, zweig’
(IEW 411). — vgl. gelgja.
gali m. in Zss. magrgali ‘hagerer mensch’,
árgali ‘der fruhsinger, der hahn’, auch
fagrgali, vilgali ‘schönklingende worte’.
— vgl. gala.
gáli m. BN., dazu gálaskapr ‘ausgelassene
fröhlichkeit’, gáíasamligr 'ausgelassen';
nisl. gáli 'ubermutige person; possen-
reisser’, nnorw. gaale ‘tor, einfalts-
pinsel’.
Von nordgerm. standpunkt aus
kann man an die sippe von gá 1
und gár ankniipfen (Torp, Wb.
150), also der schreihals. Aber es
scheint unrichtig das wort von ae.
gil, as. gll, ahd. geil ‘fröhlich,
unverschámt’ zu trennen; vgl. got.
gailjan 'erfreucn'; vgl. gil. Fur
den wechsel d: ai vgl. auch grápa
neben greip (Sturtevant MLN 41,
1926, 371).
galkn n. ‘fabeltier’. Nach Bugge ANO
1895, 123-138 < *gand-likan, und also
zu gandr. ; eine befremdende zusam-
menziehung der durchsichtigen zu-
sammensetzung. Es kommt nur in den
Zss. finngalkn und hreingalkn vor.
Eher ein fremdwort (aus dem kelti-
schen ? s. Jóhannesson.-Suff. 75).
gall n. 'galle, bitteres getránk, gift’, nisl.
fár. norw. gall, nschw. galla, galle, ndá.
galde. — ae. gealla, as. ahd. galla, mnl.
galle. — lat. fel (g. fellis) ‘galle’, also
italisch *ghel-n neben germ. *ghol-n;
weiter zu helvus ‘honiggelb’, gr. x^°?>
XoXÝ; ‘galle, zom’, x^o>pó; 'gríingelb,
frisch’, ai. hari 'blond, gelb’, hiranya
‘gold’, av. zdra ‘galle’, asl. zelenú
'griin’, zlato ‘gold’, lit. ialias ‘griin’,
lett. zal’i 'griin’, zilts ‘gold’, apr.
saligan ‘griin’, air. gel ‘weiss’. Neben
der idg. wzl *§hel ‘glánzen; gelb, griin’,
ist auch *ghel anzunehmen, vgl. lit.
geltas ‘gelb’, (IEW 429). — vgl. gull
und gulr.
Die idg. wzl *ghel ist im skand.
stark vertreten und zwar als *ghié
vgl. glámr
mit erw. dental vgl. glaðr 1 und
giata, glit
galli
154
mit erw. labial vgl. glap
„ „ n „ glanni
„ „ s „ gler
als *ghleý „ gljd
„ *ghk]f- „ gleggr.
Die wzl *ghel, ‘leuchtend, glanz'
bedeutet viell. urspr. 'abschálen,
abgescháltes holz’, vgl. glaör.
Aber weiter konnte aus einer bed.
‘glanz’, die von 'ruhm, lob’, leicht
entstehen, weshalb H. Schwarz,
Fschr. J. Trier ( 1954 ) 439-449.
damit verbindet die gruppe von
gjalla.
galU m. ‘fehler, schaden’, nisl. galli,
aschw. dá. galle ‘fehler, schaden,
schmerz’.. — ae. gealla ‘reibwunde’,
mnd. galle ‘wunde hautstelle’, nnd.
galle ‘unfruchtbare stelle im acker', ánl.
gaele, nnl. gal ‘hautkrankheit’, mhd.
galle 'geschwulst’. — lit. lalá 'schaden,
elend’, lctt. zalba ‘schaden, verletzung’.
Dazu noch air. galar ‘krankheit, kum-
mer’ (Zupitza, Gutt. 201).
gallr adj. ‘hell tönend’ (Vsp. 46), vgl.
aschw. gall ‘schrei, lárm’, nschw. gall-
skrika ‘laut schreien’. — vgl. gjallr.
— Dazu Gallópnlr ‘name fiir adler’
(poet.), eig. ‘der lármer’ (zusammen-
gesetzt mit ópnir, vgl. óp).
galmr m. ‘schwert’ (þula), auch PN.,
eig. ‘der helltönende’, schw. dial. galma
‘schreien’. — as. mnl. ahd. galm
‘klang, widerhall’. — vgl. gala und
gjalla, weiter Aurgelmir, Bergel-
mir, Hvergelmir, Gelmingr und
gylmir.
galpin m. BN.; nisl. galapin ‘fröhlicher
bursche’ < schott. galopin ‘diener'
< frz. galopin: nach der bed. von
galinn beeinflusst (S. Bugge ANO
1895, 127).
galtl, galtr m. ‘eber', nisl. fár. galti,
nnorw. galte. — > shetl. galti, golti,
orkn. gat. — vgl. gpltr.
gamall adj. ‘alt’ auch PN„ nisl. gamall,
fár. gamal(ur), nnorw. gamal, nschw.
gammal, ndá. gammel, vgl. shetl.
gamrnel (Jakobsen 200). — ae. gamol,
mnl. gamel, ahd. gamal- ‘alt’; dazu ae.
gamelian, mnd. gamelen ‘alt werden’,
as. gigamalðd ‘betagt, bejahrt’. — vgl.
gemlingr.
Erklárung ist unsicher: 1. abl.
von germ. *gam (< idg. *ghðm
neben *ghiöm, vgl. gr.
‘schnee’), zu gdi und gymbr. —
Oder Zs. mit práfix ga-, und zwar
2. < *ga-máll < germ. *ga-milaz
‘bezeitet’ zu mdl 1 (Kluge KZ 26,
1883, 70), oder 3. < *ga-hamall
‘verstiimmelt, kraftlos’ zu hamla
(Wadstein IF 5, 1895, 12 i un '
gambra
möglich fiir wgerm. formen). —
4. < *gam-ala indem *gam- (mit
der bed. ‘essen, náhren, gedeihen’)
auch in gamban, gambra una
wgerm. PN. Gambara vorliegen
sollte (Rooth, Altg. Wortstud. 50).
— 5. zu lat. humilis 'niedrig’, gr.
ópaXó; neben xOapaXé;; also aus
*ghom-ali 'gleich mit der erde ge-
wachsen’; so Szemerényi, Word 8,
1952, 50, der das wort also mit ala
verbindet, vgl. auchseine erklárung
fiir aðal ; zum I. glied vgl. gumi.
gaman n. ‘freude; spass; wollust’, nisl.
fár. nnorw. gaman, nschw. gamman,
ndá. gammen. — ae. gamen, afr. game,
gome f„ as. ahd. gaman ‘freude, unter-
haltung, spiel’, mnl. game ‘streich,
spott’. — Weiter gehören dazu adá.
gammel, mhd. gamel ‘scherz’, nhd. dial.
gammel 'wollust’, und nnorw. dial.
gams ‘ausgelassener scherz’, nisl. gems
‘anstössiges betragen’, nnorw. dial.
gamast ‘sich freuen, spassen’; vgl.
gamðir, gamna, gemsa und gumsa.
Weitere ankniipfungen unsicher.
Vielleicht grundbedeutung ‘hiip-
fen, springen’ (Wiedemann BB 27,
1902, 202) und dann kaum zu lat.
fumus 'rauch’, gr. ðúfjto? 'gemuts-
wallung, geist’, ahd. toum ‘dampf’
(WP 1, 678); andere dagegen zu
gr. á 0 e|i( 3 oöea ‘ausgelassen’ (IEW
490). — Mit práf. ga- aus *ga-am
zu lat. amare (Wadstein IF 5, 1895,
8; unmöglich). — Zu der unter
gamall erwáhnten wzl *gam
‘ernáhren, essen, sich freuen’
(Rooth, Altg. Wortstud. 42).
gamban- in Zss. gambansumbl ‘feier-
liches gelage’, gambanreiði ‘grosser
zom’, gambanteinn ‘zauberrute’.
Erklárung unsicher. Ansprechend
< *ga-amban (zu gmbun), eig.
partiz. zu dem in afl und afli
vorliegenden stamm *ab (v. Ha-
mel Nph 17, 1932, 136-43 und
2 34 - 9 ) • — Dagegen wenig ein-
leuchtend zu einer wzl *gam
‘ernáhren, essen', also wie gamall
und gaman (Rootb, Altg. Wort-
stud. 45). — Unmöglich < *gand-
band (A. Kock ANF 27, 1911,
114-21). -— Man muss wohl von
einer magisch-religiösen bedeu-
tung ausgehen.
gambr m. ‘greif’ (spát bezeugt). — vgl.
gammr.
gambra schw. V. ‘sich briisten, prahlen',
nisl. gambra. — vgl. gimbing.
Möglich mit nasal-infigierung zu
gabb, oder erw. des in gana
vorliegenden stammes; in heiden
155
gandr
gamðir
íállen also zur selben wzl. — Unter
hinweis auí germ. VN. Sugambri
und ahd. gambar ‘kráítig’ vielleicht
zu gamban- (Holthausen, Wb. 79
u. 362). — Die lautáhnlichkeit mit
gr. xojijnjpói; ‘groszsprecherisch’ ist
wohl zufállig, wiewohl fiir das
verháltnis *ghombh : *komp vgl.
gafl und hafa\
gamðir m. ‘falke’ (poet.). Mit hinsicht
auf die bed.entw. von gladr 2 kann
man an zusammenhang mit gaman
denken (Falk, Fschr. Sievers 1925,
246), etwa < *gaman-þér ~t (Holthau-
sen, Wb. 79). Daneben steht aber
hamöir (was Wadstein IF 5, 1895, 13
naturlich an eine entw. < *ga-hamðir
denken macht; wenig wahrscheinlich).
gamli m. ‘adler’ (nur Akv.). Kann
einfach 'der alte’ bedeuten, also zu
gamall. — vgl. gemlir.
gammi 1 m. ‘lappenhiitte, erdhiitte’, nisl.
gammi, nnorw. ndá. gamme ‘ds.’, nschw.
dial. gamrne ‘krippe’, ndá. dial. gam{me)
‘verschlag in einem viehstall’. — >
finn. hamano ‘berghöhle, grotte’ (Kar-
sten FMS 4, 1936, 463, mit bewahrter
endung der «-dekl.), daneben komma-
na, kommano ‘lappenhutte’ und kommio
‘zelt, waldhutte’ (Wiklund IF 38,
1917, 102, der vermischung von gammi
und skemma annimmt); > lpN. gammi
‘erd- oder torfhiitte' (Wiklund SVS
Uppsala 24, 1927, Nr. 16, 59-60). —
nhd. schweiz. gammeli ‘kleine vieh-
hiitte, vorstall’. — arm. gom ‘schafstall’
(Lidén, Armen. Stud. 1906, 14).
Anders Torp, Fschr. Unger 1896,
185, der das wort zu der sippe
von gumi ‘stellt’; vgl. lat. humus,
gr. xötí>v, also urspr. ‘erdhiitte’
(nicht wahrscheinlich).
2 m. 'tonleiter’ < afrz. gamme < gr.
gamma.
gammr, gambr m. ‘greif’, nisl. fár.
gammur, nnorw. gamber, nschw. gam(m),
adá. gam. — Zusammenhángend mit
oder eher mittelbar entlehnt < mhd.
gampilún, gabilun ‘drachenartiges tier’
< roman. vgl. span. gavilan ‘sperber’,
prov. gavanh 'raubvogel’.
gamna schw. V. ‘erfreuen’, nisl. gamna.
— ae. gamnian. — vgl. gaman.
&an n. ‘gáhnen, schrei, lárm', nisl. gan
‘hervorsturzen, gewalt’, fár. ganir
‘hautfalten im kuhmund’, nnorw. gan
n., nschw. gan f. ‘schlund, rachen’,
nschw. gan n. 'kiemen, kopf und ein-
geweide kleiner fische’. — > ne. dial.
schott. gane ‘mund, rachen' (Flom 43).
— gr. x<&vo< ‘das gáhnen’. — Zu gana
schw. V. ‘gáhnen, gaffen, glotzen’,
nisl. gana ‘unvorsichtig vorwárts-
sturzen’. fár. gana 'aufwárts glotzen’,
nnorw. gana 'den hals ausrecken’,
nschw. dial. gana ‘gaffen’. — > orkn.
gan, shetl. gon ‘anstieren'. — ae.
ganian, mnd. jSnen ‘gáhnen’. — gr.
Xacívco ‘gáhnen, sich öfínen’. — vgl.
gansi, ganti, genja, genta, ggn-
suðr und fur weitere verwandten
gapa.
gandr m. ‘zauberstab; zauberei; wolf’; in
Zss. hrótgandr ‘feuer', jgrmungandr
‘wéltschlangc', Vdnargandr ‘Fenrir’;
norw. run. ungandiR ‘gegen zauberei
gefeit’ (Nordhuglen c. 400, Krause
Nr 45), vgl. den latinisiörten PN.
Ongendus; fár. gandur ‘zauberei’,
nnorw. dial. gand ‘dunner stock;
zauberei der Lappen'; nschw. dial.
gánder ‘zweig’. — > shetl. gander ‘heu-
lender wind, lautes gerede, plötzliches
schwáchegefiihl’; > lpN. gaijija 'lap-
pische zauberei’ (Qvigstad 164). — vgl.
gálkn, Ggndlir und ggndull. —
Dazu gandreiðf. ‘zauberritt’, woneben
auch *gandferð anzunehmen, vgl.
nnorw. gandferd, orkn. gamfer (Mar
wick 51), shetl. ganfer ‘unheilverkiin
dende lufterscheinung’ (Jakobsen 205).
— Gandvík f. ‘das Weisse Meer’, durch
volksetym. anlehnung an gandr < finn.
Kantalahti (E. Lidén BB 21, 1896,
” 5 )-
Fiir die erklárung des wortes gandr
hat man zwei ansatzpunkte: ent-
weder den begriff des magischen
gegenstandes und dessen wirkung,
oder die bed. ‘stock’, besonders als
bezauberter stock. 1. Verwandt
erscheinen Ganna ‘name einer
semnonischen seherin’ (Schönfeld
102) und die unter ginn 2 behan-
delte wortsippe (de’ Vries APhS 5,
1930, 51-63). Abzulehnen verbin-
dung mit ir. gand ‘knapp, sparsam,
klein’, falls eigentlich ‘verhext'
(Marstrander NTS 3, 1929, 110-1,
dessen binweis auf ai. Gandharva
lautlich unmöglich ist). — 2. zu
air. geind 'keil’, lit. geniú ‘áste ab’,
lett. dzenis ‘holzstíick am pfluge’,
asl. £{lo 'stachel’, zur idg. wzl
*gthen ‘schlagen' vgl. gunnr
(Lidén BB 21, 1895, 98, N. Lid.
Fschr. Falk 1927, 331-9; dagegen
Uhlenbeck PBB 22, 1897, 543 weil
die bildung mit dA-suffix unerhört
ist mit instrumentalbedeutung und
der labiovelar nicht stimmt; auch
Marstrander z. a, s. 110 und Lane
JEGPh 35, 1936, 28). — Altere
unbefriedigende deutungen: < *ga-
andaR ‘mit atem oder geist begabt’
(S. Bugge ANO 1895, 132) und
ganga
156
garðr
< *ga-wandaR zu vgnir (Wad-
stein IF 5, 1895, 3 «>)-
ganga red. V. ‘ gehen', nisl. fár. norw.
ganga, nschw. ginga, adá. gange. —
> shetl. gonga und geng (Jakobsen
205). — got. gaggan, ae. as. ahd.
gangan, afr. ganga, gonga. — ai. jaHeha
‘unterhein’. jamha- 'schritt’.'gr. xs ýSvrj
‘schntt; stelie zwiscben aen scnenkein , '
li fnm gtt l. - feltgt t se ftfélten ’r h Hesms~
Jsdwitt^r^vgl. gangr, gdtt, gengi ~
gewgrTmd ggngull.
Por zig , Gliederung d. idg. Spr,
(1954} 147 betrachtet dieses wort
als riickbi ldung zu ger m. *gan eian.
ygT~aer~^gft^aii~ mhri gengin ‘anf
etwas jpsgrfie n’, das igLlit_fengfú
gangarl, ^áíígvarirn. 'pferd\'wohl bber
wgerm. (ae. ganger 'schnelles pferd’)
lehniibertragung aus lat. ambulator oder
gradarius (Westergárd-Nielsen 139).
Gangleri m. ‘Odinsname' (nur Grm.);
gewöhnlich aufgefasst als gang-leri ‘der
wegemiide ‘(Gering, Edda-komm. 1,
211), obgleich das suffix -leri sonst
nur in Zss. mit herabsetzender be-
deutung vorkommt.
gangr m. ‘gang’, nisl. fár. gangur, nnorw.
dá. gang, nschw. ging. — > shetl.
gang, geng. — got. gagg. n. ‘weg, strasse’,
ae. as. ahd. gang, afr. gong, ‘gang’. —
vgl. ganga, gengi und Zss. árangr
und einangr.
gansi m. BN., eig. ‘gaffer’, mit s-suffix
(vgl. bersi) zu gana.
gantí m. ‘narr, tor’ (nur Rémund. s.)
< *ganatja, mit f-suffix zu gana.
gapa schw. V. ‘das maul aufsperren,
schreien’, nisl. fár. norw. schw. gapa,
ndá. gabe ‘gaffen, stieren’. — > ne.
gafe, me. gapen; > shetl. gáb ‘ge-
schwátzig sein’. — ae. ofergapian
‘vergessen, vemachlássigen’, mnd. mnl.
gapen, mhd. gaffen ‘gáhnen’. — Dazu
gap n.‘öffnung; schrei, ruf; törichtes
benehmen’, nisl. fár. norw. schw. gap,
ndá. gab; vgl. shetl. gab ‘öffnung’. —
gapi m. PN. ‘gaffer’; nisl. gapi ‘magi-
sches zeichen’ (vgl. gapaldur, angurgapi,
veðurgapi ‘namen fiir zauberstabe’). —
Gapþroanir, Odinsname (þula), dessen
1. teil wohl zu gapi ‘zauberzeichen’
gehört, wáhrend þrosnir (nach Falk
NVA 1924 Nr 10, 11 aus *-þrosknir)
zu þroskast gehört, oder mit F.
Jónsson LP 171 zu nisl. þrusk ‘lárm’.
— gapuxi m. ‘narr, tor’ (Vatnsd. s.),
nisl. gapuxi. — > orkn. gappis (Mar-
wick 51); shetl. gapos (Jakobsen 202).
vgl. fiir den 2. teil oxi.
Die nur germ. bezeugte sippe
gehört zu der idg. wzl *ghé: *gh»
‘gáhnen’; dazu mehrere erweiter-
ungen:
mit dental vgl. gaddr 2
„ laþial ,, gabba, gafði,
gopi, Gepul
,, guttural ,, gaghals
*|héi- „ gji
*ghéy- „ geyja.
gár n.‘spott, liige’, nisl. gár ‘spott’; vgl.
nnorw. gaare ‘narr’. —Wohl < germ.
*gawara-, vgl. gá 1 und geyja.
Garðaríki, álter auch Garðar ‘name des
Wikingerreiches in Russland’. Gewöhn-
lich zu garðr ‘hof, festung’; der áltere
name Garðar war vielleicht eine zu-
sammenfassende bezeichnung der rus-
sischen grady oder ‘stádte’ (Braun,
Fschr. Mogk 1924, 195).
Garðarr m. PN. mit suffix -arr von
garðr gebildet (vielleicht aus ostskand.
entlehnt).
gardekors n. ‘kurzes- jackenartiges klei-
dungstiick’ (norw. DN); aschw. garth-
kors, vardhekors. — < afrz. gardecorps
< mlat. gardecorsium (Falk NVA
1919 , 173 )-
Garði m. PN. und BN.; schwache form
zu Garðr.
gardian m. ‘vorsteher eines Minoriten-
klosters’ (norw. DN) < mnd. vgl.
mnl. gardiaen < ital. guardiano (Kahle,
Acta germ. I, 4, 1890, 36).
garðr 1 m. 'zaun, hof, garten’, nisl. fár.
garður, nnorw. gar{d), nschw. gird, ndá.
gaard. — > me. garth, gerth (Björkman
150), ne. dial. garth (Thorson 27); >
manx Garth ON. (Marstrander NTS 6,
1932, 157); >. norm. -gard in ON.
(Jakobsen DSt. 1911, 81); > frz. gord
‘einrichtung zum fischfang bestehend
aus einer doppelten pfáhlenreihe’
(Nyrop, Fschr. F. Jónsson 1928, 450-4);
> air. garda (Craigie ANF 10, 1894,
156); > kymr. gardd ‘garten’ (Miihi-
hausen, Fschr. Windisch 321); > finn.
kartano, liv. kSrand, karn ‘hof, hof-
platz’ (Thomsen 2, 183; nach Karsten
GFL 1915, 127 und FMS 4, 1936, 470
eher aus n-stamm, der vorliegt in got.
garda ‘viehhof’, afr. garda, as. gardo,
ahd. garto 'garten’); > lpN. gard{d)e
(Thomsen 2, 182); > asl. gradú ‘stadt,
burg, garten’, ht. gafdas ‘einzáunung’
(Stender-Petersen 255-61; falls nicht
urverwandt, vgl. gerð 2). — got.
gards ‘haus, familie’, ae. geard (ne.
yard), as. gard ‘zaun, wohnung’, and.
gart ‘kreis’. — vgl. gerð 2.
— 2 m. PN„ bes. norw., vgl. adá. Garth;
dazu Zss. Finngarðr, Freygarðr, Grjót-
garðr; der 2. teil bedeutet wohl ‘be-
schiitzer'. — vgl. gerð 2.
gargan
157
gat
gargan n. ‘schlange’ (þula); nisl. gargan
‘verstimmtes musikinstrument’, im
allgemeinen ‘etwas schlechtes’ zu garga
‘mit heiserer stimme schreien, ver-
stimmt sein’.
S. Bugge ANO 1875, 227 und
Jóhannesson, Suff. 18 stellen es zu
air. garg 'rauh, wild’, das weiter
zu gr. Yopyó; ‘furchterregend,
grausig’, gehört, aber nicht wahr-
scheinlich; eher zu garpr. Dass
die schlange nach einem laut
benannt wurde, steht nicht ver-
einzelt da, vgl. japr.
garland n. ‘hauptschmuck, diadem’
(spát bezeugt) < afrz. garlande ‘kranz’,
wohl durch nd. vermittelung (vgi. mnl.
garlande).
garmr m.‘hund’; bes. der ‘höllenhund’
(poet.), nisl. garmur ‘elender mensch’,
fár. garmur ‘hund’; vgl. nnorw. dial.
garma 'briillen’, nschw. gorma ‘schreien,
lármen’. — ae. gierman ‘briillen’. —
vgl. garpr.
garn n. ‘garn, faden’, nisl. fár. norw.
,r,hw. dá. garn, vgl. shetl. gon(n). Die
urspr. bed. war 'schnur von dármen’
(vgl. gprn). — > me. garn (Björkman
150) —• ae. gearn (ne. yarn), mnd. garn,
mnl. garn, garen, ahd. garn. — lit.
zarná, lett. zarna ‘darm’, alb. zofé
‘eingeweide’; und weiter lat. hernia
‘darmbruch’. hira ‘leerdarm', pl. ‘ein-
geweide’, haruspex ‘eingeweideschauer’,
gr. 'darm, darmsaite’, ai. hira-
‘band', hirá ‘ader’ (IEW 443).
garpr m. ‘tiichtiger mann’, auch PN. und
BN. (besonders ‘Deutscher’), nisl. fár.
garpur, ‘tiichtiger kerl', nnorw. dial.
garp, aschw. garper ‘prahlerische per-
son’. — Als bezeichnung fiir Deutsche
> finn. Karppi (Karsten, IF 26, 1909,
242). — vgl. nnorw. dial. garpa
'prahlen, lármen’, nschw. dial. garpa
'schwatzen, prahlen, schelten’, ndá.
garpe 'schreien’ (wie ein rabe); mit
anderem suffix nnorw. dial. garta
‘plaudern, grunzen’, garma ‘briillen’. —
ae. gierran ‘krachen, knarren, schwat-
zen’, nhd. girren, mhd. auch garren,
gurren ‘schnattem, schwatzen’.